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Dienstag de» 23. August 1921 Sächsische Bolkszettnng Nr. ISS. Seit» » Ausnahme weniger, von der Völker'Undsakle zugelassener Fälle ein stimmig angenommen werden, sonst bedeutet dies da» volle Verlagen de» Völkerkunde», Nur bezüolich der ein,»schlagen» denMethode genügt die einfache Mehrheit. Wa» diele Methode an» betr fft, so wird sich zunächst der VölkerbundSrat die Fraae vor,u'egen Haien, ob er die an ihn gerichtete Auisorderung annehm'n könne. Man verlangt di« Anrlcgung eine» Artikel» de» Versailler Frieden«» mlraoe». aber au» der Erklärung de» Schweizer Delegierten Motta hei der erste« Vollversammlung de» Völkerbünde» und au» der Er» lläiin'g Leon Bourgeois geht hervor, daß alle», was sich ruf die Nmlegung de» Versailler Vertrages bezieht, nicht der Kompetenz de» Völkerbunde» Unterstedt. Aber anderseits bestimmt Ab» sah 4 de« Artikel» 4 der VSlkerbundSaktc, daß sich der Völkerbund mit jeder Frage befasse» könne, welche den Weltfrieden berühre. Da» sei gegenwärtig der Fall. Außerdem habe man nicht verlangt, daß sich der Völ'erbundSrat an die Stelle de» Obersten Rates setze, son dern er habe nur ein Gutachten,» erstatten, das der Oberste Rat dann annehmen werde. Zweifellos wird sich der Oberste Rat siri er da» Recht Vorbehalten, neue Untersuchungen anzustellen. Er m>rd Vertreter Deutschland« und Polens eingehend anhören, da beide Mächte das größte Interesse daran haben» ihre Sache vor dem Bö kerbundSrat zu verteidigen. Sollte dieser keine einstimmige Ent scheidung treffen können, so steht ihm noch das Recht zu, die ganze Angelegenheit vor die Vollversammlung ,u bringen. Im ganzen wird sich also der Vorgang wie folgt abipielen: Nach Er ledigung der Komvctenzsraae, die im besabenden Sinne beantwortet weiden soll, wird die bisher erfolgte Dokumentier»»« geprüit werden- Deuiiche und polnische Vertreter werden angehört werde», und wenn mau zu einer einstimmigen Eulicheidung nicht gelangt, wird die An» gitcgeuheit der Vollb.-rsaniiwu»» oes Völkerbundes vorgelcgt werden- Hervös Mahnung Paris, 21. August. Gustave Hervü schreibt in der „Acivir", er lese in einem guten Teile der französischen Presse flaimnende Kommentare gegen die letzte Rede Llohd Georges. Nicht gegen Llohd George, sondern gegen sich selbst müsse die französische Presse wütend sein, denn sie sei es, die der polnischen Sache in Oberschlesien einen schlechten Dienst er wiesen habe durch die ungeschickte Art und Weise, in der sie daS Problem vor die öffentliche Meinung Europas gebracht habe. Die einzige Frage, die bei der Volksabstimmung in Ober schlesien in Betracht komme, sei, zu wissen, ob die Bewohner die ser Provinz Polen oder Deutsche seien, und in welchem Verhältnis sie zu Polen oder zu Deutschland gehören wollten. WnS aber habe ein nur zu großer Teil der französischen Presse seit zwei Jahren erzählt? Obcrschlesien müsse an Polen zu rückfallen. weil das daS beste Mittel wäre, Deutschland zu schwächen, indem man ihm ein Gruben- und Industriegebiet erste» Ranges wegnähme. Natürlich hätte Frankreich auch im Oberste» Rate alle Verbündeten gegen sich gehabt, weil es von ihnen verlangt habe, das; der Geist des Versailler Vertrage?, den Frankreich unterzeichnet habe, zum Nachteil Deutschlands, zngnnste» Polens und zugunsten Frankreichs verletzt werde. Die französische Presse habe zwei verschiedene Fragen, die der Versailler Vertrag getrennt behandelt habe, zusammengcworfen: Die Frage der Entwaffnung Deutschlands und dis Frage der »ichtdentschen Nationalitäten. Wenn die französische Presse und die französische Negierung sich nicht aussckiließlich auf das Ge biet der Nationalitäten, daS heißt das Gebiet der Gerechtigkeit begäben, um die polnische Sache zu verteidige», dann könne man ihnen schon beute sagen, was sie von dem Völkerbundsrate zu erwarten haben. Eine polnische Erklärung zur oberschlefischen Frage Paris, 21. August. Wie Havas aus Warschau meldet, bat die polnische Regierung in einer öffentlichen Erklärung bekaniitgegeben, daß sie alle Anstrenonnoen macken werde, um die Vertagung der Lößnig der ob er sch lest sch en Frage so kure als möglich zu macken. Sie sei von der Notwendigkeit, vollständigste Nnbc m be. wabren, überzeugt und fordere die Bevölkerung aus. die Geduld, Kaltblütigkeit und Geistesgegenwart zu bewahren, die sie bisher gezeigt habe. Vor der Ucbergabe der Kreise Pletz und Nybnik? Breslau, 21. August. „Cckandart Poliki" vom 16. August bringt eine Notiz aus Benthen vom 12. August, t»'e in Uebericbung wie folgt lautet: „Vorbereitung der Deutschen für die AuSwanderun«. Ans Ovveln wird gemeldet, daß d''c Landräte der Kreise Pteß und Rybnik vom Obervritsidenten tu Oppeln die Aufforderung erhielten, fick stir tteberaabe ihrer Kreise an die Polen vorzubcreitcn. Ebenso erbi.lten die Postbeamten den Auftrag, ihre Aemter den Polen zu übergeben.* An amtlicher Stelle ist von einer derartige» Anf- sorderiiiig oder einem solchen Austrag nicht» bekannt. Kriegsmaterial für Pole» Breslau, 21. August. Aus Wien wird gemeldet' Frankreich fährt fort. Kriegsmaterial, das Oesterreich nach dein Friedensvertrag an die Entente abzulieferu hat, an Polen zu verschachern. Täglich werden ganze Züge mit Mu nition und Waffen aus den österreichischen staatlichen Muni tionsfabriken nach Wiener Neustadt dirigiert, wo sie als Ma schinen und Eisenwaren deklariert nach Polen abgehen. Die falsche Deklaration geschieht mit Zustimmung deS österreichi schen Finanzministeriums. Die Transporte sind der Kontrolle der Zollbeamten entzogen, sie dürfen keiner zollamtlichen Be handlung unterzogen werden. Grregurig ln Rosenberg Kitttowitz, 22. August. Der deutsche Ausschuß sür Ober schlesien teilt mit: Ter Bevölkerung de- Kreises Rosenberg, der bei der Ab stimmung mit über 68 v. H. für Deutschland gestimmt hat, hat sich große Sorge und Erregung bemächtigt, weil nach de» Zeitungsberichten über die Verhandlungen dcsOberstem States I» Paris Lloyd George von der Möglichkeit gesprochen haben soll, den .Kreis Rosenberg oder Teile des Kreises Polen zuzu- sprcchen als eine Art Nustauschobjekt sür Teile des Jndustrie- bezirks, der nach den» englischen Standpunkt ungeteilt bei Deutschland bleibe» soll. Diese Sorge der Bevölkerung des Kreises ist auch in Eingaben und Beschlüssen zum Ausdruck gekommen, die vor kurzem veröffentlicht wurden. Der deutsche Ausschuß für Oberschlesien ist bei der Interalliierte» Kommission in Oppeln vorstellig geworden und ist er mächtigt worden, mitzuteilen, daß niemals die Absicht bestanden hat und auch jetzt nicht besteht, den Kreis Rosen- bcrg oder Teile des Kreises als Austauschobjelt Polen zuzu- sprechen. Line solche Behandlung des Kreises wäre, wie die zuständigen Vertreter der Interalliierten Kommission betonten, nicht dem Abstimmungsergebnis entsprechend. Teuerung-demonstratione« in Posen Warschau, 21. August. Wie kürzlich in Kosten (Posen) ver suchten jetzt im ehemaligen westpreuhischen Kulm Eisen» bahnarbeite« ben Weitertransport von nach Kongreßpolrn bestimmten Getreidezügen zu verhindern, da sie über die uner- hörte Steigerung der LebenSmittelpreise erbittert sind. Bei dem Versuch, 14 verhaftete Eisenbahner zu befreien, feuert« die Polizei eine Salve auf die andringendrn Eisenbahner ab. E» gab zwei Lote und vier Schwerverwundert. Aus anderen Orten des Posenschen Gebiete» werben ununterbrochen Ketten von Teuerungsdemonstrationen gemeldet. In Posen überreichten die Eisenbahner ein Ultima tum, das den allgemeinen Streik sür den 22. August androht, falls die Lohnforderungen nicht bewilligt werde». Im Dom» browa-Hüttenwerk hält der Ausstand der Grubenarbeiter nun schon in der dritten Woche an. Erneute Zusammenkunft Ratheuaus mit Loucheur Die Minister Rathenau und Loucheur, die bei ihrer ersten Be gegnung «ine weiter« Zusammenkunft verabredet hatten, haben vereinbart, sich in Wiesbaden am 2S. August zu treffen. Französische «»griffe gegen England Pari». 20. August. Im „Journal" führt der frühere Krieg« in int st er Andre Lefevre aus. in der oberschle sischen Frage neige England mehr Deutschlands als Frankreichs Anschauungen zu. Jeder Franzose wisse genau, daß Frankreich seit dem Friedensschluß von England niemals so un terstützt wurde, wie Frankreich dies erhosfen koiinte. Von einer Sitzung des Obersten Rates zur anderen habe Frankreich von seinen Rechten einige preisgebcn müssen, und zum Schluß habe Frankreich von der ersten deutschen Goldmilliarde nichts bekommen. Für den Augenblick wäre es besser, wenn Frank reich und Belgien sich mit der kleinen Entente verständigten, die gegenwärtig stark sei, da sie aus Süd- slawien, Rumänien, der Tschecho-Slowakei und Polen bestehe. Wenn der englische Abgeordnete Thomas durchaus Wert darauf lege, Deutschland zu helfen, so möge England Deutschland zu nächst seine Kolonien zurückgebcn. Dadurch könnte man Deutsch land helfen, ohne daß es anderen Alliierten schade. Vor dem Friedensschluss mit Amerika Paris, 21. August. Nach einer Meldung des „New-Pork Hcrald" ans Washington, soll das Staatsdepartement dem ameri kanischen Geschäftsträger in Berlin nnßerordcntliche Voll machten bezüglich des Friedensvertrages übermittelt ha ben, die ausreichen, um die Angelegenheit endgültig in Ord nung zu bringen. Der Herrn Dresel übermittelte Vertrag be hält den Vereinigten Staaten alle Rechte als siegreiche Macht vor, ohne sie in europäischen Angelegenheiten, wie Ziehung von Grenzen, zu engagiere». Nach dem „New-Pork Hcrald" ist die notwendige Zweidrittelmehrheit für die Ratifizierung im Senat gesichert. Berlin, 21. August. Ans nichtamtlicher, aber besonders zu verlässiger Quelle erfährt die „D. A. Z." über den Stand der Verhandlungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staa te» folgendes: Entgegen den bisher verbreiteten Meldungen wird dein Abschluß eines Handelsvertrages zwischen Deutschland und Ameri ka ein Sonderfrieden voran Sgehen, den die Ver einigten Staaten voraussichtlich in der nächsten Woche un- terzeich nen werden. Ein solches Verfahren ist eigentlich selbstverständlich, denn ein Handelsvertrag kann schließlich nur unter Mächten vereinbart werden, zwischen denen kein Kriegs zustand mehr besteht. Es hätte sich höchstens um ein vor läufiges Abkommen zur praktische» Regelung der deutsch- amerikanischen Handelsbezichnngen handeln können. Ter Frie densvertrag beruht ans der bekannten Kvngreßresotntion Porter- Knox. Der Reichskanzler hat mit den Regierungsparteien den Vor schlag des Reichskabi»etts über die Grundlagen zu diesem Frie den besprochen und deren Zustimmung gesunden. Um jedoch eine breitere Basis zu schaffen, hat Tr. Wirth auch niit den Oppositionsparteien Fühlung genommen. ES besteht die begrün dete Hoffnung, daß diese Parteien, mit Ausnahme der Kommu- uiste», die zu den Verhandlungen nicht herangezogen wurden, dem Vorschlag der Negierung bei Unterbrcitnng im Plenum des Reichstages mit wohlwollender Neutralität begegnen werden. Der Auswärtige Ausschuß wird nicht znsammentrelen, sondern nach diesen Vorverhandlungen mit den Parteien wird der Entwurf der Negierung direkt dem Plenum des Reichstages vorgelcgt werden, nachdem ans Washington die anscheinend bestimmt zu erwartende Zustimmung cingetroffen ist. Ter Zu sammentritt des Reichstages ist nicht wegen der Stenergesctze, sondern wegen der mich schwebenden Verhandlungen mit Amerika vertagt worden. - Zur genaueren Orientierung der Parteien über alle wirtschaftlichen Einzelheiten des Sonderfrieden-? mit Amerika hat der Reichskanzler zu den Besprechungen namhafte Wirt- schaftspokitikcr und Persönlichkeiten ans Indu strie und Handel zngezvgen. Die Rechtsparteien dürften um so weniger aus ihrer wohlwollenden Neutralität heransireten, als bestimmt damit zu rechnen ist, daß, entgegen den amerikani schen Meldungen, die Washingtoner Regierung die Frage der Schuld am Kriege nicht zu berühren gedenkt. In dem Handelsvertrag, der sich dem Sonderfrieden an schließen soll, wird auch die Frage der in Amerika beschlag nahmten deutschen Guthaben geregelt werden, so daß zu hoffen ist, daß diese Guthaben in irgendeiner Weise sür die Reparationszahlungen nutzbar gemacht werden können. Voraus sichtlich werden beide vertragschließende Parteien zunächst Ge schäftsträger mit vcsonderen Vollmachten bei den beiderseitigen Regierungen ernennen; gleichzeitig werden Handelsniissioncn di« Vorbereitung und Ausführung des Handelsvertrages in die Wege leiten, lieber die Wahl der für diese Stellungen in Betracht kom menden Persönlichkeiten ist bisher viel gemntmaßt worden. Ir gend etwa-? Bestimmtes laßt sich hierüber jedoch zur Zeit noch nicht sagen. Die Gläubiger der Alliierten London, 21. August. Ncnter meldet aus Washington: lieber den von der Negierung vorgelegten Gesetzentwurf über die Kon solidierung der Schulden der Alliierten hat der Vor sitzende des Finanzausschusses deS Senats in günstigem Sinne berichtet. Die Mehrheit deS Ausschusses hat einen Znsntzantrag gestellt, nach dem die Kvnsolidicrnng innerhalb von fünf Jah ren beendet ein soll. Der Bericht des. Ausschusses unterstützt die von der Regierung ausgesprochene Ansicht, nach der dem Schatzsckretnr weitgehende Vollmachten für die Maßnahmen zur Konsolidierung gegeben werden sollen Er erkennt die Verpflich tung der Bereinigten Staate» an, die Zinszahlung für zwei oder drei Jahre zu stunden. Für die hauptsächlichen fremden Schnldnerstaaten, die Vorschüsse ans den Freiheits-Anleihe» er halten hatten, sind bereits zwei Jahre dieser Stundung ver flossen. Die Besatzungskosien London, 21. August. Im ttnürhause erkläite der Finanz- sekretär Im englischen Schatzamt, daß die gesamt:» Unter haltung? kosten der englischen Besatz »ugStruppc» bisher 26K880000 Pfund Sterling betragen. Diese Summ« habe Driitschland zu zahlen. Schluß der Stockholmer Tagung Stockholm, 21. August. Die Interparlamentarische Union beschloß eine Resolution über di« grundsätzliche Unterstützung de» Internationalen ArbeilSbüroS, ferner den Aufschub der Entscheidung über die Abrüstungsfrage bis nach der Washingtoner Konferenz sowie «ine Resolution über den erforderlichen unibersellen Charaktcr de» VüskclbunteS. Eickhoff (Deutschland) sprach ein DanleSschlußwort an Schnnde». Die Rüumung FünskirchenS Belgrad, 21. August. Die Räumung Fünfkirchen» hat gestern begonnen. Die Bevölkerung wartet in großen Mas» sen auf die Uebcrsiedlung nach Jugoslawien, lieber 1000 Per sonen sind bereits abgereist. Die jugoslawischen Behörden wer den das Gebiet von Jünskirchen am 22. d. M. übergeben. Budapest, 21. August. Das Ungarische Korrespondenz» burean meldet ans Szegedin, daß eine Abteilung Gendarmerie und Polizeitruppen am Sonntag 6 Uhr morgens die Demar kationslinie überschritten' und um 6 Uhr in Kis- Samberg einrückte. „Kapovar" meldet an gleicher Stelle, daß ungarische Truppen das Ezrgcdin-Treicck besetzt haben. — In Baia hat «ine Abteilung ungarischer Truppen die dortigen Schleusen und Kanalanlagen übernommen. In das von den Serben bisher besetzt gehaltene Eomogner-Komitat sind nnga« rische Truppen eingezogen. ebenso in Barcas und Szigeivar. In Fünfkirchen ist gestern abend ungarische Gendarmerie ein gerückt. um dort die Verwaltungsorgans zu unterstützen, die nach dreijähriger Abwesenheit dort ihre Tätigkeit wieder ausge nommen haben. Eine neu« griechischstürkische Schlacht Pari», 21. August. Wie der „Jutranflmant" meldet, besagen die letzten aus Anatolien eingeoanaenen Nachr chle», daß da» Gro» der kemalistische» Streitkrä'te in der Nähr von Gord um mit der griechischen Armee zusammengestoben sei und daß ein« Schlacht begonnen habe. Rhallis ff- Athen, 21. August. Hier starb der frühere griechische Minister» Präsident Rhallis. Er war ur'prünglich Advokat, dann Minister» Präsident. Ftnannninistcr und Außenminister in den Jahren 1908 bi» 1909. tgtg wurde er neuerdings Finanzminister. Er gehörte der antivcnizelistischen Partei an. „Peter der Große" Graz. 21. August. Die „Tagespost" meldet aus Belgrad; In der heutigen Feiersitznng der Nationalversamm lung widmete der Präsident dem verstorbenen König Peter einen Nachruf und gab die Thronbesteigung König Alexanders bekannt, der erst nach seiner Rückkehr aus Paris den Eid auf die Verfassung ablegen werde. Sodann wurde einstimmig be schlossen, dem verstorbenen König offiziell den Titel „Peter der Große, Befreier der Serben, Kroaten und Slowenen", zu ver leihen. Die spanische Niederlage in Marokko Madrid, 21. August. Durch eine königliche Verordnung sind 110 Millionen Pesetas zur Durchführung der Expedition in Marokko aus der Staatskasse angewiesen worden, die später noch von der Kammer nachbewilligt werden müssen- Der Ministerrat hat dem Oberbefehlshaber General Berenguetz in Marokko Vollmacht erteilt, um alle Maßnahmen zu treffen, die sich mit der Politik der Regierung vereinbaren lassen. Es wird zugegeben, daß die Kabylen große Mengen Kriegs- und sonstiges Material in der Umgebung von Melitta erbeutet haben, das sie aber zum größten Teile vernichteten, weil sie es nicht ab» Iransportieren konnten. Die Niederlage der Spanier ist da» erste Zeichen der drohenden afrikanischen Gefahr, Bolschewistische Truppen nach Karelien HeljingforS, 21. August. Der finnische Generatstab be stätigt die Blättermeldnngen von einer Konzentrierung bolsche wistischer Truppen am karelischen Isthmus. In Negierungs- kreisen herrscht die Ansicht vor, daß die Maßnahme defensive Zwecke verfolgt, da die Bolschewisten einen finnischen Angriff befürchteten und durch die hiesige Baltenkonfereiiz sowie durch den englischen und amerikanischen Flottenbesuch nervös gewor den seien. Es verlautet, 10 000 Mann sibirischer Truppen, Ge schütze und vier Panzerzüge seien nach Ostkarelien transportiert worden. Der zweite mitteldeutsche Handwerkertag Magdeburg. 31. August. Im reichdekorierten fahnenge- schmnckten Magdeburg begann heute unter überaus reger Teil nahme der ganzen Bevölkerung der zweite mitteldeutsche Handwerkertag. In der Festsitzung im überfüllten Zir kus sprachen die Führer der mitteldeutschen Handwerkerbewegung über die Notwendigkeit des Zusammenschlusses des deutschen Hand werkes. Der Festzug, der schönste, den Magdeburg seit Jahrzehn ten gesehen hat, gestaltete sich zu einer imposanten Kundgebung des deutschen Handwerks. Die Forderungen der Angestellten Berlin, 21. AugnstFDie dem Afabunde angeschlosscnen Organisationen. Bund der Technischen Angestellten und Beam ten, Zentralverband der Angestellten, Deutscher Werkmeister verband. Allgemeiner Verband der Deutschen Werkcriigestellten, denen die weitaus größte Zahl der bei den Behörden beschäftig ten Angestellten angehören, sind bereits am 5. August an die Reichs- und die preußische Staatsregierung herangetreten mit dem Verlangen, daß im Hinblick auf die erhebliche Brotverteue rung und die daraus entstehenden Unterhaltungskosten, verbun den mit der Wirkung, daß die Erhöhung bestehender bezw. die Einführung neuer Steuern ausüben werden, die Einkünfte der Angestellten, insbesondere die der jugendlichen und der in den unteren Vergütungsgruppen befindlichen, die schon heute weit unter dem Existeiizminimum entlohnt werden, einer gründlichen Nachprüfung zu unterziehen. Der Reichs- und de« preußischen Staatsregierung sind folgende Forderungen unterbreitet worden: I. Für alle Angestellten, einschließlich der jugendlichen und derjenige» in den ersten fünf VergütnngS- stnfen, Gewährung eines gleichen laufenden TenernngSzuschlagS von jährlich 6000 Mark. 2. Gleichmäßige Festsetzung des all gemeinen Teuernngsziischlages auf 70 Prozent und des Tene- rungszuschlages zu den Kinderznschlägen auf 200 Prozent in allen Ortsklassen. 3. Sofortige Auszahlung der zum Teil noch immer rückständigen Bezüge, die sich ans der vorläufigen Höbcr- stufung einer Anzahl von Orten, sowie derjenigen Bezüge, die sich ans- den bisher ergangenen Schiedssprüchen deS für die Re vision des Teilkarifvertrages eingesetzten Schlichtungsausschiisses ergeben. 4. Die neuen Gehaltssätze treten mit dem 1. Juli die ses Jahres in Kraft. 6. Sofortige Aufiiabme von Verhandlun gen mit den vertragschließenden Organisationen zwecks Um wandlung des TeiierungsziischlageS von 6000 Mark in Grund gehalt. Demonstration gegen den Verein „Stahlhelm" Magdeburg, 21. August. Als der Verein „Stahlhelm" in Groß-Salze bei Schönebeck a. d. E. heute Kine Fahnenweihe begehen wollte, zu der viele auswärtige Ortsgruppen und Mili» tärvereine erschienen waren, drang ein großer DcmonstratiouS- zng mit roten Fahncn und Propagandaschildern in das Festlokal, zertrümmerte das Inventar und riß die schwarz-weiß-roten Fahnen herab. Als man den Eindringlingen den Eintritt ver wehren wollte, fielen Schüße, wodurch eine Frau schwer und mehrere Personen leicht verletzt wurden. Von welcher Seite die Schüsse fielen, ist noch nicht festgestcllt. Auf der Straße rissen die Demonstranten die Girlanden herunter und zwangen die Einwohner, die schwarz-weiß-roten Fahnen einzuziehen. Berit tener Polizei gelang eS, die Ordnung wieder herzuftellen. Nachrichten aus Sachsen Tschechische Hetze „Narodny Listh* beschweren sich darüber, daß di« sächsisch, Bergberwaltuna 30 tschechische Arbeiter des Braunkohlenwerls Hirsch, selbe entlassen habe. Sie behaupten, dies sei lediglich wegen ihrer Zugehörigkeit zum tschechischen Volke geschehen und sie »erlange» daher sofortig« Segenmaßnahmen. Hierzu erfahren wir von unter» richteier Seit«, baß infolge der Beendigung der Abraumarbeiten i» Hirschfeldrr Braunkohlenwerk eine große Anzahl Arbeite, entlasse» werden mußte und zwar nicht nur tschechische, sondern auch deutsche. Daß man in erster Linie Ausländer entlassen hat, ist ganz selbst» verständlich und in keinem anderen Lande der Welt würde man anders Verfahren, denn die einheimischen entlassenen Arbeiter falle» der ErwerbSlosrnunterstützung zur Last Die Entlassungen habe« sich nicht etwa auf die 30 Tschechen beschränkt, sondern waren derart umfangreich, daß eine Abordnung der Hirschfelder Arbeiter deswegen sogar im Finanzministerium Vorgesprächen hat, sich aber überzeuge» mußte, daß die Entlassung durchaus gerechtfertigt sei.