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H». IRL LS. Iahrg. Freitag, den 16. Mai ISIS abends "VH 1» 4. »* »Sch«». »1,^»«° ««»v, No»,«««,»« »och«Ma»» rvi» «n allen Sächstsche UMsmtuilg GeschLstaftrle »«d R»LaLM«M? Lr»»d«p-U. 16, Holbe1»Mch»>« Fernsprecher SIL«« Popschechlionto Leipzig Nr. 147»ä Ao.ctge», «nn»h»e doi,«ei»llllöanielaen bt« I««p>, von gamilienaiijeige» »Is II Uhr dir«. Preis Mr dI?3ßJÜ-et>aU,«U« 4« 4 «« ««, . meliil l FaniMen-Nnzei.e» SO 4- Sir m»eutlich gelchriebene, lowt« Wrechrr aus.egcbene «nzcigen «eraimi -ttlllrdl-Sti-ttgke« nicht idernehmru. kpiechpunde der Nedaüto«! II I» Uhr »ernMta^. »t« durch-«» körmen NM die Orgau der Zentrumspürret. - Einzige kacholtfche Tage-zewmg « G«W«l. Mrseede ^ mN UlxRrlerter NalerhaNimeedeüaAe imd reng Wocheadeüaie MeMeOead' Aaestade n swr mit der MecherdeUaee L',- ^ .> W MII MM UW M UN SI. Ml Telegramm an den heil. Vater in deutscher llebeisetzrwg: JnstSndigst bitte und beschwöre ich Euer Heiligkeit, für Milderung der Friedensbe diugungen einzutreten, die das Todesurteil unseres Volkes bedeuten. 1° Franziskus, Apostdlischer Vikar in Sachsen. ^EEW»WW»W»W»M»MW»MW>M»>WW»WWW»»WMMW»>»WWW»>»WM»> Der Friedensfürft. Unser deutsches Volk hat seine schwerste Enttäuschung erlitten. Wie sehr haben wir alle auf den amerikanischen Präsidenten vertraut! Sein Programm, seine Botschaften galten uns als Evangelium! Wir glaubten, unser Schick sal, unsere Zukunft in die Hände eines Mannes gelegt, der fern allem.Haß nur an Recht und Gerechtigkeit dachte, der der Welt und ihrer armen geplagten Menschheit einen wahren, dauernden Frieden bringen wollte. Aber alle un sere Hoffnungen erwiesen sich als trügerisch. Wilson hat nicht gehalten, was er uns versprochen^ Wie so ganz anders steht heute Benedikt, der Friedens, vapst, da! Hätte damals die Welt auf seine eindringlichen, mahnenden Worte gehört, wie lange schon wäre der .Krieg beendet! Wie viele Tausende und Abertausende lägen heute wSniger auf den Schlachtfeldern begraben oder liefen nicht als Krüppel herum! Wieviel Weh und Leid wäre vermieden worden-! Aber die Welt horchte nicht den Botschaften des Papstes. Auch in Deutschland ging unser Volk in seiner weitaus größten Mehrzahl leichtfertig über seine Mahnungen hinweg. Benedikts Vorschläge kamen unseren Politikern unmodern vor. Wozu brauchten wir, die wir damals im Besitze der Macht waren, wo uns jeder Tag einen neuen Sieg besck'ied, einen Vermittler, und dazu noch den Papst, das Oberhaupt der Katholiken! lind heute, wo man die feindlichen Bedingungen kennt, Ivo man sich belogen und betrogen weiß, heute würde man sich glücklich schätzen, wenn die damals verlachten und ver. spotteten oder mit mehr oder minder gehässiger Kritik be kämpften Vorschläge des Papstes verwirklicht werden könn ten. Heute sieht man ein, wie diese päpst lichen Friedensrichtlinten die Interessen des deutschen Volkes in der denkbar ent gegenkommendsten Weise gewahrt haben? Aber jetzt ist es zu spät! Jetzt hat die Entente die Macht in den .Händen, und sie ist nickst gewillt, sie preiszngeben »nd andere Pläne z» verfolgen, als sie hegt. Was aber wollte der Papst? In seiner Botschaft vom 1. August 1017 machte Benedikt den kriegführenden Staaten folgenden Vorschlag: „An die Stelle der Waffen muß die moralische Kraft des Rechtes treten, hieraus folgt gleichzeitige und gegenseitige Verminderung der Rüstilngen bis zu dem Maße, das zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung in jedem Staate notivendig ist. an Stelle der Streitkräfte muß die Einführung der Schieds gerichtsbarkeit mit ihrer hohen, friedenstiftenden Wirkung gemäß vereinbarter Grundsätze treten. Alle internationalen Streitfragen sollen dieser Schiedsgerichtsbarkeit unterwor fen und den Staaten, die sichweigern, sich dem N r - teilsspruch zu unterwerfen oder seine Ent- tchcidung an zu nehmen, bestimmte Strafen ongedrobt werden. Jedes Hindernis, welches dem freien Verkehr der Völker im Wege steht, ist zu beseitigen und nach bestimmtenGrundsätzendieFreibeit der Meere s i che r z u st el le n." Hätte es bessere Grundsätze für einen dauernden Frie den geben können, als die Verwirklichung dieser hehren Ge danken. die der Papst über den Völkerbund entwickelt hat? Benedikt stand auf hoher Warte, sein Herz schlug für alle Bedrängten ohne Unterschied! Sein Blick war nicht nm- dimkelt vom Schleier der Begünstigung oder Einseitigkeit! Gleiches Recht für alle, Lebensmöglichkeit und Gedeihen für alle Völkerschaften und Nationen, das war seine Fricdens- varole, Verständigung Versöhnung wollte er stiften, als er vorschlug, die Gegner sollten gegenseitig auf Entschädigung und Ersah der Kriegskosten verzichten, und nur. wo Unrecht geschehet, müßte es auch wieder gutgemacht werden. Um alle ^txeitfragen zwischen Frankreich, Deutschland. Italien, OesterrdM nnd Rußland ein für allemal aus der Welt ,;n schaffen, verlangte der Papst die Räumung der besetzten-Ge- biete üüd Entgegenkommen der einzelnen Staaten bei der Regelung der Grenz- und Territorialfragen. Das war d.rS große Ziel deS Papste-: : E i n F rieden der Versöhnnn g und V e r st ä n d i g n n g , de s Rechts und der Gerechtig k e i t I Aber die Stimmi ges Friedensboten von Rom ist nngehört verhallt! Das Schicksal der Welt wurde in die Hände von rachsüchtigen Krämern gelegt. Herzlos und kalt und nach eigensüchtig:!! Interessen wird über >.nä entschieden. Und.darum auch kann kein wahrer Friede kommen! Die Menschheit wird dann erst den wahren Frieden und die Ruhe deS Herzens und der Seelen finden und damit gleichzeitig die Quellen der inneren Kraft sich erschließen können, wenn sie im Geiste des Christentums sich erneuert! Au die KathoLiken der Wett! Am -l. August 1015, dem ersten Jahrestage deS Welt krieges, erhob der heilige Vater in Rom, Benedikt X V., mahnend und warnend seine Stimme, dem großen Morden ein Ende zu machen. Er rief der ganzen Welt zi>: „Man lerne bedenken, daß Nationen nie sterben: gedemntigt und niedergedrückt ertragen sic knirschend das aufgezwnngene Joch, nideS sie seine Abschüttelung vorbereiten und Haß und Rache von Gciäüecht zu Geschlecht weiter vererben." Diese Worte des Papstes haben bei uns deutschen Katho liken damals ein vieltansendstimmiges ziistimmendes Echo gefunden. Mit Freuden begrüßten wir die Schritte, die Benedikt unternahm, den Frieden zu bringen. Damals waren wir im Besitze der Macht, die-Jahre 191-1 und >91ä hatten uns die großen Siege gebracht, und mit Recht konn ten wir hoffen, auch die Sieger zu bleiben und des Krieges Entscheidung zu unseren Gunsten zn erzwingen. Geschlossen aber haben wir uns trotzdem hinterden heiligen Vater ge stellt, gleich ihm boten wir den Glaubensgenossen bei der Entente die Bruderhand. Slber wir tonnten nicht:- für sie tun, die Macht, die wir damals besaßen, war zu gering, unsere Stimme wurde in unserem Vnterlnnde nickst gehört. Nun ist der Krieg beendet. Wir alle hatten gehofft, daß auch unsere Leidenszeit inni vorüber sein müsse. Aber wie schwer sind wir getäuscht worden. Die Tage der Prü fnng sind nicht nur nicht beendet, sondern eine neue schwere Zeit der Qual und Not hat für uns begonnen. Was wir seit Unterzeichnung des Waffenstillstandes ans uns laden mußten und bis ans den heutigen Tag erduldet haben, läßt sich nicht in Worte kleiden. Ganz abgesehen davon, daß man uns unerhörte Bedingungen anferlegt hat, ver urteilte man nm'er Volk auch noch zu den größeren Qualen des Hungers. Wer zählt all die Opfer, welche die Blockade von uns gefordert, die Hunderttausend,; von Gräbern, die sich ans unseren Friedhöfen angehänft haben. Unser Volk ist entkräftet, unsere Kinder sind krank, der ganze Nachwuchs, die Zukunft unseres Volkes in Frage gestellt. Und drüben, jenseits unserer Westgrenzen, erbebt sich keine warnende Stimme, niemand protestiert gegen das Unrecht, das man uns angetan. Unsere Glaubensgenossen schweigen still. Und heute beginnt erst recht unser Martyrium. Heute wo man uns auseinander reißen, unser Land verteilen und verschenken will, wo man beabsichtigt, uns unserer Barmittel und Erwerbsquellen zu berauben und- uns selber und unsere Kinder und Kindeskinder zu Sklaven machen will. Und auch heute schweigen untere Glanbensbrüder. Können sie verantworten, daß jetzt der allernnchristlichste Frieden vor bereitet werden soll, den je die Erde geschaut? Wollen auch sie ihre Hand reichen zu dem schändlichen Werk, daS man jetzt an »ns vollziehen will? Deutschlands Volk ist der. Verzweiflung nabe. Nach einem Ausweg suchen wir. Schon mehren sich die Stimmen, die nach -er Weltrevolntion schreien. Unser Gewissen er laubt uns nicht, in diesen Rns einzustimmen. Wir wollen nicht, daß unsere seelische Not allgemein werde. Aber wir wenden uns an unsere Brüder, an alle Katholiken der E n t e n t e l ä n d e r. Wir appellieren an ihr Gewissen. Sie dürfen nicht znge-en, daß die S a at des Hasses von Paris anfgehe. Vor einer Sckiickialsstunde stehen wir Deutsche, aber diese Schicksalsstnnde schlägt auch für die ganze Welt. In der Menschbeit .Hand ist es gegeben, zu entscheiden, ob "das Recht oder die Gewalt und mit ihr die Verzweiflung siegen sollen. Mögen die.Katholiken aller Länder daserkennen, nndibrePflicht.dieeine Ge- wissen SP flicht ist, erfüllen. Krrndflebnnq des Kardinals von Hartmann. Der Erzbischof von Köln. Kardinal von .Hartman», richtet an die Erzdiözesanen folgende oberhirtliche Kiindgebun g: Geliebte Erzdiözesanen! T ieser, n a m enIo s e r S ch m e r durchzr-.ckt alle deutschen Herzen. Es soll uns Friede znu-il werden nur unter den schwersten Bedingungen, unter Bedingungen, die unser Land nicht tragen kann, oh n- c dem völligen Ruin zu Versalien. Blühende Provin zen sollen vom Deutschen Reiche abgetrennt, seine Einwohner dezimiert, seine Kolonien ihm genommen werden. Unserem Handel und unserer Industrie soll ihre freie Entsalzung und ein neues Aufblühen unmöglich gemacht werden. Dabei haben wir keinerlei nieustbliche Mittel, um diele. Friedensbedingungen zu mildern. Unsere einzige Hilst- ist der Gott der Liede, des Friedens und der tstereckitiskeit. Zn ihm wollen wir niflere Zuflucht nehmen. Darum soll am nächsten Sonntag, den 18. d. M., in allen Pfarr-, .stet torat und Klosterkirchen der Erzdiözew ein lilsrünlagos Gebet vor dem ansgesetzten Allerheiligsten Sakramente statt- finden. Ta wollen wir ans der Tiefe unserer Not zu dem allmächtigen Gott stehen, wir wollen ihn demütig um Ver zeihung bitten für alles, was wir je gefehlt Iiaben, wir wollen ihn bitten, daß er gedenke all deS Leids, das Uder uns gekommen, all der Opfer, die wir gebracht, elll der Gebete, die wir zu ihm eiuporgesaudt haben. Dos all»-s wollen wir am nächsten Sonntag noch einmal dem Hniande im HI. Sakramente zu Füßen legen, das alles wollen un.r zilsammensasstn in die eine flehentliche Bitte: „Schone, o Herr, scbone dein Volk, Ws du mit deinem Blute müßt hast." Möge die hochgebenedeite Mutter des Herrn .mser Flehen durch ihre mächtige Fürbitte am Throne Gott««, unterstützen, flu dem Ende ist in gedachten Kirchen .'.am 23. bis zmn 31. Mai eine neuntägige Andacht zur .Königin des Friedens abziil,alten bei der der hl. Rosenkranz mit der Laiiretanistben Litanei vor dem ansgcietzten Aller heiligsten Sakramente vorgebetet und zum Schluß der s>> kranientale Segen erteilt werden soll. Tie näheren Anord nungen überlassen wir den betreffenden Herren 'Psarrrrn und Rektoren. Die bockiwürdige Geistlichkeit wolle die Gläubigen auch eindringlich ermahnen, in dieser Zeit nationaler Trauer sich aller ra!> schenden Lustbarkeiten und Vergnügungen zu enthalten. Wahrhaftig, es -w äre unser e s Volk e s n n w n rdig. in di es e n Tagen unermeßlichen nationalen Jam- m e r 8 si ch leichtfertiger Lebens s r ende e n d IneichIi ch » m G en n s s e h inznge b e n. Wir wollen denken an die Israeliten in Vabvlon, wie sie das Unglück ihres Volke? trugen. „An den Flüssen Babylons", w 5!raten sie, „sitzen wir und weinen, wenn wir deiner aedenk-m. o Sion." Ps. 136. 1. Sind wir nicht in ähnlicher Laar? Tw Antwort (LLernrncenus. Berlin, 1ä. Mai .Ter deutschen Friedensdelegation m Versailles ist am 11. Mai nachsotgende Antwortno.» über geben wvrocn: Versailles, den 11. Mai 1919. Herr Präsi dent! Ich l-abe die Ehre, Ihnen den Empfang Ihres Brie fes vom 10. Mai zu bestätigen, der sich auf die national« Arbeitergesetzgebung bezieht, sowie Ihres Entwurfes eines Abkommens über internationales Arbeiterrecht. Die Ant- wcrt der alliierten und assoziierten Regierungen lautet wie folgt: 1. Sie nehmen Kenntnis von der Erklärung der deutschen Delegierten, daß der innere Frieden und der Fort schritt der Menschheit von der Lösung der Arbeiterfragen abhängt, und sie sind überzeugt, daß in Zukunft- solch« Lösungen leichter erreicht werden, wenn das Gemüt der Menschen von dem Druck der Angst vor dem Kriege, wenn, die Industrie von der Last der Rüstungen befreit sein wird, die der deutsche Militarismus ihr aufcrldgte. Teil 13 de.S Entwurfes der Friedensbedingungen sieht die Mittel vor, durch die diele Lösungen erreicht werden sollen, und der zweite Abschnitt des gleichen Teiles setzt die Grundsatz« auseinander, die foistschreitend die internationale Arbeiter organisation und den. Völkerbund leiten. Der Artikel -127, legt klar Zeugnis darüber ab, daß die Aufzählung der vvr- geschlagcnen Grundsätze nicht abgeschlossen ist. Der Zweck, der geschaffenen Organisation ist die ständige EntwicflnnL der internationalen Arbciterordnnng. 2. Das Arbeiterab» kommen ist in den FriedenLvcrtrag ausgenommen. Deutsch- lond wird also aufgefordert werden, es zu unterzeichne«. In Zukunft wird Ihrem Lande das Reckst, an der inter nationalen Arbeiterorganisation teilzunehmen, sicher zu- stehen, sobald es gemäß Art. 1 des Vertrages es in den« Völkerbund ausgenommen sein wird. 3. Es ist nicht für? nötig erachtet worden, eine Arbeiterkonferenz mrch Verstnües! einzuberufen. Die Beschlüsse der Gelverkschrftskonscrenz ist Bern, die in ihrem Entwürfe eines Abkommens über iineK- .... - --