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Nr. 11T Hay, Mittwoch, aen 21. Mai ^ inenlls Sächsische vrz»«»»ret«, . Vellage dlertkltührltch >en und ganz Deutsche b, Oes, " -sterreich «»«»ade x m>» Illustr. ».K« In Dresden lan» srr- Hau« it.It« ».40 X. I «»««ad» » MeNelsLhrtt» ».88 F». In Dr«»»rn und ganz Deutichlan» frei Hau« ».- >« tn Oeslerk-tL 8.8« X. »tnzel.Nummer I« 4- ««» ««a«N»e «ourzettuna erscheint an allen »och,»tagen nachmittag«. » 1 «eschästsstellr und Nevatitio«r Vresdcn-A. I«, Holtwtnjlras,« SS ^rrnsprettier 21 kvk kosisrhecttkoutt, pfeipzsti äir. 147K7 Anzetgru, Annahme von H.-ichüitSui.»i'l§el» btS Lk-Uh,. von Famttiei anz» i^ei» dl? l t Uhr vorui. Preis «s'rdic' Peiti Svoit^ iir t«> «z imillette« i wtieu » .»k. ^oultlie:' UO 4 i^ür i i d» »«t!lch pellvrlep«'!»» . lowte durch 5fern« 'l recht r ^»dcire ^li^ei^eu küluien wir dir B»ruiuwc>rUichkeitiürdl,'^!chll,;keUde- LeLtr- ntL,l überueimien. Li'rechiuttide der Aedokllonr I t Uhr ko; uUUilgS. - Einzige katholische TagesMvmg m «Me«. Ausgabe ^ mit illustrierter LLMerha!tuugsbellage «ud rettg. Wocheudeilag,» Der Verfaffungsentwurs der Chrtstiichsgziale». b'Ins Wien wird lins geschrieben: Während in St. (germain en Layc über das künftige völkerrechtliche Schicksal Tcntsckfösterreichs entschieden wird. I-abcn wir in dein gleichen Staate eine Versassungskrise erster Ordnung. lind oies darf nicht wundernehinen. Nach jeder Niederlage eines Staates treten solche Krisen ein und sie sind »in so stärker, ja größer der Zusammenbruch ist. Die Frage, ob Zentralismus oder Föderalismus, tritt bei solchem Gelegenheiten immer von neuem ans. Die Habs- bnrgermonarchie bat nac^ jeder Niederlage, die sie erlitt, den entgegengesetzten Zustand jener inneren Politik ge wählt, die sie vor der Niederlage gehabt hatte. Das Kai- sei reich Oesterreich ist als zentralisierte Monarchie im ita lienischen Feldzug des Jahres 186!) hineingegangen, ni» nach der Schlacht von Solserino diesen fallen zu lassen und 1860 im Lktoberdiplom das Heil beim Föderalismus zu suchen. Das föderalistisch organisierte Oesterreich im Jahre 1866 wurde von Preußen geschlagen und hat nach dieser Niederlage sein Heil im Dualismus gesucht, der einen Wie ner und Bndapester Zentralismus beinhaltete, der die Völker der Monarchie aber so wenig befriedigte, das; er zu Ende 1918 zum völlige» Untergänge der Habsburger- nwnarchie führte. Nun Huben sich Nationalstaaten gebildet und innerhalb jedes dieser erhebt sich die Frage, soll der Föderalismus oder der Zentralismus eingeführt werden, um so die politischen, wirtsclwftlichcn und kulturellen In teressen des Volkes zu befriedigen? In den slawischen Na- nonalstaaten herrscht zurzeit noch der rein nationalistische, stark von der Sozialdemokratie beeinflußte Zentralismus, es sind aber bereits Anzeichen dafür vorhanden, daß auch dort die föderalistische Richtung im Rahmen des nationalen Einheitsstaates eine gewisse Entwicklung erhallen wird. In Dcntichöstcrreich ist die Frage, Zentralismus oder Föde ralismiis, hauptsächlich von dein Gesichtspunkte ans zu be leuchten gewesen, ob der Anschluß an das Deutsche Reich politisch durchführbar sein wird oder nicht. Diesen Ge sichtspunkt bätte man gleich vom Beginn der staatlichen Erisst-nz Dentschösterrcichs fcsthalten müssen. Würden wir Teile eines machtvollen Deutschlands geworden sein, w bütten sich die öentschösterreichischen Länder mit einer sehr sckiwachen Autonomie begnügt, da sie im Zusammenschlüsse mit den andern deutschen Stämmen genügende Sicherheit für ihren Schutz gegen die Machtbestrebungen gewisser Wiener Gesellschaftskreise gehabt hätten; anders liegen die Verhältnisse gegenwärtig vor, da die beherrschenden Welt mächte ans die Neutralisierung Dentschösterrcichs hinarbei- ten. Gegenwärtig ist cs im Interesse der deutschen Be völkerung jede? einzelnen Landes gelegen, daß Wien keine beherrschende Stellung in der inneren Politik dieser Län der erhalte. Denn man weiß nicht, wie sich die Verhältnisse in Wien selbst entwickeln werden. Tie christlichsoziale Par tei, deren Hauptstütze sich gegenwärtig nicht in Wien, sondern in de» Nlp-enländern befindet, muß auf diese Stim men Rücksicht nehmen. Der Sieg der Sozialdemokraten in Wien selbst hat die zentrifugale Richtung gefördert. Den Ehristlichsozialen, die aber trotz alledem tzemsche Staats- Partei sind, muß es sehr daran gelegen sein, zwischen einen, vernünftigen Zentralismus und Föderalismus einen Aus gleich zu finden. Und der Verfassnngscntwurs der Christ- lichsozialen entspricht diesem Bestreben. Die gemeinsamen Angelegenheiten, namentlich die Verteidigung und Vertre tungen gegenüber dem Auslande, die gemeinsamen wir! schaftlichcn Angelegenheiten sollen durch das Nationalparla- ment Deutschvstcrreichs geordnet werden. Dieses soll aber in zwei Kammer» gegliedert sein, Heren eine das durch das jetzige Wahlrecht eiwählte Volksparlament, die andere hin gegen eine Vertretung der Länder und der arbeitenden Stände nach Maßgabe des Rätesystems sein soll. Die direkte Volksabstimmung über Gesetze wichtigster Ordnung, so namentlich über Verfassungsänderungen »nd Eingehen neuer Staatenverbindnngen sollen nach Schweizer »nd nordamerikanischem Vorbilde eingesührt werden und so die Entscheidung über die wichtigsten Angelegenheiten der äuße ren Politik, die früher dem Monarchen znstand, den, gan zen Volke zuteil werden. Wichtig ist die Zukunft Wiens. Dieses war früher Reichs- und Residenzstadt. Als solche ge hört Wien bereits der Geschichte an. Das neue reichs- »nmittelbare Wien soll ein Bundesland unter den übrigen Ländern in Deiitschösterrcich sein. Wien soll deshalb durch Zuweisung zahlreicher Landgemeinden vergrößert werden. Es soll von Klosterneuburg bis über Schiveckwt hinaus und von der Umgebung von Laxenburg bis über Dentich- Wagram hinaus ausgedehnt werden. Die Kompetenz der Landtage würde gegenüber den gesetzgebenden Besugnissen, ! 4 - Me ibnen de. Vcrsan'iing des Jal'reS 1807 gemäß ent'pra' wen, einige, maßen eiioeiteit wei.-vn. Das Vol.- Mittelschnime en. nationale und .'onie'üonelle Verbäiti'ist > wurden oon den .. - .rtzälin.iüe Landtagen geregel! werden, ebenso auch das Kredit-, Bank- und Gewerbewesen, sowie das Sanität--- „nd Veterinärweien. allerdings unter der Miln-iNnim de- Bundesregierung, das heißt an die Stelle des Velorecl-t.m des Monarck>en würde das Einspruchsrecht der der NmM nalversammlniig verantwortlichen Bundesregierung treien Ob damit viel gewonnen wäre, „ainentlich sür die B- friedigiing der Belange der christlichen Volkslreist gegen- über den Kiiltnrkaiiipfbestrcbnnaen de, Sozialdenwtratie nnd der Wiener Freimaurerei, das si-i dabina-.-st-»< Das Hochschnlcwesen, die soziale Gesetzgebung und de,a! würden nach wie vor von der deiitschösterreichsscheg Nationalversammlung geregelt werden. Und ans dielen Gebieten wird der 'ozialistisch-knltiirtünipserische Gedank- gcgenüber dem christlichsozialen immer über -stärkere voll rische Machtmittel verfügen. Namentlich würde die Ehe gesevgebnng dadurch im sozialdeinokratisch-sreidenkerischen Linne geformt ;n werden vermögen. Den Sozialdemokra ten ist auch der christlichsoziale Entwurf ein Greuel denn sie wallen den absoluten Zentralisinns. der ihnen allein die völlige Herrschaft gäbe »nd die Durchführung der sozial- demokratischen Pläne i» ganz Deiitsclvsterreich erlauben würde. Sie würden sich höchstens mir einer verwalt»,igS- rechtlickM Autonomie absinden, insofern diese in die Hände der marristischen Lokalkomitees gespielt wurde. Aber auch hier wird die auswärtige Politik stärker lein als die innere. Nach Maßgabe der Machtmittel, die die ersrere der deutsch, österreichischen Negierung in die Hände geben wird, wird die Frage, ab Föderalismus oder Zentralismus in Deutsch- öiterreich, entschieden werden. Wir wollen leben! «Von unserem Berliner Vertreter.» Die Annahme der Friedcnsbedingunaen in der umlie genden Form würde die Strangulier»».; des deutichcn Volkes bedeuten. Wir Kille» danach nutzt nur des Restes unserer Wirtschaststrast belaubt und in allein, was wir demnächst tun „nd lassen, unter die Voriunndschast frcindcr Mächte -gestellt »'erden, sondern wir sollen auch über alles, was wir essen und trinken, und über alles, was nur sür un sere Industrie und unsere sonstigen Wirtschastszwecke ge brauchen, unter Anichnürngn des freien Handelsverkehrs einer scharfe» Kontrolle unterstellt rlwrdcn. Die ?1>,s- schließnng TentschlandS vom Weltmaikte und auch die Ueberwackmngskonterolle der ausländischen Wirtschastskon- trolle würde gleichbedeutend mit der Erdrosselung der deut schen Wirtschaft sein. Solche Erdrosselnngswirliiiige» haben auch alle die anderen furchtbare» Bestimmungen, die in nationalen, politischen nuld territoriale» Fragen uns aiiserlogt werden sollen. Und das alles einein Volke gegen über, das durch seine heroische Ausdauer in Kamps und Not ohnehin schon an den Rand seiner Lebeuskrast ge bracht worden ist. Wie sollte dieses, olmebin durch die Wirkungen des Hungers und der Entbehrung im Lebens marke getroffene Volk imstande lein, die Abschnürung aller Lcbensmöglichkeiten zu ertragen. Las deutsche Volk wiIl leben! Es wilI s ch a s - sen, wirken und arbeiten, entsprechend seinen reichen geistigen, organisatorischen »nd teckmischen Fälligkeiten. Dieses Oä-Millianen-Volk bäumt sich wie ein Mann gegen leine Verkümmerung ans, die es zum Msterben verurteilen müßte. Jetzt ist fürwahr des Deutschen Reiches und Vvlkes Schickialsstiinde gekommen, jetzt entscheidet sich das» Sein oder Nichtsein dieses Volkes! Jetzt muß es sich aber auch zeige», ob dieses Volk geschichtliche Daseinsberechtigung hat und ob cs bereit und fällig ist, für sie zu käinvsen »nd wenn es sein muß, zu sterben, >>m nenem Leben die Bahn zu bereiten. Nur ein Volk, das an sich und seine Zuknnst glaubt, bat ein Recht zur Eristenz. Ein Volk, das sich selbst anfgilst, ist wie ein Schilfrohr im Dtnrmwind. Es ist ein verlore nes Volk, Preikgegeben jeder Willkür. Dabin dars eS mit dem deutschen Volke, desün Geschichte durch Jahrhunderte hindurch mit Tränen geschrieben ist, nicht kommen. Ge rade die Deutschen bähen es ost genug am eigenen Leibe erfahren, was es heißt, znin Benteobjckt fremder Völker zu werden. Die Sklaverei aber, in die das d mtiche Volk jetzt acssihrt werden soll, bat in der Leidensgeschichte d':> Deutschtums wie überhaupt in der (beschichte der Völler kein Beispiel. Nur Einigkeit kann ein Volk dazu besälsiaen, wie-- r die Kräfte zu sammeln, deren es bedarf. Einiakeit »nd Ge schlossenheit ist im Leid aewiß schwieriger z» bewähren, als wie in Tagen des Glückes. Aber im Unglück schweißen l Wer AMNMWpmieü R E «18 -er W-che»-elliG« Uch Leidsgenossen nur »in io enger, untrennbar amsinan- Deutscl'Iand baS Land iinsi".cr Mutter, sin dem wir Hangen mit allen Zaser» der Seele. Und mu lieben dieses Land, wie unsere Mutter, und wir lieben es um st, mein, ie mehr es in Gram und Elend sieb verzeh't »nd unserer Hstse bedarf, wie nur nustne Mutter nur um W heißer lieben würden, je mehr sie sür »ns erleiden und erdulden muß. Und wir verlangen ja so gar, ga r ii'chts und e r S . a i s d a ß Deut s ch l a u d leben soll' Stark sein! -Von liniere»! Berliner Mitarbeiter.) Sie gegenwärtigen Stunden sind gewiß dazu angetan, ->>-!> siaile Herzen und n-sle Gestrer zu zermürben. Und d w wäre es das Geiahiliebste, wenn man sieb jetzt nnru.l'e voller Necuvsüät hin,leben wallte. Da-s Motto: „Stark lein!" muß i„ allen, was wir in dieien Tagen d.ntetz, st':erben und Inn, uns lnherrützem Es ist ein »nst'liger Einslnß, der von nervösen S...N- wn-men ansael doppelt unheilvoll in eine«- Zsttz dar nie feine > ndere zuvor ans die Meisterung des Sa-stall- geitelli -in. Wir werden noch a„r viele Unspounnnaen von Her; and Seele, noch ga> mannigfache Nervenprob-m m heNeh--ii nabe», elie nur uns ans gefestigter Höbe Wietze: I-nden lönuen. Die Losung der Stunde muß lauten' Das Hc" und den stopf liilil zu behalten Mid noi allem n i ci i die W ü r d e z n v e r g e s s c n' '.Inte- dieien! ('st'üc! Iswinkel betra.tztel, ist cs cute »stnia ivüidevvlle Erscheinung, daß die allgemeine Verwir rung, d,-e ;>> weistcrn unsere Nnigabe wäre, durch allerlei Knieiwciüitzte »nr noch verichmst ivird. Z-ranzöii'che Blei- ter haben damit angesange» »>il wntztigUlensttzer Miene ihren Lestu n davon z» erzählen, das; (stras Brockdorjs seinen Rückirirt enaeboien l>abr, der »ach einzelnen Meldungen be reit:- geneluniat sei» soll und daß die gesa.mie Uce-gierung ziirücklräle und daß andere Delegierte »ach Verststlles lämen. die bereit inären, den F:iedensvciirag der Eutenie zn nnte'zeichnen. Leider haben lieh einige deutsche Blätter zu Zuträgereien solcher Gerüchte au die dent'che Oenenr- lichkeit bereit gesundeu. Das laim mau nur bedauern. Jetzt kommt oller daraus au, die Position der gegebenen Regie rung und der von ihr outorinerlen und mil einer über menschlich schweren Anig-abe belasteten Zeiedensunlerhaud- ler zn erleichtern. Wie aber io» dieses Ziel erreicht »'erden gegenüber diesen Männer» selbst, die unter dem Di mV der snrchtbarsten Verantwortung, die je Menschen z» travei, hatten, ohnehin zusammen;>>hreche» drohen. Und »ne soll eine Stärkung ihrer stntorilät dcm Nnslaude gegenüber durch Gerüchte lierbeigesülnt werden die doch nur dazu angetan sind, die Basis, ans der diese Männer stehen, .->» erschüttern. Merkt man denn nicht die gegnerische M-'ni-e bei solchen Nnsslrennngend De» G-gnerii freilich in dir jetzige erfreulich feste Haltung der Regierung und der deut schen Friedcnsdelegatlioii im höchsten Grade übena'.den) und unbequem gekommen. Sie würden es allerdings - ick>t ungern seben, wenn eine andere Regierung und o.istne Fiiedensuntcibändler in Versailles erschienen nnd di-u ll-u- tcntefrieden nisterzeichneten, nm dainit ganz Deuthl laud in die Sklavenhalterei frernder Machthaber zn geben. Die jetzige Entßcheidimg, die »ninittelbar hevoeilel't, b-edarf zu ihrer Tragfähigkeit nnd zn ihrer Wncb: des Rückhaltes im ganzen deutschen Volke, des Rückbalte- nicht mir an Menschen, sondern auch an Herze» »nd Seelen» Gewiß ist es für keinen der verantwortlichen Männer >n-ie begchrenswerle Ansgabe diest Entscheidung mit seinem Namen zn verknüpfen. Nur die Einheit »nd geS Volkes, eines stark in ü t i g e n Volkes, kann sie besti!» -en, die schwere Bürde namens des gesamten Volkes und gestützt von der Gesamtheit der Deutschen z» übernehmen. Taflesmewunaen. Vor der Nebrrrrichniig, der Gegenvorschläge. Berlin, 30. Mai. Das Reichskahinctt ist beule vormit tag ll Uhr z» einer Sitzung zilsammengetreteii. Zur Be- 'i.n.ng i'.ai'd wieder die Friedensfrage. Der gesamte Kom plet bcr denisthen (Gegenvorschläge, wie sie zn einem reo-»s- rechten Gegenentwnrs der denlschea Negiernug ansaestastet ivorden »ii'd. ist bereits gestern abend nach der Kabinetts- litznng nach Vc-r'aillcs übermittelt warden. Man rechnet in Bc'.ün ans i> Bersailles diirck'ans >nit der Möglichke'st daß die Berbiindest» die deutschen Gegenvorschläge kurz rblehuer,. und eine bestiiunitc Zrist stelle», innerhalb der die deutsche Delegatw'n e>klären müsst-, ob sie den Vertragsentwurf der Verbündete» annehiiic oder nicht. In diesem Falle würdeir die Friedensverhandlnnaen ein sehr rasche? Ende sindem Das Rcick - kabii'ctt bat fich in seinen letzten Sitzungen darauf geeinigt, daß in diesem Falle die Unterzeichnung der Frie-