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Kr »1« ' 17 Jahrg Mittwoch, den 22. Mat 1918 abends Geschäftsstelle und Redaktion r Dresden »A. 16, Holbeinstrabe 46 Fernsprecher 21366 Postscheckkonto Leipzig Nr. 147V7 Y Anzeige»: Annahme von GelchitslSanzcigen biL tvUhr. vo» Familienanzeigen bis 11 Uhr vorm. Preis fik die Petil-Spnitzeiie SS ^ im Nekla- mcleii 80 Fanniien Anzeigen SO giir ilndeniiich geschriebene, sowie durch gern- sprecher uufgegebcne Anzeigen lönucu wir die Lemulworliichkeit snr die Nichtigkeit des Teiles nicht übernehmen. Sprechstunde der Redaktion: I I—IS Uhr vorm. o- 0 Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen« Organ der ZentrumsM^t Ausgabe ä mtt illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. Die große Schlacht in Frankreich Aus 'dem Groben Hauptquartier wird uns geschrieben: Die Hauptkampfgruppe, die gleich im ersten Anläufe über alles Erwarten rasch und siegreich die feindlichen Stel lungen durchdrach und binnen 10 Tagen die „Große Schlacht in Frankreich" schlug, setzte sich aus drei A rm ce n zusammen. Im Zentrum stand die alte Cambmi-Armee unter dem Oberbefehl des Generals v. d. Manvitz. Tie Armee des (Generals Otto von Below umspannte den nördlichen Eainbraibogen bis in die Höhe von Arms. Tie Armee v. Hu- tier, die sich im Raume südöstlich und nördlich der Stadt St. Dentin versammelte, lehnte sich mit dem linken Flügel bei La Fere an die Oise. Während die Armeen v. d. Mar witz und v. Below zu der Heeresgruppe des Kronprinzen von Bayern gehörten, bildete die Armee v. Hutter den rech- lcu Flügel der Heeres»inippe des Teutscheu .Kronprinzen, io daß die beiden Heeresgruppe» mit ihren inneren Flügeln ieu Angriff gemeinsam Vortrieben. Aitsgabe der Stositrnppe war der Tnrchbruch durch das englische Stetlnngssystem, dessen drei HauptliNion einen Dti eisen von 12 bis Ist Kilometer Tiefe durchzogen. Da die beiden nördlichen. Armeen aus der Bucht des Cambraibogens in südwestlicher Richtung, die Armee v. Hutter aber west wärts vorstieben, entstand ein konzentrischer Angriff, der >m»Pei>ianf der ersten Bewegungen durch daS scharfe Vor- wärtsldringen der Armee b. Hutier »nid durch den tapferen Widerstand der Engländer im Norden in geradere Linie gestreckt wurde. Der Plan rollte den Angriff über das von künstlichen und natürlichen Bollwerken wimmelnde Gelände der Siegfriedstellnng und führte die Marschlinien der nörd lichen und der mittleren Armee in der Richtung aus Ba- vanme und Peronne bis an den Rand des alten Großtarups- beckens. Am Abend des 20. März, der» Bombend des lange vor- her festgesetzten Angriffstages, war der Aufmarsch be endet. Ter in der Frühe einsetzende Nebel verbarg die letz ten Truppenbewegungen, und die Meldungen der den späten Glanz der Abendsonne wahrnehmenden Erkundungsslieger erreichten die feindliche Führung ,eicht vor sinkender Nacht. Trotzdem in der zweiten und dritten Märzwoche schönstes Frnblingswetter die Luftaufklärung begünstigte, war die Belsckleiernng des Ansmarsches geglückt. Die Anhäufung einer so gewaltigen Menge von Men schen und Gerät ans engstem Räume hatte sich dank der un ermüdlichen Hingabe von Führung und Truppe, von Etappe und Eisenbalm in musterhafter Ordnung vollzogen. Vom vordersten Kompanieführer bis zum letzten Polizeisoldaten stand jeder ans keinem Posten, kannte jeder sein Marschziel. 4. In letzter Stunde drohten die Meldungen der Wetter warte die Entladung des Angriffes zu verzögern. Hatte jchon das Regcuwetter in den letzten Tagen Felder und Koloiniemvege dnrchweüht, mit schwererer Sorge beobachte ten die St»!mtruppen den dichten Nebel, der sich in der Nach, .ans den 2l. zusarnmenzog. Tie Führung bestand an' der Turchsühmng. *Am 21. März, 3 Uhr 30 Min. früh, setzte auf ganzer Front die Bekämpfung der feindlichen Artillerie ein. Bon 0 Uhr 40 Min. ab bewegte sich das vereinigte Feuer deb Nah, tampfgruppen über die drei englischen Stellungen. Ter Verzickst auf eine allmähliche Erschütterung der Stellungen uii tagelangen Wirknugsschießen mußte durch verdoppelte Wucht der dreistündigen Feuerwoge ausgeglichen werden. Der unvergleichlichen' Stoßkraft der Infanterie ist es zu danken, nenn trotz Nebel und SciKinim schon am Abend des ersten Schlachttäges die zweite seimWche Stellung teils erreicht, teils erobert, teils überschritten war. Die vordersten Gräben wurden von der tiesgegliederten Phnlanr im Schutze des Nebels verhältnismäßig leicht überwältigt, an den schwierigsten Punkten wie an den Süda-usgängen der Stadt Dt. Quentin verstärkten deutsche und deutsch-englische Tankgeschwader die Wucht des Stoßes. Tann aber mußte mit Hilfe der Maschinengewehre, der Minenwerfer und Bat terien ein Net; von zahlreichen Stützpunkten sprungweise überwunden werden. Der Nebel, so sehr er die Ueberraschnng im Großen begünstigt hatte, erschwerte die Orientierung und hemmte das Tempo des Angriffes. An vielen Stellen mußte am Nachmittage, als das Wetter sich ausgehellt hatte und Misere tapferen Jagd- und Schlachtstasfsl-n sich über den Feind warfen, das HeraNkommen der' sich mit bewnndenings. windigen Anstrengungen durch das verschlammte Trichterge lände vorarbeitenden Feldartillene abgewartet werden, uni stärkere Bollwerke zu bezwingen. Ten, am Abend nachrtickenden Divisionen folgten schier endlose Züge mit Munition beladener Kraftwagen, aus — — - - -- I Das Neueste vom Tage! »»»» — ' > —"_"»»»* N MM »Me WMM. (Amtlich. W.T.V.) Großes Hauptquartier den 22. Mai 19 l 8. Westlicher Kriegsschauplatz Im Kcmmelgebiet hielt lebhnste Feuertätigkeit an. Nord sich vu» Torf Kcmniel und südlich vv» Lvkcr scheiterten am flbend starte feindliche Tcilangrisse. Beiderseits der L y s und am La Bnssec-Kanal lag unser riulwärtiges Gelände wiederum unter starkem Feuer. Auch zwischen Arra o und Albert war die seindliche Artillerie am Abend sehr rege. Zwischen S v m in e «nd Oise lebte die Gesechtstätig- teil nur vorübergehend auf. An der übrigr» Front nichts von Bedeutung. Eines »liierer Bombengeschwader vernichtete in der Nacht vvm 20.-21. Mai die ausgedehnten französische» M»nitivns>nger bei B l a r g i e s. Leutnant Menkhvfs errang seinen 27., Leutnant Pucttcr seinen 23. und 24. Lnftsieg. Tor Gencralquartierineister: Ludendorff. Die April-Beute B r r l i » , 2l. Mai. Amtlich. Im Monat April sind insgesamt >i ä 2 0 <> 0 Br » ttoregi st cito n » e n des s»r niiierc Feinde »nnbnren Ha»delsschisssrani»es vernichtet invrden. Ter ihnen zur Bersügnng stehende Welthantrlsschisfs- tnnm ist somit allein durch kriegerische Masmnymen seit Kriegsbegin» »m rund lilittilOO Bruttorkgiftertunnc» ver ringert wurden. Ter Ehes des Admirnlstabö der Marine. Mit 052 000 Brnttorogistertminen reiht sich das April- rlgebnis ln die etnxi seit Herbst v. I. stetige Kurve früherer Monateergebnisse ein. Wir können daraus entnehmen, daß es den gesteigerten Abwehnnaßiiah.iien unserer Gegner bis- hei nicht gelungen ist, die Erfolge unserer U-Boote zu drücke». Undcieifeits zeigt das Bild, daß es der unermüd lichen Taiirast unserer U-Boote zu danken ist, wenn die monatliche Versenkung,Szifser wieder die stattliche Höhe er reicht bot. Tabei verdient brsondere Berücksichtigung die onch nach seindlichem Eingeständnis geradezu erschreckende , Steigerung der durch die Angrnfe deutscher U-Boote beschä digten Haudolstschisse. Biele von ihnen, schrieb das „Journal of Eommerre" am 23, März, können während des ganze» Krieges überlwiipt nicht mehr Verwendung finden. Alle aber sind auf lange Zeit hinaus außer Betrieb gesetzt, GeddeS sagte Mitte März im Unterhaus, die Reparatnrarbeit im Schiffsbau hat die bemerkenswerte Höhe von einer halben Million Brnttoregistertonncii pro Woche erreicht und mit den Leuten, die man jetzt für Schiffsausbesserungen ver wenden muß, tonnte inay in einem Jahre eine halbe Mil lion Tonnen neuen Schiffsraums bauen. Zur Bestätigung der bekanntlich nicht immer zutreffenden Aussagen trifft wie gerufen eine Meldung des „Temps" vom 2. Mai ein, derzn- folge in der ersten Hälfte des Monats April d., I. 133 Fahr zeuge mit 35,0 800 Brnttoregistertonnen zum Zwecke der Aus besserung französische Werften aufsuchen mußten. Die Aus- hesieiung aber, meldet „Berlinske Tidcnde" am 24. April, geht sehr langsam vor sich, weil die französische Heeresverwal tung die notigen Arbeiter nicht freigibt. Auch in England fehlt es- an gelernten Werftarbeitern. Zur gerechten Würdi gung unserer U Bootscrtolge reicht mithin ans, wicht mir die Besiseukimge» zu betrachten, 'andern in dein Umfange, wie dem Feinde durch Ausnutzung seiner Abwehrmittel die Bergung schnßvelletzter Schilfe und dadurch scheinbar eine Verminderung gelingt, steigt die Zahl der beschädigten Schiffe und kürzt sich die Schisssreumte, die.betriebsfähig zu seiner Verfügung Hörig bleibt. « denen die leeren Staffeln der Kampfartillerie dringend be gehrte Ergänzung schöpften. Den Lehren der ersten Kriegs monate getreu, rückte auch die schwere Artillerie, wo immer das Gelände es ermöglichte, in den vorderen Gefechtsstreifeil ans, Tie Vorwärtsbewegung dieser Heeresmasse wurde mit Hilfe der Pionier und Polizeitruppen reibungslos be wältigt. Der Feind leistete den stärksten Widerstand im Norden, ivo durch den Stoß der Armee v. Below die Abschnürung des Cambraibogens drohte. Aus Ervillers, Vaulx-Vrau- rourt und Toignies führte er wuchtige Gegenangriffe auf die Korps der Generale Albreciit, v. d. Borne und v. Linde- gnist, die bis in die Nacht im heißen Kamps um den Besitz der zweiten Stellung rangen. Auch die Armee v. d. Marwitz stieß auf hartnäckigen Widerstand. Tie nördlichen Korps erreichten beiderseits Epehy die Bahnlinie Eambrai—Peronne, das linke Flügel- lorps des Generals v. Hofacker drang nördlich des Omignon- bachcs bis Le Verguier vor. Die vor der Front der Armee v. Hutier eingesetzten englischen Stellungsdivisionen wehrten sich ebenfalls mit großer Zähigkeit, mußten aber den deutschen Korps den Besitz wichtiger Ortschaften und Stützpunkte überlassen. Südlich des Onngnonbaches wurden die feindlichen Battene- uester im ersten Ankäufe übermnnt. Das Korps v. Lüttwitz stieß im blutigen Kampf durch den zu einer unterirdischen Festung nmgewaadelte» Holuon-Wald. Die Korps der Ge nerale v. Oettinger und v. Webern erstürmten die Ortschaf ten Savy, Fontaine leS ClercS, Urvillers und Essigny le Grand. Gleichzeitig erzwangen von Süden her zwei Ne- scrveregimenter und Jägcrhataillone den Uebergang über die Oii'e lind drangen, nunmehr von stärkeren Kräften ge- sclgt, gegen den Crozatzkanal vor. (Forts, folgt.) Konferenz der sächs. katholischen Feld geistlichen des Westens am 14. Mai 1918 in Mezieres-Charteville - Im Felde, den 16. Mai 1918. Ivk. Gemäß einer sächvsch. Knegsnsinisterialverordnung hatte Herr Armee-Obcrpfarrer Tr. Kaiser die sächsischen Feldgeistsichen des Westens zu einer Konferenz nach - Charle- ville für den 14. Mai eingeladen. Am Vorabend trafen von allen Teilen der Westfront die hochw. Herren ein. Außer dem Herr» Oberpfarrer gehörten dem sächsischen Klerus an dir Heu er TivisionSpia'. rci K l e s s e, Iäschke, Ziesch. S p etlak, N a dler und Erdtel, die übrigen fünfzehn Herren, die ebenfalls in sächsischen Diensten stehen, entstamm- len verschiedenen deutschen Diözesen und Ordensgesellschaften. TnS Wiedeueben, eil erst nach mehren Kriegsjahren, löste eine berzliche Freude ans. Nachdem am Morgen deS 11. Mai in den herrlichen Kir chen z» Meziercs und Eharlcville das hl. Opfer dargebracht war, versammelte man sich im Soldawnhcim zu gemeinsamer Beratung. Herr Oberpfarrer sprach einen herzlichen Will- lommengrnß und teilte Segenswünsche des hochw. Herrn Bischofs mit. Tic Referate, welche den Tag ausfüllten, be- tändelten wichtige Gegenstände der Feldseelsorge und boten rstchfach neue Richtlinie». Tie erhöhte Beschaffung nuten Lesestoffes wurde buonderS betont und vorgeschlagen, die Heimat noch mehr als bisher dafür zu interefsieren. Beim gemeinsamen Mittagsmahl wurde des nahen Ge- bnrtstagsfestes Sr. Mas, des Königs gedacht und Begrüßun gen an den hoch»', Herrn Bischof und den Herrn Kriegs minister abgesaudt. Eine photographische Aufnahme der Teilnehmer bringt der St. Benno-Kalender für 1919, -er lwsfenlkich auch ins- Feld in recht großer Zahl gesandt wird. Möge St. Benno, der Schutzpatron unseres Vaterlandes, das Wirken unserer sächsischen Feldgeistlichen segnen und die ihnen anveitranten Seelen in seinen besonderen Schutz nehmen. L. »»»«» -I Der Weltkrieg Der deutsche Abendbericht B e iI i n , 2l. Mai, abends. (Amtlich. W.T.B.) Bon den Kriegsschauplätzen nichts Neues. Oestcrrcichisch-ungnrischer Kriegsbericht Wien, 21. Mai. Amtlich wird verlautbart: Alt der italienischen Front führte die beiderseitig ent- stiltete ErknndungStätigkeft zu mehrfachen Kampf- handIunge n. Südöstlich von M o r i stießen in der Nacht znm Sonn tag Abteilungen ungarischer Infanterie in die feindlichen >