Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 05.12.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192212054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19221205
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19221205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-12
- Tag 1922-12-05
-
Monat
1922-12
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.12.1922
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»eenslag den v. Dcgeniber 1922 Nr. 247, Seite 2 st' I k S ') ner stnd nur ein Glied in einer lnngen Kette. Erinnern wir uns doch an November und Dezember 1918, wo man die Einschrän» kn-nq des biblischen Geschichtsunterrichtes und die völlige Ab. schasfuna des katechismusuntcrrichtes verfügte, wo man eben 'iesen Kampf eröfsnete gegen das, was uns heilig ist. Man ollte die katholischen Schulen knebeln, wir haben sie befreit- Und da frage ich: Können wir heule weniger stark und mutig fein, wie wir selbst vor kurzer Zeit noch waren? Es folgte die V?r- ,ordnung über die geistliche Schnlaufsicht, dann das Uebcrgangs. schulgeseh und jetzt die Verordnungen 155 und 156, die eine ^nene Auflage der Verordnungen von 1918 dar- stellen. Soll man uns jetzt dazu bringen, wozu man uns auf dem Wege des Gesetzes nicht gebracht hat? Soll ein religions. jofos Aefchlecht hk caim'acchen e Nun will dort anfangen, wo man sich sein Zukunftsgeschlecht heranziehen will. Der sozia listischen Regierung ist die Schule nur eine Staats- -«nstalt. Dast die Eltern auch noch etwas über die Erziehung ihrer Kinder zu sagen haben, ist freilich im sozialistischen Staate nicht vorgesehen, im deutschen Rechtsstaat« gilt dies aber noch. ^Die Schule, die die Kinder zi.in Schulbesuch au kirchlichen, aber staatlich nicht anerkannten Feiertagen zwingt, ist die Schul« in sozialistischer Reinkultur. Sie befiehlt ihnen dafür: Am 1. Mai und am 9. November hast du Feiertag, dann wirf dich in die Brust und sage: «Gott jei Dank, wie weit haben wir es gebracht!" Tie beiden kritischen Verordnungen stehen auf den schwächsten Fristen, auf denen ich je ein Gesetz habe stehen sehen bis zurück in die 70er und 80er Jahre. Und wenn wir uns nochmals fragen: Schicken wir unsere Kinder am 8. Dezember in die Schule, dann antworten wir alle einmütig: Nein und tausendmal Nein! Und wenn zehn Kultusminister und --«ergänze Sozialdemokratie es anders wollen, dann werden wir es beweisen, dast Verträge gehalten werden muffen, dast Landesrecht unter Neichsrecht steht und dast über allem Staatsrccht das Gewissen, das Gottesrecht steht. Wir verlangen die wahre Freiheit, wie sie in den Grundlehren des Christentums sür alle Menschen und für alle Zeiten ent halten sind. Es ist bekannt geworden, dast der Herr Kultusmini ster zu einem schweren Schlage ansholt. Infolge des Schulzwanges kann er gegen die Volksschülcr, welche an den Feiertagen de?* Schule sernbleibeu, mit Schulentlassung nicht Vorgehen. Diese Mittel will er aber darum um so härter auf die Schüler der höheren Schulen anwcnden. Es sind von Direktoren höherer Lehranstalten bereits Androhungen dieser Art in seinem Auftrag« an Eltern verschickt worden, woraus zu ersehen ist, dast, wer von unseren katholischen Schü lern an höheren Lehranstalten am 8. Dezember nicht zum Unter richt erscheint, gewärtig sein müsse, von der Anstalt verwiesen zu werden. Ob mit der Durchführung dieser unerhörten Dro hung im Ernste zu rechnen ist. kann nicht gesagt werden, da die Entscheidung bei dem Lehrkörper liegt. Es scheint aber richtig, dast die Eltern der Schüler höherer Lehranstal- ' i eine Sonderberatung abhalten, um sich darüber klar zu werden, wie wir uns verhalten wollen. Die Besprechung fin det am Mittwoch den 6. Dezember abends 8 Uhr sür die katholischen Elter» Dresdens im Katholischen Gesel le n h a u s e statt. Ich persönlich werde in unserer aualogen Ver sammlung in Leipzig folgenden Standpunkt vortragen: Es ist nicht daran zu zweifeln, dast eine solche Entlassung aufgehoben werden müßte, zumal die Strafe der Entlassung nur bei einer schweren sittlichen Verfehlung des Schülers verhängt werden dark. Vis aber die Aufhebung erfolgt, könnte unter Umständen einige Zeit vergehen. Für unsere Abiturienten würde eine Ent lassung jetzt kurz vor der Reifeprüfung einen nicht wieder gut zu machenden Schaden bedeuten, auch wenn sie in einiger, viel leicht sogar kurzer Zeit in ihre Rechte wieder eingesetzt werden, und ich sehe nickt ein, dast mau die Kinder, die sich neun Jahre lang geplagt haben, dieser für ihre Zukunft großen Gefahr aus- setzcn soll. Ich bin darum dafür, unsere Abiturienten am 8. Dezember zum Unterrichte zu schicken, aber unter aus drücklichem Protest auch der einzelnen Eltern. Die übrigen Kin der sollen am 8. Dezember den höheren Schulen fernbleiben. Man gibt damit da? Prinzip keineswegs auf, wenn man unter diesem Zwange handelt. Ick hoffe. Sie werden kommenden Mittwoch, der richtigen Weg hier für Dresden finden. Ich bin der festen Ueberzengiing, daß es der Herr Kul tusminister sich noch gründlich überlegen wird, ehe er auS diesem Grunde katholische Schüler von den höheren Schulen ent läßt und habe im übrigen das Vertrauen auf die rechtliche Gesinnung der Direktoren und Lehrerkollegien unserer höheren Schulen, denen es ja znkommt, über die 'Ent lassung zu beschließen. Ein Kollegium in Leipzig hat dieser Tage mit Einschluß auch eines ausgesprochen sozialistischen Kol legen einstimmig fcstaeltellt. daß man cs auf keinen Fall als Entlassungsgrund gelte» lassen könne, wenn ein Schüler seinem Gewissen und dem Willen seiner Eltern gemäß an einem kirchl'chen Feiertage von der Schule fernbleibt. Wir wollen hassen daß auch sämtliche andere Kolle- zu dem gleichen Ergebnisse komme». Auch in diesen Fällen Die Perle des SHwarzwaldes Roman von Ed. Wagner, (Nachdruck verboten.) (21. Fortsetzung.) ^ Nur Lady Trevor, obwohl eine der fröhlichsten, hatte mit nicht zu sagender Ungeduld der Ankunft im Schlosse entgegenge- (ehen. Die Unruhe verzehrte sie förmlich. Kaum in ihrcni Gemach allein, setzte sie sich an den Z Schreibtisch und schrieb an Pnlford, um ihm ihre Unterredung / mit Crafton und ihren Mißerfolg initznteilen. Noch vor Tages anbruch wurde ein berittener Bote mit diesem Brief nach I»- ^ verließ entsandt. 'ES dauerte eine Woche, ehe Lady Trevor wieder etwas von ' Pnlford hörte; dann erhielt sie einen Brief, in welchem cri hr meldete, daß er nicht nach Castle-Cliff zurückkehren werde, weil i i er noch immer damit beschäftigt sei, Miß Alice Romberg a»fz»- ^ f suchen. Er benachrichtigle sie, daß der Marquis von St. Leon ards In London sei, und riet ihr, ebenfalls dahin zu kommen, wenn sie Castle-Cliff verließe, um ihr Einveruehmen mit ihrem ^ Großvater zu befestige». Er schrieb weiter, daß er bis dahiir / noch nicht daS geringste erreicht habe, aber doch darum mivcr- — zagt weiter forsche. Er schloß mit dem Wunsche, sich recht bald ^persönlich mit ihr besprechen zu können. e Lady Gleuham reiste einige Tage »ach dem Tiner wieder nach '' London ab. nachdem sie noch eine Unterredung mit Mr. Crafton gehabt hatte, in welcher ihr Bündnis nur noch inehr befestigt" . wurde. Am letzle» Tage des Monats schifften Lady Trevor und ihre Gäste sich auf der prächtigen Pacht Undine ein, welche sie nach Glasgow brachte, von wo aus sie mit der Eisenbahn nach Lon don weiter reisten. Eines Abends spät kam Lady Trevor in ihrem Hanse kn London an, wo sie von Pnlford empfangen wurde. „Nun," fragte sie, nachdem sie allein waren, „keine Nenig- > ^ keit?" „Von deni Mädchen? Nein, nichts!" antwortete Pulsord. „Ich habe überall nach ihr gesucht, aber vergebens!" ^ ) „So hat sie auch gewiß noch nicht wieder mit Gleuham Verkehrt," sprach Lady Trevor gedankenvoll. „Glauben Sie, ^ , baß Crafton ihre Adresse weiß?" ' / „Nein!" versetzte Pnlford. „Wie sollte er sic leichter er- - fahren als ich? Ich denke, sie verbirgt sich absichtlich vor ^Glenham und Crafton, und wen» ich mich nicht irre, ist daS ' um so besser. Ich benachrichtigte Lord Leonards von Ihrer bevorstehenden Ankunft »nd lud ihn in Ihrem Namen ein, zn kommen und Sie zu sehen, als ick ib» deute morgen in Vond- Ctee-I arch-7 ^ svgtL 5: xeolle Si: v-.'r oder zwei l !» . ..kN. * - — must unser gutes Recht durchdringen und wo die Not am größten, «st Gottes Hilfe am nächsten. Zum Schluß wies der Redner noch darauf hin, daß nicht nur die Augen des sächsischen Volkes, ja des ganz.» Reiches, auf den Kampf der Katholiken Sachsens, nein, der Christen Sachsens um ihre Freiheit gerichtet find, dast auch das Ausland hieran lebhaften Ameil nimmt, wie zum Beispiel aus zwei dem Redner dieser Tage vorgelegten — man höre und staune — chinesischen Zeitungen sich ergibt. Saxonia docet! Er wies mit besonderem Nachdruck darauf hin, welche Freude es für die Katholiken Sachsens sei und,sein müsse, sich eins zu wissen mit ihren Volksgenossen evangelischen Be kenntnisses in diesem schweren Kampfe. Er betonte beson ders, wie unerläßlich in diesem Kampfe die lückenlose Einheits front aller christlich Gesinnten sei und wie der Kampf nicht nur oem Ziele gilt, das Glück unserer Kinder sicher zu stellen, sondern wie wir, hje, um es nochmals zu sagen, mit aufrichtigem Schmerz sich in Widerspruch zu Regierungs verordnungen setzen müssen, mit diesem Kampf dem >»»e- ren Frieden dienen wollen, zum Wähle unseres gelieb ten Vaterlandes. Die ergreifenden, oft von ungeheuren Beifallsstürmen un terbrochenen Ausführungen des geschätzten Redners wurde» von einer nicht enden wollenden Kundgebung der Zustimmung n-nd Einmütigkeit gefolgt, welche die sächsische Rcgi"'ung selbst hatte erleben müssen, um zu sehen, wie -ras: »nd heilig den katholischen Eltern und den miterschienenen großen evangelischen Organisationen die Wahrung ibrcr Rechte auf das Herz, auf die Seele ihrer Kinder .st, da auch unsere Regierung, welche Hoffnung wir uns n'cht rauben kaffen, das Woblergehen des Volksganzen und jedes Einzelnen wünschen wird und wünschen mutz, so würde, da? zweifeln wir nicht, dis machtvolle Kundgebung auch dem Herrn Kultus- minist er ans Herz gegriffen und ihm gesagt Huben, dast bi-r nicht, wie man aus seiner Leipziger Rede schließen nuckle, eine Machtfrage aufgeworfen werden darf, andern allein eine Rechtsfrage zur Klärung steht: Hierfür ist, rach- dem das Reichs-Ministerium des- Innern der säcbnichen Negierung Infolge der für unmöglich gehaltenen Erhöhung des Popierpreiies von 187 M. auf 445 M. pro Kilo und der melieren Erl ösung der Löhne um »und 3500 M. pro Manu und Woche treten mit so fortiger Wirkung folgende Preissteige rungen ein: Bezugspreis für Dezember M. 300 Insert'onsvreis: Die einoespaltene Petit- zeile 30 M. Dazu bemerken mir: die Nachforderung von 210 M. für Dezember wird in den nächsten Tagen durch Zahltage erhoben und hoffen wir damit, von dieser wenig beliebten, aber bisher unvermeidlichen Einrichtung zum letzten Male Gebrauch machen zu müssen. Was wir von unfern Lesern fordern ist nur das Exiftenzminimum, das wir unbedingt zur Erhaltung der Presse brauchen. Verlag der Sächsischen Volkszeitung und Verlag der Thüringer Volksmacht. „So beabsichtigt er mich wirklich zu besuchen?" sragle Lady Trevor eifrig. Ach, das ist gut! Ich will jetzt hinausgchen und mich umkleide». Sie müssen zum Essen hierbleiben, Pnlford. Wir werden dann den ganzen Abend für uns allein haben und können alles ruhig erwägen und bespreche». Voraussichtlich wird dies auch wohl für eine lange Zeit der einzige Abend sei», an dem wir allein sind, Edith," entgegnete er, „denn der Tag Ihrer Ankunft ist in den Zeitungen bereits be kannt geinacht. DaS erinnert mich an eine andere Sie betreffende Nachricht, die durch die Zeitungen ging. Vor etwa 14 Tagen stand darin zu lesen, daß Sie mit Lord Gleuham verlobt seien und die Hochzeit bald stattsinden werde. Von wem mag diese Nach richt aiisgegangen sein? Von Ihnen?" „Von mir?" wiederholte sie. „Wie können Sie so frage»? Ich weiß nicht einmal, daß ein solches Gerücht verbncitct wor den ist." „Mir gefällt dasselbe auch nicht. ES muß eine Gegenerklä rung abgegeben werden!" sagte Pnlford verdrießlich. „Da Lord Gleuham Miß Nomberg liebt, kann es sein Werk nicht sein. Ich glaube aber dennoch, daß die Notiz in irgend einer bestimmte» Absicht v-eröfsent'icht worden ist." Lady Trevor lächelte nur still vor sich hin und sagte nichts mehr, sondern verließ das Zimmer. Mc. Pnlford blieb noch bis 10 Uhr; dann entfernte er sich, um in seinen Klub zn gehen. Am nächsten Morgen begannen die Besuche bei Lady Trever. Sie ließ sich vor den meisten verleugnen und empfing mir wenige der sich Meldenden. Sie befand sich in ihrem Boudoir, sich in einem Schankelstnhl wiegend, und hatte eben ißre Schneiderin entlasten, als der Diener mit einer Karte ans silbernem Teller erschien. „Tie Dame wünscht Mylady in dringenden Geschäften zu sprechen!" sagte er dazu. Lady Trevor nahm die Karte und las: Nmandce Linge. „Führe sie herauf, James!" gebot sie. Eine Minute sväter betrat Madame Linge, ein Paket in der Hand, de» Raum. Sie verbeugte sich vor Lady Trevor und sagte: „Ich laS heute morgen in der Zeitung, daß Sie in London «»gekommen seien, Mylady; deshalb nahm ich mir die Freiheit, so gleich bei Ihnen vorzusprechen." „Sie bringen mir den Operniiianlel, de» ich bei Ihnen bestellte?" fragte Lady Trevor interessiert. „Lassen Sie ihn sehen! Aber ich sage Ihnen im voraus, daß ich sehr wählerisch bin. Madame Linge! Ich nehme nur etwas Ausgezeichnetes, was andere Damen nicht haben!" „Und daS haben Sie hier, Mylady," sagte die Französin mit einer Miene, welche erkennen ließ, daß sie ihrer Sache gewiß sei. Und sie löste die Umhüllung pnd entfaltete den sorgfältig zu-, samniengelegten Mantel und hielt ihn gegen das Lickt. Lab- Treve-r stieß einen Ruf der Nebcrrasclunig aus. schon ihre schweren Bedenke» gegen die VersassungSinästigte-j der Verordnungen 155 und 156 zum Ausdruck brachte, das Rccchs- gericht als Staatsgerichtshof die zur Entscheidung beratene Zn. stanz. Die Katholiken Sachsens und die anderen christ lichen Glaubensbrüder würden es sicher im Interesse der Staats- achiung und des Staatswohles mit Freuden begrüßen, wenn ihnen die Nichtachtung staatlicher Verordn» gen erspart bliebe, wenn etwa der Herr Kultusminj. st er mit Rücksicht auf die bevorstehende Entscheidung des Staats- gerichtshofes bis zu deren Erlaß seine Verordnungen 155 und !58 allster Kraft setzen und sür eine Einstellung der bis. her bereits eingeletteten Strafverfahren bis zum gleichen Zeitpunkte besorgt sein würde. Nach Worten herzlichen Dankes durch den Vorsitzenden schloß die Versammlung mit dem gemeinschaftlichen Gesänge: «Wir sind im wahren Christentum." Bemerkt sei noch, dast 65') neue Mitglieder sich der neuen Schulorganisation «»schloffen in d eine iniprovstierte Sammlung den Betrag von 24 000 Mark erg .--. Deutsches Neich Einen Vorschlag zum Sparen macht das Westfälische Voiksblatt mit folgenden Zeilen: Die Neichsregierung hat ihren unverbrüchlichen Willen zn erkennen gegeben, den ReichShauShalt mit allen Mitteln ins Gleichgewicht zu bringen. Deshalb haben wir in diesen Tagen Eisenbahnfahrpreise und Portotarise zu lesen bekommen, daß «uns die Augen überliefen. Zwecks Abbaues der entbehrlichen Behörden u. Dienststellen ist ein eigener Ersparungsdirellor bestellt worden, dessen Walten man mit einer gewissen Spannung ent gegensetzen darf. Nun hat in diesen Tagen der frühere Ober bürgermeister von Schömberg und spätere preußische Iniien- iiiinister Tominicus in aller Oessentlichkeit auf die Möglich keiten hingetviesen, wie auch die Parlamente sparen können. Do- minieus befaßt sich insbesondere mit dem preußischen Landtag und ist nicht mit Unrecht der Ansicht, daß 406 Abgeordnete, vom denen z. Z. jeder monatlich 77 000 M. Diäten erhält, für das! verarmte Preußen ein kostspieliger Luxus seien. Insbesondere auch im Hinblick darauf, daß manchmal im Monat nur ein oder zwei Sitzungen abgehalten werden und daß die Arbeit des Ple nums nicht seiten lediglich in der Besprechung irgendwelcher agi tatorisch aufgezogener Anfragen besteht oder daß im Landtag dieselben Gegenstände behandelt werden, mit denen sich auch der Reichstag besaßt und eigentlich dieser zuständig wäre. Dominicns hätte seine Betrachtung etwas weiter ausdehnen können. In Berlin gibt es einen Reichsrat von 100 Mitgliedern, die dasselbe Recht zu parteipolitischen Agitaticmsdcbatten und das Recht auf dieselben Diäten besitzen wie der 450köpfige Reichs tag. In Berlin gibt cs ferner einen StaatSrat von 80 Mitglie dern, dessen bisherige Beratungen zu einem nicht geringen Teile darin bestanden, daß seine Mitglieder dasselbe Recht auf Diäten und Freifahrt haöen. In Berlin gibt es ferner einen vorläufigen Rei'ckswirtschaftsrat von 326 Mitgliedern, die ebenfalls freie Fahrt in ganz Deutschland und Diäten genießen. In ganz Deutschland gibt es augenblicklich 2500 Parlamentarier, die sehr viel Geld kosten und die ohne Beeinträchtigung ihrer gewiß sehr notwendigen Arbeit bet einigem guten Willen bedeutend weniger Geld zu kosten brauchten. Die Zahl der Parlamentarier macht es wirklich nicht, denn sonst hätten wir den besten ParalmentariS- mnS der Welt. Wenn man sämtliche Parlamente auf die Hälfte verringerte: kein ersichtlicher Grund, weshalb wir dann ab'»lut zugrunde gehen müßten. Wer Zeit dazu hat, kann sich ansr-. chnen, wieviele Milliarden wir dabei sparen könnten und wofür dies« Milliarden mit größerein Nutzen zu verwenden wären. In einer Zeit, wo man daS Bolk zn äußerster Sparsamkeit zwingt und die Behörden laut der programmatijchen Erklärung der Rcichsregierung sich zn äußerstmöglicher Einschränkung anf- rasfen, müssen die Parlamente zeigen, daß sie mit gnlem Bei spiel vorangehen wollen. Halbsovicl Parlamentarier tun es auch; vielleicht ebenso gut wie heute, vielleicht »och besser. Oder will man auch auf diesem Gebiete warten, bis die Finanzdiktatnr de» Entente die erforderlichen Einschränkungen mit einem Federstrich befiehlt? Die Teuerung im Novrrnber Nach den Feststellungen des Statistischen Neichsamtes ist die Rcichsindexzifser für die Lebenshaltungskosten (Ernährung, Heizung, Beleuchtung, Wohnung und Bekleidung) von 22 066 im Oktober auf 44 610 m: Durchschnitt des Monats November, mit hin um 102.2 v. H. gestiegen. Die Indexziffer obne die Beklec- dungsausgaben, die un Oktober 19 504 betrug, Hot fick auf 40 047 erhöht; tue Steigerung beträgt 105.8 v. H. Die Index ziffer für die BekleidungSskosten allein ist um 91.8 v. H. auf 74 162. die für die Ernährungsawsgaben um 106H v. H. auf 54 932 gestiegen. „Er ist prachtvoll." rief sie, „ganz wundervoll! Sie haben ihn in Paris machen lassen, Madame?" „Nein, Mylady," versetzte die Dame, „er wurde in London gemacht, von einer meiner eigenen Stickerinnen. Sie zeichnete und stickte ihn. Ist er nicht entzückend?" Lady Trevor betrachtete das Kleidungsstück näher, konnte aber nicht den geringsten Fehler daran entdecken. Ter Mantel ge fiel ihr außerordentlich und sie fragte nach dem Preise. Atadame Linge nannte eine Summe, welche das Sechsfache von dem betrug, was sie Alice dafür gegeben hatte. „Ich behalte den Mantel," sagte Lady Trevor, ihn über' einen Stuhl breitend, um. ffich an der Prgcht desselben zu weiden. Sie habe» einen Mchatz in der Stickerin, die ihn ge macht hat. Sie soll mir gleich noch ein Kleid sticken. Ist sie eine Französin?" „Sie scheint eine Engländerin zu sein, Mylady, obwohl ihr Wesen etwas Fremdartiges an sich hat," versetzte Madame Linge „Ihr Name ist Alice Rombergl" 15. Kapitel . Wenn ein Blitz vor Lady Trevor in die Erbe gefahren« wäre, nicht mehr hätte sie daS überrasche» können, als von der vor ihr Stehenden den Namen des Mädchens aussprechen zu hören, welches Pulsord so lange vergeblich versucht hatte. „Wie heißt sic?" stieß sie unwilllürlich hervor, als wälmle sie, sich getäuscht zu haben. „Allee Momberg? Und sie scheint hier fremd zu sein? Wo lvvhnt sie?" fuhr Lady Trevor zu frage» fort. Die Französin musterte die Lady mit den unverkennbaren Zeichen des Erstaunens. „Wissen Sie etwas von dieser Alice Rombcrg, Mylady?" fragte sie. „Ich? O nein," sagte Edith, sich zur Ruhe zwingend, „Ich weiß nichts von ihr. Ich fragte nur nach ihr, weil ihre Kunst fertigkeit mich interessiert." „Diese Alice Romberg ist ein junges Mädchen, welches mit einer alten Dienerin von Deutschland nach London kam, um sich hier eine Existenz zu gründen," fuhr Madame Linge ihrer vornehmen Klientin zu erklären fort. „Wenn Ihnen die Arbeit gefällt, Mylady, wird es mir eine Ehre sein, Ihre Aufträge für meine» jungen Schützling entgegenzunehinen." Lady Trevor nickte gnädig. „Ich bin von der Arbeit entzückt und wünsche, daß dieses Mädchen mir einen Anzug stickt, aber ich muß selbst mit ihr sprechen," sagte sie. „Schicken Sie sie noch heute zn mir; ich will daS Muster mit ihr besprechen. Auf den Preis ko»,int es mir nicht an; das i,'verlasse H Ihnen. Ich werde bezahlen, was Sie fordern!" ^Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)