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Mittwoch. 25. Juli 181? Die Rose vom Rhein Roman »»n Erich Friesen. Nachdrud nicht gestattet. (3Ö. Fortsetzung.) „Ich habe Ihrem Manne telegraphiert, daß ich Sie und Ihre Tochter sofort nachlwuse bringen werde," versuchte der Baron teilnahmsvoll zu trösten. „Wir können bereits den Mittagszug benutzen, wenn es Ihnen recht ist —" Frau Cäcilie nickte nur mit dem Kopf. Sprechen konnte sie nicht vor tief innerster Erregung. In der Pension angekommen, bat sie den Baron, ihrer Tochter auf dem Wege nach der „Grotta bianca" entgegen zugehen, um ihr die Trauerbotschaft zu überbringen. Sie selbst werde sofort packen und alles Nötige für die Abreise vorbereiten. Auf halbem Wege zwischen Velez-Malaga und der be rühmten „Grotta bianca" — an einem besonders malerischen Punkt, einer schwindelerregenden natürlichen Felsenterrasse, die steil ins Meer abfällt — saß Dolores Alvarez vor ihrer kleinen Staffelei und malte. Die gefährlichsten Stellen, die grausigsten Vorwürfe suchte sie sich mit Vorliebe für ihre Bilder aus. Es war, als ob ihre gemarterte Seele sich anklammerte an all das, was Tod und Verderben brachte. Wie anders war es vor nicht viel mehr als einem Jahr! Da hatte sie in den Tag hineingelebt wie ein Schmetterling, der nur das Süße aus den Blumen nascht. Wenn er, der geliebte Mann, sie in die Arme genommen, sie geküßt und wieder geküßt hatte und, in einem Anflug von jugendlichem Uebermut, mit ihr durchs Zimmer ge- wirbelt war — dann hatte sie gemeint, im Paradiese zu sein Freilich, manchmal lvar ihr bange und ängstlich zumute geworden bei seinen frivolen Reden und andern Zeichen leichtlebiger Weltauffassung. Aber sie hatte dazu ge schwiegen. Die Gegenwart war zu schön gewesen Und nun —? Vorbei! Vorbei 1 Zuerst hatte sie geweint und geklagt — der Angstschrei eines zu Tode verwundeten Herzens. Grenzenlose Verein samung hatte sie befallen. Ein verzweifeltes Ringen — — Tage tiefer Schwermut waren gekommen und phan tastischen Träumens. Sie hatte versucht, sich eine andere — Titanische Volkszritrnn, — Welt zusarmnenzubauen: eine unwirkliche Welt der Phan tasie, in der die Sphärenmusik der Hoffnung erklang. Be ständig und beständig vernahm sie im Innern „seine" Stimme. Und dann war sie für kurze Zeit glücklich, um bald darauf aufs neue in jenen Zustand dumpfer Resig- nation zu verfallen. „GeistesgestörtI" sagten achselzuckend die Aerzte. „Unglücklich!" sagte ihr Bruder Manuel. — Da hatte sie sich urplötzlich aufgerafst. Ein tiefer Ekel vor sich selbst, vor der ganzen Welt hatte sie gepackt. Zwar waren auch jetzt noch Nächte gekommen, da sie verzweifelt den schmerzenden Kopf in die feuchtgeweinten Kissen wühlte. Aber sie wareit seltener geworden — und immer sei- tener Schließlich hatte der letzte Rest von Stolz, den sie noch besaß, gesiegt. Endgültig wollte sie mit der Vergangenheit brechen, das Bild des Mannes aus ihrem Herzen reißen, der sie betrogen hatte. Hinter ihr lag es wie ein schwerer Traum dumpfer Beklemmung. Vor ihr lag ein neues Leben: das Leben der Arbeit, der Kunst. Ihr wollte sie sich fortan widmen — mit Leib und Seele. Und es war ihr durch den Kopf gefahren: Ans Meer! Nach Malaga I Nach jenem wundersamen Gelände, das mit seinem ZmEerlächeln schon so manches kranke Herz gesunden hatte lassen und das ihrer Malkunst die herrlichsten Motive bot! Arme Dolores! Warnte dich nicht dein guter Engel? Beschlich keine Ahnung davon dein mutiges Herz, daß ge- rad« an jenem gottgesegneten Erdenfleck -eine Leiden aufs neue erwachen, daß aufs neue Schauer der Verzweiflung dich durchzucken würden? Nein. Keine innere Stimme hatte zu ihr gesprochen. Sie erhoffte Gesundung und arbeitete während der wenigen Wochen ihres Hierseins in doppelter Weise mit ganzer Hin- gebung: in glühenden Farben zauberte sie die wundersame Natur auf die Leinwand und versuchte gleichzeitig, seelisch frei zu werden. Nur nachts wollte ihr dies mutige Be- streben nicht gelingen. Dann packte sie immer wieder daS finstere Gespenst der Verzweiflung und umklammerte sie mit seinen Krallen und hetzte sie hinunter ans Meer, dessen unstätes Auf- und Abgewoge so ganz dem unruhigen Klopfen ihres Herzens glich.... Seit gestern nun war eine Veränderung mit ihr vor- gegangen. Jene blonde Deutsche, die ihr von Anita Casablanca vorgestellt worden war, beschäftigte in eigentümlicher Weise ihre Gedanken. Sie fühlte sich von ihr seltsam angezogen. Nr. 1«8.'be,,e 4 Ihr war, als ab sich unsichtbare Fäden spannten und das zarte Mädchen mit den unschuldsvollen Blauaugen und sie, die Leidbeladene, Schuldige, miteinander zu verknüpfen begannen. Auch jetzt wieder dachte sie an Rose Leuthold. Nicht der Zufall hatte sie heute gerade diesen Platz zum Malen wählen lassen: sie hatte gehört, wie Anita und Rose den Spazier, gang nach der „Grotta bianca" verabredeten, und war be> gierig, die junge Deutsche wiederzusehen. So spähte sie, während die Finger fleißig drauflos malten, von ihrem schwindelnden Felsensitz aus erwartungä. voll nach links und rechts Und plötzlich begann sie' am ganzen Körper zu zittern. Wie mechanisch rieb sie sich die Stirn. Aeffte sie ihre erregte Phantasie? Litt sie an Halluzi. Nationen? . . . Oder kam dort wirklich „er"? ... E r?l Mit einem Ruck sprang sie auf, warf Pinsel und Palette weg und stürzte in wahnsinniger Hast den schmalen Stein- Pfad hinab — ihm entgegen. „Udo! Mein Udo II" Vergessen waren alle guten Vorsätze. Fort war ihr Stolz. Fort waren Hatz und Verachtung. Nur die glühende Liebe, die unselige Leidenschaft zu jenem Manne dort unten, die ihr zum Verhängnis geworden war. -urchschauerte sie aufs neue und trieb sie hin zu ihm. Der Mann, der raschen Schritts, ohne nach rechttl und links zu blicken, vorwärts geschritten war, blieb bei dem Ton der Stimme stehen. Tödliches Erschrecken malte sich in seinen Zügen .... War die Tote auferstanden aus dem Grabe? Er starrte die heranstürzende Gestalt an wie ein Ge- sperrst. Im Nu zuckte die volle Erkenntnis der ein schneidenden Folgen der nächsten Sekunden durch sein Hirn. Und sein Entschluß war gefaßt. Sich zu einem kalt-ironischen Lächeln zwingend, sagte er mit gutgespieltem Erstaunen: „Sie müssen sich irren, Madamei Ich entsinne mich nicht, bereits das Vergnügen gehabt zu haben —" Und schon war er, den Hut leicht lüftend, von dannen gegangen. Dolores starrte ihm wie gelähmt nach. Schwer ging ihr Atem. Dann löste sich der Bann, der ihre Glieder sest- hielt. Sie pklte ihm nach. „Sind Sie nicht Baron Udo v. Prillwitz, den ich in Düsseldorf — im Frühjahr " stammelte sie fassungslos. (Fortsetzung folal.) ckvnen, welche uns beim Heimgangs unsere» Lohnes luliur firclisr hvi^vstanden haben. Xueb Herrn Ivaplan bosselt kür <lio trostreichen ^Vorto am Orabs, sowie clon 0 rauen Lcbwostorn und allen lcatb. Voroinon, auch allen Verwandten und üe- Icannten ein „VeiAvIt « 6siomnit2, Xanulerstrallo 44 Kunst - 5topksrsl unrt V/sdsrsi —- »arroksllsIraS«, 29 Nl'LSÜTN-N» tsarsoda»,»raS«,r» Vvivto.» Spsrialittlt: Kunstvoll» iuoptung odsr Linvvodung von krsndldebor», Kisson, stlotlo». und MusotrsS, Lebailton in Kardsrobsn, Löblich tttll«,, Sardinen, öillurd-llleliirn und Kswsdvn aller Krt. — Lvsondar» »es« bin»«,»» 8p«rial!lrMs tllr »II« Keton von leppioben, Portiers» v»v>. lttleirttior Lutttelluna VÜKliilL xvöKlovI VOLL Lv—V Eintritt kür blrwaohsens Binder und dlilitär 10 R Jerlobunos- A/ Vermltnlunga- » Visitenkarten »oleU scluiell u. preiswert Laxonia-Suokdruoksroi L.l.d.I. vre»<Ien-H, tloldelastralle -(>. Zel» heM lsriur Mm« Mllk die der 1,06-ltoroikun^ niebt ihre volle Xnorlrennuni; rollen. 8is ist inkolxo ihrer verblüffenden Llastirität und ihrer mannixkaebsn Verrüfe, wie Xukmontiorunx auk jeder beliebigen I'slAS ohne jede Veränderung, sowie Olsitsobutr und Oauerhaktiglreit «las erlrriilmle Aesl einer Zeäen der gewillt ist, auek im Xriexv Ilad 2u kakrsn. Vsrlaoxcvo 8io Prospekts von der 1^01 «Anr-Northeim. LcNlQLLrVLSSS Vds ^ QsZinLüc>«t"isSL öi'ivfoslinvi'-fadi'ik Lira und Ouekdinderel 1)rssrlvll-L. t. 4. Orendel, psrospr. 28812 ompklsklt siok 2ue Xnkorti^unpi »Ilse kiuokbiodor- »rbvitvo. kuekünueickre« 8axonis-vuekdruckerei 6. m. d. tt. llrssdsn-K. IS. ttolbsinstesü» »6 sssrnspreoksr 21ZSS Xokortixeo^ aller Uruoksaokon kür den Lodark von pskürdon, 6lssokii.kt.su und Parodien.—prompte Lsdisonox;. — 2i vils Preise — 8pvriaütLt: Prospekt« io llas- «soautlaAso, Latalo^o, ljualitkitsdruoks. Ksi'ilinsimäZolisi'kj Otpt.-Ing. Olekard 8teln, Uresdsv-Usustadt, Risakokswepi >02. 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