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Nr. 107 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden.A. 16, Holbeinstrahe 46 Montag den 11. Mai 1914 Fernsprecher 21366 13. Jahrg a/, k§e/<c/e/ F Ein Schwindel der „Tägl. Rundschau" Der Abgeordnete Wildermann hotte im preußischen Ab- geordnctenhciuse in einer Rede zum Kultusetot om 30. April verlangt, daß, entsprechend einer früheren Verfügung des Kultusministers, aus den Schülerbibliotheken Bücher fern geholten werden, die konfessionelle Gefühle verletzen müssen. Abgeordneter Wildermonn behandelte dabei einen beson deren Fall, in welchem Bücher von K. F. Meyer und G. Keller, die zahlreiche Beleidigungen der katholischen Kirche und ihrer Einrichtungen enthalten, in der Schülerbibliothek eines Gymnasiums eingestellt waren. Auf die Beschwerde eines Oberlehrers hatte das Provinzialsilmlkollegium Koblenz entschieden, die betreffenden Bücher sollten nur an Oberprimaner auf besonderes Verlangen verliehen werden. Es handelte sich um einzelne, dem Kultnsministcr benannte Bücher, keineswegs aber um sämtliche Werke der beiden Dichter. Trotzdem behauptete die „Tägl. Rundschau" in ihrem Parlamentarischen Stimmungsbild, daß Abgeordneter Wildermann verlangt habe, daß K. F. Meyer und G. Keller aus den Schülerbibliotheken fcrngchalten werden. Der Ab geordnete Heß hat dann in der Sitzung vom 4. Mai die „Tägl. Rundschau" auf ihre falsche Berichterstattung hin gewiesen. Es wäre jonrnalistische Anstandspflicht gewesen, wenn die „Tägl. Rundschau" davon Kenntnis genommen hätte. Allein wer die Praktiken der „Tägl. Rundschau" kennt, wird sich kaum einer solchen Hoffnung h'mgcgcben haben. Daß aber die „Tägl. Rundschau" in ihrer Nr. 211 vom 7. Mai die falsche Behauptung nochmals wiederholt, ist doch ein starkes Stück. Das Vlattt schreibt: „Mit bischöflicher Genehmigung. Der Zentrumsabge- ordnete Wildermann hat im preußischen Abgeordnetcnhause gefordert, daß Werke von K. F. Meyer und von G. Keller weder katholischen noch evangelischen Schülern in die Hand gegeben werden dürften. Angesichts dieser Anmaßung ist cs recht nützlich, einmal nachzuschen, wie denn die Literatur aussieht, die etwa als Ersah für die Werke unserer deutschen Geistesherocn in Betracht käme. Im Herderschen Verlage ist in 23. Auflage („Neue verbesserte Volksausgabe") eine christkatholische Handpostille von O. Leonhard Goffine er- schienen, die u. a. der Approbation des Erzbischofs von Frei- bürg und der Biischöfe von Limburg, Paderborn, Negeus- burg, Rottenburg, Speyer und Würzburg sich rühmen darf. Auch Bischof Benzler von Metz hat in seinem letzten Hirten briefe zu „frommer Lesung" das Buch empfohlen. Die Handpostille bietet zunächst einen Kirchenkalender, der uns mit Patronen gegen Rheumatismus, Krebs, Magenleiden usw. bekannt macht . . . Unter den Bischöfen, die im 20. Jahrhundert über solche Förderung des religiösen Lebens schützend ihre Hände breiten, befinden sich frühere P--- fessoren der katholischen Theologie an deutschen Universi täten, wie Bischof Keppler von Rottenburg und Bischof Faul haber von Speyer!" Die „Tägliche Rundschau" wiederholt hier nicht nur die unwahre Behauptung, daß der Abgeordnete Wildermann K. F. Meyers und G. Kellers Werke keinem Schüler in die Hand geben wolle;, cs wird anch die ebenso unwahre Be hauptung aufgestellt, daß man auf katholischer Seite Gof- fines Handpostille in die Schülerbibliotheken als Ersatz für die Werke deutscher Dichter eiustellen wolle. Es wäre nun ein zweckloses Beginnen, wollte man sich mit einem Blatte wie der „Täglichen Rundschau" über den Wert der christ katholischen Handpostille von U. Bernhard Goffine — ein Buch, daß sich Jahrhunderte lang in der Beliebtheit der wei testen Kreise des katholischen Volkes erhalten hat — über die Anrufung der Heiligen als Patrone in bestimmten Anliegen oder über die katholische Lehre von den Sakramentalien aus einandersetzen: dafür fehlen bei der „Täglichen Rundschau", dem verbohrtesten Organe des Evangelischen Bundes, die Voraussetzungen. Immerhin verdient die Anmaßung, mit der das Bündlerblatt über katholische Bücher, die keinem Andersgläubigen zu nahe treten, schreibt, an den Pranger gestellt zu werden. Daß es ihr dabei ans einen Schwindel nicht ankommt, beweist nur, mit welch unsäglichem Haß sie alles, was katholisch ist oder zum Zentrum gehört, verfolgt. Deutsches Reich Dresden, den 11 Mai 1914 -s- „Der Pilger auS Sachsen" ein Blatt für die Freu:.de. der evangelisch-lutherischen Landeskirche, schreibt in seiner Nr. 10 vom 10. Mai 1914: „In dasselbe Kapitel von den Ersatzmitteln (Surro gaten) für wirkliches Christentum gehört Wohl auch die Nachricht davon, daß man jetzt anfängt, Wagnersche Mustkaufführungen in den Kirchen zu veranstalten. Wie- derholt las ich in angesehenen und weitverbreiteten vor nehmen Zeitungen die Ansicht, Parsifal in der Kirche müsse viel mehr Ecbauungskrast haben, als so ein ge- wöhnlicher Gottesdienst und könne dem schlechten Kirchen besuch wieder aufhelfen. Nun setzt man diese Ansicht in die Tat um. So wird aus Magdeburg berichtet, daß in der Karwoche die dortige Ortsgruppe des Wagner- verbandeS deutscher Frauen durch die Mitglieder des Dessauer Hoforchesters, der Hofoper und dreier Vereine in der JohanneSktrche eine Aufführung des Parsifal ver anstaltete (1. und 3. Akt». Nach den Zeitungsberichten soll sich die Sache „glanzvoll gestaltet haben und be sonders von den beiden Abendmahlsszenen und dem Kar freitagszauber gerade im Kirchenraum eine ungemein tiefe Wirkung ausgegangen" sein." Mit Recht tadelt „Der Pilger aus Sachsen" diesen „Karsreiiagszauber". Wenn er aber daran die Frage knüpft: „Was haben wir denn dann noch vor der katholischen Kirche voraus?" so raten wir den guten Pilger, an einem Karfreitage eine katholische Kirche zu besuchen, auch sonst einmal katholischen Gottes dienst zu studieren und anzusehen. Ec wird dann selbst merken, wie unangebracht seine Frage gewesen ist. — Taufe in Brauuschweig. Am Tage des Einzuges deS Kaiserpaares und der Taufe des Erbprinzen zu Braun schweig und Lüneburg, die unter Entfaltung großer höfischer Pracht gefeiert wurde, füllte bereits in den frühen Morgen stunden eine überaus zahlreiche Menge die festlich geschmückten Straßen. Das Wetter war schön. Der Kaiser und die Kaiserin trafen mit Gefolge um 9 Uhr 65 Min. hier ein. Auf dem Bahnhofe war großer Empfang. Die Begrüßung zwischen den Majestäten und dem Herzogspaar war überaus herzlich. In sechsspännigen Galawagen ä. la Daumont fuhren die Fürstlichkeiten ins Residenzschloß. Ein vieltausendköpfiges Publikum jubelte den Fürstlichkeiten zu. Die Majestäten nahmen im Restdenzschlotz Wohnung und wurden von den bereits versammelten Gästen begrüßt. Im Restdenzschlotz empfing der Kaiser bald nach seiner Ankunft den neu ernannten Braunschweigischen Gesandten am Preußischen Hose Wirklichen Geheimen LegationLrat Boden zur Ueberreichung seines Beglaubigungsschreibens. Zugegen war hierbei in Vertretung des Staatssekretärs der Gesandte v. Treutler. Um 1 Uhr war im Residenzschlosse Familienfrühstückstafel, für das Gefolge Marschalltafel. Die Fahrt der Fürstlich keiten vom Schlosse zur Burg Dankwarderode bot ein präch tiges Schauspiel. Der Erbprinz wurde in einer Prunkkarosse, gezogen von einem Sechsgespann, zur Taufe gefahren. Gegen 6 Uhr begaben sich die Fürstlichkeiten unter großem Vortritt durch den Verbindungsgang von der Burg in den Dom und am Grabmale Heinrichs des Löwen vorüber aus den Hohen Chor. Unter großem Vortritt und während das Gefolge und der Ehrendienst sich jedesmal ihren Herrschaften unmittelbar anschlossen, hatte der feierliche Zug der Fürst- lichtesten, geleitet von den Klängen der Orgel, den Dom durchschritten. Der Hof- und Domprediger Dr. v. Schwartz hielt die Taufrede über die Worte aus dem 1. Buch MoseS: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein." Der Domchor trug a oapolia. mit großer Zartheit das Lieblings- Mrkung der heutigen Gewehrgeschosse Von Generalarzt z. D. Dr. Körting-Berlin Daß die alten Weichbleikugeln auf die Entfernung von etwa 160 bis 300 Meter bei Salven geschlossener Bataillone gegen stehende Ziele gleicher Art eine außerordentlich ver wüstende Wirkung ausübtcn, zeigen die Verlustzahlen der großen Schlachten des siebenjährigen Krieges wie der Be freiungskriege. 32 bis 38 vom Hundert der Kopfstmke, die bei Kolin, Zorndorf, Eylau lieben blieben, haben sich als Durchschnittsvcrlust in den neuesten Kriegen kaum wieder holt, wenn auch an einzelnen Tagen in bestimmten Gefechts- moinenten bei einzelnen Truppen-erheblich mehr Kämpfer außer Gefecht gesetzt wurden. So verloren unser Regiment 16 bei Mars la Tour in Dreiviertelstunden 68 Prozent, das Regiment 62 bei Vionville in vier Stunden 62 Prozent, die japanische Brigade Nambu am 6. Mörz 1905 in der Schlacht von Mukden in wenigen Stunden fast 90 Prozent, das erste serbische Infanterieregiment der Drinadivision bei Monastir 1912 60 Prozent ihres Bestandes. Immer war es ein Nahkampf, der so große Opfer kostete. Dann ließ auch das Verhältnis der Toten zu den Verwundeten eine unheimliche Steigerung bis zu 60 Prozent der Getroffenen erkennen. Es sind das heutzutage Ausnahmen; sie können sich aber in jedem Kriege wiederholen, wenn nationale Auf hetzung die Erbitterung bis zur Siedehitze entzündet und mangelnde Kultur die Schonung des außer Gefecht gesetzten Feindes verhindert. Umstände der Art traten im letzten Balkankricge nicht selten zutage; ihnen, sowie der Bevor zugung und Durchführung frontaler Angriffe ist es zuzu schreiben, wenn die bis jetzt bekannten Verluste an'Gefalle nen und Verwundeten in beiden Kriegen zusammen mit 31,3 v. H. der mobilen Armee erheblich höher erscheinen als beispielsweise bei uns 1870/71 (9,2 Prozent) und bei den Japanern und Russen 1904/06 (19 bezw. 16,3 Prozent). Ein nicht geringeres Interesse, als das Verhältnis der Verwundungen zur Kopfstärke, erregte die Beschaffenheit der Wunden in der neueren Zeit. Der erste Krieg, in dem ein Geschoß niit großer Anfangsgeschwindigkeit benutzt wurde, der von 1870/71, hatte gezeigt, daß Verletzungen aller von festen Wänden eingeschlossenen Körperteile: deS Schädels, des Herzens, der Gelenke, vor allem aber der Röhrenknochen, innerhalb einer Schußweite bis zu 1000 Meter außerordentliche Zertrümmerungen vcranlaßten; Wirkungen, die die Heilbestrebungen in der vorantiseptischen Zeit nur zu oft vereitelten. Untersuchungen, auf die hier nicht eingegangen werden kann, stellten fest, daß der explo sive Charakter der Wunden iin geraden Verhältnis steht zur lebendigen Kraft des Geschosses, dem Produkt aus Masse und Geschwindigkeit. Nun wurde, etwa seit 1886, das Kaliber der Geschosse verkleinert, der Bleikcrn ln einen glatten Stahl- oder Nickelmantel eingehüllt, die Geschwin digkeit durch neue Treibmittel (Blättchenpulver) gewaltig gesteigert. Unser altes Zündnadelgeschoß wog 31 Gramm, chatte 16,6 Millimeter Kaliber und 300 Meter Anfangsge schwindigkeit; das Chassepot 26 Gramm — 11,8 — 420; die jetzt bei allen Armeen eingeführten Mantelgeschosse wiegen durchschnittlich 12 Gramm, haben ein Kaliber von 6,6 bis 8 Millimeter und eine Anfangsgeschwindigkeit von 700 bis 800 Meter. Sie waren in allen Kriegen in Ge brauch .seit dem Feldzuge der Italiener in Abessinien, also seit 1896. Da zeigte sich, daß diese kleinen Geschosse infolge ihrer enormen Geschwindigkeit innerhalb 1200 Meter Ver wüstungen an den Knochen anrichteten, die den innerhalb 160 Meter beobachteten der alten, fast noch einmal so dicken Weichbleigeschosse nicht ungleich waren, sondern sie über- trafen. Gleichzeitig wurde aber auch beobachtet, daß reine Weichteilschüsse verhältnismäßig einfache, glatte Wunden mit kleinen Ocffnungen verursachten, die um so schneller heilten, je mehr die Wundbehandlung vervollkommnet ward. Da nun fast 66 Prozent der Gewehrschußwundcn solcher Art sind, so bildete sich der falsche Begriff des „humanen" Ge- schosses aus. Wie sehr diese Anschauung irre geht, erhellt schon daraus, daß die Zahl der Gefallenen und auf den Ver bandplätzen Gestorbenen sich in den letzten Kriegen gestei gert hat, teils infolge der oben erwähnten Taktik, sicher aber auch infolge der erhöhten Verblutungsgesahr. Tenn das Kleinkalibergeschoß durchfchneidct die Blutgefäße wie ein Meißel, während das alte Bleigcschoß sie häufig nur quetschte und zur Seite drängte, wenn sie ihm im Wege lagen. Zählten wir 1870/71 3,4 Prozent der Kopfstärke an Toten durch Waffengewalt, so hatten die Russen in der Mandschurei 4,8, die Japaner 9,6. Für Serben und Bul garen im Balkankrieg dürften 10 Prozent in Ansatz gebracht werden, von denen 7 bis 8 auf dem Schlachtfelds resp. in den ersten 24 Stunden erlagen. Also mit der Humanität des modernen Geschosses ist das eine eigene Sache. Wenn gleichwohl heute die Aussichten auf Wiederherstellung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit für einen Verwundeten, der lebend vom Schlachtfelde zurückkommt, unvergleichlich viel besser sind als vor wenigen Jahrzehnten, so liegt das an den ungeheuren Fortschritten der Wundbehandlung, an den praktischen Ergebnissen der Anti- bezw. Aseptik, die sich aufbauten auf den Forschungen zweier der größten Wohl- täter der Menschheit: Joseph Listers und Robert Kochs Nach 1870/71 starben von den Verwundeten 11 Prozent, fast ausnahmslos infolge von Wundkrankheiten, die jene Männer erforscht und vermeiden gelehrt haben. 17 Pro zent der an den Gliedmaßen Verwundeten verfielen der ver stümmelnden Amputation; an dem schweren Eingriff selber ging fast die Hälfte 46,1 Prozent) zugrunde. Und heute? Im ostasiatischen Kriege 1904/05 starben von den in ärztliche Behandlung gelangten Verwundeten 6,1 Prozent. 0,6 Pro zent wurden amputiert. Im Balkankricge 1912/13 starben bei Bulgaren, Serben und Griechen in den Lazaretten 2,4 Prozent; über die Zahl der Amputationen liegt noch nichts einigermaßen Zuverlässiges vor; wegen der langen Land- transporte. die schlecht vorbereitet waren. Daß an solchen Operationen heute noch ein Verwundeter stirbt, wird eine seltene Ausnahme sein. — In der modernen Wundbehand lung liegt die Humanität, nicht im Geschoß!