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Sächsische Volkszeitung : 02.09.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192209027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-09
- Tag 1922-09-02
-
Monat
1922-09
-
Jahr
1922
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Sonnabend de» L. September 1VLL Ar. LOS. «seire r Wir grüßen hier dankbar die Vertreter de» wohltätigen amerikanischeb Deutschtums. Wir bitten sie. die Not unserer karitativen Anstalten und unserer Alten zu schauen und zu hel fe» I Wir rufen run Hilfe für unsere Österreich >ch:n Brüder, wir bitten alle deutschen GlaubenSvrüder aber vor allein uni Hilfe für die primitivste und fürchterlichste Not unserer Brüder in Rußland. Herzzei. brechend ist das Leid, das aus den Briefen sprich,, die au dao Katholische Auslandsekretariat und au den Neichsverlaud der katholischen Auslanddentschen gelangen. Wir dürfe,, »ich! aus München sortgehcn. ohne erneut unsere: Not» tzeiueinschasl Zeugnis gegeben zu haben! lind größer noch) ist oftmals die geistige und die religiöse Not unserer Vo'ksgenossen. Haben wir nicht davon gehört, wie Frankreich im Elsas; durch atheistische Lehrer und Lehrerinnen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, VolkSium und Religio» zugleich anerotlen möchte? Ist uns die Not eer deut schen 'Brüder in der Tschechoslowakei unbekannt geblieben, wo husiitische Iirlehrc und nationaler FanaliSmns tue katholischen Deutschen gi>ä!t? Brennt nicht die Not der Deutschen in Velen nnd Galizien, die ohne deutsche Predigt und Beichte, ohne deut schen Lehrer sür ihre Kinder dahinlebe» müssen, i» unteren Seele»? Wisse» wir nichts von der religiösen Verwahrlosung so mancher katholischer Aiislnndgemeinden, weil sie ke'ne Priester haben »»d ihre Kinder keinem deutschen Lehrer zuführea können? Was saaen wir, wenn wir hören, daß wir in Nordamerika 10 Millionen üatholikcn haben, aber SU Million-n haben müh- ten? Georg Timpc sag!: »Wir haben die katholischen Pellst, rü- der i», ?lnL!a->d nicht genügend eingeschätztl" Das muß ar.tcrk werden. Da wandert der Deiilsche hinaus in das Land fremd»r Sprache und fremder Laute. Wohl rufen die Glocken der fremd ländischen Dame zum gleiche» ewigen Goltesdienit der Knche. Aber das lckx'ndige Wort des Priesters auf der Kanzel versteht der Wanderer nicht, kein Lehrer ist da. der seinem Kinde in der ihm allein vertrauten Muttersprache die Kunde vom GotteSrcich und vom Krippenkind bringt und die Heilslehre ckw.stl'chcr Tu gend vererbt, lind wenn die innersten Geheimnisse der Seele zum Bußgericbt rufen, dann ist kein priesterlicher Freund da, der mit Heime.tlauten zum Herzen reden köniüel Soll die Religion warten, bis der Man» die fremde Sprache erlernt hat? Vis dahin ist oft das heilige Feuer erloschen. Deutschem Empfinden ist die deutsche Sprache die nächste Form, deutsche Sprache in ihrer Kindlichkeit und Natürlichkeit. Bon der Heimat erwartet dos katholiiche AuSlanddeutschtum Hilfe in sei- ner geistigen Not. Ilird nicht nur die Not des einzelnen da drall sten ruft zur Gemeinschaft, sondern die Not nnd das Hilssbednrf- »is der Massen heischt unser Interesse. Wir sind eine einheit liche übernationale Kirche. Aber wenn die älteste Tochter der Kirche ihres Ruhmes sich bemüht ist, wenn die spaw'che Kirche die Traditionen ihrer Glaubensgeschichte hochhält, dann haben auch wir das Recht und die Pflicht, die Millionen Katholiken festzuhalten und zu schütze», die unserer Nasse angehörcn. Hat nicht die deutsche Gemütstiefe und Gott-nnigkeri der Kirche besondere Gabe» dargebracht? Haben wir nicht die Mystik in ihrem tiefsten Erleben, die Gotik in ihrer größten Vergeisn. gung, ihrer höchsten Steigerung und Weitung ins Trauszendin- talc? .Hat n cht die Arbeit deutscher Theologen dem hl. Glauben unschätzbare Hilfe geleistet, jene genaue und nüchtern snstema- tische Ouelleiiarbcit, die in aller Welt anerkannt ist' Haben nicht unsere Ordensleute und Missionare im fremden Land und in der .Heimat sich als treueste Söhne der Kirche gezeigt und die Cla- ben ihrer Nation der Kirche geschenkt? Nicht umsonst bat Zuvor die Deutschen ins Missionsfcld haben wollen. Er schätzte ihre AuÄamcr und Gründlichkeit. Haben wir im Vereinswesen nnd organisatorische!: Arbeit, in sozialer und karitativer Leistung der Kirche unserer Tage sucht bedeutsame Anregungen gegeben? Wahrhaftig, die Eigen art der deutsche» Katholiken hat in der Kirche der verschiedenste» Nassen ihre besonderen Ausgaben und Pflichten, und darum ist es uns nicht gleichgültig, ob die Zahl und der Stand des dcut- scheu katholischen Volkstums erhalten bleibt. Im Reiche selber sind wir durch die '».?<>-> A-oeucend ga'cywächr. Denn in Gm'cn-Mal„iedy, i» Elsast-Lotkringen, in den Ostprovinzen und Obcrschlesien waren es wesentlich Katholiken, die von uns getrennt wurden. Nnd nun wollen wir nicht, das; der deutsche Prozentsatz auch noch in der Kirche zurückgedämmt werde. Denn unser Recht zum Lebe» ist auch ein Recht zu unserem Glauben, und alS Deutsche wolle» wir diesen Glauben Hochhalten. Meinecke sagt: Jede Nation will das ihr eigentümliche Gute in der ganzen Welt verbreiten. Kein Volk hat als Ganze» so ernst und inner- lichst mit seinem Glauben sich befaßt wie das deutsche. Da führte zu tragischen Ergebnissen, aber das trug auch seine golde nen Früchte. In diesen Tagen träumen Hunderte Deutsche die Haupt, mannsch« Geschichte von der versunkenen Glocke nach. Un» klingt wie eine versunkene Glocke aus tiefem See die Kunde von» katho lischen Glauben zahlloser Auslanddeutscher, der mit dem Volks tum dahinschivand. Künftig darf kein kat-ilische» Deutschtum im Ausland «ehr ersterbe». Künftig sollen oft und oft in neuen Kirchtürmen fremder Städte und Dörfer Glocken earporgezogen werden, die deutschen Ohren von heimatlichem Glauben und heimatlichem Gottesdienst sprechen. Und nun reichen wir uns die Hönde zu fruchireichster Tat- gemcinschaft. Wir kennen die Rot. Laßt sie uns lindern und heilen I Wir sehen das Auslanddeutschlum in seinen Anfängen, in der Auswanderung. Wir begrüben das Werk, das der edle Cahcnsly im St.-Raphaels-Verein der deutschen Kirche schenkte und das in bl Jahren unnennbaren Segen stiftete. Wir be grüßen die neuesten Bestrebungen dieses Vereins, die Wanderer, wenn möglich, in der Heimat zurückzuhalten, und sie, wenn sie dennoch in Uwcrsee gehen, in Gegeben zu weisen, wo sie Volks- genossen und GlaubenSbrüder finden. Wir hegen die Hoff nung, es möchte staatlichen oder privaten Kräften gelingen, auch die schwierigen Grundlagen zu schaffen sür geschlossene Siede- lungcn unserer katholischen Auswanderer. Wir danken den religiösen Genossenschaften, die seit Jahr zehnten unseren Brüdern in Uebersee und in fremdem Lailde ihre seelsorgliche Hilfe leihen. Was wären heute die dänischen Kolonien in Südbrasilien ohne die deutschen Jesuiten um» Franziskaner und Pallotliner? Möge die Heimat Söhne und Töchter opfern, die im Gesolge dieser Missionare da weiterarbei. ten, wo sie begonnen. Viel schöne Arbeit zum Schuh de» katholischen AuslandS- deutschtumS, die von dem Caritasverband unter der Initiative des seligen Prälaten Wertmann in Frankreich und Italien ge schehen war, ist dem Kriege zum Opfer gefallen. Schon versucht man den Wiederaufbau. Aus Belgien schrieb mir in diesen Wochen ein hochverdienter Ordensmann, wie er aus den Trüm mern des Krieges die deutsche Mission wieder aufrichte. In Mailand konnte ich selber sehen, wie die Gemeinde sich sammelt und unter dem Schutz weitsehender Kirchenfürstcn alte Positionen wieder einuehmen will. Unsere Hilfe gebührt den wackeren Kämpfern sür das ka tholische AuSlanddeutschtum. In Stadt und Laird mutz, wie Aufhauser sagt, die deutsche Kirche, das deutsche Pfarrhaus und Vereinshaus ein Stück Heimat verkörpern, wo jeder sich wohl fühlt. Bisher haben der St. Joseph-Missionsverein in Aachen, der Caritasverband, der hiesige Ludwig-Missionsverein die schön sten Verdienste mm solche Aufgaben und Ziele. Möchte die Unter stützung aller Katholiken diese Hilfe auch ferner ermöglichen! Das Reich hat vor dem Krieg im Ausland sich vielfach zu sehr als protestantisch gezeigt uiid so manches Mißverständnis und manche Anklage im Krieg mit verursacht. Im neuen Reich wollen wir, daß die Förderung geistiger und religiöser Kultur von Reichs wegen den Auslandsbrüdern zuteil werden, so wie sie in ihrer religiösen Verschiedenheit sich darbieten! Die katholischen Auslanddeutschen können dann in weitem Maße dazu mithelfen, bei katholischen Nationen deutschen Na men und deutsche Auffassung vom Kriege wieder zu Ehren zu bringen. Man hat zur Zusammenfassung der Interessen der aus ländischen Brüder den Reichsverbcnrd für katholische Ausland- deutsche geschaffen. Es existiert hier in Bayern der Verein für die katholischen Deutschen im Ausland. In Hamburg ist seit einem Jahre das katholische Auslandsekretariat zur Erforschung des katholischen Volkstums eingerichtet. Das sind Grundlagen, aus denen sich der Wille zur Talgemeinschaft betätigen kann. Unsere Literatur ist trotz schwerer Zeiten wieder im Auf blühen begriffen. Heraus mit- dem deutschen katholischen Buch InS AnSlandl Hinaus m.t der deutschen Zeitung! Wir brauchen die innige geistige Gemeinschaft mit unseren Auslandsbrüdern, auf daß überall im Ausland die deutsche Zei tung und das dänische Buch die Kultur schütze und fördere. Die großen Organisationen des Deutschen AuslandLinstituteS und des Vereins für das Deutschtum im Ausland rufen die Jugend un. lerer Schulen auf. für die armen AuSlandschulen zu sammeln! Wir dürfen nicht zurückstehen an Eifer und Betätigungswillen bei Liesen wichtigen Werken. Wir selbst kennen ja die Bücher am besten, die wir unseren Landsleuten im Urwald oder in der Verlassenheit des deutschfeindlichen Polens gönnen möchten. Das katholische Deutschland im Ausland soll leben! Auch diese Rede wurde mit starkem Beifall ausgenommen. Aus dem Ausland Der Wortlaut der Entscheidung Paris. 31. August. Ter Entschluß der Reparationskommissioi! hat folgenden Wortlaut: Die Wiedergntmachuiigskommisslon, die über die neue An frage Deutschlands vom 12. Juli über ein Moratorium becatcr hatte, zog in Betracht, daß das Deutsche Reich alle Kredite im In- nnd AuSlaude verloren hat und die Mark ständig fällt und zwar bis auf 3/1000 ihres Wertes, und beschloß deshalb! 1. die Entscheidung über die Anfrage, sowie sie von Deutschland vorgeschlagen wurde, zu verschieben, bis sie den Entwurf einer radikalen Reform der öffentlichen Finanzen Deutschlands b«. endet hat. Dieser Resormentwurf soll enthalten: a) Herstellung des Gleichgewichts im Budget Deutschlands, b) für den Fall, daß die in der Reparationskommission vertretenen Regierungen ihre Zustimmung erteilen sollten, die eventuelle Herabsetzung der äußeren Lasten Deutschlands in dem Maße, wie sie von der Kommission zur Wiederherstellung des deutschen Kredites für nötig erachtet werden, c) eine Fincmzrcform durch die Aus schreibung von äußeren und inneren Anleihen zu dem Zwecke, die Finanzlage zu bessern. 2. beschloß die Kommission, um die notwendige Zeit zu finden, die in Absatz 1 beabsichtigten Maß nahmen vorzubereiten und auszuführen, an Zahlungen statt der am 15. August und IS. September fälligen Raten und, falls in der Zwischenzeit andere Abmachungen getrossen werden, auch der ferneren Raten vom 15. Oktober bis zum 15. Dezember deutsche sechsmonatige Schatzscheine entgegenzunehmen. Sie sind durch Garantien zu sichern, über die die belgische Regierung, der diese Zahlungen znkommen sollen, nnd die deutsche Negierung sich zu einigen haben werden. Falls ein solcher Akkord nicht zustandekommen sollte, so würden sie durch Hinterlegung einer Summe in Gold in einer von Belgien zugewieseuen Bank im Auslande garantiert werden. Die Reparationskommission ha/ folgenden Begleitbrief beigelegt: Die Reparationskommission hat die Ehre, der belgischen Regierung beiliegende Entschließung antwortlich des Brie'es des deutschen Reichskanzlers vom 12. Juli bekannt zu geben. Da die Kommission es nicht für gut befunden hat, das von der deutschen Regierung verlangte Moratorium zu gewähren, hat sie es ebenfalls für den Augenblick nicht sür vorteilhaft gehalten, sich über diese von der deutschen Regierung vorgelegten Anträge auszuspreche», die die strikte Ausführung der Kohlen- und Holz- lieferniigen, wie sie die Reparationskommission verlangt, be treffen. Die Reparationskommission behält sich aber das Recht vor, die Inkraftsetzung derartiger von der deutschen Regierung vorgesehener Vergleichsanträge zu verlangen, wenn in Zukunft obengenannte Holz- und Kohlenliesernngen nicht in einer der Reparationskommission befriedigenden Meise vorbcstehe» sollten. Gez.: Dubais. Bradbury. Salvado Naggi. De la Ervix. Panikstimmung in Wiener Finanzstreisen Unter dem Eindruck der Gerüchte über eine bevorstehende Beschlagnahme von Effekten, Valuten und Devisen, Schmuck und Goldwaren, die von den Sozialdemokraten verlangt wird, haben in den letzten Tagen bei allen Wiener Banken große Abhebungen in Effekten von den Konten seitens der Kunden stattgesnnden. Die Nervosität des Publikums ist jedoch, wie an maßgebender Stelle versichert wird, gänzlich unbegründet. Bundeskanzler Dr. Seipel steht auf dem Standpunkte, daß ein Konzentrationsknbinctt mit den Sozialdemokraten erst dann möglich sei, wenn zwischen den wirtschaftspolitischen Forderungen der Sozialdemokraten und den Grundsätzen der bürgerlichen Parlamentsmehrheit eine ge eignete Basis für eine Verständigung gefunden sein wird. In München (Von unserem Sonderberichterstatter) Allen Voraussagungen zum Trotz, die dem diesjährigen Katholikentag ein Mißlingen prophezeihten und auf die Uneinig keit spekulierten, wächst sich die Münchener Tagung zu einer ) jkundgebung auS. die allen früheren Veranstaltungen sich nicht nur würdig zur Seite stellen kann, sondern sie sogar in mchr- ^ fachcr Hinsicht »verbietet. Schon die ersten Veranstaltungen zeigten die Geschlossenheit und Einmütigkeit des Willens, wahre Amfbcnlcnbcit zu leisten. Man sah neben den Kirchenfürsten be rühmte Führer im katholischen Leben, unter den Fürstlichkeiten bemerkten wir auch Prinz Johann Georg von Sachsen. Die christlichen Eltern wußte vor allem in einer Massenversammlung im Kindl-Keller O'ehcimrat Marx nachdrücklich auf ihre Pflich ten der Jugend gegenüber und vor allem derjenigen der Diaspora hinzuwciscu. Für die Diaspora sprach auch Lehrer Kretschmer- Chemnitz. Tic Versammlung der katholische» Lehrerschaft ver. lief glänzend, wo wieder», Kardinal Faulhaber der Mittelpunkt herzlichster Ovationen wurde. Zahlreich sind die Ncbcnvcrsammlungen, so die der Akade miker, die durch die Anwesenheit des Kardinals und des Nun- tiai-s ausgezeichnet waren. Aus der Generalversammlung des Volksvereins i» der Festballc wären noch einzelne Daten anzu- führe». Die Mitgliederzahl des Volksvereius beträgt heute über 600 000 darunter fast 150 000 Frauen. An der Zentralstelle be schäftig! sind 34 Personen, Verlag und HauSdruckerbi beschäftigen 15l Leute, ehrenamtlich tätig sind zehn Diözesansekrctäre und 5400 Geschäftsführer. 660 Konferenzen wurden im Berichts jahre a-bgchalte», 46 große Kurse und 106 kleine von einem bis vier Tagen. Durch die Geldentwertung und die Teuerung trat ein Verlust von 346 000 Mark ein. der durch Reserven gedeckt werde» konnte. Der Jahresbeitrag von 8 Mark mit einer Nach zahlung von 5 Mark reicht nicht ans, um den sicheren Bankerott aufznhalteu. Die Gefahren bei Auflösung des VolkSvernnS stnv katastrophal, wenn die Führcrschule der deutschen Katholiken zer stört ist, dann ist Deutschland verloren, wenn die Katholiken den Mit verliere». Ein Antrag Lindermeier-AngSbnrg ermächtigt den engeren Vorstand mit der Festsetzung der MitgliedSbeiträgc. Dem Vorstand wird Entlastung erteilt, die AnSscheidendcn wer den durch Zuruf wiedergewählt. Dr. Hcttcnschwvler-Llizern und Dr. Adenauer, der Präsident, überbrinaen belle Wünsche. Pater DvonsiilS-Eichstätt hielt nun einen selten schönen Vortrag über »Die religiöse Schwarmgcisterci unserer Tage". Gewöhnlich ist der Ungehorsam gegen die kirchliche Autorität Ausgangspunkt verbesserter Kirchlichkeit. Viels des Sekten tragen das Merkmal der Sünde an sich und zeitigen moralische Giftsrüchtc. Das Be. nehmen ist sehr oft unsittlich und ihr Auftreten teilweise Betrug, weil sie trotz gerichtlicher Feststelluna mit unwahren Behanptun- , gen Vorgehen. Mit einem katholischen Mäntelchen suchen die Verbreiter ihre Traktätchen ins HanZ zu bringen. Gott wollen y sic verjagen und an dessen Stelle werden Gespenster gesetzt. I ^ Ministerpräsident a. D. Stcgcrwald- Berlin referierte, ^ ^jvlc schon ausführlich wiedergcgcben, über ..wirtschaftlichen Auf- ^au und Volksgemeinschaft". Gar bald batte der Redner dle s Zuhörer in seinem Banne. Kapitalismus, Materialismus wirken " gc>ncmschastSzerrcis>'nd. Teilweise hat der Katholizismus mit rrslcrcm paktiert. Der Kapitalismus bat einen Teil der Men schen hcrabgedrückt. Der Wiederaufbau ist ohne die Kräfte aus dem Katholizismus unmöglich. Wir müsse» aus dem Sumpfe heraus, die Basis verbreitern, den Anstoß geben, daß gläubige Protestanten mit uns auf gemeinsamer Basis arbeiten. Die Aktivität auf unserer Seite muß verstärkt werden. Es muß Volkssache, dann Weltsachc werden, daß der unsittliche Ver trag von Versailles, der breite Kreise in der Sorge mnis Brot alles andere vergessen läßt, aufgehoben wird. Denn er ist auch unvernünftig. Ilm unser Voll zu retten, müssen Ein- und Ausfuhr ge regelt werden. 120 000 Bergleute arbeiten jahraus, jahrein für die Entente, alle acht Minuten geht ein Kohlenzug nach Frank reich ab, obwohl uns Oberschlcsien zu drei Vierteln und Saar land auf 15 Jahre verloren ist. Der Geist der Opferwilligkeit muß lebendig werden. Das wird leichter sein, wenn der Mensch wieder mit der Heiniatsschvllc verwachsen ist. Dann wird eine seelische Acndevung des einzelnen, der Familie und damit dcS Volkes einziehen. Kardinal von Faulhaber bekundete seine Liebe zum Volköverein durch eine zündende Ansprache. Er nannte ihn einen immerwährenden Katholik:.ck^g. Man könne sich aber leicht zu Tode organisieren nnd unnütz Bruderkräfte verpulvc;». Der Vollsvcrein möge Helsen, daß wir von den Konipromissen zurück zur katholischen Grundsatztreue kommen. Der geschlossenen Versammlung wohnte auch Erzbischof Dr. Hauck von Bamberg und Mlssionsdischof Geier von den Phi lippinen bei. Weihbischof Dr. Hähling von Paderborn behan- delte die Nöte der Diaspora. Der BonisatiuSverein stehe vor schier «unüberwindlichen Aufgaben, wenn er nur einigermaßen die Not lindern wolle in Sachsen, Pommern, Thüringen usw. Neben der Sorge für Errichtung und Instandhaltung der Kirche sehe der Bonifatiusverein seine Hauptaufgabe in der Erhaltung der Diasporaschulen. Diese dürften aus keinen Fall von uns aufgogebcn werden. Schlimm sehe es um die Besoldung der Geistlichen und Lehrer an den Privatschnlen ans. Sie schwankt zwischen 10000 und 25000 Mark. Der Schulgesetzentwurf. der geheiligte Elternrechte verachtet, dürfte niemals Gesetz werden. Möchten alle den Bonifatiusverein und den Schutzengelbund ge bührend unterstützen. Pfarrer Mühr-DreSdcn beleuchtete die Nöte in Sachse» außer einem anderen Dcbatter. Der Erzbischof Dr. Hauck von Bamberg versicherte zu un serer allergrößten Freude, die katholischen Gebiete, der Episkopat und die katholischen Abgeordneten würden sich mit ganzer Kraft und bis zum äußersten für den Schutz der kulturellen Diaspora durch ein ReichSschulgcsetz eiusctzen und erntete begeisterte Zu stimmung. Entsprechende Resolutionen wurden einstimmig an« genommen. In der Nachmittags-Hauptversammlung eröffnete Oberbür germeister Dr. H i p p - RegenSbnrg die Reihe der Redner über den »Sozialismus". Er nannte ihn eine gefallene Größe, dessen Tragik in der trostlosen Verneinung beruht. Ihm fehle die Spannkraft und innere Aktivität. Er ist keine Partei, keine Weltanschauung, kein Wirtschaftssystem als solches. Wir müssen ihn richtig zu erkennen suchen, lieber diese Grenze hinaus dürfe es keine Kompromisse gcb»,,. Weite Kreise des katholischen Volkes haben schon lange ein »non possumnS" erwartet. Die Not, das Elend, Kummer und Sorge sind für viele der Führer zu ihm gewesen. Die Staatsautorität stütze sich aus übcrweltliche Mackst für Menschen und Staaten. Durch bloße Gesetze und Verord nungen lasse sie sich nicht begründen, sonst wäre Deutschland das glücklichste Land. Wir müssen den Sozialismus durch stärkste GotteSbejahnng bekämpfen. ES fehlen uns Revolutio näre der christlichen Tat. Welch himmelweiter Unter schied zwischen einein katholischen Missionar, einer katholischen Krankenschwester, die durch vertiefte Caritas weit, weit über die Philosophen Marx und Lajsalle hinausragen. Sozialpolitik ist uns Näckftenliebe. Nationalrat Dr. Müller-Luzern, freundlich begrüßt, sprach über „Christentum und irdischen Besitz". Wir brauchen nur das Notwendige im hinreichenden Maße, sollen gern vom Ueber- fluß abgcben. Heute stehen wir wahrscheinlich an der Bahre des Kapitalismus und iwbcn keine Ursache, ihm nachzutranern. Auch der Staat soll nicht der allein Reiche sein. „Was du brauchst» gibt Gott, was du mehr hast, gib für andere," so schloß er. Die Vertreter der Jugendlichen, E n d e r l i n-Freiburg und Student B ur lag e - Leipzig, wußten die Zuhörer zu be geistern. Dir Erwerbstätigen wollen durch ernste Arbeit, unter Heilighaltung der Familie nnd Sorge für die -unverletzliche Staatsordnung am Wiederaufbau Helsen. Sie sehnen sich nack» reiner Freude, obne Kopf- und Herzweh hinterher. Die Stu denten wollen treu zu Gott, treu der Kirche, treu dem Vatec- lande ihre Kräfte dem Vaterlands nutzbar machen. Sie fühlen sich als Diener der Volksgemeinschaft und wollen dem Riß im Vatcrlande schließen helfen. Eine Resolution in beider Redner Sinne fand Zustimmung. Franziskanerpater DyonisiuS, Domvrediger in Köln, rief wie sein keiliger Ordensstifter das Volk auf. die falschen Göt ter zu verlassen. Freiheit ist heute Zügellosigkeit, dre Li'eratur gleicht einem faulen Sunipf. Plakatsäulen stehen als Straßen dirnen vor uns, wblche Krankheiten verbreiten manche Zeitun gen, Theater und Kinos. Es fehlt an Wohnungen, aber eine Bar entsteht neben der andere». 8 25 Millionen Kinder füllen wöchentlich unsere Kinos. Wie soll man da die Welt erneuern? Der Mensch ist gebunden an seinen Geist, an sein Gewissen. Fast mehr als die Halste unseres Volles droht auf die Dauer den Geschlechtskrankheiten zu erliegen. Und wie steht es mit der Heiligkeit der Ehe? Früher war das Kind eine F'snde. beute eine Last, früher Segen, jetzt Qual. Wo ist da? ventsche Francnideal hin, dessen Reinheit der Heide TazituS besang? Wir Katholiken haben Mittel, um die Leidenschaft zu beherrschen. Merket, was die Stunde ist! Das katholische Volk kann die Reinheit der Ehe retten. Mit deni Zeichen des Kreuze? soll der Katbolik sich der modernen Lust entgegenwerfen, einen Purpur- streifen des Märtyrers im Herzen fühlen. Nur so kommen wir ans dem Elend der alles überwuchernden Unsittlichkeit. Diele Rede hinterließ nachhaltigen Eindruck, alle hingen wie gebannt an den Livpen dieses der Reinheit. Mag Gott seinen Segen nicht fehlen lassen. Am Montag abend verhaftete die Polizei einen Elsässer, jetzt mit französischem Namen, der sich in den gemütlichen Abend der Pfälzer eindrängen wollte, um dann sein Spitzelmaterial dem General de Metz in Straßburg ausznüefern. Tie Schau bühne kann froh sein, daß die Polizei die Ausführung der »Plärr, hauskomodie' verbot, vielleicht hätten die Katholiken sonst zur Selbsthilfe gegriffen-
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