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DonnccStag ven 21. September 1922 ^ Protestschreibe« -es Gesamtelternrates an das Kultusministerium Der Grstuntettrrnrat der katholischen Schulen Dresden« hat an das Ministerium des. Kultus und öffentlichen Unterrichts folgendes Schreiben gerichtet: '> Die Elternschaft, insbesondere ihre gesetzlich berufenen Ver treter, die Elternräte der katholischen Schulen Dresdens, haben „je einen Zweifel darin gelassen, das; sie mit voller Ueberzeu- gung und großer Begeisterung für "le Aufrechicrhaltung der kon, fcssionell katholischen Schulen in Dresden eintreten. Die katho lische Elternschaft hat die Erhaltung dieser Schulen in früheren Zeiten mit großen finanziellen Opfern ermöglicht. Sie hat die Erhaltung dieser Schulen bei der Vereinigung der katholischen MinderheiiSschul,gemeinde mit der Mehrhcitsschulgemeinde vertraglich gesichert verlangt. Dies ist ihr auch durch einen vom Rat zu Dresden, Schulamt, unter Beitritt der staatlichen Behörden geschlossenen Ver trag zugcsichert worden. Außerdem hat die Verfassung des Deut schen Reiches in Artikel 174 den Fortbestand unserer katholischen Schulen verfassungsmäßig angeordnet und gewährleistet. Wir würden es als eine unerhörte Mißachtung des Willens der maß geblichen Erziehungsberechtigten, als einen Vertrags- und Ver- fassnngSbruch ansehen, wenn auf unsere Schulen jetzt die Ver ordnung des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unter- richts Nr. 166 vom 24. August 1922 angewendct werden würde. Andachten, Gebete und Kirchenlieder gehören in den Rahmen der konfessionell christlichen Schulen, deren Wesen nach, sowohl wie nach dem Brauche von Jahrtausenden. Nimmt man sie der konfessionell christlichen Schule, so beeinträchtigt man ihr Wesen und verstößt gegen die Verfassuug, die in Artikel 174 ausdrücklich den Forbestand der bisherigen Rechtslage angeordnet hat. Man verstößt auch gegen die Vecrragspslichtcn, da der Vertrag über die Vereinigung der Schulgemeinden vom 30. März 1920 in Z 8 aus drücklich anordnet: Der katholischen Minderheitsschulgemeinde ist die En- Haltung und Weiterentwicklung ihrer Schulen unter den bis- herigen Lebensbedingungen, insbesondere die Erhal- tung des konfessionellen Charakters ihrer Schulen, in voller Unversehrtheit für die 8 7 genannte Dauer (bis zum Erlaß des Reichsschulgesetzcs) in der bisherigen Weise zugesichert worden. Wir können nicht dulden, daß man ums im direkten Wider spruch niit dem demokratischen Charakter der Reichsverfassung als Staatsbürger behandelt, deren Wille» man im Widerspruch mit dem Grundgedanken der Verfassung mißachten und mit Füßen treten könnte. Wir verlangen die Erfüllung der abge. schlossenen Verträge und erwarten vom Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, daß es sofort den maßgeblichen Stel len die Mitteilung macht, daß die Verordnung Nr. 165 und Nr. 166 ans unsere Schulen keine Anwendung zu finden habe. In vorzüglicher Hochachtung Ter Eltcrnrat der katholischen Schulen von Dresden, gez. Paul Richter. I. Betz. Ackermann. 7,!—.7?"^"-'- § >., .' . Aus Dresden ^ —* Dle Preise für KokS aus den städtischen Gaswerke» betragen vom 18. September dieses Jahres ab a) für Stcin- kohlenkoks und Perlkoks und Kleinverkauf und bei Abschlüssen 300 Mark, b) für Braunkohlenkoks und Grus 150 Mark, allent halben für einen Hektoliter ab allen städtische» Werken. Gemeinde- und Vereinsnachrichte» 8 A» Sachsen» kathol. Jungmänner «nd Jünglinge! (Wichtig für Katholikentagsbesucher.) Sonntag, den 1. Oktober, '/.II Uhr im Singsaal der Kaufm. VerelnkhauscS ist die Jngcnd- fe st Versammlung. Festredner: GeneralpräseS des katholischen Jugend- und JnngmännerverbandeS Deutschlands, Hochw. Prälat MostertS (Düsseldorf). Da der Führer der katholischen Jugend in Deutschland leibst sprechen wird, muß jeder Ortsverein vertreten sein. Abends V,8 Uhr: Gemütlicher Beisammensein in .Stadt Berlin". Warme MittagSverpslegung konnte den Jugendlichen tcotz An unsere Leser! Auf lÄrund zahlreicher in den letzten Tagen an uns ergangener Anfragen wegen des gegenwärtigen und künf tigen Bezugspreises der Sächsischen Volkszeitung diene folgendes zur Kenntnisnahme. Der Bezugspreis für den Monat Oktober bez. für daS 4. Vierteljahr 1922 ist der Post von uns schon im August, wie vorgeschrieben, mit Mk. 80.— bez. Mk. 240.— angegeben worden. Diese Beträge zieht die Post gegen wärtig ein. Infolge der rapid fortgeschrittenen Teuerung macht sich aber schon für September eine Erhöhung auf Mk. 90.— notwendig, die auch zunächst für den Monat Oktober bez. für das 4. Vierteljahr in Frage kommt. Außer dem von der Post einqezoqenen Be trage sind also nachzuzahlen (unser Postscheck konto Dresden 14797) insgesamt? Mk. 64.— fiir Monat September und Oktober oder Mk. 84.— für Monat September und das 4. Vierteljahr 1922. Wir müssen nun unsre Leser dringend ersuchen, die Einzahlung ungesäumt vorzunehmen, da es uns nur auf diese Weise möglich ist, den ungeheuren finanziellen An forderungen in der Papierbeschaffung, die Barzahlung er fordert, gerecht zu werden. Verlag <lrr §<ici>ri§cl>ei> voilmeltung der schwierigen LebenSverhäcknisse nach der Jugendverlammliing im Weltinschlößchen ermöglicht werden. P>c>s 20-26 Mark. Anmel dungen nur bis Mittwocb, den 27. September- Spätere Anmeldungen bleiben unberücksichtigt. Der Schriftverkehr ist zu richten an: Georg Wenzel, Lehrer, Chemnitz, Dietzelstraße 24, 11. 8 Dresden - A. Katholischer Jünglingsverein. Einen vollen Saal möchten wir an: nächsten Sonntag haben. Warum? Meint Ihr, die Jugend brauchte kein Geld mehr? Glaubt Ihr, wir hätien schon zuviel tatkräftige Mithelfer? Dan» seht nur zu, wie schön es wird, und kommt, Jugend und Alter: 6 Uhr im GcsellenhauS. 8 Freital-Deuben. Unsere Vereine rüsten sich zum Stiftungs fest» Sonnabend den 23. d. M- im Döhlner Hof, abends 7 Uhr. ES soll der Abend eine Heerschau unsere« Waribezirke« werden und wir erwarten unsere Glaubensgenossen a»S den Filialen Dippoldirwalde, Nr. 216, Seile 3 Schiniedeberg. Wilsdruff, Rabenau, Tharandt ulw. und hosscn auch ans guten Bestich an« TreStcn. Elektrische Haltestelle „Döblner Hof", Freital-Döhlen. Eisenbahnstation für die Dresdner ist Potichavpel. 8 Tresden-A. Volksverein für das kath. Deutsch land. Da unser letzter Ausflug in sv harmonischer Weise verlausen ist. so wollen wir, einem Wunsche aus Kreisen der Mitglieder ent sprechend, am Sonntag, den 24. September, noch einmal wandern. Wir fahren mittags 2.15 bi« HainSverg und dann gehts nach Tha randt. Dort Kaffeepauie. Rückmarsch oder -fahrt dann nach Be lieben. Um vorherige Bestellung der SonntaaSsahrkarten, eventuell eines Sonderivagens und des Kaffees zu ermöglichen, möchten sich recht viele Teilnehmer bis Freitag früh wieder bei Hecrn Fcisenr Seih, Landhausstraße, melken. 8 Leipzig. KreuzbiindniS. Einen H erb st au S klug nach dem Ober Holz unternimmt die Grnvve St. Trinität 3 am kommenden Sonntag de»24. September 1822. Gemenckame Abfahrtab Hauptbalinbof Leipng mittaas 12.19 Uhr- Die Mitglieder werden gebeten, sich pünktlich 11.45 Uhr am Hanvtbahnbof. Osthalle, einfinden zu wollen. (Sonntagsiahrkarte löse») Um reoe Beteiligung auch von Freunden und Gästen »»iercs Bun es wird aebeten. — Bel Regenmclter vlaninäiime Bersanimlung im VoUswohlhcim, Lohr» straße 7, abends 7.30 Uhr. Kirchliches Nadeberg. Erst kürzlich konnte die Volks,estuna einen er'ren- lich.» lickt über d e erhebende Feier der Primiz des Hock»». Herrn Paicc öa'esins Schmitt »ns geben! Heute sind wir wieder in der angenehmen Lag-, Meldung zu iun von festlichen Ficuscnscteln, die wieder zwei Söhne rmierer Gemeinte — freckich leider in weiter Ferne — begehen können, wie es auch am letzten Sonntage unter Aufiordcruiig zum Gebet der lauschenden Gciminde von der Kanzel verkündet wurde: Am 20. September wird nämtich im T'appisten« Milsionskloster St. Paul in Holland d r Noaize Franz Blümel. Solm liniere» SchnlhaurmannS, die hl. Or^enspro'est oblegen »nd am nächste» Sonntaa. den 27. September, wird im M snonsk oster der Pollottiner in Limburg a. L. der Kandidat Franz Hanke, Sobn des Arbeiter« Michael Hanle hier, feierlich da« Oldcnrgewand empfangen- Quittung 220 für die Sächsische Volkszeitung von einigen christlichen Gcweikichaftler», Leipzig. Kirchlicher Wochenkalender Wir glauben im Interesse der Leser zu handeln, wenn wir künftighin die Kirchennnchrichteii nur noch in gewisse» Anstände» veröffentlichen »nd nur die jeweilige» AenScruiigen wöchentlich beknnntgobr», um den engen Raum, der nnö jetzt zur Ver fügung steht, voll ausnutzen zn können. Wir bitten daher unsere Leser, die Kirchenuachrichten ausbcwahren z» wollen. "Aue. 11.30 M. (Siehe auch Schwär,cubeka). W. 7 M. Leipzig, St. Trinitatis. Für Sonntag den 24. Sept. »nd die darauffolgenden Sonntage 6 und 7 Uhr hl. Messe, le^teie mit Allarrede, >/zO Uhr Predigt, 10,15 Uhr Schulmesse mit Vcedigt, 11,15 Uhr letzte hl. Messe, 6 Uhr Andacht. Hl. Beichte an Wochen, tagen 7—8, Sonnabend abends 6—8, Sonntag 'ruh von6U>r ad. Klotzsche. Kurhaus. 10 Golm-a.. ao 8 Be ckmetegucheit. Lengenseld (Turnhalle). 10 hl. Messe und Predigt. Mittweida. S. ab. 6 B, So. 6-7 B., 7.30 M-, 8 Pr., H-, ab. 7 A. - W 730 M. Oelsnitz i. E. 0 Gottesdienst. Navcberg. 7 Jrühm., Allarrede, 9 Pr-, A-Sp iit. Amt; 2.30 Segen. Reichenbach t. V. 7.80 hl. M u. Pr. Wurzen. 10 30 M.. Pr . K.. S. S. Hirschselde. 9 Hochamt und Predigt. Seitendorf. 6 M., 9 Pr. n. H.; 2 V. Schwarzenberg. 9 M. u. Pr. Thammcnhain. 7—8 B.. 8 M., Pr.. K. u. L. V Verantwortlich für den redaktionellen Teil: Rudolf Lrnzen; für den Inseratenteil: Josef Fob mann. — Druck und Ver lag der »Caxonia-Buchdruckerei G. m. b. H. in Dresden. Theater und Musik --- DaS Programm des neuen Generalmusikdirektors. Fritz Busch erörterte dieser Tage vor Vertretern der Presse in einem längeren Vortrage, zu dem uns die Nachrichtenstelle wieder ein mal „versehentlich" nicht eingeladcn hatte, die Lage der Dresdner Oper und wie man ihre» Miseren abhclfcn könne. Ein Gewährs mann erzählt uns, daß dieser Vortrag außerordentlich sympa thisch berührt und das Gefühl der absoluten Sicherheit wachge- rufcn habe, Fritz Busch sei in jeder Beziehung der geeignete Mann, uns zu helfen. Wir haben von Anfang an an ihn ge glaubt und hege» alle Hoffnungen von seiner Umsicht und Ener gie. Die Urlanbsfrage hofft Busch so regeln zu können, daß die in der letzten Saison häufig beobachtete Gefährdung deL Spiel planes künftig wegfällt. Auch im Ensemble will er Nencrnngcn treffen, die besonders darauf hinauSlarcfen, eine gute zweite Be setzung, einen brauchbaren Nachwuchs zur Hand zu haben. Hier auf kam der junge Generalmusikdirektor auf das eigentliche Pro gramm seines Wirkens, aus den Dpielplan, zu sprechen. Und »vaS er da vernehme» ließ, dürfte allscitigc freudige Zustimmung gefunden haben. Er betonte nämlich, daß alles sich um Mozart »nd Wagner gruppieren solle. In der modernen Oper fehle eine schlackcnfreie Größe, zu der zu bekenne» sich lohne. Die meisten Einsendungen neuer Opcrnwcrke' seien zn belanglos, um für Dresden in Betracht zn kommen. Trotzdem wird cs des Inter, rssanten genug in den nächsten Monaten geben. Richard Strauß, dessen meiste Werke bekanntlich Schuch aus der Taufe hob, wird mit zwei neuen Sachen die reichSdeutsche Uraufführung in Dres den erleben. Pfitzners „Palestrina" ist die nächste Premiere. Im Zusammenhang mit einigen Aeußerungen über seine Dirigier technik kam Busch dann auch ans die Frage der Höherlegumg des Orchesters zu sprechen. Daran wird bereits gearbeitet. Und zwar soll ein verstellbarer Orchestcrboden gebaut werden, der je nach Erfordern in Funktion treten wird. Man war von den Ausführungen hnchbefriedigt. Zck. » — Staatsoper. (In neuer Einstudierung und Inszenierung: „Othello" von Verdi.) Es ist sonderbar, daß von den in musikstilistischer Beziehung am höchsten stehenden drei Opernwcr- ken des großen Italieners nur eines im Spielplan ewiges Leben zu haben scheint: „Aida". Die anderen, „Falstaff" und „Othello", trifft man weit seltener, in Dresden aller zwei Dezennien mit nur wenigen Aufführungen. Diese drei letzten Opern Verdis zeigen den Komponisten — so behaupten auch einige Musikhisto riker — als Wagnerianer. Man will nicht nur den ins Italie nische übersetzten musikdramatischen Stil Wagners, sondern auch dessen Orchester wieder erkennen. Das ist aber m.-r z»im klein sten Teile richtig. Seit Wagner hat die Instrumentation mehr Farbe bekommen,'ist nach Riemann „dissonanzenscliger" in den Harmonien geworden. DaS ist Zeiterscheinung, zweifellos von Wagner beeinflußt. Jedoch, daß der musikdramatische „Stil" Verdis auch nur winzige Vergleichspunkte mit dem Wagners 'zuliebe, ist eine Fabel. Auch die letzten Opern, unter ihnen be sonders „Othello", leben von feurigstem Mclodienschwung, brin gen vorzugsweise lärmende Effekte, elementare Gefühlsausbrüchc und zum Ohre gehende Rhythmen, alles Dinge, die sich zu Wag- ner wie Schwarz zu Weiß verhalten. Aber — und darauf kommt es an — die zauberische italienische Melodik ist in „Othello" (und den anderen beiden OPer», von denen hier nicht mehr die Rede zn sein braucht) kultiviert worden. In diesem Sinne ist ein „Stil" entstanden, der Nachahmer in Boito, Ponchiclli, Marchetii fand und direkt znm sogenannten VeriSmo der Lconcavallo und Puccini überleitete. DaS Orchester im „Othello" ist von einer wundervollen, sinnlichen Pracht, die Chöre bestehen durch voll endeten Satz und unsterbliche Melodik gleichermaßen und Kompo sitionen von so inniger Zartheit wie das Liebesdncit im ersten Akt und von so trefflicher Charakterisierung wie das Rache-Duett findet man wenige bei Verdi. Dazcu, kommt die musikalische Be weglichkeit der Ensembles, von denen im „Othello" beinahe ein jedes Berühmtheit verdiente. Diese Oper wieder auszugraben, war entschieden ein künstlerisches Verdienst Fritz Büschs. Und wie er sie ansgrubl Das Orchester hat lange nicht so begeisternd in der Oper musiziert als diesmal, da der neue, selbstcrkcwcne Führer es von Anfang an in den Händen hatte. Auch die Chöre (Lotung Pembaur) waren von außergewöhnlicher stimmlicher SMnhcit. Und nun gar die Solisten! So bedauerlich eö ist, das; für die Titelpartie ein Gast heran ninßie, konnte dennoch Kammersänger N. Schubert-Hamburg sich einen großen, ehr lichen Erfolg holen. Darstellung und. Gesang flössen bei ihm in ein-?. Er erklärte Verdis Absichten, de» heißblütigen Neger musikalisch zu erleben, vollkommen. Ihm zur Seite stand die überzartc, ergreifende DcSdemona der Stünz» er und der schwarze . düstere Jigo Burgs. Rangleistnngenl Selbst in den kleineren Partien Wildhagens und Baaders. Da gegen war die Ausstattung von Erich Thum ein Mißgriff. Statt Farbenpracht und südliche Ueppigkeit gab er stilisierte Nüch ternheit. Die Ausführung schloß mit den üblichen Huldigungen. — Zu rügen ist ebenso wie die störende Unpünktlichkeit des Publikums die UnpünktliePeit der Spielleitung, die sich diesmal bezüglich des Endes der Vorstellung um einevolle Stunde verrcchnete. Zck. — Staatstheater. (Schauspielhaus.) Eine gewisse Erwar tung lag über der Erstaufführung von Max Mohrs „I m pro- visationen im Juni". Sie war eine teilweise Erfüllung dessen, was uns von Münchens Uranfführnng her bekannt war und was iliis der Autor in seinen Bcgleitwortcn zum Programm verspricht: die Ahnung, das Fühlen, ja schon das Turchdringcn unserer Kunst mit einem neuen Geist. Gutes alles Nristokraten- tuni schwindet, trennt sich freiwillig und kampflos vom Irdischen, bezwungen vom schnöden, macht- und geldgierigen Parvenü. Aber auch dieser unterliegt schließlich in seiner Abhängigkeit vom Aeu- ßcrlichen, dem jungen kraftstrotzenden, freien »nd religiösen Menschen, dem auswärts strebenden Künstler. Ein in wohltuen den Linien gezeichnetes Zeitbild. Mohr verrät dramatische Ge staltungskraft. Gewiß können wir mich hier fühlen, wo noch manchmal leicht das Leere gestreift wird, doch man empfindet eS nur als Nebensächliches, das den neuen große» Zug nicht beein trächtigen kann, zilin Teil dank der glänzenden Rollenbesetzung und der geschickten Spielleitung von Jltz. Die Blei bk reu als greise Fürstin eines sich auflöscndcn AristokraicntumS und Meyer als der rücksichtslos bordringende amerikanische Geld könig wußten getrau, die Typen ibrcr Zeit zn kopieren. Pon- tos Improvisator wird nicht leicht z» übcrlrcffen sein. Der freiheitsuchendc Tomkiuow von Lindner und der synchrone, »ach schweren inneren Kämpfen sich ftndende Sohn Mills von Dir moser waren Prachtgestalten. Die Gesamtdarstettiliig wie das Stück fand ailßcrordenilich freudige Ausnahme. Die Mit> wirkenden wurden viele Male hervorgernfen. wr. — Eine Enttäuschung brachte der am DicnSlag im Ver- einShaus staltgcfnndene Tanzabend von Anna. Life und Margot Diincan. Schon das Versagen des Pianisten Berneburg wusste manches der Stimmung vorwcgzunehincn. Tie drei Schülerinnen der Jsadore Duncan, deren Namen sie ans Dank barkeit an ihre Lehrerin tragen, wußte» künstlerisch nichts Eige nes oder Persönliches zu bringen. Immer sich wiederholender Rhythmus der oberen Extremiläten wirkt schließlich langweilig. In Chopins A-dur-Polonaise konnte man einmal eigene Auf fassung entdecken. wr. Regina - Palast. Die ''nsirunieriaken Darbi-stirngen unter Kapellmeister Heinz PutschcS Lsttnng erircu.» cb.uso wie die soli- stiichen, die Egon Z eiemcr mit W h und Scher, ankünckgt Scine lustigen Lieder sicher» ibm reichen Beifall, den auch seine Partnerin Vera Trolle für ibre temperamentvollen »nd mit geschulter Stimme ailsgefühltcii Vorträge einbeinist. Den weitesten Raum des in allen Teilen auf das beste »nterhaltendeii Programms nnimt jedoch de: Tanz ein, der in allen Schattierungen gcbo'en und von schön » Ge stalten, deren Grazie, Temperament und Ersi»d»»'8gabe gleich be wundernswert sind. anSaesiibrt wird und ock ni >nirm schcm Bcif.il! der zahlreichen Besucher der stimmnngSvollen Räume hiureibt. Da« irs'ciamt reichhaltige und mit trefflich in Gcschmack aiiSacwälsttc Pro gramm wird auch in diesem Monat leine„M ver>> lstc-, und den Ruf des Etablissements als eine Pfle,,stacke voiiiehni'hciterex Kunst anfS neu- festigen Tyrnians Thalia-Theater wartet mit einem neuen Spiel» plan ans, in dem die Einzeln»»»»«» in Weamll gekommen find. Zur Aufführung gelangt eine den ganzen Abend füllende Lokalposse „DreSdin steht Kops", als deren Verfasser Direktor Wlicker-Tum'mn im Verein mit seinen Mitarbeitern Grüner und R chter zeichnete- Die Ausführung des v er Bilder umfassenden Stückes mit leinen lpitcreu und drastisch-komischen Szenen läßt nicht« zu wünsche» »'wn und wird von eincm sich a»f das befie iinterhaltcndeii Pu'olililm mit danibareiu »nd anhaltendem Beifall quittiert. Hambnrgi'che Schaiiipielschnle. Unter dem Proiektoeat der Hamburger Schauipieldirektoren und der Vertreter Hambnrgiicher Behörden (Präses der Hochschiilbehördc, Präses der Obclschntbc-- hörde, Präsident der Bürgerschaft) ». a. haben eine Anzahl führender Künstler und Gelehrter die Hambnrgische Schau spielschule ins Lebe» gcrnfcn als eine gcmcittnülstge soziale Einrichtung, die jedes private Geschäftsinteresse von vornherein ausschUcsst. Es handelt sich nm die Errichtung einer Hochäbicke für Schnuspielknnst, der der Hainburger Staat das grösste Interesse, entgcgcnbringk. Verdient gemacht nm die Idee der Hochschule für Schaiispiclkiinst und ihre praktische Durchführung hat sich Madcleine Luders, deren Wirken »m die künstlerische Volks bildung weck über Hamburgs Grcnzen hinanS bekannt ist, und in deren Händen auch die Leitung der Schauspielschule liegt. Um das künstlerische und wirtschaftliche Proletariat an der Bühne zu verringern, erfolgt dis Ausbildung nach der Auslese der Begabten; eine Ehrenpflicht wird eS sein, besonders stark be gabte», aber unl'emittelten Schülern die Ausbildung zu ermög liche». Dem Lehrkörper gehören an: Dozenten der Hambnrgische» Universität, Professoren der Staatliche» Kilnstgcwcrbeschiile, füh rende Künstler der Bühnen- und Tanzkunst. Gasthörer könne» in einzelnen Fächern zugelasscn werden. Die Hambnrgiscbc Schau- spielschnle wird im Oktober diese-? Jahres eröffnet. Tie Ans- naluneprttfinig findet statt am 26., 27. und 28. September: eS sind dramatische Szenen nach eigener Wahl vormsprechen. Jede weitere Auskunft erteilt d" «---na: Madeleine Luders. Hambiirir. Finkenau 6. 1. '