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Sächsische Volkszeitung : 31.08.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192208317
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220831
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220831
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-08
- Tag 1922-08-31
-
Monat
1922-08
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 31.08.1922
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Wer ist diese Kirche? sie trägt ewifle Dinfle in ihrem Herzen, Dinge, die i» der Tat sicher zu sei» scheinen vor der Zeit uird der L^wegnng: Neberzeltgungen, G>ewißl>cilcn, Grundsätze, Forderungen, Verheißungen, an denen der Zweifel, die Laune und die Begierde von Jahrhunderten »och nichts zu ändern ver mochten. Vor ihrem Glanibensbewiißtsein sind tausend Jahre wie ein T>rg. Was ist das sür ein Geist, der Jahrtausende um spannt mit einem einzigen, einheitlichen, stets gleichen Blick, ein Geist, der auch vvc den, Jnquifitionsgericht der Weltgeschichte sich nicht widerspricht? Die Sterne droben sind uns ein Gleichnis der Ewigkeit, aber nur sür unsere Augen, vor unserer Wissen schaft sind sie nichts als ei» Katarakt der Weltenergic. Eltern daus und Heimat und Vaterland ist uns ein Sinnbild ewigen Glückes, aber nur für unser Herz; vor dcn Schicksalen, die über uns kommen, wprdcn sie z>u fernen traurigen Erinnerungen. Aber die katholische Kirche ist uns eine Erscheinung der Ewigkeit, die standhält nicht nur vor unseren Sinnen, sondern auch vor unserer Wissenschaft, weil sie auf die Gesetze des Geistes gebaut ist. weil sie den Geist selbst in ihren Bann zieht, weil sie die Schwerkraft besitzt, der die Sterne des geistigen und sittlichen Lebens folgen; ja, sie hält stand selbst vor dem Schickstn, weil jie das Schicksal selbst in sich trägt, weil in ihre« Tempeltirfen, wo die ewige Lampe glüht, die Ewigkeit selbst wohnt, die da spricht: Ehe Abraham ward, bin ich. Ich bin der Erste und der Letzie. Ich bin der ich bin! Nach erlösender Schönheit haben wir gerufen aus all der Häßlichkeit und Wirrnis unseres Menschlichen her aus. Und siehe, die Kirche tritt vor uns hin und sie ist schön, schöner als alles, was unsere Augen sonst je sahen. Ist sie nicht schöner als die Natur? Ihre Schönheit trägt ja Mcnschenantlitz. Ist sie nicht schöner als Menschengestalt? Sie hat ja die Schön- iheit des Gedankens, der Liebe. Und ist sie nicht schöner als Menschenschönheit zumal, weil sie auch den Menschen noch schön macht? Selbst die Bettler, die ihr folgen, macht sie schön wie einen Franz von Assisi und auch noch Aussätzige und Sterbende und selbst de» Tod macht sic schön. In ihr ist die Schönheit der großen Inspirationen, der hinreißenden Erlebnisse, die Schön heit der TamaskuSstunden, die Schönheit wallender Banner, die von den Farben des Chriskstsreicheö prangen, die Schönheit atem rauben der Begeisterung, die Schönheit fliehender Erwarbung und schluchzender Buße, die Schönheit trunkener Erfüllung, die Schönheit aller Pilgerchöre und die Schönheit von tausendmal tausend Allelujah-Gesängen. Und dabei ist ihre Schönheit doch gesund und klar wie die Schönheit des Wirklichen; es ist nicht die Schönheit des Traumes des Rausches, des Fieberwahnes. Sie hat die Schönheit der Größe, der Linie und der Maße, die Schönheit von Licbframendoincn und von ernsten Basiliken, cwer auch die Schönheit des Lichtes, der Liebe und der Einsamkeit. Sie ist schön wie eine Stadt auf dem Berge, aber doch nickst eine tote Architektur, bedeckt vom Staub.der Jahrhunderte, sie ,st wie ein lebendiger Baum, der sich immer wieder erneut, der nach allen Seiten wächst, der alle Regeln sprengt, und doch seine eigenen Gesetze cruslÄst, sie hat nicht die Schönheit starrer Paragrapyen, sondern die Schönheit des Geistes, der ungehemmt dahinstromr und doch sich ewig treu bleibt. In ihr ist die Schönheit des Kindlichen und des Mütterlichen, die Schönheit der Helden und des Herzens, die Schönheit großer Gedankenkünstler und die Schönheit der Gotlcsbraiutschaft. Sie besitzt Dante und Fra Angeliko, die Propheten und die Mystiker gehören ihr, die Schön heit des Krieges- und die Schönheit süßer Lieder. Ja, diese Kirche kann schaffen; auS bloßen Menschen hat sie Heilige geschaffen, Menschen, die glauben und hoffen konnten, die sich vergessen und opfern, die sich beherrschen und anderen dienen konnten. Sonst ist's umgekehrt! Kann diese Kirche das auch heute noch? O du schöpferische Arche, höre den Schrei unserer Sehnsucht: Erschaffe in uns ein reines Herz und den rechten Geist mache neu in uiiserem Innern. Erschösse nnS wieder gute Menschen, wahrhaftige, freie, reife und selbstlose Menschen. Gib uns Menschen, die ein Ebenbild Gottes sind, aus denen das Göttliche uns cntgegensprüht, aus denen die Leuchtlrast Gottes strahlt. Hat die Kirche unfern Ruf gehört, die Kirche der Gegenwart? Siche, mit ihrem Sakrament in der Hand tritt sie vor uns hin und senkt den mciisthgewordeneu Gott i» unsere Seelen, in einer eiicharistischen Bewegung, die keine Spar samkeit mehr kennt. Sie will uns aiisfnlle» mit Eucharistie; sie will das Göttliche in uns zum Uebersließeu bringe», so wie ein Brunnen überlänst; sie will i» der Tat Meuschcn schassen, diq nicht nur ein Tabernakel des Allerhöchsten sind, nicht nur ein Hochaltar des Opfers, sondern selbst em Gnadenzeichen GotteS, eine Art hochheiliges Sakrament, die durch ihre Sichtbarkeit schon hinreißcn zur Liebe des Unsichtbaren. Ja, die Kirche hat den Ruf unserer Sehnsucht gehört. Katholische Kirche, du Wunder der Welt, wer bist du? Mußt du nicht der Leib des Herrn selbst sein? Ter Kraststrom, der durch deine Hirten und Gläubigen, deine Orden und Priester, deine Dogmen und Feste, durch deine Liturgie und deine Passion fließt, ist er nicht das kostbare Blut Jesu Ehristi selber? Und die Seele, die deinen schönen Leib beseelt, ist es nicht der Geist Gottes selbst! Gewiß, vor unserer Erfahrung liegt Immer nur das Menschliche, da» Irdische, das Schwache: die Päpste und Priester, die Klöster, die Gottesdienste, die Liebes- werke, alle sind sie au» Erdenstoff gemacht; wo ist da die göttliche Seele. Aber so könnten wir auch bei jedem Menschen fragen, selbst dem nächsten und liebsten; wir können ihn Glied für Glied und sehr wissenschaftlich zerlegen und doch die Seele nicht finden. Aber sobald wir ihm jauchzend sagen: Ich glaube ai» dich und ich liebe dich, dann sehen wir plötzlich seine Seele im Leuchten seiner Augen, daun hören wir Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen und sie werde» sein Volk seine Seele wehen in den Worten seines Mundes, dann spüren wir seine Seele im Druck seiner Hand. Sollte es nicht ebenso sein bei dieser Kirche. Wenn sie wirklich die Epiphanie Gottes, der Leib Christi und die Feuerzange des Heiligen Geistes ist, dann werden wir das erst inne werden, sobald wir ihr jauchzend sagen: Ich glaube an dich und ich liebe dich! Ich glaube an dich tvie an Gott selbst, u'no ich liebe dich, wie ich meinen Heiland liebe! Wer dich sieht, der sieht den menschgewordeneu Logos, und wer ihr sieht, der sieht den ewigen Vater. Meine Zuhörer! Können wir so sprechen? Wir Kinder der modernen Zeit? Nicht alle können es schon sagen; der Zweifeln den und der Stumpfen sind noch gar viele. Nicht alle vermögen schon diese Kirche zu lieben; es ist noch zu viel Mißtraueil und Bitterkeit in den Seelen. Aber soweit die heutige Menschheit über haupt noch eine Hoffnung hat, erhebt sie ihre Augen zu deu Bergen, auf denen die katholische Kirche steht; denn schließlich ist es diese Kirche allein, die sie noch nicht ent täuscht hat. Und sie ist doch schon zwei Jahrtausende altlkl Sie must also doch wohl unerhört reich au Wahrheit sein, sonst hätten wir sie längst entlarvt, wir hätten ihr die Maske ihrer Ansprüche heruntecgerisseu, wir hätten sie zu Tode kritisiert, denn wir moderne Menschen sind unerbittlich in unserer Kritik, und wir sind hellsichtig, denn wir haben viel erfahren und sind oft getäuscht worden, wir sind leidende und darum miß trauische Menschen. Schon fragen alle: Katholische Kirche, wo bist du, du große, starke, uralte, heilige Kirche? Die Entscheidung liegt bei der Menschheit: Diese Kirche ist es oder keine! (Brausen der, lang anhaltender Beifall). Kardinal Bertram zur Abstimmung i« Ober- fchlefien Aus katholischen Kreisen wird dem amtlichen Pressedienst geschrieben: Nachstehende Zeilen, die an einen im öffentlichen Leben stehenden katholischen Laien gerichtet sind, dürfen, ohne Indiskretion zu begehe», zur Kenntnis auch anderer Leser ge bracht werden: Berlin, 19. August. Ew. Hochwohlgeboren erwidere ich auf die freundliche An frage vom 14. August über meine Stellungnahme zu der am 3. September im deutsch gebliebenen Obcrschlesien stattfindenden Abstimmung, daß ich mit Absicht eine große Zurückhaltung mir aufevlegt habe. DaS aber habe ich, ohne die Abstimmungssrei- heit auch nur sin mindesten zu beschränken, wiederholt er klärt. daß 1. die Oberschlesier gut daran getan haben, vor allem bin dende Garantien zu verlangen für die Sicherung der religiösen und kulturellen Interessen des katholischen Volkes, namentlich im Schulwesen, in der gezicmcyden Rücksichtnahme bei Stellen- besetzuiigen und in der Sprachenfrage; 2. daß jeder ohne Ausnahme es schmerzlich bedauern »ruß, wenn nach allen Leiden der letzten Jahre diese noue Abstim- mungSgefahr neue Uneinigkeit dem schwergeprüften Volke brin ge» würde; und daß 3. jeder, dessen Mick auf das Wohl des Ganzen gerichiet ist. es ebenso bedauern würde, wenn die Stellung der Katholiken in Preußen, die durch die territorialen Veränderungen so schwere Einbuße erlitten hat, neue schwere Verluste durch weitere Ab tretungen erfahren müßte. Zu wünschen ist, daß jeder Abstim mungsberechtigte von seinem Wahlrechte gewissenhaft Gebrauch mache und auch diesen Erwägungen verständig rcchnung trage. Ew. Hochwohlgeboren werden mir zugestehcn, daß obige Zeilen, die keinerlei amtlichen Charakter tr.igen, nichts enthalten, was nicht der gewissenhaften Sorge um Volk und Vaterland entspringt. In vorzüglicher Hochachtung bin ich Ew. Hochwohlgeboren ergebenster gez. Adolf Kardinal Bertra in. Bischof Dr. Schreiber in Somborn Der Sonntag der 27. August war für das Freigericht ein Freuden- und Ehrentag. Der hochw. Herr Bckchof von Meißen, Dr. Christian Schreiber, besuchte, von der Vischofskonfcrenz in Fulda kommend, seinen Heimatsort Somborn (Regierungsbe zirk Kassel). Ans diesem Anlaß war der Ort reich mit Fahnen und Fähnchen geschmückt. Gegen 8 llhr morgens schon zog der Domchor und das Domorchester der BonifatinSstadt mit klingen dem Spiele in Somborn ein und brachte beim Psarrhause seinem früheren Dirigenten eine Ovation. Nm halb 10 Uhr riefen die Glocken des ..Freigcrichtcr Dom" feierlich znm Pontifikalamt. Bei herrlichem Sonnen schein wurde der hochw. Herr Bischof unter Choralmujik von einem großen Ministerium abgeholt und zum GoiteShanse ge leitet. Dort hatten sich nicht nur die Somborurr ringefundeii, sonder» ans d.em ganzen Freigericht waren die Gläubigen gekom-s mcn, um ihren zur Bischofswürde emporgestiegenen Landsmann! zu sehe», zu hören und zu ehren. Wohl noch nie mar die Kirche so gedrängt voll von erwachsenen Personen (es hatten schon zwei* FrühgoiteSdienste stattgefundenl. Die Schar der Gläucigen war wohl auf 2000 zu schätzen. Unter der Leitung deS Herrn Pro- fessor Dr. Weber trug der Domchor die vierst mniigr „Missa in honorem St. Caroli Borronraei" von Fckke mit Orchett r- und Orgelbegleitung vor. Nach dem Evangelium bestieg Bischof Dr. Christian in vollem bischöflichen Ornat die Kanzel, um den gespannt lauschenden Gläubigen über die Einheit der katho lische» Kirche zu predigen, die sich ihm mächüg aukgedrängt habe bei seiner diesjährigen Romreise gelegentlich des Eucharistischen Kongresses in der ewigen Stadt. Nach der kirchlichen Feier brachte der Domchor mit seinem Orchester dem Bischof im Pfarrhofe Morgenftändchen. In sinniger Weis; sangen die Sänger das „Gott grüße dich!" Herr Rechnungsrat Drinnenbcrg begrüßte herzlich den hochw. Herrn, worauf dieser alsbald e widerte nnd seine Freude anssprach, die Mitgii-'er des Domchors und tes Domorch-sterS, die früher un ter seinem T-irigentenstaü gestanden, um sich zu sehe». ES seien gemütvolle Stunden gewesen, die er dort verlebt habe und an die er oft und gern zurückdenke. Auch die NachmiltcigSaiiSacht ge staltete sich unter der Mitwirkung des Domchors und dcS Dom- orchesters nnd der Teilnahme des Herrn Bischofs recht eindr ickS- voll. Das „Sacris solemnis" von Cohen erbrauste durch da 8 Gotteshaus und zum Schlüsse ein «Tantum ergo" von Veith mit vollem Orchester. Eine gemütliche Feier entwickelte sich iiachm>Ita-A! im ge« schmückten Saale des «Freigerichter Hofes". Die Schulkinder unter Leitung des Herrn Rektor Schneider trugen allerliebst drei- und zweistimmige Lieder vor, die ungeteilten Bei lall fan den. Bischof Dr. Schreiber, der bei seinem Eintritt mit Jubel empfangen wurde, begrüßte jedes einzelne Mitglied des Dom- choreS und des Domorchesters und hielt eine längere Ansprache» in der er die selbstlose Gesinnung der Mitglieder feierte und die Liebe zur edlen Musica sacra pries. Mit großem Jntcreste aus genommen wurde die Ansprache des bischöflichen Reisebegle-ters, des Herrn Pater Watzel, der gar manches ans der segensreichen Wirksamkeit des hochw. Herrn Bischofs von Meißen zu berlch'en wußte, was die Freigerichter und Fuldacr mit Freude und Stolz erfüllte. Als OrtSgcistlicher kam Herr Pfarrer Daiigel zu^Wort, indem er die Eindrücke des Tages in einem anmutigen Strauß zusammenfatzte. Der Vorsitzende des Somborner Mannergesang vereins gab seiner Freude über den Besuch der Fnldaer Gälte Altsdruck nnd ließ wiederum seine wackere Sängerschar mit köst lichen Licderspenden aufwarten. Auch der Domchor wußte sieb mit seinen besonders ansgewählten Liedern in die Herzen der Anwesenden einzuschmcicheln. Desgleichen fanden die gee-ege- nen musikalischen Darbietungen in Streichmusik und in Blas musik des DomorchestcrS die richtige Würdigung. Die Leitung der ganzen Veranstaltung lag in den Händen des Herrn Lehrer Peter Schmitt-Fulda, eines geborenen Somborners. Wie Herr Rechnungsrat Drinnenberg znmi Schlüsse der allzu rasch ver laufenen Feier feststcllen konnte, war es ein weihevoller, lehr reicher und denkwürdiger Tag für dcn Bischof, die Fnldaer Gäste, die Gemeinde Somborn, ja für das ganze Freigcricht. Unter Händedruck nnd dem Wunsche auf frohes Wiedersehen ging die Versammlung auseinander. F. Deutsches Reich Die deutschen Vorschläge Berlin, 29. Auonst. Die deutscben Vorsch'äec be treffend Garantien für die Holz- und Kolileu liefern» gen waren gestern abend Gegenstand elng-h-'ndcr Beratungen »lunche» dcr NeichSreqlening »nd den beteiligten Jiidliüri-kreisen. Eine cndgistt'oe Formulierung ist, wie die Teleorapsen-Ilniou eiicihrt.s »ob mcht erfolgt, wird aber morgen, spätestens übermorgen serckoacstM sein, so daß sie dcr nach Paris entsandten Delegation zu den Besprechungen mit der Ncparatioiiskümmsisioii vorgclcgt werden kann. Die Konferenz der Ministerpräsidenten beendigt Die Konferenz der Ministerpräsidenten aller deutschen Länder, die am Montag fast den ganzen Tag unter dem Vorsitze des Reichskanzlers tagte, hat wider Erwarten abends 10 Wir desselben Tages ihr Ende gefunden. Da ihr Zweck nur eine Aussprache war, bei der die Neichsrcglerung die Ansichten der einzelnen Länder über die ErnäbrungSfrage hören wollte, wurden natürlich keine Beschlüsse gefaßt. Das ist Sache der Neichsrcgieruna, die dicker Tage darüber aus Grund der Beratungen mit den Ministerpräsiden beschließe» wird. In München Von unserem S o » d e rb e r i ch t e r st a t t er Am Sonntag abend um halb 8 Uhr fand der BegrüßungS- abeud statt. Die Festhalle im Großen Apothekenhof der Residenz war von vielen tausend Mensche» besucht, deren Zahl sich nicht abfclxihc» läßt. Unter dem Gedränge litt auch begreiflicherweise die Ordnung. Unter den Ehrengästen bemerkte man den Kar dinal v. Faulhaber. Nuntius Pacelli, Fürsterzbischof Rieger von Salzburg, Bischof Cchmid von Grüneek-Chur. Bischof von Speyer. Ministerpräsident Graf Lerck)enfcld, Regierungspräsident von Kahr, Oberbürgermeister Schmidt-München u. a. n. Stadtrat Ranch hielt die Begrüßungsansprache. Besonders herzlich ge- dachie er der Presse: «Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben". Die losen Blätter bedeuten das Schicksal der Welt geschichte. Möchten sic immerdar Herolde der Wahrheit und Ge- rcchiigkeit sein! Olwrbürgermeister Dr. Adenauer-Köln, 1 Präsident, schil derte etwas von den Leide» am Rhein. Dort gäbe rö keine össciullchc Meinung mehr, mir eine omnipotente Behörde. Das Rheinland könne nur Widerstand leisten, helfen müsse das Reich. Daher verstände man am Rheine nicht, wie man sich wegen in» nerpolinscl)«r Fragen, die bei Lichte gesehen, gar nicht so gefähr lich seien, die Köpfe erhitze. (Langanhaltender Beifall.) Mimster- präsident Graf Lcrchciifeld überkwachte den Willkommengruß der Slaale-regicruiH nnd zeigte in meisterhafter Form, wie eng Baner» mit dem Katholizismus verwachsen sei. Wir wollen die besten Vaicrlandssreunde sei». Oberbürgermeister Schmidt-Mün chen wünschte der Tagung im Zeichen des lachenden Himmels «nie Erfolge nnd Ergebnisse, die zum Widererusbau deS bedräng te» Valcrlaudcü den rage» möchten. Ter Apostolische Nuntius wollie niil seinen, Erscheinen das Interesse des Hl. Vaters an dieser Zusammenkunft zeigen. Er speichele darauf den päpstlichen Segen. Fnrsterzbischwf Tr. Rieger-Salzburg wies auf die gemein same Geschichle, Sprache, den gemeinsamen Glauben, gemeinsame Not «ich gemeinsames Leid hm, das die Oesterreicher mit dem deutsche» Volke verbindet. Bischof Dr. Schniid von Grüneck-Chuk, jener Mann, drr in einem Hirlcnschreibe» sich sür die deutschen Internierten rinsetzte, i» dessen Sprengel die nieisteil deuitschen erholungsbedürftigen Kinder nniergcbracht sind, kleidete seine Wünsche in die Worte: «Dc»!sck>es Volk, tue deine Pflicht, gemessen an Gottes Gesetz, er sorgt dann sür dich, dann wird aus dein germania dolet ein »eucs gctouania docci!" Die ka'holischen Gesangvereine trugen nach ein«» Gedicht von Peter Dörfler de» „Gotcnzug" und .Sturmbeschwöriing" vor. Studie»,'«! Naiienstcni-Saarland schilderte ergreifend die Ne! , Henna!, sie siebe aber fest zn Glauben, Kirche nutz,. Vaterland. Es brachten noch ihr« Wünsche vor Vertreter ans Danzig, Nordamerika, Holland, Prälat Brenner von der Anima in Nom, in Vertretung des Landeshauptmanns Präsident Schuhmacher-Innsbruck, der begeisternd schloß: «Katholisches Deutschland, nimm dein Tirol!" Vertreter Bozens, Luxcm- bnrgö und der Tschechoslowakei schlossen die Rednerliste. Nach Händels „Halleluja" fand die eindruckvolle Feier ihr Ende, In Anwesenheit des Kardinals v. Faulhaber, des päpstlichen Nuntius, der übrigen Bischöfe, Kultusministers Dr. Matt tagte )§9 Uhr am Montagmorgen die Schulorganisation. Geheimrat Marx zeigte, daß aus dem kleinen Pflänzlein der starke Schutz wall der Schulorgamsation geworden sei. DaS Volk und die Gegner müßten mit ihr rechnen. Generalsekretär Böhler er kaltete den Jahresbericht, wies hin auf die Ausbreitung der Or ganisation über fast alle Diözesen, auf dcn Erfolg deS Schul- onntagS, der Elternratswahlen, auf die Unterschriftensammlung n Süddeutschkand. Er beleuchtete kurz die schweren Kämpfe in Sachsen und Thüringen, auf die Patenschaften für die Diaspora schulen »lsw. Schulrat Langenberg-Neuß sprach glänzend über «Die Konfessionsschule". Der Gegner mag aufgchorcht haben, wie wir uns mit seinem Idol der Gemeinschaftsschule vertraut gemacht haben und die Gründe für die Bekenntnisschule wirkten durchschlagend, die Schule gehöre nicht dem Pädagogen, sondern dem Volke. Der Lehrer sei erster Diener am VolkSganzcn, da. her liegt eine besondere Wärme im Ausdrucke «unser Lehrer". Me katholischen Lehrer stünden fest zu diesem Ideal. Mit der Aufforderung schloß er: «Erhalten Sie sich Ihre konfessionelle Schule." Gräfin Tettenbach-München sprach in zu Herzen gehenden Worten über „Elternrechte — Elternpflichtcn". Eltern sollen nach dem Schöpferwillen nicht nur die Erde, sondern auch den Himmel bevölkern. Was Gott geschaffen hat, ist rein, rein soll der Mensch bleiben. Die gläubigen Eltern werden die Ent» christlichung Deutschlands Verbindern. Oberbürgermeister Dr. Adenauer ermahnte die Eltern, sich für kommend« Zeiten zu organisieren. Mt dröhnendem Beifall begrüßt, versicherte Kultusminister Dr. Matt, e» sei sür einen Kultusminister eine Selbstverständ lichkeit, an so wichtiger Tagung teilzunehmen. Ihn triebe auch innerste Ueberzeugung. In Bayern sei der Kampf gegen daö Christentum aussichtslos. Von dem verfassungsmäßigem Rechte der Abmeldung vom Religionsunterrichte hätten nur ein Fünftel Prozent Gebrauch gemacht. Die Phrase der Einheitsschule schien ihm wie eine Rakete, die leuchtend aufsteige und dann verfliege. Kardinal Dr. von Faulhaber nannte Gehcimrat Marx dcn deutschen Bonifatius für die Erhaltung der Konfessionsschule. Die Schulorganisation sei daö Hauptquartier für die Kampf truppen. Im Volksstaat gelte der Wille des Volkes-, wenn daher 8 146 nicht von einer Behörde ausgclegt werden könnte, dann müßte das Volksentscheiden. ^Dieser Paragraph dürfe nicht zum Fallbeil dcr Konfessionsschule werden. Es sei merkwürdig, daß die Kreise, welche den Antrag des BildungsauSschnsses (alle Schulen sind gleich) als verfassungswidrig bekämpfen, jene Leute, welche die Verfassung wie einen Fetzen zerrissen hätte». Was in 8 146 niedergelegt sei, galt als Notsteg, nicht als Brücke sür alle Jahrhunderte. Dr. Lurz verkündete, daß bei einer Unterschriftensammlung in Süddeutschland für die Konfessionsschule^ 3 290 000 Stimme» gesammelt worden seien, in Bayern allein über 2 000 000. Einstimmige Annahme fanden Resolutionen über die Ju- stistute in München, Förderung der Schulorganisalion. In der ersten geschlossenen Versammlung um 11 Uhr sprach Abg. Dr. Porsch-Breslau über «Die römische Frage". Unser Standpunkt bleibt unverändert. Eine entsprechende Resolution fand Annahme. Prof. LeonSpacher-Münche» behandelte «Die Jngendfrage". Es geht vorwärts, unstreitig aufwäris und zwar erfreulich. Die Jugend will treu bleiben der hl. Religion. Eine rege Aussprache schloß sich a», Akademiker, Geselleiivcreinler, Neudeutsche, Mäd chen redeten begeistert. Förderung wurde in Resolutionen -/'ge sagt, ebenso eine zur Förderung dcr Presse. * Kardinalcrzl'ischof Tr. v. Fanlhaber über die ch»o>i»Yr / Politik Bei der Ansprache anläßlich der Pontisikalmesse führte Kar dinal von Faulhaber dazu folgendes aus: Wehe dem Staate, der seine Rechtsordnung und Gesetzgebung nicht einordnet den zehn Geboten Gottes, der Theater- und Kinoscuchc nicht cindämmt, dcr dcn Namen Gottes meidet, der ein eltcrnfcindlicheS Schulge setz bringt, uneheliche Mutterschaft und Ehescheidung fördert! Wo die 10 Gebote Gottes nicht inehr gelten, vermögen selbst 10 000 Staatsgesctze keine Rechtsordnung ansznrichtc». Wenn Gottes Gesetz mit dem des Staates in Widerspruch sieht, dann bricht Gottesrecht Staatsrecht. Die Revolution war Meineid und Hochverrat und bleckst in dcr Geschichte erblich belastet nnd mit dem Kainszeichen gezeichnet. Wenn auch durch die Revolu tion tüchtige Katholiken den Weg zu höheren Acmtern gefunden haben, eine Untat darf dcr Erfolge wegen nicht heilig gesprochen werden. Der Katholikentag wird die katholischen Grundsätze aus den Leuchter heben. Glückwünsche halten gesandt Minister Dr. HcrmcS, 1000 kranke Kinder aus dem Lager H -mmclburg dankten sür die be währte Hilfe, der römisch-katholische Zcntralvercin in Nord amerika, Tausende von Fcldzugstrilnehmcrn aus Platt!ng bei Passau, Frau Abg. Teusch, die katholischen Beamtinnen von Köln, die Katholikentage von Ouedliugburg und Teplitz. sowie säst sämtliche deutsche Bischöfe, auch der Kardinal, rzbischoj ton Posen, der Fürnbischof von Gurk ukw.
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