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Sächsische Volkszeitung : 26.08.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192208268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220826
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220826
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-08
- Tag 1922-08-26
-
Monat
1922-08
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.08.1922
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Sonnabend de« 2«. August 1V22 Einberufung des Reichstages Oerltu» 24. Aueust. S» hat den Anschein, all »b die hieb« «wahrte Dllkrelion über den Fortgang der Verhandlungen her Re» Paratio»Ikowm>sfi»n»del«,Irrten von Enlenteseite durchbrochen »erde» wäre, nnd daß nunmehr auch die deutsche Regierung sich ' werden wird, mit Mitteilungen hervoriutreten. Stach den DelSchtea muß die Lage al« außerordentlich ernst betrachtet werde». Wenn e» auch zutreffend ist, daß die deutsche Regieruna an ihrem in der Note vom 12 Juli anSgedrückten Standpunkt festhält, so ist doch tmmerbi» die Möglichkait gegeben, daß dieser Standpunkt eine Sugktguna enthält, di» rin Gn1§««tnkomme» darstellt. Ler i»n» »on neuem vledereinsedend» «arkstur, kann »atikklch nicht ohu» «nfluß auf die Verhandlungen bleiben, da da» »«gebot der deutsche» Re« aierung In ihrer Note vo« IS. In» «uf ei««» beNdmntrn StmSe der Mark beruht. Sollte di« MarkuUwerlun, i« de» gleiche« Tempo weltergehen, wie In de» letzte» Tage«, so ist damit g» rech««, daß da« Kabinett den Entschluß faßt, d« Reichstag einpäerufe», «» sich von ihm neue Vollmacht«» »eben p, kaffe«. Heute vormittaglS Uhr ist da» Kabinett zu einer Sitzung »»lammengetreten. Im Anschluß ßaran solle» die Verhandlungen «it den beiden ausländische» Del« gierten furtgesetzt werden. Die Verhandlungen der deutschen Regierung «it den beiden Abaesandten der ReparationSkommiisioa stehen vor de« Wendepunkt- Di« Entscheidung wird, wenn nicht heute« so doch «argen fallen. Die heutigen Besprechungen in Berlin Berlin, 26 August Am Freitag werden sich di« Gewerkschaften, der »nabbännige und der sozialdemokratische Parteivorstand in einer gemeinsamen Sitzung mit der innen- und außenvolitischen Lage Deutsch land» beschSst'gen. Im Anschluß an die Besprechungen mit den Lpitzenorganisationen der Gewerkschaften hatte der Relchrkanzler am Donnerstag abend mit dem Abgeordneten der Deutschen Bolkrpartei Gtinne» eine Unterredung. Vradbury über die Ruhrbesetzuug Haag, LS. August. Nach einer Mitteilung de» «Manchester Guar- blan' hat Elr John vradbury während der Verhandlungen zwar Zweifel an der Möglichkeit einer Ruhrbeletzung zum Ausdruck gebracht, aber zu gleich milgetellt, daß England keine Maßnahmen treffen werde« um die Besetzung de» Auhrgedletr» ,u verhindern. uß darunter hirepeht. L-Ua,«» und Bärte» van Set». « war« frtider auf diese« SeUiude; dar«, «innnt »ewkrß* «>« anch de« Kämmr. Beden kW» Nr. 1U7, Leite 2, daß »i» räch 8» «che Prom«ade> «f eine« «ahn «» dä» Savnnhau» gebracht worden, da» ««»»führ cm der Stelle »esere« Sotte»hause« stand. So hat als« mich my« «irchPtatz sein, Erinnerung an de« Befreiungskrieg gegen Ein Mahnruf des Bischofs von Limburg h°h fi,.r Pi« Vradbury und Mauelere beim Kauzler verll«, 24. August. Di« heut« mittag abgehaltenen Be sprechungen der beide« Mitglieder der Rtvarationskommilsio» mit dem Reich»kanzl«r dauerte» bi» gegen 2 Uhr. Ueber ihren Verlauf wird vollkommene» Siillschwrigen bewahrt. Der Konferenz ging eine Kabineilsfltzung voran», deren Ergebnl» den Inhalt der Unterredung «it den beiden Reparation»dtlegirrten bildete. Borauszeichnunge« auf Iwangsarrleihe im Monat August E» wird darauf hingewiesen, daß der Zeichnung»kur» von »S Pioz. für Bsraurzeichnungen auf die Zwangkanleihe nur noch bis ,um 81. August 1022 gilt. Da der Zeichnungskur» für die Voraus- »eichnuiigen in den folgenden Monaten steigt und zwar bis zu einem Rur» von 104 Proz. für Zeichnungen im Februar 1023, so erwächst de« Zeichnungrpslichtlgen au» der Ausnutzung de» AugustzrichnungS- kurse» ein erheblicher Vorteil. Die Zeichnung kann bei den bereu» bekanntgegebencn Annahmestellen vorgenommen werden. Sie geschieht dadurch, daß der Zeichner einen ZeichnungSschein, der bei der An nahmestelle erhältlich ist, ausfüllt und ihn unter gleichzeitiger Anzahlung de» ZeichiiungSpreise» der Annahmestelle übergibt. Zeichnungen ohne gleichzeitige Einzahlung dr» ZeichnungSpreise» gibt es nicht. Wer zu viel vorauszeichnet, läuft keine Gefahr, sein Geld zu verlieren, da «in zu viel gezahlter Betrag mit b Prozent Zinsen zurückerstattet wird. Die Regelung der Kohlen« nnd Ueberschichten- frage für Westfalen Berlin, 25. August. Die gestrige» Verhandlungen IM Reich?» arbliisministeriuiq nuvu R»ichs«ant«l1arlf für di« Berg» aelleiter lm deuticken Steiukohlenbergbau sowie über die Frag» der Ueberschichten sind tür das Kohlenrevier Westfale» zu einem Abschluß gebracht worden. Die Einigung kam, wie die Telegraphen-Union cr- sührt, auf folaender Grundlaae zustande: Die Bergarbeiter erhalten eine Lohnerhöhung von 150 sjlr den Tag und außerdem eine HauS- flandrzulage von 8 und eine Kinderzulage von 2 Die Frage der Ueberschichten wurde dahin geregelt, daß dreimal zwei Stunden Ueberschichien in der Woche verfahren werden (also sechs Stunden in der Woche) und dafür 50 Prozent Lohnzuschlag gewährt werden sollen. Di« Berbandlungen über dt« Regelung der Lohn- nnd Ueberlchichlen» frag« für die übrigen Reviere sind auf heute vormittag S Uhr an- beräumt worden. Deutscher Hilferuf an London und Amsterdam Berlin, 25. August. (Vorwärts.) Der Allgemeine Deutsch« chewcrüchaltSbund hat am Donnerstag mittag an den Trade Union- Kongreß tn London folgende« Telegramm gerichtet: > .Dollarstand heute 1870, deutsche Mark fast auf Null. Bedeutet »Irsichastlichen Zusammenbruch Deutschland», also Beginn wirtschast- lichen Chaos. Folgen für alle anderen Völker unabsehbar, für Eng- land bedeutende Steigerung der Arbeitslosigkeit. 60 Millionen deutsch« Käufer verschwinden vom Weltmarkt. Noch Rettung möglich, aber sofort elnzuleiten. Sie hängt hauptlächlich von Euren Maßnahmen ab. Allgemeiner deutscher Gewerkschaltsbund. gez. Droßmann/ Li» Telegramm ähnlichen Inhalt« ist an den Internationalen Setverllchastsbund in Amsterdam abgegangen. Ungeheuere Steigerung der Biehpreise München, 25. August. Ein« ungeheuere Viehpreissteigerung tat aus dem Münchener Biehmarkt rinsrsetzt. Am Freitag vormittag solle» Großvieh bis zu 5 Schwein« bl» zu 10 Kälber («egen de» KaIbiclleS) bis zu 14 da» Pfund Lebeudgewicht mehr kosten al» «m letzten Biehmarkt. Weitere Erhöhung der Butterpreise Die bereit» recht ansehnlichen Butterprrise werden ein« weiter« scharfe Erhöh»»« erfahren. Da auf der Auktion der Melereivrrbänd« Schleswig.Holstein» in Hamburg die Nachfrage da» Angebot weit überstieg, wurden die Preise «an, erheblich beraufgesetz», und zwar vou etwa 154-157 a»f 1S0.2y-1SS.lv - Zum 75 jährigen Jubelfest der Trinitatis- Gemeinde zu Leipzig Von Dr. Robert Stet«, Leipzig. ^ 75 Jahr« steht nun die Trinitatisktrche, die älteste der fetzigen katholischen Gotteshäuser Leipzig», wahrlich etu Grund, dankbar und freudig zu feiern. Und so wird dem, auch da» Jubiläum durch «in Pontifikalamt (Bischofshochamt) am Sonntag, den 17. September tn der Kirche selbst, und durch »in, weltlich« Fein am Montag abend (18. September) tm Zentraltheatersaale begangen werden. Die Blaubrnsgenossen draußen I« Land« aber sollen schon hierdurch einiges aus der Beschicht« der kath. Hauptkirche i» der größte» Stadt wachsen» erfahren. Der günstige Platz gegenüber dem Neuen Rat. Hause hot für unser Sottethau» setn« besonder« Bedeutung, die allerdings nur noch den älteren Bemeinde-Mitpliedern bekaunt ist. Früher wurde der kath. BotteiSdlenst tm Schlosse Plettzenburg ge halten. an deren Stell« sich jetzt da« Neue Rathau» erhebt; die .Gemeinde war also an dies« Stadt-egend gewöhnt. Obendrein war die Lag« am Rand« der inneren Stadt und tn «tue« nnr aufstrebenden Stadtteil« sehr glücklich. Höchsten» wa» di« alte McißenbrNcke ntcht so bequem rote die jetzige Ueberwölbrmg durch .die breite Straßenbrücke, bei,der man sich kaum noch bewußt ist.. »es che» . . . . rrb unsere katholischen Zeitungen vo« einer Katastrophe bedroht, tele kothokisch« Blatter habe» bereit» ihr Erscheine» einstelle» müssen. Auch unsere katholischen Tageszeitungen in Nassau rin gen um ihre Existenz, wie mir von fachkundiger Seite nachgewie se» worden ist; sie werden in diesem Kampf« unterliegen, wenn ihnen nicht bald wirksame Hilfe von den Katholiken gebracht wird. Vs wäre aber ein »»ersetz'.'Her Verlast, wenn diese Blät- ter, weil sie mit großer Unterbrlanz arbeiten eingehen müßten. Damit würde unser Einfluß im öffentlichen Leben zum größten Teile verloren gehen. Wie bedeutungslos war der Katholizis mus noch in den sechziger Jahren de» vorigen Jahrhunderts in Preußen! Erst mit dem Ausbau des katholischen Pressewesens im Kulturkämpfe wurde er eine Macht auch im politischen, Wirt schaftlichen und sozialen Leben der Öffentlichkeit. Unsere Presse wir glänzend« und scharf« Waffe, welche unsere,, Glauben, un sere kirchliche Freiheit, unsere Weltanschauung verteidigte und unsere Interessen überall zur Geltung brachte. Ohne diese Presse hätten wir den Kulturkampf nicht siegreich bestehen können und ohne unsere Presse vermögen wir noch weniger die ungleich schwierigeren, das Christentum in seinen Grundlagen bedrohen den Kämpfe der Gegenwart siegreich zu bestehen. Ohne Presse müßte unser so vielgestaltiges, hochentwickeltes Vereinsleben der- kümmern und unsere mit so vieler Mühe und so großen Kosten geschaffenen katholischen Organisationen müßten in Bälde zer. fallen; ohne Presse würden wir einem wehr. uirL waffenlosen Heer gleich dem Uebermute unserer Gegner ausgeliefert sein. Um vor diesem Lose uns und unsere Nachkommen zu be> wahren, darf uns keine Mühe zu groß, kein Opfer zu schwer sein. Pflicht, heilige Pflicht für jeden Katholiken ist rS daher, nach sei nen Kräften mitzuhelfen, daß unsere katholischen Zeitungen nicht nur vor dem Untergang bewahrt, sondern auch lebenskräftig er halten bleiben und den Zeitbednrmissen emsprechend auSgebcrut werden. Die einfachste und wirksamste Unterstützung unserer Zeitungen ist das Abonnement auf sie. Leider sind die Preise für das Abonnement mit der allgemeinen Teuerung — freilich lange nicht im gleichen Tempo noch in gleichem Maß« — geftie- gen; aber da auch die Einnahmen der Llbonnenten meistens ge stiegen sind, ist es für die katholische Bevölkerung nicht unmö?. sich, ihrer Zeitung treu zu bleiben, die ihr einen großen Teil der unentbehrlichen geistigen Kost liefert. Wer nicht imstande ist. allein enine katholische Zeitung zu halten, möge sie mit einem Bekannten zusainmen bestellen. Unterstützen kann man ferner die Zeitungen durch Zuwendung von Anzeige» und durch unent geltliche Mitarbeit. Ich wende mich besonders an di« hochwürdigen Herren Geistlichen mit der dringenden Bitte, den Gläubigen des öfteren die Bedeutng der katholischen Presse, namentlich jeweils beim bevorstehenden Ouartalswechsel, klar zu machen, und sie zum Wbonnenment auf ein katholisches Blatt eindringlich auszufor dern; und ich rufe ihnen zu diesem Zwecke das so beachtenswerte Wort des Hochsoligen Papstes Pius X. ins Gedächtnis: Es ist umsonst, Kirchen zu bauen und Klöster zu gründen; ja alle eure katholischen Unternehmungen werden umsonst sein, wenn ihr es unterlasset, die VerteidigungS- und Angrisfswaffe der katholischen Presse zu benutzen." Papst Pius X. ließ es aber bei empfehlenden Worten nicht bewenden, er trat auch tatkräftig für die Presse ein. Zur Zeit, wo er Kardinal und Erzbischof von Venedig war, drohte das vor- Sige katholische Blatt eknzkigehen. Da erklärte der Erzbischof in einer Versammlung katholischer Männer: Das Blatt mutz um jeden Preis bestehen bleiben; wenn es nötig sein sollte, gebe ich mein Brustkreuz und mein Kardinalsgcwand hin, um es zu er halten." Heute erhebt sich in der Nähe der bekannten Nialto- brücke in Venedig ein mächtiger Bau, der die stolze Inschrift trägt: „Ecce sunimum opus Papae." „Sehet das grotze Werk des Papstes!" Es ist das NedaktionSgebände der katholischen Zeitung „Die Verteidigung", das durch die Freigebigkeit Pius X. erbaut wurde. Ein Wort des großen Leo XIN., dessen Genie nur um so glänzender strahlt, je langer der Zeitraum wird, der uns vou ihm trennt, soll diesen Ausruf zur Unterstützung der katholisckie» Presse beschließen: „Da die Hanptwaffe unserer Gegner," sagt der Papst, „die von ihnen beeinflusste oder unterhaltene Presse ist, so ergibt sich die ernste Forderung an die Katholiken, der schleclsten Presse eine gute entgegenzustellen zur Verteidigung der Wahrheit, zum Schuhe der Religion, zur Vertretung des Rechtes. Die katholische Presse hat die Aufgabe, die schlechten Bostrebungcn der Feinde der Kirche blotzznlegen, die Arbeit der Hirten der Herde Christi zu unterstützen und die katholische» Interessen zu fördern. Darum ist eö Pflicht der Katholiken, ihre Presse kräftig zu unterstützen." So urteilen die Oberhirten der heiligen Kirche über die katholische Presse. Und wenn es immer das Zeichen eines guten Katholiken ist, dass er fühlt, urteilt und hairdelt im Einklang mit dem Papste, dann ist es in diesem Falle um so mehr unsere Pflicht, unsere Presse zu unterstützen, als dieselbe sonst pnfehlba dem Unt-evgange geweiht ist. Gegeben zu Limburg. Der Bischof: s Augustinus. nmH» woeepen; «»« yaoen »as in oanrcnsive g«W«chen —, tzatz diese befristete nützt werde» soll, ein, »eihe pc gaben und Gesetze zu erledigen. Die Frage der Landtagsauflösung In der Mittwoch-Sitzung des Landtages führte Abgeordneter Hcßlrin folgendes aus und zwar wandte er sich direkt an die Kommunisten, die ihn mit lebhaften Zwischenrufen empfingen: Zu den Koimnunisten: Wenn Sie glauben, dass ich eine Ab- schiedsrede hatten will, so täuschen Sie sich. (Zurufe von Kommu nisten.) Ich denke nicht daran. Im Gegenteil, ich habe die be. stimmte Erwartung, datz die Wählerschaft so vernünftig sein wird, dir Zentrumspartei hier wieder vertreten sehen zu wälle». (Zurufe und Lachen bei den Kommunisten.) Sie haben in SchirgiSwalde nur fünf Stimmen; damit kom men Sie nicht durch. (Heiterkeit. — Zurufe bei den Kommu nisten. — A-bg. Schneller: Der weiß m seinem Königreiche Bescheid.) Allerdings, ich weiß da mindestens so gut Bescheid, wie Sie in Moskau Bescheid wissen, Herr Kollege. (Grotze Heiter keit.) ES handelt sich hier um die Frage, wann und ob der Landtag sterben foll- dicser Landtag nicht ein normales Ende ninrmt, das ist l seit längerer Zeit keinem Mitglieds dieses höhen Hauses zweifelhaft. Es handelt sich heute in erster Linie um die Frage, ob eine landtagslose Zeit eintreten soll oder nicht. Ich bin der Ansicht, daß man die Frage ganz leidenschaftslos behan deln lann, und ich stelle mich auf den Standpunkt, datz man sehr wohl starke Bedenken dagegen haben kann, datz eine landtagslose Zeit eintritt, weil bei uns, und zwar nach dem einstimmigen Beschluß — die Verfassung ist seinerzeit einstimmig beschsossen worden — die Verhältnisse wesentlich anders liegen als im Reiche und in einigen Einzelländern, wie zum Beispiel in Württemberg und Baden. Wir haben im Freistaat Sachsen — nach meiner Ansicht ist das ein Fehler, der in der Verfassung liegt — keine Institution und keine verantwortliche Persönlich keit, die während einer landtagslosen Zeit die Geschäfte führt. (Zuruf von den Kommunisten: Da müssen wir Hetzlein ein-' setzen!) — Ich sehne mich nicht danach, ich warte al. bjz Ihre Zeit gekommen ist und werde mich dann saran erfreuen. — Ich stehe auf den, Standpunkte, datz gerade in unserer Zeit daraus gewisse Gefahr erwachsen kann, datz ew: Negierung. ganz wie sie heisst, gewissermaßen nur geschästsführender Aus. ist, der gegenüber dem Landtage keine Verantwortung kmt, daß der Landtag in dieser Zeit nicht vorhanden ist. Ich stehe aber gleich meinem Vorredner, dem Herrn Dr. Sehsert, ans den: Standpunkte, d«tz einer brsrifteten -«1» »« unter gewissen Voraussrtzun. »rn zugestinemt »erde« könnte. Ich »lau»«, di« ganz« Aussprache wäre heute auf ein ganz anderes gekommen, wenn inan nicht die Eiiipfinoung hätte — datz heißt, man kann eigentlich von einer Einpsiuduug nichr mehr spvochen; Sie haben das in dankenswerter Offenheit aus- Zeit dazu be- ol itischer Auf- wie die Gemeinde- reform, die Vorlage eines Entwurfes für ein Gesetz über die Pflichten der Beamten und Lehrer, über die Abänderung des Dienststrafrechteö usw. Dagegen habe ich Bedenken, und wenn das mit einbegriffen sein sollte, datz solche Gesetze hier noch ver abschiedet werden sollen, so könnte ich einer befristeten Zeit unter keinen Umständen zustimmen. Wir w«len doch einmal die Dinge ganz objektiv betrachte». Sie hätten vom parlamentarischen Standpunkt aus ein gewisses Recht, daS zu verlangen, wenn Sie ein« Mehrheit hinter sich hätten. Man kann über die Mehrheit hier überhaupt sehr verschiedener Ansicht sein. Sie sind ja der Meinung, datz Sie bis jetzt schon eine Mehrheit gehabt haben. Wir haben demgcgcn- irär die Ansicht vertreten, daß man sich auf eine Partei nicht stützen kann, die nicht auf derii Boden der Verfassung steht und die sie auch in der entscheidenden Stunde verlassen wird, wenn sie nicht zum soundsovielten Male »rmfällt. Dafür würde ich nicht meine Hand ins Feuer legen, datz nicht übermorgen die Kommunistische Parker wieder um fällt. Dann sind Sie ja in der Lage, zu handeln, wie Sie wollen. Der Herr Abgeordnete Sicwert hat ja in sehr vorsichtiger Weise von der „gegenwärtigen Sittcation^ gesprochen. Er hat manche Witze in den letzten zwei Jahren sich geleistet, aber — wenn ich daS cinschalten darf — Ken besten Witz hat er sich ohne Zweifel geleistet, als er mich als L'eblinqSkiud der Deutschnaiionale« Partei bezeichnete. (Zuruf rechts.) Sie freuen sich wohl darüber, Herr Kollege Schreiber? tzHeiterkeit rechts.) Ich nehme an, daß diese Freude einseitig ist. Ich sage: Wenn Sie hier eine Mehrheit hinter sich hätten, dann könnten Sie ja in dieser Weise Vorgehen, dann hätten Sie es einfach in der Hand, heute die Vorlage wegen des Volksbe gehrens abzulehncn und das weitere dem Volksentscheid zu über lassen. Wenn das wahr ist und wahr gemacht werden soll, was die Kommunistische Partei in ihren Beschlüssen erklärt bat, was der Herr Abg. Siewert heute hier und gestern im Kämpfer au»» gesprochen hat, dann liegen die Dinge doch tatsächlich so — dar über wollen wir uns doch nichts vormachen —, datz Sie hier mit 40 Mandate» allein stehen. (Zuruf links.) Jawohl, Herr Kol lege Granz, ich lese den Kämpfer und lese ihn mit großem Ver gnügen, weil man da sehr viel lesen kann, was humoristisch in sofern ist, als es die Situation vollkommen verkehrt und falsch beleuchtet. Ich werde auch, darüber können sie beruhigt sein, in SÄirgiswalde den Kämpfer wciterlesen. (Zuruf links.) Wenn Sie die „Sächsische Volkszeitung" lesen, dann werden Sie man cherlei Nutzen daraus ziehen. Ich sag«, wenn dir Ding« st sie;:« würden dass Sie mir einer Mehrheit rechnen könnten, dann würde sich die Cache ganz anders gestalte». So aber könnten Sie nur mit Recht die Au, forderung stellen mit Rücksickt auf die Zeitlage, datz eine befristete Zelt eingesetzt wird, wenn gewisse Voraussetzungen, wie ich daS vorhin angedeutet habe, bestehen, wenn diese Voraus setzungen fixiert sind und davon Abstand genoinnmen wird, politische Ersetze zu schaffen. Der Landtag ist reif, zu Ende zu kommen, »nd wir müssen politische Entscheidungen unter allen Umständen dem neuen Landtage überlassen. Auf einem anderen Blatte steht besonders mit Rücksicht auf die Geldentwertung, die wirtschaftliche Situation und Notlage, ob finanzielle und wirtschaftliche Fragen noch von einem Parlament erledigt werden, weil von diesem Parlament die Regierung ab hängig ist, weil nach der Verfassung Negierung und Landtag nicht unabhängig voneinander gewertet werden können. Das ist der Standpunkt, den ich einnehme in diesen Fragen, und ich betone noch einmal, datz, wenn einer solchen befristeten Zeit stattgegeben wird, man unter diesen Voraussetzungen darüber reden könnte. Nun hat der Herr Kollege Siewert auf die gegenwärtigen Zeitverhältnisse hinßewiesen. Seine Rede ist nach meiner Ansicht eine Anklage rede gewesen gegen die Parteien, die in Verkenuurrg der Ver hältnisse zwei Jahre lang di« Unterstützung der Kommunisten airgcuommen haben. Die Kommunisten haben sich von vorn herein vom ersten Tage ab, >oo wir hier zusammengetreteu sind, ausserhalb der Verfassung gestellt. (Zuruf bei den Kommunisten.) Das ist Ihr gutes Recht, selbstverständlich. Aber daraus hätten die anderen Parteien die Konsequenzen ziehen müssen und un ter keinen Umständen ihre ganze Tätigkeit auf diese Partei stützen dürfen. ES ist schon von anderer Seite zurückgewiese» worden, was Herr Siewert hier ausgeführt hat. Ich möchte an ihn noch die eine Frage richten: Wo sind denn die Kommunisten in de» anderen Landern bei der Behandlung der Rcparations- fragen gewesen? (Zuruf bei den Kommunisten.) Was er über die Erfüllungspolitik des Reichskanzlers Wirth gesagt hat, das hätte auch von einer ganz a»deren, entgegengesetzte» Seite ge sagt weü>en können. (Sehr richtig!) Ich richte an Herrn Sie wert die Frage: Wo sind i» England und Frankreich seine Freunde, besonders in Frankreich, die jetzt gegen Polncarü Vorgehen und diese Repressivumtznahmen verurteilen und da gegen Stellung nehmen? (Zuruf bei den Kommunisten.) Da hört man nichts davon. Aber Ihre Rede hat bewiesen, datz Sie nickts anderes bezwecken,- als jetzt die Not der Zeit dazu zu be. nutzen, um neue Unruhe über das deutsche und sächsische Volk zu bringen, um mit Gewalt die Massen aufzuputschen. Dagegen werden wir uuS zu wehre» wissen durch Aufklärung. Insofern war eS virlleichr ganz gut, dass Sie, Herr Siewert, so ausführlich zu Worte ge kommen sind, weil Sie keinen Zweifel darüber gelassen haben. >vo Ihre Partei hingcht. (Zuruf links.) Bon Pfasfc». wie Tie sie nennen, Herr Kollege Granz, können Sie noch etwas lernen, besonders wenn Sie die Zustände tte'Limbach ausche». (Heiter keit.) Besonders empfehle ich Ihnen, jetzt in Limlxich einmal eine Unterrichtsstunde bei dem dortige» katholischen Geistlichen u nehmen. (Lebhafte Heiterkeit.) Jawohl, das ist ein früherer ' 'uit, von denl können Sie sehr viel lerne», Herr Kollege Granz. DaS kann ich Ihnen sagen: Wenn Sie sagen, daß ich ein Jesuit bin. so antworte ich darauf, datz das für mich eine Aus zeichnung ist, denn selbst die auf ganz entgegengesetztem Lager stehenden Leute wissen, datz die Jesuiten die gescheitesten >md klügsten Leute sind. Dafür bin ich Ihnen also außerordentlich dankbar, Herr Kollege Granz. Ich möchte im Interesse unserer engeren sächsischen Vater landes wünschen, datz wir über diese schwere Zeit hinwcgkom- men, aber nicht dadurch, datz nian jetzt einen großen Teil des Volkes noch Gesetze aufoktrohiert, sondern daß man versucht, durch die Auflösung des Landtages einen neuen Landtag zu schaffe». Wenn Sie, meine Herren von der Mehrheitssozialdeii'e- kratie und der Unabhängigen Partei, dis berechtigten Gründe würdigen, die eine befristete Frist für die Landtagsauf lösung vorsehen und herbeiführen wollen, dann bin ich bereit, dafür mitzuarbeiten, aber nur unter der Voraus setzung, daß dann rein sachliche Arbeit ohne poli. tischen Hintergrund geleistet wird.
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