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Sächsische Volkszeitung : 19.05.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190405196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040519
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040519
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-05
- Tag 1904-05-19
-
Monat
1904-05
-
Jahr
1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.05.1904
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und alle oben «uf- svor- hme, istem iedcn »lusse Ein- - den inzu- mit Mit- »neu- Dpitz, niibt, ,nisa- auf P'ti- irzte-, uh?n »04. i den Schloß estern . um iguug kr. 17 Laufe ntgl. vom Ihrer ; ain tions- be in : 88. ler. i ver- inotar >e ein it die Die lages- )iözese )l der li Tod folgte neuer Zerren .ialrat r und )iözese ge- nonici Kon- Kauo- ). M., »enden e Zeit chvolle unent- l dein twache »achten ;e am Zeichen sduer lumern il über chickten en ihn Städte it. mit begabt, sowohl on der Hinzu hternd. in hier läßiger id daß wohner llungs- r neuer eilhafte Orts- ng am ihrende g. ver. ist und m, bis wegen lg sehr Montag iir un- l einem ng vor- iufstchtS- ltig und Sstchtlich ellungs- behalten —* Die .Wartburg" schreibt in Nr. 20: In Minden hat bei der Hundertjahrfeier des Pionierbataillons Nr. 10 der katholische Propst Bergmann allen militärischen Gepflogenheiten zum Trotz eS durchgesetzt, daß für Katho liken und Protestanten zwei Altäre getrennt gebaut wurden, und hat sofort nach seiner Ansprache den Platz verlassen, um ja nicht Zeuge der evangelischen Feier sein zu müssen: daß diese vom Garnisonpfarrer Bachstein, einem früher,, katholischen Priester, gehalten wurde, mochte ihm persönlich unangenehm sein, rechtfertigt es aber nicht, den konfessionellen Gegensatz in die Armeefeier zu tragen. Die edle .Sächsische Volkszeitung* Nr. 101 findet natürlich den Vorgang ganz selbstverständlich. Die „Wartburg" ereifert sich über eine Sache, die sie nicht versteht. Nicht „allen militärischen Gepflogenheiten zum Trotz", sondern der militär-lirchlichen Dienstordnung vom Jahre 1902 gemäß hat Propst Bergmann gehandelt. 8 81 der katholischen militär-kirchlichen Dienstordnung lautet wörtlich also: „Sonstige Gottesdienste im Freien sind nur abzuhaltcn, wenn ein Bedürfnis hierzu vorliegt, ihre Abhaltung nach dem Bekenntnis getrennt erfolgt und sonst keine Gründe kon fessioneller Art dagegen sprechen." Diese militär-kirchliche Dienstordnung ist gut geheißen durch kaiserliche Kabinettsordre vom 17. Oktober 1002. Wahr ist. daß sich Propst Bergmann nach seiner Ansprache, welche er im Freien auf einem großen Platze gehalten hatte, nachhause begeben hat. Ursache war. weil er im Schweiß gebadet aus Gesundheitsrücksichten dies für nötig hielt. — So wird aus einer Mücke ein Elefant gemacht- —* Der konfessionelle Friede. Das „Korrespon denzblatt für die Präsides der katholischen Jugendvereini gungen" hat am 1. Oktober 1003 an leitender Stelle einen Vortrag abgedruckt, in welchem es heißt: i ' „Die Marianische Kongregation ist, wie der berühmte General der Gesellschaft Jesu Claudius Aguaviva sich aus- drückte, einem wohlgerüsteten heiligen Kriegsheere gleich, das unter der Fahne und Führung Mariä gegen zahlreiche und verwegene Feinde des Heils in den Kampf zieht." Hierzu bemerkt das „Leipziger Tageblatt": „Diese verwegenen Feinde sind natürlich in erster Linie die Protestanten." Wir können nicht begreifen, daß das Blatt sofort auf die Vermutung kommt, es werden die Protestanten von den Katholiken in erster Linie als die „Feind e des Heils" betrachtet. Das ist denn doch grundfalsch. Unter „Feinde des Heils" versteht jeder Katholik in erster Linie die Ver suchung durch Welt, Teufel und Leidenschaften. Es läßt sich auch nicht leugnen, daß Wort und Schrift im Dienste des Unglaubens oder Irrglaubens „Feinde des Heils" sind, die man unter dein Lichte der Mutter Gottes kräftig abwehren muß. Das ist natürlich eine Störung des „kon fessionellen Friedens", meint das „Leipz. Tagebl." Wir begreifen das. Das Ideal des konfessionellen Friedens wäre für diese Leute die Allerweltsreligiou Nathan des Weisen, wie sie im Logeu-Tempel des großen Weltenbau meisters geübt wird; es wäre die allmähliche Vernichtung jedes Christentums, das diesen Namen noch verdient. Der Seufzer nach den, „konfessionellen Frieden" ist der Krieg gegen jedes positive Christentum. Au dessen Stelle soll das Moralgesetz als eine Religion treten, worin alle Menschen Übereinkommen. Das ist der ideale konfessionelle Friede, den das „Leipz. Tagebl." mit Recht durch die Kongregationen bekämpft sieht. —* Ein Herr aus Sachsen Namens K. Ient s ch teilt in der „Zukunft" von, 7. Mai mit, in Buenos Aires «Ar gentinien) gelte das dortige Kaufhaus Ciudad de Londres und die Dampferlinie Messagerics Maritimes für Eigen tum der Jesuiten. Und ein in Buenos Aires wohnender deutscher Ingenieur schreibt, die von Santa Fe nach Necon guista führende Eisenbahn werde allgemein das Jesniten- bähnle genannt. Man muß staunen, welchen unbewiesenen Gerede man Glauben schenkt. Die „Franks. Ztg." behauptet 1805 von den großen spanischen Cafäs, welche den Jesuiten gehören, 1898 behauptet sie, die Transatlantische Gesell schaft, die spanische Nordbahn, das große Kaufhaus Siglo, die Schiffswerft Maritime h Terrestre, die Gencralkom- pagnie der Philippinischen Tabake, die spanische Kolonial bank seien Jesuiteneigentum, unlängst hörten wir, von Polnischen Jesuitengeldern, den Berliner großen Blättern und Häuservicrteln usw., die samt und sonders nebst allen andern möglichen und unmöglichen Unternehmungen Eigen tum der fabelhaft reichen Jesuiten sein müssen. Aber Herr Jentsch ist „Helle" und sicht voraus, daß mau seinen Angaben widersprechen wird. Damit ist er aber nicht zu frieden. Er verlangt, daß, „sollten alle argentinischen Mut maßungen (?) unbegründet sein, so sollen die Jesuiten sie von Zeit zu Zeit öffentlichen Blättern widerlegen". Sebr geschcid! Was soll inan aber widerlegen? Doch nur die Beweise für die Behauptungen. Diese bringt Herr Jentsch und sein Vorgänger aber nicht. Wie sollen aber die Je suiten beweisen, daß beispielsweise die großen spani schen Cafäs oder ganze Häuserviertcl von Berlin nicht ihr Eigentum sind? Da dürfen sie sich doch wohl an den alte» juristischen Satz halten: der Ankläger hat die Be weis last. Und wenn die Jesuiten in dem einen oder anderen Falle die Anklage als unwahr bezeichnen, so hat man das zu glauben, falls man nicht das Gegenteil be weisen kann. Zuweilen haben sic das getan, und solche Be hauptungen in öffentlicher Erklärung als völlig unwahr bezeichnet. Das genügt aber Herrn Jentsch nicht. Was würde er wohl sagen, wenn jemand, der in Berlin gewesen, behauptete, man sage dort, Jentsch sei mit 100 000 Mark an einem berüchtigten Tingeltangel in Berlin beteiligt? Er würde das als eine infame Verlcumdnng erklären, und für jeden anständigen Menschen wäre mit dieser „Ableng- uung" die Sache abgetan. INnt npplieatio! —' Ganz Magdeburg ist in Aufruhr! Auf dem dortigen Bahnhof sah mau zwei Mönche in ihren braunen Kutten mit Käppchen ^uf dem Haupt im Gespräch mit zwei kath. Geistlichen. — So erklärte ein Herr vom Magdebur ger „Sentral-Aezciger" und setzte dem bei: „Ich hörte die Vermutung aussprcchen, daß man die ankommeuden Jesu iten sähe. Doch scheint mir diese Vermutung nicht richtig, da die Jesuitentracht, der Jcsuitenhut, fehlte; freilich würdest aus jesuitischer Klugheit, wie neulich in der Attti- Jesuitenversammlung im ..Hofjäger" ausgeführt worden ist, hier Jesuiten zunächst wohl nicht als solche sich cin- führen". Der Einsender erblickt schließlich in der Anwesen- heit zweier Mönche in Magdeburg ein „nicht zufälliges Zeichen der Zeit". Dazu bemerkt die Redaktion deS „Zentral-Anz.": „Mönche in Magdeburg! Das gibt allerdings zu denken! Vielleicht handelt es sich bei ihrem Besuche hier nur um den geplanten Bau einer Herz-Jesukirche, viel leicht aber auch um andere wichtige Pläne, die heute noch geheiin gehalten werden. Es sollte uns nicht wundern, wenn wir eines schönen Tages erführen, daß das könig- lich preußische Staatsministerium irgend einem Mönchs oder Nonnenorden die Genehmigung zur Errichtung einer Niederlassung in Magdeburg erteilt habe. Haben wir doch auf diesem Gebiete schon so viel Wunderliches erlebt, daß uns auch das Unwahrscheinlichste nicht mehr zu über raschen vermag." Etwas Lächerlicheres ist uns doch noch nicht vorgekom- mcu. Ans der Anwesenheit einiger Mönche auf dem Bahn- Hofe zu schließen, die Jesuiten seien im Anzuge oder cs stehe eine „Konzession" an den „Ultramontanismus" für Magde burg zu erwarten — dazu gehört eine ganz horrende Kom binationsgabe. Es wird wohl kaum ausblcibeu, daß jetzt der ganze Troß des evangelischen Bundes in und um Magdeburg mo bil gemacht wird, um nach den „Mönchen in Magdeburg" zu fahnden. Vielleicht wird auch eine Verstärkung der Schutzmannschast für die von schwerem Unheil bedrohte Stadt beantragt. Wie sich herausstellte, gehörten beide „Mönche" dem Franziskanerorden an. Der eine Pater ist der Sohn des Hanptlehrers F. a. D., früher in Neustadt- Magdeburg, also ein Magdeburger Kind. Es ist derselbe berühmte Franziskaner, welcher bei dein Eisenbahnunglück in Altenbccken vor 2)ch Jahren einer Anzahl Reisenden mit eigener Gefahr das Leben gerettet hat und von der Königl. Preußischen Eisenbahndirektion in Kassel mit einem äußerst freundlichen Anerkennungsschreiben beehrt wurde. Damals waren israelitische und protestantische Mitreisende voll des Lobes über diesen „Mönch". Der andere „Mönch" ist ein Franziskaner, der in höherem Aufträge auf einige Tage nach Gommern gereist ist, um die dortigen katholischen Po len zu pastorieren. Daß aber in einer Stadt, die zwei Gym- nasien, ein Realgymnasium und viele andere höhere Schalen besitzt, das durchschnittliche Bildungs-Niveau der Protestan tischen Massen so gering ist, wie cs die k i n d i s ch c A n g st vor zwei Mönchen in einer Stadt von nahezu 300 000 Ein wohner bekundet, das ist auch „ein wohl nicht zufälliges Zei chen der Zeit." —* In Zittau hat ein kleines unscheinbares Wo- cbenblättchen das Licht der Welt erblickt, und nennt sich „Z ittaucr Sti m m e »", Wochenschrift für deutsche und liberale Interessen. Aber diese wohlklingende Devise zieht nicht genug, und um Abonnenten zu fangen, muß man seinen Lesern etwas vikanteres servieren, darum wird gleich in der ersten Nummer dieses Blättchens auf den „Ultramon- tanismus" losgehackt. Tie „Zittancr Stimmen" erscheinen nämlich, wie sie ankündigen, „um dem falschen Liberalis mus und dem antideutschen Neigen zum Ultramontanis- mus der „Zittauer Morgenzeitnng" gegenüber die wahren Interessen der deutsch-evangelischen Bevölkerung, insonder heit der Zittancr, zu vertreten." Ferner um den Ultramon- tanismns, „den Feind unserer gesamten Kultur" ?c. re. zu bekämpfen, wobei aber „feinsinnig" bemerkt wird, daß mit dem Ultraiiiontaiiismus nicht die römisch-katholische Kirche als solche, sondern nur die Politischen .Herrschergelüste (?!) von Vertretern derselben bekämpft werden sollen." Dies Zugeständnis würkt beruhigend. Wie andere Blätter, so laden auch die „Zittancr Stimmen" an geeigneter Stelle ihre Leser zum Abonnement ein und diese Seite des Blattes ist am wirkungsvollsten ansgestattet. Hier wird nämlich die „Sächsische Volkszeitung" in die Arbeit genommen. - Und das zieht mehr als ein hochtönendes Programm. Uns lassen diese Angriffe kühl, denn wir sehen darin nichts anderes, als den „snror protestanticus commereialis" und wünschen dem Blättchen, es möge sich mit seiner geschäftlichen Ent rüstung mehr nützen, als es uns schaden kann. Leipzig. Tie hiesige Gewerbekammer hat sich auf Ver anlassung der Regierung über die obligatorische Alters- und Jnvaliditätsversicheriing aller selbständigen Handwerker ge äußert und sich dafür ausgesprochen. In diesem Gutachten wird n. a. gesagt, es sei höchste Zeit, daß für die Handwerker dasselbe geschehe wie für die Arbeiter, um sie vor Not und Elend zu bewabren. Tie Verhältnisse der Arbeiter seien zum großen Teile besser als die der Handwerker und viele von letzteren, welche mit 2 bis 3 Lohnarbeitern arbeiten, baden geringeren Verdienst als solche, welche nicht regel mäßig einen Arbeiter beschäftigen. Für dieses Gutachten haben sich die Gcwerbclamincrn Chemnitz, Zittau, Planen, gegen dasselbe hat sich Dresden ausgesprochen. Leipzig. Ein nettes Unternelnnen war das hiesige Aus kunftei- und Privatdetektivbnreaii „Favorit", Hainstr. 25, welches vor einigen Tagen vom städtischen Gewerbeamte von amtswegen geschlossen wurde. Tie beiden „Direktoren" W. und L., waren der 17 jährige Sobn eines Bäcker meisters W. in der Nähe von Borna und ein minderjähriger Schreiber. Der Bäckermeister ist der Inhaber dieses famosen Institutes, hat aber erwiesenermaßen nie etwas anders be trieben als sein Handwerk, so daß die Geschäfts führung in den Händen der erwähnten „Direktoren" lag, welche durch marktschreierische Reklame dem Unternehmen den Anstrich eines leistungsfähigen erstklassigen Jnstitmcs gaben. Das Eingreifen der Gewerbepolizeibehörde bat die sein Unfug sein wohlverdientes Ende bereitet. Chemnitz. Tie Direktion der Sparkasse „Deutscher Konfirmandenfreund", die von der Firma Felir Pisters n. Co. geleitet wird, konnte in den letzten Tagen ibrcn Ver pflichtungen gegenüber den Spareinlegcrn nicht mehr nach kommen und vertröstete die Leute bis zum !5. Mai. Die Behörde ließ am Mittwoch das Lokal schließen und ver siegelte alles. Zwickau. Die hiesige Staatsanwaltschaft hat hinter dem ehemaligen Kassierer des Gewerkschaftskartells in Crimmit schau. dem Maurer Peterhänsel dort, der im Dezember vor. Js. nach Amerika rmsgewandert ist, einen Steckbrief er lassen. Er hattte das Gewerkschaftskartell durch Unterschla gungen um fast 1000 Mk. geschädigt, sich aber später brief- lich verpflichtet, diesen Betrag zu ersetzen. Mühlberg a. d. Elbe. Die Korbwarenarbeitcr forder- ten eine Lohnerhöhung von 10 Prozent. Die Arbeitgeber lehnten diese Forderung ab. Die Arbeiter haben jetzt die Arbeit eingestellt. Leitmeritz. Gattenmord. Die Gattin des Fabrikdirek- tors Franz Nawratil in Raudnitz wurde unter dem schweren Verdachte, ihren Gatten ermordet zu haben, verhaftet. Jetzt ist nun noch eine zweite Verhaftung erfolgt, die nicht minder großes Aufsehen hervorruft. Ter Verhaftete ist ein junger Mann, Sohn sehr angesehener Leute, der mit Frau Nawra til ein Verhältnis hatte. Er wird beschuldigt, den Mord an dem Ehemanne der Nawratil mit deren Einverständnis verübt zu haben. Ter Ermordete war vor einiger Zeit plötzlich verschwunden und seine Frau erklärte, daß er zu dauerndem Aufenthalte nach Rußland gereist sei. Nun mehr wurde jedoch die Leiche des Verschollenen ans der Elbe gezogen und es zeigte sich, daß er zuerst ermordet und dann in den Strom geworfen worden war; die Leiche wies zahl reiche, znm Teil absolut tödliche Hieb- und Stichwunden auf. Vereinsnachrichten. 8 Dresden-Pieschen. Mit großer Freude muß es be grüßt werden, daß der Volksverein f. d. k. Deutschland mm auch in unserer Vorstadt Pieschen Wurzeln geschlagen hat. Am vergangenen Sonntag, den 15. d. M., konnte im Restaurant zur Barbaraschänke die erste, verhältnis mäßig sehr gut besuchte Versammlung abgehalten werden, die Zeugnis ablegte, daß auch hier Sinn und Begeisterung und ein fruchtbarer Boden für die gute Sache des Volks vereins vorhanden sind. Den Mittelpunkt des Abends bildete ein Vortrag des Herrn Lehrer Hentrich: „lieber Beschäftigung verheirateter Frauen in Fabriken". Klar und treffend beleuchtete der Redner das zeitgemäße Thema. Ausgehend von dem natürlichen Berufe des Weibes, dem zufolge es in erster und letzter Linie für Haus und Familie bestimmt ist. wies er nach, wie und warum heutzutage die Frau oft im Kampf ums Dasein diesen ihren natürlichen Wirkungskreis verläßt und dem Manne gleich um Ver dienst und Unterhalt arbeiten muß. Wohl haben die Re gierungen wiederholt Arbciterinnenschntzgesctzc angenommen, doch sind trotzdem in der Frauenbeschästignng noch genug Mißstände übrig geblieben, die einer gründlichen Verbesse rung dringend bedürfen. Am meisten ist zu bedauern, daß meistens jüngere Frauen in Fabriken arbeiten, deren Kinder doch noch klein sind. Die Folge davon ist, die Schule weiß ein Lied zu singen, daß eine große Anzahl dieser armen Geschöpfe, die der mütterlichen Pflege entbehren müssen, mehr oder minder verwahrlosen. Die Fabrikarbeit der Frauen untergräbt den häuslichen Sinn, daher das traurige Familienleben in vielen Arbeiterfamilien; die Fa brikarbeit ist die Ursache zahlloser Leiden und Gefahren für die Mütter und den werdenden Menschen. — Reicher, wohlverdienter Beifall belohnte den Redner. Daß seine Gedanken in ein fruchtbares Erdreich gestreut worden waren, bewies die lebhafte Wechselrede, die sich daran anschloß. U. 8 Leipzig. Der am 10. d. M. im Leipziger Zentral- theater abgehaltene Theaterabend des „Kath. Kasinos" er freute sich trotz des herrlichen Mailvetters und der Nähe des Pfingstfestes eines regen Besuches. Die Ouvertüre zur Oper „Zampa" sowie ein flotter Marsch „Mein Eichsfeld", komponiert von Thomas Hagedorn, leiteten den Festabend ein. Neichen Beifall erntete die Aufführung des Lustspiels „Nr. 177" von Lebrun. Lieder sür 2 Männerstimmen gingen der Darstellung „Lebende Bilder" voran, welche von 15 Damen unter Leitung des Herrn Dir. Lippert stattfandeu. 1. Bild: Schwur der Treue. 2. Bild: Gesang. 3. Bild: Huldigung dem Kasino. Die lebenden Bilder er zielten rauschenden Beifall. Ein flottes Tänzchen, das bis in die frühen Morgenstunden währte, hielt die Teilnehmer in fröhlicher Stimmung beisammen. Der Krieg in Oftafieir. Tie Kriegssührung hat zwar noch immer keine ent scheidenden Schläge gezeitigt, aber man muß zugestehcn, daß das Zünglein der Wage sich mählich zu Ungunsten des Zarenreiches vorschiebt. Es unterliegt keinen Zweifel mcbr, daß die russischen Heeresverhältnisse in der Mandschurei in einer säst an sträflichen Leichtsinn gemahnenden Weise noch unfertige geblieben waren, als schon die Japaner mit Moltkescher Folgerichtigkeit ihren Aufmarsch in Korea und ihre Landung auf der Halbinsel Liaotung ins Wwk gesetzt hatten. Ter Gegner war von den Russen unverantwortlich unterschätzt worden. Die über Petersburg nach Westeuropa gelangten Angabe» über die zur Verfügung stehenden Truppenstärken ergaben sich als der Wahrheit völlig wider sprechend. Es fehlte außerdem der Heersührnng vor und nach Kuropattins Uebcrnahme des Kommandos an kübner Initiative und zielbewußter Energie. Das alles aiußte dem russischen An'ehen nicht nur bei den Chinesen, sondern auch anderwärts entschieden Abbruch tun, und nun sind sie ins Hintertreffen geraten! Wenn nicht alle Anzeichen trügen, so dürste bald ein gemeinsamer Angriff von dor See- und Landseite auf Port Arthur erfolgen. Tie Javaner haben die Landungen be reits dadurch zu forcieren begonnen, daß sie die nördlichen Forts der Festung durch einige aus der Landenge errichteten Batterien unter Fei.er genommen haben. Der Korrespondent des „Standard" in Petersburg er fährt, daß Port Artlmr Verpflegung für 8000 Mann ani fünf Monate besitzt daß aber die gegenwäriige Garnison 2i w>0 Mann zählt. D- Promaut würde demnach nur sär zwei Monate reichen. In russischen Generalstabskreisen heißt cs, daß von den 150 000 Mann, die General Knrovatiin verlangt bat. 75 000 schon im Laufe dieser Woche ziiii: Abmarsch bereit seien. Diese Eile sei die Folge der niiangenebmen Ueber raschungen der letzten Tage. Im Generalstal, war man von vornherein einer Meinung mit Knropatkin, daß zur Ver- teidigung der Mandschurei infolge ihrer Aiisdebnnng eine halbe Million Soldaten uiiumgänglich notwendig wäre. Es sei aber trotz aller Anstrengungen nicht möglich gewesen, bei den herrschenden Verkehrsverhältnissen dem General vor Eintritt der Ereignisse, die man frühestens zwei Monate später für möglich hielt, in der Gegend von Ebarbin und südlich davon mehr als 200 000 Mann zur Verfügung zu stellen.
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