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Sächsische Volkszeitung : 05.10.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192210053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19221005
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19221005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 5-6 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-10
- Tag 1922-10-05
-
Monat
1922-10
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.10.1922
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Donnerstag den 5. Oktober 1922 Parteinachrichten Geschäftsstelle der Sächsischen Zentrumspartei: Waisen- hauSstratze30, 3. Etage. Herr Bürgermeister Heblein bat der Zentrumsleilung in einem Echrelvrn mitgeteilt. die Spihenkandtdatur au« Gelundbeitsrücksichten nicht mehr annebmcn zu können. Auf schriftliches Ersuchen de« LandeSvorstandeS bat Herr Heblein unter dem 2. Oltober nochmal» erklärt, auf dem ab'rhneriden Standpunkte bebarren ui müssen. Die Entscheidung über den Wahivorschlag der ZcntrumSpartei wird in stürze veröffentlicht werden- Nachdem nunmebr der Verzicht der Herrn Heblein vorliegt, wird über die Kreise der Parteifreunde hinaus dieser Entschluß auf richtiges Bedauern erwecken, da die zielbewubre energische Vertretung der Partei im Landtage, die lemperam-ntvolle und geschickte, von starker Hingabe an die parlamentarisch», Aufgabe» getragene Tätig keit HeßleiuS, der a!s erster Z.litlum«abgeordneter in den Landtag einzog', überall Aneik.nnnng finden mußte. Es müssen vor der bün digen Erklärung, Rücksicht auf den Gesundheitszustand nehmen zu müssen, die Wünsche des Einzelnen wie der Partei schweigen, der bisherige Abgeordnete darf abrr die Gewißheit haben, daß seine Mühen und Arbeiten nnvergessen bleiben und daß ihm in den neuen Wirkungskreis als Bürgermeister d'e besten Glückwünsche folgen. Wahlfondsspende. Von einer Fabrikarbeiterin 100 Mk. »IS Aurwort auf die Tatsache, daß ihre Mitarbeiterinnen 50 Mk- für den sozialdemokratischen WablsondS «eben mußte». Kamknz. Am nächsten Sonntag den 8. Oktober findet in Kamenz eine Zentrarmsversammlung statt. Redner ist der Landesvorsitzende Herr Studien rat Wels, Dresden. In Anbetracht der kommenden Landtagswahl rsl Er- scheinen aller Zentrumsanhänger dringend erwünscht. Nachrichten aus Sachsen SchirgiSwaldr. Tie Einweisung des neuen und Ab- schicdsfeier für den bisherigen Bürgermeister gestalteten sich zu einer eindrucksvollen Kundgebung. Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden, Beamten, Körperschaften, der Geist lichkeit, des Domstists St. Petri, der Schule und Nachbargemein- derr waren zugegen. Stadtrat Töppel begrüßte die Erschie nene», insbesondere Amtshauptinaiin Tr. Jung »rann und den Vertreter des Tomstistes, ScholastikuS Tr. Notzinge r. Herr Bürgermeister Vogt nnd der neue Bürgermeister dankten, in dem elfterer einen Rückblick aus seincTütigkeit warf und letz terer sein Programm entwicklte. Herr Bürgermeister Hehle in bemerkte u. a., daß er sein Landtagsmandat nicdergelegt habe, sich aber Vorbehalte, ins politische Leben zirrückziikehren. Nach be grüßenden Worten des AmtShauptmanns und Dr. Notzingers, des Amtsgerichtsrats Gräf und Rechtsanwalts Mittag, des Pfar rers Kretschmer, sowie der Gemeindevorstände Seidel- Kirschau und Klirr,pel-Svhland, die auch dem scheidenden Bürgermeister herzliche Worte des Dankes widmete», war nach einem Schlußwort des Herrn Stadtrats Töppel diese Feier be endet. Ein geselliges Beisammensein reihte sich an. Aus Dresden —* Erhöhter Mehl- und Brotpreis ab 4. Oktober 1822. Der Gcineindeverbaiid Dresden und llmg gend gibt neue Mehl- und Brolpreise bekannt Es kostet hiernach vom 4 Oktober 1922 ab das 1900-Gramm-Brot 43 Mark, das Werzenklcinacdäck (7S.Giamm.ScmmeI) 2,70 Mark- Die Erhöhung der Preise ist auf da« allgemeine Steigen der m't der Herstellung nnd dem Vertrieb der MehleS und Brotes verbundenen Unkosten zuiiickziisiihlen. Theater und Musik Palestrina von Psitzncr Zur Dresdner Erstaufführung ES braucht nicht mit vielen Worten betont zu werden, daß es eine Ruhmestat deutscher Op-untheater ist. endlich Hans Psitz- ner znm wohlverdienten Lorbeer zu vcrhe.fen. Sein Genius wird heute längst geahnt überall dort, wo seit'g-rstrge Mensche» Mr-sik treiben. Aber zum Erfolg, womit ich den Jubel der Menge meine, wird es der M.'st .'r doch erst bringen, nenn der kühle Nasen seine» Leib Leckt. Das ist nun e'nrna. so. Und am Ende hat der eigensinnig aller R.'iiaine a.rs d:m Wege gehende Komponist, der sich seines eigenen Wertes voll bewußt ist, auch recht, wenn er sogar seinen Freunden die allzu laure Werbe tätigkeit verübelt. Die Kunststadt Dresden hat allerdings schwere Schuld an Psitzncr. Fast nichts kennen wir von ihm und es mußte erst der junge Fritz Busch komme», um gleich nach seinem Amtsantritt als erste Novität Pfitzners Hauptwerk heranszubrin- gen und so einen Teil der reichlich ausgelaufenen Schuld abtra gen zu helfe». Daß sich der Meister die Legende von der Mar- zcllusmesse zum Stoff einer Opernhandlung gewählt hat, spricht Bändel Man entnimmt schon ans diesem Umstande, wie er zur Musik und zu den Zeitgenossen steht. Der Stoff ist bei ihr» reinstes Erleben, Palestrina ist Psitzncr. Freilich spielt da auch eine gewisse VeHissenhcit mit, die im Konzilakt stark zum Aus druck kommt. Tie Charakterisierung der Kirchenregierung in diesem Akt geht stellenweise fast bis zur Gehässigkeit, ist einseitig und wahrlich nicht im Lichte der Geschichte u. des historischen Pa- lestrirra gesehen. Dieser zweite Akt ist auch künstlerisch am schwächsten. Nicht nur, daß er keinen Zusammenhang mit der Grundidee hat, daß die Legende einfach durchbrochen wird, wird durch ihn die dramatische Wirkung des Ganzen in Frage gestellt. Weil er nämlich vollkommen kalt läßt. So opfert der Meister einer gewiß an sich berechtigten Abrechnung mit der Verständnis losigkeit der Welt die schönsten Wirkungen. Die Handlniig sei kurz skizziert. Ihr Grundgedanke ist die bekannte, oft widerlegte Legendx von der Missa papae Marcclli. die Palestrina in einer Vision geschrieben haben soll, um die drohende Verbannung der Figuralmusik auS dem Ritus der ka tholischen Kirche abzmwendcn. (Eine solche Gefahr bestand schließ lich, denn die Kirchenmusik der damaligen Zeit bedurfte dringend »er Reinigung. Raummangels wegen kann ich hier nicht naher darauf eingchen.) Borromco rät Palestrina, eine Brücke zu fin de» zwischen den Forderungen der Kirche und der Kunst. Erregt lehnt er ab. In der Nacht hatte er die bekannte Vision, Engel gabln ihm die Themen. Und am Morgen ist die MarzelluSmesse fertig. Der zweite Alt bringt, wie erwähnt, das Konzil mit den würdelosen Kampfszcncn und einer Rauferei der Diener und im dritten Akt kommt endlich die Nachricht von dem siegreichen Er folg der Messe, der dem Maestro seine Aemtcr und seine Ehre wiedcrgibt. Das eigene Sehnen „nd Hoffen Pfitzners ist hier unverkennbar. Das Drama ist bis auf den gerügten Mangel hervorragend schön gestaltet, hat eine herrliche, ausdrucksvolle Sprache und zeigt den Komponisten auch als feine», nicht minder talentierte» Literaten. Zum wirkliche» Meisterwerk stempelt aber die Musik und nur diese den „Palestrina". Man kennt seinen Stil, der mo dern und technisch vollkommen sich mit Wagner und Strauß wohl .vergleichen läßt, jedoch ganz andere, eigene Wege geht. Und das Beste ist, daß dieser Stil Psitzncr schon in seinen jüngeren Wer ken anhaftet. Die Wandlung, die er durchgemacht, ist nicht so bedeutend, als daß man ihn nicht wieder spürte, den Komponisten des „Armen Heinrich". Berückend schön die melodische Linie, jede Zeile Innerlichkeit, bewundernswert die Behandlung der Singstimme. Und das alles nicht neben, sondern mit mo dernster, großartigster Orchcstcrtechnik. In dieser Beziehung ein wahres Wunderwerk der Geschlossenheit und Ausgeglichenheit, 'ein treffliches Spiegelbild deö inneren Menschen und Künstlers! Die Nachtszene ist etwas unvergleichlich Schönes und vielleicht der Höhepunkt der ganzen Partitur. Nus der ruhmreich verlaufene» Aufführung ist etwas Ueber- raschendcs sestzustellcii: Di« im Klavierausziig fühlbaren Längen sind nicht hinwegzi.-täusche». So wirkte der Konzilakt mit seinen pieken Reden ermüdend und erntete auch nur Mäßigen Beifall. (Befremdet hat mich seine Hervorhebung in den Programm- —* MittagSmahlzeiten au Minderbemittelte abzuaebm haben die städtische» Körperschaften beschlossen. Als Minderbemittelte aelten diejeniacn, deren Einkommen bei Alleinstehenden mit eiaenem Haushakt n cht höher al» 875 Mk. wöchentlich, bei Alleinstehenden ohne eigenen Haushalt nicht höher als 330 Mk. wöchentlich, bei Ehepaaren nicht höher als 075 Mk. wöchentlich ist. Für jedes Kind unter 6 Jahren erhöhen sich dies« Sätze um 135 Mk., für jede« Kind über 6 Jahre» um 225 Mt. wöchentlich- Die Abgabe erso'gt in den Volksküchen auf Bezugsauswclse, die in der für die Wohnung zu ständigen Kreisstelle de» Fisisorgeamtes auSgearben werden. Für jede Mahlzeit ist in dcr Regel der stark ermäßigte Preis von 8 Äk. zu entrichten. Gemeinde- und Vereinsnachrichte« 8 Leipzig. Kreuzbündnis. Unsere Versammlung ist am kommenden Sonntag, du 8. Oktober, abend« 7.30 Ubr, in einen, Vereinszimmer de» „Auguste-Schmidt-Haus", Dresdner Straße 7. Zeitgemäßer Vortraa unseres Vorstandsmitgliedes Franz Har dich. Ferner Lichtbilder ans „Ludwig Richter und seine Zeit", geboten durch unseren Herrn BezirlSpräieS. — Lasse» Sie sich bitte den genußreichen Abend in unserer „Katholischen Erneue« rungsbcwegnng" nicht entgehen uns besuch n Sie uns in unserem neuen Heim. — Das Lokal liegt nahe dem Johannisplatz. 8 Drcsden-Jvhannstadt. K r e rezb ü n d n i s. «Von Düssel dorf bis Maria Laach, ein Weg von der Großstadt nr die E:n» samkeit." Ucber dieses Thema will Herr Stein am Donnerstag den 5. Oktober, abends 8 Uhr, im Striesener Gesellschaftshause zu uns sprechen. Gäste herzlich willkommen. Dresden-«. Psarrlirchcnchor St. Eöcilia. Unsere General- versaminlung am 3. Oktober in unserem Heim, Große Plancn- sche Straße 16, bot ein erfreuliches Bild fleißiger Arbeit im letzten VereinSjahr. Ter Chor brachte außer in der Hofkirche noch im Josephincnstift, i» dcr Garnisonkirche sowie znm Gottes dienst in Klotzsche Messen zur Aufführung und beteiligte sich unter Leitung seines verdienten Chorleiters, des Herrn Rudolf Goller, air verschiedenen Konzerten, deren Reingewinn katho-« lischer Liebestätigkeit galt. Dcr Vorsitzende, Herr Georg Stei ner, dankte allen Mitgliedern für den eifrigen Besuch dcr Uebnngsstnnben und für alle Hingebung an dem heiligen Ge sang der Kirche. Herrn Josef Girnth, der einen Kassenbestand von über 1000 M. übergab, wurde dankbar Entlastung erteilt. Die Vorstandswahl ergab zu Vorsitzenden die Herren Goller und Dorn, zu Kassierern Herrn Fritz Mintert und Frl. Lüden- bach, zu Schriftführern Frl. Bihler und Frl. Nobel. Nun ans, zu emsiger Arbeit im Winterhalbjahr! Stiminbegabte katholische Herren und Damen unserer Pfarrei sind jederzeit herzlich will kommen. Die Uebungsstnnden sind jeden Dienstag, abend von 8-10 Uhr. Klotzsche. Katholischer Verein. Nochmals sei auf unser am Sonnabend den 7. Oktober, abends 7 Uhr, im Kur haus Klotzsche stattsindendes 1. Stistnngssest hingewicsc», zu wel chem wir unsere Mitglieder mit ihren Angehörigen, soivic recht viel liebe Gäste auS Dresden erwartet. Wir haben ein groß artiges Programm zusaniinengcstcllt mit Vivlin- nndGeiangs- vorträgcn namhafter Künstler. Auch dcr Pfarrkirchenchor St. Cäcilia-Dresden-N. wird in bekannter Liebenswürdigkeit Mitwir ken. Ein Singspiel: „DaS Versprechen hinterm Herd" wird von unseren Mitgliedern dargeboten werden. Anschließend ist ein Tänzchen. Es kann also am Sonnabend nur eine Parole geben: „Auf, nach dem Kurhaus Klotzsche!" Notschrei für die Kleinrentner! Der Verein dcr Klein- und Mittelrentner Sachsens E. V. hat vom Ministerium des Innern die Erlaubnis >ür e.ne offent- erläutcrungen als besonders wertvoll! Fritz Busch interpre tierte das Werk, als sei er selbst der Tondichter. Die überwäl tigende Polyphonie des Orchesters, die besonders im Vorspiel znm zweiten Akt zutage tritt, rückte er ins rechte Licht. Regie nnd szenische Aufmachung ließen in der Nachtszene einiges zu wnnschenü brig: Die Erschein»»gen dürfen keinesfalls den Ein druck Hoffmannscher Spnkgrstalten hinterlassen. DaS Urbild eines Palestrina gab Vogelstro in. Da blieb kein Nest, weder gesanglich noch darstellerisch. PlaschkeS Borromco war nicht minder meisterlich. Die übrigen Partien fallen nicht so schwer ins Gewicht. In ihnen waren Er m old, Hirzel (durch blen dende Höhe), Fleischer, die Stünzner, Mer rem und Lange bemerkenswert. — Wie es mit dcr Tauer des Kasjen- erfolgcs sich verhalten wird, bleibt freilich abzuwarten. Franz Jickler. ^ Staatliches Schauspielhaus. (Zum ersten Male: ,Ha»S von Huttens Buße." Drama von Fritz Schwirfcrt.) Man hatte sich auf ein Neformationsstück gefaßt gemacht oder wenigstens ans ein solches, daß die Zeit unmittelbar rar ke: Re formation anklingen läßt. Mit Hans von Hutten, kem Vetter des wüsten Humanisten Ulrich von Hutten, hat das Drama aber nur insofern Beziehung, als dessen tragischer Tod 'und sein Grund) in dcr Gedankenwelt des Dichters Anregung znm Stücke Ware». Irgendwelche weiteren Zusammenhänge, ja jeibst irgend ein Hauch der Zeit fehlen. Das Stück ist vielmehr gänzlich «eck- los und könnte ebenso gut heute spielen. Herzog Ulrich ron Wittt. temberg entbrennt in heftiger Leidenschaft zu der schönen Gattin Ursula seines besten Freundes Hans von Hutten. Tieck r ist ein frommer Philosoph, ein Mensch von ungewöhnlicher Güte und Milde, dennoch aber ein Mann von ungeheurer Jngendlrast, einer, den im Turnier niemand besiegt. Allerdings hat er. selbst jeglicher Leidenschaftlichkeit fremd, kein Verständnis für mensch liche Schwächen. Er kann daber auch keine Harmonie mit seinem Weib finden. Das ihn anfänglich immer m-r bewundert, ihn, den Tapferen nnd Guten. Herzog Ulrich fällt trotz seiner Be mühungen immer wieder in die Tiefe. Bon Natur aus kein Bösewicht, hat er die Kunst verlernt, sich zu beherrschen nnd sei nen Trieben Einhalt zu gebieten. Bei dcr Verfassung Ursulas und weil sie mir eine Scheinehe führt, wird cs ihm leicht, diese Frau znm Ehebruch zu treiben. Die beiden Freunde kämpfen nun um das Weib und der aus allen Himmeln gestürzte HanS legt es darauf an, daß er stirbt. Die Geschichte berichtet freilich von einem Meuchelmord, aber den konnte der Dichter nicht brau chen für sein Ziel, eine rein-menschliche Tragödie um dnS Weib zu schreiben. Ec schilt sich selbst, daß ihin die Tragödie nicht ge lungen sei, daß es an letzter dynamascher Intensität fehle und daß der menschliche Wettstreit zwischen de» Gefährten nicht heiß genug entfacht sei. Das ist indessen zu bescheiden. Gerade dcr lyrische Einschlag bringt demjenigen, der es gewöhnt ist, die Dinge ethisch zu betrachten, die Tragödie zu subtilster Wirkung. Wie eindrucksvoll wird da die nächtliche Szene unter dem Baninl Nicht alle Themen schreien nach nervcnerschütieriider Handlung und das, was Schwiefert wollte, konnte niemals in einer roman tische» Rittertragödie vor sich gehen: moralischer Sieg der Ker.sch- hcit trotz faktischen Sieges der Leidenschaft. Das Stück hatte einen freundliche», nicht lauten Erfolg, als dessen Träger die Vertreter dcr Hauptrollen Jltz (HanS), Antonia D'etrich (Ursula) und Martens (Ulrich) anzusehen sind. Sie spielte» alle drei mit innigster Däinpfting und Zurückhaltung, die ihnen die Regie Wieckes auferlegt hatte, und die dcr Forderung d:S Dichters — tragisches Beladensein einer jeden Sekunde — gerecht ward. Linnebach und Mahnke hatte» einen wundervollen Nahmen für das Spiel geschaffen. Zck. »« Ecntralthenter. Das EiS ist geschmolzen. Man glaubt schon säst, eS sei immer Variete gespielt worden in dein schönen Bau an der Waisenhausstraße. Das macht natürlich das wirklich gediegene vornehme Programm, das im Oktober womöglich noch besser ist als im vorigen Monat. Schon die 1. Nummer, die ge wandten Partcrrekünstler Brüder Kühn sind Attraktion. Ma? nuel Garcia, von früher gut bekannt, hat seine Schattenbilder wesentlich vervollkommnet »nd die Balancekuust der Bradnas ist wirklich „atcinraubend"; jedenfalls wird keine der Damen im Zuschanerraum gewünscht haben, mit Fra» Bradna zu tau sche». Auch die Schwestern Fiedel leisten Erstaunliches auf dem Gebiet der Akrobatik. Die Szene von Sylvia Loyal u. Co. verbindet mit Geschmack Dressur und Akrobatik.. Einen Nr. 221. Seite 7 liche Sammlung zugunsten seiner infolge der großen Teuerung notleidenden Mitglieder erhalten, von denen viele ein JahrcScin- kommmen von noch nicht einmal 1000 Mark haben, bei kein sic jetzt buchstäblich hungern nnd im kommenden Wimer frieren wer den müssen. Die. Sterblichkeit infolge der ttnterernährimg r r.ter ihnen ist jetzt schon eine große; die ihnen von den Behörden ge währten Unterstützungen reichen bei den letzt lo hohen Preisen für die allernotwendigsten Lebensbedürfnisse nicht aus, am sie vor vollständiger Verelendung zu bewahren und so wendet sich nunmehr der Verein an alle noch im nutzbringenden Erwerbt stehenden Personen mit dcr dringendsten Bitte, tec jetzt Aerm- ste» zu gedenken und durch eine Abgabe von ihren! Ueb-rflnsse mitzuhelfe», ihre trostlose Lage anfzubcssern und sie vor dem Hunger- nnd Ersricrungstode zu bewahren. Spenden für sie bittet man durch Zablkarte zu richten an obigen Verein. Post- scheckkonto Dresden Nr. 110 811, für die derselbe jetzt schon im Namen seiner 80 000 Mitglieder yerzi-chst dankt. Kirchlicher Wochenkalender 18. Sonntag nach Pfingsten Eoldiy. 10.30 Beichte, danach hl. Messe. Glauchau (Schloßkapelle). 7.30 Beichte, 8 Komm., 9.30 Predigt, Aspcrges und Messe, nachm. 8 Andacht u. S. S. — Mo.. Di.. To. 8. Mi.. Fr.. S.7 Messe. Settendorf. 6 M.. 9 Pr. u. H.; 2 V. Hirschfctde. Vorm. 9 H. u. Pr. Gottesdienst im fürstlichen Pavillon. Mittweida. 7 B.. 9 Pr.. H.. 7 u. Ti. u. Fr. al 7 Rosenlranzandacht. — W. 7.30 M. Ncichenbach i. V. 7.45 M. n. A.. 9.15 M. u. Pr. Wurzen. 11 M-, Pr., S. S. Thammcnhain. 8 M-, Pr., Komm., S. S. Radebcrg. 5.45 M., Altarrcde, 2.30 Segen. — Twi.slag Marienvcrein. Morihdorf. 8.30 Missionsgottesdienst Nrndsorf. Sonnabend 7.30 Gottesdienst. Devisenkurse im Freiverkehr mittags 12 Uhr. mitgeteilt von der Commerz- und Brivat-lvcwf. Filiale Dresden Berlin 4. Oktober Geld Brie, Nenyork . 1 Dollar 2025.- 2050.- Pari« . . 100 Fr. 10,000.- 16100 — Zürich . . 100 Fr. 39650 — 89700.— Stockholm. 100 Kr. 56000.— 56100 — Prag . . 100 Kr. 6350 — 04n0 — London. . . . . . I Psd.Sterl. 8900 — 8950 Holland . 100 Fl. 78400 — 78500.— Kopenhagen 100 Kr. 48400.- 43450.— 8t. Olo I'ostsvlivoknumlnsi' 608 Herrn Llipslior Oberpkarrsr Fst 8 trs. n 2 iktt: ^Otzlselitzelrrmil IioipriK 4LOVZ »Z besonderen Genuß gewährt das Sibirische Quintett, 5 Russen, die mit Feuer ihre schönen Volkslieder und mit be merkenswerter Weichheit Schuberts „Am Brunne» vor dem Tore" singe». Für den Humor sorgt F. La chm an» als Paro dist eines Gesprächs im besetzten Gebiet, nnd Leo Morgen stern als Kascrncntype „anS vergangener Zeit" Zwei Num mern waren zur Premiere leider noch nicht eiiigctrojse». ,na- pelltticisler Antonius sorgt sür schwungvolle musikalische Um rahmung des Programms. Zck. -- Richard Wagner-Abend der Volkssingakademie. Tie Be sucher der VolkSsinsoniekonzerte wurden mit einem glanzenden Austakt in die neue Spielzeit geführt: Reichert brachte mit Philharmonikern und BolkSsingakcidemie einer Wagner-Abend, dcr in der Znsammcnstellnng keinen Wunsch osscn ließ. Mit „Nienzi" hnb's an (Ouvertüre, Friedensboten), die beiden bekanntesten Hokländerchvre, der Einzug der Gaste aus „Tannhänser", Lrant- chor aus „Lohcngrin" folgten und znm Schluß gab cs »och etwas ganz Besonderes: Lehrbubentanz, Aufzug der Meister, „Wach ans"-Chor, Ansprache Sachsens und Schlußchvr aus -„Meistersinger". Das war ein AuStlang, der die viel zitterte Phrase, Wagner dürfe nicht cn»s dem Rahmen des Theaters heranstreten, wenn er Genuß bringen solle, ad absurdum sühn«. Tie Ausführung des orchestralen nnd Chorteiles war in jeder Hinsicht mustergültig und von den Solisten Martin Otto, Mitty Stephan, Robert Burg ließ besonders der letztere tiefe, zu Herzen gehende Eindrücke zurück. Zck. —* Hcrbstmodcnscha». Bei hohem Eintrittspreis, gerecht fertigt durch den guten Zweck, sür den dcr Reinertrag bestimmt war, veranstalteten die Firmen Hedwig Heer und Vunger- Kaschket vergangenen Donnerstag nachmittag von 4 Uhr-ab in den vornehmen Räumen des Hotel Bellevue eine Herbst in ode» schau, die den zahlreichen Besuchern bezw. Belgie rinnen eine Fülle des Neuen und znm Nachschasfen Anregenden bot. Und wenn auch der Kreis derjenigen, die an den Besitz des zum Teil mit erlesenem Geschmack Gebotenen mit ersülibarer Sehnsucht denken können, nur ein kleiner vom Glücke besonders begünstigter ist, so kann man sich andererseits der Tatsache nicht verschließe», daß die in ständigem Wechsel kreisende Mode immer wieder nach neue» AuSdruckssormen sucht, die frei von Unzweck mäßigkeit und Auswüchsen den praktischen Anforderungen der mannigfache» Fraucnkleidung in künstlerisch-gesetzmäßiger Weise Rechnung tragen. Noch kann unsere fremden Einflüssen umer- worfene Mode des Pikant-Reizvollen nicht entbehren, noch sind ihre Schöpfungen zum Teil sehr weit entfernt von dem eigent lichen Zweck, das unaufdringlich-dezent wirkende und harmonisch ansklingcnde Attribut anmntigcr Trägerinnen zu sein. Darüber vermag auch die vollendetste Vorführung in stimmungsvollstem Nahmen nicht hinwegzutcn.'schcn. Erfreulicherweise läßt sich aber ein unverkennbarer Fortschritt feststellcn in dem Bestreben, sinn lose Uebcrladungen und flitterhaftes, die Gesamtwirkung stören des Beiwerk fast restlos z» vermeiden. So zeigte der erste offcn- lmr der Neuzeit Rechnung tragende und dem Sport gewidmete Teil Kostüme. Pelz-, Tuch- nnd Lederjacken, die in Form und Farbe ganz hervorragende Leistungsfähigkeit bekundeten. Der rassige Ausdruck weiblicker Sportkleidung wurde noch besonders gehoben durch das immer wiederkehrende Beinkleid in BreechcS- form, zu dem sich als gefällige und gut passende Ergänzung der kleine Hut oder die kecke Wollmütze gesellte. Daran schloß sich die Vorführung von Etraßemnänteln in reicher Pclzverbrämung oder Besatz in Lack und Leder, als besonderes Merkmal der weite Aermel und auffallend große Knöpfe in der Taille. Die Kostüme mit verlängertem «und engem Rocke zeigen die Modefarbe dunkel grün und werden ergänzt durch Hüte in den verschiedensten For men, zu deren Verzierung Brokat und Reiher sehr beliebt sind. Kostbarste und luxuriös ausgestattete Abendtoilette», deren aus führliche Deschreibi.iig hier zu weit führen würde, bildeten den Schluß' der Vorführungen. Als besondere Merkmale seien hcr- vorgehoben die zum Teil oft sehr eng anliegende Taille, der sch. lende Aermel und der beiderseitige tiefe Ausschnitt. Besondels siel in die Augen der reiche SliuSpuh der Toiletten in kostbar ge stickten Schleierstoffen und die sich oft wiederholende Schleppe. — Alles in allem: Ein befriedigender und vorzüglicher Gesamtein druck bei den Besucher» dcr diesjährigen Herbstmodcnschau, die noch von besonders imchhaltiger Wirkung sein wird, wenn dem Nebenzweck, der AlterShilfc den Reinertrag zuznsührcn, in recht reichen: Maße entsprochen werden kann. - ' " F.
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