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Sächsische Volkszeitung : 05.10.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192210053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19221005
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19221005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 5-6 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-10
- Tag 1922-10-05
-
Monat
1922-10
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.10.1922
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, Donnerstag de» 8. Oktober >022 »cr. »/, «en, » scndewegung ziisanlincnschlicßcii. Tie weitere» 4l»sführungcii giptttten darin: Wer d e Jugend hat. hat auch die Zukunft. Da. :.n köim.'n wir keine Leisetreter i nd Lchwankendc in nnse. ren Reihen g^raucbcnl Die Versammlung empfing den bischöf lichen Legen. Herr H e n h e n - Dresden gibt den Kassenbericht und die Versammlung erteilt ihm Enilastimg. Darauf spricht Herr Dr. Rolle Uber das Wesen der Aukbausch>.le Banken (ehemaliges Seminar). Wegen vorgerückter Zeit beantragt Herr Stadtverordneter E > d n> a n n - Leipzig Schlug der Sitzung und »eberwcisung der noch nicht erledigten Punktender Tagesordnung in eine in der nächsten Zeit stattsin-cndc Sitzung des weiteren Arbeitsausschusses. Bevor nock, der Antrag angenommen wurde, erklärte der Vorsitzende Herr Direktor Willig, das; er wegen Ar beitsüberlastung definitiv de» Vorsitz nicderlcgen müsse, die Ver sammlung bat. wenigstens den Vorsitz weitcrzusüKren bis zur obengenannten Sitzung, welche am 22. Oktober vormittags 1c) Uhr kder Versammlungsraum wird noch bekannt gegeben) statt findet, Tagung des Capitasverdandes Der Vorsitzende des EaritaSvcrbandcS, Rechtsanwalt Dr. H i l l c - Dresden machte zu Beginn der Versammlung geschäft liche Mitteilungen. CaritaSdireklor Pfarrer S e i d l e r, Dres den hielt sein Referat über das Arbeitsgebiet der EaritaSauS- schüsse. Pflege der Beziehungen zum Wohlfahrtsamte, zum Fürsorgemntc und zum Jngcndamte wird erfordert, „in die Fürsorgefälle gründlich bclcandeln zu können. Die Ca- ritaSlrägcr müssen sich Kenntnisse auf dem Gebiete der Wohl: fabrtspflegc erwerben; noch wichtiger iit die Weckung caritativcr Gesinnungen in den Vinzenz- und Elisabcthkonfercnzen, wie nberbarpt in der Gemeinde; eine wichtige Ausgabe ist die Cari- tashilse in der Seelsorge. Das waren die Punkte, die weiter ausgeführt wurden. Der Vorsitzende referierte über die Entwick lung des EaritaSvcrbandcs in der Diözese, die eine stete und schnelle war. Jur großen Freude der CaritaSjüngcr erschien der hochw. Herr Bischof und richtete ermunternde Worte an die Vcr- sanrmlnng. Eine längere Anssprache über die Frage der Dia- sporahelferinuen ini Erzgebirge und für das Vogtland endete die gut besuchte Tagung. Tagung der männlichen katholischen Juxend In stattlicher Zahl fand sich die männliche Jugend nach dem Pontifikalamte im Kauf uäiinischen VereiilskauS zusammen. Der hochw. Tiözcsaiipräscs, Herr Pfarrer Hain, konnte als Ver sammlungsleiter eine» bedeutenden Gast begraste». AuS Düssel dorf war der hochverdiente Gründer und GeneralpräscS des katho lischen " wendverl'mides Deutschlands, der hochw. .Herr Prälat Monsignore Mostcrts kerbeigeeilt, um seine sächsischen Jung männer kennen z» kernen. Ter hochw. Herr bekundete seine Freude über das Emporblühen der sächsischen Jugendbewegung und brachte Grüste der Verbandsbrüder vom Rhein, auS Süd- dentschland und sogar aus Holland. Vor seinen begeisterten Zuhörer» liest er den Nürnberger Verbandstag neu auflebc». Zunächst besprach Redner die Entwicklung der katholischen Ju gendbewegung, die nun im Katholischen Jugendverbande, dem grössten der Welt, weiteren Ausbaues harre, lieber der ka tholischen Jugendarbeit stehe das Ziel: Lasst uns den „ka tholischen" Menschen machen, bewusste Katholiken! Dann erhielten die Mitglieder Vorschläge zur Tat und An weisungen für die Vereinsarbeit. Stürmische Freude und Be geisterung löste der Besuch des hochw. Herrn Bischofs und des Präsidenten des Katholikentages, Herrn Rechtsanwalt Dr. Hille, auS. Zündende, herzliche Worte fand Se. bischöfl. Gnaden für seine lieben Iungens". Durch dankbaren Beifall gaben die Jungmannen ihre Liebe und Treue zu ihrem Oberhirtcn zu er kennen. Herr RechtSanwatt Dr. Hille ries die Jagend mit mar- kigen Worten zum Kampfe für die Freiheit unseres hl. Glau bens aus den Plan. Ja, fest wollten sie alle zusainmensteheii! Heil dir, katholische Jugend, unter solch lresslichcn Führern.' Der Bezirksdelegiertentaq der katholischen Arbeitervereine des Bezirks Sachsen »ahm unter dem Präsidium des hochw. Herrn Pfarrer Kahsch- mann einen grossartigen Berlans. Vertreten waren die Vereine Ehcmnitz, Leipzig-Nord, Leipzig-Mitie, Leipzig-West, Dresden- Altstadt, Trcsden'Johaimsradt, OelSnitz, Hohndorf, Wurzen und Planen i. V. Herr Acbeitcrsekretär Hossmann erstattete zunächst einen Bericht über den Stand, des Bezirks, die Lage des Ver bandes und die Tätigkeit des Acbeitcrjclretariats. Ans diesem ging hervor, das; cs im Allgemeinen gelungen ist, die katholische Arbeiterbewegung in Sachsen trotz unsäglicher innerer und äusserer Schwierigkeiten zu erhalten, das; cS aber notwendig wird, manche Schwankungen abzustellen, den Opsergeist noch mehr zu beleben und das Zusammenarbeiten aller Kräfte auszugestalten, beson ders die VcrbandStagsbcschlnssc durchzusührcn, das Arbeitcrsckre- tariat besser zu benutzen und die Zusammenarbeit mit den anderen katholischen Vereinen bei Wahrung der Selbständigkeit der Arbe.ierstaiidcSorgainsalioil zu Pflegen. Eine grosse Freude und Begeisterung rief das Erscheinen des hochw. Hcirn Bischofs, sowie des Präsidenten des Katho likentages, Herrn Rechtsanwalt Tr. Hille, und des Herrn Reichs- niinistcrs Tr. Bell wach. Ter hochw. Herr richtete nach einem herzlichen Willtonmiengrnst seitens des Herrn Pfarrers Katzsch- mann eine recht von väterlichem Arbeiterwohlwollen getragene Ansprache an die Versammlung, ermahnte alle zu srendigcm Schas se», opferbereitem Liebeswirken und echt katholischer Mannes- treue Gott und den Nächsten gegenüber. Hierauf erteilte Sc. bischvsl. Gnade» der Versammlung den bischöfl. Segen. Hierauf rief .Herr Präsident Tr. Hille in markigen Wor ten die Arbeiter ans zum sozialen Arbeiten mit den anderen Glaubensgenossen und ermahnte die Arbeiter, alles an ihre Or ganisation zu setzen. Von denselben Gedanken erfüllt war eine Ansprache deS Herrn RcichSminisler Dr. Bell. Diesen Anregungen zu folgen, versprach der Delegiertcntag durch den Mund deS Pfarrers Katzschmann. Co reihte sich durchaus würdig in den „Ban" deS 4. Sachs. Katholikentages der Bezirksdclcgicrtcntag der Katholischen Arbeitervereine ein. Am Schlug fanden noch einige geschäftliche Angelegenheiten ihre Erledigung. In den Bezirks vorstand wurden Herr Melde-Leipzig, Langer Wurzen wieder- und Herr Mhschkc-Drcsden-Joh. neugewählt. A. A. Der abschlichcnde Bericht über fNebenversammlung und die Lijutngen mehrerer Organisationen folgen in der nächsten Nummer. D. N. Wiederholt aus der Festnummer zum 4. Sächsischen Katholikentagr Erneuerungsbewegung Ein Sehne» geht durch die Zeit. Nach etwas, waS mehr ist als Geld und Genuß des Augenblickes. Stach etwas, was die nach Gemeinschaft und Liebe, nach Glauben und Vertrauen, nach Reinheit und Entsühnung. Viele suchen noch, ohne das Ziel zu keimen. Wir wollen ihnen znrnfen: „In keinem anderen ist Heil als in Jesus Christus." Aber mehik unser Leben soll es rufen als der Mund. Nene Men>ch:n, nach Gott geschattene, müssen wir werden, in Gerechtigkeit i.ird Heiligkeit der Wahrheit, Vorkämpfer einer Erneuerung des Voltes. Niederreißen zunächst die Hindernisse einer wirklich christlichen Kultur. Es tostet dich selbst Opfer: gut, bringe sie gern! Ihr könnt euch schwer durch setzen: also bildet Gruppen! Ans der Fahne stehe: Kampf gegen jede Art der Genußsucht, gegen Kino und Tanzboden, Ranch- sklarcrei und schlechte Presse, Schund und Schmuch in Wort und Bild, schamlose Mode. Trinkzwcing. Wertvoller aber als das Nicderreißen ist las Al-fbancii. Da bietet sich den Gruppen cii» überreiches Arbeitsfeld. Weil wir genau wissen, wo dem deutschen Volke der Schuh drückt, so dient unsere eifrigste Arbeit der Erneuer»'l-.g des Fa. milienlebcns. Das :st unser Bestreben, das; alle in der Gruppe sich betrachten und behandeln wie die Glieder einer guten Fa milie.. Was in der Gruppe geredet, gesungen, gearbeitet wirh das mnsj anwendbar sein in unscrcin Heim. Als natürliche Grundlagen solcher segcnbringcndcn Arbeit betrachten wir Selbstzucht, Eins».ich, t, Freude. Um in der Selbstüberwindung immer weitere Fortschritte zu machen, üben wir ja imscrc vielseitige Enthaltsamkeit, leiten wir die Mitglieder an zu Pünktlichkeit und Treue in den kleinen Vereinspflichten. Einfachheit lernen wir, indem wir cinzudringcn versuchen in die Schönheit und Stille der Natur. Anspruchslos müssen wir wer den in unserer Lebensweise. Und Freude! Je einfacher unsere Freuden sind, je weniger sie koste», »m so mehr freuen sie uns. Das herrliche Gut, das wir aus Märchen und Dichterwerken schöpfen, unsere lieben, stillen Feste im Saale oder brausten im Freien, das sind Freudcnque'lm, von denen ich nachher noch etwas sagen must. Und die Beschäftigung mit den brennenden Zeitfragen und Volksnöten sich nenne nur einige Stichworte), mit Bodenreform, Hcidciiinission, BoinfatiuSticreiii, ist das nicht auch eine Freude, und wird nicht Opfersinn und Nächstenliebe zu eifriger Vetäti. gung angeregt? Wir sind zur Stelle, wo es eine Liebestat gilt, sei es nun im Vinzenz- oder BorromäuLvcrein, bei der Caritas oder beim Jugendgericht, mag der Pfarrer «der dcx Gemeinde«. Vorsteher ihre Hilfe erbitten. , Gott mit unö! Ta habt ihr die Quelle, aus der wir die Kraft zum Opfern schöpfen, woher uns aller Kcunpfesmut strömt. In Gott finden wir all die grasten Gedanken, die unsere Arbeit befruchten. Ganze Christen zu sein,- dahin geht unsere heiße Sehnsucht. Darum machen wir uns vertraut mit den Schönheiten des Gottesdienstes, üben die Lesung aus der Hl. Schrift und der „Nachfolge", lieben die feinen Heiligengeschichtlein der „Wahren Gottsucher" (Pb Bichlmeyer) und wecken die Liebe z»m Heiland im ewigen Jungborn der Eucharistie. Wohlbekannt ist uns das wunderbare Mittel, echtes Christentum zu pflegen, Tatkatholiken erstehen zn mache»: Die geistliche» Hebungen in stiller Klostercinsamkeit. Immer mehr werden wir darauf dring::,, dast rcckw viele von uns durch dieses Seelenbad gehen. Die dort gestählt wurden, die müssen die Stotztruppe unserer Bewegung sein Rskkss vresäen, webergsrs« isielüsjirselwr L29Z» üi-okl- unck Klelnkuncket 203 Die grosse Hoffnung Originalroiiicm von Erich Ebenste!» Urheberrecht durch Greiner u. Comp., Berlin W. 30 (30. Fortsetzung.) „Ach, Gustl — wenn aber dann wieder nichts daraus wird?" „Es ivird schon. Wen» ich dir heute alles recht genau zeige! Und wir künnens ja an einem Sonntag probiere», wo ich da heim büi und kann dir znschcn. Nein," unterorach er sich er schrocken, „aus die Kochkiste darfst du dich nicht setzen, Liebling. Warte..." er eilte leise ins Zimmer und brachte ihr einen Polsterstnhl liebst mehreren Kissen. „So, meine kleine Königin, daraus iiiachen wir eine» Thron für dich zurecht" Das Feuer brannte lustig knisternd, Gustav rührte, schlug Teig ab, setzte Wasser zum Kochen ans und machte dabei be ständig lustige Witze. Kathmka sah ihn, mit hingcbender An dacht zu, als enthüllte er »imdeßcns die Geheimnisse der Gold« niachcruinst vor ihr, während Dvrc eine Weile dumm daneben stand »nd dann ans Gustavs Gehest'; den Tisch decken ging. „Aber leise, Tore, das; Sic uns Bubi nicht wecken!" ries er ihr noch nach. Kaum war Tvrc verschwunden, als Kathmka zn weine» begann. „Ich bi» solch eine dumme, ungeschickte Frau! Gar nichts kann ich und du — alles! lind ich möchte so gern auch zu etwas nütze sein... cS »ms; so schön sein zn kochen." „„Aber DimiiiichenI" Cr war sofort bei ihr, nahm sie auf den Schoß und überschüttete iie mit Zärtlichkeiten. „Das wird schon n.lcs kommen mit der Zelt! Und es ist ja so schön, wie es ist!" „Andere Frauen..." „Sind perfekt im Häuslicher ich weiß!" kachle er. „Aber ic wer es nie um solch eine nützliche Frau zn tun. Du bist wie eine Blume voll Glanz und Pracht! Da sräqt man auch »>ck,t: WaS leistet sie? Man freut sich eben an ihr und damit ist ibr Zweck er'allt." „Trotzde»! Ich möchte anders sein....» inan freut sich ja anck, an d«-c Apselblüte und doch blüht die nicht blos; dazu! Kathi-ika seufzte. „Wenn ich eine ältere Freundin hätte oder bloß Verkehr mit andere» Frauen." „Nein, das geht nicht," unterbrach er sie rasch. „Die Frauen deS Kreises, in dem sich mein Leben jetzt abspiclt, sind kein Umgang für dich, Beba! Sie sind piitzsüchtig, kokett »nd ober flächlich. Nie möchte ich dich in ihrer Mitte sehe». Der feine Blutenstaub deiner Bttmicnicele, das Großzügige, Ideale »nd Un berührte, das mich am inciste» entzückt an dir, würde dabei rasch verschwinde». Ne!»." — er umarmte sie stürmisch — „für mich allein sollst du blühen, meine Elsenkönigin, und blei ben wie du bist!" Die Spätzle Ware» vorzüglich gelungen, ebenso die To- niatenttmle. Beides wurde unter Lachen und Scherzen und Kosen verzehrt, dann rückte Gustav noch mit allerlei Neber- rnschimgen sur Beba heraus, ohne die ec selten heimkam: Eine Tüte Znckerwerk als Nachtisch, eine Apfelsine und Krachmandeln, die sie sehr liebte. Zuletzt zog er noch ein Päckchen ans der Tasche. „Zigaretten, die mir mein Chef heule in Anbelracht beson deren Fleißes »nd guter Sitten verehrt hat! Die Hältte bekommst du, die andere Hälfte rauche ich selber, wenn ich mich an die Arbeit mache." „O, du hast wieder zn arbeiten?" „Natürlich, Seelchen! Emen ganzen Pack Berichte von den Provinzsilialen habe ich durchzuiebe» und zu verarbeiten. Was Wirst du inzwischen machen?" „Ich? Oh, ich habe ja eine sehr wichtige Arbeit! Ich stricke süße kleine Schuhche» auS blaßblauer Wolle siir Bubi. Heute morgen habe ich damit begönne», nach der Beschreibung im HaiiSsrauenblatt, das du mir neulich brachtest. Es geht ganz gut. Du wirst staune», Gustl!" Voll Eifer holte sie die angesangene Arbeit und suchte sie ihm zu erkläre». Gustl aber wollte sich totlachen: „Beba — du und — stricke»! Wenn das die selige Mnla sähe! Ich wette, sie hätte dir das Zeug entrüstet weggenommen und mir begreiflich gemacht, daß dic-Z eigentlich meine Sache sei. Weißt du doch, was sie bei allem und jedem vorwurfsvoll sagte: „Herr Oberleutnant, es. ist eine Ehre für Sie, dem Kinde jede Arbeit abzuuehme», denn dazu sind die Männer dal" „Arme, gute, dumme Mnla!" Fünf Minuten später saß Kathmka bereits eifrig über ihrer Arbeit, während ihr Man» ini Nebenzimmer seine Berichte durch sah. Plötzlich weiteten sich seine Augen dabei. Schlohstädt!? Großer Brand des Gersdorfer Holzplatzes! Alles vernichtet.... Versichernngssuliinie von öOOOO Mark an« gesprochen — daneben eine Beiiierknng des Ochlohstüdlcr Agen ten, der die dortigen Geschäfte leitete: „Darf vorläufig nicht auSgezahlt Zv« erden, da Frau Gersdorfer im Verdacht steht, den Brand sselbst angelegt zu haben, um die Versicherungssumme zn erhalten. Gerichtliches Verfahren gegen sie im Gang." Gustav wurde eS ganz schwarz vor den Augen. Seine Mutter! Seine... Mutter! Ein dumpfer Wehlaut entrang sich seiner Brust. Im Nil war Kathmka bei ihm. „Gustl? Was ist? Um Gotkeswillen, du - weinst?" Er barg den Kopf an ihrer Brust. „Beba... die Mutter... meine arme Mutter! Sie halten sie für eine... Verbrecherin!" Er schluchzte qualvoll auf. Dann suchte er ihr in ab gerissenen Worten den Sachverhalt klar zn machen, so weit er ihn aus dem Bericht eiitiichmeii konnte. Kathmka war tief erschrocken. Zärtlich nahm sie den Kopf ihres ManneS zwischen ihre weißen Kinderhände. „Du Armer, Lieber.. . rege dich nicht so auf. Es ist gewiß alles nicht wahr." „Doch! Hier steht es ja schwarz auf weiß! Arme, arnle Mutter — sie, die so stolz ist — was muß sie leiden!" „Du mußt zu ihr! Heute noch, gleich, Gustl! Jetzt wird sie dich nicht von sich weisen. Du willst ja nichts von ihr. Nur ihr beistehc», bei ihr sein. Du warst doch immer ihr Liebling früher! Da wird es ihr ein Trost sein, dich bei sich zn haben." „Sie ist sicher unschuldig! Glaube mir, Beba, sie wäre einer solchen Tat nie fähig!" „Sicher nicht. Aber selbst wenn — du bist ja ihr Kind und dürftest sie nicht verlassen! Für dich müßte das gleich gültig sein: schuldig oder nicht! . . . Wann fährst du, Gustl?" „Am liebsten mit dem nächsten Zug. Aber es wird wohl morgen früh werde», denn ich muß jetzt vor allem ins Bureau, mir Urlaub zn erbitten." Gustl stand auf und ging unruhig in dem kleinen Gemach auf und ab. „Eine scheußliche Lage, in der ich da der Ver- sicherungsgesellschast gegenüber geraten bin: Daß Mutter un glücklicherweise gerade bei uns versichert sein mußte! Wenn Mark-Tan»er inm die Geschichte erfährt, glaubt er womöglich noch, ich hätte die Hand bei dem angeblich versuchten Betrug im Spiel, und verweigert ir den Urlaub. Mehr noch — es kann mich die Stelle kosten diese zw.ar «lende Stelle,, die aber dock unser Brot ist." ' Zum ersten Male seit seiner Verheiratung sah Kathiiike ihn sorgenvoll, zum ersten Male vergaß er ihr gegenüber de« Leichtherzigen zu spielen. Erschrocken sah sie ihn an. Dann schüttelte sie cnischlvlscn beir dunklen Lockenkopf und sagte: „Aber, Gustl, du wirst Herrn Mnrk-Ta»ner das nock, nicht alles erzählen? Wozu braucht er zu wissen, daß du zn deiner Mutter und weshalb du bin willst?" „Ich kann doch nicht lüge» oder gar meine Mutter ver leugnen!" „O, du Dunniichen — muß Ich jetzt sagen! Wie seid ihr Männer doch unbeholfen! Das ist doch ganz einfach: Du gehst und verlangst einen Urlaub m Familienangelegenheiten. Ta kann cs sich ebenso gut um mich, deine Schwester oder den Bruder Handel». Kein Mensch braucht zn wisse», wohin du fährst, weil das auch niemand etwas angeht." „Und wenn Marl-Tauner nachher den Bericht vom Schlohstädter Bcrtreter liest, kann er sich die ganze Geschichte cm den Fingern abzählen." „Sind diese Berichte denn so Ungeheuer bringend, daß du sie noch vor der Abreise erledigen und ihm übergeben mußt?" „Hin, eigentlich nicht... bis zum l. Juli hätten sie schon Zeit." „Siehst du, dann bleiben sie eben ruhig in deinem Pult liegen, bis du vom Urlaub zurückkonimst. Heute hast du ja ohnehin keine Zeit mehr, sie aufzuarbeiten. Jetzt mußt du doch ins Bureau und abends packen wir! Eile dich nur, Lieber, damit du Mark-Tauner noch sicher antrlssst." Gustav hatte bereits die Schriften zusainmengepackt und in die Aktentasche gelegt. Nun warf er den Hansrock ab, um sich zum Ausgehen anzukleiden. Mitten drin hielt er erschrocken time. „Mein Gott, Beba, WaS wirst du denn aber inzwischen hier anfangen, ohne mich? Dore ist so dnmml Ihr werdet ja mit nichts zurechilonimcn!" ' Der Gedanke war ihm plötzlich mit Zent »erschwere ans die Brust gefallen. Nun aber war Kathmka mit einem Male die sorglos Zuversichtliche und umarmte ihn lachend. „Unsertwegen brauchst du dir gar kein bißchen Sorgen zu machen! Ich werde mich ungeheuer zusaiim.ennehme» und den ganzen Tag immer denken: Dies machte er so und jenes so, dann geht gewiß alles gut. Und mache ich etwa? schlecht, dann geschieht mir ganz recht, wenn ich die Folgen z» tragen habe. Bubi hat die Brust und ist ja versorgt, seine dumme Mama aber »ms; lernen, für sich selbst zu sorgen. Bitte, Gustl, denke keinen A - -enblick daran! Deine Mutter geht jetzt vor, denn ihr gehör! Sn eher als u»S!" Er schwieg. Aber sein Blick vcrchciA lief ic, ihr- sirc.hern- den Augen, deren glanzvolle Schönheit ihm damals zuerst das Herz bezwungen hatte. So weich und warm und tief waren sie wie leuchtender Sammet. Und was darin braimle, war ihre reine Franenseele, die für die Frau, deren Tür sich ihr bisher feindlich verschlossen hatte, jetzt imr das Wort fand: „Deine Mutter geht rar, denn ihr gehörtest du eher als unS!" Welche andere Schwiegertochter in ihrer Lage würde so spreche»? „Beba," murmelte er erschüttert, „du bist eine Heilige! Nie werde ich dich verdienen." „Ach, rede doch keinen Unsinn, Gustl! Ich bin nichts alt eine Frau, die ihren .Mann lieb hat. Und nun spute dich, daß du sortkoinmstt" Fortsetzung folgt.
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