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Sächsische Volkszeitung : 05.10.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192210053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19221005
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19221005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 5-6 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-10
- Tag 1922-10-05
-
Monat
1922-10
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.10.1922
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DonnerSlag oen o. Gilover 1922 Nr. 221. Seite 2 »> Vierter Sächsischer Katholikentag (Fortsetzung des Berichtes über den 4. Sachs. Katholikentag) Das Pontifikalamt am Sonntag vormülag 9 Uhr, der Höhepunkt der Tagung, wird de» Besuchcrmasscn eine unvergeßliche Crinncrung bleiben als an eine machtvolle Kundgebung katholischen Glaubens. Man dachte nicht mehr, in einer Tiasporasladt zu sei», nur die Tat sache, dag des feierliche Amt im großen Vercinc-Hanssaale gehal ten wurde und nicht in einer Kirche, von denen ke>ne groß g-'-- nH gewesen sein würde, diese gewaltigen Scharen zu fassen, rief diese» Gedanken wieder wach. Am Altarraum hatten katholische Vereine sowie die katholische» Sludentenkorporationen mit ihren Bannern Ausstellung genommen — ein farbenglühendes Bild. Die musikalische Ausgestaltung des Gottesdienstes halte vorher eine Entscheidung herbeisührcn müssen: Sollte aus diesem Anlaß Orlandus Lasius oder Meurer opus 42 gewählt werden? An der Stätte Sachsens, wo ohne Zweifel die „Alten" eine hochver diente Beachtung und Pflege in jahrzehntelanger Ucbcrlieferung erhalten halten, war die Entscheidung nicht so leicht: daß sie zu gunsten des modernen Komponisten ausfiel, war ein glücklicher Griff, denn mitenlsehcidend bleibt bei Lösung dieser Frage auch der Zweck der Darbietung: dem Volke Kunst zu bieten, es liebt nun einmal die Farbe, lind diese bietet ihm die moderne Har monik und das Orchester. Tic Wahl fiel auf Meurer. Sein Werk ist ans starker Empfindung heraus geschrieben, dem Chore bei aller Belebtheit und aller Ehromatik die Aufgabe nicht über Gebühr erschwerend. Das Werk verrät den gewandten Satztcch- »iker, erfahrenen Jnstrumenlcnführcr und gewissenhaften Kir- chenmr.sikcr, dem cs vor allem technisch darum zu tun war, den Singchor nicht durch das Orchester überwuchern zu lassen. Ein besonderer Genus; war cS, die Feinfühligkeit und Sicherheit der Orgclbegleitung durch Herrn Lehrer Josef Vogt (wie am Abend zuvor bei Herrn Lehrer Herrn. Just) wahrznnekmcn. Ter Fest- chor Eäcilia nnd Kirchenchor St. Josef brachten, geführt von der zielbewusste» Energie des Dirigenten der Festincsse, Herrn Jo hannes Böhme, die besonderen Schönheiten zur vollsten Geltung. Für alle Beteiligten ein Ehrentag. Katholisch-Chcmnitz sieht be züglich der Kirchenmusik in seinen Vereinigungen mit an einem der ersten Plätze, diese Kirchenmusik darf angesehen werden als prächtige Ernte der-vom leider viel zw früh vergessenen ehemali gen Musiklehrcr am katholischen Seminar Anton Bergmann (gest. 1896) erfolgten guten Aussaat. Herzlichen Tank mithin allen, die der würdigen Ausgestaltung des Pontifikalamtes ihre Kräfte geliehen haben, der erhebende Eindruck wird bei allen Teilnehmern unvergeßlich sein. » » » Nuumchr soll die Nede wiedergegcben werden, die im An schluß au jene des erstell Festredners Dr. Bell am Sonntag nach mittag rlniversiffitsprosessor Dr. Donders-Münster hielt. Redner sprach über das Thema: „Warum bedarf die moderne Welt der Kirche?" Ter Redner gehl aus von der Sehnsucht unserer Z.jt nach Religion, von der Furcht unserer Zeit vor der katholischen Kirche. Alle Wahrheiten und Heilsanstalten des Evangeliums tragen als Siegel Christi das Merkmal, welches der hl. Paulus die „Offenbarung des Geistes und der Kraft" nennt. Uns ge nügt dies Merkmal, uns genügt die Autorität Jesu Christi zur Orientierung in allen Fragen der Zeit, die sich unserem Glau ben und Hoffen darbicten. Wenn also die Red-. »>-r on sein soll, ob die Kirche eine Notwendigkeit ist, ob sie bis ans Ende der Zeiten bestehen wird oder nicht, so haben wir eine durchaus genügende Antwort in den Worten deg Herrn: «Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen und die Psorien der Hölle werden sie nicht überwältigen." Dieses Wort Christi ist ei» göttliches Zeugnis, welches für die Fortdauer, wie die Notwendigkeit der^Kirche für alle Zei ten Bürge bleibt. Neben diesem Merkmal und diesem göttlichen Zeugnis gibt cs aber auch das Zeugnis der Weltgeschichte und die Stimme der Zeiten. Aus den Kämpfe» der Welt, aus den Scelenbedürfnissen und Kiiliurwehcn der einzelnen Epochen klingt nns eine Erllävung zu dem erhabenen Wortlaut des gött liche» Zeugnisses entgegen, die uns die Ziele und die Notwendig keit der Kirche mächtig zum Bewußtsein bringt. Die Welt geschichte bietet uns nicht bloß das Bild der Kämpfe und Siege dieser Kirche, der zahllose» und rastlosen Angriffe, deren Clcgcnstand sie stets ist und war. Es tritt uns hier, auf geschicht- lichcm Boden, auch das Bild der Anstrengungen entgegen, welche die glaubenslose Kultur macht, die Kirche zu ersetzen. Wir können scheu und studieren, ob sie imstande sind, den Be dürfnissen der Seelen nnd des Geistes zu entsprechen, der Mensch heit eine sichere Nichkung zu weisen, ihr Kraft zw verleihen. Schon aus dieser Betrachtung können wir nns ein richtiges Ilrteil bilden, ob cs besser ist, sich de» Reihe» der Gegner oder jener der Anhänger ocr hl. Kirche anzuschlicßcn. Der Redner will vom menschlich-psychologische» Standpunkt ans, von den modernen Zciterschcinungc» ausgehend, erwägen, wie sehr die Geisteswclt gerade heute der Kirche bedarf, wie die brennende» Fragen und Ceelenbedürfnisse unserer Zeit ans ec- l-abenc Weise Lösung und Befriedigung in der kntholischcn Kirbe erhalle», wie außerhalb der Kirche für dieselben nur Oual, Zwei- fei und Unbcfricdiglhcit zu finden ist. Warum bedarf die moderne Welt der Kirche ? I. Weil sie der Wahrheit bedarf. Die katholische Kirrt« bietet der modernen Weit als uwste große Wohltat die Wahrheit, ein bestimmtes Kredo: eine welt- überlegene feste Richtschnur für die höchsten Probleme, des Le bens. Eie beantwortet unsere Fragen über d.e höchsten Dinge mit einem entschiedenen „Ja" oder einem „Nein". Sie lehrt »ns das Ziel kennen und läßt uns keine Zweifel über den Weg; sie «läßt über unseren Häuptern die Sterne ewiger Wahrh :r ans« leuchten, in deren Schein wir ver>raucneto,1 voraiisthrcilcu könne.!. Der Redner beleuchte! ind l es kündet die Rstmeiidigleit einer Autorität in den höchsten Lebens- und Geistesfragen, wcist diese Autorität der kallw:.?ch'.i Kirche pack», beruhend ans dem von EhristwS als Gol'.e Stöhn gegeb'»;» Lehrauf trag und dem Glauben an ie'ne Gaubest. Mujleiicn lind kein Hindernis des Glaubens, sonvrn c genstich nur dessen liefere Be gründung. Wer, wie die We.Iinkchnunng des Sgsti'den Menschen die höchsten Ideen nimmt, dg,, Glauben an die Nn- jstcrblichkeit und die Ewigkeit, der macht sie auch für das irdstche Leben und Arbeiten so unzufrieden, daß die höchsten Lohn erhöhungen keine glücklichen Menschen mehr schassen können. „Der Mensch lebt eben nickit bloß vom Brot, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Munde Gottes kommt." Dem Materia lismus der Lehre, der in Deutschland jahrzehntelang gelehrt werden konnte, ist nun ein „M a t e r i a I i S in w s des Le bens" wie eine natürliche Folgerung ans dem Fuße gefolgt, daß wir »;ir mehr fragen können, was werden wir essen, trinken, womit uns bekleiden?, und wie öde und leer ist dadurch heute dos Leben geworden Katholisch sein, heißt demütig den höchsten Ideen und Offenbarurigen Gottes in der Kirche sich hingeben und dadurch der Wahrheit Gottes folgen. Es gilt aber, es ganz zu sein: nicht a l t katholisch, nicht n eu katholisch, nicht ha l b katholisch, nicht g e s ch ä f t s katholisch, nicht g e in > s ch t katholisch, nicht schein katholisch, sondern tr e »katholisch durch und durch. 2. Weil sie der Freiheit bedarf, aber einer Freiheit, die, aus der Befolgung des Gesetzes kommt. Wir haben in der Kirche ein Gesetz, das uns den Willen des Allerhöchsten kuudgibt, ein Gesetz, das nicht toter Buchstabe, leb loses Papier ist, sondern Erleuchtung und Kraft aus der Höhe. Dieses Gesetz pflanzt unsere Seelen auf den Nährboden des wahren Lebens, erblüht in ihr zur Tugend, zur Sicherheit und Schönheit kräftigen SeinL. Demgegenüber steht das Chaos, die Anarchie der Geister, unter der die moderne Kulturwelt leidet und zwar wm so mehr, je geringer die Hoffnung wird, daß es für sie aus eigenen Kräften eine Rettung aus diesem Zustande gibt. An der Wurzel des Ucbels steckt der überwuchernde, übertriebene Per sönlichkeitskult, jener „Individualismus", dessen großer Fehler es war, mit der ganzen Vergangenheit brechen zu wollen, die Grundlagen und Ideale der christlichen Kultur zu verwerfe». Während der Fortschritt auf technischem und wissen- fürstlichem Gebiete den Menschen unseres Zeitalters zum mäch tige» Herrn der Welt gemacht hat, brachte ihm der moderne Geist den Fchlbegriff bei, der Mensch sei auch »>».inschränkter Herr in der moralischen Welt, auf dem Gebiete des Gesetzes und der sittlichen Ideale. So kam jene Zerrissenheit, jene Dunkelheit und rastlose Unruhe in die moderne Menschheit, so daß wir unter zehn „Kulturmenschen" nicht zwei finden, welche in den großen Fragen des Lebens gleich denken. Es ist, nach dem Worte eines geistreichen Zeitgenossen, „ein neues Babel entstanden, eine Ver wirrung nicht der Sprachen, aber der Begriffe, indem diese ihres Gehaltes entkleidet erscheinen und die Gewißheit bezüglich der Wahrheit unserer Erkenntnis erschüttert" wurde. Es ist, als ob der moderne Mensch die Stärke der Gesetze Got tes nicht mehr vertrüge, als ob er nur mehr bei Ker- zenschein und flackerndem Irrlicht, »ich! aber im Hellen Sonnen licht zu leben vermöchte, das ihm Welt, Sein wird Leben erhellen und sein Herz mit Friede und Sicherheit erfüllen würde. Am meisten macht sich dies auf sittlichem Gebiete geltend, wo der S k ep 1 iz i u s m u s auch daran gehen will, eine „neue Moral" zu schassen und mit ehrfurchtsloscr Hand in ein Reich hiiiübergrcift, das dem hl. Geist gehört nnd durch seine Erleuch tungen i» heiligen Seelen auf Erden errichtet würde. Gewiß, die Menschheit hält solch ein ChaoS nicht aus; auch heutzutage bedarf sie des Lichtes und der Wahrheit, der Gewißheit und des Gleichgewichtes. Sie bedarf einer sicheren Antwort auf die höch sten Frage», anstatt jener allgemeine» Zweifelsucht, die sich als die Epidemie des Zeitalters bezeichne» läßt. In der Kirche Christi haben wir die Spenderin des Lichtes, die Kündcrin des Ge setzes, das die Gewissen bindet. Nicht die Gewehre retten die Welt, nur die Gewissen. Nicht 10 000 Staatsgesetze schützen das Volk, »venn dieses Volk seinerseits selber nicht die zehn Gebote Gottes vom Sinai schützt, bewahrt, aufrecht hält. Mau darf nicht „Freiheit" mit „Zügellosigkeit" verwechseln. Das gilt vor allem der Jugend von heule. „Wisset, daß ihr frei sein könnet in dem, der für eure Freiheit gestor ben ist." Gebote und Gesetze sind nicht Polizeisoldaten, nicht Ketten, nicht Bindungen, sondern Wohltäter, Führer, Freunde, zum Schutze der Ordnung in der Welt, zur Rettung der Ge wissen. Z. Weil sie der Gnade bedarf. Die Kirche ist »ns nicht nur führende Autorität für den Glauben, sie ist auch die Spenderin der Gnade, Er zieherin zu ernster und kräftiger Frömmigkeit. Die Menschheit braucht die Gnade, zumal heute, als berufene Mittlerin zmr Erfüllung des großen religiösen Ver langens, das von altershcr dix Menschcnscele erfüllt. Es scheint dasselbe zwar gegenwärtig in den Nethen des Unglaubens und der „Aufgeklärten" vielfach geschwunden, aber wo immer die Geister mehr in die Tiefe dringen, da macht sich das Bedürfnis nach Religion, nach Annäherung und Verbindung mit Gott gel tend. Tie Kirche bietet uns das U e b e r n a t ü r l i ch e m le. bendigcr Wirklichkeit in ihren Sakramenten, im HI. Meßopfer und besonders in. Allerheiligsten Sakrament des Altars. Sie gibt uns eine B e r b i n d u ng in i t Gott, die nicht bloß im Glau ben und durch Annahme der Lehre besteht, sondern durch die heilige» Mysterien vollzogen wird. Heule, wie in alter Zeit lüst^- sie nns aus dem Wasser und dem hl. Geist wiedcrgeboren werdet hören wir aus ihrem Munde das Wort der Vergebung unserer Sünden ind genießen zu Füßen ihrer Altäre die wirkliche Ge genwart Christi, die sakramentale Vereinigung mit dem Herrn. Diese Kirche speist uns nicht mit leeren Worten oder ästhetischen Einpfjndeleie» ab. Sie stillt unseren Hunger mit dem wahr haft gegenwärtigen Gott, sic setzt uns in den Besitz Christi, der »ulten unter uns wohnt. In ihr flutet die tiefste Welle über natürlicher Wahrheit, das allcrheiligste Sakrament, das mit mächtigem Zauber die Seelen an sich zieht, nach dem die alten Dome auS der katbolischen Zeit sich wie ein steinernes Heimweh schlnck>;e»d znrücksehnen. Deshalb bedürfen wir für heute, wie zu allen Zelte», wo immer ein wahrhaft kräftiger Zug nach Re ligiosität in den Geistern erwacht, dey. katholischen Kirche als der Vertreterin des.llcbernatürlichc» und der Gnade. Gerade das Ue b c r n a t ii r l i ch e ist es, was unsere 2buf° fassungen von denen der modernen Welt scheidet. Das Leben der Katholiken ai-'S dem Glauben und der Gnade muß vorbildlich sein, danut sie nicht »ns den Vorwurf wachen könnten, von unserem Leben und Lcbensbeispiel nicht jene Kräfte des Sieges gesehen und emp fangen zu haben, die vom wahren gelebten Christentum aus. gehen müßten. Die ersten Christen haben durch ihr Vorbild und Leben eine Welt erobert. Das müssen auch wir heule: Seid Salz der Erde! Seid Licht der WcltI Seid eine Stadt auf dem Berge! 4. Weil sie der Gemeinschaft nnd der Liebe bedarf. Der große soziale Vorteil, den die Kirche der Menschheit bietet, ist, daß sie die Gemein schaft der Gläubige» dar stellt, in dieser Weise aber die Religion in jedem Einzelnen stärkt, ihn zur Betätigung der. selben fähiger macht. Der „Individualismus" unserer Zeit wollte ans religiösen! Gebiete die absolute Selbständig keit des Einzelnen und betrachtet eine rechtliche, gesellschaftliche Organisaiion der Religion als eine „Entheiligung". Wäre „Kirchlichkeit" gleichbedeutend mit gewaltsam anfgczwnngencn ltVindcn, mit trockenem Formalismus, der das wahre Leben er stickt, so könnte man dieser Auffasfuirg Recht geben. Allein eS ist ein großer MisMisf, ein Ncbersehcn eines wahren Bedürfnisses, wenn man der echten, innerlichen Frömmigkeit die Notwendigkeit einer sozialen Gliederung. Gemeinschaft. Organisation abspre chen wollte. Warum voranssctzen, daß wir auf der ganzen L'nie des Lebens die Gemeinsamkeit, der Zusammenschluß zur Macht führt, nur auf den« religiösen GMrt der Mensch vereinzelt da- stehen müsse? Wird nickt gerade die Religion, als das tiefste Element, der Nrwcrt des Lebens- natnrnotwendig zur Solida rität führen nnd in der Gemeinsamkeit sich geltend machen? Ja, der Mensch bedarf cs. daß er mit seinem Glauben nicht alle!» stcbe, sondern seine religiöse lieber,zengung, di« Affekte seines Glaubens und Höffens die Muttersprache von Mil lionen anderer Seelen seien. Die katholische Kirche aber ist es, welche als die mächtigste Gemeinschaft die Gläubigen in sich schließt. Denn sie hat von Christus selbst dre einigende Kraft der Liebe erhallen. Sie ist die große Heilsanstalt der Völker, die lebendige lleberlieferung, die aus dem Goldgrund des Auferstehungsmorgens hcraustritt. Sie wurde zur größten Knlturmacht der Welt. Indem Christus seine Kirche gegründet hat, kam er einem psychologischen Bedürfnis der Menschhe t ent gegen. das heute noch volle Geltung hat und an dem jeder Ver such, die Religion des kirchlichen Rahmens zu entkleiden, zunichte wird. Christus hat seine Kirche in die Welt gestellt nnd ihr ver. liehen, das Reich der Kinder Goiles zu sein und allen deren In. teressen zu dienen. Wenn daher der Umsturz auch hofft, daß die Kirche mit so vielen anderen Einrichtungen der Vergangenheit zerfällt, fragen wir: Wer wird einen Ersah für die katholisch« Kirche zu schaffen vermögen? Denen aber, welche ihr vorwerfen, daß sie di« Freiheit des Geistes kneble und den Fortschritt der Zeiten hemme, diesen wollen wir durch die Tat, mehr noch als in bloßen Wor ten cntgegeiilreteii. Zeigen wir der Welt, daß bei uns die wahre Liebe zu finden ist. daß rege aufhelfende Arbeit geleistet wird, daß wir nicht „verstcint" sind, daß wir nach dem Beispiele Jesu Christi nicht herrschen, sondern dienen wollen. Arbeiten wir mit an der Lösung der großen sozialen Probleme unserer Zeit, leben wir nicht in der Vergangenheit, so daß wir aus. schließlich »ach rückwärts blickten. Dann werden wir der Mah. nung des Evangeliums gerecht sein: „Laßt euer Licht vor den Menschen leuchten." ES bedarf der Taten, leuchtender Taten, aus welchen der Geist und die Kraft der Höhe strahlt, damit die Welt es inne wird, daß die Kirche Christi stets im Vor märsche begriffen ist, die Menschheit zum höheren und besseren zu führen, die Rtcnschheit wahrhaftig zu beglücken. „Gold und Silber habe ich nicht, was ich aber habe, das gebe ich dir! Im Namen Jesu Christi stehe auf und wandiel" 5. Weil sie des Weltfriedens bedarf. Die katholische Kirche ist eine Weltkirche, universal und all umfassend, eben deshalb in sich eine Völkerverbindung nnd Friedensmacht: Die Weltkirche eint und segnet die Na tionen, denn sie selber ist universal uird übernational. Sie dient dein Frieden der Völker. Die Nede bringt nun im einzelnen den Beweis dieses Satzes: Aus der Gründung der Kirche: Christus steht da als göttlicher Architekt. Er macht die Vision des Propheten Jsaias wahr: „Der Berg aller Berge, zu dem alle Völker der Erde Hinströmen." Im Schlußauftrag der vier Evangelien: „Gehet hin in alle Welt, lehret alle Völker, taufet sie" ist der universale Zllg des Reiches Christi begründet. Von da an wird er zur Wirklichkeit und spannt ein Zelt der Einheit über die Völker und Weltteile. Nicht so, als könne diese Kirche uns versprechen, daß keine Kriege sein werden, aber sie mutz verkünden, daß solche gegen Christi Geist und Willen sind. Die Kirche ist „der Leib Christi": der Kraftstrom, der durch die Hirten und die Gläubigen, die Orden und die Priester, die Dogmen und die Feste, die Litur gie und die Passion fließt, heißt das Blut Christi. Die Seele ist der Geist Gottes selbst, der hl. Geist. So sind wir allesamt die Glieder des einen Leibes, darum Brüder, well Christus unser Beider, und Gott unser Vater ist. Darauf allein beruht die heiligste und wahrste Brüderlichkeit, nach der die Welt heute ruft, nicht auf de» Losungen und Lockungen des Sozialismus. Aus der Geschichte der katholischen Kirche: Alles geht bei ihr von Anfang an ins Weltweite und Universale, ihre Ausbreitung, ihre Missionen, ihre Orden, ihre Heilige». Den katholischen Priester begleiten stets 19 Jahrhunderte. Das ist der heilige Stolz und Ruhm unserer Kirche. Ihre Grenzen sind die Wellgrenzen, ihre Reiche sind die Weltreiche, ihre Ideen und Ideale kennen keine Hindernisse nnd Barrieren. Im einzelnen beleuchtet der Redner den universalen Z»g der Kirche im Papst tum, und gedenkt dabei rühmend der FricdcnStätigkeit des ver storbenen Papstes Benedikt XV. in eingehender Weise: Welch einen Vater nnd Hüter des Friedens in der Weltkirche haben wir am 22. Jaimar dieses Jahres verloren. Seiner dürfen wir heute nicht vergessen. Er war der Pavst mit dem Ock-wcig deS Frie dens, der Hort und Hirt des Weltfriedens, der FricdrnSpapst." Ihm gilt unser unauslöschlicher Dank. Aus der tiefste» Idee der Kirche: Jedes Volk hat nach Gottes Willen seine Eigenart und Elgen- prägung, seine besondere Sendung und Ausgabe vor Gott: aber die Weltkirche umfaßt sie alle. Jeder Auswan derer erzählt davon, wie heimisch es ihm zu Mute sei, wenn er weitfern seiner Heimat, im fremden Auslande, kn eine katholische Kirche tritt, ganz so, als sei es die Dorskirche seiner Jugendzeil: Messe, Liturgie, Gottesdienst, alles ist ihm so vertraut, als wenn er daheim wäre: was kann es Schöneres geben- Ihre große Zentralidee ist eben ihre Einheit in der Lehre, Einheit im Leben, Einheit in der Sprache, Einheit in dem Kirchenjahr. Einheit in der 'Gnadenspendimg. Tie Welt ist ein Babylon der Zerteillbeit, die Kirche ist ein Pfingsten der Einheit. Die Welt trennt, die Kirche vereinigt. Der Friede ist nach St. Angrni'.nus „die Ruhe der Ordnung und die Ordnung der Robe" »ach St. Thomas der „Begleiter und Gefährte der Gerechtigkeit". Davon kommt ein Hochgefühl über den Katholiken, das zn- licfst beruht auf der Ilnstcrblickkeitskwfsnnng und den geheiligten Traditionen seiner Kirche. Diese beiden Glorien der katholischen Kirche beleuchtet der Redner im einzelnen, wie groß und stolz und stark eine wird, wenn i» ihr die Bürgschaft ewigen Lebens gesichert ist; wenn das Alte, Hehre. Bindende der Tradition wirk sam wird. DaS allein baut die Pflöcke auf, um die Seile nnd Zelte weithin zu spannen, nnd nach dem Gleichnis des- Senf kornes die Völker der Erde gleich den Vögeln des Himmels woh nen zu lassen im Mottesreiche der weltumfassenden, die Völker verbindenden katholischen Kirche: „O M'stierkirche von Nom — so heilig und so groß. Es strömen von allen Seiten — die Völker in deinen Schoß." AuS dem kirchlichen Recht, — dadurch, daß es ein übernationales und neutrales ist, das; es das Vistftrreckn heuigt, und einen Völkerbund der Gerechtigkeit fordert, nicht a.wr einen fälschlich sogenannten „Völkerbund". Die katholische Kirche selber ist ein Völkerbund. Schon darum ist e-S eine Nnwabrhest nnd Ungerechtigkeit in sich, daß vom heutigen Völkerbund die beiden Päpste dieser furchtbaren Zeit, die einzigen wabrbnsten Großmächte de? Friedens, ausgeschlossen blieben und bleiben. Das Kirchcnrecht ist wahrhaft einbcitlich für alle Völker, und damit als ein geistiges Band der Versöhnung »nd Verbrü derung um die bisber feindlichen Nationen geschlungen; einheil- lich, wie die einhcistiche Sprache der katholischen Liturgie. A> S diesen Darlegungen zieht der Redner nun die Folge rungen: Die katholische Kirche bat eine Welt Mission de? Frie dens. Es ist die Aufgabe aller Katholiken des Erdkreises, znm Frieden zu wirken: „Gib Frieden» o Herr, in unseren Tagen" Der Redner ruft in flammenden Worten dazu ans. den Haß z» begraben, die „Schwerter unizuschmieden zu Pftng- scharcn", und in friedlicher Arbeit, unter dem Freilicht der Sonne Gottes, die allen Völkern strahlt, den Wiederaufbau Ei.« ropas zu leisten: im Geiste der Liebe und des Friedens Jesu Christi.
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