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Sächsische Volkszeitung : 26.09.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192209263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220926
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220926
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-09
- Tag 1922-09-26
-
Monat
1922-09
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.09.1922
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' LienStag oen»rv. irepiemoer iwL Deutsches Reich Die erste« p»l«1fche« Wahlen in Oberschlesten Aattowitz» 25. September. Die bisherigen Wahlergebnisse lassen soviel eik,nncn. das, die schlesische Volkspartei lpolnUck) eine schwere Niederlage erlitte» bat- Der Spitzenkandidat Trunk« Hardt bat nicht die peringsle Aussicht, aewShlt »u werden, Im 1. nnd 2. Wablberirke bat die schlesische VolkSpartei nahezu übe: Haupt te>»e einzige Stimme eihalten. Soweit die übrigen bekannt,,wo» denen Ergcvn Ist erkennen lass,«, tit do« den p,I,,ich«n Parteien der Nationalblock KmsanIyS a» meisten «rwählt woiden, »ährend auf dcvtlcher Seite die Deutsche Partei dir meisten Stimmen auf sich ve» r niot und dann von der Deutschen Sozialdemokratie und an dritter St>lle von der Katholischen Bolkrpartei gefolgt ist. > Die Demission de» französischen Gesandte» in , Berlin Paris, 25. September. Am Donnerstag wird im Ministerium Über die Aenderungen in der Besetzung der diplomatischen Posten e ne Entscheidung fallen. Der stanwsi'che Gesandte in Berlin hat am Eonutaz beim Ministecpräsideittcn offiziell sein Entlassungsgesuch bestätigt. Eine Rede Stresemanns Breslau, 25. September- Bei der Tagung des Zenlralvor» standes der Deutschen Volttporlci sprach gestern der Abg. Strese» mann in längeren Ai,?lühru»ge» über die politische Lage. Zunächst wandte er sich der auswärtige» Politik zu. wobei er die ErstillungS- »olitik mit scharfen Worten ablelwte- Den Vertan, den StinneS mit Luberiac abgeschlossen habe, begrüßte er als einen Schritt ans dem We r ?u euer Annäherung mit Frankreich, und betonte dabei, daß StinmS ett'äit habe, daß er als Person aus dem Abkommen keinen Psemig Gewinn ziekcn wolle, »nd daß der Gewinn an die Bedürstigst n verteilt werden solle. Im übrigen warnte er davor, baß ein Wettrennen deutscher Jnduhriegestllschaften cinietze, um ein Abkommen dem aiidein iol en zu lassen ohne daß nn» dabei ähnliche -olitische Auewirk,in'eu gesichert sind, wie bei dem Stinner-Lubersac» Abkomme». Zur Fiage der inner.« Politik bedaunte er den Mord an Rathena». der das Volk mir auseinander gerisscil babe. In diesen schwere» Taren sei der Gedanke der ArbetiSgemcinschaft der M-tte geboren woiden. Nachdem Slreseman» das Sclutzgeietz. die buyerische Frage und die Gestattung der parteipolit schen Verhält nisse besprochen batte, wundtc er sich der wirtichasliichen Lage Deutsch» lands zu »nd geißelte das Ver'ahren der Deviienspekulantcn, die durch ibre Ssekulationen das Steigen dcL Dollars verursachen »nd die Wäbrnna im eiaenen Lande schwer scködiaen. Er verwais auch das Vorgehen der Ncichsbank, welche die Moldhamsterer sür ihr vaterlaiidsfcindliches Verhalten mit hohen Prämien belohne. Der Ausblick aus die Zukunft sei wenig erfreulich. Ob wir in »er Aiitzenpolitik in der nächsten Zeit eine Atempause haben wer» >en, läßt sich zur Stunde noch gar nicht garantiere».. Wir schen im Innern die Zeichen des drohenden Verfalles und wir müssen .»ns davor durch größere Leistungsfähigkeit und durch größere Produktivität retten. Den Notwendigkeiten der unmittelbaren Gegenwart müssen wir große Beachtung schenken, und wir müssen uns dabei leiten lassen von dem Gedanken der Volksge» meinschast. Deshalb bekennen wir uns auch zv dem Grundsätze der Arbeitsgemeinschaft der Mitte, die nicht eine Kampfansage ist, sondern die Zusammenfassung der Kräfte. Das ist die ein zige Politik, die wir treiben müssen, wenn anders das Volk nicht leiden soll. Der Rede folgte minutenlanger stürmischer Beifall. Hermes über Deutschlands wirtschaftliche Lage Ter Neichssiiianzministcr Tr. Hermes gewährte einem Ver treter der „Chicago Tribüne" eine Unterredung, in deren Ve» laus er sich folgendermaßen äußerte: „Gewiß ist eS zu begrüßen, daß die Verhandlungen trotz alter Schwierigkeiten zu einein Ergebnis geführt habe». Dennoch mochte ich vor Illusionen bezüglich unserer Lage warnen. Die erlangte kleine Ateinpanse war ei» Gebot dringendster wirt schaftlicher Notwendigkeit. Unsere Leistniigssülssgkeit ist bei allem guten Willen erschöpft. Ich muß Ihnen vssen sagen, daß ich den nächste» Monaten mit ernster Sorge entgegensehe. Die Folgen der übertriebene» Reparationsleistungen in unserer Volks wirtschaft haben sich in den letzte» Wochen und Monaten immer stärker geltend gemacht. Die Preise des notwendigen Lebensbe- darfes sind in einer Weise im Steigen begriffen, daß immer weitere Volkskrcise in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht sind. Tie Sicherstellung ausreichender Ernährung, Heizung und Klei dung ist ein Problem, das in den kommenden Wmtermonaten die Regierung vor äußerst schwere Aufgaben stellen wird. Denken I Sie ferner an die in der Kreditnot der Industrie liegende Ge- ^-»1 Ich bin kein Freund des Schwarzmalens: ich habe Ve» tränen genug, um an die gesunden Kräfte unseres Volkes und an die allmähliche Zurückdrängung der rein politischen Tendenzen in der Weltpolitik durch Volks- und »veltwirtschastliche Erwägungen zu glauben: »der wenn die Hilfe des Auslandes, die nach meiner festen Ueberzengung nicht zuletzt in seinem eigenen In teresse liegt, wirksam sein soll, so muß sie bald kommen: di« Zeit drängt!" Die Schule und der katholische Unterricht Seinen berühmten Erlassen hat Kultusminister Flelßnrr eine dritte Verordnung folgen lassen, die wir hiermit bekannt» geben: TaS sächsische Kultusministerium hat verordnet: Als Hilfs kräfte zur Erteilung von Religionsunterricht im Sinne von Absatz 2 der Verordnung vom 30. September 1920 gelten nur Lehrkräfte, die unter der im Absatz 2 der Verordnung vom IS. Mai 1920 angegebenen Voraussetzung angenommen und eingc- stelt worden sind. Diese Voraussetzung trifft nicht zu für katholische Geistliche, die entweder außerhalb des Planmäßigen Unterrichts Religionsunterricht erteile» oder planmäßige Religionsstunden übernommen habe», ohne sich die Einsteltting von Hilfs kräften aus dem in der zuletzt erwähnten Verordnung angegebenen Grunde nötig gemacht hat. Planmäßiger katholischer Religions unterricht ist — abgesehen von den noch bestehenden katholischen Schulen — nur in den Schulbezirken zu erteilen, in denen bis Ostern 1919 katholische Minderheitsschulen bestanden haben. Im üb rigen ist es Sache der katholischen Kirche, für Religionsunterricht der katholischen Schüler im eigenen Bekenntnis zu sorgen. Für die Kosten dieses Unterrichts hat der Staat nach den geltenden lan- desgesetzlichen Bestimmungen nicht aufzilkommen. Lovoaböllä Zsv 30. Loptsmkvr vr8cksrllt in Uv3srom Voriges <1is ksstrsitung kün 6sn F Läcksitzcksn Xslkolikonlsg in Lksmniir. ^VsrtvoUs LsitrLZs aus äsr I'säer kookauKsssksusi- sMvrror- xebsu ävr I'ost- sokrikt: virreo lofislt, äsr im Rakvasu vmsr DMvfiirracst- vollsu Luüsrsu ^usstattuvA sins äausrmZs LrmusrrmA av äis dovlibviivutsanas ^«.SuvA biläsu rvirä. Oiv §sst- sckrist virä von Lonnabsnä s,k in Okomnits su er kalten ssin. LII« äiojenigon, öio an Isgung nickt PSkSönlicK tsünokmon könnvn, rvsräsv sokon gebeten, LostsIIunL-sn brsrauk bsr urrssksr Lssckäkts- stvlls, llrvsäon-K. 16, HoldsinstrsKs 46, anksngsbvn. Vereine mögen kür Lammvlbsstsllrivgen 8org» tragen. Oer ?rei3 »tollst, 8>eb pro kRSMpkar aus IVll<. l?.— sin- soblivüllnk 2u8tsIIung8lrvstsn. Der Betrag bann auob aus u»3or k'ostsckscltlronto llkosäon 14797 singsrablt rvorclon. 2280 Vsrisg 6sr ZLoksitzckan Volltsroikung. Die große Hoffnung Originalroman von Erich Ebenstein Urheberrecht durch Greiner u. Comp., Berlin W. 30 (32. Fortsetzung.) — auch ohne Geld. Nun lachten sie einer anderen und die machte ihn glücklich „Wenn er wüßte, wie elend ich bin und in welch verzwei felter Lage," dachte sic bitter. „Ob er käme?" Ferdinand beobachtete iie voll geheimer Unruhe. Sie hatte ihm nichts von ihrem Besuch bei dem Bürgermeister gesagt und ihm fehlte daher jeder Schlüssel zu ihrem veränderten Wese». Aber es war unheimlich, sie so ruhelos im Hanse herum- geheu zu sehen mit dem starre» weiße» Gesicht und dem in sich gelehrten Blick. Das Geschäft betrat sic überhaupt nicht mehr, sonder» überließ dort alles Ferdinand. Im HanS wirt- schastelc das Mädchen so gut es ging. Fragte sie morgens, ivaS gekocht werden solle, antwortete Frau Gerodor'er gleichgültig: „Was du willst," handelte es sich n» andere häusliche Fragen, „mache nur, wie du glaubst." Sie selbst, die sonst immer tätige, unermüdlich Schaffende, rührte nichts an. Zwecklos kramte sie in den Schranken Hern»» oder saß stundenlang am Fenster, die Hände müßig im Schoß, den Bütt zerstreut auf die Straße gerichtet. „Iran Gersdorfer ist krank," flüsterte das Mädchen allen nn Hcin-e vi »nd Ferdinand glaubte es selber. Er schrieb heim- ich an Annchcn und Otto. Beide konnten aber gerade etzt »ichi abloinnicn. Annchcn lag mit einer heftigen Halsent zündung z-. Bett und Otto enoartete seinen Vorgesetzten zur Fiispekiiv!' konnte att'o weder jetzt Urlaub nehme», noch Truds nach SihN'hstädt schicken, da der Forstinspeltor niehrere Tage bleiben und bei ihnen wohnen werde. In .nn'chen hatte Ferdinand zufällig durch einen Bekannten, dessen 'Bruder im Bürgermeisteramt «»gestellt war, von Frau Ger-dor r Besuch bei Dr. Erling erfahre». Die totenbleiche, sich sichlü h nur schwer ans den Beinen haltende Frau war damals incnBach auigesatten. Der Bureandiener hatte den Bür germeister lange »nd erregt sprechen hören — leider so leise, daß man nicht< verstehen konnte. Ein Schreiber behauptete kürzlich, einen A.t autgearbcitet z>, haben, nach dem ein bisher Fra» Gersdorscr überlassener Lagerplatz dieser »n» entzogen wer den sollte. So reimte sich Ferdinand manches zusammen. Eines TagcS sragte er Frau Gersdorfer geradezu, ob cs wahr sei, daß sie den städtischen Lagerplatz verlieren würden? Ein Bekannter hätte es ihm gegenüber behauptet. Frau Gersdor'er nickte. „Ja, es ist wahr. Wir müssen ihn rasch räumen." Aber sie schien die Sache sogleich wieder ver gesse» z» haben, den» sie traf keinerlei Anstalten dazu. Abends, ivenn es dunkel wurde nnd die Straßen men« schenlcer, ging sie jetzt meist ans. Ihr Lebtag lang war sie nie z»m Spazierengehen gekommen, „denn das hieße doch, die Zeit jündhast totschlagen". — „nn ging sie ziellos durch Straßen lind Anlagen, immer mit ihren Gedanke» beschäftigt, die in di- Vergangenheit schweifte». Gustl hatte als Knabe hier so gern gespielt. Hier in dem toten Seitenarm des Flusses fingen er nnd Otto immer Krebse. Am Paradeplatz wartete Bäring immer, wenn sie Sonntags mit Annchcn zur Kirche ging, und dort in dem alten Giebel haus wohnte die alte Näherin, bei der Annchcn weißnähen lernte. Auch an die hübsche Tochter dieser Frau erinnerte sie sich noch lebhaft, denn sie war Gustl erste Liebe gewesen. Dann die Kaserne am Stadttor, wo seinerzeit die Dra goner lagen, als Gustl Leutnant wurde! Wie oft war sie heimlich morgens ans dem Geschäft gelaufen, um ihn von einem Hanstor aus verstohlen zu bewundern, wenn die Eskadron ans ritt. Der schönste von allen war er gewesen! Was sie seik zwei Jahren fanatisch in sich unterdrückt hatte — Erinnerungen an die Vergangenheit — das beschäftigte sie jetzt ausschließlich. Es war, als flüchte sie damit vor sich selbst und vor einer Gegenwart, die sie erdrückte. Eines Nachts fuhr Ferdinand jäh aus dem Schlaf ans. War da nicht Fenersignal geblasen worden auf der Straße? Er setzte sich im Bett auf nnd horchte. Wirklich — da blasen sie wieder. Auch die Glocken der Stadtkirche begannen zu läu ten! Das bedeutete „Großseuer". Hastig zog er sich an und eilte hinab. Auf der Straße rasselten bereits Spritzenwagen heran und überall sammelten sich Gruppen von Menschen an, die aufgeregt nach Osten starr ten,-wo de» Nachthimmel blutrot erhellt war. „Wo brennt es?" sragte er, zu der nächstbesten Gruppe tretend. „Ich weiß es selbst nicht," lautete die Anttvort. „Draußen vor der Stadt jedenfalls. Einige sagen im Bauhof." „Nein, der Gersdorfersthe Hvlzplatz brennt!" schrie ein vorübereilendcr Junge ihnen zu. Mit einem Schrei tanmclte Ferdinand zurück. Dann flog er ins Haus, die Leute zu wetten. 21. Kapitel Wieder einmal war der Name Gevt-dorfer in aller Mund. Laut nnd leise erzählte man es sich nlHrall: Frau Gersdorfev hat ihr Holz selbst in Brand gesteckt, weil es hoch versichert war und sie Geld brauchte, denn man hatte ihr eine Hypothek gekündigt. Außerdem sollte sie binnen wenigen Tagen den Lagerplatz geräumt haben »nd hatte keinen Käufer für das Holz gesunde». Da wollte sic all ihren Sorgen dann auf diese Weise ein Ende bereiten. ES gab wenige Menschen in Schlohstädt, die nicht felsen fest von der Wahrheit dieser Behauptungen überzeugt waren. Zu vieles sprach dafür. Einmal hatte Frau Gersdorfer, obwohl sie wußte daß der Lagerplatz geräumt werde» mußte, gar keine Anstalten dafür getroffen. Dann hatte sie.überhaupt nicht nach einem Käufer gesucht. Daß sie schon längere Zeit in sich gekehrt nnd völlig verändert >var, hatte ihre Magd bereits mehrmals den Nach barn geklagt. Auch im Geschäft war wiederholt die Rede da von gewesen, wenn die Kunden nach ihr fragten. Daß das Geschäft, sowie das Hans mit Hypotheken über lastet war, erfuhr man jetzt auch. Ebenso, daß die Versiche- rnngSpolize für das Holz drei Monate im Rückstand geblieben, wenige Tage vor dem Brand aber bei Heller und Psennia be- rablt worden war. 'Nk. L17, <L«ne Aus dem Ausland Die Lage 1« Earopa gesichert Paris, 25. September. Lorb Canon hat am Sonniag mlitag u« 12 Uhr Paris verlassen und ist nach London zurlickgekchrt. Einem Berichterstatter der Radioagentur gegenüber, hat er sich folgender» maßen geäußert: .Ich bin sehr, sehr zufrieden mit meinem Aufenthalt in Par s. Wenn Sie wich fragen. wsrch'S meine Eindrücke sind, so werde ich Ihnen sagen: Es find keine Eindrücke mehr, e» sind mehr als Eindrücke und Hoffnungen Eie werden sehen, daß die Akkorde, zu denen wir hier die Grundlagen gelegt haben, in steter Entwicklung sind, und daß die Ruhe in Europa sozusagen gesichert ist." Benefch über die österreichische KredithUfe Prag, 28. September. , Nach Aeußerungen des Ministe» Präsidenten Dr. Benesch kommt eine Beteiligung der Tschccho» Slowakei an der Kreditaktion für Oesterreich erst dann in Frage, wenn sich die inneren Verhältnisse in Oesterreich entscheidend ge ändert haben werden. Der sächsische Fmarizmrnister und die Not der Presse . Auf die Anfrage eines Mitarbeiters der „Leipz. N. N." an Herrn Finanzminister Heldt, ob die Landesregierungen nicht durch Herabsetzung des Holzpreises zur Linderung der Not der Presse beizuträgcn in der Lage wären, gab der Minister folgende Auskunft: Die Not der Presse hat nicht nur darin ihre Ursache, daß die Holzpreise zu hoch sind (das ist nur Wirkung, nicht Ursache!, sondern in weit höherem Masze darin, daß die Papierfabriken zu wenig Holz haben. Erst dieser Mangel an Holz verursache die hohen Preise. Ein einziges kleines Rechenexempel wird das jedem klar machen: Wir haben im Frieden rund 44 Millionen Festmeter Holz in Deutschland verbraucht. Davon wurden etwa 10 Millionen Festmeter für Gruben- nnd Papierholz verarbeitet. Von diesen 44 Millionen Festmetern mutzten wir 15 Millionen Festnieter aus dem Auslands beziehe», >vas heute unmöglich ge worden ist. Heute können ans deutschen Wäldern statt der 44 Millionen nur 23 bis 24 Millionen Festmeter Holz gewonnen werden. Die sächsischen Papierfabriken bezogen, vin nur einiger matzen der Nachfrage zu entsprechen, mindestens 1,25 Millionen Festmetcr Holz pro Jahr. Da Sachsen aber, wenn es nicht ge fährlichen Raubbau treiben will, im Höchstfälle nur G>0 000 Fest meter in den sächsischen Wäldern schlagen lassen darf, ergibt sich eine ganz erhebliche Fehlmenge. Während des . Krieges ist eben Raubbau in den sächsischen Wäldern getrieben worden, so datz es beute immer schwieriger wird, schlagreifes Holz in den nötigen Mengen zu finden. Sachsen Kat bekanntlich eine sehr dicht wohnende Bevölkerung, die erhebliche Not im Winter leiden mutz, wenn nicht genügend Heizholz vorhanden ist. In dieser Beziehung liegen die Dinge in Sachsen so, datz wir wegen dieser Not bereits gezwungen waren, gutes Nutzholz zu Heizholz zir verschneiden. Würde Sachsen auch nur versuchen, noch mehr Holz ans seinen Wäldern herauszuholcn, so wäre das nicht nur voltswirtschaftlich, sondern mich bevölkerungspolitisch ein nie wieder gut zu machender Schaden. Dazu kann und darf keine Negierung die Hand bieten. Das soll natürlich nicht bedeuten, datz die Regierung der Notlage der Presse gegenüber tatenlos zu bleiben ^beabsichtige. Aber es sind ihr im wesentlichen die Hände gebunden. Die einzige Möglichkeit, der Presse ivirksam nnd schnell zu helfen, sehe ich in einer geldlichen Hilfeleistung durch die ge samte deutsche Industrie. Sie mützte mit entsprechenden Beträgen den Zeitungen ermög lichen, das immer teurer werdende Pav'er wenigstens eiu;>lkau- sen. Sie mühte also ein Opfer bringe», um damit zu erreichen, datz die Papierprcise für die Zeitungen wenigstens erschwinglich bleiben. Auch in diesem Falle hätte das Vorgehen der Jn^nsirie eines einzelnen Landes keinen wesentlichen Erfolg, sondern die Hilfsaktion der Industrie mützte sich über das ganze Reich e» strecken. » Nach dieser Antwort ist wiederum klar, datz die Länder die Verantwortung dem Reiche überlassen »nd das Reich schiebt diele wieder aus die Länder. Nicht schöne Worte, sondern Taten und zwar vor allem die Verbilligung der Holzpreise seitens der Re gierung helfen, auch der Plan einer Unterstützungsaktion durch die Industrie ist undurchführbar. Endlich wurde von mehreren einwandfreien Bürgern be zeugt, daß sie Fran Gersdorfer eine Stunde vor Ausbruch des Brandes in der Nähe des Holzplatzc > „herninschleichen" gesehen hätte». Und war es ihr etwa nicht znzntranen? Hieß es nicht schon vor Jahren, Gersdorfer treibe heimlich unlautere Geschäfte mit dem verstorbenen Stadtsekrctär znm Schaden der Stadt? »Ja, ja," meinte die alte Näherin vielsagend, „da gehen manche herum nnd trage» den Kopf hoch nnd könne» doch heimlich das Mausen nicht lassen! Jetzt sieht man es wieder einmal! Das hätte ich bloß damals wissen müssen, wie sich die Gersdorfer s o ausspielte meiner Amalie gegenüber, da hätte sie was zu hören gekriegt! Aber das beibt einmal wahr: Hochmut kommt vor dem Fall!" So gingen die Reden um. Ferdinand war außer sich vor Zorn und Scham. Er glaubte auch jetzt kein Wort von dem Geklatsch. Herr Gersdorfer unehrlich? Frau Gersder eine Ver brecherin? Lächerlich. Aber bitter war eS doch, daß so etwas überhaupt gesprochen werden konnte! Tenn ein Schatten da von fiel auch ans ihn selbst, dessen ganzes Leben so eng mit dem ihren verknüpft war: Und seine Ehre war ihm immer etwas Hohes, Heiliges gewesen, auf das kein Stäubchen je fallen durfte. Er, der Sanfte, Geduldige, wurde reizbar und aus fallend in diesen Tagen. Jedem Menschen, mit dem er in Be» rührung kam, versuchte er es klar zu machen, wie albern, un- sinnig n»c< lächerlich ein solcher Verdacht sei. Gsrsdorfers hatten ja früher gewiß ein bißchen über ih'e Verhältnisse gelebt. Viel Geld war aufgegangcn n» HanS, noch mehr für den ältesten Sohn, solange der noch Offizier nnd bei dem teuren Regiment gewesen. Aber deshalb hatte man nicht nötig gehabt zu betrügen, denn das Geschäft war damals ja eine Goldgrube! Später, als es das nicht mehr war, batte man eben leider Geld aufnehmcn müssen. Und daß Fran Gers- dorscr jetzt die Sorgen zu Kops stiegen nnd sie in sich gelehrt und inenschenichcn wurde, besonders seit inan ihr die Hypothek und de» Lagerplatz kündigte, sei doch wohl nur natürlich! Jede andere Frau würde es ebenso geworden sei». Und dürfe n« etwa abends nicht mehr spaziere» gehen? Ter Lagerplatz lag ja hart an der öffentlichen Straße! Auch die sie dort gesehen hatten, befanden sich zur selben Zeit am selben Ort. Ganz lächerlich aber sei eS, aus der Bezahlung der Bcr- ficherungpolize einen Verdacht gegen Fran Gersdorfer abznlei- tcn, denn davon habe sie gar nichts gewußt! Er selbst habe die rückständige Summe an die Versicherungsgesellschaft abgeschickt, ohne ihr etwas davon zu sage», als er zufällig zwei diesbezüg liche Mahnschreiben im Kontor fand. Denn da sie in ihre« niedergeschlagenen Stimmung sich um nichts inehr künii,irrte, mußte er sich notgedrungen auch Wir die Kontorarücit machen, die sonst nicht seine Sache war. Ferdinand sprach wie ein Cicero, obwohl er sich sonst nie durch Redegewandtheit anSgczeichiict hatte. Aber eS half ihm nichts. Die Leute zuckten die Achsel» nnd schwiegen oder — lächelte». Es stand ja doch fest, daß das Feuer angelegt war! Und wer sonst sollte cs getan haben? Feinde freilich hatte jedermann. Aber in diesem Falle- - Fortsetzung folgt.
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