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vollen" Düsseldorfer Katholikentage erst wieder gab der Abgeordnete Obcrlaiidesgerichtsrat Marr ein Musterbei spiel dieser Kanipfestveise, indem er behauptete, die Frie- denSworte, die auf der Essener Versammlung gesprochen worden seien, hätten aus der anderen Seite höhnische Ab lehnung und sogar Anzweiflung der ehrlichen Gesinnung auf katholischer Seite gefunden. Damit hat Herr Lber- landesgerichtsrat Marr, wenn auch vielleicht unbewußt, so doch in jedem Falle unverantwortlich die Unwahrheit gesagt, denn wir haben in Graudenz die Losung des Essener Katho- likentages zum „Zusammenschluß aller Gläubigen wider Umsturz und Unglauben" nicht höhnisch, sondern in wohl- begründeter Erklärung zurückgewiesen. Und unser Bund hat sich mit dieser Erklärung als ein vorausschauender Pro phet erwiesen. Das „Bollwerk gegen den Umsturz" ist bei der Neichstagswahl voll 1007 als eine Nettungsanstall für den dritten Teil aller Reichstagsmandate der „Umsturz- Partei" erfunden worden, und noch vor wenigen Wochen hat in Speyer-Ludwigshafen vor dem Siegesgeist der Ballonmütze der .Krummstab sich verständnisvoll gesenkt. (Sehr gut! und Heiterkeit.) Nun versucht mail es auch mit einer Spaltung des evangelische» Bolksteiles nach dem Rezepte: Heraus aus dem Turme des Zentrums und hin ein mit den Zentrnmsgedanken in die protestantische Wäh lerschaft! Man rechnet, leider nicht mit Unrecht, auf charakterlose protestantische Gesellen, die cs nicht ver schmähen, als Schleppenträger des UltramontanismuS in die Parlamente einznziehen. Fn Düsseldorf gab l>. Fanssen das Wort „Ilollululin ,>«,<,-t" aus: nach holländischem Muster soll die „christliche Sammelpvlitik" auch in Deutsch land eingeführt werden der sogenannte „christliche Block" soll den verhaßten Bülow-Block sprengen! Es ist bedenklich lind bedauerlich zugleich, daß innerhalb des Pro testantismus diesem klugen Machtstreben hier Theorie, dort Sympathie zu Hilfe eilt. Man glaubt liier und da gegen über Unglauben und Umsturz die „Bundesgenossenschaft" der scheinbar so wetterfest organisierten ultramontaue» Partei zur Erhaltung des Ehristentnuis nicht entbehren zu können. Ter Evangelische Bund hat vor einer solchen Ver brüderung stets ernstlich gewarnt. Ein solches Bündnis er scheint uns verhängnisvoll, weil es im lebten Grunde doch nur dem Ultrainontanismus den Weg zur Herrschaft bahnen würde (Sehr lichtig!) erscheint uns auch als ein Mangel an Vertraue» zu den Lebenskräften evangelischen Ehristen lnms. Viel wirknngsvoller wird eine tatenfrohe Sann» lang der prolestantischen Kräfte dem Umsturz und Un glauben entgegentrelen können als eine würdelose Uw Werbung der niachthnngrigen nltramontanen Partei (Stür mischer Beifall und Zustimmung.) Soll das Beispiel. daS Holland gegeben hat, je einmal auf Deutschland übertragen werden, so müssen erst gewisse Vorbedingungen erfüllt sein, die heute noch fehlen: rückhaltlose Anerkennung der evan gelische» Kirche als eine geschichtlich berechtigte Erschei nungsform des Ehristentnuis, Auflösung der allen taktischen Fiktionen zum Troß dennoch katholisch konfessionellen Zen trumspartei, Verlegung der an sich notwendigen Welt- anschannngskämpfe zwischen Rom und Wittenberg von dem Schauplatz des politischen Wahlkampfes in das Gebiet des geistigen Wettkampfes. (Beifall). So lange diese Be dingungen nicht erfüllt sind, so lange eine christliche Sammelpolitik die Brücke zwischen Rom und Wittenberg nach den Plänen des römischen Brückenbaues, des poiitlt',-v innximim (Heiterkeit) in Rom schlage» will, so lange wird diese Brücke nur zur Einführung des Fesnilengeistes in die protestantische Volksseele dienen, dadurch würde aber unsere innerste Lebenskraft gegen die nnchristlichen Mächte nicht gestärkt, sondern im Gegenteil zerstört werden. (Beifall und Zustimmung.) Auch von den innerkatholischen Vorgängen der lebten Fahre ist für eine konfessionelle Verständigung nichts zu erhoffen, lieber das frühlingssrohe zwirnen im deutschen Katholizismus ist ein Hagelwetter niedergegangen, und was schließlich ans der Deutschen Vereinigung wird, nässen wir nicht. Deshalb gilt es für »ns um so mehr den Kleinkamps des Tages anfznnehmen. Redner gibt nun eine statistische liebersicht, was der Bund durch Flugschriften, Vorträge nsw. aus diesem Gebiete geleistet habe. Der Bund zähle heute 370 000 Mitglieder, rund 1 Prozent der evan gelischen Einwohner, also eben so viel wie die Rekru- tiernngszisscr des Reichsheeres betrage. (Beifall.) Redner schließt mit einem Ausblick ans die nächste Znknnft: Wird Büloivs Blockschiss die Klippe der Reichssinanzresorm glück lich umschisseil? Und wird der klerikale Bann, der I!»)7 vom denlichen Reiche genommen wurde, 1000 sich wieder auf uns legen? Die Entscheidung darüber fällt ans einem Gebiete, das außerhalb der Arbeitsziele unseres Bundes liegt, lind doch kann der Bund als nati o n a I e r Per band, ja sogar in Anknüpsnng an evangelische und nentesta- mentliche Ratschläge und Meinungen (Heiterkeit) den nationalen Idealismus pflegen Helsen, der, wenn er auch nicht mit Begeisterung Stenern zahlt (Heiterkeit), doch für die Erwägung Verständnis hat, daß ein Volk wie das deutsche in der Lage sein muß. noch mehrere Millionen neuer Stenern für die weitreichenden Ausgaben und die wafsenstarke Sicherheit des Vaterlandes zu zahlen. (Leb hafter Beifall und Zustimmung.) Sorgen und wirken »vir dafür, daß nicht durch ein Versagen auf dem Gebiete deS Geldes ein Rückschlag ans dem Gebiete des Geistes eintritt, der die schwersten Erschütterungen des Vaterlandes bringt! (Lebhafter Beifall.) Aber wie auch die Vorgänge auf der politischen Bühne in den nächsten fahren sich gestalten, hoch über allem parteipolitischen Treiben bleibt unser Feld- geschrei: die Erziehung des protestantischen Volksteiles zu treudentscher. evangelischer Gesinnung! Und mit dein zähen, unverdrossenen Mute, mit dem ei» deutscher Mann wie Zeppelin das Reick, der Lüste zu erobern strebt, wollen anck, wir das Reich der Geister unseres protestantischen Volkes erobern für Evangelium und Vaterland. (Stür mischer. nicht endenwollender Beifall.) Sodann spricht noch LandtagSabgeord. Stadldireklor F l o t o >v Wolfenbüttel über „die interkonfessionell e n Verhält nisse i n B r a u » s ch w e i g". Rach seinen Darlegungen liegt für die .Katholiken in Braunschweig auch nicht der allergeringste Grund zu klagen vor. Gewiß sei die Re gierung den Forderungen der Katholiken, die mit einem Male an sie herantratcn, mir zögernd hier und da viel leicht sogar zu zögernd — nachgekommen, aber sie habe cs doch schließlich getan und die Katholiken sollten sich nur be mühen, sich in die Lage der Regierung hineinzuversetzen und au ihren guten Willen zu glauben, dann würden ihre Klagen bald verstummen. — Auch er erntete selbstverständ lich stürmischen Beifach Politische Nundslyau. Dresden, den 6 Lckiober G08 — Der preußische Landtag ,sl aus üeu 20. Oktober einberufen morde». Tie BuudeSratsauSschüsse haben in der letzten Woche aie Berarung derjcntgeu Sleuerentwürfe beendigt, dre noch von dem vorigen Reichsichatzßkietär hcrcührten, also die Entwürfe belr. Tabak. Zigaretten. Branntwein. In der nächsten Woche kommen die Nochtaßsieucr Elekirizitäts- und Gasstecer. Bier- und Wernsteuer usw. zur Beratung. Nach den bisherigen Beschlüssen ist es sehr zweifelhaft, ob das Spirilusmonopol Annahme finden wird, da Bayern und Baden darauf hinwcisen, daß die Zn- stimmurig der Landtage erforderlich fei und daß diese ohne die Mstw rkung des Zentrums nicht zu erreichen ist. — Ter Freisinn für das Spiritusmonopol. Die „Freit. Zeitg." (Rr. 231 vom 1. Oktober 1003) arbeitet wenigstens diesem vor, indem sie schreibt: „Tie Spirituszentrale hält srch bereits für stark genug, um dem inländischen Spiritus markt nach Belieben die Preise vorschreiben zu können. Wie erinnerlich, ist nach laugen Verhandlungen im vorigen Fahre eine Verlängerung des deutschen Spiritussyndikates vom l. Oktober 1003 bis zum 15. September 1013 zustande gekommen. Das Stammkapital der Spirituszentrale be trägt rund 12 Millionen Mark. Diese Gesellschaft m. b. H. sinnt nun den Spiritusinteressenten an, ihren gesamten Branntweinbedarf znnächst während des Geschäftsjahres vom 1. Oktober 1003 bis 1>D September 1000 von der Zen trale zu den von dieser festgesetzten Preisen zu entnehmen." Rach Schilderung eines Einzelfalles fährt sie fort: „Man , sieht, die Herren Kartoffelbrannlweinprodnzenten sind mit Erfolg beim Kohlensyndikat und bei den Amerikanern in die Schule gegangen. Es fragt sich nur. ob es ihnen gelingt, ihre Ansicht, den ganzen deutschen Spiritusmarkt unter ihre Kontrolle zu stellen, durchzuführen. Alls jeden Fall werden sie sich darüber nicht im Unklaren sein dürfen, daß eine der artige Vergewaltigung der Branntweinverbraucher Wasser auf die Mühle des Rcächsbranntweinmonopols ist. Tenn man wird es mag man auch StantSmonopole perhorrcs- zieren doch verstehen können, daß jetzt vielfach der Ruf erschallt: wenn schon ein Monopol, dann immer noch lieber ein solches des Reiches als ein privates! Falls aber etwa die Spiritusprvdnzenten glauben sollten, daß die Schaf fung eines ReichSinonopols, wie es Herr Sydoiv vorschlägt, für sie besondere Vorteile bringen sollte, so dürften sie sich irren. Dem steht schon das Bestreben entgegen, bei einem solchen gesetzgeberischen Schritte dem Reiche wenig stens recht große Einnahmen zn verschaffe». Wie dem aber auch sei. daS rücksichtslose Vorgehen d r Spirituszentrale wird seine Wirkung bei der Beratung der Branntwein- stenerreform nicht verfehlen. Dafür werden schon diejenigen Parteien sorge», die Gegner der Liebesgabenpolitik sind und denen die selbstherrliche Tätigkeit des SpirituSsyndi- kates weitere» dringenden Anlaß gibt, eine Aendernng der einschlägigen Gesetzgebung zn verlangen zum Rntzen des Reiches und nicht zum Nutzen einer kleinen Minderheit." Aha! Man sagte uns schon vor einigen Wochen, daß die Freisinnigen für das SpiritnSmonopol seien. Tie Be stätigung kommt sehr bald. — Rkichstligsauslösung und auswärtige Politik. Fn den schon erwähnten „Beiträgen zur Geschichte des 13. De zember 1000" erinnert der Abgeordnete Erzberger auch an folgenden Ausspruch des Grafen Posadowsky: „Der Herr Reichskanzler war der Ansicht, daß die Ablehnung jener militärischen Forderung bei der gegenwärtigen politischen Lage allerdings eine solche war. die für unsere Stellung auch nach außen hin höchst bedenklich erschien und deshalb eine große nationale Schwerkrast besaß, das ist der Grund gewesen, warum der Herr Xieichskanzler Sr. Majestät dem Kaiser und dem Bnndesrate die Auslösung des Reichstages vorgeschlagen hat." Dieser Mitteilung des Grafen Posa- dcnvsky fügt der Abgeordnete Erzberger hinzu: „Mit feinem Worte aber hat der Reichskanzler diesen Grund selbst an gegeben vor der Auslösung, noch weniger hat er privatim einem Zentrnmsabgeordneten hiervor Mitteilung gemacht, denn eine durchschlagende Begründung dieser Ansicht hätte zu einer Verständigung geführt." Tie „Tägl. Rundschau" will nun das nicht gelten lassen, sie hat vielmehr in der Rede des Reichskanzlers vom 13. Dezember >000 folgende Frage gesunden: „Es handelt sich um unsere ganze kolo nialpolitische Stellung, um mehr als das, um unsere Stel lung in der Welt. Glauben Sie, meine Herren, daß so was keine Rückwirkung auf das Ausland hat? Was würde es für einen Eindruck machen, im Fnnern und nach außen, wenn die Regierung ... in einer solchen Frage kapitu liere» und nicht die Kraft in sich finden sollte, ihre natio nale Pflicht zn erfüllen?" Fm Anschluß daran spricht sie von einer „Unehrlichkeit" des Abgeordneten Erzberger. Demgegenüber stellen wir ans der Rede des Abgeordneten Freiherrn von Hertling «l. März 1000) folgenden Passus hierher: „Man hat aufgelöst vor Abschluß der zweiten Lesung, ich bin fest überzeugt, daß. wenn man bis zur dritten Lesung hätte warten wollen, die Verständigung ge funden worden wäre. (Sehr richtig! in der Mitte.) Fch bin um so mehr dieser Meinung, als der Herr Staatssekre tär des Fnnern in jener Aeußerung am vorigen Freitag von Rücksichten auf die auswärtige» Verhältnisse sprach. Wenn derartige Rücksichten im Dpiele waren, hätte es nur einer freien Aussprache darüber mit de» maßgebenden Per sönlichkeiten innerhalb des Xieichstages bedurft, und die Verständigung wäre sofort erreicht gewesen. (Sehr richtig! i» der Mitte.) Fch bin also der Neberzeugung, daß es sich, hier nicht um den Grund, wohl aber um de» Anlaß zur Auflösung handelt." Der Abgeordnete Freiherr von Hert ling hat also schon vor 1>,R Fahren ganz dasselbe gesagt und die Regierung, besonders der Reichskanzler hat ge schwiegen. Tie gelegentliche Frage des Reichskanzlers be weist gar nichts. Tatsache ist, daß in den langen Verhand lungen der Kommission kein Wort über diese Materie und den Zusammenhang mit der Auslandspolitik gesprochen worden ist. Tie Behauptungen der „Tägl. Rundschau" sind somit — Räubergeschichten. — Der 6. preußische Stildtetag, zu dem Delegierte der städtischen Verwaltungsorgane und der Stadtverbände auS allen Teilen der Monarchie sich versammelt hatten, wurde am 5. dS. in Königsberg eröffnet. Die diesjährige Tagung ist in erster Linie dem Gedenken der 100jährigen Wiederkehr des 1808 in Königsberg erfolgten Erlasses der ersten preußischen Städteordnung gewidmet. Zur Eröffnungs sitzung waren der Minister des Innern und die Vertreter der Behörden erschienen. Der Vorsitzende. Oberbürgermeister Kirschner (Berlin), eröffnete die Sitzung, indem er auf die Bedeutung diese- Tages für die Entwicklung des preußischen Städtewesens hinwieS und das Interesse hervorhob, das der Kaiser der Entwicklung und den Leistungen der Städte in den letzten hundert Jahren widme. Dtcses Interesse bekunde sich in dem Telegramm, das der Kaiser zum heutigen Tage gesandt habe und in dem den Vertretern der preußischen Städte anläßlich der Jahrhundertfeier der ersten Städteordnung der Monarchie der königliche Gruß und Glückwunsch entboten wird. Nach Verlesung deS Kaiser- telegramms brachte Oberbürgermeister Kirschner ein drei faches Hoch auf den Kaiser aus. Der Vorstand sandte darauf an den Kaiser nach Rominten ein Danktelegramm, worin die Vertreter der preußischen Städte ihre unwandel bare Ergebenheit und Treue versichern. Oberbürgermeister Köte (Königsberg) begrüßte hieraus namens der Stadt die Erschienenen, besonders die Vertreter der Regierungen und Behörden. Minister von Moltke überbrachte die Glück wünsche des Staatsmimsteriums. Darauf trat die Ver sammlung in die Tagesordnung ein. deren Gegenstand die Entwicklung der preußischen Städte seit dem Erlasse der Städteordnung von 1808 war. — Beschimpfung der Alumnen. Die „Tägliche Rund- schau" leistet sich folgende Beschimpfung der Zöglinge der Priesterseminare: „ . . . Nimmt man noch hinzu das ge dämpfte nationale Empfinden — ich will nicht gleich von Vaterlandslosigkeit reden —, die hermetische Abschließung der jungen Leute von der Außenwelt — in den Pausen dürfen die Zöglinge sich in sorgfältig geprüften Zentrums- blättern über die Vorgänge in der Welt orientieren — so hat man ungefähr — von den eigentlich religiösen Uebungen will ich nicht reden — em Bild vom Leben im Pricstcr- seminare. Daß es in allen Priesterseminaren in Deutsä - lund so aussieht, vermag ich nicht zu sagen." Es ist schon eine Unverschämtheit, wenn sich ein protestantisches Blatt in die inneren Verhältnisse der Katholiken einmischt, aber es ist doppelt unverschämt, wenn es mit solchen unwahren und beleidigenden Worten geschieht. Oefterreich'Ungorn. Tic Proklamation der Anncktion Bosniens wird in den allernächsten Tagen erfolgen. Tie Proklamation wird die Entschließung des Kaisers knndgeben, daß er seine volle Souveränität auf Bosnien und die Herzegowina ansdehne und für diese Länder die für Oesterreich-Ungarn bestehende Erbfolge einsühre. Mit der Pforte wird über eine Verstän digung verhandelt. Oesterreich-Ungarn ist geneigt, auf seine BesetznngSrechte im Sandschak zu verzichten. Auf den Deutsch-böhmischen Städtctagcn in Egcr. Teplitz und Reichenberg wurden Resolutionen gefaßt, worin die Regiernngspolitik scharf mißbilligt und von den Ab geordneten verlangt wird, daß sie in der Obstruktion bis zur Sicherstellung der nationalen Unabhängigkeit der Deut schen Böhmens verharren, und zur Verweigerung der Lau- deSumIagen anfgesordert wird. Frankreich. — Im Monat Oktober werden in Frankreich dr.i Kongreße tagen. Die zwei ersten finden in Marseille und Toulouse statt; der dritte Kongreß wird von den Radikalen abgehalten. Man kann ruhig sagen, daß auf diesen drei Tagungen die ganze innere Politische Lage Frankreichs be sprochen werdcn wiid. Es handelt sich einerseits zn be stimmen, ob im Lager der Sozialisten die Revolutionäre und Anarchisten die große Geige zn spielen haben, und andererseits ob die Nadikaken, welche Eombes sich bemühte mit den Sozialisten zu vei einigen, sich trennen und eine eigene Partei bilden werden. Wie in Italien, so herrsch ,, auch in Frank eich unter den Genossen große D fferenzen. Die Oberbonzen der Parteien Janres, Herves usw. liegen sich gegenseitig in den Haaren; jetzt sollen sich die Massen für den oder jenen „lori-ciar" entscheiden. W e man siebt, ist es mit der so oft gepriesenen „Einigkeit" der Znkunsts- brüder gar nicht so weit her. Bulgarien. — Die Nachricht von der Proklamierung Bulgariens zum Königreich wurde sowohl in d-w Hauptstadt wie in der Provinz mit großer Begeisterung ausgenommen. Uebcrall herrscht lebhafte Bewegung. Alle Verwaltungsbehöcden treffen Maßregeln, um das Ereignis festlich zn begehen, Tic Städte sind beflaggt. Heute wurden im ganzen L inde Gottesdienste abgehalten. Auf dem Truppenübungs plätze bei Sofia wird heute eine Parade der gesamten Garnison stattfinden. Ebenso werden in der Provinz Truppenparaden abgehalten werdcn. Nach Tirnowo gehen unausgesetzt zahlreiche Glückwnnschdep schon ab. Alle AnreauS waren gestern geschlossen. Der Unterricht in den Schulen fällt für drei Tage aus. — Der Bes, ch des Herzogs und der Herzogin von Cumbcrlaud wird bereits in allernächster Heit in Buckingham erwartet. Es stad annähernd 30 Jahre her, seitdem daS Herzogkpa,r von Eumberland zum letzten Male auf britischem Boden weilte. — DaS englische Parlament sieht sich genötigt. Maß regeln zur Steuerung der Arbeitslosigkeit zu ergreifen. Der KliegSminister Haldane will 10—17 000 Mann za enier 0monatlichen Ausbildung einberufen, und der Marineminister will zu demselben Zwecke den Bau von 14 Toipedozerstöcern und 6 gedeckten Kreuzern beantragen. Auch der Arbeits minister Lloyd-George plant verschiedene Maßregeln zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Marskk». — Aus C isablanca wird die Mnkcksiffn-q von flOOO Morn Franzosen ans s.anzosüchen Tram Pfusch ff.n gcim ld.t.