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Sächsische Volkszeitung : 14.04.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190404142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040414
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040414
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-04
- Tag 1904-04-14
-
Monat
1904-04
-
Jahr
1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.04.1904
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«Das Zentrum ist im Jahre 1903 in 2 mehr pro testantischen Wahlkreisen mit 40—90 Proz. der Stimmen aus der Urne hervorgegangen. Im Jahre 1898 nur in einem dieser Bezirke; auch in den Protestantischen Bezirken mit 20—10 Proz. Zentrumsstimmen zeigt sich eine Ver schiebung zu gunsten dieser Partei. Im Jahre 1898 gibt es 25. im Jahre 1903 27 Wahlkreise dieser Art; ganz er heblich ist die Zahl der mehr protestantischen Wahlkreise gestiegen, in denen weniger wie 20 Proz. Stimmen für das Zentrum abgegeben wurden. (Ls rührt dies von der Auf stellung der Zählkandidaturen her und ist besonders beachtens wert. das; die Zahl der Wahlkreise mit 1" 20 Proz. für die Zentrumspartei von 25 auf 12 in dem Zeitraum von 1898 bis 1903 gestiegen war." Man kann hieraus ersehen, wie wichtig die Aufstellung eigener Zählkandidatcu ist. „Tic ausgesprochen autisemili- scheu Richtungen haben in den inehr katholischen Gegenden niemals festen Inst, gefastt." Der Bund der Landwirte hat 1903 in den katholischen Gegenden schlechter abgeschnitten als in den protestantischen; dasselbe gilt vom Bayrischen Bauernbund. Diese Statistik lehrt wieder, wie wichtig jede einzelne Stimme ist; wer von unsrer Seite aus Gutmütig keit sofort im ersten Wahlgange einem andern Kandidaten als dem des Zentrums seine Stimme gegeben hat. must sich jetzt gefallen lassen, dast er ganz so gerechnet wird, wie wenn er dieser Partei mit Haut und Haar ver schrieben wäre! Reichstag. v. Berlin. 03. Sitzung am 12 Avril INO-t. Der Reichstag »ahm am Dienstag bei sehr gut besetztem Hause seine Verhandlungen wieder auf. Glei.b der erste Tag der selben war recht inleresmnt. Tie M ü n z g e s c tz u o v e l l c will neue öl) Pfennig-Stücke einsiihren; auf dem Reichstagstisch lagen die Muster schau auf. Tie sind kleiner als die heutigen, sehr scharf geprägt und krage» die Bezeichnung . Mark". Ban den IN Ps - Stücken unterscheiden sie sich wähl, aber kaum van den 3 Pfer nig- Stücken. In der Debatte wurde dem eingezagenen Taler mancher Obschiedsgrus', nachgesendet: als Dreimarkstück satter wiederkaimnen, so wünschten manche. Zn einer l-Igliedrigcn rivmmissivn wird Weiler darüber beraten. Dann wurde die (Ltatsberatung fortgesetzt; der Eint des Reichskanzlers steht an erster Stelle. Or. Spahn (Ztr.) kam aus den Saarbrückener Äahlprazes; zu sprechen, wa den Bergbeamten verweigert worden ist. ihre Aussagen zu machen und sa dem an- geklagten o.enlrnmsredaktenr den Wahrheitsbeweis zn liefern: aber lrvtzdem ist der Redakteur bestraft warben. Der Staatssekretär des Rcichsjnstizamles sagte eine Abänderung der Slrafprazeszord- nnng zu. Nachdem der Sozialdemokrat David die Schissahrts- abgabcn behandelt hatte, hielt Or. S n t t l e r lnat.-lib.) die erwartete Rede gegen die Aufhebung des Artikels 2 des Jesuitcngcsesics. Er führte auS: Nur mit grösster Zurückhaltung und Kürze will ich mich allster». Kann der Reichskanzler sich über die auswärtige Lage aussprechen3 Der Dreibund ist gesichert, aber unter den anderen Mächten scheinen Verschiebungen eingetreten zu sein. Wie steht es mit dem Absehlust von »enen Handelsverträgen? Sind neue Rach- richteu über die Schulzgebiete da? Tie Verschiebung der Eyen- bahilbauten in diesen rächt sich jetzt. Weite Volkskreise in Deutsch land neuuen sich leider international. Deshalb müssen die übrigen doppelt zusammenhalten. Aber da ist es bedauerlich, wenn unter den letzteren Gegensätze auflauchen, und diese »och verschärft werden. Wir und aus ein Zusammenarbeiten angewiesen: es ist auf das tiefste zu beklagen, dast das, was für einen Teil der Ration heilig ist, dem anderen verwerflich nt. Ein solcher Gegen salz bestellt in der deutschen Vevölternng: aber dieser must in den Hintergrund gedrängt werden. Zeder Teil must auf den anderen Rücksicht nehmen. (Sehr richtig!) Wir helfe» nie den Katholi zismus bekämpfen, sondern nur den UllranioiitanisiuuS, in dem wir eine Gefahr für unser Volk erblicken! (Hho!! Das tun wir im Interesse des Friedens, um keine Erregung in der Bevölkerung entstehen zu lassen. Wir bedauern, dast in der letzten Zeit Ereig nisse eingetreten sind, die dem Frieden nicht dienlich find. Damit komme ich auf die Aufhebung des Artikels 2 des Zesuitengeselzes! (LS wäre nicht klug und nicht recht von mir, von Handelsgeschäften zn reden. Seit >3!»3 hat die Mehrheit der natiouailiberalen Partei gegen die Aushebung gesummt. Die Rechtsgültigkeit des Gesetzes wird von verschiedenen Seiten bestrillen. Der Wille der Einzel staaten ist hier nicht mit der Zartheit behandelt worden, die man sonst gewohnt ist. Der Artikel 2 hat keine hervorragende Bedeu tung: aber die Art des Vorgehens hat verletzt. Vicht sachliche Motive scheinen hier geltend zu sei», sondern andere. So werden die Konfessionen anscinauder gerissen. Mit dem ganzen Ernste der lieber,zcnguug. die uns zur Verfügung sieht, müssen wir hiergegen protestiere»! Wir nehmen auf die Katholiken Rückncht: aber diese Partei «gegen das Zentrum, und die Staatsregierung haben in der letzten Zeit nicht die nötige Rücksicht ans die andere Seite ge nommen. Reichskanzler Gras Bülow antwortete ihm sofort folgendes: Beim englisch-französischen Abkommen haben wir keine Ursache, au- ailsdtiicklich bemerke. Ja. mustte und wollte denn der Apostel au dieser Stelle einen Geueralbericht über sämtliche Erscheinungen geben? mustte er noch besonders erwähnen, dast das Grab leer sei, nachdem er doch erzählt, das; EhristnS anferstendeit sei? Vielleicht hätte er das für notwendig erachtet, wenn er die Begriffsstutzigkeit der „Leipziger V'olks- zeitnng" bei seinen Lesern vorausgesetzt hätte. Da er aber als Leser seiner Briefe denkende Menschen voranssetzte, hielt er das mit Recht für überflüssig. Diese Beweisführung der „Leipziger Volkszeitnng" ist ebenso genial, als wenn jemand ans dem Bericht einer Zeitung: „Rach der Been digung des Begräbnisses des Herrn M versammelten sich die Erben beim Rotar zur Eröffnt!,lg des Testamentes" heraiislesen würde, die Redaktion scheine gar nichts davon zn wissen, dast Herr T. gestorben, da das in dem Bericht gar nicht ausdrücklich b.nnenkt sei!! Dafür würde man dock, hoffentlich auch in der Redaktionsstnbe der „Leipziger Volkszeitnng" das Urteil „vollendeter Blödsinn' ahgeben. Alt dem Zeugnis Pauli scheitert aber noch der andere Versuch, die Erscheinungen des Anferslandenen als Hallu zinationen. Visionen der Jünger zn erklären. Als ob Leute, wie der Jünger Thomas, so nüchterne Denker, Menschen wäre», welche die Ausgeburten ihrer Phantasie für bare Münze nehme». Was wäre dann, zumal in Jerusalem, leichter gewesen, als die Apostel zn widerlegen — durch Oesfnniig dev Grabes imd Vorzeigen des Leichnams. Warum hören die Erscheinungen nach genau -10 Tagen aus? Wir nehmen für heute Abschied von der „Leipziger Volksztg." imd ihrem M. M.-.Korrespondenten mit dem Gedanken: wenn es Blinde geben soll, die über Farben reden, imd Tanbe, die über Musik plaudern, Rezensenten, die Bücher kritisieren, die sie gar nicht gelesen haben, warum soll es denn nicht auch sozialdemokratische Zeitungen geben, die über Christentum schreiben? zunehmen, daß hierin eine Spitze gegen irgend eine Macht liegt. Gegenüber dem ostasiatischen Kriege tun wir Itlles, damit kein Weltkrieg sich entwickelt, Auf kirchenpolitischem Gebiete hat sich Sattler vorsichtig ausgedrückt. Kein Land hat unter konfessionellem Hader so sehr gelitten wie Deutschland. Wer auch an meiner Stelle stehe» wird, er wird in erster Linie bemüht sein für eine Politik des konfessionellen Friedens. Aber Sattler hat seine Vorwürfe nicht spezialisiert: welches Zugeständnis auf Kosten des Reichs an den UltramontaniSmus soll ich gemacht haben? Sattler nenne mir das Rezept, wie ich in verfassungsmäßiger Weise regieren soll ohne Rücksichtnahme auf die stärkste Partei in diesem Hause. Alle füh renden Geister der Natiouailiberalen, mit Ausnahme des Abg. Sattler (Heiterkeit), haben sich für Aushebung des Artikels 2 erklärt. Die vertrauensvollen Beziehungen unter den Bundesregierungen sind in keiner Weife gestört worden; eine Verletzung und Ver gewaltigung der Bundesstaaten ist nicht eingetreten. Wir anerkenne» den Heldenmut der in Südwestafrika Gefallenen. Hierauf vertagt sich das HauS; nächste Sitzung niorgen 1 Uhr. Fortsetzung. Politische Rundschau. Deutschland. Der deutsche Kaiser begab sich am <2. d. M. in Malta an Land und sah den Hebungen an Feldgeschützen und den ghmnastischen Uebimgeu der Matrosen zn. Abends um 10 Uhr erfolgte nach Syrakus zn mehrtägigem Anfent halte die Abfahrt. Der Kaiser änsterte sich über den Aufent halt in Malta sehr befriedigt und zeigte unausgesetzt graste Frische und Elastizität. — Der König von Spanien null nach der „Köln.Ztg." anfangs September in Berlin einen Besuch abslatten und der grasten Herbstparade, sowie den Manövern beiwohnen. Den Besuchen am deutschen Kaiserhofe und anderen Höfen dürfte eine Reise nach Paris vorausgehen. — Der frühere Oberpräsident von Ostpreußen, Frei herr von Richthosen, ein Bruder oes Staatssekretärs im auswärtigen Amte, ist am letzten Sonntage gestorben. In früheren Jahren war er Regierungspräsident in Köln und als solcher znm Minister des Innern ansersehen. Er fuhr auch in der Angelegenheit nach Berlin, kehrte indes ohne das Portefeuille des Innern nach Köln zurück. — Tie Wiederaufnahme der parlamentarischen Arbeiten ist im Reichstage und dem prenstischen Abgeordnetenhanse am Dienstag wieder erfolgt; die Verabschiedung des Etats steht in beiden Parlamenten zuerst ans der Tagesordnung. Das Abgeordnetenhaus wird hiermit schneller fertig werden als der Reichstag, der sicherlich noch 3 volle Wochen hierzu brauchen wird, da gerade noch sehr wichtige Etatskapitel ansslehen. Wenn der Etat fertig ist, was dann? Nach der Vereinbarung sämtlicher Parteien mit dem Präsidenten des Reichstags müssen die sozialpolitischen Resolutionen an die Reihe kommen, selbst unter der Zurückstellung anderer Vorlagen der Regierung. Da ist es nun sehr bezeichnend, dast bereits die „Kreuzzeitmig" gegen diese Vereinbarung, der auch die.Konservativen zngestimmt haben, Sturm läuft; sie meint: „Würde gar noch mit der nmmterbrochelien Ver handlung über die znm Etat des Retchsamts des Innern eiiigebrachtcii -10 Resolutionen ernst gemacht, so würde ^ vor Pfingsten von dem alsdann jedensalls völlig ver ödeten Hanse überhaupt nichts weiter geleistet werden können. Es wird also wohl kaum etwas anderes übrig bleiben, als diese, dem sozialpolitischen Wettrennen zn verdankenden Resolutionen so zn behandeln, wie man deren Initiativanträge bisher zu behandeln pflegte." Wir finden es für sehr unschön, sich derart von ein- gegangenen Verpflichtungen drücken zn wollen; man sage doch lieber offen heraus, dast einem die gesamte sozial politische Aktion nicht Pastt; dann ist dies wenigstens ehrlich gehandelt, llebrigens ist diese Schwankung der „Kreuz- zeilimg" auch vom Standpunkte der Landwirtschaft ans zn tadeln, denn unter den sozialpolitischen Resolutionen finden sich auch solche zn gunsten der Landwirtschaft iUebernahme der Kosten der Fleischbeschau auf den Staat), des Hand werks und des Mittelstandes. Aber diese 3 Stände haben mit dem Arbeiterstand an der Besprechung der Resolution ein weit höheres Interesse als an der Verabschiedung des Serviskassengesetzes, des MiUtärpensioiisgesetzes und der beiden Böriengesetze. Wir erwarten deshalb, nachdem beim Etat für die einzelnen Aeamteiikategoiien geredet und be schlossen worden ist, dast mm auch die Erwerbsstände nicht ill den Hintergrund gedrückt werdet!! — Der Berliner Kirchcuprojeß wird »nn auch das Reichsgericht beschäftigen; es handelt sich um die Rechts- gnltigkeit der Konsistorialverordnimg von 1573, wonach die Stadt Berlin auch heute noch zuin Ban und Unterhalt neuer protestantischer Kirchen verpflichtet sein soll. Das Kannnergericht hat bereits zn gunsten der protestantischen Kirchengc'meindeil entschieden und das Berliner Polizei präsidium ans Grund dieses Entscheides einstweilen ooo 000 Mk. von Berlin zwangsweise beigetrieben. Mag iinn der Prozest enden, wie er will, diese Summe kann die Stadt in den Kamin schreiben; denn dast sie ans dem Wege der Kirchensteuer wieder eingebracht werde, ist ganz ausgeschlossen. Die wasscrwirtschaftlichcu Vorlagen sind dem Ab- geordnetenhanse zur verfassmigsmästigen Beschlustfassung zu- gegangeu. Es sind 5 Gesetzentwürfe, von denen sich 4 mit Vorflutfrageu beschäftigen, während der 5. „Gesetzentwurf betreffend die Herstellung und den Ausbau von Wasser- strasten" die eigentliche Kanalvorlage enthält. Diese letzte verlangt: 1. die Herstellung eines Schiffahrtkanals vom Rhein nach Hannover und zwar für n> einen Schiffahrt- kanal vom Rhein in der Gegend von Nuhrort bis znm Dortmund-Ems-Kanal, einschließlich eines Lippe-SeitenkanalS von Datteln nach Hamm, 70 500 000 Mk., I>) verschiedene Ergänznngdbanten am Dortmuud-Ems-Kanal. 0150000 Mk., o> einen Schiffahrtkanal vom Dortmuiid-EmS-Kanal in der Gegend von Bevergern »ach Hannover niit Zweigkanälen nach Osnabrück, Minden und Linden, einschliestlich der Kanalisierung der Weser von Minden bis Hameln oder der Herstellung von Staubecken an Stelle dieser Kanalisierung 120 500 000 Mk.. zusammen für den Kanal vom Rhein nach Hannover 197 150 000 Mk., 2. für Herstellung eines GrostschiffahrtwcgeS Berlin-Stettin (Wasserstraße Berlin- Hohensaathen), 43 000 000 Mk., 3. für Verbesserung der Wasserstraße zwischen Oder und Weichsel sowie der Schiffahrt- straßc der Warthe von der Mündung der Netze bis Posen, 21 175 000 Mk., 4. für die Kanalisierung der Oder von der Mündung der Glatzer Neiße bis Breslau sowie zu Versuchsbauten für die Strecke von Breslau bis Fürsten- berg a. O., 18 950 000 Mk., zusammen 280 275 000 Mark. In den folgenden Paragraphen wird die Ausführung der unter 1a. Io, 2, 3 und 4 bezeichneten Bauten davon abhängig gemacht, daß die beteiligten Provinzen oder andere öffentliche Verbände der Staatsregierung gegenüber bis zum 1. Juli 1909 in rechtsverbindlicher Form bestimmte Verpflichtungen übernehmen. Erstens sollen die Beteiligten für einen etwa nicht gedeckten Fehlbetrag der alljährlich entstehenden gesamten Betriebs- und Unterhaltungskosten bis zu einem bestimmten Betrage aufkommen. Ferner sollen sie sich verpflichten, anteilig für die 3prozentige Verzinsung von einem Drittel des veranschlagten Baukapitals ans eigenen Mitteln einzutretcn, soweit die laufenden Rein- einnahmen des Unternehmens nicht ansreichen. Die so von den Beteiligten zu verzinsenden und zu amortisierenden Baukostenanteile sind für die vorbczeichneten fünf ver schiedenen Unternehmungen auf 23 500 000 Mark, bezw. 43 950 000 Mk.. 14 500 000 Mk.. 9 300 000 Mk. und 5 100 000 Mk. normiert. Insgesamt beträgt die Inan- spruchnahme der Interessenten an jährlich zn gewähr leistenden Einnahillen für Unterhaltungskosten 2 998 500 Mk.. für Verzinsung und Tilgung 3 297 250 Mk.. zusammen 9 235 750 Mk. gegenüber einer Gesaintbelastmig des Staates mit jährlich 9 908 975 Mk. Der Begründung sind sechs Denkschriften beigegeben. Die vier Gesetzentwürfe, welche sich mit Lorflntfragen beschäftigen, sind: 1. Gesetzentwurf, betreffend die Ver minderung von Hochwassergefahren und die Verbesserung der Vorflnt in der unteren Oder, Havel und Spree. 2. Gesetzentwurf, betreffend Maßnahmen zur Verhütung von Hochwassergefahren in der Provinz Brandenburg und im Havclgebiet der Provinz Sachsen. 3. Gesetzentwurf, betreffend Maßnahmen zur Regelung der Hochwasser-, Deich- nnd Vorflntverhältniffe an der oberen und mittleren Oder. 4. Gesetzentwurf, betreffend die Freihaltnng des Ueber- schweminnngsgebietes der Wasserlänfe (für die ganze Monarchie). — Dem Vernehmen nach wird dem preußischen Ab gcordnctcnhausc in Ergänzung der ihm bereits Angestellten wassenvirtschastlichen Vorlage demnächst ans dem Ministerium des Innern ein Bericht über die durch die letzten Hochwasser in verschiedenen Provinzen, namentlich in Schlesien ange- richteten Schäden, sowie über die Venvendung der hierfür ansgegebenen l l Millionen zngehen. — Das preußische Abgeordnetenhaus hat am l2. d. M. in der Wiederaufnahme seiner Veryandlnngen das Kapitel Universitäten erledigt. Zieschö <Zrr. > forderte mehr Für sorge für die Universität in Breslau. Han Pt mann (Ztr.) für die in Bonn und Schinedding (Ztr.) eine medizinische Fakultät für Münster. Gegen den letzteren Wunsch sprach sich nainentlich Kultusminister Scudt sehr entschieden ans. Morgen beratet das Hans die „höheren Lehranstalten". — Tie Organisation der Freimaurerei. Tomenico Margiotta gibt in seinen „Erinnerungen eines Dreiund- dreistigsten" über die freimanrerische Organisation, wie sie von dein am 2. April 189l verstorbenen Großmeister des höchsten Rates A. Pike geschaffen wurde, folgende Uebersicht: Es bestehen seit 29. September 1890 drei höchste Autoritäten, l. Das oberste dogmatische Direktorium mit dem Sitze in Eharlcston (Amerika), genannt „der sehr heilige Stuhl". 2. Das souveräne Exekutiv-Direktorinm, mit dem Sitze in Nom, genannt „der sehr mächtige Stuhl"; souveränes Haupt der Politischen Aktion damals der be inächtigte Adriano Lennni, jetzt nengewählt der energische Ferrari. 3. Das souveräne Administrativ Direktorium mit dem Sitze zn Berlin, genannt „der vollkommen königliche Sitz". Höchster Abgeordneter für die Finanzen: Bleichröder, höchster Abgeordneter für die Propaganda: Findel in Leipzig. Diesen drei höchsten Autoritäten unterstehen in Europa das große Zentraldirektorinin zn Neapel mit 27 Provinzen. Davon befinden sich 5 in England, 2 in Schottland, l in Irland, 7 in Deutschland, 2 in Frankreich, 1 in der Schweiz. 1 in Belgien, 2 in Italien, 2 ill Spanien, l in Portugal, 1 in Ungarn, 1 in Rußland, l in der Türkei. Die deutschen Provinzen sind folgende: die Hamburger, die Berliner, zu der auch ganz Polen mit Galizien gehört, die Münchener, die Dresdener, zu welcher wieder Schlesien und Böhmen gehören, die Leipziger, die in Frankfurt a. M., endlich die Straßburger. — Den italienischen Provinzen sind zngeteilt die österreichischen Distrikte von Trient und Brixen in Tirol, Triest. Görz, Istrien und Fiume. — Die Ungarische, mit dein Provinzial-Grostmeistersitze in Pest, umfaßt ganz Oesterreich niit Ausnahme von Böhmen. Galizien, Oesterreichisch-Schlesien, Trient. Brixen, Triest und Fiume. Ferner gehören zur ungarischen Provinz Bosnien. Herzegowina, Novibazar, Montenegro. Serbien und Bulgarien mit Ausnahme von Ost-Nnmelien. Im Jahre 1890 war Großmeister in Ungarn Antal de Berecz. Da sich jetzt die ganze Oberleitung der Freimaurerei in italienischen Händen befindet, so ist die Wahl Ferraris für die zukünftige Politische Konstellation in Europa von hoher Bedeutung. Unter Leimuis Grotzmeisterschast war Ferrari nebst Carducci. dem Verfasser der Hymne an den Satan. Großassistent des Logcnpapstes Lemmi. Die drei bildeten somit den höchsten Triangel in dem Orden. Schweiz. — Gegen die anarchistische Propaganda. In den Schweizer anarchistischen Blättern ist die Ermordung der Staatsoberhäupter verherrlicht worden, weshalb der Bundesrat ein Spczialgesetz ausarbeitete, welches die Verteidigung von Verbrechen der anarchistischen Propaganda mit Gefängnis strafe bedroht. Der Ständerat hat diese Gesetzvorlage ein stimmig angenommen. Bnndesrat Brenner, der Chef de« Justizdopartements, führte ans. daß die Verfolgung einer Verherrlichung deS KönigsmordcS namentlich auch im internationalen Interesse der Schweiz geboten sei, welche nicht dulden dürfe, daß von ihrem Boden aus durch diese Anpreisung straflos zu Attentaten aufgefordert werde. Frankreich. — Mehrere Generalräte beschlossen eine Glückwunsch adresse an den Präsidenten Loubet. in der zum Ausdruck
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