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Ak,immer 57 — 22. Jahrgang Erscheint sechsmal wöchentlich. BezugSprei- für April 5000 M. Anzeiftenprelsi Die eingespaltene Petitzrile L KV M, für Familien-und Vereinsanzeigen. Stellen, und Mietgesuche ISO M. Die Petit-Reklamezeile, 89 mm br-it. 750 M., Ossertengebühr siir Selbstabholer Lv M., b,i liebe, sendung durch die Post außerdem Portozuschlag, «reit» sür die Einzelnummer 200 Mark Geschästlicher Teil: Josef Foymann, Dresden Siickllscke Mittwoch, de» 25. April 1923 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auj Lieferung sowie Erfüllung von Anzeigen-Austrägeu und Leistung von Schadenersatz. Für undeutlich und durch Fern«, sprecher übermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt eingesandte und mit Rückport» nicht versehene Manuskripte werden nicht ausbewahrt, Sprechstunde der Redaktion S bis 6 Uhr nachmittag», Hauptschristleiter: Dr. Josef Albert. DreSde« VMzeLtung Tageszeitung für christliche Politik und Kultn Redaktion und GeschLltaftelle: Dresden-Altstadt IS. -olbeinitrak« »S S Fernruf 82722 / Postscheckkonto Dresden 14797 llMWtW IINH BW - Ae M der M - M «eue Lebe« Druck und Verlag» Saxonia « Vuchdruckerei G. m. b. H. Dresden.Altstadt 16, Holbeinstraße 4« Was aas W Siege Mrt 4» Na»l hat durch die letzten außenpolitische» Vorgänge das Aesühl bekommen, daß nunmehr Deutschland die von Lord Cnr- zon gegebenen Möglichkeiten ergreifen und von sich aus irgendwie die Lösung der Krisis unternehmen muß. Allerdings enthält die Rede Lord Curzons, trotzdem sie in erster Linie den freund schaftlichen Charakter mit Frankreich trägt, immerhin An knüpfungspunkte für eine neue Politik. Um aber di« Gestaltung der Dinge nicht allzu optimistisch zu beurteilen, ist es unbedingt notwendig, den tieferen Kern der seitherigen Vorgänge sich stets vor Augen zu halten. Mit einer ausgezeichneten Entstellung und heimlichen Feldherrnkunst hat Poincare in den letzten Wochen an seinen Plänen gearbeitet. Nicht wir in Deutschland allein haben längst erkannt, daß die Rnhraktion in bezug ans die wirtschaft lichen Erträgnisse verfehlt war. Frankreich und Belgien wissen cS ebenso gut, oder vielleicht »och besser. Aber diese beiden Län der haben nicht den Schluß darau» gezogen, den ihnen leichtgläu bige Deutsche hätten zutrauen mögen: DaS Signalblasen zum Ruckzug. Sie haben vielmehr in aller Stille etwas neues ge funden Weil die Rnhraktion ohne Ergebnis blieb, tauchte plötz lich das Märchen von den „Sicherungen" für Frankreich auf. Diese Sicherungen traten ganz in den Vordergrund der Erörte rungen. Frankreich und Belgien beraumten eine Konferenz in Paris ein und hinter heimlichen Türen verständigte man sich, daß diese? neue Märchen in die Welt gesetzt werden müsse. Da zu kam das andere wichtige Moment. England sah mit einer sonderbaren „Teilnahmslosigkeit" auf die Aktionen der beiden Entenkebrüder. Dieses England nnn, das in» Grunde doch rein wirtschaftlich denkt, hätte verderblich werden können, wenn erst die ganze Welt begriff, daß da? wirtschaftliche Ziel an der Ruhr nicht in Erfüllung gegangen war, noch s« in E» süllnng gehen könne. Dieses Hindernis mußte Louchenr be- seitigen. Er betonte eindrucksvoll in London die Gefahr, in der Frankreich vor den, mit Schupobeamten überorganisierten Deutschland sich befinde. Sicherungen! Sicherungen — vor dem Militärstaat Deutschland. Und plötzlich gewann die Rnhraktion eine ganz-- neue Bedeutung. Man vergaß die paar Tonnen Kohlen, die man ursprünglich hatte holen wollen, und Frank reich wußte mit einen» Male, daß eS an Rhein und Ruhr stand, um sich gegen Deutschland zu sichern, ober noch deutlicher, um das Rheinland zu annektieren. Auf dieser Politik der Annektioncn beruht der ganze Kampf, der augenblicklich um die europäische Lage entbrannt ist. An diesem Kernpunkt scheitert vorläufig alles. Darauf sind alle Forderungen Frankreichs eingestellt. Freilich hat es das Wort Annektionen vermieden und dafür Sicherunaen gesetzt. Ten Eng ländern ist dieses Wort saftig und schmackhaft gemacht worden. England wehrt sich zwar gegen diesen Plan. Aber anstatt nn» direkt gegen den Urheber solcher Gewaltgedanke» vorzugehen, erklärt Lord Curzon, die einzige Möglichkeit einer Lösung der Re parationsfrage liegt bei Deutschland. Deutschland müsse ein Angebot mache», nur Frankreich zu beruhigen. Wir dürfen das Moment nicht verkennen, das in diesem Wort liegt. Frankreich hat in gewissen» Sinne die Svmpathi-« Englands bereits gewonnen, trotzdem an anderer Stelle Lord Curzon hoch nnd feierlich sich gegen sede Zerstückelung Deutsch lands erklärt. Nur ja nicht Frankreich zu nahe treten. Lieber den» an Leid gewöhnten Deutsthland. Freilich weiß England Wohl, um was es sich letzte» Endes bei der Festsetzung Frank reichs am Rhein handelt. Es bedeutet die Vormachtstellung Frankreichs auf den» Kontinent, und da? kann England ans die Dauer niemals dulden. Aber daß England gerade trotz dieKS Umstandes nicht die energische Kraft Frankreich gegenüber fin det, beleuchtet zu grell die Tatsache, wie weit England bereits Frankreich Gehör geschenkt hat. Frankreich hat auf die Ein wendungen Englands dann noch mildere Formen zu prägen versucht nnd von Entmilitarisierung, von Neutralisierung und von» Völkerbund gesprochen. England ging auch darauf iii gewissem Sinne ein. Daß Frankreichs Führung den Völkerbund bestimmt, wissen wir zur Genüge, nnd auch die Versicherung, daß nur das westliche Rheinland und das Saargebiet zu einem Bundesstaat unter Oberleitung des Völkerbundes sich vereinigen solle, kann nnS nicht trösten. Ja, auch der veränderte Name: „Rheinische Republik", unter dem dieses Staatengebilde in die Erscheinung treten soll, kann uns über den Kern der Sache nicht hinweg- tänschen. Gegen diesen Plan der Staalenbildnng unter Aussicht des Völkerbundes hat nun allerdings Lord Eurzon gesprochen. Er hat die Ohnmacht des Völkerbundes gekennzeichnet. Er hat sich gegen jede Zerschlagung des Deutschen Reiches geäußert, die Tüch tigkeit des Deutschen Volkes gepriesen und das Ansehen hervor- gehoben, daS wir »ns bereits wieder durch nickere Widerstandskraft erworben haben. Wir glauben nicht, daß der englische Staats sekretär eS bet diesen Aenßerungen sehr ehrlich mit dem dent'chen Volke gemeint hat. Er mußte schließlich doch so etwas ähnliche? sagen,, nicht um Deutschland zu Preisen, sondern um Frankreich einen kleinen Dämpfer zu geben. Einen kleinen, denn viel mehr Ist er »licht. Ja, wir können ruhig mit der Tatsache rechnen, daß. wenn Frankreich gegen den Rillen Englands seine Annerions- gelüste ansführte, England vielleicht wieder nicht oder wenig stens vorläufig nicht die Kraft fände, nm einzugreifen. DaS Ganze ist also ein großes Intrigenspiel, in dem einmal England seinein alten Freund nicht wehe tun will, aber doch den über- mäßigen Gelüsten nicht unbeteiligt zuschanen möchte, zun, an deren Mal Frankreich daS eine klare Ziel verfolgt: Für alle Zeit das Rheinland von Deutschland loszulösen. ES wäre mm Zeit gewesen, daß Lord Eurzon an die vorher erfolgten Er klärungen dcS deutschen Außenministers angeknüpft hätte, die eindeutig genug Ware», nm dem RcparationSproblem näher zu kommen. Die deutsche Regierung hat sich zu dem Plan des amerikanische» Staatssekretärs Hughes oft genug bekannt, der eilt Internationales Finanzkonsortinn» zur Festlegung der Re parationszahlungen vorschlug. Weiterhin aber auch zu den» im Januar dieses Jahres erfolgten Vorschlag auf Zahlung von ZO Milliarden Goldmark. Frankreich aber lehnt und leugnet sogar alle diese Dinge ab. Lord Curzon fand jedoch nicht die Kraft, darauf einzngehen, sondern verlangte eine neue Int- IWtjve.dcr deutschen Regierung. Bor wichtigen Entscheidungen Die Neichsregierung strebt einer Lösunq der Krisis zu — Wichtige Beratungen im Neichskabinett — Bevorstehende Besprechungen mit den Führern der Parteien, der Industrie und der Finanzwelt — Eine bedeutungsvolle Maßnahme der Reichsbank Die lz-tzien drei Monate habe»» den Beweis Die Rede M ssiWllS wird beantwortet Berlin. 2t April. Erft gestern mittag ist der Wortlnut der Rcdc des englischen Außenministers in Berlin eingctrsffcn. Darauf beschäftigten sich die zuständige» Stelle» mit Sem Studium dieses authentischen Tertes. Die NcichSregiernng soll sich darüber schlüssig werden, ob sie rin neneS Angebot machen, wie Lord Eurzon es wünscht, oder ob sie durch geeignete Schritte darauf Hinweisen wird, daß das letzte deutsche Angebot, dessen Ncbcrrcichnng von Poineare sabotiert wurde, »och immer Geltung habe und daß Dentichland bereit fr», aus der Grundlage dieses Angebotes Verhandlungen über eine Ausgestaltung der einzelnen Vorschläge anzukirüpsen. Es verlnntct, daß die Neichsregiernng einer solche» Lösung ;u- »eige, zumal sie infilge der tatsächliche» deutschen Wirtschafts lage gegenwärtig nicht imstande sei. hinsichtlich der Reparations leistungen erhebliche Abäiideenngen des alten Porschlages vor- znmhniei» oder neue feste Zisfern zu »eniee». Berlin. 24. April. Die Beratungen in der Wilhelmstraßt über Sie Rede Lord Eurzons iind im Lausr des Montags in Rcs- sortbesprechungru ausführlich weitergesührt ivoideu. Das ReichS- kabinett als Ganzes hat sich mit de» Aiissühruilgen des e»g- lische» RußenminjsterS noch immer nicht beschäftigt. In par lamentarischen Kreisen rechnet ma» jedoch damit, daß dieReichs- regicrung bereits in kürzester Zeit Gelegenheit »ehmei» wird, sich mit den Führern der Parteien, der Industrie und der Finaiez- welt in Verbindung zu setze», um sich mit der Lage zu befasse». Darüber besteht jedoch kein Zweifel »»ehr: daß Vas Neichs- kabinctt fest entschlossen ist, die Rede Lord Cnrzons zu beant worten. Ta die nächsten Tage mit den oben erwähnten Besprech ungen ausgefüllt sei» werde», ist kam» anzunchmen. daß die Aktion der ReichSregiermig von Ende der Woche vor sich gehe» wird. Die Reichsregierung war nicht in drr Sag,-, bereits früher zn den Ausführungen des englischen Außeniniieisters Stel lung zu nehmen, da sie erst den amtlichen Tert der Rcdc zur Ver- sügnng habe» mnßte. Berlin. 21. April. I» hiesigen politischen Kreist» ver lautet. daß die Reichsregierung z» einem positiven Vorgehen ge willt Ist. Mai» habe dasür drei Weg« ins Auge gefaßt: 1. Eine Erwiderung des Reichskanzlers Dr. Enno oder des Reichsaußen- ministers Tr. Ro send erg vor dem Plr,»»n dcS Reichstags. 2. eine amtliche Verlautbarung, oder I. eine Köl le kt ivnote an alle S i g n a t a r m ä ch t e des Versailler Vertrags, in der rln fester Vorschlag enthalte» wäre. Es sei wahrscheinlich, daß die Regierung sich entschließe» werde, de» ketzterc» Weg zu gehen, da er mehr Erfolg ver sprechen dürfte, als die beide» anderen. Für Deutschland spielt in diese», ganzen Zusammenhang die Wahrung seiieer staat lichen Souveränität in den besetzten Gebieten die asler- größtc Rolle. Hierüber hat Lord Eurzons Rede hinreichende Klarheit »och nicht geschaffen: jedenfalls aber wer de» k» der nächsten Zeit Entscheidungen- von größter Wichtigkeit in Berlin falle». Für den ferneren Gang der Dinge hängt auch «ußerordentttch viel oon der Haltung der französische» Regie rung ab. Die Ktlailfselmg des WchsliaMisklinls Rechtfertigung brS Reichslmnkvräsidentc» Hnvenstrin. Berlin, 24. April. Die Leitung der Neichsbank hat den Wechseldiskont von 12 Prozent auf 18 Prozent und de» Lvmbnrdzinsfuß von 13 Pro zent auf 19 Prozent erliögt. Im Zentralank-schuß der RcichSbank führte Reichspräsident Havcnstein über die Prozent-Erhöhung deS Neichsvankdiskontes ans 18 v. H. a. aus. Var allem ist cS die weitere Auswirkung dcS Einbruchs der Franzosen in da? Rnhrgebiet und die Anfrecht- crhaltmng der Produktion, die die Gewährung » m fa » g r e i cb e r Kredite notwendig gemacht haben. Aber auch im unbesetz ten Deutschland sind naturgemäß die Ansprüche außerordent lich stark geslicgcn. geliefert daß auch von einen» wassenlosen Volke das Recht gegen die Ge walt mit Erfolg verteidigt werden kann, wenn Negierung, Wirt schaft und alle Schichten dcS Volkes geschlossen zusammcnstehen. Wir müssc» nnS daraus einrichien, den Kampf noch lange und mit Erfolg zu führen. Die seit bald drei Monat'» geführte Stützungsaktion der Neichsbank ist ein sehr wesentlicher Teil deS A b w e h c t a m p f e ). DaS große Mittel, daS das Reich und die Reichsbank hierin: in Anwendung gebracht habe», die Auslegung der Goldichaiaa- weisungSnnIeihe, hat den Erwartungen nicht entsprochen, und dos ha» die Wiikniig gehabt, daß unser Gegner die Widerstandskraft nnd Widerstandswillen der deutschen Wirtschnft schwache» ein- schätze» zn dür»e» geglaubt haben, als sie sind, daß aber auch, nnd das ist das schlimmere, im eigenen Lande wieder Toiiderinier- essen sich znm Schaden des Ganzen i» starkem Maße betätigt haben. Nicht nur die T a g e S s p e k » l a i i o n sondern auch die ernsten Kreise unserer Wirtschaft glaubten da? Recht zu habeii, sich nicht nur sür den zivmgcnden Bedarf der naben Zu kunft sonde-ni anck, weiterhin ans Vorräte oder für Devise» die sie abgcstoßcii batten, init großen Beträge» eiiizndecken. Diese: Kamp» erfordert gebieterisch, daß alle Senderintercksen rücksichtslos »»rückgestellt werden. Wir hoffen, daß daS in der letzten Woche erfolgie Empor- schnellen deS Dollar? und die in der Stützungsaktion der Reich-?- bank vorgenommcne Aendcrung der Taktik als ein lauter, ernster Weckruf einpsnndcn werde. Wir halten ) cS für gebotet!, ihm auch auf dem Gebiete der enger » Re-chs- bankpolitik durch die starke Erhöhung, die wir anSspeeche», und das stärkste Warnung?- signal, da? wir ansrichte» können, nnmitlelbar folgen zu lasse». Sie ist also eine der Maßnahmen, die geboten sind nm die Stützungsaktion von den Hennn-.inae» zu befreien, denen sie in letzter Zeit anSgesetz! gewesen ist. Sie wird dalnii wirken, daß alle diejenigen politische» und wirtschaft lichen Faktoren, die in der Lage sind, zur Bebebnng ihrer Kredit und Kapitainot durch kurz- oder langsristige Anleihen oder durcl Erhöhung ikreS GesellickmsiSkapitalS an den Karntalinarkt heran- zutrcten und diese» Weg z» beschreiteu. ebe sic mit ihren An sprüchen an die Reichshank nnd die Darleb»?kassei» berantreien die nicht dazu da sind, langfristige oder dauernde nnd an der Kapitalmarkt gehörende Brdnr'nisie durch Herausgabe siktivei Gelder z» befriedige». AuS allen diesen Giünden wurde beschlossen, den Di-:- tont von 12 ans 18 v. H. beranfziisetze». Ich habe daran aber die dovelie Bitte a» die Bank- Welt zn knüpfen: Ich bitte die Banken, nn? am Devisenmarkt mit ihrer ganzen Kraft nnd ihrem ganzen Einfluß zu unter- stützen. ii-Sesoiidcre ihre Böinenvertreter aus da? bestimmteste anziiweisen. keinrriei Devisenanlträge an die Börse zn geben, die nicht dem wirklichen Bedarf der Wirtschaft und des Verlebre 'entsprechen, und weiter habe ich die Bitte auSzn- sprechen, daß die deutsche Bankcrett bestreb» sein möge, die Heni- miingen und Vericuernngcn. die eine solche Diskonterhöhung ans dem einen oder anderen Gebiete mit sich bringe» muß. durch eine entgegeiikoiilinriidc ZinS- nnd Gebührenvolilik zn mildern. De? ReichSbankdn'cktorinm gibt sich der Erwartung bi», daß die be schlossene D i S k o n t e rh ö b » n g nicht a u ck^ für die Bank- Welt da? Signa! bedeuten werde, ibrersett? der gesamten Kund, schaft den Kredit, drr irtzt bereit? mit den doppelten und drei- fache» nnd teilweise noch höheren Spesen als bei der Reicht- bank belastei ist. weiter zn Verteiler». » Bertin, 23. April. Der Zinsfuß der DarlehnSkafse beträgt von heute gn bis ans weiteres allgemein sür VorzngSdar- Ichn 18'-. sür Darlehn gegen Verzinsung festverzinslicher Wertpapiere einschließlich der unverzinslichen Schatzanweisungen 19 und für Darlclni gegen Verpsändnng von Aktie» nnd der- gleiche! sonne vrn Waren 29 v. H. Ji» diesem Stadium hesinde» wir uns jetzt. Aber wir können nach diesen Darlegungen schnell feststeslen, um was e? in der Zukunft geht, wo der Kern der Sache liegt. Er liegt weder in der Regelung der interatliierien Schulden, noch in der prak tischen Lösung der Reparationsfragen, sondern in dem Annerions- willen Frankreichs. Allerdings drängt auch Frankreich aus ein deutsches Angebot, aber eS will eben dadurch von Deutschland die Anerkennung der Rechtmäßigkeit der Ruhrhesetznng erwingen. England neigt nach Frankreich hinüber ES sucht irgendeine Gelegenheit, uni mit heiler Haut nnS seiner Neutralität herauS- zukommcn. Nnn sieht alles aus Deutschland, ob eS die neue Sprache finden wird, die alle versöhnen soll. Aber will Frank reich überhaupt versöhnt sein? Wir behaupten das Gegenleit. Wir können eS mit keinen, nnS erträgliche» Angebot befriedige». Kann also die deutsche Regierung überhaupt etwas unter nehmen? Sie kann eS zunächst nur unter der Voraussetzung, daß die Erfüllung eines etwa zustande kommenden Neparationsver- trages erst dann beginnt, wen» da? Rnhrgebiet geräumt ist, Wenn wir sicher sind, daß daS Rheinland gemäß den Bestimmun gen des FricdenSvertrageS in den festgesetzten Zeiträumen von den BesahungStrnppen besreit wird, nnd daß endlich die Räu mung de? Ruhrgebietes vor sich geht, ohne daß wir nnS über diese Räumung selbst Bedingungen von Fra.-.'reich stellen ließen. In diesen» Sinne wird die deutsche Regierung keine Möglichkeit versäumen, um ihrerseits eine Lötung herbeizufüüren. Aber da mit sind »uS die Grenzen gesetzt. Wird nicht iedeS .zahlen mäßige" deutsche Angebot von Frankreich als zn gering beiänet werden? Wo bleibt dann die Rettung? Soll der Streit in? unendliche wcitcrgehcn? Zivei Resultate haben tvic bi? jetzt an? dem Komps nm das Rnhrgebiet zn verzeichne». Einmal das Wachsen nnsercS Ansehens vor aller Welt und znm anderen Male die immer schwie rigere Gestaltung von Verhandlungen. Deutschland wird versuchen, nach einmal sein Möglichstes ans-,»bieten. Ob init Erfolg, ist un gewiß Dann kann uns nur das erste znm Siege verbelse» lieber die Annerionspotitik Frankreichs gibt es sür Deutschland keine Verhandlungen. Sollte Frankreich allerdings seine Pläne gegen die Meinung Englands durchsühren, dann wäre nach einer bcstimmle» Zeit auch sür England ein neues Stadium gekommen. ES käme dann letzten Endes ans ein aktives Eingreifen dieser Macht a». Ob der deutsche Widersvrnch allein imstande sein wird, die fremde Mitiiärgcwalt zu brechen, ist nickt zu sagen. Aber er wird imstande sein, allmählich die übrige Knlinrwelt von der Wahrheit, der Freiheit nnd dem Recht zn überzeuge». Durch linieren passive» Widerstand miHsen wir die übrige Welt zur Aktivität reizen. Ein schwerer, ein furchtbarer und langsamer Kampf, aber die einzige Möglichkeit für ein tvaiien« lose? Volk, wenn auch der fetzige gute Wille der deutschen Re gierung wiederum seine Anerkennung finden sollte