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Sächsische Volkszeitung : 19.04.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192304192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19230419
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19230419
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-04
- Tag 1923-04-19
-
Monat
1923-04
-
Jahr
1923
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.04.1923
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UTiterlLL^ItunE und UviUen Erinnerungen aus dem Orient Max Belwe, Erfurt. - Die hl. Grabeskirche. Die GruLeskirche liegt eng zwischen Häusern eingetiemmt. Das ehrwürdige, streng romanische Eingangsportal aus der Kreuzfahrerzeit macht einen großartigen und stimmungsvollen Eindruck. Die Kirche erhebt sich über dem angeblichen Grabe Jesu. So ehrfurchtcrweckend dieser Ort an sich ist. so macht die hier waltende „Schönheit" leider einen.Eindruck, der auch einen ernsten Katholiken enttäuschen mutz. WaL ich vor allein 'ver linkte, war der Geist, der um eine solche Stelle seine Fittiche schlagen mühte. Die Grabeskirche ist ein Gewirr von Kirchen, Kapellen, Klöster», kunterbunt unter einem Dache labyrinthartig vereinigt, ohne jede stilgerechte Anordnung. In einem hohen kreisruirden Kuppelbau ist gleich einem Spielzeug ein kleines Marmorgebäude mit seltsamem Zwiebeldach eingebaut, eine kunstvolle Prunk- kapelle in einer Kirche. Silberne Niefenleuchter stehen zu beiden Seiten deS Kapelleneingangs. An glatt gegriffenen Steinwän den taste ich mich m ein enges Gemach hinein, in dem kostbar« Ampeln vor einer bildergeschmückten Wand gedämpftes Licht auf eine Marmorbank fallen lassen. Der Altar gehört nach Zenti metern scharf begrenzt den verschiedenen Religionsbekenntnissen. Dies ist Jesu Grab oder wenigstens sein Grabmal. Weiterhin dem führenden Mönche folgend kommen wir durch düstere Gänge, steigen dann eine Treppe hinauf zu einem luarmorgetäfelten Kapellenraum. Bilder und Altäre finden sich hier wie anderwärts. Löcher im Fußboden bezeich nen die ehemaligen Standpunkte der drei Kreuze Da eS zur Zeit an zahlenden Pilgern fehlte, sparen die Mönche begreiflicher Weise die Kerzen, und so liegen viele Räume ini Dunkelu. Die wertvollsten KleinMen und Lampen sind augenblicklich entfernt und in Sicherheit gebracht und nur teil weise ersetzt. (Diese Allgaben erklären sich daraus, daß der Verfasser seine Erinnerungen während deö Krieges schrieb. Die Redaktion.) Gar schwer tvurde eS, in diesen Jnnenräumen die Vor gänge der Karfeitags- und Ostergeschichte mit zu vergegenwärti gen. Hier hat die Sucht alle möglichen heiligen Dinge zusam- menzutragen, die Grobeskirche geradezu zu einem bunten Jahr markt gemacht, wo alles zu sehen ist, waS daS Pilgergemüt ir gendwie zu sehen begehrt. Neben Golgatlm und Christi Grab zeigt man die Gräber AdamS, Melchisedechs, Josefs von Art- mathia und deö Nikodemus, das GesängniS Jesu, die Geißrl- säule, den Ort der Dornenkrönung und der Verteilung der Klei der. den Stein, auf dem sein Leichnam gesalbt wurde und den der Engel vom Grabe wälzte, die Vertiefungen, die Christi Fuß zurückgelasse» und die infolge der Tränen Mariä entstanden, den Felsenriß, der in der Todesstunde sich öffnete und eine Säule, die zeitweise Tränen vergießt. Hier haben sich alle christlichen Bekenntnisse zusammenge- si ndcn außer dem evangelischen. DaS gab zu allerlei Eifer süchteleien unter einander Grund. Besonders die Abessinier und Kopten zeichnen sich durch Hochmut aus. Sie machen einen nicht allzu friedfertigen Eindruck, und eö ist wie eine Beruhigung, die kaffeetrinkenden türkischen Wächter in der Vorhalle des Got- ieshauscS gleichgültig mit untergeschlagenen Beinen sitzen zu sehen. Sie haben schon öfters Eingreifen müssen, wenn die Ver treter der Religion sich wegen vermeintlicher Ilebergriffe deS einen oder anderen Teiles in die Haare gerieten... In einer Sakristei zeigte man mir das Schwert und die Sporen des ersten christlichen Königs von Jerusalem, Gott frieds von Bouillon. Der mich führende Pater, ein Hüne von Gestalt, mit wildem roten Barte, holte hier uner wartet aus einem Schranke eine Flasche Palästinawein hervor, stärkte sich und nötigte mich zum Trinken. Dabei versicherte er mir immer wieder, das; er für die Heiligtümer sein Leben lassen würde. Obgleich ich gar nicht daran zweifelte und von dem Ge sehenen sehr abgespannt war und durchaus friedlich gesinnt, mutzte ich seine Beteuerungen über mich ergehen lassen, und eS wurde mir tatsächlich Angst und bange dabei. Die Grabeskirche selbst fesselt sicher jeden Kunstfreund un- gemein. Trotz ihres langen Bestehens hat die Form und Anlage noch, ungefähr denselben Charakter wie 1187, als die Kreuzfahrer Vertrieben wurden. Die Kirche, besser die Kirchenstadt, ein zwei ter Vatikan, wird von den Mönchen und deren Zugehörigen in besonderen Häusern bewohnt. Der Zugang ist jedoch, nur durch dis Pforte im großen Kirchentor möglich. Bei Einbruch der Dunkelheit schließt der türkische Wächter diese Stadt im kleinen ab bis zum anderen Morgen. Wichtige Sachen werden dann nur noch durch euie kleine Fensteröffnung erledigt. Die grotze Bleikuppcl über der Rotunde stammt auS dem Jahre 866, hat mithin ein ehrwürdiges Alter. Zu ihrer Be sichtigung bin ich auf dem Kirchendach gewesen. Durch kleine Oesfnungen in der Kuppel lernte ich deren äutzere und innere Bauart kennen. Die Ausschau über Jerusalem ist stellenweise sehr umfassend, vor allem kann man von hier auS die Ausdeh nung dieser konstantinischm Kirche ermessen. Die GrabeSkirchs soll im ehemaligen Garten des Josef von Arimathia erbaut sein. Die frühesten Nachrichten über hier stattgefundcne Ausgrabungen verdanken wir deni Vater der Kirchengeschichte, dem Bischof Eusebius von Cäsaräa (814—340). Wieviel von den Ueberliefcrungen den Tatsachen entspricht, wird wohl nie aufge- geklärt werden. Anscheinend haben die Gegner der Christianer, wie man danualS die Christen benannte, das heilige Grab gründ lich zerstört und auf der Stätte zum Hohne einen Tempel der Venus erbaut. Der Kaiser Konstantin und seine Mittel, dis hl. .Helena, Netzen später an dieser Stelle Ausgrabungen und Forschungen anstellen, wobei sie auf das unversehrte Grab Christi gestoßen sein sollen. Geschichtlich ist nur erwiesen, datz an dieser Stätte 336 eine prächtige Basilika gestanden hat. die 614 von den Persern zerstört wurde. Wie umfangreich die für den erwähn ten Bau nötigen PlanierungSarbeiten deS sehr abschüssigen Ge ländes gewesen sein müsse» und wie sich die Christen jener Zeit mit der ursprünglichen Oertlichkeit äbfandeu, daö wird wohl nie mals aufgeklärt werden. Jedenfalls wurden noch in neuester Zeit innerhalb der Grabeskirche bei Bauten alte jüdische Felsen gräber gefunden und frei gelegt. Demnach mutz die Kveuzi- gungkstätte, die heute innerhalb der Stadtmauern liegt, ehedem außerhalb gelegen l>aben. Die Kreuzfahrer fanden bei ihrem Einzuge in Jerusalem 1069 über dem Grab Christi eine Kirche vor, die ihnen jedoch für die Bedeutung der Stelle zu ärmlich war. Infolgedessen führten sie einen umfangreiche» Neubau aus, der alle auf dem Gelände errichteten Kapellen usw. unter e i n Dach brachte. Hier wurden von jetzt ab die christlichen Kö nige deS HI. Landes gekrönt und auch beigeseht. 1808 vernich tete ein grotzer Brand viel Wertvolles. Trotz aller späteren Restaurierungen und Anbauten, dominiert noch heute der Kceuz- fahrerbau, dessen Spuren überall hervortreten. Hoch interessant sind die Studien der verschiedenen Bauweisen und Ausschmückun gen. Besonders fallen die Prachtsitze für die Bischöfe und Pa triarchen auf. Ohne Führer verläuft man sich in diefem Gewirr von Kirchen, Kapellen, Treppen, Höfen und Wohnungen. Leider fehlt den Führern zum Oeffnen der verschiedenen Türen fast stets der nötige Schlüssel. Es ist eben im Orient! wo; wo wirll einst llk! wanllermiillktl Letzte stukiestütte sein) Unter ?almen in üem Stillen) Unter Nullen an üem llßein) werll' ich wo in einer wtiste ciiMsHarrt von sremäer lianll) Oller ruft' ich an ller «iiste Liner Meere; In llem Sanll) Immerhin k Mich wirll umgeben Sonerbimmei, llork wie hier, Unll sir totenlamlien schweben Nacht; llie 5terne Uber mir. vklnrliv Nein«. Aus dem Leben eines Weltsahrers Zum 600. Todestage Marco PoloS, am 21. April. n. DaS Mittelalter kannte den Ehrgeiz wissenschaftlicher Expeditionen zur Erforschung fremder Länder nicht, konnte thn auch wegen der allgemeinen Unsicherheit nicht haben. Ter Kauf mann zog die sicheren Wege vor, die reichen Gewinn brachten und einer grotzen Anzahl von Zwischenhändlern das Lebe» ermög lichten, die eifersüchtig ihre Monopolstellung bewachten. Die Kreuzritter hatten aber nicht nur europäische Wasfeutateu in das Heilige Land getragen, sondern gleichzeitig einen gewissen Han delsverkehr ncit dem Orient angebahnt, von dem namentlich die italienischen Seestädte bedeutenden materiellen Vorteil hatten. Venedig vor allem breitete seine Verbindungen »ach dem Mor genlands aus, die ganz be'ondecs anwuchseu, als im 13. Jahr hundert Balduin II., ein *'!lec Ludwigs des Heiligen von Frank reich, Kaiser von Koiistanriuopel wurde. 1250 wagten eS zwei Brüder und venezianische Kauslcute mit dem Namen Polo in daS Schwarze Meer einzndriiigen und mit' den Tataren Han delsbeziehungen anzuknüpfen. Sie wurden auch an den Hof des Grotzkhans Kublai geführt, des Enkels Tschingis-Khaus, der die Reisenden mit Wohlwollen empfing. Knblei, ein Mann von autzergewöhnlichen Gaben, der über das grötzle Reich herrschte, das die Welt je gesehen (es reichte von der Wolga über ganz Asien bis an den Stillen Ozean und das Note Meer) erklärte sich sehr zufrieden mit den Brüdern Polo, weil er sie als seine Abgesandten an den Papst zu mache» gedachte. Seine Absicht wäre, sagte er zu Ihnen (wie es ln der Lebensgeschichte Marco Polos heitzt), seine Heiligkeit zu bitten, datz er ihm hundert ge ehrte Männer schicken möge, die durchaus vertraut seien mit den Grundsätzen der christlichen Religion, sowohl als auch mit den sieben Wissenschaften und befähigt, de» Gelehrten seines Reiches mit Beweisgründen darzutun. datz der christliche Glaube höher stehe und auf größerer Wahrheit beruhe, als irgendein anderer, datz die Götter der Mongolen nichts anderes seien als böse Geister, und daß sie mit allen Völkern des Ostens im Irrtum verstrickt seien. Sr bat ferner, ihm bei ihrer Rückkehr etwas von dem heiligen Oel mttzubringen aus der Lampe, die ewig über dem Grabe Jesu Christi brennt, für den er hohe Verehrung liege und den er als den wahren Gott anerkenne. Aber die Rückkehr in die Heimat, sowie die abermalig« Ab reise verzögerten sich nicht zuletzt darum, weil die Wahl eines neuen Papstes abgewartet werden mutzte, den man in Gestalt Gregors V. endlich um Erfüllung der Wünsche des mächtigen Tataren-Khans bitten konnte. Diesmal waren die beide» Polos von dem jungen Marco, dem Sohn des Nicolo, begleitet, der nunmehr die Hauptperson der Ereignisse werden sollte. Marco Polo war ein Jüngling von 15 Jahren, als er Venedig auf einer Galeere verließ, aber er hatte nicht weniger als drei und ein halbes Jahr Zeit, sich in asiatische Verhält nisse zu finden, ehe er den Hof Kublai-Khans erreichte. Tie drei Reisenden hatten den König Leo III. von Armenien be sucht, der ihnen neben Geschenken und Briefen noch zwei Mönche als Missionäre mitgab. Aber die Sendboten mutzten durch Gegenden wandern, in denen Krieg herrschte, so datz die Armenier endlich umkehrten und den drei Venelianern das Weitere über ließen, die dann auch nach Ueberwindung unendlicher Strapazen nach der bereits genannten Frist i» der Residenz Jemen-Nu an- kamen, die sich der Grotzkhan in der Tatarei halte erbauen lassen. Nach seinem Tode zerfiel die Stadt und ist heute noch nicht mit Sicherheit unter den Rninenstädten Tnrsans wieder ent deckt worden. Tie drei Polt überreichten Briese und Geschenke des Papstes, unter welchen sich auch etwas Oel vom Heiligen Grabe besano. Kublai bemerkte den jungen Marco und fragte, wer er wäre. Nicolo Polo antwortete, cs sei sein Sohn und der Tiener Seiner Majestät. Der Grotzkhan nahm ihn deshalb unter seinen be sonderen Schutz und ernannte ihn zu seinem Ehcenbegleiter. In kurzer Zeit wurde er mit den Sitten der Tataren bekannt und begriff auch die verschiedenen Sprachen, die am Hose kur sierten, unter denen in erster Linie arabisch, mongolisch und chi nesisch zu nennen sind. Freilich war mit der Uebergabe der Geschenke die christliche Mifjion erschöpft und Kublai blieb beim Glauben a» Mohammed. Er für seinen Teil wäre gewiß ge neigt gewesen, den christlichen Glauben anzunehmen, aber er fürchtete seine Umgebung. So tyrannisch er Befehle ansspre chen konnte, die ganze Länder mit Raub und Mord überzogen und ungezählten Menschen das Leben kosteten, so wagte er nicht, gegen die alte» religiöfen Bräuche vorzugehen, deren Zerstörung ihm nicht nur de» Thron, sondern auch das Leben gekostet hätte, dlber an dem jungen Marco nahm er so starkes Interesse, datz er ihn zum Verwalter der Finanzen ernannte und ihn gleich zeitig Missioneil in die verschiedensten Gegenden seines weile,, Reiches übertrug. Aus diesem Wege drang dieser durch Länder vor, die vor ihm keines Europäers Fuß betreten hatte. Er durchzog Persien, die Wüsten Turkestans, überstieg den Panir, durchwanderte Tibet,, gelangte nach China, kam in die Mongolei, wurde auf stürmischen Seefahrten nach Sumatra verschlagen, hielt sich in Indien und am Euphrat auf. Und das alles mutzte mit den primitivste» Reisemittel» der damaligen Zeir erreicht werden, wo bei tausend Gefahren an allen Erle» lauerten. Es tvar zuletzt »ur möglich, weil die unheimliche Macht Kublai- Khans hinter ihm stand, ohne die er in den wilden Gegenden bereits nach kurzer Zeit gescheitert wäre. Tr, die V.netianer ihre christliche Mission gescheuert sahen, hatten sie den Wunsch, nach Europa zurüctzn'eyren. Aber der Grotz-Khan wies diese Bitte ab, und erst nach jahrelangen Be mühungen, in welchen sie grotze Reichtümer erwarben, gelang eS ihnen, Asien zu verlasse» und über Trcweziiiit naci, Venedig zurückziikehren. Ihr Andenken war in dieser langen Zeüsvannc vergessen worden und man hielt sic anfangs für Betrüger, bis die fabelhaften Schätze, die sic mitbrachten. zn ihren Gunsten sprachen. Das Verwögcn überstieg alle mittelalterlichen Be- grisfc, so datz Marco Polo dcn Elnenuamcn ..Messor Million»" erhielt. Es ist daS erste Mat, das; in der Geschichte der uns geläufige Begriff dec Millionen nnstanchl. Bald nach seiner Rückkehr mnrde Marco Polo in dcn See- kricg Gennas.gegen Venedig verwickelt und als Bcsehisbaoer einer gestrandeten Galeere von den Geiine'en ges rngsn genauen. In der Kerkerhaft diktierte er einem Mitgefangene» seine Reise erlebnisse i» Auen, die »ach dem Pekaiintweidcn das grötzle Aufsehen erregten und jahrhundcrielang als Aussckmeiderci gaben, bis die moderne Geographie ihre völlige Wahrheit be.cgle. Spä ter wurde Marco Polo von seinen Landsleuten ans dec r- csangcn- schast gelöst — und ln seiner Vaterstadt ist er im Aber van 70 Jahren 1323 ruhig verschieden. Sei» Grab wird noch > > ,e t» der St. Loren;o Kapelle gezeigt. Forschungen im Lande des 9dLs Unerschöpflich an Schätzen, die. ans dem grauen Albet»», ans nnS gekommen sind, ist der Bode» des alten Kulturland-e am Nil DaS zeigt wieder die kürzlich gcmcldcte Erschließung eines KöniaSgrabeS bei Theben von nie geahnter Pracbt Wäh rend deS Weltkriege? ruhten natürlich alle Grabungen und auch jetzt sind sie »och längst nickt wieder in dem einstige» Umfange ausgenommen worden. Im Hinblick aus die »eueren Resultate dürste es van Interesse sein, zu erfahren wie die europäischen EL _ Ratschläge für alle Zeit (Entnommen dem zum 300jährigen Jubiläum des hl. Franz Von SaleS von Jesuitenpater Karrer im Verlag „ArS saern", München, herausgegebenen Büchlein Franz von Sales „Weg zu Gott", Gesammelte Texte für das religiöse Leben.) Liebe nichts mit Nebermatz, ich bitte dich, selbst dle Tugend nicht; denn man verliert sie bisweilen, indem man sie übertreibt. WaS ich dir immer wieder sage; man soll in der Uebung der Tugend nicht allzusehr ins Kleine gehe», sondern frisch und frei vorangehen. Bor engem und düsterem Wesen ist mir unheim lich. Erhalte dir, mein Teurer, ei» weites Herz vor Gott! Wan deln wir Immer fröhlich in seiner Gegenwart; er liebt uns, wir sind ihm teuer. Dies schreibe ich mit große» Buchstaben: Alles auS Liebe, nichts aus Gewalt! M ehr Liebe zum Gu ten als Furcht vor der Sünde! Es walte der Geist der Freiheit! Zwinge dich zu nichts als zu aufrichtige»» Dienst Gottes. ....Wer die Freiheit des Geistes hat. verliert selten die Fröhlichkeit. Traurig wird er nicht lange Irin. Denn kein Ver lust kann dcn betrüben, dessen Geist frei und erhaben über den Geschöpfen schwebt. Die Wirkungen dieser Freiheit sind: große Sicherheit des Geistes und große Milde und Nachgiebigkeit in allein, was nicht Sünde ist. DaS ist die beste Stimmung für wahre Tugend, vor allem für dle Liebe. ....Die Freiheit hat zwei Feinde: Unbeständigkeit «in«r> seit-, GeisteSenge oder Schablone anderseits. In der Mitte liegt die Tugend. Unbeständigkeit nenne ich jene zügellose Freiheit, die sich berechtigt glaubt, nicht nur die festgesetzten Hebungen der Fröm migkeit, sondern selbst den Beruf »ach Belieben zn ändern, ohne de» göttlichen Willens sicher zu sein. Das Herz gleicht da seinem allseits offene» Garten, dessen Früchte nicht für den Eigentümer sondern für jeden Vorübergehenden sind. Geistesenge oder Starrheit bingege,, ist jener Mangel an Freiheit, der Äerger und Verdrießlichkeit hervorrnft, wenn man nicht aussühren kan», was man sich vorgenommeil, obwohl Gelegenheit zum Besseren ist. Un» hierbei nicht seht zu gehen, sollst du zwei Regeln ein- halten: Erstens, unterlasse deine gewöhnlichen Pflichten nur da»», wenn eS der deutliche Wille Gottes ist. d. h. im Falle der Not oder wenn die Nächstenliebe es erheischt. Zweitens, beim Ge brauche dieser Freiheit hüte dich vor Aergernis. Aus diesem Grunde machen z. B. Frauen, die sich der Familie entziehe», nm Werken der Andacht oder der christlichen Caritas obzullegen, einen falschen Gebrauch von der Freiheit. Joseph Wittig als Erzähler Wer ihn kennen lernen will, oder wer thn vom „Herrgotts- wissen" her schon kennt und nach mehr von seinen köstlichen Geschichten Lilst hat, der findet und diesmal — wenn ja auch hinter allen seinen Geschichten Wittig selber hervorschant — recht etgentltch seine eigene Geschichte im „Hochland", das l», April heft mit der Veröffentlichung von „Jesu Leben i» Pakä st in a, Schlesien und anderswo" beginnt. Jesu Leben und doch auch deS Dichters Leben. Wieso? „Ich armer Ge- schichtenschretber," lesen wir da, „habe mir schon oft gedacht: Am liebsten schriebe ich einmal die Geschichte von Jesus Christus, dem Sohne GotteS, der vom Himmel aus die Erde gekommen ist, um lehrend, leidend und sterbend da» Gottesreich auf Erden zu begründen. Aber ich glaube, das geht nicht. Denn die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes haben eö schon so wunderbar getan, datz ich mir gern sage» lasse, Gott selber Hab« es ihnen diktiert. Eher könnte ich die PetecSkirche »» Rom oder den Moses von Michelangelo nachmachen «IS so ein Evangelium. Und doch drängte es mich immer wieder: Du »mtzt ein Evangelium schreiben! Tas Wort eines der alten Evaiigelistc» ließ mir keine Ruhe: WaS wir selbst gesehen, das bezeuge» wir, ei» heilig-stolzes Wort, das wie ein Befehl klingt an alle, die schreiben können, das; sie nicht undankbar das alles verschweigen, was sie mit Jesus erlebt baden, sondern, daß sie es aller Welt verkündigen. Tie Welt wäre schon überflutet von Lob und Dank gegen Christus, wenn alles Glück und aller Trost, alles süße Erleiden und Empfangen, alles Sterben und Anferstebm in seinem Namen verkündigt worden wäre." Und so schildert Wittig, der seine Abkunst von den My stikern seiner schlesischen Heimat nie verleugnet, mit seinem aus einem frommen Gemnte strahlenden Humor am Eremnel seines eigenen Lebens, wie sich baS Leben Jesu in dem gekauften Men schenkind wiederholt. „Als ich noch gar nichts denke» und wollen und sage» konnte, haben mich meine Eltern an de,; Tauibrniinui getragen und dort einfach au Christus anfpfropfen lassen. Da durch bin ich ein Reis Christi geworden »nd, da ich nie für das Abschneiden war, auch bis heute geblieben, nicht gerade immer schön und immer blühend — manches Jahr verdarben mir alle Aepfel —, aber doch immer neues Leben aus Christus ziehend. So muß ich, wofern ich überhaupt etwas von mir lchreiben will, ein Evangelium schreibe». Wenn ich an dieses Vorhaben denke, wird mir ja ganz ernst, denn es handelt sieb doch nm etwas Heiliges, ja, um das einzige Heilige, das mich ganz nahe angeht. Aber eS lacht auch In mir, schier so schön, wie ein blühender Kirschbaumzweig lacht, auch wen» andere Knschbanm- zwcige viel mehr Blüten haben. Ich will dieses Lachen nicht ver hängen, etwa weil andere, wenn sie von Religion reden oder hören, gleich ein ernstes Gesicht machen, als hätten sie eine Tasse Wermut getrunken oder eine Vorladung zm» Termin be kommen. Das ist ja der große. Unterschied zwischen mensch licher und göttlicher Wahrheit, das; die menschliche Wahrheit aus- sieht wie da« Antlitz einer Meduse oder einer Sphinx, die gött lich« Wahrheit aber wie das Antlitz der Sonne am Sonntag- morgrn."
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