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Sächsische Volkszeitung : 19.04.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192304192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19230419
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19230419
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-04
- Tag 1923-04-19
-
Monat
1923-04
-
Jahr
1923
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.04.1923
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Relchsrrgirrung legte sofort bet der Botschasterkoaferenz und bet den Regierungen In London, Paris und Brüstet energischen Protest gegen diesen neuen Willkürakt der Rheinlaadkommission rin. Koblenz, 18. April. Dir Nhrinlandkommistion bat an: Montag indgrsamt 12 36 neue BeamtenauSweisun- grn vorgenomnrr». ES bandelt sich dabei insbesondere um Eisenbahner. Tic Zahl der auSgewiesenen Beamten und Eisenbahner dürfte einschließlich der Familienmitglieder die Zahl 2 9 9 0 9 weit überschreiten. — In Bochum veröffent licht der kommandierende General durch Maurranschlag eine Ver ordnung, in der eS heißt, daß mit lebenSlLnglicher Zwangsarbeit oder mit Zwangsarbeit nicht unter 18 Jah ren oder lebenslänglicher GefängniShaft bestraft wird, wer in den Urschten Teilen deö RuhrgebietrS irgendwie den Post-, Tele graphen- oder Frrnsprrchdieust durch Zerstörung unterbricht und infolgedessen dir Sicherheit und den Unterhalt der BcsahungS- truppen oder die öffentliche Ordnung gefährdet. Paris, 17. Avril. Einem auS Düsseldorf an die „Na- zion Bclge" übermittelten Telegramm zufolge sind zwölf Direk toren und Angestellte der Firmen Krupp und Thyssen von de» belgischen BesabungSbehörden i« den Anklageznstand »ersetz» worden, du sic sich anschickten, zwei mit Kohlen beladene Züge unter Umgehung der alliierten Kommissionen auS dem besetzten Gebiete nach Deutschland zu schicken. Tie beiden Züge wurden beschlagnahmt, ebenso die Brrladevorrichtungen. — Bor dem Untersuchungsrichter deS Kriegsgerichts der 77. Di»Isio» wurde i« Lauf» dcS gestrigen TageS Dr. Krupp v. Bohlen als Zeuge in der Angelegenheit der verhafteten Direktoren der Krupp- werfe vernommen. Die Vernehmung Dr. Krupps hat mehrere Stunden gedauert. Köln, 18. April. Kurze Zeit, nachdem gestern vormittag eine größere Summe Geldes in die Räume der ArbcitSlosenfür- sorge in» Kunstgewerbemuseum zu Düsseldorf gebracht worden war, drangn die Franzosen dort ein und nahmen 22,5 Millionen Mark fort. — Auf offener Straße werden nunmehr auch dir kleinsten Kohleumengen beschlagnahmt. Gleichzeitig mit der Ver ordnung über den Kohlcnverkchr, ist eine französische Bestim mung über den Autoverkehr ergangen, die, wenn sie von deut scher Seite beachtet wurde, den ganzen Autoverkehr den Fran zosen auSliefert. ES dürfen nach dieser Bestimmung von den sranzösischen Posten beschlagnahmt werden alle Fahrzeuge, antzer großen Lastwagen. — Außerdem wird über rin neucs Finanz, reglme verhandelt, das den BesadungSmächten gestatten soll. Im Falle der Weigerung der Zahlung der Kohlen ft euer in den Betrieben nicht nur Waren» sondern auch Maschinen zu beschsagnahmen. D» »km Plan Frankreichs md Schien Französisches Liebeswerben um England. Paris, 18. April. Gestern fand zwischen PoincarS und den französischen Mir- gliedern des .Komitees, daS von der französisch-belgischen Kon ferenz zum Studium des französischen Reparation-planes einge setzt worden war sBarthou, Mauclairr, Peretti und Sehdour» eine Besprechung statt. „HavaS" berichtet darüber amtlich: ES sind die Grundlagen über den französisch-belgischen Plan be sprochen worden. Der Plan wird den durch daS alliierte Zah- lungSstatut vom 5. Mai 1921 geschaffenen Rahmen wahrscheinlich nicht überschreiten. Deutschland wird die Bonds A. und B. in Höhe von 58 Milliarden Goldmark zu begleichen hoben» von denen 42 v. H. gleich 26 Milliarden an Frankreich, 8 v. H. gleich 4 Milliarden an Belgien, 22 v. H. an Großbritannien und 18 v. H. an Italien fallen. Die Bonds E. sollen nicht auSge- geben werden, sondern zur Kompensation der alliierten Schulden Kienen. Noch den Bestimmungen des ZahlungSstatutS vom 5. Mai 1921 stehen Deutschland für die Bezahlung etwa 35 Jahre zur Verfügung, wobei eS jährlich annähernd 1,5 Milliarden zu bezahlen hat. Ta sich aber die Räumung des RnhrgebietS in, Verhältnis zu den deutschen Zahlungen vollziehen soll, wird Deutschland ein Interesse daran haben, sich so rasch als möglich, insbesondere auch durch die Initiative zu einer internationalen Anleihe, seinen Verpflichtungen zu entledigen. Paris, 18. April. Der „Petit Parisien" berichtet über die gleiche stattgefundenr Konferenz. Man habe sich über die Regelung der Reparationen aus dem Zahlungsplan vom 5. Mat 1921 ausgesprochen und wolle darauf ausbauen. Aber man ver langt, daß daS französisch-belgische Komitee sich nicht nur auf den von Frankreich nnd Belgien verlangten Anteil beschränken soll. Eine neue Zusammenkunft findet am Donners- tag statt. Der Pariser Neutcrkorrespondent veröffentlicht gleich falls eine längere vom Quai d'Orsay anSgegebene Darstellung über die neuen Absichten, die Frankreich bei der Lösung dcS Ncparntionsproblems verfolge. Danach soll eS sich um keinen neuen Plan handeln, sondern nur um Einzclnbändcrungen des Londoner Zahlungsabkommens. London, 18. April. Der Parißer Korrespondent der „Times" erfährt anS Pariser RcgiernngSkreiscn, man habe in Paris die Absicht, die britische Negierung über den Fortgang der Sachverstnndigenverhandlungen aus dem laufenden zu halte». Die französische Regierung sei stets bemüht, mit der britischen Negierung zu verhandeln und ihr alle wichtigen Informationen zu übermitteln. Frankreich sei Großbritannien dankbar, daß eö von London in den Grenzen, die brr englischen Politik von Anfang an gezogen waren» unterstützt worden sei. Wenn Deutsch land ein direktes Angebot mache, würde man eS anhörcn, aber daS Angebot müßte nicht an Großbritannien oder an die eine oder andere Macht allein gerichtet werden. Wenn sich dnS Angebot gleichzeitig an Frankreich, Großbri tannien und Belgien richtet nnd vielleicht auch an andere Länder, so sei man in Paris znfrie- den. Dem „T!mrS"-Ko,respondenten ist auch mitqetellt wor. den, die SI ch e r h e i t e n f r a g e sei ein- brennende. Frank reich werde das Rbrinlaud nur nach den Bestimmungen deS Frie- drnsvertragrs räumen nnd erst sür die spätere Zelt könne eine besondere Regelung In Frage kommen Die Stimmung im sranzösischen Heere Raubübersall auf einen sranzösischen Offizier In Frankreich Paris, 17. April. Der französische Offizier Marcel Ear- riercS, der zur BesatznngStruppe gehört, wurde auf seiner Ur laubsreife von drei französischen Soldaten, die sich ohne Urlairb umheririebcn, aus dem D-Zug Strastburg —Paris gestoßen, nachdem er vorher ausgeranbt worden war. Wahrend der eine der drei in dem Gange des D-ZugeS Wache gestanden hatte, schlugen die beiden anderen EarriereS, der in seinem Abteil geschlafen hatte, mit einem schweren Eisenstück ans den KKovf, sodatz er bewußtlos liegen blieb. E-irrieres liegt im ernsten Zustande in emem Krankenhaus in Maux. Zwei von den Soldaten im Alter von 21 Jahren wurden auf dem Pa riser Bahnhofe im Zuge verhaftet. Die wiMMiltzk siornmcht Fmkmiks i«Siir»M Das Deutsche Reich mit seinen 473 080 qkm Fläch? und 63 Millionen Einwohnern, mtt seiner hochentwickelten Industrie — von deren Gedeihen die Möglichkeit einer ausreichenden Nahrungs- mittelznfnhr für das dichtbevölkerte Land und damit die Sicher stellung des dringendsten Lebensbedarfs sür 15—20 Millionen durch die heimische Landwirtschaft nicht zu ernährender Menschen abhängt — verfügt nach den Gebietsabtrennungen nur über eine Eisenerzproduktion, die so groß ist wie die Luxemburgs, eines Landes mit 2600 qkm und 260 000 Einwohnern. Das vor wiegend agrarische Frankreich mit 39 Millionen Einwohnern herrscht dagegen in seinem jetzigen Staatsgebiet — nach den Förderuiigsverhältiussen deS Jahres 1913 — über daS Sechsfache kve denff.kg» iN-'e,!' .»''0'inttwn und einschließlich der von ihm kontrollierten Erzproduktion in den westlichen und östlichen Grenz- stauten Deutschlands über rund die Hälfte der europäischen Eisen- Produktion. Frankreich ist damit auf dem Gebiet der Etjeuerz- produktioi: in Europa das ausschlaggebende Land. Seine Pro- duktionssähigkeit ist (nach dem Stande von 1913) etwa dreimal so groß wie die Englands, und sie kann (namentlich bei weiterer Ausschließung der reichen Erzlagerstätten in der Normandie) »och ganz gewaltig gesteigert werden. An Kohlenvorkommen verfügt Frankreich einschließlich dcS Saarbeckens über 33 Milliarden Tonnen, d. i. doppelt so viel als cs vor dem Kriege hatte. Außerdem erstreckt sich die fran zösische Kontrolle noch über Belgien, die Tschechelonwlei »und Polen» das heißt auf Kohlengebiete, die über «in Vielfaches der Kohlenvorräte Fransreichs verfügen und die sich insgesamt ans etwa 226,2 Milliarden Tonnen belaufen, d. h. «in Drittel der gcsaniten europäischen Kohlenvorräle umfassen. Darüber hin- aus strebt nun Frankreich auch noch die Herrschaft über die deutsche Kohle an. Boi: den Deutschland verbliebenen Kohlenvorkommen tm Gcsamtumsonge von 250 Milliarden Tonnen liegen — abge sehen vom Saargebiet — über 225 Milliarden Tonnen in: be- setzten Gebiet und nur 27 Milliarden Tonnen im unbesetzten Deutschland. Würde Frankreich die mit der militärischen Rnhr- aktion verfolgten Ziele erreichen, so würde e; von den gesamten europäischen Kohlenvorräten im Betrage von 759 Milliarde:: Ton nen über 450 Milliarden Tonne:: oder drei Fünftel teils un mittelbar besitzen, teils mittelbar beherrschen. Es würde damit über 2,5mal so große Koblenvorräte verfügen als England. An Roheisen besitzt Frankreich auf seinem jetzigen Staats gebiet ettva die gleiche Leistnngssäbigkeit wie England (nach den: Stande der Produktion von 1913). Zusammen mit der von s ihm mehr oder weniger vollständig beherrschte» Schiveiindn des Saargebiets, Luxemburg, Belgiens, sowie Polens und dSÜ Tschechoslonmkei kontrolliert es eine eLenschasse»de Industrie, dW mit einer Leistungsfähigkeit von 18 Millionen Tonnen Roheisen« also des 3,5fachen der englischen Eiscnproduktion des Jahres 1922 in Höhe von 4,98 Millionen Tonnen. Mit Hilse der Besetzung deS linksrheinischen Deutschland und des Ruhrgebietes würde sich seine Kontrolle über den wichtigsten Teil der enroväischen Roh eisenproduktion erstrecken. Von der deutschen Roheisenerzeugung (ohne Saar) des Jahres 19t3 entfallen ans das unbesetzte Ge biet nur 2,79 Millionen Tonnen, dagegen auf das besetzte Gebiet 8,13 Millionen Tonnen. Rechnet man die letztere Menge der schon bisher von Frankreich kontrollierten Roheisenproduktion hinzu, so würde Frankreich, wenn die Nnhraktion zu den: von ihm ange- strebken Ziele führen würde, eine vorkriegsmäßige Roheiseupro- duktion von 26 Millionen Tonnen, d. h. drei Fünftel der ge samten europäischen Leistungsfähigkeit beherrschen. ES würde mit dem 2,6fachen der englischen Produktionssäliigkeit tveit an der Spitze stehen und selbst der amerikanischen Roheisenproduktio» ernsthafte Konkurrenz machen. Krisen in Italien Austritt der Populariminister auS der Regierung Mussolini. Spaltung ans dem Turiner Kongreß. Paris, 18. April. Die Agentur Fournier meldet auS Rom: Ein Minister und drei Nntrrstaatösrkrrtäre, die der Ka tholischen VolkSpartci angchören, haben ihre Demis- sion eingereicht. Nntcr den Staatssekretären befindet sich auch NnterstaatSsekretär Vasallo. Auf dem Turiner Kongreß der „Populär i". der Katholischen Volkspartei, kam eS zu einer scharfen Auseinander setzung mit der Politik der Faszisienregiernng. die eine tiefgrei fende Wahl re so m durchzuführen beabsichtigt. - Das hatte den Austritt der Popularimitglieder aus der Regierung zur Folge. Mussolini drohte gegenüber den Angriffen der Populär: auf die Regierung mit sofortiger K a m m er a u fl ö su ng. Der Turiner Kongreß hat zu einer Spaltung in der: Populari- partei geführt. Eö steht die Bildung einer neuen Partei bevor, die sich Nationale Volkspartei nennen wird. Auf dem Turiner Kongreß kam auch die. Außenpolitik zur Sprache, wobei man sich einmütig gegen das Vorgehen Frankreichs im Ruhrgebiet erklärte. Die Derhandlnnqen um Memel abgebrochen Berlin» 18. April. Die Verhandlungen itber daS Memel statut sind abgebrochen worden. Im großen und ganze:: toar eine Ein:gke:t zwischen den verhandelnden Mächten Polen nnd Litauen bereits erzielt worden. Dagegen ergaben sich Schwierigkeiten bei der Beratung über die Hafenkontrolle und über die Inter Nationalisierung deS Memel stromes. Die polnischen Berircter hatten hkerzu Forderungen ausgestellt, die die Litauer für unannrhmbar erklärten. Das Kabinett Geisel wiedergewählt Wien, 18. April. Der Nationalrat hat gestern mit den Stimmen der bürgerlichen MchrheitSparteien gegen die Sozial demokraten doS zwc'te Kabinett Seipel, sechs Christlich-Soziale und zwei Groftdeutsche, wiedergewählt. AuS dem bisherigen Kabinett scheiden infolge Zusammenlegung von Ministerien die Minister für Justiz und Eisenbahn aus. Warum Bonar Laiv nicht geht Amsterdam, 18. April. Aus London wird gemeldet: AuS Kreisen, die dem britischen Ministerrpäsidenten nahestehen, ver lautet. daß Bonar Law den Wunsch habe, seiner geschwächten Gesundheit wegen zurückzutretcn daß er aber nicht wünsche, durch einen solchen Schritt, seine Partei in das Chaos zu wer fen. In diesem Augenblicke würde dieses aber bei einem Rück tritt Bonar LawS zweifellos einireien. Msqn. Testa auf dem Wege nach Berlin Dortmund, 18. April. Auf der Fahrt nach Berlin unter brach der päpstliche Delegat Monsignore Testa seine Reise, um ich mit den führenden Persönlichkeiten zu unterhalten. Er teilte mit, daß er sobald als möglich mS Ruhrgcbiet zurückzu kehren beabsichtige. -- Von Berlin kommend traf der amerikani sche Bankier Gawin, der Vorsitzende der Bostoner Handelskam mer, hier e:n, um sich von der Lage im Nuhrgebiet zu über zeug n.. Die utnIiiüWkii Derdiiide io Smyrna München, 18. April. Gestern abend wurde von amtlicher Seite folgendes vcr- lanibart: Die allgekündigten Haftbefehle gegen die Schriftleiter Eckart u:rd Weger haben Führer der Arbeitsgemeinschaft va terländischer Verbände am letzten Freitag zu Vorstellungen beim Ministerrpäsidenten Dr. v. Knilling veranlaßt. Dabei stell ten sie die Forderung, daß die bayerische Staatsregicrnng die Haftbefehle gegen die vaterländisch gesinnten Männer Bayerns in den beiden genannten und folgenden Fällen ablehnt, fer ner sofort beim Reiche den Antrag ans restlose Aushebung ded Republikschuhgesehe« einzubringen und für den -fall der Nichtannahme dieses Antrages die weitere Durchfüh rung des NepublikschutzgesetzeL in Bayern verweigern solle. — Bei der großen Tragweite dieser Forderungen führte der Mi nisterpräsident eine Stellungnahme der Gesaintregierung herbei, die in einem Ministerrate erfolgte. Daraufhin wurde heute vor mittag einer Abordnung der ArbeitSgememschast vaterländischer Verbände einmütig der Standpunkt der bayerischen Regierung darqclegt, dahingehend, daß die bayerische Staatsregieruna nach Gesetz und Vertrag den Vollzug deS Haftbefehles nicht ablehnen kann, da sie im Hinblick auf die Abmachungen mit der Reichs regierung aber die Republikschutzgesetzgebung und über die von Bavcrn beantragte Einsetzung eines süddeutschen Senates vom Juli vorigen Jahres gebunden sei. Was die Aufhebung des Re- publikschuhgesetzes anlange, liege beim Reichstag bereits ein dies bezüglicher Antrag vor, mit dessen Ziele die bayerische Staats- rcgierung gemäß ihrer bisherigen Haltung zum Nepublikschutz- gesetze übercinsttmmt. Die Kesahr der „ailzkmi«» FohinW»-«»" Berlin, 18. April. Der HanShaltauSschuh des Reichstages begann gestern mit der BeratdeS Etats des ReichöarbeitsministeriumS. wobei Arbeitsmini ster BraunS hervorhob, daß durch den französisch-belgischen Einfall inS Ruhrgebiet die soziale Arbeit im besetzten Gebiet schwer gefährdet ist und daß dadurch dem Arbeitsministerium be sonders auf dem Gebiete der Erwerbslosenfürsorge viele neue Aufgaben erwachsen sind. AuS der Tätigkeit seines Ministeriums erwähnte er u. a., daß der organische Ausbau der Sozial versicherung, der in dieser Zeit der schwankenden Währung behindert werde, wenigstens angebahnt worden sei. Schwierig keiten seien durch die S-chwankmme» der Mark auch bei der Lohn- regclung entstanden. Allgemeine Lohnerhöhungen würden die Stab:lisieru::g der Mark gefähr den. DaS schließe jedoch nicht aus, im einzelnen noch An passungen an die gegenwertige Geldentwertung vorzu- nehmen. Beim Wohnungswesen könne mit der WohnungSban- abgabe allein die WhnungSnot nicht beseitigt werden. Vom Finanzministerium seien Mittel außerhalb der im Bau befind lichen Wohnungen zmr Verfügung gestellt worden, um der großen Arbe:tSlosigteit in diesem Gewerbe etwas abzuhelfen. Weitere Mittel müßten den: Wohnungsbau durch wertbeständige Kapitalien sür Hypotheken zugeführt werden. Aus aller Wett , Folgen deS RekordwahusinnS. Wie aus Lo:ck>on gemeldel wird, hat der Nekordwahnsinn in letzter Zeit in den angelsäch sischen Ländern wieder erstaunliche Blüten getrieben. Eine junge Dame in London erlangte dadurch unsterblichen Ruh:::, daß sie 24 Stunde:: und fünf Minuten ununterbrochen tanzte, wobei sie sechs Partner „aufbrauchte". Nach einigen Tagen wurde in Amerika mit 28 Stunden ein neuer Rekord aufgestellt. Ein Kin derwagenrennen, doS kürzlich i» London stattfano, ist noch selt samer. Eine Anzahl junger Mütter schob die Wagen mit oem Kind darin von Westminster bis Brigthon, eine Strecke von 63 englischen Mecken, für die die „Siegerin" zwölfrinhalb Stunden brauchte. DaS „Rennen" gab zu widerlichen Szenen Anlaß. Die Frauen kamen in völlig erschöpftem Zustande am Ziel an und mußten zum Teil mit sämt den Kindern, die in der Mehr zahl erst vier Monate alt waren, durch Sanitäter inö nächste Krankenhaus geschafft werden. 's Schließung der öffentlichen Hänser in Bayern. Nach einey Verfügung deS bayerischen Ministeriums deS Innern sind alle in Bayern noch bestehenden öffentlichen Häuser bis spätestens 1. Mai d. I. aufzuheben. Das Ministerium deS Innern ist mit dieser Maßnahme dem Beispiele Hamburgs gefolgt, wo ebenfalls die Schließung aller öffentlichen Hänser verfügt wurde. s- Eine Hochstaplcrin festgenomme». Eine Hochstaplerin, die auch in Berlin Gastrollen gab, wurde von 16 Staatsanwaltschaf ten gesucht, die jetzt in Stuttgart hinter Schloß und Riegel ge bracht wurde. . In Berlin und vielen andern deutschen Groß städten trat eine Dame auf, die alle möglichen Namen führte. Frau Dr. Kollenmann. Frau Dr. Bruhn usw. Sie reiste stets mit einem Mann, den sie für ihren Ehemann auSgab. Die Dame wohnte in den besten Hotels oder Pensionen und rühmte sich den Leuten gegenüber, engere Beziehungen zu hervorragen den Künstlern zu haben. Diese sollten es ihr ermöglichen, be deutende Bckder zu verhältnismäß:g billigen Preisen zu ver kaufen. Die scheinbar vornehme Vermittlerin ließ sich erheb liche Anzahlungen geben und dann nichts mehr von sich hören. Sobald ihr ein Streich gelungen war, fiedelte sie in ein anderes Hotel oder Pensionat über. Hatte sie in einer Stadt genügend gewonnen, verlegte sie ihre Tätigkeit in eine, andere. 16 Staats anwaltschaften nnd alle Kriminalbehörden inaren hinter ihr her, bis es jetzt gelang, die Schwindler:n in Stuttgart, wo sie die Frau Dr. Bruhn ivieltc, unschädlich zu machen. Sie wurde als eine Thea Häsler entlarvt und wird nun eine Rundreise an- treten, um sich zunächst an 15 Stellen vor Gericht zu verant- wollen. Ein neuer Prozeß vor dem Staatsgerichtshof Berlin, 18 April Am kommenden Donnerstag beginnt vor dem Staatsgerichtshof in Leipzig der Prozeß gegen den Hauptschriftleiter Adolf Lindemann nnd den Rechtsan walt Hermann Cnnio. denen zum Vorwurf gemacht wird der sächsischen Regierung B :: ck - L i p i n s k i und dem jetzigen Mi- nisterPräsidenten Dr. Ze'gner Verfass» ngSverlehung und Korruption vorgeworfen zu haben. In einem Artikel Dr. Cu- nioS in der „Leipziger Abendpost" war auch an verschiedenen Stellen von angeblicher Bevorzugung republikanischer und sozial demokratischer Personen ber der amtlichen Stellenbesehung ange führt worden. Die ReichSanwattschast bat den Ministerpräsiden ten Dr. Zeigner als Zengei: geladen, dem besonders vorgeworfen wird, er habe sich bei der Besetzung von Posten und Remtern im. Justtzdicnstc und bei seiner BcgnadigmngStätigkeit von politischen Zielen leiten lassen. Die BSPD fordert Enleiqnnng des Groß rundbesitzes Berlin, 18. April. Die s^ialdemokratisch« Neichstagsfrak- tion bereitet einen Gesetzentwurf vor, nach dem eine plan mäßige Enteignung des Großgrundbesitzes über 750 Hek tar zum Zwecke rationeller Bewirtschaftung durchgeführt und ein Teil des ertteigneten BodcnS sofort für Sicdlungszwecke zur Verfügung gestellt werden soll. Vandalismus. Frankfurt a. M., 18. April. (Drahtberictzt.) Am Montag vormittag holten französische Soldaten aus den SlcknSci» Ser Eisenbahner der Station Mainz-Castell sämtliche Kleider und Schuhe heraus, warfen sie auf einen Hausen »nd verbraninew sie Aktenstücke wurden i» der gleichen Meis, vernichtet. Eine Pveußenanleihe. Berlin» 18. April. DaS preußische StaatSministerinn: bat jetzt dem Landtage einen Gesetzentwurf betr. die Deckung von Ausgaben im Haushalt 1823 zugehen lassen, durch den der Fi nanzminister ermächtigt werden soll, zur Deckung der Ausgaben eine Anleihe in Höhe von 333 Mill 295 886,08 Mark durch AuS. gäbe eines entsprechenden Betrages von Schuldverschreibungen aufznnehmeii. Bcrliner Devisenkurse vom 18. April (Amtlich) Holland 9675.75 London H4 71S.5V Nenyork 24937.59 Schwel, 4488,75 Prag 733,16 Dresdner Devisenkurse IS «eld . 4. Briet 17. Geld 4. Vr^ei ilmsserdam 8450 8550 8000 8200 Brussel' — — — — Chrsstiinia 4000 -IN» 3550 3500 Kevenhaaea 4100 4150 3550 3800 Stockholm ,570 5950 52lX> 5300 Rom 105» 1080 1045 1055 London 109500 I0Z500 91150 98000 Nenyott 21500 21850 20760 ! 20800 Paris . 1300 1400 1300 1320 Zürich 5950 «ooo ^50 3500 Madrid ».»»..». Z9«o 5975 5V 5» zwo Wien Vraa 650 l,5» 099 095 Manchen ....... Dndopest ....... «.72 «,7L «,L9 «.7
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