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Nr. L«S 21. Jahrg. r5«*«sp»echer: A.daktt,« 32723 - »eschiift«st«»e 32722 Postscheckkonto; Dr««keu Slr. 147V7 SMffschy voWMun Freitag, 21. Juli 1S2L Aedaktio» und Geschiistoste»«: Dresden «A. IS, Holbrinstratze 4S v«,ua<vr«t»> Monat Juli 18 rinzelmmmi«, » F». Li« «»«stich, «»«„ttun, erscheint wöchentlich sech»««k> iNn,«taeu»-«t», Di« ei.,gelp«>>«"e «etitieiie « sür Familien. .nw Bereit " ' - ' »ie Pellt-NeName«eile ,m redat-tloiielle» Teil. SS mm breit. »L Fa, lt wöchentlich sech»««k. I Vorschrift auf obige Preis« »8 Pro,«nt Auschlaa. Olfert-ngebühr! slir Selbstabholer » bet tlebeclc ibiing durch en." Stelle»- und Mtetgesuch« S I dt« Post außerdem Porto,uschl-g. I« Falle HSHerer Gewalt oder beim Ausbleiben der Pavli-rlletermu.ieu usw. erlisch! «rate mit besonderer Plazierung»- I >ede Bervfitchtung mis «rfüllung von Anzetgen«uflr»gen und Leistung von Schade,uriav. Svrechltunde der AedaNion: ti—» Nhr nachm. Nicht auldrülNich»«rückderianat» und t Für undeutlich geschrieben, iowi« durch Fernlvrecher auigegebrne Anzeige» «U Rückporto nicht virsehen« Linsendungen andteNedatttou werLen nicht «usöewa-v. I lönnen wir dt« «eramworUichkett für dt. Nichtig!«« de» Lexte» nicht llbeniebmen. «»nahm« von GelchasiSoilzeigen bi» 1V Uhr, von Aamilieuanzetge» 'bi» lt Uhr vormMag». — Annahmestellen in Dresden> SchmldNchr Buchhandlung. Inhaber P. Beck, Schlotzstrah« s. tu Bautzen, Fm», Kurs»! Au der Pelrilirche < frMreieft «pirarr ak kmmchch Tagesschau Das italienische Kabinett de Facta ist zurückgetrete». Der Eisenbahnbetrieb in Polnisch-Oberschlesien funktioniert, obmoisl seit der ttebernahme dnrch die Polen schon einige Zeit verstrichen ist. immer schlechter. Waggonmangel und das Fehlet» von Reparaturwerkstätten sind wohl die Hauptursachen und die Folge ist, dass die geförderten Kohlen nicht abtransportiert werden können »nd sich in ungeheueren Mengen ansammeln. Die bayrische Negierung erhält aus dem ganzen Sande fort gesetzt Kundgebungen, um sie in ihrem Widerstand gegen die beschlossenen Aepublikschutzgrsetze z» bestärken. Die Landtagöauf- lösung wird ernstlich in Erwägung gezogen. Der jetzt noch be stehende bayrische Landtag zählt 110 Bürgerliche und 48 Sozial demokraten. In der Nacht zum 18. Juli entstand auf bisher uuausgcNSrte Weise ein Großseuer in dem Gebäude des ehemaligen «rtillrric- fahrzeugschuppciis S in Hamburg. Das ganze Gebäude war ein gewaltiges Flammenmeer. Auch der andere 60 Meter lange angrenzende Flügel des ehemaligen ArtillcriedcpotS war vom Feuer ergriffen. Der Greuzort Wagersdorf im südlichen Burgenland wurde von ungarischen, mit Gewehren, Maschinengewehren »ick Hand granaten bewaffneten Kräften überfallen. Die Bnndestruppctt wiesen »ach zweistündigem Fcuerkampf« die ungarischen Banden zurück. Der Reichspräsident hat nunmehr die offizielle Ernennung des Reichsininisters a. D. Dr. SimonS zum Präsidenten des Reichsgerichts unterfertigt. I» Wien versammelten sich tausende von Arbeiterinneie. um gegen die neue Brotpreiscrhöhung auf 2170 Kronen, sowie die Verteuerung der übrigen Lebensmittel zu demonstrieren. Die Neuwahl des deutschen Reichspräsidenten wird im Dezember dieses Jahres spätestens Januar 1023 erfolgen. Infolge des starken TemperaturritckgangrS ist auf dem Feld, berg und in den höheren Lagen des Schwarzwaldes Schnee ge- fallen. In Russland plant man ritten deutschen Zentralverbanb Ins Leben zu rufen, der seinerzeit wiederum zum 2S. September einen Kongress der Deutschen in Russland einbrrufen wird. Deutschnationales In den Nummern 164 bis 158 der „Sächsischen Volkszeitung" ist die Rede Wiede rg eg eben worden, die der ZentrilmSabgeordncte Heßlein bei der p ol i t i s che n Aussprache am 4. Juli im Sächsischen Landtag gehalten hat. Er hat dabei an Beispielen erwiesen, in wie außerordentlich starken! Maße eine gewisse Presse, die den Rechtsparteien nahesteht, die Atmosphäre vergiftet ha.t. Es ist nun von einigem Interesse zu sehen, was die deutsch nationale Presse aus dieser Rede macht. ES ist bekannt, daß die Deutschnationalen vor allem die mittlere und kleine Presse für ihre Zwecke benutzen. Es steht ihnen dafür hier in Sachsen der sogenannte „SächsischeZeitungsdienst" zur Verfü gung, den Herr OttoPischelin Dresden herausgibt. In die sem Bericht des Sächsischen Zeitungsdienstes über die Landtags sitzung vom 4. Juli, der im „Fr ei berg er Anzeiger" (Skr. 155 vom 6. Juli) und in einer Reihe anderer Blätter deutschnationalcr Nichtima Aufnahme gefunden hat, heißt eS: .. „Abgeordneter Heßlein (Zentrum) verliest in langer Rede unzählige Zitate aus deutschnationalen Zeitungen, mit denen er den Nachweis sür die Schuld der Deutschnationalcn an dem Morde führen will. Seine Rede hat einen so ausgesprochen scharfen Charakter, daß sie sogar der als besonders maßvoll im ganzen Hause geschätzte volksparteiliche Abgeordnete Dr. Niethammer in einem Zuruf als Skandal bezeichnet hat." Punktum! Das ist alles, war die deutschnationale Leser- schaft draußen im Lande von der Rede des Abgeordneten Hcßlein erführen darf. Unsere Leser, die von dieser Rede im Wortlaut Kenntnis genommen haben, können sich nun ungefähr ein Bild machen davon, was Herr Otto Pischel unter deutschnationaler Berichterstattung versteht. Um gleich beim zweiten Satze dieses deutschnationalen Berichtes zu beginnen, sei folgendes bemerkt: Es hat bis in die Reihen der deutschen Volkspartei selbst, es hat vor allem draußen im Lande bei Anhängern der Deutschen Volkspartei einiges Befremden erregt, daß ausgerechnet der Ab geordnete Dr. Niethammer, der allerdings wohl zu den rechtsgerichteten BolkSpartcilern gezählt werden muß, in diesem Falle die Partei der Deutschvölkischen ergriffen hat. Anders kann man den Vorgang nicht charakterisieren. Der Abgeordnete Heß- lein hat auf einen Fall in der Studentenschaft in Karlsruhe hin. gewiesen, wo der so gräßlich hingemordete Nathenau in der unerhörtesten Weise verhöhnt worden ist. Wir können heute mit. teilen, daß auch, was ja eigentlich selbstverständlich ist, die Mehr zahl der Studentenschaft von Karlsruhe von diesen deutschvöl kischen Elementen übgerückt ist. Als Herr Hcßlein das im Land, tage vortrug und die Verhöhnung Rathenaus verurteilte, bezeich- nete Herr Dr. Niethammer die Darlegungen des Abgeordneten Heßlein als Skandal. Das hat außerordentlich Verwunderung erregt. Es ist naürlich das gute Recht des Herrn Abgeordneten Dr. Niethammer, sich zu der Rede eines anderen Abgeordneten zu stellen, wie er will. Aber dieses Vorgehen des Herrn Ge heimen Kommerzienrates Niethammer tvar mindestens recht ausfallend und der Mgeordnetc Heßlein hat ihm auch darauf so fort erklärt: „Das ist durchaus kein Standal. daß ich das hier sage, Herr Abgeordneter Dr. Niethammer, das ist die Atmosphäre, die zum Mord an Dr. Nathenau geführt hat." Wir wissen nicht, ob Herr Dr. Niethammer eine reine Freude darüber empfindet, nunmehr vom „Sachs. ZeitnngSdicnst" und der deutschnationalcn Presse in der oben mitgeteilten Weise apostrophiert zu werden. Wir müssen das natürlich ihm überlassen. Jedenfalls steht soviel fest, daß die Fälle, die Abgeordneter Hcßlein aus der dcutschnatio- nalen Presse und aus dem deutschvölkischen Lager angeführt hat, sich auf derselben „Höhe" bewegen, wie etwa die Rede, die am Dienstag, den 18. Juli der deutsch nationale Abgeord nete Bazille im Meickistag gehalten hat. Und von dieser Dr. Hermes im Auswärtigen Ausschuß Das Garantiekomitee hat vor seiner Abreise von Berlin an den Reichskanzler Dr. Wirth ein -schreiben gerichtet. Von zu ständiger Stelle wird erklärt, daß nähere Einzelheiten erst dann vekanntgegeben werden, wenn das Komitee in Paris Bericht über die Verljandlungen mit der Reichsregierung erstattet hat. Im Auswärtigen Ausschuß des Reichstages hat am Mitt woch vormittag Reichsfinanzminister Dr. Hermes über die Forde rungen des Garantiekomitees Bericht erstattet. Die Sitzung des Auswärtigen Ausschusses tu. Berlin, 20. Juli. Ueber die Verhandlungen mit der Garantiekommission erfährt das Achtuhrabendblatt noch folgendes: Die Kommission ließ noch vorgestern kurz vor ihrer Abreise dem Reichskanzler einen Brief übergeben, in dem sie die Ergebnisse der Beratungen zusammensaßte, die sie während ihrer Anwesen heit in Berlin mit den Vertretern der Neichsrcg'ieruug erzielt hatte. In dicsein Schreiben ist auch jener genau durchgearbcitcte Plan der geforderten Kontrollmaßnahmcn enthalten, über den französische Zeitungen bereits vor einigen Tagen berichtet haben. Es muß bei diesem Schreiben herdorgehobcn werden, daß die Maßnahmen, die in diesem Briefe gefordert werden, nicht als Sicherheiten für ein Moratorium, sondern als Kontrollmaßuahmen verlangt werden. Der Brief stellt diese Maßnahmen detailliert auf, und zwar besonders die Maßnahme zur Etatbewachung, zur Kontrolle der Aus- und Einfuhr, der Kapitalflucht und hinsichtlich der Statistiken. Da der Brief der Garantiekommission nur in französischem Text und noch nicht in deutscher Uebcrsetzung vor lag, berichtete der Minister lediglich auszugsweise über die Maß nahmen. In der darauf folgenden Besprechung stellten sich die meisten Mitglieder des Ausschusses auf den Standpunkt, daß eine richtige Erörterung dieser schwerwiegenden Angelegenheit nur stattfinden könne, wenn daS Schreiben der Garantiekomnüsjion dem Ausschuß im Wortlaut bekannt sei. » ' Weitgehende Juaeständnifse der Garan ie- kommission? Berlin, IS. Juli. Die Zugeständnisse, die die Garaiitiekom- mission gegenüber ihren ursprünglichen Forderungen bezüglich o?r Finanzkontrolle und der übrigen finanziellen Fragen erhoben hat, werden von unterrichteter Seite als sehr weitgehend be zeichnet. Innerhalb der Regierung ist man der Ausfassung, tust man auf der Grundlage, wie sie jetzt zwischen dem iisarannc- komitee und der NeichSregiecnng vereinbart wurde, zum Ziel komme» werde. Mau verhehlt sich allerdings nicht, daß:n Paris zunächst wohl Einwendungen erhoben werden, hofft aber, vas) schliesslich auch dort die Einsicht siegen wird, daß eine ^eruändi. gung auf einem anderen Wege als dem von der Gamntiekom- mission borgeschlagenen nicht zu erreichen ist. Dagegen melden Pariser Zeitungen, es sei zwilchen der NcichSregierung und dem Garantiekomitee folgendes veceriibart worden: 1. DaS Garantiekomitee werde die gesamte» Einnahmen Deutschlands kontrollieren und auch die Ausgaben, bevor diese vom Reichstag beschlossen worden sind. ES werde sie auch im Augenblick der Verwirklichung nack,prüfen; Rede hat der Parteigenosse des Herrn Dr. Niethammer, der Abgeordnete Strcsemann erklärt, daß sie „nur dazu ge eignet war, die Leidenschaften zu schüren". Auf die durch einen Teil der Rechtspresse geschaffenen Atmosphäre hinzuweiscn, war aber Pflicht des Zentrumsredners. Der Voll ständigkeit halber, sei iroch dazugesügt. daß es dem Herrn Abge ordneten Dr. Niethammer auch nicht gefallen hat, als der Abge ordnete Heßleiu auf den Standpunkt des Admirals Scheer hin- wieS, der bekanntlich mit Entschiedenheit für den Schutz der Verfassung eingetreten ist. Wobei es uns natürlich voll ständig fern liegt, daraus irgendwelche Schlußfolgerungen ziehen zu wollen. Wir wären überhaupt auf die ganze Angelegenheit nicht mehr zurückgekommen, wenn nicht die Verbreitung des Be richtes des „Sächsischen Zeitungsdienstes" das zur unbedingten Notwendigkeit gemacht hätte. Der „Sächsische Zeitungsdienst" erklärt, Herr Hcßlein habe in langer Rede unzählige Zitate aus dcutschuatio- naleu Zeitungen verlesen, mit denen er den Nachweis sür die Schuld der Deutschnationalen an dem Morde habe führen wolllen. Wir können cs den Tentschnationalcn nachfühlen, daß ihnen die Hinweise auf ihre Presse sehr unangenehm waren. Von einer Verlesung „unzähliger Zitate" kann aber nicht die Rede sein, wie ja unsere Leser aus der Wiedergabe der Rede selbst gesehen haben. DaS, was voin Abgeordneten Heßlein zitiert worden ist, hat hinreichend genügt, um den Nachweis für die Ver giftung der Atmosphäre zu bringen. Dabei soll aus drücklich erwähnt werden, daß das Material, das im Besitze des Abgeordneten Heßlein sich befindet, so umfangreich ist, daß er tatsächlich in der Lage gewesen wäre, unzählige Zitate daraus wiederzugebcn. Der „Sächsische Zeitungsdienst" nimmt cs aber darüber hinaus mit der Wahrheit nicht sehr genau. ES ist eine Unwahrheit, wenn im „Frcibcrger Anzeiger" und anderen deutschnationalen Blättern durch gütige Vermittlung des „Sächsischen Z e i t ung s d i e n st e s" behauptet wird, Abgeordneter Hcßlein habe „den Nachweis für die Schuld der Deutschnationalen an dem Morde führen" wollen. Der Heraus geber des „Sächsischen Zeitungsdienstes", Herr Otto Pischel, muß als offizieller Vertreter der Dcntschnationalen bezeichnet werden, Deshalb können wir nicht so ohne weiteres an der Sache vorüber gehen. Herr Otto Pischel steht in engster Verbindung mit der deutschnationalcn Fraktion des Landtages und nimmt seit Jahr und Tag regelmäßig an den Sitzungen dieser Fraktion teil. Wir fragen daher hierdurch Herrn Otto Pischel, ob er diese Bchautüug aufrecht erhalten will? Wir fordern Herrn Pischel auf, se.inersejts den Nachweis dafür zu führen, daßanch nur mit einem Wort Herr Heß. lein in seiner Rede die n e u t s ch n a ti o na l e Partei als solche an de in Morde für schuldig erklärt hat. 2. alle finanziellen und wirtschaftlichen Statistiken solle», dem Garantiekomitee zur Prüfung überncbe» werden; 3. dir deutsche Negierung sei verpflichtet, daS Garantie« komitee fortlaufend über den jeweiligen Stand der schwebenden Schuld Deutschlands »u unterrichten. Baldige Entscheidung über das Moratorium Berlin, 19. Juli. In hiesigen diplomatischen Kreisen, die über die Verhandlungen der Ctarantiekommlssioii und auch über ihre Forderungen unterrichtet sind, glaubt man. daß die Ent scheidung der Neparationskommission über das deutsche Mora toriumersuchen in nächster Zeit, wahrscheinlich schon in der nächsten Woche, fallen werde. Die Garaiitiekommission habe den Eindruck gewonnen, daß die Frage des Moratoriums infolge der in den deutschen Wirtschaftskreisen herrschenden Nervosität so bald als möglich entschieden werden müsse. Aufschub der Reise Poinearas Poincar« hat in einem Schreiben an Lloyd George erklärt, er könne nicht vor der Berichterstattung des Garantiekomitees nach London kommen. Der erste praktische Vorschlag Nach verschiedenen englischen Blättcrmeldungen, die mii nachstehender Meldung sich befassen, obwohl diese Ncvtcrmeldung noch nicht bestätigt worden ist. handelt es sich um die Frage der Herabsetzung der Reparationen. Die Meldung lautet: London, IS. Juli. Reuter meldet aus Neuyork: Hier ist ein Bericht eingctroffen und von verschiedenen Blättern veröffentlicht worden, wonach Großbritannien die Herabsetzung der Reparatio nen vorschlägt und gleichzeitig augeboten habe, auf die ihm ge schuldeten Summen zu verzichten. MSber ist dieser Bericht nicht bestätigt worden. Er hat aber die Aufmerksamkeit und Zustimmung einiger der führenden Blät ter hcrvorgernfen „Globe' schreibt dazu: Mit einer bewunde rungswürdigen Tat hat Großbritannien das Gewebe von Haß und Selbstsucht zerrissen, das Deutschland niedcrhält. Der Vorschlag ist eigentlich nur ein Ergebnis des gesunden Menschenverstandes; aber in dieser Atmosphäre des ansgepeitschten Rationalismus und blinder Nachepolitik, wie sie heute in Europa herrscht, wirkt dieser gesunde Menschenverstand wie eine höchste Eingebung. Höchstens zwei Monate Moratorium tu. Paris, 20. Juli. (Voss. Ztg.) Tie NeparatioiiSHmmis. sion ist für Donnerstag nachmittag zu einer offiziellen Sitzung rin- beruscn. Die Tagesordnung weist zwei Punkte ans, und zwar die Entgegennahme eines Berichtes über die Verhandlungen des Ga rantiekomitees in Berlin und die Beantwortung der deutschen Denkschrift über die Reparationszahlungen. Ter TcmpS erklärt zu der deutschen Finanzkrisr, daß höchstens ein kurzes Moratorium für einen oder höchstens zwei Monate in Frage kommen könne. Herr Pischel wird diesen Nachweis nicht bringen können, denn Abgeordneter Hcßlein hat lediglich „an einigen Beispielen er wiesen. in wie-außerordentlich starkem Maße eine gewiss« Presse, die den Rechtsparteien nahesteht, die At- mosphäre vergiftet hat". Man darf deshalb einigermaßen gespannt sein, ob der „Sächsische Zeitungsdienst" des Herrn Pi- schel geneigt ist, nunmehr wenigstens nachträglich der Wahrheit die Ehre zu geben. In diesem Zusammenhänge möchten wir ans der Rede des Zentrumsführers Marx in der Reichslagssttzung vom 25. Juni die Stelle wiedergcben, die sich auf diese Dinge bezieht. Abge ordneter Marx führte nach dem jetzt erschienenen stenographische" Bericht folgendes aus: „Ich werde sehr vorsichtig sein in der Beantwortung der Frage: wer kommt als Täter i» Betracht? Ich weise es weit von mir, hier die Behauptung anfzustcllen, daß eine der Par teien dieses Hauses irgendwie direkt an dieser Tat die Schuld trägt. Aber das kann ich bei aller Vorsicht hier doch sagen: die Atmosphäre, die von einer Partei dieses Hauses durch eine Monatelang fortgesetzte Kritik an den Maßnahmen der Negierung geschaisen ist. durch die Anwendung nicht einer scharfen Kritik, sondern einer persönlich tief ver letzenden .Kritik, einer Kritik, die lediglich das Negative hervor- hob, die niemals irgendwie Positives geschaffen bat und Positives wollte, sondern die lediglich geeignet mar herabznwürdigen und herabzusetzen und damit die Leldcnschasten weiter Bevölkerunys- kreise beranznbilden und anzustacheln — diese Atmosphäre ist wie keine andere geeignet, solche Wirrköpse, wie wir sie zur Zeit unter uns haben, dazu zu bringen, zur Pistole zu greisen und ans diese Weise mehr instinktiv den Gedanken, die von anderer Seite angeregt sind, Ausdruck zu geben. An die Her ren von der Deutschnationaleii Partei möchte ich in allem Ernste die Bitte richten, einmal Hand an ihre Presse zu legen. Wir können hier nicht verschweigen, daß die deutsch nationale Presse schon seit Monaten darauf ausgeht, die politischen Leidenschaften in einer Weise anzustacheln und zu entflammen, wie es geradezu unverantwortlich ist." Abgeordneter Marx hat das dann an einer Reihe von Prcsseäußerungcn ebenfalls belegt. In dieses Kapitel gehört auch die Berichterstattung des deutsch nationalen „Sächsi schen Zeitungsdienstes". Jedenfalls wird kein, auch nur einigermaßen gerecht denkender Mensch, der die Rede des Abgeordneten Heßlein gehört oder gelesen hat, abstreiten können, daß die Berichterstattung des deutschnationalen Korrespondenz- büros über die Zeutrumsrede vom 4. Juli ebenfalls als ge» radezu unverantwortlich bezeichnet werden mußj Dieser Vorwurf trifft natürlich in vollem Maße auch die Blätter! die sich diese? Berichtes bedient haben.