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Nr. L8L 21. Jahrg. Fernsprecher: Redaktion 32723 - Geschäftsstelle 32722 Postscheckkonto: Dresden R,. 14797 srickMe Freitag, 11. August 1922 Redaktion und Geschäftsstelle: Dresden «A. 16» Holbeinstraße 4« volfszmuna ve,ua«dret»> v!o»a> August N« ^k. -in-elnummer 1.S« X. Die SS«sN«'««lr«,eMina ericheiut wö-benttich sechsmal. ' — " " leUe l-"' e,- ...» --- aui obtae Meise SS Vroreut Zuschlag. ofserteiiaebllhr: ist: Selbstabholer » bei Uebersendung durch die Post aukerdem Portojuichlag. J>» Falle höherer iiiewaU oder beim AuSbleibe» der Pahieriieienmgen usw, ecitschl * lede Berpftichtung aus ikrsllllung vou rstiieigen-Auslrägen und Leistung von Schadenersatz. , , , Vorschrift >Unj«>grup»«i<i Dt- eingespalten« Petit,ekle « üil, sür Famstien. und Lereinran,eigen, «tellrü» imd «ietgelüche S iv»e PeM-iUeNaniejetl« im rtdailionellen Leih SS mm breit. SS Fllr Inserate mit besonderer Pla,ierungs< . . ^ ^ . Annahme von «eschSsiranr.ig.n bi» »0 Uhr, von vam>li,n<m,e.g-n^b^^v°ru>Utag^^«mmhn»st-ll^inLE^S^E Tagesschau I» Prag ivurde der Kongreß des Katholische» Moltver- baudes zur Herbeiführung einer internationalen Verständigung eröffnet. An der Konferenz beteiligten sich über 209 Delegierte. «n-S Nantes verlautet, das; dort von der deutschen Ne gierung ei» Trockendock als Teil der Entschädigung für die in Scapa Flow versenkten Schiffe übergeben wurde. Der russische Großfürst Kt,rill, der Enkel des Kaisers Alexander ll. und der Vetter des Kaisers Nikolaus II. verössent- licht in den französische» Abendblättern eine Erklärung, das; er nach dem Rechte der Erstgeburt das Oberhaupt der kaiserlichen Familie der Romanows sei. Infolgedessen erkläre " sich als Thronanwärter und fetze sich an dir Spitze der Aktion, die dazu führen soll, die Ordnung in Russland wieder herzustcllen. Das Pariser „Journal" meldet aus Straßbnrg. das; man sür gestern abend die Ausweisung von 159 Deutscheu erwartet hatte. Alle Befehle hierfür waren erteilt worden, aber um 7 Nhr abends gab der Genrralkommifsar für Elsaß-Lothringen den Be fehl, diese Ausweisungen nicht vorzunchmrn. Der Moskauer Oberste Gerichtshof lstlt über die Haupt- führer der Sozialrevolutionäre das Todesurteil ausgesprochen. Der allrussische Zentralvollzugsausschuh hat beschlossen, das Todesurteil zu bestätigen, aber seine Ausführung aufzuschieben, die indessen zu einem baldigen Zeitpunkt stattfinden soll, falls die Sozialrevolutionäre Partei ihre Gewalttaten gegen die Sow- jetregierung nicht rinstellen sollte. Im polnisch gewordenen Teile Oberschlesiens. und zwar in Kattowitz. haben sich nach einer „Dena '-Mcldung aus Katto- witz, die längst erwarteten ersten schweren Lrliensmittelkrawalle ereignet. In der dortigen Markthalle wurden sämtliche Ver kaufsstände der Fleisch- und Wurstwarenhändler gestürmt und geplündert. Aehnliche Vorfälle ereigneten sich in KönigShüttc, da die Lebcnsmittelbestände in Polntsch-Obrrschlesie» änderst knapp geworden sind. Wieder ein Kompromiß? Die Londoner Verhandlungen können in ihrem Endresultat heute noch nicht übersehen werden. Dennoch wird man nicht fehlgehen in der Annahme, daß auch diese Konferenz mit einem Komstromist enden wiro. Kompromisse haben immer ihre Mängel. Es gibt aber Situationen, in denen das Schließen von Kompromissen gerade zu ein Fehler, wenn nichts Schlimmeres ist. In dieser Situa tion befindet sich das Londoner Kollegium, das jetzt sich aber mals anschickt, zu den Dutzenden von faulen Kompromissen, die im Laufe von Jahren geschlossen worden sind, ein oberfaules hinzuznfügcn. Die weltwirtschaftliche und weltpolitische Situa tion wird auf diese Weise nicht gebessert, sondern nur noch wei ter verschlechtert. Seit dem Versailler Vertragsabschluß, der. was immer und immer gesagt werden muß, den Seuchenherd bildet, von dem alles Unheil in der Welt ausgegangen ist bis zum heutigen Tage, hat die Welt Dutzende von Veranstaltungen, vost Konferenzen, Beratungen, Ratssitzungen, Aussprachen, Be. gegnuugen und dergleichen erlebt, in denen man sich nur immer tiefer in die Sackgasse verrannt hatte. Der Versuch, aus den Fesseln der Kriegspsychose herauszukommen durch eine den gro ßen politischen Leidenschaften entrückte Gelegenheit zur Aus sprache, wie sie Genua darstellte, ist mißglückt. Der weitere Ver such, den die aus Genua förmlich geflüchteten Wirtschaftler, Bankiers und Finanzleute der Welt unternommen haben, um in ernüchternder, Verstands- und geschäftsmäßiger Weise den Problemen auf den Grund zu gehen, mußte ebenfalls scheitern, da sich die Politik als ein unübersteiglicher Wall der Verwirk lichung der gegebenen Ideen und Richtlinie» cntgcgenstcllte. Auch jetzt zeigt London wieder den Widerstreit zwischen Politik und Wirtschaft. Die Politik will es nicht begreifen, daß eine ruinierte Wirtschaft jede Voraussetzung und Betätigungs- Möglichkeit für eine vernünftige und erfolgreiche Politik nimmt. Die wirtschaftlichen und die politischen Gegensätze treten in Lon don scharf hervor. Alle Völker sehnen sich nach der Rückkehr nor maler wirtschaftlicher Verhältnisse, das französische Volk nicht ausgenommen. Aber die französische Politik befindet sich immer noch im Bannkreis von Stimmungen und Strömungen, die der Verwirklichung der wirtschaftlichen Gedankengänge, wie sie jetzt allein maßgevend sein dürsten, hindernd im Wege stehen. Es ist ein eigenartiges Verfahren der französischen Politik, daß sre glaubt, den Problemen dadurch nahe zu kommen, das; sie wirtschaftliche Forderungen formuliert, die mit wirtschaftlichen Vernuirftgründen nicht das geringste zu tun haben, die jeder inneren Logik entbehren, die mit wirtschaftlichen Mitteln durch- Zufuhren einfach eine wahre Unmöglichkeit ist, deren Durchfüh rung aber mit politischen Mitteln diktiert werden soll. Das ist die Lage, wie sie sich ergibt bei den Poincarüschen Forderungen nach „produktiven" Pfändern, Forderungen, die sich auf dem Pa- Pier sehr schön ausmachen, die, wenn sie verwirklicht werden könnten, Deutschland noch ein schlimmeres Los bereiten würde», als cS die afrikanischen Sklavenkolonien jemals hatten. Forde rungen aber auch, die nicht am Anfang eines Wiederaufbaus der Welt stehen, sondern die alles, was bisher mühsam »och auftocht- erhalten wurde, in Fetzen zerreißen würden. Das Kompromiß von London, das man zu schließen auf uns dem Ziele der Gesundung der euro- pa,schon Wirtschaft weiter entfernen, als je. Um die Gewcihruna e.nes Moratoriums an Deutschland wird man nicht hcruiw kmnme» ES '.st sehr wahrscheinlich, daß in dieser Beziehung ine Auffassung Englands, der sich Italic» angcschlossen hat, siegen wird, wonach Deutschland ein Moratorium bis zum Ende dieses Jahres gewährt wird. Bekanntlich hat die deutsche Ne gierung ein Moratorium von mindestens zwei bis drei Jahren vorgeschlagen. Ein derartiger Zeitraum wäre auch der geringste, um innerlich wieder zu einigermaßen stabilen Verhältnissen kom men zu können. Mit dem Kompromiß von London, das ein Moratorium nur für dieses Jahr, also eigentlich nur noch für flinf Monate, gewähren würde, wäre für die Gesnudniig der Der Bruch der Entente? Paris. 9. August. Der Sekretär Lloyd Georges. Sir Grigg, berichtete gestern Journalisten, da!; Lloyd George infolge der Zu- spihimg der Lage den Bruch der Entente sür nnvermridlich betrachtet. Andere Meldungen auö London besage», daß trotz der Er klärung Griggs, daß Lloyd George, wenn Poincare auf seine Vorschläge besteht, dies als de» Bruch der Entente erachtet, man immer noch versuche, ein Kompromiß zustande zu bringen. Man ist der Ansicht, daß Deutschland ei» Moratorium wenigstens bis zum Zusammentritt des Oberste» Rates im Oktober gewährt werden müsse. Lloyd George wird heute vormittag vor dem Zusammentritt der Vollversammlung noch eine Privatbesprcchnng mit Poincare havcn. Das Echo de Paris mclvrt aus London. Poincare habe selbst den belgische» Ministerpräsidenten Theunis um «ine Ver mittlung gebeten. Dir Konferenz werde vielleicht schon heute ans den Verinittlnngsvorschlag von ThenniS hin ein provisorisches Moratorium für Deutschland beschließen. Die Krise auf der Konferenz in London London, 9. August. Poincare hat sich durch seine Reden und seine Acnßerungen dem französischen Volke gegenüber so festge legt, baß cS kein Zurück mehr sür ihn gibt, wenn er nicht Amt und Würde und Ehre in seinem Lande verlieren will. England scheint in diesem Falle entschlossen zu sein — nnd es kann dabei aus die bestimmte Zustimmung der anderen Alliierten hoffen diesmal einmal klare Bahn zu schassen und dem unsicheren Zustande ei» Ende zu bereiten, der infolge der bisherigen Ge waltpolitik ganz Europa nnd insbesondere England mit dem Ruin bedroht. Die scharsen Rede», die von Poincare, Llovd George nnd Schanzer gehalten worden sind, die Anseinander setzungen innerhalb der Sachverständigen - Kommission zeigen den Kundigen, daß der eigentliche Kampf zwischen Poincare und Lloyd George entbrannt ist und das) es sich jetzt zeigen muß wer der Stärkere ist. Der Kurssturz der deutschen Mark in den letzten Wochen und Tagen war für Lloyd George ein Barometer, das Sturm anzeigt. Ob es ihm gelingt, die Gefahren des Sturmes aus dem Wege zu räumen, wird davon abhängig sein, ob er diesmal Poincare Kvnzessiouen macht oder nicht. Ein belgischer Vermittlungsvorschlag Paris. 9. August. Die Franzosen bereiten, wie ans den Meldungen verschiedener Blätter hervvrgeht, eine Aenderung ihrer Taktik vor. So berichtet das „Echv de Paris", in London habe Poincare selbst den belgischen F-iuanzministcr ThenniS um eine Vermittlung gebeten. Im französischen Außenministerium ver sichere man, trotz der heftigen Londoner Debatte» sei von einem Bruch der Entente keine Rede, sonder» eine baldige Komprvmiß- lösung sei das wahrscheinlichste. Die Kvnferenz werde vielleicht schon heute auf einen Verniitllnngsvorschlag von Theunis hi» ein provisorisches Moratorium beschließe». Für dieses Mora torium könne man als Termin zwei oder vier Monate rechnen. Einem solchen Moratorium habe sich ja auch Poincare nicht grnndsählich widersetzt und die eine oder andere seiner neuen Garantieforderungeil ivurde dabei doch wohl angenommen werden. Die Haupterörternng der Reparationsfrage werde dann bis Ende September oder Ansang Oktober vertagt werden. Englands nnd Italiens angeblich gemäßigte Vorschläge Nom, 9. August. Römische Zeitungen berichten: Als erstes Ergebnis der Besprechungen sei die Gewährung eines Mora toriums zu verzeichnen, das ans einige Monate, wahrscheinlich bis zum Jahresschluß, gesichert sei. Der „Messaggero" zählt die angeblich bedeutend gemäßigteren Bedingungen ans, die die italienischen und englischen Vertreter vorgeschlagen haben, nament lich außer den bestehenden Kontrollen noch die Kontrolle der Zolleinnahmen und des Papiergeldumlanss, die Einstellung fast sämtlicher begonnenen öffentlichen Arbeiten, und zwar bei Eisen bahnen, Wasserläusen, Telephonlinien, endlich die Bremsung der Kapitalflucht. Poincare dagegen wünscht eine Generalkonimission mit zahlreichen Unterabteilungen, für jede einzelne Industrie, für Gruben, Forsten usw. Der „Messaggero" findet die ge fundene Lösung sehr milde. deutschen Wirtschaft und für die Aussichten zur Befriedigung der materiellen Ansprüche der Gegner nicht das geringste ge wonnen. Dazu kommt, daß dieses Moratorium, dieser Zahlungs aufschub, jetzt schon im voraus beschwert wird mit außerordent lich einschnetdendeil Kontrollforderlingen, mit Garantie» und dergeichen. hinter denen immer und immer die Geißel politischer und sogar militärischer Drohungen sieht. Der Poincarösche Plan, der uns eine Generalkontrollkommission am Sitze der NeichS- regierung bescheren will, von der wieder eine ganze Fülle von Unter-Kontrollkommissionen im ganzen Lande, ja auf fast allen Zoll- und Finanzämtern, an den staatlichen Bergwerks- und Forstvcrwaltnngen, anSgehcn soll, würde an Kosten mehr ver schlingen, was an Gewinn im besten Falle erwartet werden könnte. Außerdem scheint man auch jetzt wieder in den allen Fehler zu verfallen, sich festlcgcn zu wollen auf endgültige Zah lungen Deutschlands in den Jahren l928 und 1924. WaS schon bei der Feststellung des Londoner Ultimatums ei» wirtschaft licher und politischer Unsinn war, ist unter den heutigen, noch viel schlvankendercn und unsicheren Verhältnissen erst recht töricht, nämlich bestimmte Bindungen Deutschland aufzuzwingcn für rine EniwicklnngSphase, über deren Gestaltung im einzelnen sich heute kein Hellseher und kein Prophet irgendwie eine Vorstel lung machen kann. Das Kompromiß von London, das im Werden begriffen ist, wird nicht den Beginn einer neuen und besseren Epoche be deute». sondern nur die Etappe zu einem weiteren Abstieg der deutschen »nd der Weltwirtschaft sein. Wann endlich wird die Vernunft über Torheit und Verblendung den Sieg gewinnen? Deutsches Reich Lerchenfeld in Berlin Nach langem Zögern ist die baherische Delegation unter der Führung Lcrchenfelds in Berlin eingetroffen und die Verhand lungen mit der Reichsregierung haben schon begonnen. Wenn man auch annehmen darf, daß Graf Lerchcnfcld persönlich für eine lmldige Versöhnung geneigt ist, so machen sich doch andere Umstande geltend, die uns die Schwierigkeiten der Verhandlun gen vor Augen führen. Zunächst ist es auffallend, daß der neue Justizminister Dr. Gürtler, der der Baherische» Deutschnatio nalen Partei entnommen ist, der bayerischen Delegation bcige- geben ist. Stutzig machen muß aber die Tatsache, daß die baye rischen Ncgicrungsparteien die Delegation nur mit beschränkten Vollmachten ausgerüstet haben. Der erschwerendste Nmstand aber ist der, daß die bayerischen Regierungsparteien, wie es scheint, als Zugeständnis zum blesctz zum Schutze der Republik eine Vcrfassnngsändcrung in dem Sinne verlangen, daß in Zu kunft VerfassnngSänderungen, die in die Rechte eines einzelnen Staates cingrcifen, nur mit Zustimmung dieses Staates erfol gen können. Das läßt auf lange, schwierige Verhandlungen schließen. Mer die Bayern dürfen nicht vergessen, daß der Reichspräsident und die NeichSregicrung Schützer und Verteidi ger der RcichSvcrfassung sein müssen und auch sein werden. Lerchenfelds Verhandlungen in Berlin Berlin. 9. August. Der Berliner Besuch des bayrischen Ministerpräsidenten Grafen Lerchenfeld hat bisher folgenden Ver lauf genommen. Nach seiner Ankunft hat Graf Lerchenfeld zu- nächst dem Reichspräsidenten Ebert einen Besuch abgestattet, dann hat in der Reichskanzlei eine kurze Aussprache zwischen ihm und de», Reichskanzler stattgefnnde». .Hierauf schloß sich eine ge meinsame Sitzung der Reichsregierung an, und zwar unter dem Vorsitz des Reichspräsidenten. An ihr nahmen von seiten der Rcichsrcgierung der Reichskanzler, der Reichsjustizminister, der Reichsininister des Innern und der ReichswirtschaftSminister teil. Außerdem war zusammen mit Gras Lcrchenseld Reichsernähr- minister Fehr eingetroffen, der auch an der Sitzung teilnahi». Reichswehrminister Geßler ist nicht in Berlin anwesend. Von bayrischer Seite waren außer Graf Lerchenfeld der bayrische Innenminister Schweyer und der Justiz»,inister Dr. Gürtler, sowie der bayrische Gesandte in Berlin, von Prcger, anwesend. Nachdem der gesamte Komplex der zwischen Bayern und dem Reich schwebenden Fragen besprochen war, wurde dieser Komplex in einzelne Materien geschieden, worüber heute nachmittag in ge trennten Verhandlungen gesprochen werden soll. Die Fragen, die die Innenministerien angehen, werden von den Innen ministerien, die der Justiz zwischen den Justizministerien beraten werden. Bisher haben die Verhandlungen einen ruhigen und sachlichen Verlaus genommen, so »aß Aussicht auf eine be friedigende Beilegung der Angelegenheit vorhanden ist. Die Befugnisse der bayrischen Kommission München, lO. August. Z» den gestern in Berlin begönne- nen Verhandlungen weiß die „Münchner Zeitung" zu berichten, daß die bayerische Kommission keinerlei Befugnisse zu endgülti gen Abmachungen habe. ES werde sich bei den Verhandlungen in der Hauptsache »m den StaatSgerichtbof nnd das Neichs- kriminalpölizcigesctz drehen. Die bayerische Kommission werde vielleicht am Freitag wieder nach München znrückkehren nnd dann dem Ministerrat und den Vertretern der bayerischen Ne gierung Bericht erstatren. Ein Ermittlungsverfahren gegen die „Münchener Neuesten Nachrichten" München, 10. August. Gegen die Münchner Neuesten Nachrichten" ist auf Grund vo» ß 5 Absatz 3 der Reichsverord nung z»»i Schutze der Republik vom 20. Juni ein Ermittlungs verfahren eingeleilet worden. Das Verfahre» stützt sich auf den Artikel „Kritische Tage" in der Nummer 209 vom 30. Juli der „Münchner Neuesten Nachrichten, der gewisse Kreise wegen an geblicher Beleidigung des frühere» republikanischen Ministers Auer zu einer Strafanzeige bei,» Neichsanwalt veranlaßt hat. Keine ausländische Baissepolitik der Neichsbank Berlin, 10. August. Nach einer Meldung der HavaS-Agen- tnr ans Kopenhagen soll die deutsche Reichsbank in einem Rund schreiben deutschen Industrielle» und Kansleuien den Rat erteilt haben, französische und belgische Devisen auf den Markt zu werfen, um so eine Leisse französischer nnd belgischer Franken herbeizufnbren und damit die öffentliche Meinung anläßlich der Londoner Konfereiy; zu beeinflussen. Wie die „T.-U." von zu ständiger Stelle erfährt, ist die Nachricht vollkommen ans der Luft gegriffen. Nicht die Reichsbank sucht durch ein ihr angedich tetes Manöver die Meinung zu beeinflusse», sondern die HavaS« agcntur durch diese tendenziösen Lügcnmeldungen. Aus dem Ausland Don den italienischen Unruhen Nom, 10. August. Gestern nacht versuchte eine Abteilung Faszistcn die Redaktion des „Paese", dos Organ-Z NittiS, zu stür men. Der Polizei gelang es aber, die Angreifer zu zerstreuen. Der italienische Finanzminister auf dem Wege nach London Paris, 10. August. Der italienische Finanzminister Tora- tores, der ebenfalls zu den Verhandlungen »ach London gerufen worden ist, ist am Mittwoch abend auf der Durchreise in Paris eingetroffen. Er hatte mit dem italienischen Botschafter Grafen Sforza eine längere Besprechung, bevor er seine Reise fortsetzte.