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Sächsische Volkszeitung : 24.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192305249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19230524
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19230524
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-24
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.05.1923
- Autor
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TMlierSiag, den 24. Mai 1VL3. Rr. 1». Sole 3 -W-W- Sport «nd Spiel Pferderennen z« Dresden. Würdig reiht sich der letzte Tag seinen Vorgängern an. Im Saxonia-Rennen, dem -auptereigni» bewies Rastelbinder, von Oleinir gut gesteuert, seine hohe Klasse, indem er, erst im Hintertreffen liegend, in der Distanz iimncr mehr ausrückte und in ausgezeichnetem Endspurt alle seine Geg ner passierte und leicht gewann. Die Einzxlergebnisse sind folgende: 1. Preis von Hütte«. 1600 Meter- 1. L. Lewin» Ros« lKriiger). 2. Roma (Grabicb). S. Notapfer (Edler). 4, */„ V, L. Tot.: 18:10, Platz: 11, 12:10. Ferner: Galan. 2. Preis von Dobritz. 1400 Meter 1. F. Rosenthal« Konvention (Etandinger). 2. Douscbka (Kaspar). 8. Bresa (Hellebrandt). '/„ 2'/,. 1'/, L. Tot.: 20:10. Platz: 18. 18, 22:10. Ferner: Fakmrneld (4), Lieselott, Entichluß, Carolu» il-, Juvento. 3. LSbaner AnSglcich. 1800 Meter. 1. G. Hatz Spar sam (Grobich). 2. Matador (Kaspar). 3. Jnclan (Staudinger). Hal», 1, 2 L. Tot : 120:10. Platz: 21. 18:10. Ferner: Ter,. 4. Preis vom Großen «arten. 2200 Meter. 1. Dr- Fritz RauthS Landsknecht (v. Herder). 2. Memlina (Rtttm- Krüger). 8. Haqelschlag (v. M-tzsch). 4, «. 2 L. Tot -. 18:10. Platz: 1», 24:10. Ferner: Rubin (4), Leoselt, Sanas. 5. Saxonia »Preis. 1800 Meter. 1. O. Traun» Raftel binder (Oleinlk). 2. Hallob (Staudinger). 8. General (Grabsch). 2, 4. Kopt. Tot : 14:10. Platz: 12. 1:10. Ferner: Prtn,. 6. Jnni«Ausgleich. 1400 Meter. 1. Dr. Fritz Rauth» Floree (Staudinger). 2. Hüteqer (Friebel). 8. Agave (Krüger). 2 L., Hal«. >/, L. Tot.: 40.10. Platz: 14,17, 17 :10. Ferner: Mazeppa II. (4), Angeln». Caudta. Jollp. 7. Meißner Jagdrennen. 3500 Meter. 1. Rittmeister Krügers Tradition (Besitzer) und Herrn O- HankeS Napi (Be- fitzerj gingen im toten Rennen durchs Ziel. 3. Malacara (V- Waldau). Tot-: (Tradition. Napi und Adolar) 38:10. Platz: (Traktion) 18:10, (Napi) 60:10. Ferner: Sultane VIII., Adolar, Ostflucht. Fußball Guts MutS Dresden' und Holstein-Kiel spielten unent schieden 3:3. — Brandenburg-Dresden gewinnt in Teplitz den Teplitzer Pokal durch 8 Siege über Plauxner B. C. und Tepliher F. C. 03. Ersterer wurde mit 4 :0 aus der Konkur renz geworfen, letzterer muhte sich mit 3 :8 geschlagen bekennen. JahreSschan-Zportvcranstaltungen. Die Ilgen-Kampfbahn war am ersten Feiertag daS Ziel etlicher Tausender, wo zwei Handbollwettkömpte vor sich gingen zwischen Vertretern der Reichs- I Hauptstadt und Dresden. Im D a m e »-Handb a l l sp i e l siegte Berlin mit 1:0; im H e c r e ns-Ha »dbsill l sp i e t endete der Kampf nach spannenden Momenten mit dem torreichen aber unentschiedenen Ergebnis von 10:10. In der Pause zwischen den beiden Spielen ging -ein 7,5 Kilometer Langstreckeii-Maunschastslanf vor sich, aus dem der Münchner Turnverein 1 800 mit der Mannschaft Hoy, Jenuwein und Gilch als Sieger hervorging. (Zeit 35 Minute», 6 Sekunden), 2. Marathon-Leipzig, 3. Berliner Athletik- lliib. 1. Beztrksturnfest der deutschen Iugendkraft Leipzig. Am 10. Juni d. I. findet in Leipzig das erste B ez i r ks t nr ns est der „Deutschen Iugendkrast" statt. Dieser ersten grösseren Veranstaltung der jungen ausblühen den katholischen Sportsbewegung gebührt weitestgehendes Interesse. Sie ist geeignet, das Verständnis der katholsichen Sportbewegung in »och weitere Kreise zu tragen. Dem Ehrenausschust des Festes gehören an: die Herren Prälat Stranz, Justizrat Dr. Schrönib- genS, Stadtverordneter Kaufmann Beruh. Eidmann, Amtmann Ebermann, Frau Endepols, Kommerzienrat Dr. h. c. Kchpar, Klein (Vertreter des kath. St»denteuans,chnsscs), Direktor Bohn, Schul direktor Taute, Kunstgewerbler Strakes. — Die turnerischen Vor führungen finden statt in der Turnhalle des liebenswürdiger weise zur Verfügung gestellten herrlichen Tnrnerheims des Allgemeineil Deutschen Turnvereins Leipzig. Nachfolgend daS Progrannn: Sonnabend, den 9. Juni 1923, abends 7.30 Uhr: Begrüßung der Turner und Turnerinnen im Turnerheim des A. T.-B, Leipzig, Leplaystr. Sonntag, den 10. Juni 1923: Vormittags 7—8 Uhr Kirchgang (Ansprache des Bez.-Präses Kpl. Franz), Psarrtirche St. Trinitatis, Nudolsstr.; Vormittags 8.30—12 Uhr Wett Turnen (Turnhalle des „A. T.V.", Leplaystr.); Nachmittags 4—7 Uhr- Freiübungen. Anschließend Siegesfeier und Beisammensein mit Tanz kränzchen in den Räumen des Turnerheims. Dauerkarte (für den ganzen Tag) 500 Mark, Abendkarte zur Siegesfeier 300 Mark. Deutsche Iugendkraft Dresden. Die für Donncrslag, de» 24. Mai, angcsetzte Vertretersitzung findet nicht statt. Nächste Sitzung wird noch bekanntgegeben. D. I. K.-Fnßbnll. Die 1. Mannschaft von Dresden-Ost spielte in Berlin gegen D. I. K.-Llchtenberge unentschiedene 2 : 2 (0 :2), die 2. Mannschaft konnte aus Görlitz, wo sie gegen die dortige 1. Jugend spielte einen 3 :2 Sieg nach Hause bringen. DI» IluterhaltungSbeilage erscheint infolge technischer Schwierigkeiten in der nächsten Nummer. Was wird werden? DaS politische Pfingsten ist ernst und trübe verlause». Wenn auch gegenwärtig die Parlamente kurze Psingstferien ab- hallen, so kann das doch nicht darüber hinwegtänsche», daß die außen- und innenpolitische Lage gegenwärtig aufs äußerste ge spannt ist. Wir »lüssen dem politischen Schicksal Deutschlands mit größtem Ernste entgegenblickc», ohne des halb den Kopf hängen zu lassen. Ein Haiiplfordernis ist es aber, daß wir n»S klar werden, was ist und was noch werden -wird. Aufklärung darüber können und werden die Zen- trnmsanhänger und Zentrumsanhängerinnen der Wahlkreise Chem- uitz—Zwickau—Planen und Leipzig aus berufenem Munde am S o n » t a g, d e n 27. Maiin Zwickau beim Westjachsen - tag der Z e n t rnm s p a r t e i mit Herrn Reichsminister a. D GieSbertS als Redner erhalten. Es wird daher nochmals auf die,e bcdenisame Tagung auch an dieser Stelle hiiigewlesen und in» zahlreichste Teilnahme erpicht. Die Verhandlungen be ginnen an» Sonntag, den 27. Mai vormittags Punkt 1t Uhr in, Deutschen Hause in Zwickau (Schneebergerstraße) mit einer geschlossene» Versammlung, zu der alle Vorstands mitglieder und Vertrauensleute der Zentrnnlspartei Westsachsens eingcladen lind. Nachmittags 3 Uhr beginnt dann in» großen Saale des Deutschen Hauses die Zentr » m sversam m lung, die sich hojsentlich durch zahlreichste Teilnahme aller Ze n trnm s an h änger- und A» hän ger ln » e» zu einer- großen Kundgebung gestalten wird. Also auf nach Zwickau! An die katholischen Elternräte und die Vorsitzenden der Ortsgruppe«« der kath. Schnlorganisatlou richten wir die dringende Bitte, wegen des bevorstehenden Fron leichnamsfestes die nötigen Schritte im Sinne unseres Artikels vom 13. Mai iliiigehend cinzuleiten. Der bei den Schul- leitern der einzelnen Schulen zu stellende Antrag kann fol genden Wortlaut haben: „Gemäß Verordnung des Sachs. K»ltns!»lnisteri>i>»s vom 9. März und sinngemäßer Anwendung des Brieses des Herrn. Kultusministers Fleißner vom 25. April d. I. an den Landcsvorsitzeilden der kath. Schulorganisation (siehe Sächs. Volkszeitung vom 13. Mai d. I.) stellen wir im Austrage der kath. Eltern der .... Schule hiermit den Antrag auf Unterrichtsbefrei,mg der kath. Schüler an den kath. Feiertagen im laufenden Schuljahr. Im Aufträge der Elternschaft." Wir machen nochmals daruf aufmerksam, daß an Schulen, an denen Elternräte bestehen, der Antrag von diesen gestellt werden muß. An allen übrigen Schulen, also Protestant. Schule», höheren Schulen, oder kath. Schule», an denen keine Elternräte bestehen, kann dieser Antrag von einer Vertretung der Elternschaft in deren Namen beim Schulleiter gestellt werden, 'tt-r Antrag selbst ist lediglich als Formsache zu betrachte», da ja d e grnndsätzliche Unterrichtsbesreinng der kath. Lehrer und Schä le an den Feiertagen durch die Verordnung vom 9. März zu- 'istaiiden ist. Wir bitten auch die kath. Pfarrämter, die Eltern i: obigem Sinne aufznklärcii, und ihnen möglichst mit Rat und Tat bei,zustehe». Sollten sich irgendwo Schwierigkeiten irgendwelcher Art er geben, dann bitten wir um sofortige Benachrichtigung, damit wir für Abhilfe sorgen könne». Katt,. LaiideSelterurat. — Kath. Echiilorganisaiioie für Sachsen. H. Mehring, Vors. Dresden, Krenkelstraßc 25. vttdoMieiia des Krolpkkisls ad 4. Juni Berlin» 23. Mai. DaS NslchSkabinctt hat beschlossen, den Abgabepreis der NcichSgctrcidestrllc ab 4. Juni von 200 Mi» Mark auf 800 000 Mark zu erhöhe«, wodurch «ine reichliche Ver doppelung deS BrotpreiseS erforderlich gemacht wird. Die letzte Preisfestsetzung auf 200000 Mark für abgege benes Getreide stammt von Anfang Januar. Diese Festsetzung ist durch die Entwicklung längst überholt. Dadurch sind im Lauf: der Zeit derartige Verluste bei der Re'.chSgetrxidcstelle entstanden, das; die Reichsregierung eine Fortsetzung deS bisherigen Vor- schnßsbstems bei der Reichsgetreidestelle nicht mehr für tragbar erachtet. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Festhaltung des Abgabepreises durchaus noch keine FesOwltung des BrotpreiseS bedeutet, da d?r Anteil des GetreidcprciseS im BrotpveiS durch schnittlich nur etwa drei Fünftel ausmacht. Trotz der Festsetzung des Abgabepreises der ReichSgetreidestelle. sind die Brotpreise seit dem um fast zwei Drittel gestiegen. Tie beschlossene Erhöh ng von 200060 Mk. auk 800 000 Mk. wird also nicht in einer Ver. vierfachung deS BrotpreiseS, sondern je »ach den örtlichen Ver hältnissen durchschnittlich in einer reichlichen Verdoppelung deS BrotpreiseS- sich auSwirken. DaS RcichSkabinett hat sich mit dieser Fest setzung in den engstmöglichen Grenzen gehalten, wie schon daraus hervorgeht, das; der Preis für freien Roggen zurzeit mehr als daS Doppelte deS geplanten Abgabepreises der ReichSgetreide stelle beträgt. Die .Hinausschiebung deS Termins bis zum 4. Juni soll die Möglichkeit geben, das; die öffentlichen Verbände und daS Wirtschaftsleben sich mit den Gehältern, Löhnen, Unterstützungen usw. ans den neuen VrotprciS cinrichte», damit der Preis für die verbrauchende Bevölkerung tragbar ist. Wilpniii Ln tzisklibiiiiiiiarife Berlin, 23. Mal. DI« neue Tariferhöhung ans den NcichSeiscnhahncn tritt zufolge Beschlüssen der RcichSrcgicrnng am 1. Jnni in Kraft. Die Personen- und Gepäcktarife erfahre» dadurch eine Erhöhung nm mehr alS 100 Prozent, die Güter tarife eine solche um 50 Prozent. Für den Personenverkehr wirb in der vierten Klasse der Fahrpreis pro Kilometer von 10 auf 33 Mk., in der dritten Klasse von 24 anf 50 Mt. In der zweiten Klaffe von 48 anf 100 und in der erste» Klaffe von 80 auf 200 Mk. erhöht. Die Schlafwagengsbühr, die noch nicht endgültig festgesetzt ist, dürfte sich um etwa 40 Prozent erhöhen, lieber den SchnellzugSznschlag wird morgen oder Uber- morgen entschieden. Die Verhandlungen über die Tarifsätze für den Vorortsverkcbr schweben noch Aus Kreisen d?8 ReichSpostministeriumS erfährt die Vosiische Zeitung, daß auch bei der Po st eine beträchtliche Erhöhung der Tarife zu erwarten ist. Neichsjugendtaa im Verbände des K. K. V. Deutschlands Die katholische KausmannS-jugend im Verbände kalb, kausni. Vereinigungen Deutschlands halt in der Zeit vom 25. bis 28. Mai d. IS. im KKV Erholungsheim Mariennibe iHammelbnrg bei Würzburg) ihren Bundestag, der die Führer dxr Bewe gung aus allen deutschen Gaue», einschließlich Lachse», zu ge meinsamer Arbeit versammelt. Aus diesem Anlaß verlohnt es sich, einmal dem Wollen und Streben dieser Jugend Beachtung zu schenken, die ihre Ziele in die Kernworte faßt: Jung — katholisch — bernfstüchtig — vaterinndStreu. Sie wollen die Zeit ihres Jungseins nützlich, in reiner Freude, Einfachheit und Enihaltsamkei! verbringen. Jbr Kampf gilt dem Genußlcbcn, dem viele ihrer jungen BerniSgenosien sich leider hingegebene haben. Körperliche ErtückNigung in maß voll betriebenem Sport »nd Wandern, sorgsame Pflege de? G,-. mütSlebcnS gehören deshalb zu den vornehmlichen Zielen der Bewegung. In der katholischen Religion wolle» sie ihr ganzes Leben verankern und im Geiste Ebrisli ihr BcrnsSlebc» und da mit das Wirtschaftsleben dnrchdrmgcn Die Gemeinschaft niii gleichstrcbcnden BerufSgenosien erhält im Jnng-KKVcr bestän dig daS Verlangen, in seinem Berufe das Höchste zu leisten und die dazu erforderlichen Kcnntnisie »»? Fähigkeiten in aus dauernder Arbeit zu erringe». Mehr als Tarisgehalt- empfänger — ! ö » igiichcr Kauf m a n n: Sie «volle» als berusstüchtige Jnngmünncr ihre lunge Krast der Mtta'.beii an Deutschlands Wohl weihen. Denl-cbe Art wollen ne ,n : rer Mitgliedern hüten und die Liebe zur Heimar wecke» n»L r r. Jung in reiner Freude! Katholisch in Glaube und Sitte! Kaufmann in BernsStrene und Pslichi! Vereint in tätiger Liebet Die Iudenbuche Ein Sittengrmnlde anS dem gebirgichten Westfalen Von Anette Freiin von Droste-,HUlShoff Wo ist die Hand so zart, daß ohne Irren Sie sondern mag beschränkten Hirnes Wirren, So fest, daß ohne Zittxrn sie den Stein Mag schleudern auf ein arm verkümmert Sein? Wer wagt es, eitlen Blutes Drang zu messen, Zn wägen jedes Wort. daS unvergesicn In junge Brust die zähen Wurzel» trieb, DeS Vorurteils geheimen Seelcndieb? Du Glücklicher, geboren und gehegt Im lichten Raum, von frommer Hand gepflegt, Leg hin die Wagschal' — nimmer dir erlaubt! Laß ruhn den Stein — er trifft dein eignes Haupt! — Friedrich Mergel, geboren 1738. war der einzige Sohn eines sogenannten HalbmeierS oder Grundeigentümers gerin gerer Klasse im Dorfe Bellersen, das. so schlecht gebaut und rauchig eS sein »rag, doch daS Auge jedes Reisenden fesselt durch die überaus malerische Schönheit inner Lage in der grünen Wald schlucht eines bedeutenden und geschichtlich merkwürdigen Gebir ges. DaS Ländchen dem eS angehörte, war damals einer jener abgeschlossenen Erdenwinkcl ohne Fabriken und Handel, ohne Heerstraßen, wo noch ei» fremdes Gesicht Aufsehen erregte und eine Reisg von dreißig Meilen selbst den Vornehmeren zum Ulysses seiner Gegend machte — kurz, ein Fleck, wie eS deren sonst so viele in Deutschland gab, mit all den Mängeln und Tu genden, all der Originalität und Beschränktheit, wie sie mir >it solchen Zuständen gedeihen. Unter höchst einfachen und häufig unzulänglichen Gesetzen waren dis Begriffe der Einwohner von Recbt und Unrecht eini germaßen in Verwirrung geraten, oder vielmehr, eS hatte sich neben dem geschlichen ein zweites Recht gebildet, ein Recht der öffentlichen Meinung, der Gewohnheit und der durch Vernach lässigung entstandenen' Verjährung. Die Gutsbesitzer, denen di? nigdere Gerichtsbarkeit zustand, straften und belohnten nach ihrer, in den meiste» Fällen redlichen Einsicht; der Untergebene tot, was ihm anSsührbnr und mit einem etwas weiten Gewissen verträglich schien, und nur dem Verlierenden fiel eS zuweilen ein, in alten stanb-chten Urkunden nachzuschlagen. — Es ist schwer, jene Zeit unparteiisch ins Auge zu fassen; sie ist seit ihrem Verschwinden entweder hochmütig getadelt oder albern ge lobt worden, da den, der sie erlebte, z» viel teure Erinnerungen blenden und d?r Spätergcborene sie nicht begreift. So viel darf man indessen behaupte», daß die Form schwacher, der Kern fester, Vergeh?» häufiger, Gewissenlosigkeit seltener waren. Denn wer nach seiner Ueberzenguna handelt, und sei sie noch so mangelhakt, kann nie ganz zugrimoe gehen, wogchen nichts sgeleittötiender wirkt, als gegen das innere Rcchksgefühl daö äußere Recht in Anspruch nehmen. Ein Menschenschlag, unruhiger und unternehmender als seine Nachbarn, ließ in den« kleinen Staate, von dem wir rede», manches weit greller hervortreten, als anderswo unter gleichen Umstände». Holz- und Jagdfrevel waren an der Tagesordnung, und bei den häufig vorfallenden Schlägereien hatte sich jeder selbst seines zerschlagenen KopfcS zu :röstci>. Ta jedoch große und ergiebige Waldungen den Hauptreichtum des Landes anS- machteii, ward allerdings scharf über die Forsten gewacht, aber weniger auf gesetzlichem Wege, als in stets erneuten Versuchen, Gewalt uird List mit gleichen Waffen zn überbieten. DaS Dorf Bellersen galt für die hochmütigste, schlaueste und kühnste Gemeinde deS ganzen Fürstentums. Seine Lage inmsttcn tiefer und stolzer Waldeinsamkeit mochte schon früh den angeborenen Starrsinn der Gemüter nähren; die Nähe eines Flusses, der in die See mündete und bedeckte Fahrzeuge trug, groß genug, um Schiffbauholz bequem und sicher außer Land zu führen, trug sehr dazu bei, die natürliche Kühnheit der Holz frevler zu ermutigen, und der Umstand, das; alles umher von Förstern wimmelte, konnte hier nur aufregend wirken, da bei den häufig vorkommcnden Scharmützeln der Vorteil meist anf seiten der Bauern blieb. Dreißig, vierzig Wagen zogen zugleich anS in den schönen Mondnächten mit ungefähr doppelt so viel Mannschaft jedes Alters, vom halbwüchsigen Knabe» bis zum siebzigjährigen OrtSvorstehcr, der als erkahrener Lcitbock den Zug mit gleich stolzem Bewußtsein ankührte, wie er seinen Sitz in der Gerichttzstnbe einnahm. Die Zurückgebliebenen horchten sorglos dem allmählichen Verhallen dek Knarrens und Stotzen« der Räder in den Hohlwegen und schliefen sacht weiter. Ein ge legentlicher Schutz, ein schwacher Schrei liehen wohl einmal eine junge Frau oder Braut anffahren; kein anderer achtete darauf. Beim ersten Morgengrauen kehrte der Zug ebenso schweigend heim, di? Gesichter glühend wie Erz, hier und dort einer mit verbundenem Kaps, was weiter nicht in Betracht kam, und nach ein paar Stunden war die Umgegend voll von dem Mißgeschick eines oder mehrerer Forstbeamten, die aus dem Walde getragen wurden, zerschlagen, mit Schnupftabak geblendet und für einige Zeit unfähig, ihrem Berufe nachznkominen. I» diesen Umgebungen ward Friedrich Mergel geboren, in einem Hause, das durch die stolze Zugabe eines RmichfangeS rnd minder kleiner Glasscheiben die Ansprüche seines Erbauers, sowie durch seine gegenwärtige Verkommenheit die kümmerlichen Umstände de-S jetzigen Besitzers bezeugte. DaS frühere Geländer um Hof und Garten war einem vernachlässigten Zaune ge wichen, das Dach schadhaft fremdes Vieh wendete ans den Trifte-' freindeS Korn wuchs auf dem Acker zunächst am Hofe, und der Garten enthielt, außer ein paar holzichien Rasenstücken anS besserer Zeit, mehr Unkraut als Kraut. Freilich batten Unglücks fälle manche?- hiervon herbeigeführl; doch war auch viel Uno-d- nnna und böse Wirtschaft im Spiel. Friedrichs Vater, der alte Hermann Mergel, war in seinem Junggesellenstande ein söge» nannter vrdenilichcr Säufer, daß beißt einer, der nur an Sonn- und Festtagen in der Rinne lag und die Woche hindurch so ma nierlich war wie ei» anderer. So war denn auch seine Bewer bung »m ein recht hübsches und wohlhabende-? Mädchen ihm nicht erschwert. Anf der Hochzeit ging es l»st:g zu. Mergel war nicht gar- zu arg betrunken, »nd die Etter» der Braut ginge» abends vergnügt beim- aber am nächsten Sonntage sah man dis junge Iran schreiend und blutrünstig durch? Dorf zn de» Ihrigen rennen, alle ihre guten Kleider »nd neues Haue-aerät >m Sttch lassend. DaS war freilich ein großer Skandal und Aeroer si'r Mergel, der allerdings Tröste? bedurfte. So war denn auch un Nachmittage keine Scheibe an seinem Hause inebr ganz, und min sah ihn noch bis spät in die Nacht vor der Tnrscdwelle liegen, einen abgebrochenen Flaschenhals von Zeit zu Zeit zum Munde tt'chrend und sich Gesicht und Hände jämmerlich zerschneidend. Tie junge Frau blieb bei ibren Elter», wo sie bald ner!ümmer!e und starb. Ob nun den Mergel Rene anälie oder Scham, genug, er schien der Trostmittel immer bcdürsiiger und sing bald an. den gänzlich verkemmeiien Sulsietten »„.gezählt zn werden. Tie Wirtschaft verfiel; fremde Mägde brach-len Scbimps und Schade»: so "erging Jabr ans Jahr. Mergel war und btt.-b ein verlegener und zuletzt armseliger Witwer, bi? r mit einem, mal wieder als Bräniigam ansirar War die Sache au und kür sich unerwartet, so trug die Persönlichkeit der Braut noch dam bei, die Verwunderung zu erhöbe». Margaret Semmler war eine brave, anständige Person, so in den Vierzigern, in ihrer. Jugend eine Torsichönbcit und noch jetzt als klug und wirtlich gegchiet, dabei nicht unvermögend: und so mnßie c? jedem nn- hcgreislich sein, waS sic zu diesem Schritte getrieben. Wir glau ben den Grund eben in dicker ibrer selhsibewiißien Vollkommen heit zn finden. Am Abend vor der Hochzeit soll sie gesagt laben: „Eine Frau, die von ihrem Manne übel behandelt wird, ist dumm oder taugt nicht: wenn e-? mir schlecht geht, so sagt, eS liege an mir." Der Erfolg zeigte leider, daß sie ibre Kräits überschätzt hatte. Anfang? imboniertc sie ihrem Mgnne; er kam nicht nach Ha»S oder kroch in die Scheune, wenn er sich übernommen hakte; aber da? Joch war zn drückend, um lange getragen zn werden, und bald sah man ihn oft genug guer üb.r die Gasse taumeln, börte drinnen sein wüst?S Lärme» und sah Margaret eilends Tür und Fenster schließen. An einem solche» Tage — keinem Sonntage mehr — sah man sie abends au? dem. Hause stürzen, ohne Haube und? Halstuch, da? Haar wild »m den Kopf hängend, sich im Garten mchen ein Krantbcct »iederwersm »nd die Erde mit den Händen auswühlen, dann ängstlich um sich schauen, rasch ei» Bündel Krauler brechen »nd damit langsam wieder dem Hanke zngehen, aber nicht hinein, sonder» in die Scheune. ES hieß, an diesem Tage hübe Mergel zuerst Hand an sic gelegt, obwob! da? BekennttnS nie über ihre Lippe» kam. Forisepung folgt.
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