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Sächsische Volkszeitung : 06.03.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190403065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040306
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040306
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-03
- Tag 1904-03-06
-
Monat
1904-03
-
Jahr
1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 06.03.1904
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staatliche Förderung der deutschen Vesiedlnngötätigkeit; es privilegierte zwar die Ansiedelung Deutscher iin'Oslen durch staatliche Unterstützung, aber es lies; die staatsbürgerlichen Rechte der polnisch sprechenden Preußen unversehrt. Die gegenwärtige Bestimmung will die polnische Bevölkerung eines der durch die Berfassnng allen Preußen verbürgten Grundrechte berauben: das Recht des freien Grnnderwerbes. Die scharfe Opposition der polnischen Redner im Herren - Hause ist somit vollauf berechtigt, und wir sind der festen Uebeizengnng. das; die Opposition gegen den Entwurf an- wachsen nuis;. Eine Entrechtung der Polen mühte zu den schlimmsten innenpolitischen Reibungen führen; man treibt hierdurch das polnische Volk nur den Radikolpolen in die Hände. Reichstag. Berlin, ln. Sitzung am < März 1!»«K. Ter Reichstag begann heute bei recht gut besetztem Hause die Beratung des Militäretats. Müller-Fulda lZentr.) gab eine sehr interessante Uebersicht über die Ab striche der Kommission, die sich ans über -1Millionen belaufen. Ans den Darlegungen des neuen Ktiegsminislers hat man mit Genugtuung entnehmen können, das; er be strebt ist, Konslikie mit dem Reichstage zu vermeiden; auch ist für die neue Militärvorlage keine wesentliche Erhöhung der Präsenzzisfer in Aussicht genommen; es zeigt sich in allen Staaten, das; jetzt nur noch von einem organischen Ausbau des Heeres geredet werden kann. Tann hielt Bebel seine T'Oslündige Militärrede, die jedes Jahr die selbe ist, über: Soldatenmischandlnngen, llniformändernngen, LnrnS nsw. KriegSininisler v. Einem erwiderte',ihm recht geschickt und betonte, das; jener Soldat der beste sei, der Gottesfurcht und KöuigStrene in seinem Herzen trage. Die Sitzung nahm folgenden Verlauf: Müll er Fulda iHlr. referiert über die Beratung der Budget- koininyiion, die über l».. Millionen gestrichen Hai. Es besteht die Ansicht, das; ein »eneS O.ningnencn zn stände loninit und deshalb haben wir die geforderten k»:»» neuen Nnterofsizierstellen gestrichen: es berührt eigentümlich, das; jetzt der Antrag gestellt ist, diese Stellen zn genehnngen. Ans den vertraulichen Mitteilungen haben wir entnehmen tonnen, das; die neue MUücirvoclage leine ivesenl liehe Erhöhung der Bräsenzznser bringen wird, Hn anderen Bruder» ist man auch bestrebt, die Präsenzstärke nicht mehr zn erhöhen. Menu unsere Militärverwaltung nun von einer sprunghaften Er Höhung absieh!, so ist dies erfreulich, da hierdurch^ .^onslitle mit dem Reichstage vermieden werden. Eine solche Haltung in zn begrützen. Für die patentierten Lberstleninants wurde stall der geforderten Anlage von ER» Ptk. »nr IG«» Mt. gegeben und nur für die Oberstleutnants der Infanterie und Pioniere. Hm Bor jahre wollte inan an die Sache erst gehe», wenn die neue Militär Vorlage da in: nun wissen wir. das; diese leine neuen Regiments- stäbe, bring! und so hat die Mehrheit der .Komnüsnon die herab geminderte Tnnnne bewilligt. Tie Perhandlnngen in der Budget kommission haben uns mit einem gewissen Vertraue» zu dein neuen .Eriegsniinnle: erfüllt, so das; wir der Hossnung sind, das; Tenlsch- land nicht ans die Bahnen geführt wird, die ihm schädlich sind. (Bravo!» Bebel To.;,» bespricht eingehend die Soldatenmisp Handlungen. Das Bürgertum ist selbst schuld an der Erhebung des Ofsiziersstandes: die bürgerlichen kreise kriechen vor dem Militär. Ta die Offiziere über ihren Stand leben, so machen sie später eben Eeldheirale». Tie Armee selbst fängt an zn soppen über die vielen Unisormändernngen. Tie inilizarlige Ausbildung des Heeres empfehlen selbst Ossiziere, »nie wir Sozialdemokraten es auch wünschen. Briegsminisler v. Einem: Einen grotzen Teil seiner B . svmM-,.».,,, Rede küllt "Bebel ans mit: „Es in mir gesagt worden »sw. Wohin kommt man mit solchen Anschnldi gnngentz Tas sind lauter „otle Kainelten". Einen Tivisionär in Atlenslein, dem "Bebel den "Abschied gab, gibt es garnühk. Wie ging es ans dem Dresdner Parteitag zn? (Ruse bei den Sozial demokralen: Auch olle Bauteilen!» Ta wurde gesagt, das; die Gegensätze im "Bolle sich immer mehr verschäisen: das macht sich dann auch im Heere geltend. Tie .urilik vom Heere könne» wir nicht entbehren, nur dürfe sie nicht verhetzend wirten. Mir ist ein königslrener und religiöser Soldat, der auch einige Ringe weniger gut schiesik, lieber als ein sozialdemotratischer Soldat. Eni Hena ist nicht möglich, es sei denn, das; dem deutschen "Bolle alle "Bater landsliebe und Religion ans dem Herzen gerissen würden: nur die rote Hahne der Sozialdemokratie könnte uns nach Fena führen. Es ist angefragk worden, weshalb der Erbprinz von Meiningen verabschiedet nmrde: die Entlassung der tomniandierenden Generale Darum hat sich vor einigor Heit dio Vorsteherschast der katholischen Gemeinde an die Regierung des Kantons Basel- Stadt mit dem Ersuchen gewandt, sür die Knitnsbedürfnisse der römisch katholischen Gemeinde einen jährlichen Beitrag > von :',«»--A«»«»«»«» Franlen zn gewähren. Sie hat in dieser Eingabe ganz richtig hervorgehoben, das; ans den Stenern der Katholiken die "Bedürfnisse der protestantischen und alt- katlwlischen.Eirchengemeinde auch mit bestritten werden und es daher ein Gebot der Gerechtigkeit wäre, ebenso auch die römisch katholische Kirchengenieinde zn berückiichtigen. Eine offizielle Antwort der Regierung ist bis heute noch nicht eingegangen. Dagegen nr in den Zeitungen viel die Rede gewesen von Trennung der Buche vom Staate; gegen eine solche Trennung erhebt sich jedoch lebbaster Widerspruch von verschiedenen Seiten. Sodann hat man den Katholiken gesagt, wenn sie einen "Beitrag vom Staate haben wollten, mühten sie sich dem Staate ebenso nnterwersen, wie eS die Allkatholiken getan. Man dar! gespannt daraus sein, wie fiel; die Regierung zn der Eingabe der Katholiken stellen wird, denn irgend eine Antwort mns; sie doch schließlich geben. Es mag ihr ja nnbeanem sein, sich sagen lassen zn müssen, dos; sie gegen die Katholiken nicht Gerechtigkeit walten lasse. Doch die ungeheuerliche Tatsache steht ein mal fest, das; die Katholiken durch ihre Stenern die KnttnS- bedürsnisse der Protestanten und Altlarhotiken mit bestreiten müssen, ohne irgend eine Gegenleistung dafür zn empfangen. Ob ein solches Gebühren eines freien Staates würdig ist, mag dahingestellt sein. Dann soll man aber nicht über russische Zustände sich so gewaltig entrüsten. „Gerechtig keit erhöhet ein Volk." Dieser Satz; gilt nicht bloß sür Rußland, sondern auch für ein freies Staatswesen. Hin iernen Osten tobt jetzt ein gewaltiger Kampf. Der größte Teil der demokratischen Schweizer sympathisiert mit den Hapanein ans Haß. gegen das antokcatische Regiment in Rußland. Wenn man die Sa«t>lage vorurteilslos prüft, so kann man sür keinen der beiden Sympathie hegen. Dieser Krieg, der nur eine Machlsrage zur Entscheidung bringe» soll, bietet rein gar nichts, was höheres Hnteresse, geschweige denn Begeisterung erwecke» könnte. Mag schließlich Rußland oder Hapan den Sieg davon tragen, wir denken und sprechen mit dem Dichter: Den blnt'gen Lorbeer geb' ich hin mit Elenden Fürs erste Veilchen, das der März »ns bringt. ist lediglich Sache Sr. Majestät des Kaisers, und ich lehne cs ab, hierüber eine Auskunft zu geben. Auch ist der Erbprinz nicht verabschiedet, sondern Arinecinspektor geworden. Was ich über Pirna sagen soll? Man lese nur de» letzten Satz des sterbenden Valentin zn «Ärctchen in Goethes „Faust". Das Bollwerk des Staates nt Gottesfurcht und KöriigStreue in allen Kreisen der Gesellschaft. (Lebhaftes Bravo!) Tann erst kommt die Armee. Ter „Simplizisfimns" ist der schädliche Bazillus, der ein Ideal nach dem anderen hcninlerwnft. i'Sehr richtig!) — Freiherr Heyl zu Herrnsheim (Natt.): Der Abg. Bebel selbst will an sich keine .Kritik vornehmen lassen: man denke nur an Gohre und Schippet. Für den Uineroffizierssrand müssen wir mehr tun: er ist zu über lastet und zu schlecht bezahlt. Es sollten deshalb die gestrichenen KM Nincroftiziere wieder eingesetzt werden. — Norman» lkonsy: Tie traurigen Vorkommnisse im OssizierkorpS bedauert dieses selbst am meisten. Unsere Offiziere und Unteroffiziere sind die besten der Welt. — lw. Müller-Meiningen (Vp.): Der veraltete Gamaschenknops hat den Zusammenbruch von IKON herbeigeführt. Heute heißt cs: die Armee gehorcht, aber sie räsonnierl! Redner bespricht die Unisormändernngen. — Kriegs-Minister v. Ei nein: Es ii't geschichtlich festgelegt, da»'; die preußische Armee IKON ge schlagen wurde, weil sic nicht auf der Zeit stand. Die Bewegung von IKU! ist das großartigste, ivaS je ein Volk geleistet hat. 'Ver änderungen in der Uniform sind abgeschlossen. — Nächste Sitzung morgen I Uhr. Fortsetzung. Politische Rundschau. — Dir Abstriche am Militäretat, die in der Budget- komminion ans Antrag des Zentrinns gemacht worden sind und über 0-l2« »00«) Mk. betragen, sind den Uebermilitaristen sehr nnbeynem und die „Rat. Ztg." gibt sich znm Sprach rohr derselben her. HhrZorn richtet sich insonderheit gegen den A(»g. Müller Fulda, einen der ersten Kenner des Neichs- etats, ans dessen Antrag hin auch die Abstriche erfolgt sind. Gegen denselben wird behauptet: „Das Zentrum, dein sich alles fügt, richtet seine Gnade und Ungnade darnach, wie eS seinen Finanzknnstlern in der Kommissinn gelingt, die Partei als sparsamen Hausvater erscheinen zn lassen. Ta nun aber die Künste jener Herren ans anerkannt mäßiger Höhe stehe», sv fallen die Abstriche auch oft wahllos und metknmrdig genug ans. Angebliche Ersparnisse werden mit Vorliebe in solchen Fällen gemacht, wo sie ans die Dauer mit Notwendigkeit eine Mehrbelastung des Reiches nach sich ziehen, wie bei unpraktischer Vertagung notwendiger Bauten .'c. Das ganze System führt in der Weise, wie cs unter der Leitung der sinanztechnischen Zentnnnsberater geübt wird, ans die Dauer dazu, daß die einzelnen NessortchefS ihre Etats nicht mehr nach rein sachlichen Erwägungen ansstellen, sondern von Anfang an daraus bedacht sind, Handels geschäfte zn ermöglichen und solche Posten mit einznslellen, die ohne Not znm Opfer gebracht werden können. Vielleicht noch ein leiser Wink hinter den Kulissen — und der Sprecher der regierenden Partei in der Kommission „findet" ein Passendes Objekt sür jene Abstriche, die für notwendig gehalten werden, um dem Zentrum das gewünschte Relief zn verleihen." Eine solche Verdächtigung ist doch recht nichtswnrdig; datz Zentrum hat dem Reiche stets gegeben, was notwendig war, es hat aber nie ans dem Auge ge lassen, auch ans die Stenerkrast des deutschen Volkes ge bührend Rücksicht zn nehmen. In rein sachlicher Weise hat es die Abstriche beantragt und ging z. V. bei den Streichungen an dem Etat des ostasiatischen Erpcditionskorps Hand in Hand mit dem nationatliberalen Abg. Paasche, der schon früher im „Tag" für Sparsamkeit ans diesem Felde ein- getrelen ist. Obige Verdächtigung ist deshalb auch ganz und gar haltlos und fällt in sich zusammen. Vor dein Kriegsgericht der I. Gardedivisioil begann am März das Wiederaufnahmeverfahren gegen den Prinzen Prosper Arenberg, der s. Z. znm Tode ver urteilt und schließlich zn 10 Jahren Gefängnis begnadigt worden war. Der Antrag des Angeklagten, während der ganzen Dauer der Verhandlung die Oeffentlichkeit anszn- schließcn, wurde abgelehnt. Die Anklage lautet ans vor sätzliche Körperverletzung und Mord unter Mißbrauch der Dienstgewalt. Ter Vastardpolizist Eaiv. welcher von einigen Hereros verleumdet worden war, wurde ans Befehl des Prinzen wegen Fluchtverdacht angeschossen und sodann von ihm selbst ans grausame Weise getötet. Tie Zeugen be richten. das; der Prinz schon als Kind Anlage zn Grausam keiten gezeigt habe, welche über den Geisteszustand des Prinzen Zweifel anfkonnnen ließen. Auch sein Aufenthalt in Afrika hat öfters Gelegenheit znm Verdacht gegeben, das; er geistig nicht normal sei. Ter sachverständige Arzt, Oberstabsarzt Di. Lieber, der seinerzeit als der Mord ge schah, Chefarzt der Schntztrnppe war. ist der entschiedenen Ansicht, das; der Prinz unter den: Eindruck der Geistes krankheit gehandelt habe, die ihm den freien Willen raubte; Gerichtsarzr Mn. Schwarz Hannover, betont die oft ans- trerende geradezu lächerliche Furcht des Angeklagten als charakteristisches Zciche l von Verfolgungswahn und spricht schließlich die Ueberzengnng ans, daß Prinz von Arenberg erblich belastet sei. Sachverständiger Professor Di. Mendel- Pankow, schließt sich obigen Ansichten vollinhaltlich an. Der Vertreter der Anklage Kriegsgerichtsrat Dr. Ullinann be antragte die Freisprechung des Angeklagten. In der am Freitag erfolgten llrteilsverkündignng wurde das frühere Urteil anfgehohen und der Prinz freigesprochen. Der badische Miuister Schenkel scheint für seine Sozialislenfrenndlichkeil doch büßen zn müssen; seine Stellung gilt als sehr erschüttert; er hat zwar in einer gewundenen Erklärung versucht, den schlimmen Eindruck seiner ersten Rede abznschwächen, aber es gelang ihm nicht. Nun hat sich am Dienstag gar die gesamte Kainmer gegen ihn erklärt. Am Montag hatte der Minister in der Kammer, nach dein „Schwäb. Merkur", die Frage, ob die Zivil behörden Ansknnsr über die Politische Gesinnung einzelner Rekruten geben, dahin beanlivorlet, es sei durchaus unrichtig, daß die politische und Parteigesinnnng der einzelnen Re kruten durch die Zivilbehörde festgestellt und darüber der Militärbehörde Ansknnft erteilt würde. Nun kam der Abg. Eichlwrn mit einem amtlichen Schreiben, mittels dessen der Psorzheimer Zivilvorsitzende der Ersalzkommission Aus kunft über einen Rekruten verlangte, vb derselbe ein sozial demokratischer Führer sei. ob er sonst mit der Partei in Beziehung stehe, ob er Anarchist sei nsw. lind bald darauf teilte der sozialdeinokratiiche Abg. Kramer mit, das; sogar bei ihm von der Polizei Auskunft über einen seiner Neffen verlangt wurde, als derselbe einrncken muffte. Der Minister wurde noch glimpflich behandelt, indem »tan ihm keine geflissentliche Ungenanigkeit, sondern nur Unkenntnis der Tatsachen vortvarf. Nach einander erhoben sich mehrere Abgeordnete verschiedener Parteien, um ihre Mißbilligung dieser Art von Erkundigungen, wie auch der Minister- erklärung ansznsprechen. Zur Rechtfertigung des Urteils über Schippe! schreibt heute der Vorwärts: „In Wahrheit handelt es sich um nichts weiter, als um die Einheit der Aktion und um dio Forderung der Beseitigung jeder Zweideutigkeit, die das Vertrauen des Volkes in die Ehrlichkeit unseres politischen Handelns gefährden müßte. Das ist für eine Partei, die nur durch die Macht der Ueberzengnng wirken und die Massen gewinnen kann, so selbstverständlich, daß es gar keiner besonderen Rechtfertigung bedarf. Gut; dann aber behaupten die Sozialdemokraten doch nicht, daß für ihre Partei die Wissenschaft an erster Stelle steht; man gestehe dann immer ein, das; die Taktik höchster Grundsatz ist". Rom. — Ter Papst soll nach einem liberalen Blatte dem Präsidenten der I'i'Ojm^aniIn Ui,!,.- und anderen Kardinalen angekündigt haben, er werde die Leitung der Vorarbeiten für die Internationale Marianische Ausstellung selbst in die Hand nehmen. Es sei seine Absicht, diese Gelegenheit zn ergreifen, um allen Kirchenfürsten klar zn machen, daß die römisch-katholische Kirche nicht weiter wie eine Feindin ans Feindesboden leben könne. Das Tendenziöse der Meldung ergibt sich schon ans dem Zusätze: „Diese Ankündigung soll in den vatikanischen Kreisen eine wahre Bestürzung hervor- gernfen haben." Ueberhanpt scheinen die vatikanischen Kreise ans der Bestürzung gar nicht mehr heransznkommen, welche die liberale Presse in der letzten Zeit so hänng über sie kommen läßt. Ans Stadt und Land. Dresden, den 5. März ins). —* Bei Sr. Majestät dem Könige findet heute nach mittag 0 Uhr im Königl. Nesidenzschlosse eine Staatsdiener- tnscl statt, zn welcher eine große Anzahl Herren mit Ein ladungen ausgezeichnet worden lind. -—* Ihre Maj. die Königin-Witwe besuchte gestern abend in Begleitung des Oberhafmeisters v. Malortie, soivie der Oberhofineisterin v. Pslngk und Freiin v. Naundorf das Konzert des Konservatoriums im Vereinshans. —* Das Königl. Ministerium des Kultus und öffent lichen Unterrichts hat ans Antrag des apostolischen Vikariats Dresden eine neue Abgrenzung der römisch-katholischen Pfarreien ans grnnd der evangelisch-lutherischen Parochien eintreten lassen. In den sächsisch?» Landen sind 2K Pfarreien und eine Kaplanci vorhanden. Die Pfarrei Dresden Hof kirche niniaßt 0«, Parochien, die weiteren 0 Pfarreien Friedrichstadt -!, Neustadt G Löbtau 0, Pieschen 10, Johann- stadt 0 Parochien. —* Anschließend an unseren gestrigen kurzen Bericht über die Beerdigung des Finanznlinisters a. D. v. Watzdorf bringen wir über Person und Wirken des Verstorbenen noch folgende Details. Herr v. Watzdarf, geboren am l!>. Dezember 1K:;o, studierte Jura. Nach Vallendnng seiner Studien war er zunächst bei dem Bezirksgerichte "Bautzen und den Amtshanptmannschaften Bautzen und Löban angestellt, t >>«;:; und IKOH war er bei den Gesandtschaften in München und Paris attachiert und IKOO bis znm Aus bruch des Krieges IKON Legationssekretär der sächsischen Gesandtschaft in Berlin. Ans Befehl König Johanns wurde er während des .Krieges bis zur Rückkehr des Monarchen nach Pillnitz, Privatsekretär. l>K70 finden wir ihn im Ministerium für äußere Angelegenheiten, wo er lK72 znm Geh. Legationsrat ernannt wurde. It-Vo war er stell vertretender Bevollmächtigter znm BnndeSrat. Seiner Er nennung lt-VO znm Obcrhosmeistcr Ihrer Majestät der Königin, folgte die Verleihung des Titels eines Wirkl. Geh. Rates. Im Jahre 1G>0 übernahm der Verstorbene die Leitung des Finanzministeriums und begleitete dieses Amt bis zn seinem Rücktritte !002. Herr v. Watzdorf war ein vornehmer Charakter und Pflichteifriger Staatsmann. —* Romfahrt lalholischer Aerzte. Das von der Vereinigung katholischer Mediziner Frankreichs ansgegangene Projekt einer Nomfahrt katholischer Aerzte fand in Frank reich, Italien und Belgien lebhaften Beifall. Die italieni schen Aerzte haben ein besanderes Komiter gebildet, welches die Teilnehmer an der Romfahrt in Genna in Empfang nimmt. In Rom selbst arbeitet das Komitee an der Vor bereitung einer internationalen Vereinigung katholischer Aerzte. Es wäre wünschenswert, daß auch eine größere Anzahl deutscher Aerzte sich an der Fahrt beteiligte. An meldungen müssen bis spätestens znm TO. März beim Vor- sitzenden des Pariser.Komitees sür die Romfahrt, I)r. H. Dancher, Paris, Rne Vahard 5, einlanfen. —* In der Stadtverordnctensitzung vom 0. März kamen die Verträge mit den beiden Dresdner Straß en- bahngesellschaften über Anlage und Betrieb neu zn kanzessionierender elektrischer Straßenbahnen zur Sprache. St.-V. Ahlhelm befürwortet den lOPfg. Um- sleigetarif. Oberbürgermeister Beutler verurteilt letzteren, da er einen Ruin der Straßenbahnen, sowie eine Verlotterung des Betriebes zur Folge haben müßte, wie dies das Bei- spiel anderer Städte beweise. In dem Vertrage mit der Dresdner Straßenbahn wird die Genehmignng erteilt zur Fortsetzung der Linie Hanptbahnhof—Fürstenstraße vom Standgleis nördlich der Vlasewitzer Straße über den nörd lichen Teil der Fürstenstraße bis zur Pfotenhauerstraße, so wie für die Verbindnngslinie vom Straßenbahnhof in Vor- stadt Ncilgriina über Tolkewitzer Straße, Ludwig Hartmann- Straße bis zur Schandaner Straße. Die Gesellschaft ver pflichtet sich weiter, ans Verlangen dcö Rates im Verein mit der Deutschen Straßenbahngesellschaft eine Ningvcr- bindnng mit den südlichen, westlichen und östlichen Vororten zn schaffen. Die Deutsche Straßenbahngesellschaft erhält die Genehmignng sür den Betrieb folgender Linien: 1) Hanptbahnhof, Leinw-, Eanaletto-, Fürstenstraße, Vlasemitz in Richtung des Straßenbahnhofes. 2) Ostra- Allee, Altmarkt, Pirnaischer Platz. Stübel-Platz, Barbarossa- Platz. Altenberger Straße bis zur Schandaner Straße. Ü> Fortsetzung der Linie Hauptbahnhof—Ackermann-Straße über
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