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wieder die Ergebnisse der Jahre 1807, 1890 und 1901 zu grunde sielest — bei 056 640 Wählern 295 490 Personen sein. Von 361 155 Wählern — 55 Prozent — würde man annehmen dürfen, daß sie nickst sozialdemokratisch stimmen würden. Ein Drittel der Wähler, also 218 882 Personen, würden zrvei Stimmen haben. Diese Personen tverden so überwiegend unter den nichtsozialdemokratischen Wählern zu suchen sein, daß man von den Pluralsrimmen höchstens 18 882 aus die sozialdemokratischen Stimmen wird ver teilen dürfen. Es würden dann die 295 490 sozialdemo kratischen Landtagswähler 314 372 Stimmen, die nicht- sozialdemokratischen Wähler 561 155 Stimmen repräsen tieren. Wenn 875 527 Stimmen 42 Abgeordnete zu wählen haben, beträgt die Wahlzahl 20 362. Diese Zahl ist in 314 372 15 mal, in 561 155 27 mal enthalten. Sonach würden 15 sozialdemokratische und 27 nichtsozial demokratische Abgeordnete gewählt werden. So sehr die Regierurig an dem allgemeinen, geheimen und direkten Stimmrecht festhält, so kann nach ihrer An sicht doch die Hoeite Kammer ihrer Aufgabe nicht genügen, »venu ihre Abgeordneten lediglich aus allgemeinen, un mittelbaren und geheimen Verhältnistvahlen hervor gehe». Der Vorschlag, in die shveite Kammer neben die Abgeord neten, die aus der allgemeinen, geheimen Verhältnisivahl hervorgehen, noch Vertreter einzelner Berufe oder Klassen zu setzen, ist von der Negierung als prinzipiell sehr anfecht bar und praktisch undurchführbar aufgegeben worden. Anders hat sich die Regierung zu dem Vorschläge gestellt, Vertreter von Komunalvcrbänden in die Kammer aufzuuehmeu. Erlangen durch das allge meine direkte Wahlrecht die weitesten Kreise des Volkes den ihnen gebührenden unmittelbaren Einfluß auf die Bil dung der Zweiten Kämmer, so wird das notwendige Gegen gewicht, welches die Sick-erheit und Stetigkeit der politischen Entwickelung garantiert, auf die natürlichste und wirk samste Weise durch das Wahlrecht der Kommunalverbände gescliafsen. Bei der Bedeutung welche von Jahr zu Jahr mehr die Gemeinden für das öffentliche Leben gewonnen haben ,und angesichts der Lasten, welck>e die Gemeinden im Interesse der Allgemeinheit tragen, ist es nach Ansicht der Regierung nicht mehr als billig, daß auch den Gemeinden als solckx'u durch ihre Vertretung ein Einfluß auf die Zu sammensetzung der Zweiten Kammer eingeräumt wird. Auch kann bei dieser Art von Vertretung nicht wohl von Be günstigung einzelner Berufe oder einzelner Volksklassen die Rede sein, vielmehr wird auch bei der Wahl durch Kommu- ualverbäiide wiederum allem, Näs im Volke vertretuugs- bediirftig ist, zur Geltung verhelfen. Als Verbände, welche in diesem -?inne zur Wahl von Abgeordneten besonders ge eignet sind, kommen im Königreich Sachsen einerseits die Bezirtsverbäude der Amtshauptmannschafteu und anderer seits die Vertretungen der eremteu Städte in Betracht. Rach den statistischen Unterlagen, die durch die Land tag smahleu der Jahre 1897, l89!) und 1901 gewonnen wor den sind, betrug die Zahl der Wahlberechtigten des Landes 656 615, so daß die Zahl der hier in Frage kommenden Ab geordneten zur Zahl der Wahlberechtigten — 40:656 645 — sich verhalten würde wie 1: 16 416. Die fünf jetzt erem teu Städte hatten damals zusammen 160 185 Wahlberech tigte, die amthanptmannschastlichen Bezirke 406 460. Hier nach würden zwar ans die eremteu Städte nur knapp 10, auf die amtsbauptmannschaftlichen Bezirke reichlich 30 Ab geordnete entfallen. Da sich aber das numerische Verhält nis zu gunsten der fünf größten Städte durch Zuzug und durch die Einverleibung von Vororten nicht bloß inzwischen schon etwas verschoben bat, sondern nach menschlicher Vor aussicht auch künftig weiter verschieben wird, so ist die Be günstigung der eremteu Städte nur eine scheinbare. Politische Rundschau. «)re«oen. den 8. Oiuli 1907. — Trr Käisrr auf der Nordlandsrcise. Die Hohcn- zollern, mit dem deutschen Kaiser an Bord, traf am Sonn abend um 10 Uhr abends, von Kopenhagen kom mend. in Bergen ein. Die Hohenzollern wechselte Salut mit der Festung und ging ans dem Pnddefjord vor Anker. Der deutsche Oiesandte in Christianig, v. Treuster, welcher in Bergen eingetroffen war. sowie der deutsche Kon sul Mohr begaben sich sofort an Bord der „Hoheitzollern". - Seinen 50. Geburtstag begeht henke Erbgroßherzog Friedrich von Baden. Vermählt ist derselbe mit der Prin zessin Hilda von Nassau. Erbgroßherzog Friedrich steht durch seine Mutter, die Großherzogin Luise, die Tante unseres Kaisers, in engsten verwandtschaftlichen Beziehungen zniit deutschen Kaiserhniise, und durch seine Schwester, die mit dem Kronprinzen Gustav von Schiveden vermählt ist, auch in engsten verwandtsclxiftlicheu Beziehungen znm schwe dischen Köingshailse. Gleichzeitig mit Erbgroßherzog Fned- rich begeht heute Königin Sophie von Schiveden, die Dehler des Herzogs Wilhelm von Nassau, ihren 71. Ge- biil-tstag. — Der Bnndesrat hat zur Ausführung des Zigaretten- stenergesetzes beschlossen: Zigarettenfxipier, das in einer Form oder Aufmachung in den Verkehr gebracht wird, die seine Bestimmung, als Zigarettenln'illen bei der Herstellung von Zigaretten durch den Raucher zu dienen, erkennen läßt, ist als gemäß 8 2 des Zigarettenstenergesetzes steuer pflichtige Zigarettenbüllen zu behandeln und nach der Zahl der Einzelblättch-en zu versteuern, die davon ent nommen werde» rönnen. In Zweifelfällen ist der Stencr- berechnnng eine Größe des Einzelblättckx'ns von 27 Quad ratzentimeter zugrunde z» legen. — Es wird offiziös gemeldet: Es ist ausgeschlossen, daß in der nächsten N o i ch s t a g s s e s s i o n bereits eine Vorlage, welche die angekündigte Umarbeitung der ArbcitervcrsichrrungSgesetze enthält, dem Reichs- tag zugehen wird. Sollte im nächsten Winter ein erster Entwurf fertiggestellt werden, so wäre es möglich, -aß in der übernächsten Session eine Vorlage an das Parlament gelangt. Dies ist aber auch nicht als sicher zu betrachten, da die Beratungen über den Entwurf viel Zeit in Anspruch nehmen werden. — Das heißt mit anderen Worten, zwei Jahre werden im günstigsten Falle noch vergehen. Graf Posadowsky hatte aber dis Vorlage bereits für die Wintersaison in Aussicht gestellt. Woher kommt diese plötzliche Verzögerung? Vielleicht hat Graf Posadowsky sein geistiges Eigentum mitgenommen, als er binnen 14 Tage das Ministerhotel räumen mußte? — Das Wasser als Brücke. Auf diesen sonderbaren Einfall kommt die Blockpresse, weil der Katholik Freiherr v. ToelS zum Unterstaatssekretär ernannt worden ist, da liest man: «Tatsächlich hat grhr. Coels v. d. Brugghen schon mehrfach Gelegenheit gehabt, zwischen dem Zentrum und der Regierung zu vermitteln. Als Oberprästdialrat in Koblenz hat er wiederholt die Wünsche des Zentrums gegenüber dem Oberprästdenten Nasse vertreten. In ein- geweihten Regierungskreisen steht man in der Ernennung des Unterstaatssekretärs v. Coels den Beweis dafür, daß die Regierung gewillt ist, über die Kluft, die Regierung und Zentrum von einander trennt, eine Brücke zu schlagen. Der Unterstaatssekretärposten soll, wie behauptet wird, nur eine Vorstufe zu einem höheren Reichsamt sein. Daß es sich dabet um das Reichsamt des Innern handeln dürste, liegt nahe." Köstlich! Der neue Unterstaatssekretär hat die Wasserbauabteilung unter sich, also ein ganz un politisches Ding, aber sofort hieß es, daß er nur aus poli tischen Gründen berufen worden sei, da er mit dem Zen trum vermitteln müsse. Nachdem wir auf diese lächerliche Kombination hingewiesen haben, heißt es jetzt, er sei zu höherem berufen. Aber das ist noch lächerlicher, denn noch ist die Tinte nicht getrocknet, die beweisen sollte, daß Graf Posadowsky nur deshalb gestürzt worden sei. weil er zu gut zum Zentrum gestanden habe. Man wird doch nicht einen Staatsmann hinauswerfen und einen anderen hereinholen, wenn es sich um solche Dinge handelt. Ein Vermittler zwischen dem Fürsten Bülow und dem Zentrum würde zudem bei letzterem verschlossene Türen finden. — Ein neuer Kolonialverein hat sich gebildet; er nennt sich Deutsch-nationaler Kolonialverein. Für den Vor- stand zeichnet Major a. D. Kurl v. Francois, ehemaliger Landeshauptmann von Deutschafcika. Das Programm des Vereins wird in folgenden Sätzen angegeben: „Als dring liche Gegenwartsaufgabe der deutschen Kolonialpolitik be- trachten wir insbesondere die Sicherung des deutschen Kolonialbesitzes durch Hinlenken des deutschen Auswanderer stroms, möglichst baldigen Ausbau der kolonialen Selbst verwaltung, finanzielle Stärkung der Kolonie, besonders durch Planmäßigen Ausbau dieser wirtschaftlichen Anlagen mittels kolonialer Anleihen, Bescheidung der großen kapi talistischen Spekulationen in den Kolonien und Schaffung genügender Erwerbsgelegenheit für den kleinen Unter- nehmer und Ansiedler. Wir bekämpfen aufs schärfste die Vermischung unserer Volksgenossen mit den farbigen Rassen. Wir treten dagegen ein für eine kulturelle Hebung und Förderung der Eingeborenen nach ihren Fähigkeiten." — Dieses Programm deutet auf viele wunde Stellen in unserem Kolonialwesen hin und verdient volle Anerkennung. Eine andere Frage ist, ob die Regierung diesem Kolonial verein dieselbe hilfreiche Förderung zu teil werden läßt, wie den anderen Kolonialvereinen. Das Großkapital per- hält sich überwiegend ablehnend zu einem Engagement in den deutschen Kolonien, besonders in Südwestafrika, und nur die Hoffnung auf Spekulationen auf Kosten des Reiches hat das Großkapital noch angelockt. Wenn nun diese Spekulationen beschnitten werden sollen, würden die Lockungen des Staatssekretärs Dernburg in Zukunft auf taube Ohren stoßen. — Die Geschichte des Rücktritts des Grafen Posadowsky wird in der Mil. Pol. Korr, ganz anders dargestellt, als wie sie bisher in der Presse geschildert worden ist. Danach soll es falsch sein, daß von Lucanus der erste Ueberbringer eines kaiserlichen Auftrages an den bisherigen Chef des Reichsamts des Innern war. Vielmehr soll eine andere hoch stehende Persönlichkeit am Abend vor der Bekanntgabe des Ministerwechsels, also am Freitag den 21. Juni, den Grasen ausgesucht und ihn im Aufträge des Monarchen das „Ober- Präsidium der Provinz Hessen-Nassau, verbunden mit einer ganz besonderen Persönlichen Ehrung" angeboten haben. Der Staatssekretär lehnte beide Anerbieten mit dem Bemerken ab, er ziehe es vor, wenn er einmal gehen solle, als freier Mann aus seinem Amte zu scheiden. — Im Sitzungssäle des Reichskolonialamtes fand heute unter dem Vorsitz des Staatssekretärs Dernburg und unter Anwesenheit einer Reihe von anderen Herren des Amtes eine vom Handelsvertragsverein in Vorschlag gebrachte Sitzung deutscherain Geschäftsverkehr mit Deutsch-O st afrika beteiligter Firmen statt, die dem Staatssekretär vor seiner Abreise Wünsche, Beschwerden und Anregungen deutscher Interessentenkreise unterbreiten wollten. Die Konferenz war von etwa vierzig Herren — zum größten Teil Industriellen — besucht. Es wurde zunächst eine Anzahl von Fragen all- gemeiner Natur erörtert, wie das Eisenbahnwesen, die Zoll verhältnisse, die Währungsverhältnisse, die Jnderfrage, ferner eine Reihe von Punkten, die mit der Entwickelung der Kolonien als Rohstoffbezugsland für gewisse Produkte in Betracht kommen und endlich eine Anzahl von Fragen, welche speziell dem Absätze bestimmter Waren und Artikel gruppen dienten. Es war ursprünglich geplant worden, eine auf breiter Grundlage zu veranstaltende Konferenz der Interessenten am Geschäftsverkehr mit den Deutschen Kolonien überhaupt zu veranstalten. Im Hinblick auf die hierfür ungünstige Zeit des Hochsommers, sowie auf die Fülle des dafür eingelaufenen Materials hat man von dieser zunächst Abstand genommen und sich auf eine engere Konferenz von Interessenten am Verkehr von Deutsch. Ostafri^a beschränkt. Die Abhaltung einer allgemeinen Kolonialkonferenz bleibt jedoch für einen späteren Termin Vorbehalten. — Gegen den Polizeiassistent NeuhauS in Altona, welcher als Zeuge im PeterSprozeß auSsagte und durch Bebel öffentlich preisgegeben und kompromittiert wurde, leitete die Vorgesetzte Behörde Untersuchung ein, weil Neu- Haus hinter dem Rücken der Behörde mit Bebel in Ver- bindung stand. Oesterreich-Ungarn. — Da- österreichische Abgeordnetenhaus hält seine nächste Sitzung am Dienstag ab und wird in derselben voraussichtlich zur Tagesordnung gelangen, da nur noch die Generalreden und die Abstimmung über den Tringlichkeits- antrag Dr. Renner (a.1ia8 Nemec) und der Dringlichkeils antrag Lueger auf Wahl eines KaiscrjubiläumSousschusseS dazwischen liegest. Hoffentlich hat der sich überall äußernde Unwille der Wählerschaft überdie sozialdemokratisch-zionistische Obstruktion die arbeitsscheue spektakelsüchtige Sozialdemo kratie soweit zur Vernunft gebracht, das sie nicht «eitere Arbeitshindernisse ausfindig macht. Bis Dienstag dürfte vielleicht auch der Streit über die Verhandlungssprache erledigt oder doch so weit beschwichtigt sein, daß er die Arbeitsfähigkeit nicht weiter gefährdet. — Der Empfang der aus Budapest nach Agram zurück gekehrten Abgeordneten zeugte von der Einmütigkeit der Bevölkerung. Die ganze Stadt war beflaggt. Der Präsi dent des Agramer Landtages wurde auf die Schultern ge hoben und unter Dorantritt einer Musikkapelle aus dem Bahnhof getragen. — Die Lage der vielen Tausende in Kroatien wohnenden Magyaren gestaltet sich täglich be drohlicher. besonders diejenige der bei den ungarischen Staatsbahnen angestellten Beamten. Wenn sich diese jetzt in ihrer dienstlichen Uniform in den Straßen Agrams zei gen, sind sie fortwährend Insulten nnd sogar Tätlichkeiten seitens der Bevölkerung ausgesetzt. Die Beamten ver meiden es daher, wenn irgend möglich, in der Disnstuniform anszugehen, und wer es dock) tun muß, der steckt einen ge- ladenen Revolver zu sich. Kein Ungar ist hier heute mehr seines Lebens sicher, nnd jeder hütet sich, in den Straßen Agrams ungarisch zu sprechen, denn wer dies tut, läuft Ge fahr, von der Volksmenge mißhandelt zg werden. Mehrere Hundert hiesiger ungarischer Eisenbahnbeamten haben bei der Direktion der Staatsbahnen bereits darum nachgesucht, wieder nach Ungarn zurückversetzt zu werden, da ihr und ihrer Familien weiteres Hierbleiben mit Lebensgefahr ver bunden sei. Italien. — In Mailand kam es anläßlich der Garibaldifeier zu blutigen Skandalen. Der Pöbel, halbtrunken gemacht durch freiwilligen Wein der „Freimaurer", suchte in die Kapuzinerkirche einzudringen, um sie auszuplündern. Die Karabinieri waren machtlos. Da stellten sich zwei Kapu ziner an den Eingang und verteidigten ihn, bis sie durch Dolchstiche ermordet worden waren. Durch diese Tat des Heldenmutes gewannen die Karabinieri Zeit, sich zu ver stärken. Es kam zu einem Zusammenstoß zwischen ihnen nnd den Kirchenstürmern, die schließlich zurückwichen. Frankreich. — Präsident FalliereS hat seine Absicht, im September Schweden, Norwegen und Dänemark zu besuchen, anfge- geben. Die Reise wird erst 1908 stattfinden. — Die Regierung will darauf bestehen, daß in der Kammer noch vor den Ferien über das Gesetz betreffend die Weinverfälschuugen endgültig abgestimmt werde. — Aus Cherbourg wird gemeldet, daß das 40 t- Unterseeboot Ruebis sich, als es im Dock auf seine Wasser- dichtigkeit geprüft wurde, völlig mit Wasser füllte und sehr beträchtlichen Schaden erlitt, obwohl es sofort an die Ober fläche gebracht wurde. Insbesondere sollen die elektrischen Apparate vollständig zerstört sein. Aehnliche Unfälle haben sich übrigens auch auf den Unterseebooten Algerie und Gymnote ereignet. Frankreich hat ja fortgesetzt Unglücks fälle mit seiner Flotte zu verzeichnen. — Ueber die Aeußerungen Pichons hinsichtlich der Besserung der Beziehungen zwischen Frankreich und Deutsch land schreibt der Londoner Graphic: Pichons Worte werden mit äußerster Befriedigung in ganz Europa ausgenommen werden. Zwar geht die Annäherung noch nicht sehr weit und die Ergebnisse sind noch von geringem Wert, aber ein erfreulicher und vielversprechender Anfang ist gemacht. — Die Kammer hat fast einstimmig das Ergänzungs gesetz zu dem unlängst in Kraft getretenen Gesetz be- treffend die Weinfälschung angenommen. Man erwartete von diesem Beschluß einen günstigen Einfluß auf die am Sonntag stattgefundenen Beratungen der zurückgetretenen Bürgermeister und Gemeindevertreter der südlichen Pro vinzen. — Die westafrikanische Post ist am Sonnabend in Marseille eingetroffen. Sie bringt die Nachricht, daß die Eisenbahn an der Elfenbeinküste auf einer Strecke von 80 Kilometer dem Verkehr eröffnet wurde. Die Bau arbeiten am Hafen von Dakar schreiten schnell fort; die erste Mole ist bereits dem Schiffsverkehr eröffnet. — Bei einem Aufstand von Eingeborenen, der unlängst zehn Tage- reisen vom Fort de Possel (Kongo) entfernt ausbrach, wurden ein europäischer Offizier und neun Milizsoldaten getötet und drei Faktoreiagenten gefangen genommen. Truppen sind abgesandt worden. Rnftla«». — In Riga wurden 95 junge Juden in der Syna goge wegen revolutionärer Gesinnung verhaftet. Gegen einen Militärzug, der zwei Gardelompagnien von Warschau nach Petersburg brachte, schleuderte am Sonnabend eine bewaffnete Bande in der Nähe von Lupy vier Bomben und eine Handgranate. Die Granate beschädigte die Geleise leicht. Die Bomben aber explodierten nicht, sodaß der Zug ungehindert passieren konnte. Die Bande ist ent kommen. — Am Sonnabend wurde auf der Straße in Jekaterinburg ein Revolverattentat gegen den städtischen Polizeichef, der sich in Begleitung des Gendarmeriekapi- läns Pyschkin befand, verübt. Der Polizeichef blieb un verletzt. Pyschkin wurde durch die Revolverschüsse getötet. Die Uebeltäter wurden verfolgt, es gelang ihnen jedoch, zu entkommen. Während der Flucht verwundeten sie einen Polizisten. Marokko. — Wie es heißt, soll Mac Lean als Geisel zurück behalten werden, bis der Sultan Raisuli Verzeihung ge- währt habe. Der Sultan werde bald in Tanger er scheinen, wo er mit dem Kriegsminister die Einzelheiten der Abreise Raisulis nach Fes vereinbaren werde. Amerika. — Nach einer Meldung des New-Iorker Herald aus Washington bezeichneten Diplomaten und Marineoffiziere die Entsendung der atlantische» Flotte nach dem Stillen Ozean als das wichtigste diplomatische Ereignis seit dem spanisch - amerikanischen Kriege. Die Anwesenheit der amerikanischen Flotte im Stillen Ozean werde der Aufrecht-