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Nr. 248 — 9. Jahrgang Sonnabend de« 29. Oktober 191V achMeUMsmIung Erscheint «Hg«» nach«. mU «u»!,ahine der Sonn- und Jesttage. A»«aabe 4.i MU .Die Zeit in Wort und Bild- bierteliLbrlilL- Al» ^k. In Dresden dnrch Boten »,4» In gan, Deutschland sret Hau» L.Sik ^ S I «nsaabe N.: Ohne tllnstcterte Beilage blerteli 1.8» «t» Lesden d. »7°" ».r0 ? In °L„D°n.H,Me> KaÄ — «injcl-sir. 1« 4. — ZeitungSvreiSI. Nr. »858. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserat« werden die «gespaltene Petltzetle oder deren Raum mU IS 4. Reklamen mit 8« 4 die Zeile berechnet, bei Wiederholungen eiUsp, ' ' - ' " isprechenden Rabatt stelle, Bnchdrnckrrei, Redaktion und Dresden. Ptllnttzer Etrahe 4». — Fernsprecher 1»S» Für Rückgabe underlanat.Lchrtststücke keine Verbindlichkeit RednitianS. Sprechstunde! 11—IS Uhr. Erodieren ^ie iniseren sio^iiseinen ^ämilien-^Zfiee per /Vsgxß IZ5. Gerling L siocßstroti, Oresclen. PüsUsnIaknsi In sllsn Ztscittsllsn. FürdieMonateNovemberu.Dezember abinntert man auf die „Sächsische Volkszeitung"mit der täglicht-n Roman- beUage sowie der wöchentlich erscheinenden Beilage „Feierabend" zum Preise von 1.2« M. (ohne Beslellaeld), durch den Boren ins Haus 1.40 M. Bezugspreis auf die Ausgabe ^ mit der illustrierten Unterhaltungsbeilage „Die Zeit in Wort und Bild" erhöht sich monatlich um 10 Pf. Itilld p'l2MN05 piM-lsIM io«. KM Svxr. >87«. Itroxilva-t. k'ornrul 7735 Ul«t»rbel8tk»ll° IS, l. kt., IVISAUrM. Lob« »,»rb»u.tr»g«>. ütSnckl,«» aro««», r«lr>>Il»Itlxe» I.ager »»«rdaoat >or/üg>lrl>. tlüg.l a. ei»»!»»» l» »Ile» dtlt- uait Ilatroeteu. llllll8«t« Preis«. vüostlge Ilsolegaa^oa. Verkeus. 7»ll»ri>. Riet«. tie»»I«It« lnstrameute »t«t» »n> I.mk.r. 8pvrlaI1t»t: - Xusertlxunx moderner plgvlvo», /ll tVoiinu»,, - e.Iarlelitanekn p»»,ei>a, bei dIIII«!«ter prelüdereediiiiu«. sll» sslllalan In »Ilan 8tkt<ttt«II«N isclen sssul Mi-1 rcuos IkSfderei »t.r»^ ,d«»r '.07^--- a°<- "" vrs»tl«n, n —. fern,prooksr Kr. 2841, »32, 4820, 2488, »7». 4783, 8SS. Generalversammlung des katholischen Frauenbundes. lRachdruckveibotcn., Düsseldorf, den 26. Oktober 1910. Am Mittwochvorinittag fand die 6. Versammlung statt, die geschlossenen Charakter hatte und sich mit inneren An gelegenheiten des Bundes befaßte. Zn derselben hatte sich eine sehr große Anzahl von Delegiertinnen aufgefunden. Weitere Begrüßungstelegramme sind eingelaufen vom Straßburger Weihbischof Zorn v. Bulach Frau Agnes Neu ha ns und den Berliner Vormundschafts- damca. Nach Erstattung des Kassenberichtes durch Frl. Badenderg und der Widcrwahl der Revisoren wurden die von der Kommission in Vorschlag gebrachten Statuteil nebst der Geschäftsordnung au dloe angenommen. Sodann folgte die Beratung von Anträgen. Die Vorsitzende Frau Robert Bachem- Köln teilt mit, daß der Antrag Breslau betr. Gliederung des Frauenbundes in Diözesanverbände, der Antrag G nauck-Kühne betr. Anträge zur Aendc- rung der gegenwärtigen Organisation des katholischen Frauenbundes und der Antrag der Gräfin Preysing Kronwinkel betr. ausnahmsweise Zulassung von Landes- bezw. Provinzialvcrbänden zurückgezogen ist. Tie Ver sammlung nimmt diese Mitteilung unter lebhaftem, all- seitigem Bravo! entgegen. Frau Dr. Ammann-München beantragt: Tie Ge neralversammlung wolle den Zweigvereinen die Gründung von Rechtsschutzstellen für Frauen dringend empfehlen und eine Kommission ernennen, welche das einschlägige Material sammelt, um den Znieigvereinen bei Neugründungcn alle erforderlichen Auskünfte erteilen zu können. Die Antrag stellerin begründet den Antrag wie folgt: Die neuzeitlichen Verhältnisse haben ein vermehrtes Bedürfnis nach Rechts- schutzstcllen geschaffen. Dieses Bedürfnis im einzelnen be gründen zu müssen, dürfte sich erübrigen, nachdem die eine Tatsache besteht, daß in einer westdeutschen Stadt eine ein zige Nechtsschlihstellc fiir Frauen allein >m Jahre 1909 7012 Besuche aufzuweisen hatte. Tie Frage muß vielmehr so formuliert werden, ob ein Bedürfnis nach Rechtsschutz stellen unter katholischer Leitung vorhanden ist. In Anbe tracht des Umstandes, daß die Beantwortung einer großen Menge der Rechtsfragen, welche vor einer Nechtsschutzstelle zur Verhandlung gelangen, wesentlich abhängig ist von dci Weltanschauung der Auskunftgebenden — es sei nur ans Ehescheidungen, Vormundschaften, Alimentationsklagen usw. erinnert — muß die Frage unbedingt bejaht werden und die Schaffung von katholischen Nechtsschntzstellen er scheint als eine der wichtigsten Aufgaben des Katholischen Frauenbundes. Prälat L a u s b e r g - Köln begrüßt den Antrag als dringend notwendig und empfiehlt warm seine Annahme. Nach längerer Diskussion, in welcher sich alle Rednerinnen für die Tendenz des Antrages aussprechen, von einer Seite aber die Möglichkeit solcher katholischen Rechtsschutzstellen bezweifelt wurde, wurde der Antrag unter Ablehnung einiger Abänderungsanträge mit allen gegen 2 Stimmen angenommen. Die Antragstellerin be tonte vor der Abstimmung, daß der Antrag nicht die Ten- denz habe, daß da, wo schon eine Rechtsschutzstelle bestehe, nun unbedingt daneben noch eine katholische treten solle. Taö hänge von den örtlichen Verhältnissen ab. Zu Mit gliedern der beschlossenen Kommission wurden folgende Damen gewählt: Frl. Randebeck- Münster, Frl. Fall- Berlin, Frl. U e d i n g - Münster, Frl. Badenberg. Steele. Frau Wilden- Aachen, Frau Neuhau 8 - Dort- mund, Frau L ö n a r tz - Koblenz. Frau Dr. Ammann- München und Frau B i e s e n b a ch - Düsseldorf. Die Zen tralstelle erhielt die Ermächtigung, weitere Damen in die Kommission zu wählen. Weiter wird ein Münchener Antrag einstimmig ange nommen, wonach eine Vorstandskonferenz geschaffen wer den soll. Die Generalversammlung bewilligt die dazu er betenen Mittel. Ein Antrag Düsseldorf ersucht die Gene ralversammlung. allen Zweigvereinen zu empfehlen, es als eine dringende Pflicht zu erachten, den Bestrebungen zur Förderung der schulentlassenen weiblichen Jugend erhöhte Bedeutung zu schenken und sie in Jugendvereinigungen zu sammen zu schließen. Begründet wurde der Antrag durch Frl. E r e m e r - Düsseldorf. Es entspann sich eine längere Diskussion, an der sich beteiligten: Baronesse Mirbach- Harff, Frau Geh. Rat Tr. H e ß be r g e r - Berlin, Dom- Vikar S n r in a n n - Münster, Frl. Schmidt-Berlin, Frl. E i n h a u s e r - München, Freiin v. Cnrnap, Prä lat Lai! sberg, Baronesse Mirbach- Harff, Frl. Wie - gand-Köln, Frl. Schmitt-Karlsruhe, Frau Dr. Laurent- Düsseldorf, Frl. Badenberg, Frau Robert Bache »i-Köln. In der Diskussion wurde von einigen Seiten die Befürchtung ausgesprochen, daß der Jugend- saminelverein den örtlichen Standesvereinen nachteilige Konkiirrciiz machen könnte Schließlich wurde der Antrag in folgender Fassung angenommen: „Tie Generalversamm lung des Katholischen Frauenbundes wolle allen Zweig- Vereinen empfehlen, es als eine dringende Pflicht zu er achten, den Bestrebungen zur Förderung der schulentlassenen weiblichen Jugend erhöhte Bedeutung zu schenken, und sie nach vorherigem Benehmen mit den Vorständen bezw. Prä sides der übrigen verwandten Zwecken dienenden Vereinen oder Kongregationen, wo nötig, in Jiigendvereinigungen zusammenzuschließeii, bereits bestehende Vereinigungen aber nach Kräften zu fördern." Hierauf wurde ein Antrag Steele angenommen, den Zweigvereinen die Einrichtung einer Zahlstelle der Zentral sterbekasse „Leo" eiiiznrichten. Ein weiterer Antrag lautet: Die vierte Generalversammlung wolle der Gründung eines Fachverbandes für katholische Haiisbeamtiiinen im Prinzip ziistiiiimen und eine Kommission einsetze», um die Grün düng eines solchen Verbandes baldigst in die Wege zu leiten. Nach kurzer Begründung des Antrages durch Fri. Badenberg und kurzer Diskussion, in der bervorgehoben wurde, daß nur solche Bcamtiiineii gemeint seien, für die keine besondere Organisation bestehe, wie Gesellschafte rinnen, Kindergärtnerinnen usw., wurde der Antrag ange nommen. Die Ernennung der Konimissionsiiiitglieder wird der Zentrale überlassen. Ein Antrag, die Abstimmung auf der Generalversammlung nur durch Delegiertiniien der Zweig- Vereine mit je einer Stimme für das aiigefangene Hundert erfolgen zu lassen, wurde von Frau Geb. Rat Dr. Heß b e r g e r - Berlin für den Zwcigverein Breslau begründet, nach kurzer Debatte aber von Frau Geh. Rat Dr. Heß- berger zurückgezogen. Weiter wurden folgende Anträge angenommen: Antrag Mirbach: Die einzelnen Zweigvereine mö gen angeeifcrt werden, größeren Wert als bisher ans die banswirtschaftliche Ausbildung der Mädchen zu legen und mit allen Mitteln anziistreben, daß womöglich sofort nach der Schulentlassung jedes Mädchen das dringend nötige Maß an hauswirtschaftlichen Kenntnissen sich erwerben könne, um entweder einen eigenen Haushalt zu führen oder in einem Hansdienst entsprechend tätig sein zu können. Antrag Augsburg: Die vierte Generalversamm lung des katholischen Frauenbundes in Düsseldorf empfiehlt allen Zweigvereinen die größtmögliche Förderung der katholischen Missionen im In- und Auslände, nachdem sie von der 67. Generalversammlung der Katholiken Deutsch lands in Augsburg so nachdrücklich betont worden ist. Antrag Bonn: Die Generalversammlung wolle be schließen, an das Unterrichts-Ministerium eine Eingabe zu richten zu dem Zwecke, daß die Anzahl der Handarbeits stunden in den Volksschulen, insbesondere ans dem Lande, um ein oder zwei wöchentlich vermehrt werden müssen. Antrag Münster-München: Die vierte General versammlung des Katholischen Frauenbundes in Düsseldorf wolle beschließen, daß seine Mitglieder sich in besonderer Weise die Hebung der wirtschaftlichen und sittlichen Lage der weiblichen Bühnenmitglieder und der Reform der Theatervorschriften angelegen sein lassen. Frau G i l le t-München erhebt Protest gegen die Art und Weise, wie die „Düsseldorfer Zeitung" an dem Gnauckschen Stück Christine und der Bortsilsfähigkeit der katholischen Frauen Kritik geübt hat. Die satzlmgsmäßig aus dem Ausschuß scheidenden Damen werden durch Akkla mation wiedergewählt. Hinzugewählt wird wegen ihrer Verdienste Frl. Hop mann. An Stelle zweier anderer Mitglieder werden gewählt Frau Regierungsrat Hesse-- Münster und Frl. Kühner- Frankfurt. — Damit ist die Versammlung beendet. 6. Deutscher Arbeitsnachweis-Kongreß Opo Breslau, den 27. Oktober 1910. Die Verhandlungen des 0. Deutschen Arbeitsnachweis kongresses nahmen heute früh 9 Uhr ihren Anfang. Zahl reiche Vertreter von Behörden sind zu den Verhandlungen, erschienen, so Geheiniräte, aus dein Reichsaint des Innern Geheinirat L a n d in a n n , ans dem preußischen Mini- steriuin für Handel und Gewerbe Geheinirat N e u in ann, ferner Vertreter des O b e r p r ä s i de n t e n von Schlesien sowie der schlesischen Regierungspräsidenten und der Stadt Breslau. Auch sind Vertreter aus ländischer Arbeitsnachweise anwesend. In der Eröffnungsansprache betonte der Vorsitzende Tr. Freund vor allem die völlige Neutralität des Ver bandes deutsck>er Arbeitsnachweise. Das einzige, was der Verband anstrebe, sei die Förderung des paritätischen Prin zips bei der Organisation der Arbeitsnachweise. Die Re- giernngsvertreter überbrachten Zusicherungen der Sym pathien und Unterstützung ihrer Behörden, und Stadtrat Marx begrüßte die Versammelten namens der Stadt Breslau. Darauf referierte Dr. Keßler-Berlin über: „Die einseitigen Arbeitsnachweise der Arbeitnehmer und Arbeitgeber." Die Bedeutung der Nachweise der Arbeit nehmer ist sehr zurückgegangen, auch was ihre Ausnützung als soziale Kampfmittel angeht. Nur vom Arbeitn-ehmer- nachweis im Gastwirtsgewerbe kann man sagen, daß er noch auf eine Entwicklung hoffen kann. Entscheidend ist aber bei der Beurteilung der Arbeitsnachweise nicht das System, sondern die Frage, ob der Nachweis auch wirklich in erster Linie dein Arbeitsnachweise diene. Bezüglich der Arbeit gebernachweise ist ja oft genug betont worden, daß der Ar beitgebernachweis patriotischen Wert habe und für den Kampf gegen die Sozialdemokratie wichtig sei. Neuerdings ist allerdings diese Seite der Arbeitgebernachweise mehr in den Hintergrund getreten, und völlig bedeutungslos ist sie, wenn der Nachweis nicht obligatorisch ist, und wenn über die Arbeiter nicht strenge Kontrolle geführt wird. Ist letzteres aber der Fall, so liegt der Gedanke unberechtigter Bevorzugungen nahe, und tatsächlich werden stellenweise unorganisierte Arbeiter bevorzugt. Noch bedenklicher ist es, wenn von den Nachweisen gewisse Gruppen von Arbeitern ausgeschlossen werden, zumal wenn die Ausschließung ohne Wissen und ohne Beschwerderecht des Arbeiters vor sich geht. Das ist ja überhaupt der größte Vorwurf gegen die einseitigen Arbeitgebcrnachweise, daß sich bei ihnen alles in Heimlichkeit abspielt, ohne daß der Arbeiterschaft ein Ein blick gestattet wird. Es ist nur natürlich, daß solche Nach weise, anstatt Streiks zu verhindern, zu Streiks Anlaß geben. Und infolgedessen sind diese Nachweise auf dem Wege, ihre alte Härte und Heimlichkeit abzulegen. Trotz dem wird zur Herstellung einer eiiiwandsfreien Arbeits vermittlung ein Gesetzgeber eiligreifen müssen, und zwar in der Vorschreibnng einer paritätischen Beaufsichtigung und Beschwerdestelle und in der Ansetzung einer Höchstdauer für die Nachweissperre. Negierungsrat und Beigeordneter Dr. D o in i n i c u s - Straßburg geht als Korreferent aut den Arbeitsnachweis des Zechenverbandes im Rubrrevier ein. Dieser Nachweis richtet sich gegen Kontraktbrnch und zu großen Wechsel und soll dazu dienen, einen besseren Uebcrblick über den Arbeitsmarkt zu ermöglichen. In den ersten acht Monaten batte der Nachweis 96 800 W'nmtt- lungen aufziiweiscn. Entgegen dein Vorredner bin ich der Ueberzeugiing, daß die Arbeitgeber in nächster Zeit in noch viel ausgedehnterem Maße zur Errichtung von einseitigen Arbeitgebernachweisen schreiten iverden. Das ist insofern gut, als die Arbeitgebernachweise eine bessere Uebersicht über den Arbeitsmarkt gewähren, als die paritätischen und gemeinnützigen. Ueberhaupt können letztere von ersteren in ihrer Technik vieles lernen: vor allein müssen sie dazu übergehen, von Streiks nicht nur den Arbeitern, soüdern auch den Arbeitgebern Mitteilung z» machen. In der Diskussion betont G o ld sch m i d t-Berlin (Hirsch-Dunckersche Gew.-Ver.), daß die loyale Haltung des Arbeitsnachweises des Zcchenverbandes doch wohl auf Rech nung der großen Aufmerksamkeit zu setzen sei, die die breiteste Oeffentlichkeit der Institution habe angedeihen lassen. Tr. F lech t n e r - Stettin (Vereinigung der In- dnstriellen) legt den Standpunkt der Unternehmer dahin dar. daß der Arbeitgcbernachweis in viel höherem Maße in der Lage sei. den Bedürfnissen der Industrie Rechnung zu