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Nr. L64 — Jahrgang Sonntag de» LO. November LVLV ller r.72 )KE<^ 127 milk rr ch zu ganz Ihnen vagen statt, ierzig Seine l Blick d aus ilkenS. te des ch ge- schim- ch der i ant- : ohne st, um rregte !s Be. eiters- nd, in lblaue trimn. Stadt- m nnr MchßscheUolksMng »rlchet»! tSglich »»Livr- mit «utnnhmc der Komi- und Festt-ige. »«h,abe X., Mit .Die Zeit in Wort und »>Id" vierteljShrlich- 8,1V X. In Dresden durch Boten 8,40 In «an» Deutschland stci Haus 8,88 8-. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserat« werden die 6,esvaltene PeNtzeilc oder deren Raum «U 18 8, Äellame» mit 8« ^ die Zeile dercchnci. bei Wiederholuiq,«« entsprechenden Rabatt «uchdrnckere«, R-dakti-o und «eschäfiSftrlle, Dresden, Pilluiiser ««ras,- 4». — Fernsprecher I»«« 8Lr Rückaabe «nverlanat. Schrlftftüire keine «erdiudlichleU RcdaMon».Sprechstunde: 11-18 Uhr. Lssds LssuAsgusllsl ,,,7 V»rrü«l1«;Iiv Qvus rurä all« Hol»- uoä 8li1»rlvn «oiviv Qkvli 2viotiQru»s; 8 ITI Al lA von 60 LQ Rivsi^v Lalil^vise, dodvi Lngssuradatl. l Mst-klanos l Sodano-v.orx.n-LU». 18 Für den Monat Dezember abonniert man auf die „Sächsische B olkszeitung"nnt der täglichen Roman- beilage sowie der wöchentlich erscheinenden Beilage „Feierabend" zum Preise von SO Pfg. (ohne Bestellgeld), durch den Bolen ins HauS 70 Pfg. Bezugspreis auf die Ausgabe ^ mit der illustrierten Unterhaltungsbeilage „Die Zeit in Wort Der Dank des Heiligen Vaters an die Katholiken Sachsens. Der jüdische Bürgermeister von Rom. Nathan, hat gegen den Papst öffentliche Schmähungen ausgesprochen. In allen Ländern der Erde erhoben die Katholiken flammenden Protest gegen diese Beleidigungen. Auch die Katholiken Sachsens blieben mit ihren Kundgebungen hinter den übrigen Glaubensgenossen nicht zurück, auch sie haben, folgend der in katholischen Herzen tiefwurzelnden Liebe zu dem von Christus gesetzten Oberhaupte unserer heiligen Kirche, teils in Gemeindeversammlungen, teils in den der- schiedenen einzelnen Vereinen ihrer treuen Anhänglichkeit an den Heiligen Vater und darum auch der tiefsten Ent- rüstung und Trauer über die Lästerungen Ausdruck ge geben. Ucker diese Kundgebungen hat der hochwürdigste Bischof Dr. Schaefer dem Heiligen Vater in einem Schreiben berichtet. In einem Handschreiben erwiderte daraus der Heilige Vater: ,Dibi kmtsm, Vsnsrabilis kratsr, st 6Isro ae träs- libus 8»xonias Aratig.8 »Ao od tssdiüvLtionss amorm srA» IrLnv 8g.nota.iii 8säsm xost illg.ta.8 Dools8is>s st mitii » prinoips 0rt>i3 ma.Ai8trg.tu illsurig.8; st Osum Omlli^vtslltsm g.6prsvg.ll8, ut vsgtram pistatsm rvtri- dua-t, Vobig ullivsraia ^.pc>3toliog,rn Lsosäiotionsm psramalltsr impsrtio. (.Dir aber, ehrwürdiger Bruder, und dem Klerus und den Gläubigen Sachsens danke ich für die Bezeugungen der Liebe gegen diesen Heiligen Stuhl nach den der Kirche und mir vom Bürgermeister der Stadt zugesügten Ungerechtigkeiten; Gott den Allmächtigen aber rufe ich im Gebete an, daß Er eure Liebe vergelte, und erteile euch allen liebevollst den Apostolischen Segen.") Lx ^«äibu8 Va.ti6a.nig 6iv 10. Hovsmbrig 1910. kiu.8 ??. X. Thron und Altar. Dresden, den 19. November 1910. VaS religiöse Bekenntnis des Kaisers hat die Liberalen an der empfindlichsten Stelle getroffen. Besonders der Satz, daß „Altar und Thron zusammengehören und nicht getrennt werden dürfen", hat die Anhänger der entgegen gesetzten Lehre auf die Schanzen gerufen. Das national liberale „Leipz. Tagebl." nimmt die Gelegenheit wahr, um der Trennung von Staat und Kirche das Wort zu reden. Hierbei kommt das Blatt auf die Marienburgsr Rede des Kaisers zurück, worin die christliche Religion als Stütze -es Thrones und die einzelnen christlichen Fürsten als Or- gane des höheren göttlichen Willens bezeichnet wurden, und schreibt dann: „Daß der Kaiser diese Gedanken immer wieder in präg nante Worte kleidet, entspricht seiner gesamten Auffassung von seinem Berufe und kann zunächst niemand weiter über raschen. Trotzdem muß immer wieder betont werden, daß Staat und christliche Religion ansich nichts mit einander zu tun haben, denn wie der Staat nicht die Aufgabe hat. die Geschäfte irgend einer Religionsgemeinschaft zu be sorgen, so kann er im Grunde genommen auch nicht die Unterstützung seiner Zwecke von Vertretern der einen Re ligionsgemeinschaft fordern, .schon weil er dadurch Gefahr liefe, die Angehörigen einer anderen Religionsgemeinschaft zu verletzen. Der Staat als solcher muß religiös indifferent fein; einen christlichen Staat kennt nur -aS von Stahl for- nrulierte Programm der Konservativen." „An sich" hat Staat und Christentum mit einander «richtS zu tun, denn Kirche und Staat haben theoretisch ge- O888O8KI-/1 :: 81-NäS8L 30 ssesillovt- uncl VseApäüseunASN Xinssebllclse 8poet beeise 1sl.-»nms>c!un8l0g7 noiiimen ihr eigenes Oiebiet. Tatsächlich sind sie aber viel fach auf einander angewiesen und für die gegenseitig« An gelegenheit interessiert. Da die Mitglieder des Staates auch meist Mitglieder des Christentums sind, so wird die Gesamtheit am besten gedeihen, wenn beide Gewalten in gutem Einvernehmen stehen. Tie Kirche unterstützt den Staat durch ihre Lehren, denn sie lehrt die Bürger, daß sie der rechtmäßigen Obrigkeit zu gehorchen haben. Die Kirche vermittelt diesen Gehorsam durch die Lehre, daß in letzter Linie Gott es ist, der die Unterwürfigkeit verlangt. Die Kirche tritt den revolutionären und verbrecherischen Taten mit aller Entschiedenheit entgegen und lehrt, daß selbst ein solcher gemeingefährlicher Gedanke vor Gott strafwürdig sei. Das Christentum verteidigt und schützt also die recht mäßige Autorität des Staates und seines Oberhauptes; es ist eine Stütze ies Thrones. Anderseits soll auch der Staat die Kirche unterstützen. Es genügt nicht, daß er in seiner Machtsphäre jede Beein trächtigung des kirchlichen Rechtes vermeidet: er soll auch der Kirche bei ihren Maßnahmen den weltlichen Arm leihen. In unserem Zeitalter wohnen auf einem Staatsgebiete mehrere Konfessionen. Hier hat der Staat die bürgerliche Toleranz zu gewähren. Es handelt sich nicht um religiöse, sondern um bürgerliche Duldung. Sie besteht nicht in der Anerkennung der Lehre Andersgläubiger, sondern läßt nur zu, daß jeder Andersgläubige frei nach seiner Ueberzeugung lebe und sich der gleichen bürgerlichen Rechte erfreue. Von Angelegenheiten, die Kirche und Staat gemeinsam sind, will der Liberalismus nichts wissen. Eine solche ist zum Beispiel die Schule. Der Staat hat an der Heranbil dung der Jugend ein großes Interesse, aber auch die Kirche. Der Liberalismus aber sagt: In der Schule hat die Kirche nichts zu suchen, heraus mit dem Religionsunterrichte. In einem Staate, wo die Staatsgewalt die Kirche ge knechtet hat, ist die Trennung leider vielleicht das kleinere Uebel. Aber der Liberalismus ist mit der Trennung nicht zufrieden. Er will nach Hegel einen allmächtigen Staat als Träger aller Sittlichkeit. In einem solchen Kultur staate ist die Kirche nur so lange geduldet, als es dem Staate an der Macht fehlt, sie zu vernichten. Im Namen der „Kultur" eröffnet er den Kampf gegen die Kirche und be liebt diesen Vernichtungskrieg — „Kulturkampf" zu nennen. Das Ideal ist der P 0 l i z e i st a a t. Hier geht der Staats zweck über alles; ihm muß auch die Religion dienen. Will sie sich dieser Aufgabe nicht fügen, weil sie Gott mehr ge horchen muß als den Menschen, dann nimmt der Staat Kirchenhoheitsrechte für sich in Anspruch und kommandiert einfach. Das ist das Ziel des Liberalismus. Die Stellung des Monarchen soll losgelöst sein von der christlichen Lehre, er sei abhängig nicht von Gott, der ihm die legitime Autori tät und Verantwortung gibt, sondern vom liberalen Staats- götzen, der seiner Stellung jeden Inhalt raubt und ihn zur Puppe machen will. Daher ist ja die liberale Presse so er bost, weil das offene Bekenntnis -es Kaisers zu Christus dem Gekreuzigten ihr nicht in den Kram paßt. Zum Schluß meint das Blatt: „Wir befürchten und wissen uns in dieser Beziehung eins mit dem größten Teile des evangelischen Deutschlands bis weit in die konservativen Kreise hinein, daß diese An sprache nur dazu mißbraucht wird, die Machtgelüste der römischen Hierarchie zu verstärken. Denn das Zentrum wird den Kaiser nach dieser Rede für sich reklamieren und viele Staatsbürger, die von einer Verquickung von Reli gion und Politik nichts wissen wollen, werden in schmerz liche Enttäuschung versetzt, wenn sie die möglichen Folgen einer solchen Entwickelung überdenken." Daß die katholische Kirche die Rede des Kaisers dazu mißbraucht, um die „Machtgelüste der römischen Hierarchie zu verstärken", ist einfach nicht wahr. Man zeige uns eine Stimme mit dieser Tendenz. Aber die liberale Presse be folgt das Rezept, ihre Leser an die Lüge zu gewöhnen, weil bei ihr, wie Graf Bothmer unlängst feststellte, die Tendenz über die Wahrheit geht. Polltische Rundschau. Dresden, den 19. November 1910. — Das im HerreSausschusse beantragte Fußartillcrie- regiment wird die Nummer 16 und die Standorte Emden und Borkum erhalten, wo bereits die erforderlichen Maß- nahmen für die Unterbringung usw. getroffen wurden. Das beantragte Kraftfahrbataillon tritt an Stelle -er Kraftfahr- abteilung bei der Berliner Versuchsabteilung der Verkehrs- truppen. Die beiden neuen Luftschifferbataillone werden ihren Standort in Königsberg und Metz erhalten. Durch die Schaffung einer Generalinspektion deS MilitärverkehrS- wesens erhält der jetzt im Divisionskommandeurrange stehende Inspekteur den Rang eines kommandierenden Ge nerals, wodurch ein möglichst langes Verbleiben in der Stellung gestattet ist. Die Herrichtung des Truppenübungs- Platzes und die Einrichtung der Jnfanterieschießschule bei Wilnsdorf soll möglichst beschleunigt werden. — Für die deutsclM Offiziere sollen Maßnahmen ge troffen werden, die eine Wiederholung des Falles Helm verhindern sollen. Es werden Bestimmungen getroffen werden, die die bisherigen Verfügungen über Reisen unserer Offiziere im Auslände nach den Gesichtspunkten ergänzen, die im Falle Helm zutage getreten sind. — Ein Wort des Kaisers. Durch den Militärober pfarrer des Gardekorps Dr. Leinz erfolgte am Sonntag in Breslau die Einführung des neuen Militäroberpfarrers des fünften und sechsten Armeekorps Dr. Joeppen. In der Einführungsrede teilte Dr. Leinz u. a. mit, bei der Truppenvereidigung in Berlin am vergangenen Mittwoch habe er aus dem Munde des Kaisers das Wort vernommen: „Ich wünsche, daß meine Soldaten tagtäglich ihr Vater- unser beten." — Die Tclegicrtenversammlung der badischen Zen- trumspartei zu Offenburg am 17. d. M. nahm einen hoch- befriedigenden Verlauf. Ueber 800 Delegierte aus allen Teilen des Landes waren anwesend. Bedeutsame Resolu tionen fanden cinnintige, begeisterte Zustimmung. Die Abgeordneten Zehnter, Schofer, Fehrenbach, Kopf und Neu- hans, sowie Geistlicher Rat Wacker erstatteten ausgezeichnete Referate über die politische Lage und die Reichsfinanz- reform, die Schul-, Gemeinde- und Steuerpolitik. Der Großblock fand eine scharfe Verurteilung. — Die Einfuhr von Schlachtrindcrn und Schlachtschwei- ncn aus Frankreich nach Bayern dürfte mit der Maßgabe gestattet werden, daß wöchentlich eingebracht werden: in den Schlachthof Augsburg 100 Rinder und 100 Schweine, Hof 50 Rinder, 200 Schweine, Kaiserslautern 100 Rinder, 200 Schweine, Ludwigshafen 150 Rinder, 200 Schweine, München 500 Rinder, 400 Schweine, Nürnberg 300 Rinder, 400 Schweine, Regensburg 70 Rinder, 100 Schweine. — Die Zentrumspartci tagte am 16. November in Warendorf. Es waren wohl an die 800 Personen anwesend. Der Parteitag wurde durch deu Abgeordneten Herold mit einer Delegiertenversammlung eingeleitet, der eine öffentliche Versammlung folgte. Reichstagsabgeordneter Herzog v. Arenberg sprach über die Arbeiten des Reichstages. Redner beleuchtete treffend die Blockära und die freiheitswidrige Tätigkeit des Bülowblocks beim Reichs vereinsgesetze. Auch das Börscngesetz, das Len Termin- Handel mit Getreide wieder herstellt, sei von volkswirtschaft lichem Standpunkte aus zu bedauern. Redner ging dann noch auf die Finanzreform ein und rechtfertigte glänzend die Haltung des Zentrums. „Ich will," so schloß Redner unter lebhaftem Beifall, „noch kurz erwähnen, daß im Ver laufe der ganzen Legislaturperiode das Zentrum es nicht einen Augenblick vergessen hat, daß der Kernpunkt seines Programms der Ausgleich der Interessen unter besonderer Berücksichtigung der jeweilig Schwachen ist. Deshalb sehen wir auch, wie cs sowohl auf dem Gebiete der Wirtschafts politik wie in der Sozialpolitik eifrig mitgearbeitet hat, um den sich zeigenden Schäden in den verschiedenen Bevölke rungsschichten entgegenzutreten und sic nach Kräften zu heilen. Niemals wird es uns Menschen gelingen, alles gut zu machen. Aber danach streben, die Verhältnisse möglichst zu vervollkommnen, dem Nächsten das Dasein nach Möglich keit erträglich zu machen und seine Freud« am Leben zu erhöhen und so das Glück in unser Volk hineinzutragen, das ist unsere Pflicht, die wir nie vergessen dürfen und die das Zentrum nie vergessen wird." Redakteur Warnecke (Münster) sprach über das Thema: Vierzig Jahre Zentrum. — Die nächste Generalversammlung des Bundes der Landwirte. Es wird vielfach angenommen, daß die nächste Generalversammlung des Bundes der Landwirte schon im Dezember dieses Jahres stattfinden werde, weil die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft in diesem Monat eine Juki- läumstagung anberaumt hat und die Generalversammlung des Bundes der Landwirte mit der Versammlung der deut schen Landwirtschaftsgesellschaft bisher zusammenfiel. Dem gegenüber weist die „Deutsche Tageszeitg." darauf hin, daß nach Z 7 der Satzungen die ordentliche Generalversammlung alljährlich im Februar oder in der ersten Hälfte des Monats März in Berlin stattfinden soll. Sie wird wie herkömm lich auch im Jahre 19l1 am Montag, der dritten Vollwoche des Februar, also am 20. Februar 1911 abgehalten werden. — „Ich will kein Zentrumskaiser sein!" Dieses Kaiser wort wird jetzt wieder von zwei Seiten kolportiert; das „Berl. Tagebl " erinnert daran aus Anlatz der letzten Rede des Kaisers und meint: „Es klingt fast wie ein Versuch, den katholischen Orden, die sich in der letzten Zeit als sehr haltlose Stützen der Throne erwiesen haben, so etwas wie eine nachträgliche Ehrenrettung auszustellen. Ach ja, der Jesuitenorden und der Thron des Königs Manuel von Portugal gehörten zu sammen. Nur hatte der König von der Unterstützung der Jesuiten recht geringen Nutzen. Der Unwille deS Volkes, der sich ursprünglich gegen die Jesuiten richtete, wurde auL dem Könige verderblich, der sich von den katholischen Orden