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— UnterstaatSsrkretSr Stemmrich im Auswärtige» Amte wird au« diesem scheiden; dec neue Staatssekretär sucht sich einen anderen ersten Gehilfen. Wohin Stemmrich geht, ist noch nicht bekannt, auch sein Nachfolger nicht. — Die Helgoländer begingen am 10. August die 20jährige Wiederkehr der Zugehörigkeit Helgoland» zum Deutschen Reiche. Am Vorabend fand ein grobe« Feuer werk und Illumination auf der beflaggten Brücke statt. Die Düne war von Lichtern umkränzt, zahlreiche Kriegs schiffe, die vor der Insel ankerten, waren erleuchtet. Heller Sonnenschein lag am Festtage über dem Eiland. Vom Kaiser traf ein Telegramm an die Helgoländer Bürger ein. Im Kurtheater wurde unter Leitung von Frau Käthe Kammsetzer als Festvorstellung Minna von Barnhelm ge geben. Alex. Otto vom Hamburger Stadttheater sprach einen selbstverfaßten Prolog, ferner wirkten Gäste vom Ham burger Stadttheater und dem Hoftheater in Schwerin mit. Der Kommandant von Helgoland war anwesend. — Eine „glänzende" Probe ihre» Patriotismus haben die StadtratS„genossen" in Kaiserslautern abgelegt. Auf Ersuchen der Kriegskameradschaft sollte sich die Stadt an einer vaterländischen Gedenkfeier zur 40jährigen Erinnerung an den SedanStag beteiligen. Die sozialdemokratische Mehrheit führte Ablehnung der Beteiligung herbei. Ferner lehnte sie die Veranstaltung von Schulfeiern mit der üb- lichen Brezelverteilung ab. Auch das Gesuch um Bewilligung eines Kranzes für die Kriegerdenkmäler in Metz verfiel der Ablehnung. Infolge dieser „hochpatriatischen" Haltung der Sozialdemokraten legte der Adjunkt (Bürgermeister beigeordnete) Dr. Ritter, der die Anträge warm befürwortet hatte, fein Amt nieder und erklärte seinen Austritt aus dem Stadtrat. In einer Stadt, die sich stolz Barbarossa- stadt nennt und einst Bismarck unter ihre Ehrenbürger zählte, empfinden natürlich die Liberalen solche Tatsachen doppelt schmerzlich und dies kommt jetzt schon in ihrer Presse zum weinerlichen Ausdruck. Diese Herren vergessen indes nur. daß sie sonst im Kampfe gegen die wachsende Flut der Sozi-ldemokratie nicht übereifrig sind und in Kaiserslautern speziell bat mun bei der Wahl des zweiten Adjunkten die Sozialdemokratie offenkundig wider ein dem Zentrum gegebenes Verspreche» begünstigt. Damals fand man da« „gerecht", heute, wo die Sozialdemokraten nur gemäß ihrer Prinzipien regieren, heult man über die von eigener Seite begünstigten Genossen. — Zinn Kampfe gegen die geistliche Ortsschulaufsicht wird das traurige Vorkommnis des Rektors Bock an einer katholische» Volksschule in Berlin benützt. Der Verhaftete hat bekanntlich zahlreiche katholische Mädchen verführt, miß braucht und eine Art Mädchenhandel getrieben — ein tief erschütternder Vorfall, der sich lange Zeit hindurch ziehen konnte, ohne das; die Vorgesetzte Behörde etwas erfuhr. Jetzt schreiben schon liberale Blätter: Da seht ihr das Mangel hafte der geistliche» Schulaufsicht: ein „Fachmann" hätte die Sache sofort entdeckt und das Nebel wäre nie so groß geworden, und so wird das bedauerliche Vorkommnis schon parteipolitisch ansgeschlachtet. Wie steht nun die Sache in Wirklichkeit? Eine geistliche Schulaufsicht be - steht gar nicht au dieser Schule; dieselbe ist viel mehr, wie alle katholischen Schulen Berlins, e i n e »i p r o t e st a n t i s ch e u B e z i r k s s ch u l i » s P e k- tor unterstellt, einem protestantischen Laien. Ter hier zuständige Kreisschulinspektor, dessen Wohnung in der Nähe liegt, hielt gerade in diesem Falle die Sprechstunden in der Schule selbst ab, sich also öfter als vielleicht mancher andere von seine» Kollegen im Schulgebäude und für jeder mann imausfällig erreichbar aufgehalten hat. Aber nie- mand von denen, die über den Verhafteten etwas wußten weder Eltern noch Kinder, noch unparteiische Tritte haben etwas gemeldet; das Lehrerkollegium hat ebenfalls nichts, absolut nichts wahrgenonimen. So sagt der Berliner Stadtschulrat in einem Blatte. Erzpriester Alesch hat aus drücklich einem Berichterstatter erklärt: „Ich möchte zum Schlüsse betonen, daß der zuständige Geistliche nur das Recht hat, den Religionsunterricht hier und da zu kontrollieren; eine.Kontrolle des Schulbetriebes und ein Recht zur Ueber- wachung in anderer Richtung hat er nicht." Wie man sieht, kann gerade in diesem Falle gegen die Geistlichkeit nicht die mindeste Anklage erhoben werden. Ob nun die liberalen Blätter auch gegen die fachniäimische Schulaufsicht so ein mütig zu Felde ziehen, wie sie gegen die geistliche es getan habe»? Ob sie gegen die Berliner freisinnige Schulver waltung nun die Angriffe erheben, die sie ganz grundlos gegen die Geistlichen geschleudert haben? Davon haben wir nichts bemerkt. So gewinnt man immer mehr den Eindruck, daß der katholische Geistlicl)e in den Augen ge wisser Leute einfach vogelfrei ist. — Nirdrrschmettcrndc Anklagen gegen Tcrubnrgs Diamantenpvlitik «'rhcbt nun ein Hand Grimm in der „Tägl. Rundschau", jenem Blatte, das den Abgeordneten Erzberger geradezu wütend angriff wegen seiner bekannten Anträge Grimm weilt eben in Lüderitzbucht und besucht die Diamantenfelder und nun stellt er sich — sonderbarer weise in diesem Blatte — ganz auf die Seite Erzbergers. Er schildert, wie die freie» Schürfer sich abmübeu mußten, anstrengten und Risiko übernahmen, wie aber die von Dernburg privilegierten Gesellschaften gar nichts riskierten und wie schlecht sie arbeiten. Man lese nur: „Ruhig und sachgemäß haben beide Gesellschaften (pri vate) gearbeitet, um von Anfang an zu diesen Resultaten zu gelangen. Raubbau zu betreiben, war ihnen nicht nötig. De» Betrieb beider Gesellschaften habe ich gesehen und es wird noch die Rede von ihm sein. Ihn zu sehen war eine Freude, (Hern hätte ich auch die Abbaufelder der späteren deutschen Diamantengesellschaft (von Dernburg besichtigt, zumal ich als Freund kam und gern die starken Anschuldigungen des Raubbaues usw. Lügen gestraft hätte. Aber was mir in keiner deutschen und englischen .Kolonie je geschah, passierte mir hier. Die Zentrale der Diamanten- gcsellschaft in Lüderitzbucht verweigerte die Besichtigung ihrer Felder, eine entsprechende Weisung von Berlin sei cingctroffeu. Nicht genug mit dem „Verbote": als ich mit dem Lüderitzbucbter Bezirksamtmann nach Süd-n ritt, zog ein Bote über 150 Kilometer durch die Namib vor uns her, um das Verbot vorauszutragen und zu. verkünden an den Wcrkstellen. Man wird sehr stutzig bei dergleichen. Vieles zeigt sich anders draußen, als man zuhause meinte vermuten zu dürfen. Ter besondere, viel verspottete Goldhunger der Lüderitzbuchter wird zum märchenhaften Attribut. Als Märchen auch erweist sich jene Stelle der sehr märchenhaften .Kolonialamtsdenkschrift vom 6. Januar 1910, dir das Groß- Kapital entschuldigt. (Folgt eine längere Stelle.) Das ist falscl>e und schlimme Rede, wahr ist vielmehr, daß bei eini ger Bereitschaft, einiger nationaler Haltung unseres Groß kapitals fremdes Kapital in Lüderitzbucht gar nicht hätte eindringen können. Und nur in einem bösen Märchen scheint jenes höhnische Wort möglich, das über die fernen schlecht verteidigten Schürfer und Finder gesprochen wurde." So urteilt heute dieses Ternburgblatt. Aber so lange der Mann im Amts war und die Leffentlichkeit durch seine Bluffs zu täuschen versuchte und vielfach auch täuscht, da lag es vor ihm auf den Knien und beschimpfte jene, die den Schwindel schon vor acht Monaten durchschaut hatten. Ter Abgeordnete Erzberger konnte keine bessere (Genugtuung erfahren, da gerade dieses Blatt so weit von Dernburg abrückt. — Als Reichstagskandidaten für den Wahlkreis An halt I, den jetzt der Abgeordnete Karl Schräder inne hat, stellten die Sozialdemokraten auf ihrer Landeskonferenz den Abgeordneten Wolfgang Heine-Berlin auf. Ter ehe malige „Vorwärts"-Nedak!eur Kurt Eisner-Nürnberg, der für diesen Wahlkreis bereits in Aussicht genommen war, gab die Erklärung ab, daß er dieses Amt wieder in die Hände der Auftraggeber zurücklegen müsse wegen vermehr ter schriftstellerischer Aufgaben, Verlegung seines Wshn- sitzes von Nürnberg nach München und wegen privater Ver hältnisse. Wolfgang Heine hat die Kandidatur bereits an genommen. Bei der letzten Wahl in Dessau erhielt Schrä der 19183 Stimmen, sein sozialdemokratischer Gegner 18 322. Heine vertrat bisher de» dritten Berliner Wahl treis, der ihm völlig sicher war. Anscheinend ist er d^n maßgebenden Männern von der Parteileitung dort unbc- auem. — Abgeordneter Eichhorn, der in dem von ihm vertretenen Reichstags-Wahlkreise Pforzheim-Durlach für die kommende Reichstagswahl wieder aufgestellt worden Isar, ist aus Rücksicht auf seine Stellung als Leiter des so zialdemokratischen Pressebureaus von der Kandidatur zu- lückgetreten. Eichhorn ist bekanntlich sehr radikal und paßt daher nicht für Baden. — Der Kulturkampf in Spanien — eine latente Form dcr Revolution. Dos „Berl. Tagebl." bringt in Nr. 394 vom 0. August 1910 einen längeren Aufsatz über die Zu kunft der Monarchie in Portugal. Darin lesen wir u. a. folgende interessante Ausführungen: „Tie Republikaner selbst setzen starke Hoffnungen auf die Entwickelung der Verhältnisse in Spanien. Sie be haupten, daß die im Zuge befindliche Bewegung gegen die Uebergriffe der Kirche nichts anderes bedeute als eine latente Form der Revolution, die jeden Augenblick ihre wahren Absichten enthüllen könne. Dann allerdings wäre nach ihrer Auffassung ein rasches Uebergreifen über die portugiesische Grenze unabwendbar." Jetzt begreift man, daß die spanischen Republikaner Eaualejas begeistert zujubeln! Und dieser latenten Form der Revolution leiht der König von Spanien seine Unter stützung! Läßt sich eine größere Kurzsichtigkeit denken? Und wie steht unsere liberale deutsche Presse da, wenn sie dieser latenten Form der Revolution begeistert zujubelt? — Das „Berl. Tagebl." zieht aber auch seine Konsequenzen, wenn es zum Schlüsse schreibt: „An diese „Memoria" denken heute oft und viel alte Leute in Portugal, die behaupten, daß die Lage des Lan des unbedingt einen zweiten Pombal als Netter der Mon archie erfordere. Eins erscheint leider ziemlich gewiß zu sein. Ohne schweres Blutvergießen wird es so oder so nicht abgehen. Es ist ganz müßig, den Zeitpunkt dieser Art von Entscheidung Voraussagen zu wollen. Die Gummihausse der letzten Monate hat so viel Geld nach Por tugal gebracht, daß, so lächerlich es au sich klingen mag, die Beutcpolitiker, die a» jedem Geschäfte beteiligt erscheinen, augenblicklich zu Heldentaten weniger als sonst geneigt er scheinen. Es ist ja möglich, daß eine ungeschickte Taktik der Negierung anläßlich der Neuwahlen den drohenden Zerfall der Monarchie beschleunigt. Es ist aber wahrscheinlicher, daß jene Gruppe der Republikaner, die weniger das Ge schäft als das Wohl des Landes im Auge hat, ihre Zeit »och nicht für gekommen hält. Jedenfalls wird man sich an den Gedanken gewöhnen müssen, daß das Haus Bra- ganza von heute auf morgen in die Reihe der Entthronten befördert werde» kann." So spricht man ungefähr von einem Dienstboten, den man davonjagt. Ter Liberalismus behandelt in Gedanken die Fürsten in gleicher Weise. Frankreich. — Der „Matin" meldet aus Tanger: Nach Berichten aus zuverlässiger Quelle haben El Mokri und Ghabrtt Fez verlassen, um sich sofort über Tanger »ach Paris zu be- gebe». El Mokri ist vom Sultan beauftragt worden, direkt mit der französischen Regierung über einen neuen Vertrag von höchster Wichtigkeit zu verhandeln. Nach Abschluß des selben wird sich Muley Hafid nach Rabat begeben, wo er sich mit dem französischen Gesandten treffen wird, um den neuen Vertrag endgültig zu ratifizieren. — Dem „Journal" zufolge werden an den große» Manövern in der Picardie eine Anzahl Aeroplane und die beiden LenkballonS „Liberi" und „Colonel Renard" teil- nehmen. Jedem Leukballon wird ein Aeroplan zugeteilt werden. Die Aeroplane sollen den meteorologischen Auf- klärungtdienst besorgen. Jedes der beiden an den Manövern teilnehmenden Armeekorps erhält je vier Aeroplane. Italien. Ter Zustand der Herzogin-Witwe Elisabeth von Genua hat sich wieder so verschlimmert, daß das Acußerste zu befürchten steht. Herzog Thomas ist aus Turin an das Sterbelager geeilt. Norwegen. — Die vorläufigen Verhandlungen über Spitzbergen, die seit dem 19. Juli zwischen den Delegierten der norwegi- sck>eii, schwedischen und russischen Regierung gepflogen wur de», sind beute abgeschlossen worden. Die Delegierten l)aben sich über den Entwurf einer Konvention geeinigt, der den betreffenden Regierungen zugestellt werden wird. Bulgarien? — Auch jener Teil der bulgarischen Presse, der bisher beschwichtigend einzuwirken versuchte, beginnt die Geduld zu verlieren und fordert die Regierung auf, entweder von der Türkei unbedingte Aufrechterhaltung des freundnach barlichen Verhältnisses zu fordern oder eine blutige Aus einandersetzung herbeizuführen. VerKe«. — Eine Teheraner Meldung dcr „Times" besagt, oaß das Vorgehen und der Erfolg des persischen Kabinetts am letzten Sonntag allseitig mit großer Befriedigung aufge- uommen worden sei. Die Minister hätten nunmehr die Ab sicht, die unangeneheme Frage der ausländisclien Anleihe sofort in die Hand zu nehmen und gleichzeitig zu ver suchen, die Entfernung der russischen Truppen aus Persien durchzusetzen. — Ein Teil der persischen Kosakenbrigade, die noch immer russischen Offizieren unterstellt ist, meuterte und be schimpfte die Offiziere, weil der russische Oberst fünf per sische Kosaken bestrafen wollte, weil sie sich einem von ihm erteilten Befehle gewaltsam widersetzt hatten. Bei der Meuterei scheint es sich um den Ausbruch langverhaltener Unzufriedenheit in der Brigade gegen ihre russischen Vor gesetzten zu handeln. — Die persische Regierung hat sich bereit erklärt, sämt liche Verluste zu ersetzen, die die russischen Untertanen bei dcr am vergangenen Sonntag durch die Bachtiaren erfolgten Plünderung ihrer Häuser erlitten haben. Indien. — In Darjiling eingelaufene Nachrichten- besagen, daß sich die Lage in Tibet bessert. Da die chinesischen Truppen bewegungen abnehmen, so wird es jetzt zweifelhaft, ob es nötig ist, daß die britischen Truppen, die kürzlich Befehl erhielten, sich zu dem Einmärsche in Tibet bereit zu halten, die Grenze überschreiten werden. Amerika. — Nach einer Depesche des „Neuyork Hcrald" aus Guatemala sind die Jnsurgentengcnerale Bouilla und Christmas mit 60 Mann in der Nähe der Küste von Regie rungstruppen gefangen genommen worden. Au» deu deutschem krmlouie». — Unrubrn in Kamerun. Nahezu bei jeder Etats bilanz seit 1900 machte der Abg. Erzbergcr darauf auf merksam. daß in SMkamerun unzuträgliche Verhältnisse seien, die teilweise an 8le schlimmsten Zeiten des Kongo staates erinnerten und vr forderte scharfe Maßnahmen gegen die Wanderhändler, dl« das Volk belästigten. Wie man jetzt sieht, geschah nichrz Genügendes. Daher die Unruhe, lieber die Ermordung des deutschen Kaufmanns Brettschneider äußert sich daS „Leipziger Tageblatt" nach Mitteilungen, die ihm von wohlunterrichteter Seite gemacht worden sind. ES schreibt: „Es ist in Südkawerun ein offenes Geheimnis, daß der Stationtzchxf der Dumestation seine schwarzen Soldaten nicht so in d-r Hand hat. wie eS die Verhältnisse im Bezirk erheischen. Der farbige Soldat kennt erfahrungsgemäß keinerlei zarte Rücksicht gegen seinen schwarzen Mitbruder, sondern nützt daS Uetzergewicht, daS ihm seine Stellung verschafft, nach Kräften z„ seinem Per- sönlichen Vorteil aus, wenn er nicht scha>f beaufsichtigt wird. Beliebt ist die gewaltsame Wegnahme von Weibern, Erpressung von Waren und Lebensmitteln. Lüerden solche Ausschreitungen nicht vom Stationschef iücksict>itzlc>S unter drückt und geahndet, so verlieren die Eingeborenen eben da» Vertrauen zu den deutschen Beamten und Offizieren und greifen zur Selbsthilfe. Die ersten Opfer sind dann vielfach Unschuldige, die lediglich durch ihre weiße Haut farbe den erregten Schwarzen verdächtig und verhaßt sind. So war es im Falle des Leutnants Reuter und offenbar jetzt wieder im Falle Brettschneider." — Die Darstellung stimmt im wesentlichen mit dem überein, wa« auch in anderen Blättern von Landeskundigen ausgeführt wird, nur daß es unrichtig ist, den Weiberraub und die Ecpressungen allein den Mannschaften der schwarzen „Schutztruppe" in die Schuhe zu schieben, da die gleichen Praktiken auch von Kauf- le ten und ankeren Reisenden geübt werden. Man darf von dem neuen Staatssekretär erwarten, daß er nun dem Unwesen der Händler, die Gummi und Oel aus dem Inneren holen, ein Ende bereitet, sonst kann dort ein blutiger Aufstand entsteh en. Katholische Arbeitervereine Sachsens!! Am 4. September findet in Dresden ein „Nationaler Arbeiter- und Gehilfentag" statt. Die Tagesordnung jst wie folgt aufgestellt: 1. Eröffnung und Konstituierung: 2. Referat: Wir fordern Verhältniswahlen für alle sozialem Wahlen; 3. Referat: Wir fordern die Einführung par i tätischer Arbeitsnachweise für alle Kommunen bezw. Koni;, munalverbände mit Unterstützung der Landesregierung. (Als Anhang eventuell Arbeitslosenversicherung nach Genier System); 4. Referat: Sicherung des Koalitionsrechtes: 5. Referat über ein noch zu bestimmeirdes Thema, das sich speziell mit einer Forderung der Handlungsgehilfenschaft beschäftigt. Als Lokal der Tagung ist vorgesehen der große Saal des Etablissements „Volkswohl" zu Dresden. Am Abend vorher, am Sonnabend den 3. September 8 Uhr wird im „Herzogingarten" zu Dresden ein Empfangs- und Be- grüßungsabend stattfinden. Die Verhandlungen beginnen vormittags 11 Uhr. Ter Bezirksvorstand unserer katholischen Arbeiter vereine hat mit Zustimmung des Verbandsvorstandes be schlossen. daß die katholischen Arbeitervereine Sachsens sich beteiligen. Auf je 100 Mitglieder kommt ein Delegierter. Die Kosten trägt der Verein, welcher einen Delegierten ent sendet, selbst. Ilm diese Kosten zu sparen, schlägt der Be zirksvorstand folgendes vor: Vereinen, welche die Kosten übernehmen, steht es frei, einen Delegierten zu senden. Alle übrigen Vereine lassen sich durch Mitglieder der Dresdener Arbeitervereine vertreten. Die Wahl derselben erfolgt in der Mitgliederversammlung resp. Vorstandssitzung des be treffenden Vereins. Die hochw. Herrn Präsides und Vorsitzenden der Zahl stellen werden ersucht, sich hierüber zu äußern. Erfolgt kein Widerspruch, wird Zustimmung angenommen. Dies bezügliche Schreiben sind an das Arbeitersekretariat Dres den, Florastraße 17, zu richten. Anderweitige Aufforderung erfolgt nicht. gez.PaulHaselberger, Bezirkspräses.