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Nr. 147. Freitag, den 1. Juli 1904 S. Jahrgang. rlchkint täglich nachm, mu Au«,labm? 4-mi ua^ isesl^a^e «vezugSPretS! Vieneljähri. 1 Mk. 5t» Ps. «oyne B>-sleUgeId>. L.i autzerveuilchen Püs!anslull.ll, JeiNmaSpreisl Stiizklnummer IN P! Noduktion« Sn^pch>>>n,ü>' »k k t>t>. llnabdänglges Lageviattkür lllabrbeit. llecdt«. freibeik. Ius-k.,i>- w-cd'i dir ;«el">!r«i.' O-!!t,cN.'üd-i-d ecci, »a m, m ^ " »5'Vf tun Wicdt'rholimg I'edl-nN'Udr r «..chdru-,«! R,da,.ian u..S .«-schüf.ss.-U, Trced.«, PiUnIttrr ««ran, »2 — .^erulvn'cher l Ar. I V6. Kieler Woche. völlig Eduard traf am 28. Juni gcgei« 12 Uhr iil Hamburg ein; Damen und Herreu der englische» Kolonie, die Spitzen der Zivil- und Militärbehörden waren zum Empfang auf dem Tammtorbahnhof anwesend. Als der König dem Waggon entstieg, wurde er von den Bürger meistern und Senatoren bewillkommnet. Nach der Vor stellung schritt der König, geleitet von den Bürgermeistern Tr. Hachmann und Tr. Mönckeberg, hinab zu den Equi pagen. Als der König im Bahnhofsportal sichtbar wurde, präsentierte das Militär und die Musik spielte die englische Nationalhymne. Sodann fuhr der König nach den Lan- dnngsbrücken, wo der Tampfer „Johannes Dalman" zur Hafen »ndfahrt bereit lag. Ans dem ganzen Wege bildeten Tan, de Spalier, die den König überall mit Hurrarufen begr...,ten. Nach Besichtigung mehrerer Sehenswürdig keiten kehrte der König nach Kiel zurück. Eine städtische Deputation mit dem Oberbürgermeister von Kiel an der Spitze überreichte für die Besatzungen der britischen Schisse eine Erinnerungsgabe. Der Ncar-Admi- ral Sir Berkeley Milne sprach der Deputation seinen herz lichen Dank ans und lud dieselbe zu einem Imbiß ein. Am 27. Juni fand ein vom kaiserlichen Jachtklub ver anstaltetes Diner statt. Kaiser Wilhelm toastete ans den König von England'nnd gab der hohen Ehre und der großen Freude Ausdruck, den Admiral der Royal Jacht-Sqnadron als Mitglied des Klubs begrüßen zu können; von ihm habe durch viele Jahre der Sport in England, wo auch er (der .Kaiser) seine Lehrzeit dnrchgemacht habe, Entwickelung und Aufschwung genommen. Ter Kaiser dankte schließlich für den prachtvollen Pokal, den der König dem Klub verehrte. Ter König erwiderte, er danke innigst fiir die freundlichen Worte und sei ersrent über den ihm bereiteten Empfang und stolz darauf, Mitglied des Klubs geworden zu sein. Er hoffe, der Kaiser oder ein anderes Mitglied werde seinen Preis gewinnen und danke tausendmal für die guten Wünsche. Er schloß dann mit einem Hoch auf den Kaiser. Zn Ehren der britischen Seeleute fand am 27. Juni ein Gartenfest statt, an dem etwa 1500 deutsche und eng lische Mnrinesoldaten teilnahmen. Eingeleitet wurde das Fest durch ein gemeinsames Essen. Prinz Heinrich hob in einer Ansprache in englischer Sprache die Bedeutung der englischen Marine hervor. An das Festessen schloß sich ein Konzert, sowie ein Ball. Eine glänzende Illumination bildete den Abschluß der festlichen Veranstaltungen. Während des Tiners am 28. Juni ergriff der Kaiser das Wort. Er erinnerte daran, wie er schon als Knabe von seinen Eltern nach England geleitet, in Portsmouth und Plymouth die englische Marine kennen und bewundern ge lernt habe. Das gewaltige Treiben auf See im Mittelpunkt der größten Kriegsmarine der Welt habe damals auf sein fngcndliches Gemüt einen unauslöschlichen Eindruck ge macht. Beim Rückblick auf diese Jugendeindrücke werde es der König verstehen, wenn der Kaiser das, was er einst als junger Mensch in England gesehen und was sich ihm tief einprägte, später versucht habe, als Regent in einer den Verhältnissen seines Landes entsprechenden Weise zu ver wirklichen. Wenn das Kenncrange des Königs die Schiffe des deutschen Geschwaders trotz ihrer geringen Anzahl und ihre Mannschaften anerkennend beurteilt habe, so spreche der Kaiser dafür Sr. Majestät den innigsten Dank ans. Ter Kaiser forderte zum Schluß die Anwesenden auf, ihre Gläser zu erheben auf das Wohl Sr. Majestät des Königs Eduard VII., gleichzeitig aber auch der Kameraden von der englischen Marine zu gedenken, derjenigen, die heute hier weilten, derjenigen, mit denen wir vor Peking gestanden hätten und aller derjenigen, deren liebenswürdige Gast freundschaft wir an so vielen Punkten der Erde genossen hätten. Se. Majestät der König Eduard VII. Hipp, Hipp. Hurra! König Eduard erwiderte in deutscher Sprache, daß die Worte des Kaisers ihn tief gerührt hätten. Er kenne das Interesse, das der Kaiser an der englischen Marine seit jeher genommen habe. Er sei überzeugt, die deutsche Marine werde durch das Interesse und die Kenntnisse des Kaisers immer hervorragender werden. Er sei ferner da von überzeugt und cs sei sein Wunsch, daß die beiden Flotten immer in freundschaftlichem Verhältnis stehen und daß sic immer erfreut sein würden, sich zu sehen und sich zu begrüßen, in welchem Lande es auch sei. Sein Aufent halt hier werde ihm immer in bester Erinnerung bleiben. Er kebre zurück mit den angenehmsten Eindrücken. „Ich trinke auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers, mit dem mich innige Freundschaft verbindet, seit wir uns kennen. Seine Majestät der Kaiser lebe hoch!" Am 29. Juni abends fand auf der „Hohenzollern" eine Abschiedstafel statt, an welcher die Gefolge und Um gebungen der Majestäten, ferner der Kronprinz, die Prin zen Eitel Friedrich und Heinrich, Prinz Albert von Schles wig-Holstein, der Reichskanzler Graf Bülow, Botschafter Lascclles, Botschafter Graf Wolf-Metternich, Staatssekretär von Tirpitz. die Admirale von Köster, Büchsel und von Eiscndecher teilnahmen. Als der König nach dem Diner die „Hohenzollern" verließ, wurde der Abschiedssalnt gefeuert. Am 3». Juni früh 5 Uhr ging die „Victoria and Albert" mit dem englischen Geschwader in See. Oberhofmeifter Freiherr von Mirbach hat derzeit schlimme Stunden über sich ergehen zu lassen; fast jeder Tag bereitet ihm neue Unannehmlichkeiten. Während bisher noch eine Art Verteidigung die konserva tiven Blätter geführt haben, rücken diese nun auch sehr weit von ihm ab; die „Kreuzztg." sucht durch Schweigen den Wechsel ihrer Ansichten klar anszudrücken, der „Reichsbotc" und das Stöckersche „Volk" aber sagen dem Oberhosmeisler sehr unliebsame Tinge. Der neueste Erlaß, der zur Aus schmückung der Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche in erster Linie die Gaben der Neichen fordert, hat namentlich beim Stöckersche» Blatte den Aerger voll gemacht. „Man findet," heißt es da, „tatsächlich im Angesicht solcher Vorkommnisse keine Worte, um seiner innersten Entrüstung Lust zu machen. Bisher nahmen wir an, daß Freiherr von Mir bach nur zu schwach war, um das aufdringliche, titellüsterne Schmarotzertum energisch genug von sich abznschntteln, jetzt ist das Bild ein anderes geworden, jetzt siebt inan, daß er die kleinen Gaben aufrichtiger Liebe verschmäht und nur auf Gaben unter deutlichem Hinweis auf höfische Beloh- nnngen spekuliert, die man mit vier bis sechsstelligen Zahlen schreiben muß, und die nur sattester Reichtum zu bieten im stände ist. Und mit diesen schnöden Spenden baut man demselben Heiland prunkende Kirchenpaläste, der vor 2000 Jabren das Witwenschärflein böher bewertete als die den Menschen imponierendsten Summen üppige» Reichtums." Das „Volk" verlangt kategorisch eine Auskunft, wer die Kreise seien, in denen die Gaben der Armut „allgemein unbeliebt" sind. Tie Beantwortung dieser Frage werde zur Pflicht, „wenn man vermeiden will, daß das christliche und monarchische Gesübl im Volke furchtbare Einbuße er leidet". Das „Hessische Evang. Sonntagsblatt" fordert offen die Rückzahlung der Pommernbankgelder; wenn dieses auch nicht durch Gerichtsbeschluß erfolgen könne, so erfordere es doch die öffentliche Sittlichkeit! Man wird diesem Blatte nur beistimmen können; nach katholischer Sittenlebre, die oft von Protestantischer Seite als so minderwertig bingestellt wird, besteht in diesem Falle die Pflicht der Restitution ganz klar und unzweideutig. Nun soll aber der neueste Sammelerlaß des Freiberrn von Mirbach auch im A b g e o rdnete n h a n s e zur Sprache kommen; die freisinnige Volks-Partei bat nämlich eine Interpellation cingebracht, in welcher angesragt wird, ob die Staatsregiernng davon Kenntnis habe, daß die Staatsbehörde» für die Sammlung zu gnnsten der Kaiser- Wilbelm Gedächtniskirche in Anspruch genommen werden. Ob allerdings diese Interpellation noch vor der Vertagung zur Besprechung gelangt, erscheint »ns zweifelhaft, die Interpellation des Zentrums über die Vorgänge in Saar brücken ist noch nicht einmal behandelt, obwohl der „Vor wärts" jetzt schon den stenographischen Bericht der Gerichts verhandlung zum Kaufe anbietet. Inzwischen sind aber die Verteidiger im Pommern bankprozeß auch auf die „Wohltätigkeit" der Angeklagten zu sprechen gekommen; wenn auch die „Diskretion" sehr stark gewahrt wurde, so hat man ans de» Darlegungen des Jnstizrat Lllo doch einiges erfahren; derselbe meinte, daß es feststebe, vaß „die Angeklagte» ans ihren eigenen Mitteln und auf Kosten ihres eigenen Vermögens große Mittel zu Wohltätigkeitszwecken hergegeben und dabei die löbliche Diskretion von Männern bewahrt haben, die ihre Wohl tätigkeit nicht an die große Glocke bringen. Es kann gar nicht bestritten werden, daß die Summe von mehr als 000 000 Mk., die die Angeklagten entnahmen, das buch mäßige Guthaben war, das ihnen an der Immobilien Ver kehrsbank znstand, welches nicht erst im Jahre 189!) ge schaffen worden ist, um ihnen die Zuwendungen zu ermög lichen, sondern welches bereits ans dem März 1899 stammte, während es sich hier um Zuwendungen ans dem Herbst 1900 handelt. Wenn ans diesem Guthaben der Angeklagten an die Jmmobilien-Verkehrsbank, welches sie schon 1899 hatten, und das sie bis zum letzten Heller in ihre eigene Tasche stecken durften, sie erkleckliche Summen zu Kirchen bauten, Krankenhäusern nsw. verwandten, so kan» nur die ausgesprochene Absicht, ihnen unter allen Umständen Un recht zu geben und sie unter allen Umständen als ungetreue Verwalter fremden Vermögens hinznstellen, ihnen daraus einen Vorwurf machen. Nun sagt der Staatsanwalt: Ja, die Gelder zur Ans- Zahlung dieses Guthabens hat sich die Immobilien Verkehrs- bank von der Pommernbanl^ erst leihen müssen. Es ist aber nachgewiesen, daß über die Hälfte jener 000 000 Mk. durch eine erstklassige Hypothek auf Nirdorfer Terrain ge deckt worden, und die zweite Hälfte durch zweite Hypotheken, die aber unanfechtbar sind. Es steht also fest, daß die An geklagten sich Geld, welches sie schon seit eineinhalb Jahren von der Jmmobilien-Verkehrsbank zu fordern hatten, sich haben zahlen lassen, und daß sie dieses Geld, für welches sie keinen Menschen Rechenschaft schuldig sind, ans diesen oder jenen Gründen zu Wohltätigkeitszwccken verwendet haben." Von „Advokatenkniffen" wollen wir nicht sprechen; aber sehr geschickt hat der Verteidiger hier operiert. Nur er geben sich jetzt für uns eine Anzahl von Fragen: Weshalb hat denn Staatsrat Budde diese gesamte Angelegenheit ohne Widerspruch der Verteidigung hcreinziehen können? Nach der Vernehmung desselben erklärte die Verteidigung, daß die Angelegenheit für sic „erledigt" sei; und doch erschien dann einige Tage später der Obcrhofmeister als Zeuge und jetzt kommt die Verteidigung ausführlich darauf zurück. Diese neueste Wendung zeigt wohl die erfahrenen Bank- leute nnd den gewiegten Rechtsanwalt. Aber die Oeffent- lichkcit urteilt anders. In weiten Kreisen ist man der An- sicht, daß der Kaiser selbst einmal in dieser heiklen Sache ein Wort sprechen möge, jedoch scheint er nicht genügend unterrichtet zu sein. Das einzige Blatt, das dem Kaiser vollständig vorgelegt wird, ist Scherls „Lokal-Anzeiger nnd der hütet sich sorgfältig, zu viel von dieser -vlare zu bringen: im übrigen liest der Kaiser nur die Ansichnitke, die ihm vorgelegt werden und für geschickte .Hände ist es eine Kleinigkeit, hier zu sichten nnd zu sieben. Der „Reichs bote" spricht die Meinung ans, es bestehe das Bestreben, den Zustand fortdanern zu lassen, weil man in den betreffenden Kreisen befürchtet, daß der Kaiser für schleunige Aufklä rung aller Einzelbeiten sorgen würde. Diese Einzelheiten möchte man, wie es scheint, aber um keinen Preis an die Oeffentlichkeit konimen lassen; es heißt, daß dadurch ein hoher Herr aufs schwerste koinpromitiert werden würde, in dessen Auftrag Freiherr von Mirbach die 325 000 Mark quittiert haben soll, von denen er „keinen Pfennig erhalten" hat. Wir sind der Ansicht, daß gerade im Interesse des Hofes nun Dolle Klarbeit unbedingt geboten erscheint. Die Angeklagten könnten wobl reden, aber sie tun es nicht und ihre Verteidiger gingen in den stundenlange» Plaidoyers auch stillschweigend darüber hinweg. Politische Rundschau. Deutschland. — Der Zweck des Kieler Besuches. Der Vertreter des „Daily Erpreß" behauptet, von hoher Seite sei ihm in Kiel versichert worden, daß der große Zweck von König Eduards Besuch die Förderung der Vermittelung zwischen Rußland nnd Japan sei. Falls England hierzu die Initiative ergriffe, würde es Mißtrauen erregen; dits würde bei Deutschland nicht der Fall sein. Die Besprechungen in Kiel würden natürlich nur die Präliminarien der Ponr- parlers mit den anderen Großmääiten bilden. - Der fünfte Kongreß der christlichen Gewerkschaften Deutschlands wird am 17. Juli und den folgenden Tagen in Essen a. R. stattfinden. Die Tagesordnung lautet: 1. Entwickelung der christlichen Gewerkschaften «Referent: Siegerwald Köln). 2. Arbeitslosenunterstützung «Referent: Becker Hagen». 3. Gesetzlicher Schutz der Heimarbeiter (Referent: Nienecker Düsseldorf, Korreferentin: Fräulein Nagel Berlin». t. Gesetzliche Einsührnng von Arbeiter- ansschnssen in Fabriken «Referent: Fischer-Mülhansen i. E.>. — Professor Robert Koch ist als Nachfolger Rudolf Virchows zum ordentlichen Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften gewählt worden. Nnnmehr gibt Koch seine Stellung als Direktor des Königl. Instituts für In fektionskrankheiten am 1. Oktober d. I. definitiv ans nnd erhält als Mitglied der Akademie der Wissenschaften eine freie, unabhängige Stellung. Als Mitglied der Akademie wie auch als Honoratsprofessor der Universität hat Koch das Recht, an der Universität Vorlesungen zu halten. Es wird gewiß «veite Kreise interessieren, daß Koch von diesem Recht Gebrauch machen nnd seine Lehrtätigkeit an der Berliner Universität, «venu auch in bcschränklem Maße, wieder ansnehmen wird. Sein Laboratorium wird Geheim rat Koch im Institut für Infektionskrankheiten beibehaltcn. — Das preußische Herrenhaus hat am 28. v. M. die beiden ersten wasserwirtschaftlichen Vorlagen ohne größere Debatte angenommen nnd zwar durchweg in der Fassung der Beschlüsse der Abgeordnetenkammer. Die nächste Sitzung sindet am Donnerstag statt. — Aintsinüdigkrit des Kvlvninldircttors. Wieder ein mal taucht das Gerücht ans, Dr. Stübel «volle im Herbst znrückkehren; «vir können hieran nicht sehr glauben. Ein mal würde es sich als eine Fahnenflucht vor der parlamen tarischen Verantwortnng ansnehmen, wenn der Kolonial- direktor abtreten wollte, ebe der Reichstag über Südwcst- asrika gesprochen hat; sodann liegt jetzt am wenigsten An laß zur Demission vor. Dr. Stübel bat nach jahrelange«« vergeblichen Bemühungen nur zwei Kolonialbahnen vom Reichstage genehmigt erhalten nnd das ist doch wahrlich kein Grund zur Demission. Aber eine gewisse Presse bat schon seinen 'Nachfolger auf Lager. Prinz Arenberg wird anfsallenderweise diesmal nicht genannt, während sonst sei» Name immer wiederkehrt, jedoch jedesmal falsch, denn der Zentrnmsabgeordnete Prinz Arenberg wünscht absolut nicht in ein Staatsamt zu trete». Nun wird der Name des natio nalliberalen Abgeordneten Dr. Paaschc genannt; er ist in Kolonialsachen nicht nnbewandert und seine Fraktion, in der er nicht allzusehr beliebt ist, hätte ihn los; ja sie würde noch stolz daraus sein, «nieder einen der ihrigen in die Höhe der Beamtcnhierarchie befördert zu sehen! Es dürfte nicht ansbleiben, daß im Reichstage ans Anlaß der Ver handlungen über Südwcstasrika auch die Frage berührt werden wird, ob nicht eine anderweitige Organisation zu schaffen sei. Jetzt haben bei einer Maßnahme für die.Ko lonie mitznsprcchcn: das Kolonialamt, das Neichsmarine- amt, das Kriegsniinisterium, die Neichspostvcrtvaltnng nnd über allen diesen der Reichskanzler, da gibt es unnötiges Hin und Her nnd der gesamten Kolonialpolitik fehlt die Einheitlichkeit. In anderen Ländern hat man ein Kolonial- ministerinm. Bei uns dürfte es sich auch um die Frage Han- dein, ob nicht eine neue selbständige Organisation zu er- richten sei, damit mehr Zug und Energie in die Kolonial- ^ilsZk ^mmt. Es «vird dabei mit den jetzigen Ansiedlern in Südwestafrika nicht viel zu machen sein; diese kündigen bereits in Briefen an, daß 90 Prozent aller Ansiedler ans der Kolonie fortziehen, wenn sie nicht volle Entschädigung erhalten. Ein solcher Schreckschuß kann keine Wirkung