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Nr. 35. Freitag, den 1L. Februar 1VV4. 3. Jahrgang. Erscheint tilglich nach«, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. UrtuaSpret», Vierleljährl. t Mk. SO Pf. lohne Bestellgeld). Bet «mdS»»eutschen Postanstalt. It. FeitungSpreiSl. Einzelnummer lll Ps. Redaktions-Sprechstunde: 11—1 Nhr. 1 otksMng ... . —. . . .. . Inserat« werden die 6gespaltene Pelitzetle oder deren Raum « Unabhängiges Tageblatt f«l Aabrbeit. ftecbt u. freibeit. " " I ! Ptllnitier Strafte 4 t — Fernsprecher: Amt l Nr. I»«. Inserat« werden die 6 gespaltene Pelitzeile oder deren Raum « 15 Ps. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Buchdruikeret, Redaktion und tSrschiift-stelle: DreSN»,. Ptllnitier Strafte 41 — Fernsprecher: Amt I Nr. I»«. Werden die Katholiken bevorzugt? Im Kap. 97 des Staatshaushaltsetats auf die Finanz periode 1904/05 „Kath. Kirchen und Wohltätigkeits-Anstalten" sind im Tit. 9 zur baulichen Unterhaltung der kath. Hofkirche zu Dresden und Hubertusburg, zur Instandhaltung der Wohn ungen der Geistlicheil rc. 48 000 Mk. pro Jahr, darunter 83000 Mk. transitorisch, eingestellt. Von diesem einge- stellten Transitorium sind auf Antrag der Finanzdeputation 15000 Mk. in Abstrich gebracht worden. Bei der Land- tagsverhandlung über obiges Kapitel in der 2. Kammer wurde seitens des Abg. Günther-Plauen die Verpflichtung des Staates zur baul. Unterhaltung der Hofkirche in Zweifel gezogen. Gewiß würde an sich die baul. Unterhaltung der kath. Hofkirche den Katholiken mit zur Last fallen, sie sind aber nicht Eigentümer, sondern nur Nutznießer derselben. Die Verpflichtung des Staates hierzu beruht aber darauf, daß der Staat bei Einführung der Verfassung und Tren nung des Krongutes vom Staatsgut das Eigentumsrecht in Anspruch nahm, weil — wie allgemein angenommen wird — die Hofkirche aus Staatsmitteln erbaut ist. Wir wollen dahingestellt sein lassen, wie weit letzteres der Fall ist. Wir wollen heute nur einmal untersuchen, ob trotz dieser Uebernahme der Baukosten auf die Staatskasse den Katholiken im Vergleich zu den Zuwendungen aus der Staatskasse für die evangelisch-lutherischen Kirchen ver hältnismäßig mehr zugewendet wird. Im Staatshaushalts etat für 1904/05 sind eingestellt: Kap. 97. Katholische Kirchen und wohltätige Anstalten. Ausgaben: 1. Vauschquantum zur Unterstützung katholischer Kirchen gemeinden in den Erdkunden, darunter 5,000 .15 transitorisch, 36 000 .15, 2. Beiträge zur Besoldung der katholischen Geistlichen zu Reuleutersdorf und Schirgiswalde 8t0 . V, 3. Entschädigung für Geistliche usw. für weggefallene Stolgedührcn (Gesetz vom 22. Mai 1876) 6 946 .15, 4. Beihilfe dem wendischen Seminare zu Prag 1 200 .-2, 5. Stipendien für Studierende der Theologie und bei der Vorbereitung auf dieses Studium 3 900 .15. 0. Slistnngsgemäszc Leistungen für das katholische Waisenhaus zu Dresden 3 000 .15, 7. Stiftungsgemäße Leistungen für das katholische Krankenhaus zu Dresden 3 640 .15, 8. Tagegelder und Reisekosten an katholische Geistliche bei Besuchen unvermögender Kranken und anderen amt lichen Reisen 1 650 .15, 9 Bauliche Unterhaltung der katholischen Hofkirche, der den Geistlichen und Kirchendienern in Dresden zu Wohnungen überlassenen Gebäude, der Wohnungen des Geistlichen und Lehrers zu HubertuSburg und der katholischen Kirche daselbst (nach Abstrich von 16 000 .15) 28000 Auf die nächste Finanz periode übertragbar: 10. Unterstützung für dienstunfähig gewordene katholische Geistliche in der Oberlausitz, Beiträge zu solchen und zur Pensionskasse für katholische Geistliche in der Obcrlausitz 3 000.15. Summe des Zuschusses bei Kap. 97 85 946 .15. Die Positionen 8, 0, 7 an zusammen 12 485 Mk. beruhen auf rechtlicher Verpflichtung des Staates, so daß der eigent liche Staatszuschuß nur 78 460 Mk. beträgt, wovon ans die Erblande 69 650 Mk., auf die Oberlansitz 8810 Mk. entfallen. In Kap. 98 sind eingestellt als Ansgaben für evangelische Kirchen: Inspektion der Kirchen. denzien (Gesetz vom 22. Mai 1876) 619 606.15, 11. Portoäquivalent dem Mission! vereine zu Dresden 160 .2, 12. Zuschuß zu den Ab- lvsungsrenten für geistliche Getreidezehnten 1 966 .15. 13. Entschädi gung an Geistliche, Lehrer und Kirchendiener für Verluste an Ab lösungsrenten durch Annahme von Landrentenbriefen, transitorisch, 15 600 .15, 14. Pensionen und Unterstützungen an Geistliche 720 000.15. 15. Pensionen und Unterstützungen an Hinterlassene von Geistlichen 626 000 .15, 16. Beihilfen an bedürftige Kirchengemcinden zur Ge währleistung des Etelleneinkommens der Geistlichen und Kirchen diener 10 000 ^5, Summe 2 657 367 .15. wovon an eigenen Ein nahmen abgehen 106 600 .15, sodatz verbleiben 2 460 85,7 .15. Rechnet man hiervon die Positionen 6, 10, 12, 18 mit einem Betrag von zusammen 662 882 Mk. ab, so ver- bleibt ein wirklicher Staatszufchuß von 1 787 975 Mk. Da nun nach der Volkszählung vom Jahre 1900 die Zahl der Protestanten 3 954 182, die der Katholiken 197 005 (hier von in den Erblanden 155 485, in der Oberlausitz 415,20) betrug, so ergibt sich, daß nach Verhältnis des Bevölkerungs anteils die Katholiken insgesamt einen Staatszuschuß von rund 88000 Mk., die der Erblande einen solchen von rund 69 000 Mk. zu erhalten haben würden. Hieraus folgt, daß die Katholiken insgesamt zirka 15 000 Mark zu wenig erhalten, während die der Erblande un gefähr den ihrem Bevölkerungsanteil entsprechenden Betrag bekommen. Dieses aber auch nur deshalb, weil diesmal eben ein bedeutender Betrag <18 000 Mk.) für Baulich keiten an der katholischen Hofkirche postuliert ist. Wäre letzteres nicht der Fall, so würden die crbländischen Kirchen allein 18 000 Mk. zu wenig erhalten. Es ist also kein Grund vorhanden, wegen Uebernahme der Unterhaltungs- kosten für die katholische Hofkirche auf die Staatskasse von Bevorzugung der Katholiken zu reden. Die letzteren tragen ebenfalls zu den Staatssteuern bei und haben daher einen billigen Anspruch auf gleiche Behandlung »nie die cv.-luth. Glaubensgenossen. Weit mehr haben die Katholiken Grund, sich beschwert zu fühlen. Noch jetzt müssen sie von ihrem Grundbesitz zu den ev.-luth. Kirchen- und Schnllasten bei tragen und die an Kirche und Schule auch von katholischen Erwerbern zu zahlenden Besitzverändernngsabgaben fließen ebenso wie die von den Aktiengesellschaften und sonstigen juristischen Personen zu entrichtenden Kirchen- und Schul- anlagen fast durchweg in die ev.-luth. Kirchen- und Schul kassen. Man hat aber noch nie gehört, daß von anderer Seite diese doch ganz ungerechtfertigte und aller wahren Gerechtigkeit widersprechende Bestimmung zu einem Anträge auf Abänderung der veralteten Gesetze geführt hätte. Im Gegenteil, man scheut sich auch heute noch nicht, das Geld der Katholiken für ev.-luth. Zwecke anzunehmen und hat sich sogar nicht gescheut, gegen eine Aeudernng hierin Widerspruch zu erheben! Wir hoffen aber zuversichtlich, daß die gegen wärtige Ständeversauuuluug die ihr vorliegende Petition auf Abänderung des ParochiallasteugesetzeS vom Jahre 1888 und der damit zusammenhängenden Bestimmungen nicht länger unberücksichtigt lassen wird. Der Präsident des Reichsgcsuiidhcilsamtes erklärt e^ für ungerecht, daß den Winzervercinen der Weinhandel untersag werden soll. Bärwinkcl (Natl.) forderte schärfere Maßnahmen gegen den Kunsthonig im Interesse der Bienenzüchter. Freiherr von PfeNeu (Zt.). Das Fleischbeschaugeseg hat nicht in erster Linie agrarische Interessen verfolgt: wenn es diesen nützt, so ist es nur berechtigt: die Förderung und Erhaltung unserer einheimischen Landwirtschaft ist von hervorragender Wirkung. (Sehr richtig.) Von dem agrarischen Erfolg kann man nicht reden: die süddeutsche Landwirtschaft hat mehr Scherereien erhalten. Das ausländische Fleisch war früher besser gestellt als das inländische; das ist nun anders. Die sanitären Gesichtspunkte sind beim Zentrum ausschlaggebend gewesen. Die Gebühren für die Beschau sind sehr hoch. Die Bestimmungen über die Ausbildung der Beschauer be lasten die Gemeinden ii, weitgehender Weise; für arme Gemeinden ist das doppelt drückend. Hier muß Wandel geschaffen werden. Von den Beteiligten sind keine Gebühren zu erheben, die Landes regierungen müsien diese übernehme». Der Tierarzt ist oft schwer zu erreichen: bei Notschlachtungen macht sich dies besonders hart fühlbar: bis der Tierarzt in die parzellierten Gegenden kommt, ist das Fleisch ungenießbar. Die Beschau bei Hausschlachtungen ist unnötig und unmöglich: die Dienstboten bilden die beste Kontrolle. Deutschland ist in der Lage, seinen Fleischbcdarf selbst zu erzeugen. Scheidemau» (Sd.) sucht sich gegen die verschiedenen An griffe zu wehren. Nach einer Bemerkung von Gothei» (fr. Der.) führt Hermes (Fr. Vpt.) die Malariabekämpfuug aus. II,-. Lcouhart (Vp.) wünscht Abänderung der Aerzteprüfungs- ordnuug für die Uebcrgangszeit durch Wegfall des praktischen Jahres. Tie Feuerbestattung soll allgemein gestattet werden. Der Reiche kann sich verbrennen lassen, der Unbemittelte kann sich nur begraben lassen. (Heiterkeit.) Nach einer Bemerkung des Abg. Horn-Sachsen über die Beschäftigung der Kinder in der Glasindustrie betont Staatssekretär Graf Pos adowski, daß die Maßnahmen der preußischen Regierung gegen die Maul und Klauenseuche sich gut bewährt haben? Man ist noch nicht weit genug, um heule schon eine Acnderung im Fleischbeschaugeseß eiiilreten lassen zu können. ES würde auf großen Widerstand stoßen, wenn man die Feuerbestattung allgemein zu lasse» wollte. Die Aufwendung für die Leichenöfen würde auch zu groß sein. !>>-. Lucas (Natl.) spricht sich gegen die Beschau bei Haus- schlachtuugen aus. Schweickhardt (Vpt.) bespricht den Handel mit Essigsäure, den er beschränkt wissen will. Or. Wolfs (W. Der.) sinder es aufsallcnd, daß der Vorredner vom Fleischbeschaugescl) nicht gesprochen hat, während sie bei den Wahlen dieses Gesetz stets gegen die Agrarier ausgenützt haben. Tie Gebühren der Fleischbeschau sind aus den Staat zu übernehme». Von einer Flcischnot kann man nicht sprechen: der Stuttgarter Stadtral sprach von einem Mangel an Schlachtvieh, während auf dem dortigen Schlachthanse unverkauftes Vieh stand. Daun pole misiert Redner gegen Scheidemann. Hue (Sd.) kritisiert die mangelhafte Bekämpfung dcS Typhus in Gelsenkirchcn. Nach kurzen Bemerkungen der Abg. Gamy, Singer, Wallan, Frhr. von Heyl und Golheiii wird das Kapitel ReichsgesundheilS- amt genehmigt. ES folgen eine Reihe persönlicher Bemerkungen. Nächste Sitzung morgen I Uhr: Fortsetzung. Politische Rundschau. Deutschland. 3. Superintendenten: 27 Stellen durchschnittlich 2000 .15 64 OVO .15, 4. Stellvertretung der Superintendenten, einschließlich sächlicher Ausgaben 3 000 .15, 6. Dienstanflvand der Superinten denten, darunter 2000 .15 transitorisch, 39 325, .15, 6. Entschädigung für Tranksteuerbefreiung der Geistlichen 25,920 .15. 7. Beihilfen zu Baulichkeiten an Kirchen- und Pfarrgcbäudeu 85,000 .15, 8. Ver schiedene kirchliche Zwecke, einschließlich Kandidateuvereiue und Unter stützungen zur Aufbringung des Aufwandes kür Hilfsgeistliche 33 000.15, 9. Zulagen an Geistliche und geistliche Stellen 426 000.15, 10. Ent schädigung an Geistliche und Kirchendiener für wcggefallene Akzi- R eichstag. o. Berlin. 29. Sitzung am 10. Februar 1904. Präsident Graf Ballestrem eröffnet die Sitzung > Uhr 20 Mim Die Etatsberatuug wird beim Kapitel Reichsgesuudhe ns- amt fortgesetzt. Sartorius (Natl.). Das Weingcsctz muß einheitlich in ganz Deutschland zur Ausführung kommen. Der Weinhandel der Winzerverciue sollte auSgcschältet werden. — In der katholischen Garnisonkirche zn Berlin fand am >0. d. M. die bischöfliche Konsekration des Feldpropst es der vrenßischen Armee, Vvllmar, statt. Die Konsekration vollzog Kardinal Kopp, assistiert von den Bischöfen von Paderborn und Enlin, 11,-. Schneider, Du. Rosentreter nnd der Militärgeistlichkeit. Nach der von Kopp und Vollmar gemeinsam zelebrierten Messe und Tedeum erteilte Vollmar zmn erstenmale den bischöflichen Segen. Die Feier schloß Zum 100. Todestage Immanuel Aauts. Immanuel Kant wurde am 22. April 1824 zn Königs- berg (Ostpreußen) geboren, lehrte nur dort, wie er über- Haupt nie ans seiner Provinz hinausgekommen ist. Er ist unverheiratet geblieben und starb in seiner Gebnrtsstadt am 12. Februar 1904. Von seinen Schriften, die in zwölf Bänden heransgekommen, sind besonders zn nennen: Kritik der reinen Vernunft, Kritik der praktischen Vernunft, Kritik der Urteilskraft. Kant war unstreitig einer der schärfsten Denker nnd der größte Philosoph seiner Zeit. Er ist der Schöpfer der kritischen Philosophie, welche dartnt, daß die Erfahrung von Verstandesbegriffen bedingt sei nnd untersucht, wie synthetische Urteile st priori (durch des Geistes alleinige Tätigkeit) möglich seien. Seine Philosophie ist jedoch keine christliche und nur zu sehr geeignet, dem Nationalismus den Weg zu ebnen. Die Voraussetzungslosigkeit aller Wissenschaft ist sein Ideal. Und doch ist diese „absolute Voraussetzungslosigkeit" aller Wissenschaft st In Kant nicht nur unvernünftig, sondern sic läßt auch naturgemäß zu keiner Wahrheit gelangen. Was der „modernen" Welt von Kant am meisten ge- fällt, ist seine autonome Moral. Obwobl dieselbe nichts als Phrase ist und nur die Jmmoralität verdecken soll, hat sie ungezählte Anhänger in den verschiedensten Richtungen. Der Protestantismus ehrt Kant als den Philosophen des Protestantismus (so nennt ihn Prof. Paulsen). Der Libe ralismus lobt ihn. denn Kant lehrt die freie Moral. Der Sozialismus bewundert ihn. denn Kant liefert ihm in seiner Autonomie der Vernunft eine ganz vorzügliche Waffe. Und selbst der Anarchismus braucht sich seiner nicht zu schämen, denn er war seinen Lehren nach nichts weniger als ein Revolutionär. Mit der französischen Revolution von 1789 sympatisterte er und tat die Aeußerung, daß alle Greuel, die jetzt in Frankreich geschähen, unbedeutend seien gegen das fortdauernde Uebel der Despotie, das vorher in Frankreich bestanden und daß höchst wahrscheinlich die Jakobiner in allem, was sie gegenwärtig täten. Recht Hütten. (Bei Hettncr, Geschichte der deutschen Lit. 2, Seite 41 >. Autonom heißt nämlich, sich selbst Gesetze geben. Nach Kant ist die menschliche Verminst nicht abhängig von Gott oder von einer anderen Autorität: sie gibt sich selbst ihr Sittengesetz — ein Gesetz, das Gott dem Menschen ans erlegt hätte, wäre des Menschen unwürdig. Ter Mensch kommt nicht mehr mit sich selbst in Widerspruch, er hat kein Sittengesetz und erkennt keinen Herrn lind Gott mehr über sich an. Der Mensch ist keine Sklavenseele, die ans Furcht vor einem Gott und seiner Hölle oder aus Hoff nung ans einen himmlischen Lohn tugendhaft ist. Eine schöne Moral, nach der sich leben läßt! — Diese Autonomie der Vernunft schmeichelt außerordentlich dem sinnlichen Menschen, daher die Zahl ihrer begeisterten Anhänger, von deren Ulim man jedoch behaupten kann, daß sic Kant weder gelesen, noch viel weniger, daß sie ihn seiner schwer verständlichen Sprache halber verstanden haben. Doch mit dieser Moral ohne Gott nnd Hölle läßt sich leben, das ist die Hauptsache, deshalb „Hoch Kant!" Von solcher Moral möchten wir unsere Katholiken bewahrt wissen. Wer uns deshalb als „Finsterlinge", als „Feinde der Wissenschaft" bezeichnet, kennzeichnet dadurch seine eigene niedrige Gesinnung. /X. V. Förderung der katholischen Presse bedeutet zugleich die Förderung deS christlichen Volkes in religiöser, sittlicher, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht. Den Beweis hierfür liefern die schlimmen Folgen d-r Lektüre der schlechten, katholikonfeindlichen Presse: Ans- beutnng, Betörung. Irreführung, Entchristlichnng nnd Ent- sittlichung sind in Gegenden, in welchen die schlechte Presse verschiedener Richtungen ausschließlich herrscht, geradezu handgreiflich. Darum hinaus mit kathosikenfeindsichen Zeitungen, hinein in jedes Haus mit christlichen, guten Blättern! Es ist gewiß auch Heuer wieder ein erfreulicher Fortschritt in der Verbreitung der katholischen Presse in vielen Orten z» verzeichnen. Doch wie viel können unsere Gesinnungsgenossen noch von unseren Gegnern hinsichtlich der Verbreitung der Presse lernen! Die kath. „Steyr. Ztg." schreibt unter dem Stichwort: „42 500 Exemplare": — „Der sozialdemokratische Genosse David erklärt ans dem 12. Landesparteitag z» Steyer, daß die Auflage der,Volks tribüne' von 26IOO im Jahre 1902 ans 42 500 im Jahre 1908 gestiegen sei." Wie müssen sich Katholiken beschämt fühlen, wenn sie diese Nachricht lesen! Um >6000 Exemplare stieg in einein Jahre die Auflage eines sozialdemokratischen Organes. So viele Opfer bringen arme sozialistische Arbeiter für ihre Presse, so viel Verständnis besitzen sie für die wachsende Verbreitung ihrer Zeitungen! Und die Katholiken? So lässig und so lau stehen sie häufig der ungeheuren geschlossenen Werbearbeit der roten Volks nnd Ordmmgsfeinde gegenüber. Wann werden die Katholiken endlich einsehen, daß man die katholischen Blätter im Interesse der Religion, des Vaterlandes und des Volkes noch gairz anders unter- stützen müsse als bisher? Wann werden sich Verständnis, Eifer nnd ähnliche Opfcrivilligkeil bei den Katholiken finden, wie wir sie rückhaltlos an unseren Gegnern bewundern?! Katholiken, ans für Eure Presse! Unterstützet, leset, verbreitet, empfehlet überall die „Sachs. Volksztg." Sie für Euch, Ihr für sie! Nene Besteller werben, Inserate einreihen, rasch, kurz, interessant und beständig, sei eö auch mir durch Postkarten, über lokale Begebnisse und Mitteilens wertes an unser Blatt freundlich berichten nnd dadurch das Interesse für dasselbe und damit die stetig wachsende Verbreitung fördern. Es ist dies eine Sache, die die Öffentlichkeit angeht und derselben in religiöser. Wirtschaft- sicher und nationalpolitischcr Hinsicht nützt. Man erwarte nicht erst ein neues Jahr, nicht einmal das nächste Quartal, sondern nütze eine passende Gelegenheit zur wirksamen Empfehlung ans, wo nnd wann sie sich findet.