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rung dieses Programms auf die Hilfe der liberalen Par teien rechnet. Dieser Passus au die Liberalen ist und kann nur sein ein schlechter — Faschingssclierzl Denn gerade die Liberalen sind es genasen, die non 1877 bis 1801 jede So- zialresorm verhindert haben, die nach dein Arbeiterschutz gesetz von 1891 sofort wieder die Ruhepause forderten und sich seither der ersten Forderung einer erfolgreichen Sozial- reforin: Marinialarbeitstag! 'auf das scl-ärfste nndersetzr haben. Tie Liberalen iitiißten bisher iininer auf diesem (Ge biete mit Peitschenhieben vorn>ärts getrieben werden. Jetzr sollen sie Führer sein? Ein Fastnachtsscherz! Aber die Liberalen können gerade hier leine Mehrheit stellen, zumal die Konservativen sich sehr znrnclhalten. Gerade ohne das Zentrum kommt man auf diesem Gebiete nicht vorwärts. Das Entrinn hat seit 1877 die Führung ans sozialpoliti- üi>em Gebiete und es wird sie von jetzt an nur noch mehr haben. Wie aber z. B. ein brauchbares Gesetz über die Rechtsfähigkeit der Berufsvereine gegen das Zentrum ge macht werden kann, ist uns ein Rätsel und so bei allen an deren Fragen. Wenn Fürst Bülow wirklich seine den Ver tretern der christlichen Arbeiterscl-ast vor mehr als drei Jah ren gegebene Zusage einlösen will, so muß er freilich ener gische Sozialpolitik treiben: aber ohne das Zentrum bringt er dies nicht fertig. Gr rechnet wohl damit, das; Graf Posa- dowst'y ähm das Zentrum einholt. Das Zentrum wird sich freilich in der Arbeit für das Vollswobl nicht in die Ecke stellen, aber es wird eine Arbeit tun, die ihm gefällt, und die cs vera»tworten kann, nicht eine Regiernngsarbeit. TaS Programm des Fürsten Bülow heisch somit: „Anssckxiltnng des Zentrums unter gleichzeitiger Heranziehung desselben." Priltttzche Nriridlchltt'. Dresden den 12 Fcbr.iar 1007. — Eine Parlamentarische Korrespondenz will von maßgebender Zeutrumsseite erfahren haben, das; das Zentrum im neuen Reichstage ans die Besetzung der eisten Präsi- dentenstcllc verzichtet. Es werde den ersten Vizepi äsidenten stellen und die Besctzn >g der ersten Präüdenlei.stelle der Rechten überlassen. Der bürgerlich m L uken bleibt die Präsentation des zweiten Vizepräsidenten Vorbehalten. — Das preußische Abgeordnetenhaus beriet am Montag zunächst den Ges>tzentivnrs über d:e Wanderfiätten, der einem alten Wunsche des Hauses entspricht. Der Entwurf bezweckt die Errichtung von Wanderarbeitsstächen, die die Ausgabe babeu sollen, mittellosen, arbeitsfähigen Männern, die außerhalb ihres Wohnortes Arbeit suchen, Arbeit zu vermitteln und vorübergehend gegen Arbeitsleistung Be köstigung und Obdach zu gewähren. Die Aufnahme iin Hause war eine gute, im Prinzip erklärten sich alle Redner hiermit einverstanden, wenn sie auch in den Einzelheiten noch Abweichungen verschlugen. Schmed ding lZentr.) konnte besonders ans die günstigen Erfahrungen in Westfalen Hinweisen. Der greise Pastor v. Bodet schwingh, der sich seit Jahren der Wanderer aiinimntt, war sehr erfreut über das Gesetz, aber er ließ in seiner urwüchsigen, humor vollen Weise doch auch den Schalk recht stark dnrchblicken. Eine Kommission beratet nun weiter über das Gesetz. Das Hans erledigte dann noch den Rest des landwirtschaftlichen Etats, bei welchem die Zentrnmsabgeordneten v. Hagen, Touriiean und Dr. Heislg eine Reihe von Lokalwünschen vorbrachten. Tourneau trat besonders für eine Unterstützung der Eichsfeldgemeinden ein, die durch Unwetter so stark beschädigt wurden. — Keine neue Flottcuvorlage? Ans den Mitteilungen des „Bayer. Kurier" geht hervor, daß der Flottenvcrein auf eine ueue große Flotteuvorlage rechnet. Jetzt hat Staatsuiiuister von Tirpitz gegenüber einem englischen Journalisten erklärt: „In der ganzen Welt gibt es doch keine einzige Frage, die den Grund zu einer Angriffs aktion speziell gegen England für uns abgebe» könnte. Andernfalls hätten wir uns bewogen gesehen. 1000 eine Flotteuvorlage von ganz anderem Umfange einzubringcn." Wenn also jetzt eine neue Flottenvorlage erscheinen würde, müßte England diese als gegen sich gerichtet ansehen; soviel geht aus der Auslassung von Tirpitz hervor. — Professor Harnack muß sich ob seiner verschworenen Konfessionsrede gegen den „Neichsboteu" wehren und er wirft demselben vor. daß er „kein aufrichtiger Freund des konfessionellen Friedens in unserem Vaterlaude" sei! Stimmt! — Die Schwächung der Linken gibt nun ganz unum wunden der „Vorwärts" zu. während freisinnige Blätter sich immer noch selbst in die Irre leiten und gar von einem Siege des Liberalismus reden. Das sozialdemo- kralische Blatt meint dagegen mit Recht: „Rechte und Zentrum besitzen von den 007 Reichstagssitzen allein 2:14, und außerdem wird sich ihnen meistens ein Teil der Polen, die im Wahlkampf 20 Sitze erobert haben, zugesellen. Die agrarische Mehrheit zur Fortsetzung der bisherigen „Heimatspolitik" ist also unter allen Umständen vorhanden. — Dagegen erfährt die Linke eine beträchtliche Schwächung. Die Sozialdemokratie hatte im letzten Reichstage 70 Sitze, in den neuen Reichstag zieh! sie nur mit 42 Mandaten ein. Dafür haben zwar die beiden freisinnigen Parteien, die früher nur 20 Mandate im Besitz hatten, 42 erlangt, so daß sich mit Hinzurechnung der 0 Sitze der deutschen Volkspartet die Gesamtmandatszisser deS sogenannten ent schiedenen Liberalismus auf 40 stellt; aber insgesamt er reicht doch die Zahl der Gegner der reaktionären Agrar politik nur 02, während die antiagrarische Linke im letzten Reichstage über 117 Sitze verfügte. Selbst wenn sich — ein Fall, der nicht eintreten wird — bei einzelnen reak tionären Vorlagen alle Nationalliberale auf die Seite der Linken schlagen, vermag diese insgesamt nur 148 Stimmen tn die Wagschalc zu werfen. Ein in Betracht kommendes Gegengewicht gegen die agrarische Strömung gibt eS dem nach im neuen Reichstage nicht." — Mit diesen Worten ist die Situation sehr zutreffend gezeichnet ; der Ausfall der Wahl gestattet es. daß man in der ganzen Wirtschafts- Politik auf den Liberalismus überhaupt keine Rücksicht nehmen muß! — Zweierlei Maß. lieber die Mitteilungen des „Bahr. CourierS" aus dem Flottcnverein ist man in offiziösen Krei- sen sein erbittert und noch mehr in liberalen. Man liest hier die Behauptung von einem schweren Diebstahl, durch den die Briese bekannt geworden seien, ja der Flottenverein , will sogar entdeckt haben, daß seit Mitte Januar wiederholt bei ihm eingebrocheil worden sei. Aber bis heute haben wir die Mitteilung vermißt, daß ihm Briefe fehlen und muh, welche ihm fehlen. Wie aus den Mitteilungen des „Vahr. Eouriers" und der „Germania" lx'rvorgeht, hat der Flotten- verein in der Wahlzeit eine Unmenge von fremden Leuten beschiftigt, auch Marinesoldaten und Kanzleianfwärter aus Reichsäintern; da sind also gar mannigfache Kanäle denk- har, durch welche die Sache in die Oeffentlichl'eit kam. Die momentane Entrüstung nimmt sich um so schlechter ans, als dieselbe Presse vor der Hanptwahl nach den Mitteilungen der „Hamb. Nachr." einen Brief deS Abgeordneten Nören an den vielgenannten Wistnlw publizieren konnten, von dem heute noch nicht seststeht, wie er diesem Blatte bekannt geworden ist; wir haben schon früher gesagt, daß nur drei Möglichkeiten vorliegen: 1) entweder Diebstahl oder 2) Ver letzung des Postgeheimnisses oder 2) Abschrift des Brieses in einem unbewachten Augenblick! Aber da fanden Offiziöse und Liberale kein Wort des Tadels, als wir ans die Her kunft des Briefes hinwiesen: wenn eS gegen das Zentrum geht, scheint alles erlaubt zu sein, wenn aber Zentrnmsgeg- iwr unter die Näder kommen, spricht man sofort von „Diebstahl" und „Unredlichkeit", obwohl der „Bahr. Eonr." erklärt, daß ihm die Dinge ans ganz loyale Weise zngegan- gen sind. — Eine zweite freisinnige Drohung. Vor den Wahlen bat am 4. Dezember 1000 der freisinnige Abgeordnete Dr. Müller Meiningen mit der Enthüllung weiterer Kolonial- ständale gedroht, die noch schlimmer sein solle», als alles bisherige. Seither blieb es stumm! Nach den Wahlen for derte die „Freis. Zeitg." die Bürger ans, sich nicht an den kolonialen Gründungen zu beteiligen; ein höchst rollenwidri ger Seitensprinig. Jetzt macht sie schon den zweiten. Pntt- lanK'r soll im Monat Februar sich über sein Treiben vor dem Oiericht verantworten und man sucht die Oeffentlichkeit bereits mit einer Freisprechung betraut zu machen. Dazu bemerkt die „Freis. Zeitg.": „Wir können jedoch nnniöglich annehnien, daß Herr von Pnttkamer bei der Tisziplinarver- Handlung freigesprochen oder mich mir mit einer ganz ge ringen Strafe belegt wird. Ans dem Ganize der Vorver- Handlung wissen wir allerdings, daß der Strafantrag des Reichskanzlers vorsichtig nur ans einen ganz geringen Teil der Herrn von Pnttkamer überhaupt zur Last gelegten Ver fehlungen beschränkt uxrr, und daß der Untersuchungsrichter ernstlich bemüht gewesen ist, jede Ausdehnung des Verfah rens ans andere gravierende Punkte zu vermeiden. Aber selbst bei dem besckx'idenen Umfange, in dem die Anklage anstritt, erscheint Herr von Pnttkamer derartig belastet, daß eine Freisprechung undenkbar ist. Scho» seit Jahr und Tag weiß die Kolonialverwaltiing über seine Persönlichkeit und seine Aintsfübrnng so viel, daß sie ihn jetzt, nachdem es ein mal zur gerichtlichen Untersuchung gekommen ist, unmöglich halten kann, will sie nicht ihren: eigenen Ansehen den schwer sten Stoß versetzen. Wir würden znm Beweise dessen bereits jetzt den Wortlaut des Berichts des Geheiinrnts Rose an den Reichskanzler vom Sommer vorigen Jahres, den wir seiner zeit in kurzem Auszüge veröffentlicht haben, abdrncken. »nenn wir nickt zu der jetzigen Leitung der Kolonialabteilnng das Vertrauen hätten, daß sie die Affäre zu einem für das össentticke Recktsbewnßtsein gedeihlichen Ende führen wird." Eine böckst eigenartige Drohung! Wenn ein Zcntriinis- blatt so etwas schreiben würde, würde alles rufen: Heraus damit! Gut. so sagen nur setzt auch. Im übrigen freut es uns. daß die „Freis. Zeitg." ihre Haltung vom letzten Som mer nickt ganz vergessen bat, über die Wahlen schien es so. Nnm»ebr hielt sie es für geboten, sich daran zu erinnern, daß im Kolonialamt noch manches zu bessern ist. Sehr richtig! — Zwei Frauen, Namens Terentieff und Klimoff, die der Teilnahme an dein Mordanschlag gegen den Ministerpräsidenten Stolypin in dessen Villa am 25. Nug. v. I angeklagt nud zum Tode verurteilt worden waren, find zu lebenslänglicher Zwangsarbeit begnadigt worden. — In Moskau überfielen am 11. d. M. 10 bewaffnete Personen einen nach der Reichsbank fahrenden Kassenbotcn der Kornbranntwein-Niedcrlage und entrissen ihm 51 000 Rubel. A!S sie verfolgt wurden, ließen sie einen Sack mit 7000 Rubel fallen. — Die Wahlen in der Stadt Moskau für die Wahlmänner 2. Grades ergaben einen Sieg für die Kadetten. Sämtliche 100 gewählte Wahlmänner ge- hören der Kadettenpartei an. Türkei. — Die Untersuchung in Angelegenheit Fehim Paschas ist beendet. Der Sultan, der bei den letzten Verhören selber zugegen war, schickte Selini Pascha Melhame zu dem deutschen Botschafter, um ihn zu fragen, ob er in eine mildere Bestrafung willigen würde. Freiherr Marschall v. Biberstein antwortete, er würde nicht auf öffentlichen Prozeß bestehen, Konstantinope! müsse aber von der Anwesenheit FehimS befreit werden. Der allgemeine Eindruck ist, daß Fehim nach Brnssa gesandt wird, doch ist bis jetzt nichts offiziell bekannt gegeben worden. Obgleich sich jedermann über FehimS Fall freut, bedauern die Türken doch tief, daß es eine fremde Nation war, die erst die Untersuchung herbeiführcn mußte. (Wettere Rundschau in der Beilagr.1 Eine Verwahrung des Nationalliberalen deutschen Reichsvereins zu Dresden. Die Stichwahlparole für die Zentrumswähler lautete in einzelnen Wahlkreisen, wo eine Organisation der Katholiken besteht: „Einhelliges Eintreten für die bürgerlichen Kandidaten!" Gemäß dieser stimmten sie im 1. Wahlkreise Zittau für den freisinnigen Bndveberg. im 7. Wahlkreise Meißen-Großenhain für den Reformer Gäbel, im N. Wahlkreise Oschatz-Grimma-Wurzen für den konser vativen Giese-Oschatz und im 23. Wahlkreise Plauen für den freisinnigen Günther. Nur in DreSden-Altstadt mußte in letzter Stunde eine Gegenparole auSgegeben und dem Zentrumswählern empfohlen werden, die Taktik der Wahl enthaltung zu üben. Hierzu sah sich der ZentrumSwahl- verein, wenn auch schweren Herzens, unter anderem durch zwei am 4. Februar, also am Tage vor der Wahl, ver öffentlichten Plakate veranlaßt, durch'welche die konfessionellen Instinkte der Wählerschaft zu fanatisteren und damit Wahl- geschäste zu machen versucht wurde. Ans einein dieser Plakate sah inan im Bilde, wie ein Jesuit und ein Sozialdemokrat den deutschen Michel zu Boden drücken, der Kommentar war in saftigen Knüttelversen dazu gegeben. Auf einem zweiten Plakat stand zu lesen: Prote st antische Arbeiter! Jede Wahl eines Sozial demokraten stärkt die Stellung des Zentrums. Man mutet euch zu, bei der Stichwahl am 5. Fewuar durch euere Stimmen die Zeo- trumsmacht verdrill-,ern zu Helsen. Es ist unmöglich, daß Männer der Freiheit sich mii den Dunkelmännern verbinden. ES gehr gegen euer prote st antisches Bewußtsein, der machthungrigen Prie st erschuft Svldnerdienfte zu tun. Ihr seid doch protestantische Männer! Die Parteip >role hört da auf, wo die bessere Einsicht anfängt. Und eure bessere Einsicht sagt euch mit überzeugender Keaft: Ich stärke durch die rote Stimme nur die Macht der Schwarzen. Darum protestantische Arbeiter, laßt euch nicht vor den Triumph wagen der Römlinge spannen. Darum Mann für Mann gegen die Sozialdemokratie und Äeistesknechrung." lieber diese die Katholiken als solche beleidigenden Wahlmittel schrieben wir am' Stichwahltage: „Uns Katholiken wird es einfach nnniöglich gemacht, gegen die Sozialdemokratie durch Unterstützung des nationalen Kandidaten helfend einzngreisen. Man stößt uns mit Gewalt zurück!" Nunmehr geht uns ein Schrecken des 1. Vorsitzenden des Nationalliberalen deutschen Reichsvereink, Tr. Le Mang, zu, in welchem wir uni Veröffentlichung folgender Zeilen ersticht werden: „In dem Aufruf: Katholische Wähler in DreSden- Altstadt! (in Nr. 20 des 6. Jahrganges der Sächsischen Volkszeitung, Dienstag den 5. Februar 1007» find einige tatsächliche Jrrtiimer nntergelanfen: 1. Das Plakat: Jesuit und Sozialdemokrat mit den zitierten Versen, und ebenso 2. Das Plakat: Protestantische Arbeiter stammt nicht von dem Ausschüsse für die Kandidatur Dr. Heinzes. Der Ausschuß und Dr. Heinze können nur für die Flugblätter eintreten, die vor dem 25. Januar gezeichnet wurden: Wahlausschuß der Nationalliberalen Partei, nach dem 25. Januar: Ausschuß für die Wahl Dr. Heinzes. Der Nalionalliberale deutsche Reichsverein. Dr. Le Mang." Die Beweggründe, welche dieses Schreiben veranlaßt haben, wollen wir nicht zu erforschen suchen. Einer ist jedenfalls, daß die Kampfesweise, wie sie Lurch die beiden Plakate geübt wurde, die nachträgliche Mißbilligung nicht nur des Nationalliberalen Vereins, sondern des Herrn NeichstagS- abg. Dr. Heinze selbst gefunden haben. Sie anerkennen damit das Ungehörige und Beleidigende für die Katholiken und würdigen damit indirekt die Schwere der Gründe, die zur Wahlenthaltung geführt haben. Es liegt außerdem in den hier veröffentlichten Zeilen und noch mehr in dem bei gefügten Begleitschreiben ein Beweis toleranter Gesinnung. Denr Nationalliberalen deutschen Reichsverein ist viel daran gelegen, daß die Zentrumswähler in Dresden-Altstadt rhu nicht mit dem Kulturkämpfertmn in einen Topf Wersen, wie es von Berlin ans beliebt wurde; Herr Dr. Heinze lehnt die Verantwortung für dessen Kundgebungen ab. Die Katholiken werden Genugtuung darüber empfinden, daß der Herr Reichstagsabgeordnete offenbar wegen des Prinzips trotz ihrer unansehnlichen Zahl erklärt, er habe keinen Teil an dem, was sie in der Oeffentlichkeit schwer beleidigt hat. In dem Begleitschreiben wird es sehr bedauert, daß der Ausschuß der hiesigen ZentrnmSpartei weder bei Herrn Dr. Heinze noch bei Herrn Dr. Le Mang als Vorsitzenden des Nationalliberalen Vereins wegen der Provenienz der Plakate angefragt habe. Darauf ist zn erwidern: Das Einverständnis des nationalliberalen Wahlkomitees mußte vorausgesetzt werden, nachdem die Plakate derselben Berliner Quelle entsprungen sind, wie die bunten Bilderbogen und die übrigen vom Flottenverein in Dresden offiziell zur Austeilung gebrachten Agitationsschriften. Außerdem machte die in letzter Stunde erfolgte Veröffentlichung ein eingehendes Nachforschen unmöglich — erschien auch unnötig, da als bestimmt angenommen werden mußte, es geschähe mit Gut- heißung wenn nicht auf eigenen Auftrag des national- liberalen Wahlausschüsse, waren ja auch andere nicht minder beleidigende Flugschriften massenhaft verteilt worden, ohne daß eine Verwahrung von dieser Seite erfolgt wäre. Wir haben im Jahre 1002 darauf hingewiesen, daß es sich empfehlen würde, wenn der Kandidat der bürger- lichen Parteien, falls er nicht ein offener Gegner der kath. Konfession sein, sondern ein Programm der Toleranz der- folgen will, auch mit dem Zentrnmswahlkomitee in Füh lung treten möchte. Es würden dadurch Mißverständnisse beseitigt und vielleicht eine gesonderte Wahltaktik dsrKatholiken unnötig gemacht werden. Ans dem Berichtigungsschreiben deS Nationalliberalen deutschen Reichsvereins glauben wir die zuversichtliche Hoffnung schöpfen zu können, die wir nach der Wahl des Herrn Dr. Heinze in Nr. 22 unseres Blattes auSsvrachen: Der Wahlsprnch des vom Vertrauen des Volkes Gewählten werde sein: „Mein Leitstern ist die Gerechtigkeit gegen alle Stände und Konfessionen, die Richtschnur meines Handelns die Förderung des all- gemeinen Volkswohles! Denn die Wähler haben ein Verantwortlichkeitsgesetz!" Aus Stadt und Land. Dresden, den 13 Februar 1907. Tageskalender für den 13. Februar. 1397. ß Friedrich Mitterlvurzer zu Wien, berühmter Schauspieler. — 1889. -j- Richard Wagner zu Bened'g. berühmter Opernkomponist. —* Se. Majestät der König besuchte gestern abend den BataillonSabend des Offizierskorps des 2. JSger- BataillonS Nr. 13. Heute jagte Se. Majestät in Be gleitung einiger Herren auf Langebrücker Revier. Heute abend findet der letzte diesjährige große Hofball statt. Die Einladungen hierzu lauten auf 8 Uhr. —* Der katholische Schulvorstand zu Grimma ersucht uns, den veröffentlichten ConcnrS be treffs Ausschreibung und Besetzung der ständigen Lehrer, stelle daselbst dahin -u berichtigen, daß die Bewerbung»-