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Erledigung überwiesen. Die sich anschließenden Ergän- zungslvahlen für den Vorstand und die Ausschüsse ergab fol- gendes Resultat: erster Vorsitzender Maler Walther Wil ling. zweiter Vorsitzender Architekt von Mayenburg, Schrift führer Bildhauer Oslar Nassau, stellvertretender Schrift führer Maler Heino Otto, Schatzmeister Architekt Watzla- wirk. Zu Obmännern der Maler, Bildhauer und Architek ten wählte die Ver>animlung die Herren A. Thamm, Mogk, tZachke, Lange, Pietzsch und Heino Otto. Die Mitglieder des Rechnungsprüfungsausschusses, sowie diejenigen der Aufriahme- und der Hausbaukommission wurden einstimmig wiedergewählt. —* Das Honorar für den Dresdner Rathaus bau beträgt nach einem Beschlüsse des Stadtverordnelen kollegiums in der Donnerstagssitzung für beide Rathaus baumeister Stadtbaurat a. D. Bräter und Architekt Roth 273 524 Mark 33 Pfennig. Seitens der vereinigten Fi nanz und Rechtsaussctlisse rvar beantragt worden, das Honorar der Rathausbaumeister Bräter und Roth der Ratsvorlage gemäs; endgiltig aus 288 01h Mark 66 Pfennig festzusetzen und zu den vertragsmäßig bestimmten Terminen unter Nachzahlung von 8lX)0 Mark auf die erste, gemäß der Bewilligung vom 30. August 1904 und 27. Oktober 1904 bereits im Dezember geleisteten Teilzahlung von 60 0l)0 Mark — mit >e 34 000 Mark an Stelle der bisher vorgesehenen fünf Ter Zahlungen von 30 000 Mark und mit dem Reste von 5,0 91h Mark 66 Pfennig nach vollendeter Abrechnung des Baues zu Lasten des Rathausbaukontos zur Auszahlung zu bringen. Das Kollegium nahm jedoch einen Antrag des Stadtverordneten Architekten Thierfelder an, der das Honorar vermittelst einer anderen Berechnung aus 273 5,24 Mark 33 Pfennig festsetzt. Ci» K i ii d e s in o r d und Selbstmord ereignete sich» am Ofiermontag abend aus der hiesigen Marienbrüche. Als der Schlossergehilse Schröder mit seiner Ehefrau und seinen beiden Kindern vom Tanzsaale l-eim- kehrte und über die Brüche ging, warf er plötzlich sein drei- jähriges Mädchen nlx'r das s^'länder in die Elbe, ohne daß es jemand hindern tonnte und sprang dann selbst dem Kinde nach). Beide verschtoanden sofort in den Wellen der immer noch) sehr angc'ch'wollenen Elbe. Tie Frau wollte mit dem anderen Kinde dem Manne nachspringen, wurde aber mit Mül>e daran gehindert. D-er Grund zu der Tat cheint Eifersucht zu nun. Vereiitsirachrichteir. H 5i42 139 Mitglieder zählte, wie das eben verbreitete zweite Vereinsheft mitteilt, am 1. Januar 1907 der Volks verein für das katholnclx' Deutschland. Diese Zahl bedeutet gegen denselben Termin des Vorjahres einen Zuwachs von annähernd 5-0 000. Mit dem Wachstum der Mit- ßliederzahl hat in erüenlicher Weise auch das innere Ver einsleben eine steigende Ausgestaltung erfahren. Die 'Serie der gemeinnützigen Flugblätter wurde um zwei loeitere Nummern: „D ie Kunst alt zu werden und jung zu bleiben", und „Wo sollen unsere Töchter Haushalten lernen", vermehrt. Neben der bereits zehn Nummern zählenden billigen Apologetischen Voltsbibliothek nnirde ! eine Loziale Volt'sbibliothek neu eingesührt, die schon acht I Nummern aufweist. Sin« gleich billige Gemeinnützig« Volksbibliothek soll folgen. Die Flugblattverkeilung er reichte im Januar einen Höhestand wie nie zuvor und stieg binnen drei Wochen auf rund sieben Millionen sozial politischer und apologetischer Flugblätter, die fast aus schließlich neu verfaßt und hergestellt werden mußten. Den sozialen Schulungs- und Bildungsbedürfnissen des Hand werkerstandes wurde durch die Abhaltung des ersten So zialen Handwerkerkursus im Februar Rechnung getragen, der über Erwarten gut besucht war und dankbare Aufnahme fand. Alles in Allem: ein lebhaftes Bild regster Vereins arbeit! Angesichts dessen lenkt der Dolksverein immer mehr die Aufmerksamkeit weitester Kreise auf sich. Zu den vielfach anerkennenden Zeugnissen über den Volksverein aus Gegners Mund fügen eben die „Jungliberalen Blätter" (Nr. 3) des Reichsverbandes der Vereine der nationallibe- ralen Jugend über die „bewundernswerte soziale Organi sation" der deutschen Katholiken das folgende hinzu: „Vom Volksverein für das katholische Deutschland geschaffen und getragen", so heißt es hier, „hat diese soziale Organisation die Massen in Stadt und Land durch ihre ausgezeichnete, unermüdliche Bildungs- und Werbearbeit, bei der Geld opfer gar keine Rolle spielen, mit ungeahnter Kraft gepackt und zu einem schlagfertigen Heere erzogen. Die jährlichen Tätigkeitsberichte des „Volksvereins" müssen bei jedem Aentrumsgegner geradezu Neid und Befchärnung erwecken." FürN'ahr Grund genug, den Wunsch des Vereinsheftes zu erfüllen: „Im Laufe dieses Jahres kann und muß die Zahl 600 <A)0 überschritten werden!" Aus der christlichen Kirche. Ic Rom. ^Bevorstehende Seligsprechungen anläßlich des Papftjubiläiims.) Am 12. November d. I. sollen di« letzten Dekrete verlesen werden betreffend die verehrnngs- würdigen Jean Ende«, Stifter der „Eudisten", Maria Magdalena Postel, Magdalena Barat, Margareth Bour- gois, sowie endlich die Jungfrau von Orleans. Die be treffenden Seligsprechungen sollen mit großer Pracht entsaltung und ini Beisein vieler Franzosen vor sich gehen. I< Österreichische Rompilgerfahrt. Für den am 18. April d. I. von Wien abgehenden Nompilgerzug ist die Fahrt mittels Sonderzuges gesichert. Um auch solchen, welche bisher verhindert tvaren, sich für den Pilgerzug an- ziimelden, die Teilnahme - noch zu ermöglichen, hat das Komitee einige Könige Plätze reserviert, ersucht jedoch dringendst, etivaige Anmeldungen alsbald zu bewerk stelligen, da die reservierten Plätze baldigst besetzt sein werden. Anmeldungen sind zu richten an das Nompilger- Komitee, Wien l, Singerstraße 18. woselbst Prospekte und alle gewünschten Auskünfte frei erhältlich sind. Volkswirtschaft und Handel. k Der neue Zolltarif muß doch an allem schuld sein. Als die Fleichpreise sehr hoch waren, da hat man in der liberalen Presse dem neuen Zolltarif die Schuld zugeichobeu. Jetzt ober liest man in Hunderten von liberalen Zeitungen: „Der Klembauer, der 75 Prozent der den Märkten zage- führten Schweine produziert, ist durch den neuen Zolltarif nicht allein dem Großgrundbesitzer tributpflichtig geworden I und muß alles in seiner Wirtschaft Gebrauchte teuer be- I zahlen, sondern der neue Zolltarif, der seine Rettung von eingebildeter Not sein sollte ist schuld daran, daß die Schweine- pretse von 60 Mark auf 42 Mark pro 50 tr^ Lebendgewicht heruntergegangen sind und voraussichtlich noch weiter fallen werden, weil Deutschland durch seine Absperrungspolttik alle fremden Märkte verloren hat für die Fabrikate aus deutschem Schwetnefleich. In Frankreich und Italien sind die Schwetnepreise seit einem halben Jahre um 30 Prozent gestiegen, in Nordamerika noch mehr seit 1'/, Jahren, während der deutsche Schwelnemäster durch eine engherzige, kurzsichtige Zollpolitik auf diesem Gebiete zum Vorteile einiger weniger so wie so schon mit Standesvorrechten und Glücksgütern gesegneter Großgrundbesitzer um die Früchte seines Fleißes und seiner Arbeit gebracht wird, denn er kann ja nicht teilnehmen an den höheren Preisen für Schwetnevrodukte auf dem Weltmärkte, von dem er wie auf einer Insel abgeschlossen zu leben verpflichtet ist. Diese Ausführungen im liberalen und freisinnigen Blättern sind schon der Höhepunkt der Heuchelerl Roch vor Jahresfrist hat man die Bauern des Wuchers beschuldigt, den Zolltarif einen Wuchertartf genannt usf. Und jetzt, wo die Preise niedrig sind, redet dieselbe Presse den Kleinbauern vor, daß der neue Zolltarif schuld sei an den niedrigen Schweinepreisen I A«S der Frauenwelt. k Vom Dienstmädchen zur Doktorin. Pauline Vaier. die Tochter des Steiuhauers Johann Maier in Möckmühl (Württemberg), hat von der englischen Universität Ldtn- bürg den Doktortitel erhalten. Pauline Maier hat, wie der „Neckar-Zeitung" geschrieben wird, nur die Volksschule in Möckmühl besucht, sie war dann noch eingige Zeit zu Hause und verdingte sich später als Dienstmädchen. Die Bücher waren ihr aber immer das liebste, und so wurde sie befähigt, bald eine Gouvernantenstelle zu bekleiden, zuerst in der Heimat, später in England. Sie gab im Jahre 1897 ihren Beruf auf und lebte ausschließlich der Wissenschaft. Nach manchen Mühsalen gelang es ihr zur Universität Ediuburg zugelassen zu werden, und dort hat sich der große Wunsch ihres Lebens erfüllt. Für unser Vaterland aber geht Dr. Pauline Maier verloren, denn ihren Wirkungskreis hat sie sich in China gesucht, als Missionsärzlin einer englischen Miston; sie ist aus dem Weg dorthin. Ihre Vaterstadt kann stolz auf eine solche Tochter sein. Vermischtes. vDerAlkoholismusalsFeindderFrei- h e i t. Bei der Immatrikulation in Bonn führte der Rek tor, Professor Grafe, in seiner Ansprache aus, daß einer der gefährlichsten Feinde der akademischen Freiheit der Alkoho- lisnius sei. Der Schaden, den dieser im deutschen Volke an- richte, sei unermeßlich, sowohl in wirtschaftlicher wie in ge sundheitlicher Beziehung. Mehr als 3000 Millionen Mark würden für alkoholische Getränke alljährlich vergeudet, und erschreckend groß sei auch die Zahl der Opfer des Alkohols in den Kranken- und Irrenhäusern. lieber den einzelnen wie über ganze Familien bringe er unsägliches Elend. In - 178 - Henriette von Möinpelgard, die unversöhnliche Feindin des Oettingers, spürte diesen wieder auf und hetzte von neuem das edle Wild. Die Sage meldet über diese Begebenheit: Friedrich sei im Jahre 1427 nach SckXvabei: -ilrückgekehrt und habe einen Anteil von der Burg Lichtensels lim heutigen Oberamt Sulz) gelaust: doch auch auf diesen: kleineren Schauplätze habe er sein altes Treiben fortgesetzt, so daß die Gräfin Henriette in eigener Person mit Mannschaft zu Roß und zu Fuß vor seine Burg gezogen sei. Wiederum sei er ins Elsas; entkommen und habe not etlichen fehdelnstigcn Adeligen in die Grassclxist Möinpelgard einzilsailei: gedacht. Doch die Gräfin habe ihn durch ihre Diener ergeisen und ein lange Xieil)« von Jahren in Möinpelgard -inkerkern lgssen. * » * Gräfin Henriette führte noch etliche Jahre die Zügel der Negierung; dann zog sie sich ans ihre» Witwensitz »gch Nürtingen zurück. Später geriet sie sogar mit ihren Söhnen in Streit, die sie in Nürtingen im April 1442 ein- iperren ließen. Ihre Herrschsucht lrachie sie in beständiges Zerwürfnis mit allen, die ihr imhe standen: sie lebte in strenger Haft bis zum August des selben Jahres. War das vielleicht ''ine Strafe des Himmels für den Haß, mit dem sie den Grafen Friedrich von Zoll, rn verfolgt und der diesen vernichtet hatte? Schon im Jahre 1444, am 14. Februar, starb sie zu Nürtingen; ihre Leick-e wurde nach der Stadt Möinpelgard gebracht und daselbst in der Kirche St Mainboef beigesetzt. Als Berta von Stansseneck ihren Tod erfuhr, ließ sie in ihrer Vurg- kapelle ein« volle Woche lang Messen öir die Seele der hohen Verstorbenen lese»; sie Nxir ihr stets eine gütige Herrin gewesen und die Begründerin ihres Glückes geworden. Nim stattete sie auf diese Weise ihren Dank ab. Wieder war der Mai ins Land gezogen mit seiner Blütenpracht und dem überall sprossenden neuen Leben; inan schrieb das Jahr 1443! Ans der Straße, die vom südöstlichen Frankreich nach Italien führt, zog ein Trupp Reiter hin, zwei Xiitter und eine Anzahl Knechte; die letzteren führten mehrere Caiinirosse, welche schwer bepackt waren, N>aS auf eine weite Reise schließen ließ. Der jüngere der Heiden Ritter stand in der Vollkraft seines Lebens; ein blonder Vart umrahmte das blühend. Gesicht und seine Augen leuchteten in stillem Glücke. Nur »»gern schien er sei» mutiges Ros; zu zügeln, das lieber in sausendem Galopp über die Ebene geflogen wäre, statt den langsamen Schritt einzulialte». in dem sie ritten. Aber »w mußte Rücksicht ans seinen Begleiter nehmen, und wenn er den Blick auf diesen warf, so nmdüsterte sich sein Auge und ein ernster Zug des Mitleids legte sich aus sein männlich sclänes Gesicht. Der neben ihm ritt, war ein Greis: sei» Haar tvar eisgrau und in den tiefliegenden Augen N»ar alles Feuer crloscl>en. In den verwitterten Zügen lmtte tiefer Kummer und bittere Not mit unerbittlichem Griffel ihre tiefen Runen gegraben. Wenn er die großen Augen ausschlug, um die große, freie Natur um sich her zu betrachten, dann färbte auf einen Augenblick eine sanfte Röte die — 179 - blassen Wangen und verlieh ihnen einen vorübergehenden Schimmer von Jugendlichkeit, und in solchen Momenten richtete sich der gebückte Körper gerade und stolz auf, so daß man deutlich sah, in dieser Hülle müsse einmal eine hohe Kraft gewohnt haben. „So kann Euch nichts abhalten," fragte der jüngere Ritter, „Euer Vor haben anszuführen?" „Nein," versetzte der ältere, „mein Entschluß steht fest: ich fahre ins ge lobte Land. Gar viel habe ich zu büßen, was ich in meinem bewegten Leb«: gegen Recht und Gesetz verbrochen. Wie ein böser Alp lasten nieine zahllosen Sünden auf meiner Seele und ich will nicht ruhen, bis ich am Grabe meine» Weltheilandes Ruhe und Verzeihung gefunden." „Aber bedenket," fuhr der jüngere fort, „die BesckMxwlichkeit der Reis« nnd Euer Alter, Eure Hinfälligkeit —" „Las; das, Walter, und mache mir da> Herz nicht noch schwerer. Ohnv- hin bin ich dir zu Dank verpflichtet und weiß nicht, wie ich ihn einlösen soL. Bist du doch der einzige ans der Schar meiner früheren Freunde, der sich meiner »ach langen Jahren erinnerte und nicht ruhte, bis ich das goldige Sonnenlicht wieder schauen durfte. Dir danke ich meine Freiheit! Die Freude, die mein Herz durchbebt be: dem Gedanken, frei und ungehindert die Welt durchziehen zu können, kann ich dir nicht beschreiben. Darum, mein Freund, sprich mir kein Wort mehr vom Festsitzen auf der heimischen Scholle. Allzu hart hat die Heimat mich behandelt; aber vielleicht habe ich's so ver dient. Nun aber wollen wir bald rasten, ich bin milde, denn einen langen Ritt haben wir hinter uns. Erzähle nur von deinen Lieben, Walter, und grüße sie von mir, wenn du ii: die Mauern deiner Burg einziehest." Walters Augen leuchteten vor Glück, als er berichtete: „Meine liebste Ehewirterin ist ein Sonntagskind: wo sie hintritt, da verbreitet sie Licht und Sonnenschein I Dabei blüht sie wie eine Rose und die Jahre schwinden spur los an ihrer Schönheit vorüber. Sechs Sprossen zieren unsere Burg: vier stolze Knaben, hochgewachsen und kräftig wie die jungen Eichen, die in meinem Waldbaun stehen, zwei Mädck-en, schlank wie die Tannen und blauäugig und roseiNvaugig wie die Mutter. Mein Aeltester schwingt das Schwert und führt die Lanze so gut wie ich selbst, denn ich war sein Lehrmeister, und im nächsten Frühjahr, wenn ich mit ihm zur Kaiserpfalz ziehe, erhält er den Ritterschlag. Schauet! ist das ein lustig Leben auf meinem kleinen Felsenneste! Mit keinem König möchte ich tauschen I" „Du Glücklicher!" rief der ältere, „wie gönne ich dir von Herzen diese- Gluck. Möchte dein -Hans, so wie jetzt, immerfort blühen und ivachsen!" Die Reisenden »varen ans einen: Punkt angekommcn, wo die Straßen gegei: die Alpen nnd den Rhein hin sich schieden. „Wir wollen hier rasten," sagte der ältere, indem er sich anschicktc, vom Rosse zu steigen. Walter von Stansseneck, der jüngere Ritter, den der freund liche Leser längst erkannt liaben wird, sprang rasch wie ein Jijngling vom Rosse nnd war seinen: Begleiter beim Absteigen behilflich. Friedrich von Zollern, der ältere der beiden Ritter, lächelte schmerzlich. „Wie dock) der Mensch so hinfällig istl" sprach er zu Walter. „Als ich noch im Vollbesitze meiner Kraft stand, wie hätte ich da damals gedacht, daß «S mir einmal Mül-e mack-en würde, vom Pferde zu steigen. Doch stille davon! Schweige, armes Herz, bis daß du gebrochen bist."