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versehenen Unternehmens. Allein man ist auch fest ent- schlossen, die geleistete Arbeit unter Wahrung strengster Loyalität für die Kirche nicht herabwürdigen zu lassen. Vor «llem muh schon der verdacht einer Indiskretion beim Druck hervorragender Namen von vornherein abgelehnt werden. Es stehen hier für die erteilten Genehmigungen zum Druck der Namen im Korrekturmatertal unantastbare Ohrenzeugen zur Verfügung. Eventuell unterlaufeneJrrtüryer liegen nicht auf seiten der hierfür einstehenden Herren." — Der Atheismus aus dem Kiuderfang. In München ist die Kühnheit, gleichzeitig aber auch die fanatische Ver- ranntheit der Gottesleugner so weit gediehen, daß sie sich neuerdings mit ihrer Propaganda an Schulkinder wagen. Sie wissen, daß ein Kind gar nicht imstande ist, den Wert oder Unwert ihrer gottlosen Thesen^» ermessen, sie ver giften daher die Kinder mit verzuckerten Pillen, welche die harmlosen Geschöpfe willig hinnehmen. Ueber die Sache selbst teilt der „Bayerische Kurier" mit, daß der Münchener Freidenker Sontheimer einige Male in der Woche in den Eisenbahnzügen fährt, welche die Schulkinder von den Vor orten nach München führen. Er fängt dann auf die Pfaffen zu schimpfen an. zieht über das Christentum los (Tont- Helmer ist der Nation nach Jude), fordert die Kinder aus nichts zu glauben was in der Religionsstunde gesagt werde und verteilt an sie den berüchtigten Schulaufruf. Dabei verstößt dieser Aufruf nicht nur gegen das Religionsverdikt, sondern auch gegen das Strafgesetz, weil er eine Reihe von Beschimpfungen der christlichen Kirche und ihre Ein richtungen enthält. Daß diese Schandschrift wieder frei gegeben wurde, ist unbegreiflich und qualifiziert sich jetzt als schwerer Fehler, da nun die Richter, Sontheimer usw. damit hausieren gehen und die aufgehobene Konfiskation als ausgiebige Reklame benutzen. Dieser Kindersang darf nicht geduldet werden. Wenn die Gesetze nicht ausreichen, dann müssen sie so ausgebaut werden, daß sie genügen. Reichen sie aber aus, dann müssen sie so angewendet werden, daß ein Treiben wie das geschilderte überhaupt unmöglich gemacht wird. Die liberalen „Münch. N. Nachr." schreiben zu der Angelegenheit: „Auch im vorliegenden Falle teilen wir die Entrüstung des „Bayer. Kurier" im vollen Maße und nennen ihn nut ihm einen unerhörten Skandal. Betont muß aber werden, daß die unqualifizterbare Agi tation sich, wie aus den Zitaten des „Bayer. Kurier" selbst hervorgeht, nicht etwa nur gegen das katholische, sondern gegen jedes Glaubensbekenntnis wendet. Gewiß muß Herrn Sontheimer das Handwerk gelegt werden, aber an sich wird er nirgends ernst genommen." Die „Kreuzzeitung" schreibt: „Diese Mitteilung kann unmöglich den Tatsachen entsprechen, da gegen ein gemeingefährliches Treiben, daß nicht nur gegen das bayrische Neligionsedikt verstoße, son dern auch alle Tatbestandsmerkmale des groben Unfugs auf- weisen würde, ziveifellos die Staatsanivaltschaft sofort ein geschritten wäre. Niach der Jndikatur des Reichsgerichtes kann es nicht zweifelhaft sein, daß die Verurteilung des ehemaligen Judenerziehers erfolgen mühte. Von der ge samten süddeutschen Presse wird sein Verhalten einmütig in der gebührenden Weise gebrandmarkt. Wenn Münchner Blätter wohl zu einer milderen Beurteilung des Falles aber anführen, Sontheimer sei als ein wilder politischer Draufgänger bekannt, dessen freidenkerische Propaganda tatsächlich gemeingefährlich genannt werden könne, er werde jedoch nirgends ernst genommen, so muß doch gesagt wer den, daß darin kein Milderungsgrund gesehen tverden kann. Wer in solcher Weise und mit solchen Mitteln die Herzen der Jugend vergiftet, verdient keine Rücksicht. Es muß mit den schärfsten Mitteln gegen ihn vorgegangen werden." Wir finden es begreiflich, wenn solche Vorkommnisse nun den großen bayrischen Geduldshasen zum Ueberlanfen bringen. Was von München ans an der Religion und an allen Idealen des deutschen Volkes gesündigt wird, ist nicht zu be schreiben; keine Stadt hat so viel auf dem Kerbholze, als Capna-München. Aber da nützt nicht mehr das Rufen nach dem Staatsanwalt, da tut Selbsthilfe not und gar bald. Wann regt sich der katholische Sinn der Bayern, da mit -er das russische, polnische und andere Gelichter, das heute in München unter der Firma „Kunst" sein Wesen treiben darf, einfach hinausjagt und zwar regelrecht. Man kann es sich in ganz Deutschland verbitten, daß das schöne München zur Eiterbeule für Las Reich wird. Die bayrische Negierung freilich trägt auch einen erheblichen Teil der Schuld, daß sie solche Vorkommnisse duldet und daß man erst die Presse znm Einschreiten benutzen muß. Katholische Bayern, wehrt euch und zwar kräftig! — Die fürsorglichen Nationallibcralen. Tie Natl.-Ztg. (Nr. 325 vom 14. Juli 1907) läßt uns wieder einmal einen Blick in ihr um die Katholiken so treu besorgtes Herz Inn. Sie schreibt da in einem Artikel: Der Vatikan und die Wissenschaft. Seit dem Beginn der Gegenrefor mation in dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts steckt der römische Pfahl im Leibe Deutschlands. AlleAnstrengungen der Aufklärung und der Kultur, die allmähliche Verschmelzung der verschiedenen Stämme zu einer einheitlichen Nation sind nicht imstande gewesen, ihn zu entfernen; wenn jetzt der Vatikan selbst durch seine Maßregeln gegen die deutsche katholische Wissenschaft die Axt an ihn legt, geht uns die Hoffnung seines Falles auf. Immer deutschen Katholiken muß eS einleuchten, daß eS für sie, auch wenn sie sich noch so löblich unterworfen haben, keinen Platz im Schatten des Vatikans gibt, und daß ihre Wissenschaft dort heute und in alle Zukunft hinein wie zu den Tagen Reuchlins und des EraSmnS als Ketzerei gelten wird. Sie wollen keine Protestanten sein, aber dem päpstlichen Bannruf verfallen sie doch. Wir danken für diese Offenheit, denn sie sagt uns wieder einmal, daß die Nationalliberalen auf die LoS- trennung der Katholiken von Rom hinarbeiten. Damit ist auch wieder dem Erzbischof von Bamberg recht gegeben worden, wenn er erklärt, daß ein katholischer Priester nicht dem Liberalismus angehöresi dürfe. — Binnenwanderung. .Das preußische statistische Lan- desamt veröffentlicht in seiner Zeitschrift eine eingehende Arbeit über die Binnenwanderung im preußischen Staate. Danach hat -der Wanderverlüst in den Jahren 1895 bis 1900 in 416 ländlichen Krei^n über eine Million Personen betragen, tvährend in den Jahren 1900 bis 1905 nur 406 ländliche Kreise einen Wanddrverlustovon 800 000 Personen hatten. Die Gruppe der Kreise, die mehr als 10 Prozent Wanderungsverluste hatten, verminderte sich von 46 auf 5. — Die Verluste in Südwestafrlka. Die vom Großen Generalstab herausgegebene amtliche Verlustliste der füd- westafrikanischen Schutztruppe verzeichnet mit Einrechnung der Vermißten für die Zeit von 1904 bis 1607 die Zahl von 1491 Toten (96 Offiziere und-1996 sonstige Mann schaften). Dazu kommen noch 907 Verwundete (89 Offiziere und 818 Mannschaften); an den Folgen der Verwundungen gestorben sind 5 Offtzieie, 5 Oberveterinäre und 44 Mann. An Krankheit gestorben sind 26 Offiziere und 663 Mann schaften. Vom 25. Oktober 1903 (Bondclzwartserhebung) bis zum 8. Februar 1907 haben insgesamt 295 Gefechte stattgefunden, und zwar 88 gegen die Herero und 207 gegen die Hottentotten. OefterreiH-Ungarn. — Baron Aehrenthal erklärte dem Vertreter der „Neuen Freien Presse" in Desto folgendes: Tie offizielle Note bedarf eigentlich keines Kommentars, denn sie sagt nichts, was nicht bekannt und in den wiederholten Erklä rungen der Verantwortlichen Leiter der Politik Italiens und Oesterreich-Ungarns stets enthalten gewesen wäre. Immerhin ist es gut und zweckdienlich, zu sagen und zu be kräftigen, daß Oesterreich-Ungarn und Italien nicht bloß von dem ehrlichen Willen erfüllt sind, in allen Fragen, die ihre Interessen betreffen, zusammenzuhalten, sondern daß sie in jeder Hinsicht einig sind und daß die Einigkeit durch die Ereignisse keine Anfechtung erleiden wird. Für Oester reich-Ungarn und Italien bleibt der Grundsatz der Erhal tung des Gleichgewichtes und des Status quo die oberste Richtschnur. — Ter Bndgctausschuß des Abgeordnetenhauses nahm heute das Budgetprovisorinm an. — Bergarbeiterbewegung im böhmischen Kohlenbecken. Am 15. d. M. wurden auf ollen Schächten des Dux- Brüxer Reviers den Betriebsleitungen die Forderungen der Bergarbeiter (Organisation „Union") überreicht. Die selben müssen bis zum 25. d. M. beantwortet sein und bestehen hauptsächlich aus einer 25proz. Aufbesserung der Akkord- und Regielöhne, Neunstundenschicht auch für die obertägigen Arbeiter (bisher 10 Stunden) und einigen nebensächlichen Punkten. Da die Forderung einer Lohn aufbesserung mit Rücksicht auf die äußerst günstige Geschäfts lage nicht als ungerecht angesehen werden kann, hofft man, daß die Gewerkschaften eine solche eintreten lassen werden. Ein Streik, der am 29. d. M. beginnen soll, dürfte infolge der Nichtbewillignng der übrigen Forderungen diesmal wohl unvermeidlich sein. Italien. — Die Minister Freiherr v. Aehrenthal und ^ittoni kamen in Begleitung des österreischen Botschafters ». Lntzow am 16. d. Mts. um 10 Uhr 34 Minuten in Nacconigi an und begaben sich sogleich nach dem Landsitze des Königs. Sofort nach ihrer Ankunft im Königlichen Palais wurden sie in dem für Empfänge bestimmten Saale empfangen. Hierauf unternahm der König mit dem Fieiherrn v. Aehren thal eine Atttomobiltonr im Parke und kehrte dann in das Palais zurück, wo er Freihcrrn v. Aehrenthal der Königin vorstellte. Sodann fand ein Frühstück in kleinem Kreise statt, nach dessen Beendigung die Majestäten Cercle ab hielten. Hierauf fuhren Freiherr v. Aei hrcmhal und Tittoni zu Wagen nach dem Bahnhofe und reisten nach Turin ab. — Die Zusammenkunft Aehrenthal—Tittoni. Die beiden Minister des Auswärtigen hatten am Montag eine zweistündige Unterredung in Gegenwart des italienischen Käbinettschefs Bolattr und des österreichisch-ungarischen Gesandten Freiherr« von Gagern. Hierauf sprachen sich noch die Minister im Arbeitszimmer Tittonis unter vier Angen aus. Als Ergebnis des Meinungsaustausches ver öffentlichte die „Agenzia Stefani" folgende offizielle Not': „Bei der heute vormittag in Desto stattgefundenen Unter redung zwischen den Ministern Freiherrn von Aehrenthal und Tittoni sind die Gefühle der herzlichsten Freundschaft, die als Folge des Bündnisses die beiden Negierungen und die beiden Länder verbinden, znm Ansdruck gebracht und bekräftigt worden. Die Prüfung der allgemeinen euro päischen Lage und all der verschiedenen Fragen, die für Oesterreich-Ungarn und Italien ein besonderes Interesse haben, ließen die beiden Minister mit gegenseitiger Befrie digung ihr vollständiges Einvernehmen feststellen. Dieses Einvernehmen, dessen Grundlage stets das Prinzip des Gleichgewichtes und der Ansrechterhaltung des Status quo bleibt, bezieht sich nicht allein auf die Gegenwart, sondern ans alle Eventualitäten der Zukunft." — Die diesmalige Zusammenkunft unterscheidet sich ohne Zweifel in mehrfacher Hinsicht von der früheren Entrevue. Die diesmal ausge- gebenen Erklärungen sind in einem wärmeren Tone ge halten als bisher, sie tragen eine Bestimmtheit zur Schau, die man sonst bei offiziellen Erklärungen nicht gewohnt ist. Die Minister versicherten den anwesenden Journalisten, die Verhandlungen hätten das beste Ergebnis geliefert. Auch die Stimmung in Italien steht unter dem Eindrücke der Zusammenkunft von Desto. So spricht das „Giornale d'Jtalia" die Ueberzengung aus, daß der gepflogene ver trauliche Gedankenaustausch heilsame Ergebnisse zur Folge haben werde. Das Einvernehmen zwischen Oesterreich- Ungarn und Italien, gegenwärtig und in der Zukunft, auf der Grundlage, die in dem amtlichen Kommunique mitge teilt wird, biete derartige Friedensbürgschaften, daß beide Staaten ebenso wie die übrigen Mächte dieses Einverneh men mit Befriedigung aufnchmen werden. In einem zwei ten Artikel erklärt „Giornale d'Jtalia", der bloße Umstand, daß Freiherr von Aehrenthal nach Italien gekommen sei, beweise, daß Oesterreich-Ungarn weit entfernt sei von Ex- pansionsgelllsten und Kriegsplänen, die unverantwortliche Kreise ihm beständig zuschrieben. Die „Tribuna" schreibt: Das Kommuniqu6 über die Besprechungen der beiden Mi nister beweist, Laß dieselben allen möglichen Bemerkungen über Verheimlichung oder Mißtrauen zudorkommen woll ten, welche bei ähnlichen Anlässen gemacht zu werden pfle gen, und daß sie die öffentliche Meinung der Leiden Staa ten wissen lassen wallten, daß das vollkorKmene Einverneh men nicht bloß zufällig oder augenblicklich oder an die Per- son der beiden Minister geknüpft ist, sondern daß cs alle praktischen Möglichkeiten der Zukunft und alle Eventuali- täten unifaßt, an denen Italien und Oesterreich-Ungarn interessiert sein können. Das Land werde sicherlich die Be friedigung der beiden Minister teilen und ihren: Werke Beifall zollen, wenn das Ergebnis der Besprechungen auf dem Gebiete internationaler Tatsachen zur Geltung kom men iverde. — „Serra" sagt: Eine kluge Bundespolitik zwischen Oesterreich-Ungarn und Italien werde die Gefahren, die auf dem Balkan gähren, sicher abwehren, wenn beide Teile ihren Vorsätzen treu bleiben. Die Entrevue von Desto hat diese Vorsätze gefestigt und die Völker der Nach barstaaten begrüßen aufs freudigste das frohe Versprechen einer friedlichen' Zukunft. — Allgemein wird der Ansicht Ausdruck verliehen, daß als Frucht dieser Zusanrmenkunft eine Entente zwischen Oesterreich-Ungarn und Italien be züglich der Balkanfrage reifen werde. — Die Verhaftung Nasis erfolgte auf Verfügung des Staatsgerichtshofes in seiner Wohnung durch den Polizei präsekten. Nasi fügte sich unter Protest, nachdem er sich zu vor den Verhaftsbefehl hatte vorlegen lassen. Im Laufe des Abends wurde auch der frühere Kabinettschef des Mi nisters Nasi Jgnace Lombardo auf grund einer Verfügung des Staatsgerichtshoses verhaftet. Des energische Vor gehen des Staatsgerichtshofes war durchaus am Platze. Nachdem Nasi sich schon einmal seiner Aburteilung durch die Flucht ins Ausland entzogen hatte, lag Fluchtverdacht vor. Seine Verhaftung lvar somit im Interesse der Sache erforderlich, sollte der Prozeß nicht zu einer Farce ansarten und der Senat als Staatsgerichtshos dadurch in seiner Autorität empfindlich geschädigt werden. Aranrreiet,. — Die Sozialistengrnppe will das Entlassungsgcsuch des Majors Drehfus zu einer politischen Angelegenheit machen. Die „Humanitö" erzählt, Dreyfus verlange seinen Abschied, weil man ihn nicht zum Oberstleutnant befördere, während seine Hintermänner in diesem Range stehen und einzelne frühere Untergebene jetzt seine Vorgesetztem seien. General Pirquart will aber von seiner Beförderung nichts wissen und erwiderte ans dringliche Vorstellungen sozialisti scher Abgeordneter: Wir haben für Dreyfus genug getan, wir wollen nicht, daß er der Negierung neue politische Schwierigkeiten mache. Belgien. — Auf eine Anfrage erklärte der Minister des Aeuße- ren die Nachricht, daß Venezuela die Absicht kundgegebeir habe, sich dein Spruche des Haager Schiedsgerichts, durch den Venezuela zur Zahlung von 10 000 000 Frank an die belgischen Gläubiger verurteilt worden ist, nicht unterwer fen zu wollen, für zutreffend. Wenn die Zahlung verwei- gert werden sollte, werde die Regierung auf entsprechende Maßnahmen bedacht sein. Denn der Spruch des Schieds gerichtes sei unwiderruflich, und die Schiedsgerichts!,ache würde im Falle der Nichterfüllung eines gefällten Spruches eine schwere Schädigung erfahren. Die Negierung tverde nichts unversucht lassen, um den belgischen- Interessen zum Siege zu verhelfen. Niederlande. — 'Die dritte Kommission der Friedenskonferenz hat am 16. d. M. in einer Plenarsitzung den Antrag betreffend die Amvendung der Genfer Konvention im Seekriege ohne besondere Abstimmung angenommen. — Der Zar verlieh dem französischen Botschafter in Petersburg Bompard die höchste Klasse des roten Kreuze Ordens?» Diese Auszeichnung wird als Genugtuung für die jüngst von der „Nowoje Wremja" gegen Bompard ge richteten Angriffe angesehen. — Am Hofe des Zsre» hat die Kamarilla einen günstigen Nährboden gefunden. Nikolaus der Zweite, je mehr er sich vor dem Volke, das er nicht versteht, und das- ihn nicht versteht, in die Einsamkeit von Peterhof geflüchtet hat, ist immer tiefer in die Stricke der höfischen Neben- regierung gefallen. Sucht doch sogar die Kamarilla am Zarenhofe den Zaren von jeder Berührung mit der Außen welt fern zu halten. Wenn es wieder zweifelhaft geworden ist, ob der Zar eine Begegnung mit dem deutschen Kaiser haben und eine Reise nach Darmstadt antrcten wird, so handelt es sich ganz offenbar um höfische Einflüsse. Man will den schwachen Zaren nicht ans den Händen geben. So wird er in einen immer stärkeren Gegensatz zu seinem Volke hineingedrängt. Ans Stadt und r«aud« kMiiteilunaen aus misorem Leserkreise mit NameiiSfertigunq kür dleslNRuvris find der Redaktion allezeit willkommen. Der Name des Einsenders bleilt lisehet,nni« der Redaktion. Anonyme Ruschristen müssen unberlilksichtiqt bleiben.j Dresden, den 17 Juli 1907. Taqeskalender für den 18. Juli. 1905. f John Pratt, Erfinder der Schreibmaschine. — 1904. f Moritz West, be kannter österreichischer Operrelientexldichter. — 1876. -f- Karl Joseph Simrock zu Bonn, hervorragender Germanist und Dichter. —* Wetterprognose oeö König l. Sächs. mereorn» logischen Instituts zu Dresden für den 18. Juli: Trocken- bei abnehmender Bewölkung; mäßige nordöstliche Winde; am Tage etwas wärmer. —* Zur heutigen König!. Mittagstafel waren der König!. Gesandte in Weimar. Wirkl. Geh. Rat Frei- Herr von Reitzegstein und Gemahlin, und der König!. Ge sandte in Berlin, Graf Vitzthum von Eckstädt, mit Ein ladung ausgezeichnet. Heute abend begibt sich Se. Majestät nach Zeithain, um morgen auf dem dortigen Truppen übungsplätze der Besichtigung des 6. Infanterieregiments „Kronprinz" Nr. 104 betzuwohnen. —* Die „Deutsche Tageszeitung" schreibt: „Von dem Wahlrochtsvorschlage/ den die konservative Fraktion der Zweiten Kammer zu machen gedenkt, verlautet folgendes: Man will zu dem Wahlrecht, das vor 1896 bestand, zurück kehren, die bisherige Einteilung in städtische und ländliche Wahlkreise beibehalten und Len damaligen Dreirnark-Zen- sus auf eine Höhe zu bringen, die dem veränderten Geldwert und der allgemeinen Steigerung der Einkommen entspricht. Um aber denjenigen Staatsangeöhrigen, die diesen Zensus nicht erreichen, eine Vertretung zu sichern, soll für sie eine angemessene Anzahl besonderer Wahlkreise gebildet werden^ bei denen eine Scheidung von Stadt und Land nicht statt findet.