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— Aschersleben: Schmidt. — Halle: Kunert.— Naumburg: Thiele. — Pinneberg: v. Elm. — Kiel: Legren. — Altona: Frohme. — Hannover: Meister. — Elberfeld: Molkenbuhr. — Solingen: Scheide« mann. — München II: v. Vollinar. — Nürnberg: Südelum. — Stuttgart: Hildenbraud. — Heilbronu: Kittler. — Darmstadt: Kramer. — Braunschweig: Blos. — Sonneberg: Reitzhaus. — Gera: Wurm. — Lübeck: Schwartz. — Bremen: Schmalfeld. — Hamburg: Bebel. — Hamburg-Land: Metzger. Bund der Landwirte: Backnang: Bogt. Neichspartei: Bromberg: v. Tiedemann. — Wolmirstedt: Hosang.— Olden burg (Schl.-Holst.).: Stockmann. — Zaber»;: Hoesfel. Nationalliberale: Sorau: Bahn. — Aurich: Semler. — Saarbrüken: Boltz. — Bernburg: Wessel. Polen: Stargardt: v. Wolszlegier. — Birnbaum: Gras Mielzynski. - Kröben: v. Ntpcielski. — Krotoschin: Dr. v. Jadzewski. — Adelnau: Fürst Nadziwill. — Jnowrazlaw: Dr. Krzlinnnski. Wilde, Dänen, Elsässer rc. Ofi-Priegnitz: v. Dallivitz. — Hadersleben: Jessen (Däne). — Altkirch (Lothr.): Nicklin (Elsässer). — (tzebiveiler: Pf. Nölkinger (Elsässer). Nappollsivciler: Wetterle (Elsässer). — Schlettstadt: Bondenscheer «Elsässer). — Mölsheim: Delsor (Elsässer). — Saar- gemüud: de Schund (w.) — Saarburg: v. Wuisse (Elsässer). Politische Rundschau. Deutschland. — Der Staatssekretär des Reichsmarineamtes, Vize admiral v. Tirpitz, wird in Meppen an den in Gegen wart des Kaisers stattfindenden Schi es; versuchen teil- nehmen. Anfierdem wohnen den Schieszversnchen der Vize admiral Sack und der Kontreadmiral v. Eickstädt voin NeichSinarineaint bei. — Prinzessin Lonise von Toskana ist mit der jüngst geborenen Prinzessin tind Ticnerschast gestern abends um 0 Uhr über RomanShori; nach Schlos; Nonno in Süd frankreich abgereist. Zwischen der Prinzessin Lonise nnd dem Groszherzog hat eine vollständige Aussöhnung statt- gesunden. Lachenal und Dr. Zehme ivaren bei der Ab- sassnng eines Protokolls zugegen, in dem sich die Prin zessin zur seinerzeitigen Herausgabe der neugeborenen Prin zessin an den sächsischen Hof verpflichtet. Die Grosz- Herzogin begleitete ihre Tochter zur Bahn, wo sie von der selben Abschied nahm. Prinzessin Lonise hat sich seit ihrer Niederkunft vollkommen erholt. Für den Aufenthalt in Südsrankreich ist vorläufig ein halbes Fahr in Aussicht genommen. — Negierung nnd Sozialdemokratie. Mit welchen Mitteln die Sozialdemokratie ihre Wahlarbert ge macht hat. beweist ein am Montag vor der Wahl in letzter Stunde erschienener Wahlaufruf der „Leipz. Volkszeitung". Man glaubte, auch das Schweigen der Negierung im sozial demokratischen Interesse benutzen zu können und darum schrieb man in jenem Wahlaufruf: „Die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, das; der Negierung die Unverschämtheiten der Brotwucherer über den Kopf gewachsen sind, und das; sie erleichtert aufatiuen würde, wenn die Wähler sich des agrarischen Ansturins erwehren würden, vor dem sie selbst kapituliert hat." Wir bemerken dazu noch, das; dieser Aufruf gegen den Professor Hasse gerichtet ist, der in der Handelspolitik auf dem Boden des von der Negierung.vorgelegten, bezngsweise von ihr gebilligten Zolltarifs steht. Ihren Wahlkampf hat die Sozialdemokratie be- sonders auch damit führen zu können geglaubt, das; sie sich auf die bekannte Aenszernng berief, die Graf PosadowSkh in der Neichstagssitznng vom 2!'». Januar getan hat: „Ich betrachte die Sozialdemokratie als eine Arbeiter partei" nsiv. Unmittelbar vor der Wahl ist in den „Berl. Pol. N." eine, wie es scheint, offiziöse Erklärung erschienen, in der es heiszt: .Wir sind in der Lage, aus bester Quelle versichern zu können, da» diese Behauptung der Auffassung des Herrn Staatssekretärs direkt widerspricht. Er erblickt in der Sozialdemokratie nichts weniger als eine wirkliche Vertretung der Arbeiter und ihrer Interessen und hegt keinen lebhafteren Wunsch, als daß die Arbeiter sich voll dieser Partei, die sie nur in ihrem eigenen Interesse aus beutet und mißbraucht, abwenden, und sich wirkliche und ehrliche Vertreter ihrer Interessen, womöglich aus ihrer eigenen Mitte, erwählen." Leider ist die Erklärung so spät erschienen, dah sie nicht mehr zur Aufklärung der irregeleiteten Arbeitermassen dienen konnte. Der „Vorwärts" hat z. B. noch in seiner am Sonntag vor der Wahl erschienenen Wahlagitations- Nummer jene Parlamentsänfiernng des Grafen Posadowskh in ausfälligen Lettern znm Abdruck gebracht, unbehelligt durch das total verspätete Dementi der „Berl. Polit. N.". Wir hoffen nnd wünschen aber, das; die offiziöse Erklärung für die Stichwahl von einiger, wenn auch uoch so be scheidenen Wirkung sein möge. — Der „Vorwärts", der anderen gern Lüge, Fälschung, Schwindel vorwirft, richtete an die Eisenbahner folgenden Aufruf: Eisenbahner wählt sozialdemokratisch. Budde ivill es! Der Eisenbahnmiuister Budde sagte in der Sitzung detz preußischen Abgeordnetenhauses am 2-t. Februar 1003: „Die Bediensteten können wählen, wie sie wollen, auch sozialdemokratisch, dagegen habe ich garnichts." ES handelt sich um eine lügnerische und gewissenlose Verkehrung, ja geradezu um eine über alle Mafien dreiste Umkehrung des wahren Sachverhalts. Minister Budde hatte im Februar bei Beratung des Eiseubahnetats aufs schärfste gegen die Sozialdemokratie nnd die sozialdemo kratische Agitation Stellung genommen nnd damit die Sozialdemokratie in ihrer Presse ebenso zu erregten An- griffen gegen sich gereizt, wie den Dank nnd die Anerken nung aller überzeugten Gegner der Sozialdemokratie ge funden. Die Sozialdemokratie hetzte in ihrer Presse gegen den Minister in der Weise, das; sie ihm wegen seiner Stellung gegen die sozialdemokratische Agitation Verletzung der Verfassung vorwarf, da die Sozialdemokratie eine rechtlich allen anderen Parteien gleichgestellte Partei wäre. Um sich formell zu salvieren nnd zur Wahrung des formalen „Nechtsstandpnnktes" tat dann Minister Budde jene vom „Vorwärts" jetzt verwandte Aenfiernng. Er brachte damit znm Ausdruck, das; es das Recht eines jeden einzelnen sei, zu wählen, wie sie wollen, da das nicht kontrolliert werden kann. Wir möchten aber sehen, ob Budde nicht diszipli narisch gegen einen Staatsbeamten Vorgehen müfite, wenn er sich rühmen wollte, trotz des Treueides sozialdemokratisch gewählt zu haben. — Das Jesuit engesetz hat in der Wahlbewegnng in Sachsen eine böse Rolle gespielt. Die „Freisinnige Zeitung erinnert jetzt an folgendes: Bekanntlich hat für die von der konservativen Partei beantragte Aufhebung des 8 2 fast der ganze Reichstag, darunter auch die grofie Mehrheit der Nationalliberalen, gestimmt. Insbe sondere hat zu dieser Frage der Führer der National- liberalen, Abg. v. Bennigsen, in einer Reichstagsrede vom l7. Januar 1807 nach dem stenographischen Bericht wörtlich folgendes ansgeführt: Tritt die Frage a» uns heran, das; lediglich der zweite Para graph dieses Gesetzes mit seinen Bestimmungen beseitigt werden soll, so glaube ich auch namens meiner Freunde sagen zu können, das; wir Vorschriften gegenüber, welche nunmehr seit inehr als 2<> Jahren garnicht praktisch geworden sind nnd ihrem Inhalt nach allerdings etwas Verletzendes und Gehässiges für grofie Teile in unserem Baterlande haben, uns der Prüfung, ob dieser Teil des Gesetzes aufgehoben werden soll, jedenfalls nicht entziehen werden, und das; ich eS sehr wohl für möglich ansehc, das; darüber eine Verständigung zwischen der Mehrheit' des Reichs tages nnd den verbündeten Negierungen herbeigeführt wird. Der am 17. Januar 1800 von den Konservativen ! eingebrachte Gesetzentwurf für Aufhebung des 8 2 des Jesuitengesetzes (Aktenstück Nr. 83 zur Reichstagssessio»; 1898/1000) ist von den nachfolgenden Antragstellern unter zeichnet worden: Graf zu Limburg-Stirum, Graf v. Bis- marck-Bohlen, v. Brockhausen, Firzlaff, Förster (Sachsen». Di. v. Frege-Weltzien, Henning. Hilgendorff, Jacobs- kötter, Graf v. Klinckowström, Dr. v. Levetzow, v. Loebell, Freiherr v. Richthofen-Damsdorf, Freiherr v. Wangenheiin (Ptzritz), v. Waldow und Reitzenstein. Der Führer der Konservativen, Graf zu Limburg-Stirum, begründete seinen Antrag auf Aufhebung des 8 2 nach dem steno graphischen Bericht am 20. Januar 1890 mit den Worten: Ich empfinde es als eine Unbilligkeit und Ungerechtig keit, das; die einzelnen Mitglieder des Ordens, wenn sie Deutsche sind, ausnahmsweise behandelt werden sollen. Ich kann nicht an erkennen, da» man die Jesuiten auch auf der gleichen Stufe be handeln sollte, wie man seinerzeit die Sozialdemokraten behandelt hat, welche jede Grundlage des Staates negieren. Ich will an erkennen — ich habe hier im Reichstage nicht dafür gestimmt, aber ich bin auch seinerzeit für dieses Gesetz gewesen, und ich ivill an erkennen, das; es eine Ungerechtigkeit gewesen ist, die einzelnen deutschen Jesuiten unter ein Ausnahmegesetz in diesem Falle zu stellen; »vir glauben, dieses haben sie ihrer Natur und ihre in ganzen Sein nach nicht verdient. So urteilen Politiker über den 8 2 und die Jesuiten. Anders natürlich das sächsische Kartell! Ob das geschah, weil die sächsischen Neichstagskandidaten viel ge scheiter sind, als jene alten Politiker, oder weil sie nichts von Politik verstehen? — Die alldeutsche Deutsche Zeitung hat znr Reichstagswahl eine „Dichterin" ihren Pegasus satteln lassen. Marie Nasch heifit die Dame und in Darinitadt wohnt sie, aber sie, die leider selbst nicht wählen konnte, kämpft dafür mit der Wildheit einer Amazone, besonders gegen die bösen „Römischen". So singt die bittere Marie: Mit frechem Hohn setzt, wie in finstren Zeiten, Nom seinen Fnfi hinein ins deutsche Land, nnd weiter heifit es gar: In römsche Geistesknechtschaft uns zu bannen Die Schwarzen streben. Martin Luthers Lehr' Sie jetzt aufs neue zu vernichten sannen. Soll ihnen das gelingen? Nimmermehr. Wer im politischen Kampfe erfahren ivill, „was sich wohl geziemt", der srage lieber nicht bei Marie Rasch an. — Die Hauptstadt des Reiches hat der Weissagung Recht gegeben, welche die Sozialdemokraten in ihrem llrber- mnte taten: die Hauptstadt der Hohenzollern müsse in die Hauptstadt der Sozialdemokratie verwandelt werden. I, der That: die Sozialdemokraten haben schon in der Hauvt- wahl glatt fünf Berliner Wahlkreise erobert nnd einen — den ersten, eine freisinnige Hochburg — mit amvachsender Stimmenzahl schwer bedroht. Das freisinnige Bürgertum hat nicht die Kraft nnd die Macht besessen, den sozialdemo kratischen Ansturm auch nur aufznhalten, geschweige denn znrückznschlagen. Schon finden sich in: freisinnigen Lager selber Leute, die vom sozialdemokratischen Triumph reden nnd den eigenen Parteifübrern den bekannten Fufitrirt »er- setzen. Die Stimmenverhältnisse in Berlin sind folgende: Berlin 2. Südliche Friedrichstadt. Fischer, So;., mit 3-1 020 St. gewählt. Es erhielten Abg. Kreitling. Frei'. Volksp., 10000, Prof. Dr. v. Wenckstern, kous., 10782. I», . Stephan, Z., 2027. Ehrzanoivski, Pole, lOO St. Berlin 3. Westliche Luisenstadt. Rechtsanwalt Heine. Soz., mit 15121 St. gewählt. Es erhielten Baukdiretlor Iaeger, freis. Volksp., 5701, Nechtsanstalt Dr. Hahn. kous,. 3072, Dr. Stephan, Z., 302 St. Berlin -1. Oestliche Luisenstadt. Es erhielten Abg. Singer, Soz., 07,805,Provinzialstencrdirektora. T.Löhning. freis. Volksp., 0015, Schriftsteller Wegener, kous., 8717, Dr. Stephan, Z., 1001 St. Berlin 5. Westliche Königstadt. Arbeitersekrelür Schmidt, Soz., mit 1-150-1 St. gewählt. Es erhielten Nach geschiedener Ehe. Ein Sittenbild aus dem heutigen Frankreich. Von Eomtcsse de Bcanrepaire. — Deutsch von Helene Krembs. (». gortseh»»>w (Niichdruck Verbote».) Mein Gott, warum dachte er heute au all dieses? Er wollte es ja vergessen. Ec wollte sich an nichts mehr erinnern, auch nicht an das beleidigende Benehmen ver schiedener Jugendfreunde . . . nicht ein einziger hatte ein gewilligt, Trauzeuge des an; Morgen eingegangenen Blindes zu sein. Er war gezwungen gewesen, zwei Bekannte Ne- ginenS, unbedeutende Journalisten nnd einstige Schützlinge Lebarons, um diesen Dienst anzngehen. In dem Trubel der letzten Wochen war ihm dies alles wenig znm Bewnfit- sein gekommen, aber in dieser ersten Stunde der Ruhe stürmte es mit Macht und Hartnäckigkeit ans ihn ein. Seine Pulse flogen fieberhaft, er sprang ans nnd dnrchmas; mit grofien Schritten den Raum. Da öffnete sich, ohne das; er es bemerkte, die Tür, und Regina, welche sich sein langes Ausbleiben nicht er klären konnte, trat ein. Erstaunt über Marzels erregtes Aussehen, über seine böse Miene, hielt sie einen Augenblick auf der Schwelle an. Sie war vollständig fertig zur Reise nnd ausnehmend hübsch in der geschmackvollen Toilette. Das dimkelblane Tnchjackett brachte ihre feine schlanke Gestalt vorteilhaft znr Geltung, und das Hütchen mit den wallenden Federn pafite ausgezeichnet zu dem blonden Kraushaar. Bertinets Aussehen gefiel ihr durchaus nicht; die junge Frau konnte es nicht ertragen, das; dieser ihr auch nur einen Gedanken, eine Regung seines Innern verheimlichte; denn sie fühlte es, dort hatte sie Feinde; die Erinnerung an die Vergangenheit war ihre schlimmste Gegnerin, und wie sollte sie diese bekämpfen, wenn sie nicht genau wnfite, mit welcher Macht sie anftrat? Immerhin war daS nächste, den Grübeleien ein Ende zu machen. Sie trat ein paar Schritte vor und sagte: „Nun, inein Freund?" Gewöhnlich, wenn Regina erschien, vergas; Marzel alles über dem Zauber ihres Anblickes. Aber heute war des Herben zuviel über ihn gekommen. Er hielt wohl inue in seinem rasenden Laufe, aber sein Gesicht erhellte sich nicht. „In der Tat," sagte Regina, „es geht etwas vor, das Du niir zu verbergen trachtest. Ist es in Dir. oder eine Unannehmlichkeit von aufien? Das möchte ich wissen. Und ich meine, doch wohl einiges Recht dazu beanspruchen zu können, denn Du gehörst mir mit all Deinen Gedanken; sind nur nicht eins?" Ein Gemisch von Liebe nnd Bitterkeit klang durch den Ton. Da erwachte Bertinet ans seinem Brüten, er schüttelte sozusagen die quälenden Geister von sich ab und wandte sich gleichsam, als »volle er der öffentlichen Meinung den Fehdehandschuh hinwerfen, zu Regina. „Ja," rief er, „das sind »vir, mein Lieb! Du bist mein Weib, mein teures, angebetetes Weib, was immer auch die Ignoranten nnd Frömmler denken nnd sagen mögen!" „Ach," lachte Regina verächtlich, „um die Meinng solcher Menschen gibst Du etwas und lässest Dich dgvon beeinflussen? Da hätte ich Dir doch mehr Selbständigkeit und Geistes freiheit zngetrant." „In diesen Fehler werde ich fortan nicht mehr fallen, das verspreche ich Dir." schlotz Marzel. Diese Antwort befriedigte indessen Regina nicht voll ständig. Die Sache kam ihr verdächtig vor, nnd so wollte sie derselben ans den Grund gehen. „Hast Du vielleicht Nachrichten von Z)olande erhalten?" fragte sie. Bertinet fuhr empor. „Ich habe Dich schon gebeten, diesen Namen nicht mehr auszusprechen." Die Stimme klang bei »veitein nicht sanft. „O weh," dachte Regina, „das Uebel sitzt tiefer, als ich glaubte." Schlau wie sie war. antwortete sie indessen nichts, sondern zog ihr spitzenbesetztes Taschentuch hervor und drückte eS gegen die Augen. Das war für Marzel zu viel. Regina weinte. Fort flogen alle Bedenken, alle Reuc- gedanken. „SühcS Kind! weine nicht!" flüsterte er zärtlich. „Kein Zeitungsartikel der Welt ist einer Deiner Tränen wert." „Ein Zeitungöblatt?" fragte Regina zweifelnd. „Zeige cs mir!" „Ich habe ed zerrissen." „Das hättest Du nicht tun dürfen." „Es würde Dich beleidigt haben." „Das ist noch die Frage." „Aber hast Du denn kein Vertrauen zu mir?" „Doch, aber Du hast mich daran gewöhnt, alles mit mir zu besprechen." „Das werde ich auch stets tun." „Nur nicht heute." „Heute ist unser Festtag!" „Eben darum solltest Du mich nicht weinen lassen." „Liebes Kind, ich habe ja keinen anderen Wunsch, als jedes Ungemach von Dir fern zu halten. Verüble mir das nicht!" „Aber ich habe lieber eine Unannehmlichkeit, als eine» Zweifel." „Nun, so werde ich dies in Zukunft beherzigen. — Doch sieh, da kommt der Wagen. Trockne Deine lieben, schönen Augen nnd glaube an unsere glückliche Zukunft." Regina sah lächelnd ans. liefi sich den Mantel nmlegen nnd nahm des Gatten Arm, um das Haus zu verlassen. Sie war änherlich wieder ganz das verführerische hingebende Weib, aber in ihren; Innern blieb ein Stachel zurück; sie ahnte, dah Marzel ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt. „Ich »verde anfpassen nnd es doch erfahren," dachte ne. Eine Stunde später war das junge Paar ans dem Wege nach Italien, welches Vertinet schon von seiner Brautreise mit Uolanden her lannte, das aber Regina zu bereise»; verlangt. So endigte der erste Tag dieser tadelnswerten Ver bindung. III. Wenn für Bertinet die verflossenen Monate in be ständiger Aufregung nnd Geschäftigkeit dahingegangen waren, so hatten sie Uolanden nichts als Schmerz und Trauer ge bracht. Bis zun; Aeufiersten gefoltert und beleidigt unter ihrem eigene»; Dache, hatte die arme Frau in; entscheidenden Augenblicke, als der letzte Tropfen den Kelch überfliegen lieg, geglaubt, ihre Lage nicht mehr ertrage»; zu können. Sie hatte vermeint, mit der Trennung ein kleineres Uebel zu wählen. Tief gekränkt i»; ihrer Würde, in ihrer Frauen- ehre und zärtliche»; Liebe, hatte sie gehofft, in der Entfernung des Undankbaren Vergessenheit zu finden. Trügerischer Wahn! Kaum war die Scheidung ans- gesprochen, kaum hatte sich die Türe hinter dein Ungetreuen geschlossen, so bedauerte sie auch schon die Regung deS Zornes, welche sie hingerissen. Das Wort der Trennung, welche eilte schändliche Gesetzgebung in Scheidung umwandelt, - fit hatte es zuerst ausgesprochen. (Fortsetzung folgt.)'