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eides sei keine neue Lehre enthalten. In bezug auf den Disziplinarteil bedeute der Eid nichts weiter, als die An erkennung der Befugnisse der zuständigen katholischen Autorität des Papstes. Es seien auch die evangelischen Universitätsprofessoren an dogmatische Bekenntnisse ge bunden und hätte» diese vor Antritt des Amtes in den ver schiedenen evangelischen theologischen Fakultäten zu leisten Müsse der Antiinodernisteneid - zur Auflösung der katho lischen Fakultäten führen, so müsse dasselbe für die evan gelischen theologischen Fakultäten gelten. — Dir Rrichstagscrsatzwahl in Allrnstrin. Tie durch das Ableben des Abg. Hirschberg im NeichStagswahlkreise Allenstein-Nössel (0. Königsberg) notwendig gewordene Ersatzwahl hat mit dem Siege des Zentrumskandidaten Orlowski geendet; es wurden nämlich gezählt: für Orlowski-Kiitzbohn (Ztr.) 10 733, für Pfarrer Barczewski (Pole) 0702 und für Rechtsanwalt Haase (Soz.) 303 Stim men. Durch dies Ereignis ist an dem Parteistande im Reichstage nichts geändert worden. Das Zentrum hat mit einer einzigen Ausnahme, der Legislaturperiode von 1803 1807, den Wahlkreis seit 1871 stets innegehabt. Bei den letzten Wahlen siegte sein Kandidat, der Domherr Hirsch berg. mit 12 04-1 Stimmen über seine Gegner, von denen der Pole v. Ezarlinski 0380, der Nationalliberale Lück 3133 und der Sozialdemokrat Braun 76 Stimme» erhielten; bei der diesmaligen Wahl ist die Zunahme der polnischen Stim men besonders gros;. Bis zum Jahre 1800 hatten die Polen stets geschlossen für das Zentrum gestimmt, seitdeni aber regelmäßig eigene Kandidaten aufgestellt, deren Stimmenzahl zwischen 0380 und 3808 schwankte. Im Jahre 1803 gelang es dem Polen Dr. v. Wolszlegier da durch, daß er für die Eaprivische Militärvorlage eintrat, den Zentrumskandidaten aus dem Felde zu schlagen. — Für die Reichstagistichwahl in Kcnrpten-Jmmcnstadt wurde vec 7. März bestimmt. DrS Mandat dürfte bei der Stichwahl dem Liberalen Dr. Thoma zufallen, nach dem die sozialdemokratischen Bertram,ismnuner des Wahl kreises die endgültige Stellungnahme der sazialdenrok-attscheu Partei zugunsten des liberalen Kandidaten in der Slicb- wahl beschlossen haben. Die Sozialdemokraten halten sich selbst schon jetzt sür die eigentlichen Sieger, die dem Liberalen einstweilen das Mandat verschaffen, und die Leipziger Volkszeitung schreibt ganz offen: „Die Erbin des Liberalismus ist die Sozialdemokratie, die in letzter Linie den Kampf mit der schwarz-blauen Reaktion auszukämpfen habe» wird." Das stimmt, wie die kommenden Wahlen immermehr beweisen werden; der Liberalismus ernicdligt sich zur Partei von Bebels Gnaden. — Vom Rücktritt dr» Haudkl-miuister» v. Sydow schreibt die „Natl.-Z.'itung", dag Herr Lhdow seine ministe rielle Tätigkeit aufzugeben gedenkt und zum Nachfolger des verstorbenen westfälischen Oberpräsidenten v. d. R.cke auSersehen sei. Wir haben bisher nichts Bestimmtes darüber erfahren können. Wir nehmen nur Notiz von der Behauptung des liberalen Blattes, weil es binzufügt. eine Bestätigung jene» Gerüchtes würde „ein besonderes Licht" aus die Hansabundserklärung des Handelsministers werfen; oder sei der „schwarz-blaue Block" schon so allmächtig, daß er einen Minister sür abgangsreif holte, wenn er vom Hansabunde einigermaßen freundlich spreche? Auch das „Berliner Tageblatt" hält Minister Sydow für reifes Fall obst und zwar nicht nur wegen seiner Stellungnahme zum Hansabuud. Die schweren Fehler, die Herr Sydow in der Kalifrage begangen habe, wirken wohl gleichfalls mit. Die konservativen und klerikalen Kreise sind aber auch über die Haltung verstimmt, die der Handelsminister in der Frage des Religionsunterrichts in den Fortbildungsschulen unter- nominell hat. Wir haben wiederholt angedeutet, daß zwischen dem Kultusminister, dem ganz reaktionären Herrn v. Trott zu Solz und Herrn Sydow eine sehr entschiedene Gegnerschaft besteht, daß der Handelsminister den Wunsch deS Kultusministers nach Einführung des ReltgionSunter- richtS in den Lehrplan der Fortbi dungSschulen durchaus nicht erfüllt hat." Daß Münster Sydow ganz liberal ist, wissen wir schon längst, und in der Frage des Ncligions- unte.lichtes hat er tatsächlich sich ganz auf die Seite der Liberalen gestellt. — Da» Zuwachssteuergrsey. Mit den durch das Zuwachssteuergesetz sür die Beteraneniürforge bereitgcstellten 5 Millionen Mark ist es möglich. 60 000 Veteranen mehr zu unterstützen als bisher. Die zu diesem Zwecke za er- lassenden Bestimmungen haben daher die Aufgabe, tue ge- samte Summe dieser Zahl von Kriegsteilnehmer-, ohne Einschränkung zukommen zu lassen. Um das zu erreichen, sollen die Begriffe „Unterstützungsvedürstigkett" und „Er werbsunfähigkeit" wesentlich weiter ausgelegt werden als bisher. Unterstützungsbedürftigkeit wird daun immer als vorhanden anzusehen sein, wenn der Kriegsteilnehmer in- folge von Alter, Krankheit oaer Gebrechlichkeit nickt mehr imstande ist. durch eine seinen Kräften uad Fähigkeiten entsprechende Tätigkeit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. — Die Annahme der Militärvorlage bedeutet einen erheblichen Erfolg des derzeitigen Kriegsministers; denn das erste Mal seit 1887 ist ei» Friedensprüsenzgesetz ohne Abstriche vom Reichstage genehmigt worden. 1803 zog sich die Negierung selbst ans den bekannten Antrag Hnene zu rück; 1800 verfielen 7006 Mann Kavallerie dem Rotstift des Reichstages, was heute die militärischen Instanzen selbst nicht mehr bedauern; 1900 wurde ans dem Ouinquennat ein Septennat, und so die Kosten vermindert, auch die Herab setzung der Oekononnehandwerker als Ausgleich in der Friedenspräsenzstärke benutzt. Die neue Vorlage aber fand trotz der erheblichen Mehrbelastung unveränderte Annahme in der .Kommission wie im Plenum. Dieser große Erfolg des .Kriegsininisters ist die beste Antwort des Parlaments auf die nnberechtigteii Vorwürfe, daß der Tagespolitik wesent liche Interessen der Landesverteidigung geopfert worden seien. Die starke Mehrheit rin Reichstage wurde erzielt durch den Hinzutritt der Fortschrittlichen Dolkspartei, welche damit zum ersten Male für eine Militärvorlage ge stimmt hat, ein politiscl>es Ereignis, das sich an die Gc- nehinignng des letzten Flottengesctzcs anschlicßt. Wirt schaftliche, politische, etatsrcchtliche und finanzielle Be denken hatten früher diese Partei abgehalten, den Militär vorlagen zuzustimmen: noch 1905 lehnte sie den Ausbau der Kavallerie und technischen Truppen ab. Nunmehr stehen alle bürgerlichen Parteien einmütig auf dem Boden, daß wohlbegründete Forderungen der Landesverteidigung nicht mehr den Zankapfel unter den Parteien bilden können. Wenn im Zentrum nicht alle Abgeordneten sür die Vor lage stimmten, so geschah es lediglich aus finanziellen Ge sichtspunkten, nicht aber aus militärischen. Die Notwendig keit der Vorlage ivurde auch von dieser nicht bestritten, sondern vielmehr ausdrücklich anerkannt. Die Sozial demokratie konnte ihre ablehnende Haltung nur mit einem Angriff auf das „ganze System" rechtfertigen; sie will eben die Miliz. Aber die meisten sozialdemokratischen Wähler sind doch herzlich froh, daß die bürgerlichen Parteien für die Landesverteidigung Sorge tragen und dadurch auch den Sozialdemokraten die Sicherheit am heimischen Herde garantieren. Wenn man sich heute eine sozialdemokratische Mehrheit denken könnte, sie müßte alle Ausgaben ebenso bewilligen; nur in der Nofle der Oppositionspartei kann sie sich den billigen Luxus der starren Negation gestatten, der vielen denkenden Köpfen in der Partei selbst nicht mehr gefällt. — Tie Kronprinzenreise nach Nom wird nun auch in ruhig denkenden liberalen Blättern etwas mehr vom deutsch-nationalen Gesichtspunkte betrachtet. Zuerst hatte diesen der Haß gegen den Vatikan den klaren Blick getrübt und sie nahmen die Schmähreden italienischer Großmäuler sogar mit Behagen hin. Jetzt kommt die Reaktion sehr gründlich und die Mehrheit der liberalen Presse nähert sich sehr dem Standpunkte, den wir von Anfang an einge nommen haben. Tie „Hamburger Nachr." schreiben: „. . . Durch die Entsendung des Kronprinzen zu den römischen Festlichkeiten wird vor aller Welt bekundet, daß der deutsche Kaiser nicht daran denkt, sich von der demo kratischen Presse Vorschriften darüber mache n zu lassen, in welcher Weise er an der italienischen Feier teilzunehmen hat. Wir betrachten die Beauftragung des Kronprinzen namentlich unter diesem Gesichtspunkte als höchst erfreulich. Die Treibereien der betreffenden deutschen Blatter hatten nachgerade einen höchst wider wärtigen Charakter angenommen und erschienen um so verwerflicher, als die Vermutung dringend dafür sprach, daß es nicht so sehr die Rücksicht ans das verbündete Italien sei, die als Triebfeder hinter den fortwährenden Stänke- > eien bezüglich der Nomrcise des Kaisers stecke, als viel mehr einzig und allein der Wunsch, dem Vatikan eins a u s z n w i s ch e n. Wir sind über den Verdacht erhaben, Anwälte des letzteren zu sein, und meinen auch, daß der deutsche Kaiser bei aller Rücksichtnahme auf die deutschen Katholiken, die nun einmal im römischen Papste ihr geistliches Oberhaupt erblicken, infolge der Borromäus-Enzyklika und sonstiger Kundgebungen des Vatikans vollkommen berechtigt gewesen wäre, diesen zu schneiden, wenn er sich zu den nationalen Festlichkeiten nach Rom begeben hätte. Gleichwohl sind wir der Ansicht, daß es besser ist, wenn der Gegensatz zum Vatikan nicht auf diese Weise auf die Spitze getrieben wird." Tie „Augsburger Abendztg." hätte eS sür richtiger ge halten, wenn gar kein Mitglied der deutschen .Kaiserfamilie nach Rom gegangen wäre: „Sieht man näher zu und überlegt man sich die ganze Sache recht, dann wird man bald zu der Ueberzeugung kommen, daß hier ein Kompromiß vorliegt, dem, wie meist, der Vorwurf der Halbheit nicht erspart bleiben wird. Weder dürfte der hier gewählte Ausweg die Italiener ganz be friedigen, die sich nun einmal darauf versteift hatten, den deutschen Kaiser als Glückwünschenden in ihrer Hauptstadt zu sehe», »och wird man im Vatikan und demgemäß iln deutschen Zentrnmslager davon erbaut sein, daß Kaiser Wilhelm zn>ar nicht persönlich eine Wallfahrt nach dem Ouirinal »nternimmt, aber doch seinen ältesten Sohn und Nachfolger dorthin entsendet, um dem „Erben des Kirchen- staatsränbers" die Glückwünsche des deutschen KaiserpaareS zu überbringe». Gewiß ist der Kronprinz noch kein Souverän, und der Vatikan hatte bisher lediglich dekre tiert, daß der Papst in diesem „Trauerjahr" keinen Souverän, sei er katholisch oder nichtkatholisch, empfangen werde. Der Kronprinz also hätte noch immerhin einige Chancen. Aber selbst, wenn auch er, wie anznnehmcn ist, von der Schwelle des Vatikans verbannt bleiben sollte, so würde das nicht halb so schlimm sein, als wenn der deutsche Kaiser nach Rom gegangen wäre, ohne vom Papste empfangen zu werden. Gerade deshalb aber wird in den Italienern ei» Groll darüber Zurückbleiben, daß sich Kaiser Wilhelm durch die Rücksicht auf den Vatikan davon abhalten ließ, in eigener Person nach Rom zu kommen, daß er den Kronprinzen mit seiner Stellvertretung betraut hat. Wir vermögen daher bei näherer Prüfung in diesem Entschluß einen glücklichen und klugen nicht zu erkennen und be dauern, daß sich die maßgebenden Berliner Stellen durch das Geschrei gewisser Blätter nervös machen und von ihrem ursprünglichen Standpunkte abbringen ließen. Dieser ging dahin, daß die italienische Nationalfcier eine innere Angelegenheit sei. was schon daraus hervorgehe, daß an auswärtige Fürstlichkeiten keine Einladungen ergangen seien. Für den deutschen Kaiser liege also eine Veran lassung vor, sich zu dieser Feier in Rom einzufinden, sich gleichsam in eine Familienfeier des italienischen Volkes hineinzndrängen. Das war ein Standpunkt, der sich um so eher hören ließ, als tatsächlich niemand zuvor an eine persönliche Teilnahme des Kaisers Wilhelm gedacht hatte, ehe nicht das bekannte Fangballspiel in der Berliner römi schen Presse begonnen hatte." Sehr gut gesagt! — Ein Ortsvcrband Groß-Berlin des Hansabundes ist dieser Tage ins Leben berufen worden und hielt am Montagabend seine erste öffentliche Versammlung ab. AIS Redner hatte man Friedrich Naumann auserwählt. Redner sprach von der Notwendigkeit, daß ganz Deutschland bis in die Fingerspitze» hinein technisch werden müsse, wenn die Volksvermehrung solle weiter gehen können. Zur Qualitätsarbeit sind intelligente, gutbezahlte Arbeiter not wendig. Also muß Handel und Gewerbe, muß der Ar beiter gehoben werden. Aber ebenso dürfen wir es den Bauern nicht übelnehmcn, wenn sie für ihre Produkte, d. h. also für ihre Arbeit höheren Lohn verlangen. Naumann verstieg sich sogar zu dem Zugeständnis, daß in städtischen Kreisen und in der städtischen Presse gelegentlich der Land- Wirtschaft nicht gleiches Recht zugestanden würde, wie dem städtischen Gewerbe. Dann verließ er schnell das heikle Thema, um lebhaft für Herabsetzung der Zölle einzutreten: da hatte er natürlich den Beifall auf seiner Seite. Nach- dem er eine Stunde lang alles mögliche gegen die „Ver teuerungspolitik" bewiesen, nachdem er den ganzen Zuwachs an Staatsausgaben auf das Konto der Zölle gesetzt, und nachdem der wissenschaftliche Anstrich des ersten Teiles seiner Ausführungen immer mehr der schlagwort- geschwängerten Redeweise der Demagogen Platz machte, schloß er mit einem Lobeshymnus auf den Hansabund. Und nun kam das schönste. Hatte Nauinann mit vollen Backen in das Segel des Freihandels geblasen, so kam jetzt die Korrektur hinterher. Der Vorsitzende des Ortsver bandes Groß-Berlin, der bekannte Dr. Waldschmidt, ergänzte nämlich die Naumannschen Ausführungen gegen die Zölle dahin, daß man sich in der Zollpolitik auf den Boden der gegebenen Tatsachen stellen müsse, daß Zölle politisch wie wirtschaftlich notwendig seien, daß Siemens mit Recht gesagt habe, die Kriege der Zukunft werden wirt schaftliche und ihre Waffen nicht Kanonen, sondern Zölle sein. Zweck des Hansabundes sei also nicht Bekämpfung der Zölle, sondern Ausgleich der Gegensätze. — Wer hat denn nun den Hansabund auf seiner Seite, Dr. Waldschmidt oder Naumann? — Die 25-Pfeuuig-Stitcke. Die NeichSbank hat nun- mehr ihren ganzen Vorrat an 25-Pfennig-Stücken veraus- gabt, so daß sich also alle diese neuen Münzen im Ver kehre befinden. Namentlich auf dem Lande erfreut sich das 26-Pfennig-Slück wachsender Beliebtheit. BIS Ende März soll auch der geringe noch ausstehende Rest der Münzen ausgeprägt werden. Da im ganzen aber nur für 5 Mill. Mark 20-Pfennig-Stücke ausgeprägt werden, so steht zu befürchten, daß bald wieder ein Mangel in dieser Münz sorte eintritt. — Die neuen 100 Mark-Scheine werden dieser Tage in den Verkehr gebracht werden. Ausland. — Judeufrindliche Vorschläge machte der Kongreß der vereinigten AdelSkorporattonen Rußlands. Er schlägt, wie wir dem B. T. entnehmen, unbedingtes Verbot der Uebernahme der Juden in den Staatsdienst vor. Dies Verbot soll auch sür getaufte Juden, bis ins vierte Glied, gelten. Kein Jude darf ein öffentliches Amt bekleiden, Lehrer, Arzt, Advokat oder Professor sein. Juden sollen unbedingt vom Militärdienst ausgeschlossen, ihnen jeder Besuch von Mittelschulen und Hochschulen untersagt sein; dagegen dürfen sie in besonderen jüdischen Anstalten cr- zogen werden. In Bezug auf den Ansiedelungsrayon vertrat der Adel den Standpunkt, daß jeder Admintstrativ- beamte, der Juden zu einem Wohnrecht außerhalb des Rayons verhilft, mit Dienstentlassung zu bestrafen sei. Die Regierung müsse auf strengste Einhaltung der gegen die Juden gerichteten Gesetze, namentlich auf die Einhaltung deS AnsiedelungSrayons, bestehen und alle in Rußland befindlichen Juden dahin auswetsen. Sodann müsse mit der Völligen Vertreibung der Juden auS Rußland begonnen werden, weil sie die Träger der Revolution seien. — Durch die Demission dr- serbischen Krieg-minister» Gojkowitsch wurde Deutschland die verlangte Genugtuung gegeben. Dieser hatte in der Skupschtina das Wort ge braucht: der deutsche Gesandte habe sich bei Vergebung der Lieferungen für die GebirgSbatterien interessiert. Trotz dem der Kriegsminister in der nächsten Sitzung erklärte, daß damit keine Inkorrektheit dem Gesandten vorgeworfen worden sei, so beschloß die deutsche Regierung, dem deutschen Gcßndten durch den verlangten Rücktritt des KriegS- ministerS Genugtuung zu geben. Gestern abends 10 Uhr lief das Ultimatum ab. Um 8 Uhr verständigte die Regierung den Gesandten, daß der Kciegsminister demissioniert habe. — Die angeklagten stambulowistischen bulgarische» Minister drohen, daß sie, wenn man die Klage gegen sie nicht zurückztehe, vor dem Gericht große Enthüllungen machen werden. Sie behaupten, im Besitze von Dokumenten zu sein, welche einige Führer der demokratischen Regierungs partei und selbst König Ferdinand erheblich belasten. Ferner verlautet, daß Dokumente existieren, die beweisen, daß einige bu'garische Politiker im Dienste fremder Mächte ge- standen haben. Ein Beauftragter der Stambulowisten ist dem König Ferdinand nach Koburg nachgereist, um ihn zu einerJntervention zur Verhinderung dieser aufsehenerregenden Affäre zu bewegen. Amerika. — Unterhandlungen sollen zwischen der mexikanischen Regierung und den dort lebenden Vertretern der Revolutions partet wegen Einstellung der Feindseligkeiten in der Schwebe sein. Da die Insurgenten aber auf der Abdankung des Präsidenten Diaz bestehen, ist ein Erfolg dieser Unterhand lungen nicht wahrscheinlich. — Die mexikanischen Auf ständischen haben nach einem Kampfe die Stadt Frentaar eingenommen. Aus Stadt und Land. Dresden, den 1 März 1»1t. —* Ein Hofkonzert findet am 7. März im Residenz- schlosse statt, woran über 200 Personen der Hofgesellschaft teilnchmen. —* Der letzte die-winterliche Hofball, der sogenannte Fastnachtsball, fand am gestrigen Abend in den Parade sälen deS König!. Residenzschlosses statt. Zu dem Ballfeste waren wieder über 900 Einladungen ergangen. In der Festgesellschaft bemerkte man zahlreiche Damen und Herren vom diplomatischen Korps, die Herren Staatsminister mit ihren Gemahlinnen, Generale, sowie Offiziere aller Waffen gattungen, ferner Damen und Herren der Aristokratie, höhere Staatsbeamte, Vertreter von Kunst und Wissenschaft usw. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg, sowie Prinzessin Mathilde nahmen vor Beginn des Balle» die Vorstellungen mehrerer neuan» gemeldeter Damen und Herren entgegen und erschienen.