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vr,o»»r>r,t», «»«»ab. 1 mit 2 B-Uagell vlerteltitürNch »,»« F>. yu Dresden »nd ganz Äntschland -au» ».« i»; ta Oesterreich 4.4» L «nSaahe » nur mit Feierabend vierteljährlich 1.8« u». In Dre»den und ganz Deutschland frei Hau» »,»» U»; m I Oesterreich 4.V7 L - «inzel-Nummer 1« 4 I Wochentag» erscheint di» Zeitung regeimStzig in de» ersten I I «ach«ittag»stuudea: dt« Komiabendnummer erschetat spät«, s Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Untevhalt«ns«beilage Die illuftvievtr Zeit «nd Sonntagsbeilage Feievabenö illuzeigeni !,»üft«°n,eigen dt» »« »he.»— se-nute».« grgebeue eutttch geichrtcb( Anzeigen Idariei SNchtLr.lt Lerte« ^t üdemehmea. «edattiv,l».Svre»Nund-: 1« dt» 11 Uhr vormittag». Nr. 13tt Geschäftsstelle und Redaktion Dresden»-!« 16, Holbeinstrahe 46 Dienstag den 9. Juni 1914 Fernsprecher 21366 13. Jahrg kalholitenlag 1914 Münster, 4. Juni. Das gesamte Lokalkomitee zur Vorbereitung -er 61. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands hielt heute abend eine große Versammlung ab, in der die Vorsitzenden der einzelnen Kommissionen Bericht über die Arbeiten der Kommissionen erstatteten. Der Vorsitzende. Kommerzienrat Hüffcr. teilte zunächst mit, daß der hochwllrdigste Herr Bischof sich entschuldigen lasse und der Versammlung seinen bischöflichen Gruß entbiete. General sekretär Dr. Donders verlas den Wortlaut der Ein ladung, der von der Versammlung gebilligt wurde und in den nächsten Tagen in der Presse veröffentlicht wird. Weiter nahm die Versammlung Mitteilungen über das vor läufige Programin entgegen. Es bewegt sich in dem bis- herigen Nahmen. Vorgesehen sind neben den geschlossenen und öffentlichen Versammlungen Sonderversammlungen des Volksvereins, der Organisation der christlichen Schule und der Heidenmissionen, Für die geschlossenen Ver sammlungen hat die Stadt Münster den großen Rathaus saal zur Verfügung gestellt, wodurch erreicht wird, daß bei der nicht zu großen Entfernung des Rathauses von der Festhalle auf dem Neuplatz die Teilnehmer leicht von einer Versammlung zur anderen gelangen können. Die erste geschlossene Versammlung, in der das Präsidium gewählt wird, findet ain Sonntag vormittag statt. Aus der N e d n e r ko m m i s s i o n konnte Prälat Prof. Dr. Mausbach Mitteilen, daß die Redner für die öffentlichen Versammlungen gewonnen sind, und zwar neben altbekannten glänzenden rethorischen Rednern auch einige neuere tüchtige Kräfte. Die Auswahl der Redner biete Gewähr dafür, daß die Versammlung in Münster hinter früheren Versammlungen nicht Zurückstehen werde. Aus der Pressekommision machte der Schrift führer Chefredakteur Zons die Mitteilung, daß die Vor bereitungen des Führers, des Festblattes, der Festkarte und der Festpostkarten beendet sind. Der 160 Seiten starke Führer mit dem neuen Stadtplan geht den Teilnehmern mit der MitgliÄ>skarte zu, für die der bekannte Glasmaler Melchior L echter-Berlin, ein geborener MUnsteraner, den Entwurf hergostellt hat. Die Wohnungskommission hat, wie Kauf mann Roer mitteilte, bereits eine große Reihe Zimmer zur Verfügung gestellt erhalten. Auch sind benachbarte Orte an sie herangetreten, Gäste aufzunehmen. Die Finanzkommission, für die Kaufmann Walter mann Bericht erstattete, hat einen Etat aufge stellt, der mit 110 000 Mark belanciert. Ein Garanticfonds Hach Masuren und Ostpreußen Retsebrtefe von Alfred Pröhl Nachdruck verboten II. Stundenlang braust der Eilzug durch fruchtbare Land- ftrecken. Wälder und Felder, schmucke Ansiedelungen und dem Verfallen nahe strohgedeckte Hütten flogen am Bahn fenster vorüber. Wenige Minuten hielt der Zug in Allen stein, das einmal durch die hysterische Frau v. Schönebeck viel genannt wurde, dann ging cs weiter bis Korschen. Hier wurde umgestiegen und nun ging die Fahrt durch ein freundliches Stück Erde, das Mit jedem Kiloineter schöner wurde. An die Stelle weiter, ebener Flächen trat hügeliges Land, eine Stadt — Rastenburg — wurde passiert, noch * einige Stationen, und nun hielt der Zug an unserem Ziele, in der Stadt Lötzen im Lande der Masuren. Wenn schon während der Fahrt rechts und links der Bahnstrecke ausge dehnte Wasserflächen sichtbar gewesen, so befand man sich doch jetzt mitten im Gebiete der masurischen Seen, das wäh- rend der folgenden Tage durchstreift werden sollte. Lötzen ist ein Städtchen von ungefähr 7000 Einwohnern, hat aber einen ziemlich regen Verkehr, der noch durch die etwa 900 Mann starke Besatzung der nahen Festung Voyen einen bunten Anstrich erhält. Den ankommenden Fremden wird von den Ortseingesessenen nachdrllcklichst ein Spaziergang in die Umgebung der Stadt empfohlen. Man darf solchem Rate gern Folge leisten. Der erste Ausflug führte uns über eine lange Lindenallee nach dem Stadtwalde, in welchem sich das Schützenhaus befindet. Unter hohen Bäumen läßt sich's hier gut rasten. Nach einigen Schritten erreicht man einen Teich, der sich seiner bewaldeten Ufer wegen wie ein stiller kleiner Bergsee ausnimmt. Er dient wirtschaftlichen Zwecken, denn in der klaren Flut tummeln sich viele feiste Karpfen, die zu füttern ein Vergnügen gewährt. Ver:- schlungene Waldespfade führen schließlich zu einem Aus- sichtspunkt, Wilhelmshöhe genannt. Ein hölzerner Aus- sichtsturm, der die hohen Baumwipfel um einige Meter überragt, wird bestiegen und auf einmal erschaut das Auge etwas ganz Neues und Ungeahntes: Seen und wieder Seen, größer als die bekannten in Oberbayern, ein anmutiges Ge» in Höhe von 80 000 Mark ist bereits gezeichnet, weitere Zeichnungen stehen in Aussicht, auch eine solche von der Stadt, an die sich die Kommission gewandt hat. Die Bau ko in m i s s i o n hat, wie Regierungsbau meister Hertel mitteilte, sämtliche Arbeiten schon ver geben. Mit der Errichtung der großen Festhalle auf dem Neuplatz, der dem Komitee bis zum 15. Oktober zur Ver fügung steht, wird bereits in den nächsten Tagen be gonnen. Der Bau der Halle ist der Firma Stroh meyer-Konstanz, die stets diese Halle liefert, übertragen worden. Von den weiteren Arbeiten sei erwähnt der Bau einer großen Halle unmittelbar gegenüber dem Hauptbahn hof, in der die Wohnungs-, Verkehrs- und Altarkommission während der Tage ihre Bureaus aufschlagen werden und in der auch die Eisenbahndirektion provisorische Schalter und Gepückräume einrichtet. Die A u s s ch in ü ck u n g s k o m m i s s i o n gedenkt, wie Stadtrat Helmus mitteilte, mit den ihr zur Ver fügung stehenden Mitteln reichlich auszukommen, da sic hofft, daß die Bürgerschaft, wie bei allen früheren Ge legenheiten, selbst für eine würdige und imposante Aus- schmückung der Straßen sorgen wird. Besonderes Interesse erforderte der Bericht des Rechts anwaltes Dr. Neinecke über die Arbeiten der Ver kehr s k o m m i s s i o n. Diese Kouimission hat bereits umfangreiche Vorarbeiten geleistet, um den am Sonntag zu erwartenden Fremdenzustrom von 100 000 Personen ordnungsgemäß zu regeln. Da der Hauptbahnhof diesen Massenverkehr allein nicht bewältigen kann, werden fünf provisorische Bahnhöfe errichtet, davon zwei ani Vohlweg, zwei ani Güterbahnhof und einer am Nangierbahnhof. Der Eisenbahnminister hat für die hierzu nötigen Anlagen bereits 64 000 Mark aus dem Dispositionsfonds bereit- gestellt. Weiter hat diese Kommission den Nestau ratious- bctrieb auf dem Neuplatz bereits geregelt und sich mit der Leitung der katholischen Arbeiter-, Gesellen- und Jüng lingsvereine wurde nahe gelegt, den Katholikentag mit den Jünglingen nicht zu stark zn beschicken, da, wie Stadt verordneter Falger aus der F e st z u g s k o m m i s s i o n mitteilen konnte, der Festzug allein schon eine Beteiligung von über 50 000 Personen haben wird. Da dieser Vorbei marsch an die vier Stunden dauern würde, so wird der Festzug getrennt und in zwei Linien an der auf dem Marienplatz zu errichtenden Ehrentribüne, auf der das Präsidium und die hochwürdigsten Herren Bischöfe Platz nehmen werden, vorbeimarschicren. Für die dem Festzuge folgenden Arbeiter-Versammlungen stehen insgesamt zehn Säle zur Verfügung. Die AI ta r ko m in i s s io n, für die Pfarrer Vink - lände mit langgestrecktem dunklen Waldstreifen, kleinen Ortschaften, weit von einander entfernt und einsam dalie- gcudeu Gehöften. Viele Meilen weit sieht man von dieser Warte nach allen Richtungen ins Land und hätte cs noch vor einer halben Stunde nicht für möglich gehalten, hier eine so freundliche und anheimelnde Gegend anzutrefsen. Auf schöner Straße oder auf guten Fußwegen kann der Rückweg zur Stadt erfolgen. Der nächste Morgen schon brachte neue und interessante Eindrücke. In Lötzen war Markttag, Frühzeitig schon waren die Bauersfrauen aus ihren Dörfern aufgcbrochen und schwer bepackt auf dem großen Marktplatz angekommen. Die Händlerinnen aus den an den Seen gelegenen Orten hatte ein Danipfboot herübergebracht. Ein lebhaftes Treiben entfaltete sich nun auf dem weiten Platze. Auffällig tvar eine ganze Reihe von Fleischbuden, wo frisch geschlachtete Ware rege Abnahme fand. Einen interessanten Handelsartikel bilden geräu cherte Maränen, Seefische von der Größe der Heringe, aber sehr zartfleischig und überaus schmackhaft. Auffällig war, daß auf dem Lötzener Markte den Händlerinnen jede Sitz gelegenheit fehlt, es gibt weder Schemel noch Bänke, son dern die Marktfrauen stehen während des ganzen Vormit tags auf einem Platze und suchen höchstens einmal am Kaffeewagen, der stets mit aufgefahren wird, Erquickung. Der zweite Spaziergang in Lötzens Umgebung besteht in einem Rundgange um die Festungswerke. Aeußerlich lassen sie kaum auf eine militärische Befestigung schließen; man glaubt, einige langgestreckte Hügel mit gärtnerischen An lagen vor sich zu haben. Aber die Klänge, die aus den Festungswällcn herausschallen und viele militärische Ge- bäude lassen doch erkennen, daß man hier eifrig dem Gott Mars dient. Auf dem Rückwege genießen wir noch einen wunderbaren Seenblick, begegnen auf der Landstraße vielen Bauerngefährten mit außergewöhnlich breiten Achsen und rüsten uns, nach Lötzcn zurückgekehrt, zu einer zirka fünf stündigen Scenfahrt, die uns mit dem Marktschiffe nach Schimonken und zurück bringen soll. Hinter dem Bahnhofe befindet sich ein kleiner Hafen. Umgeben von großen Lastkähnen, Booten und Schleppern liegt die „Möve", das Passagierschiff da. Es ist in der .Hauptsache hoff den Bericht erstattete, hat durch Einrichtung eines Festgottesdicnstes in der Festhalte und bei gutem Wetter eines Gottesdienstes auf dem Domplatze dafür Sorge ge tragen, daß die von auswärts kommenden Besucher am Sonntag sämtlich Gelegenheit haben, ihrer kirchlichen Pflicht zu genügen. Am Dienstag abend findet eine eucha- ristische Feier ini Dome statt, bei der ein Bischof die Pre digt halten wird. Für die Geistlichen stehen in Münster ettva 110 Altäre zur Verfügung. Es müssen noch 40 bis 60 provisorische Altäre aufgebaut werden, um allen Geist lichen Gelegenheit zu geben, an den Tagen die hl. Messe lesen zu können. Die Festkommission hat, wie Stadtrat Ro bert ausführte, bereits ein Festprogramm für den Ne- grüßungsabend in der Festhalle am Sonntag abend und tür das Gartenfest am Mittwoch abend auf dem Schützenhofe entworfen. Aus den Kirchenchörcn und den Chören der Jungfrauenkongregation hat sich ein 800 Köpfe starker ge mischter Chor gebildet, der beim Begrüßungsabend unter der Leitung des Domvikars Könings Mitwirken wird. Eine von Dr. Castelle gedichtete Begrüßungshymne hat durch den Kanonikus Griesbacher in Negensburg eine wirkungsvolle Komposition erfahren. Muscumsdirektor Dr. Gcisberg teilte mit, daß die von der K u n st k o m m i s s i o n vorbereitete Ausstellung neuzeitlicher christlicher Kunst im Saale des neuen Borro- mäunis eine gute Beschickung erfahren und auch die Aus- stellung für ältere Kunst im Landesmuseum sehenswert ausgestaltet wird. Die W e r b e k o m m i s s i o n hat, wie Pfarrer Glasmeier mitteilt,e bereits emsige und erfolgreiche Arbeit geleistet. Von 6000 ständigen Mitgliedern haben bereits ein Drittel ihren Beitrag schon eingezahlt und weitere 1000 auswärtige und 900 hiesige neue Mitglieder sind gewonnen. Alles in allem ergab sich aus den Berichten der Herren, daß ein großer Teil Arbeit bereits geleistet ist. Dieses erkannte mit besonderem Danke auch der der Versammlung beiwohnende Graf Droste-Erbdroste, der Vor sitzende des Zentralkomitees, an, der zum Schluß der be stimmten Erwartung Ausdruck gab, daß die altbewährte Tüchtigkeit der Bewohner Münsters in der Ausgestaltun katholischer Feste und der wahre, echte, feste katholische Glaube Münsters sich bei dieser Gelegenheit wiederum hervoragend zeigen werde. Der Vorsitzende, Kommerzienrat Hüffer, schloß die Versammlung mit dem Wunsche, daß auf die bevorstehende 61. Generalversammlung das Wort Windthorsts anae- > wendet werden könne, das er 1885 der letzten Versammlung dazu bestimmt, heute die Marktfrauen nach ihren HeimatS- orten zurückzubringen, demnach sind nur wenig Touristen an Bord und wir haben Gelegenheit, Land und Leute ken nen zu lernen. Fällt ihnen auch das Deutschsprcchen schwer, so sind doch die Masuren recht freundliche und mitteilsame Leute. Ihre Sprache ist polnisch, aber doch eine ganz an dere Mundart, als etwa jenes' Polnisch, daS in Posen und weiterer Umgebung gesprochen wird. Auf unserer Fahrt werden die Orte Rydzewen, Bogaheiven, Groß-Jagodnen und Salpia berührt. Für den Touristen ist die Orientic- rung noch etwas schwer, da an allen Haltepunkten der Dampferfahrt die Ortsangabe fehlt. Auch die Landunvs- stellen darf man sich nicht so vorstellcn, wie diejenigen an der Elbe. Ein paar Holzböcke, über die Bretter gelegt sind, stellen die Landungsbrücken dar. Aber es geht auch mit solch primitiver Einrichtung und es gewährt einiges Ver- gnügcn, die Leute über die schwankenden Bretter laufen zu sehen. Die Fahrten selbst auf den kleinen, aber bequem und zweckmäßig ansgestatteten Dampfern vermitteln ganz her vorragende Genüsse. Man hatte sich ja gar keinen Begritf von der Größe dieser Seen gemacht. Schon der Verlauf des ersten Reisetages bot des Schönen und Erhabenen in Menge. Während die „Möve" durch die Wellen steuerte, blieben Lötzen mit der nahen Festung Batzen immer mehr zurück, machte aus der Ferne den Eindruck eines südländischen Hafenstädtchend, und dichten Wäldern und einsam gelegenen Niederlassungen ging cs entgegen. Schwärme wilder Enten tummelten sich auf der riesigen Wasserfläche, Mövcn kreißen in elegantem Fluge über unser Schiff, aus dichtem Schilf- Werk ertönte das Kreischen von Wassergeflügel, und drüben auf den Ufern weideten stattliche Rinderherden. Nachdem der Löwentinsee durchkreuzt war, fuhr das Schiff durch den kleineren Seitensee, diesem folgt der große Jagodner See. Nach teilweiscr Befahrung des großen Henselsces gleitet das Schiff durch einen der Kanäle, die alle Seen miteinander verbinden und legt schließlich im großen Schimonkonsee an, von dem aus die Rückfahrt erfolgt. Noch ein kurzer Stadt bummel in Lötzen, dann galt cs, sich für den nächsten Tag zu rüsten, der eine zirka zwölfstündige Scenfalnt bringen und uns alle Reize des masurischen Landes erschließen sollte.