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Nr. LS8 — 1«. Jahrgang DienStag den SO. J«ni IVI1 MchslschkUolksrkiimuj 'Erscheint täglich nach«. mit«u«nahme der Sann-und Festtage, «u-gabr t mit .Die Zeit in Wort und »tld- viertelsährlich A Dresden durch Boten »,40 -V. In »ans Deutschland ftet Hau» SS» tn Oesterreich 4.4» L ^ vuSaabe » ohne illuitrterte Beilage dierteljahrltch 1,8» -it. Z'',D"Sden durch Boten »,1«-*> I" gan, DeMschland sret Hau« »,»» ,n Oesterreich 4,»V L — Einzel-Rr. I» Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserate werden die »gespaltene Petit,eile oder deren Raum mit iS Reklamen mit KO p die Zeile berechnet, bei Wiederholungen entsprechende,i Rabatt, «nchdrnikrret, Redaktion und «l»schäf«Sftellei Dresden, Pillnitzer Ltrafte 4». — Fcrniprcchcr IO»« AürRLckgabe nnverlangt. LchrtftftUcke keine Vrrbtndltchkrt« Redaktions-Sprechstunde: 11 bis 1» Uhr, krkrisckend und labend! vreclo-Lis-vi-ops V4 k»kund 15 PL. kerliax L kockstroli, vregäeii. Uieciorlsgen in allen Ltacktteilen. Für das S. Qrrartal LS 11 abonniert man aus die „Sächsische Volks zeitung" mit der täglichen Romanbeilage sowie der wöchentlich erscheinenden Beilage „Feierabend" zum Preise von I.8U Mk. lohne Bestellgeld), durch den Boren ins Hau» S.1V Mk. Der Bezugspreis auf die Ausgabe mit der illustrierten Unter haltungsbeilage „Die Zeit in Wort und Bild" erhöht sich monatlich um 10 Pfennig. 5. Konferenz der Zentralstelle für Voliswohlsahrt. Opo. Elberfeld, den 17. Juni 1911. Die Zentralstelle für Volkswohlfahrt ist iin Jahre 1906 hervorgegangen ans der Zentralstelle für Arbciterwohl- fahrtseinrichtlingen und hat sich die Aufgabe gestellt, durch Herstellung einer Verbindung zwischen den mannigfachen freien Organisationen auf dem Gebiete der Wohlfahrts- bestrebungeu diese in ihrer Entwicklung zu unterstützen, notwendig ersclseinendc Verbesserungen anzuregen, einer nachteiligen Zersplitterung der Kräfte entgegenzuwirken usw. In dicseni Jahre zuui dritten Male läßt sie ihrer eigentlichen Tagung, die am 19. und 20. d. M. hier statt findet, eine Jugklidpflegcrkvnfercnz vorausgehen, die heute nachmittag um 3 Uhr in der Stadt halle stattfand und durch ihre gute Beteiligung dokumen tierte, ein wie großes Interesse mau in den beteiligten Kreisen der Fürsorge für die schulentlassene Jugend ent- gcgenbringt. Zahlreich waren die rheinisch-westfälischen Kommunen vertreten, auch andere Städte hatte» Vertreter entsandt, ebenso die Negierungen von Arnsberg, Koblenz, Münster usw. Jugendverbände und Jugendorganisationen, der Gesamtverbaud der christlichen Gewerksa-aften, der Volksverein für das katholische Deutschland n. a. hatten Abgesandte geschickt. Die Verhandlungen wurden eröffnet und geleitet von dem Geschäftsführer der Zentralstelle Pro fessor Dr. Al brecht (Berlin-Großlichterfelde), der nach kurzer Begrüßung dem ersten Redner, Bürgermeister Maß (Görlitz), das Wort erteilte zu seinem Referate über: He Jugendpflege und die kommunalen Verwaltungen. Der Redner erwähnte einleitend die zahlreichen Be strebungen der Gemeinden auf dem Gebiete der Jugend pflege von der Geburt des Kindes bis zu seiner Entlassung aus der Volksschule und streifte insbesondere die Säuglings fürsorge. Mütterberatung, General- und Berufsvormund schaft, Kinderhorte und Bewahranstaltcn, »olvie die hygie nischen Einrichtungen der Schulen, um dann auf sein eigent liches Thema: „Die Fürsorge für die schulentlassene Jugend" einzugchen. Die Jugend bedürfe des Schutzes, wer habe diesen zu gewähren? Anfangs seien es die Geistliche n der katholischen und evangelisclM Konfession gewesen, die von ihrem früheren Standpunkte, nur das religiöse Mo ment zu betonen, längst abgekommeu seien und jetzt eine ausgedehnte soziale Tätigkeit auch auf diesem Gebiete ent falteten. Dem habe sich die Gesellschaft durch Einrich- tung von Volks- und Jugcndspicleu, durch Förderung des Turnens und Manderns der Jugend angenommen, aller dings noch nicht in genügendem Maße, da noch viele Kräfte, namentlich die der verabschiedeten Offiziere und Beamten brach lägen. Neuerdings sei auch der Staat, leider nicht auch das Reich, aus seiner Reserve herausgetreten, wie die Thronrede und der Ministerialerlaß vom 18. Januar 1911 zeigten. In diesem werden weitgehende Maßnahmen für die Jugend gefordert und alle freien Kräfte zur Teilnahme auf- gerufen. Auch sei in den Haushaltsplan eine erhebliche Summe eingestellt worden, die im Interesse der männlichen Jugend verwertet werden solle. In erster Linie aber müßte nach Ansicht des Vor tragenden die Gemeinde stehen. Zuständig sei sie, denn ihre soziale Aufgabe sei unbeschränkt. Allerdings sollte sich die Gemeinde hüten, diese Bestrebungen in eigene Leitung zu nehmen', vielmehr sei es die freie Licbestätigkcit, die Gutes schaffe. Die Gemeinde müsse aber alle auf die Ertüchtigung der Jugend gerichteten Bestrebungen durch .Hergabe von Mitteln. Ucberweisung von Turnhallen, Versammlungs räumen und dergleichen, sowie durch ihren Einfluß unter stützen. Von kirchlicher Seite könne Widerspruch nicht er hoben werden, denn die Religion solle ja nicht ausgejchaltet werden, sei vielmehr ein sehr wichtiger Erziehungssaktor, und die Bestrebungen der kirchlichen Organe sollten durch die Bestrebungen der weltlichen Behörden nur ergänzt werden. Ebensowenig sei ein Einwand von politischer Seite zu er heben. Die einzige Richtung, die die Gemeinde fordern müsse, sei Treue zu Kaiser und Reich. Die Einrichtungen in den Gemeinden würden sich im allgemeinen am besten an die Fortbildungsschulen angliedern lassen, die möglichst für Knaben und Mädchen zur Pflichtschule auszubildeu sei. Als weitere Fürsorgcakte werden die Gründung von Ledigen heimen, Fürsorge für eine richtige Berufswahl, Uebcr- wachung bestrafter Jugendlicher, sowie die Bekämpfung schädlicher Einflüsse durch Schundliteratur und Kineniato- graphentheater behandelt. Endlich geht Redner auf die Verhältnisse in Görlitz ein, wo sich vor zwei Jahren ein Ver band zur Fürsorge für die schulentlassene Jugend gebildet habe, der alle Bestrebungen dieser Art zusammenfasse. Tie Verbindung mit der Stadtgemeinde sei dadurch hcrgestellk, daß der Vorsitzende vom Oberbürgermeister ernannt werde. Der Verband mache auf die bestehenden Vereine aufmerk sam , unterhalte einen Lchrlingsnachweis, veranstalte Wanderungen und Kriegsspiele und unterhalte je ein gut besuchtes Jugendheim für junge Männer und junge Mädchen. In ähnlicher Weise wie die Städte müßten auch die Landgemeinden Vorgehen, ebenso die Kreise und Provinzen und sonstige größere Verbände. Für letztere würde sich namentlich die Hcrrichtung von Sport nnd Spielplätzen empfehlen. Der Redner fand für seine Ausführungen lebhaften Beifall. Nach ihm sprach Assessor Dr. jur. N e i m e r S - Wanne i. Wests, über: Das Kricgsspicl im Dienste der Jngcndpslege für die schul entlassene gewerblich tätige Jugend. Einleitend warf er einen kurzen Rückblick auf die ge schichtliche Entstehung des deutschen Kricgsspiels. Wenn es auch unmittelbar ans die englischen Boy-Seonts des Gene rals Badenpowel zurückzuführcn sei, so habe doch schon der Begründer des deutschen Turnens, Jahn, dieselbe» Bestre bungen gehabt, ohne sie jedoch ansführen zu können. Der Unterschied zwischen den deutschen nnd den englischen Kriegsspielen bestehe hauptsächlich darin, daß bei den deutschen alles rein Militärische ansgeschaltet werde. Der Redner schilderte dann den Verlauf eines Kriegsspiels und ging danach auf eine Wertung dieser Jngcndunterhaltnng ei». Ter Wert des Kriegsspicls besteht nach ihm in der erzieherischen und sozialen Bedeutung. Das Kriegsspiel habe zunächst denselben Wert wie das Wandern, das die Liebe zur Natur in den Jungen wecke. Es über- treffe das Wandern durch die größere Aktivität, die es von den Teilnehmern verlange. In der Jugend stecke eine über- schänmende .Kraftfülle, die sich auStobcn »volle. Und dies Bedürfnis sich zn betätigen, erzieherisch zu verwerten, sei die Aufgabe des Kricgsspiels. Es fördere die Wagelust, Entschlußfähigkeit, Willenskraft. Tic Jungcns würden in ihm vor Aufgaben gestellt, au denen sie ihre Fähigkeiten er proben könnten. In plastischer Weise werde ihnen auch die Organisation vor Augen geführt, die Notwendigkeit, sich in das Ganze zu fügen und sich dem Ganzen gegenüber verant wortlich zu fühlen. Sie lernten gehorchen, freiwillig und freudig gehorchen. Jeder einzelne müsse wissen, daß die Maschine stille steht, »neun er sich nicht einstigen kann. Und ebenso »nichtig wie das Gehorchen sei das richtige Befehlen. Mit großer Vorsicht sei darauf zu achten, daß unter den jugendlichen Befehlshabern kein Größenwahn anfkomme, daß er wisse, man gehorche nicht seiner Person, sondern dem Ganzen. Und in diesem richtigen Gehorchen- und Vefehlcn- lernen beruhe die Bedeutung, des Kriegsspiels für unser wirtschaftliches »nie militärisches Leben. Auch eine hohe soziale Bedeutung habe das Kriegsspiel, an dem Erwachsene teilnehmcn, da es die gesellschaftlichen Unterschiede hintansctze und Einblicke in die wirtschaftlichen Verhältnisse und die Gedankenwelt der Jugend gestatte, die inan sonst nicht erhalte, da es die sozialen Tugenden der Kameradschaft, Aufopferungsfähigkeit und des Gemeinsani- keitSgestihls fördere. Redner gibt dann ans seiner Erfahrung einige praktische Winke und betont besonders, daß man alle Kreise zu gewinnen suchen müsse. Auch diesen Redner lohnte für seine interessanten Aus führungen reicher Beifall. In der Diskussion betonte der Elbcrfelder Bezirkskommandenr die Notwendigkeit des .Kartenlesens und des Turnens. Bezüglich des ersten Vor trages wurde von mehreren Seiten gerügt, daß der Refe rent zu wenig Wert auf das religiöse Moment in der Jugendfürsorge gelegt habe, auch beklagte inan es, daß die Kominnnen bei Veranstaltungen konfessioneller Jugend vereine oft nicht paritätisch vorgingcn. Politische Rundschau. Dresden, den lk>. Juni 1911 — Der Kaiser begab sich mit dem Prinzen und der Prinzessin August Wilhelm sowie Prinzessin Viktoria Luise am Sonntag gegen 21/2 Uhr nachmittags von der „Hohen- zollern" im Schimmelviererzug zur Rennbahn bei Horn, wo er gegen 3 Uhr eintraf. Das Publikum begrüßte den Kaiser, der die Uniform des Königs-Ulanen-Regiments trug, mit stürmischen Znrnfen. In der Hofloge hatten sich u. a. ein gefunden die Bürgermeister Dr. Bredöl und Burchard sowie der preußische Gesandte v. Bülolv mit Gemahlin. Der Kaiser unterhielt sich längere Zeit mit dem Bürgermeister Dr. Burchard. Die Herrschaften sahen das Rennen um die Silberne Peitsche, worin W. Schulz auf „Eambronne" siegte. Es folgte das Rennen nm den Großen Hansapreis, in welchem Packhcisers „Star" erster wurde. Beim Kaiserin- Augusta-Viktoria-Nennen kamen acht Pferde zum Start. Als erster ging Leutnant v. Egan-Krieger auf „Trotz- köpfchcn" durchs Ziel. Prinzessin August Wilhelm über reichte dem Sieger des Handikaps den Ehrenpreis der Kaiserin, einen goldenen Pokal. Gegen 5 Uhr verließen die kaiserlichen Herrschaften unter Hochrufen die Rennbahn. Prinz Joachim von Preußen ist im 1. Gardcregimcnt L>> F«ß zum Oberleutnant befördert worden. — Da» preußische Herrenhaus befaßte sich init dem Zwcckverbandsgcsetz für Groß-Berlin. Das Gesetz findet hier wenig Gegenliebe und nahezu alle Redner haben an der Vorlage Erhebliches auSzusetzen. Ein Antrag aus Zurückverweisung an die Kommission wurde aber doch abgelehrt. — Da» preußische Abgeordnetenhaus begann am Samstag die zweite Beratung der rheinischen Gemeinde ordnung. Eine Reihe von Anträgen lagen seitens des Zentrums und auch von freisinniger Seite vor. Die Regierung stand manchen Zentrumsanträgen sympathisch gegenüber; in den Parteien ist die Meinung geteilt. Die Beratung geht nur langsam voran. Das Haus ist schwach besetzt und bei einer Abstimmung mußte die Beratung abgebrochen werden, da das Hans nicht beschlußfähig war. Die Einfuhr griechischer Weine in Deutschland be gegnete bekanntlich in letzter Zeit mehrfach Schwierigkeiten, indem größere Partien an der Grenze beanstandet, meist aber »nieder freigegeben »vnrden, nachdem der Nachweis der Reinheit erbracht »rar. Die Schwierigkeiten sind zum größten Teil darauf zurückzuführen, daß Griechenland noch kein Weingesetz besitzt. Zwecks Regelung der Verhältnisse fand am 16. d. M. in der griechischen Gesandtschaft in Berlin eine Beratung über den Entwurf eiues Weingesetzes statt, das der griechischen Kammer baldmöglichst vorgclegt werden soll und niöglicherweise noch in diesem Herbste in Kraft treten wird. I Abgeordnete als Zeugen. Am letzte»» Sonnabend sind beim Kammergericht eine Reihe interessanter Zeugen vernommen worden. Auf Veranlassung des Königs. Preu ßischen Kriegsministerinms und im Verfolge eines .Kanuner- gerichtsbeschlnsses vom 6. Mai sind die Mitglieder der Reichstags - Redaktionskommission des Mannschaftsversor- gungsgesehes über gewisse Vorgänge in der Kommissions- - sitzmig des Reichstages vom 24. Januar 1908 richterlich vernommen worden. Diese Vorgänge betreffen die Renten- klage des Zahlmeisters Reinecke gegen den Militärfiskus und eine Auslegung des 8 36 des Versorgungsgesetzcs durch das Reichsgericht, die vom Kriegsministcrium als zu Un recht erfolgt angesehen wirdi Ter beklagte Nrichsmilitär- fiskns hatte vorgeladen die Neichstagsabgeordneten Erz beiger und Tr. Südekuni, den Obersten Siber, den Geh. Negierungsrat Iah» und den Geh. Admiralitätsrat Dr. Fetisch. Ter damals ebenfalls beteiligte nnd der Redaktions kommission angehörige Abgeordnete Graf Oriola ist in zwischen verstorben. Es darf als ein völliges Novum gelten, daß Vorgänge aus den Verhandlungen der Parlaments- kommissiou zur Grundlage der Rechtsprechung gemacht wer den sollen und dabei auf Abgeordnete zu Zeugenzwecken für den Fiskus znrückgegriffen wird. Nach unserer Information sind sämtliche Zeugen auf seiten des Militärfiskus getreten und haben dessen Auffassung durch ihren Eid bekräftigt, in dem sie die Vorgänge so schilderte», wie es seitens des be klagten Fiskus angegeben war. Tic Teilnehmer an der vSinauischin Studienreise, über fünfzig Angehörige der gebildeten Kreise des türkischen Volkes, sind am Sonntag um 8-K, Uhr vormittags auf dem Bahnhofe Friedrichstraße in Berlin cingetroffe», wo sic voin türkischen Botschafter und mchreren Mitgliedern der Bot schaft von zahlreichen Angehörigen des hiesigen osinanischen Klubs, vom Generalseidmarschall v. d. Goltz-Pascha, Staats- minister z. T. Heutig, General v. Boeh», von dein Vor sitzenden des Hansabundes Gehcimrat Ricßer, vom Stadtrat Kämpf für den Handelstag und die Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft, von dem Direktor der Deutschen Orient- l>ank Dr. Alexander, sowie von de» stellvertretenden Direk toren der Dresdner und Deutschen Bank Dr. Schacht und Neef empfangen wurde». Nachdem Exzellenz v. d. Goltz in einer deutschen Ansprache die Herren begrüßt hatte, hieß der Präsident des osinanischen Klubs Suliman Bei die Herren in der Sprache ihrer Heimat herzlich willkommen. Sonderrabatte — Barzahlung. Einen »nichtigen Schritt hat der Bund der Handel- und Gewerbetreibenden getan, richtiger gesagt, tun müssen. Er hat in Geinein schaft mit dem Verein Berliner Kanfleute der Kolonial- Warenbranche, gegründet 1870, mit welchem er gemeinsam