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Drittes Blatt Sächsische BolkSzett»«g vo« 14. August 1910 Nr. 185 Vermischtes. V Unglücksfälle durch Kraftfahrzeuge. Nack, der letzten Statistik ist im Jahre 1909 die Zahl der Unglücksfälle, die durch Kraftfahrzeuge hervorgerufen wur- den, von 1864 auf 5069 gestiegen. Aber bei der Zunahme der Kraftwagen liegt darin eine relative Abnahme. Die Zahl der deswegen anhängig gemachten Strafverfahren har dagegen von 430 (1908) auf 402 abgenommen. Ebenso ist die Zahl der Bestrafungen von 314 auf 290 zurückgcgangen. Auf die einzelnen Bundesstaaten verteilen sich die Unglücks fälle usw. wie folgt: Preußen steht mit 3353 Unglücksfällen. 116 Strafverfahren und 76 Bestrafungen an der Spitze. Es folgt Bayern mit 677 Unglücksfällen, 75 Strafverfahren und 58 Bestrafungen. Sachsen figuriert in der Statistik mit 333 Unglücksfällen, 100 Strafverfahren und 65 Be- strafungen, während Hamburg, wo sich 244 Fälle ereigneten, nur je 19 Strafverfahren und Bestrafungen aufzuweisen hat. Die entsprechenden Ziffern in den thüringischen Staaten sind: 118, 24 und 18. In Württemberg ereigneten sich 77 Unglllcksfälle, die 11 Strafverfahren und 8 Be strafungen zur Folge hatten, in Baden entsprechen: 87, 22 und 18, in Hessen 42, 9 und 6, in Bremen 42, 22 und 19, in Lübeck 10, 2 und 2, in Elsaß-Lothringen 82, 2 und 1. Am besten schneidet Oldenburg ab, wo nur 4 Unglllcksfälle. aber keine Strafverfahren und Bestrafungen registriert wurden. Was die Verletzung von männlichen Personen an betrifft, so wurden im ganzen 2056 (187 Führer, 308 In sassen, 1560 Personen) im Deutschen Reiche gezählt. Ge- tötet wurden im ganzen 110 (12 Führer, 19 Insassen, 79 dritte Personen). Das weibliche Geschlecht ist niehr ge schont worden. Im ganzen wurden 570 Personen (1 Führer, 21 Insassen, 448 dritte Personen) verletzt und 31 (3 In sassen, 29 dritte Personen) getötet. Man sieht also, daß das neue Automobilgesetz gut wirkt und daß die bessere Aus bildung der Führer die Hauptsache ist. v Ein Flugapparat zweier Wiener Ar beiter. Ein Flugapparat von besonderer Bauart ist von zwei Wiener Arbeitern gebaut worden. Die Erbauer deS Apparates, der sich in seiner Anlage überaus schmuck reprä sentiert, sind der ehemalige Rennfahrer und jetzige Chemi- photograph Paul Kramer und der Eisengießer Franz tzßSi dener. Sie haben an dem Flugapparat — es ist ein Ein. decker — seit Dezember des Vorjahres, und zwar immer nur nach Feierabend gearbeitet. Jeder einzelne Bestandteil, selbst der Motor, ist das Werk ihrer Hände. Ter Apparat ist 7 Meter lang und 6 Meter breit und wiegt im ganzen 90 Kilogramm. Der Rahmen ist aus Bambusstäben und Eschenholz hergestellt. Der zweizylindrige Motor von 13 bis 11 Pferdekräftsn wiegt 29 Kilogramm, das Ausmaß der Gleitflächen beträgt 13 Quadratmeter. Die Herstellungs, kosten betrugen 700 Kronen. Die beiden Erbauer hegen die größte Zuversicht für die Leistungsfähigkeit des Mono plans, doch stellen sich der praktischen Erprobung Hinder nisse in den Weg, weil die Mittel der beiden Arbeiter er schöpft sind. Sie haben sich an den Wiener flugtechnischen Verein und an das Bürgermeisteramt von Wien-Neustadt mit der Bitte gewendet, es möge ihnen ermöglicht werden, ihren Apparat auf dem Neustädter Flugfelde praktisch zu erproben und vorzufllhren. Schramm 4 kehtermever, Dresden 86681,-. 18 Mlzjslliolsl) stil-naistvks 8t,-. 2 D» M 4 stg. SII. I.snöliau88li-. 27 W ZOO Sorten Axaretten. 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Und daß die schöne Frau bis zum Ende lebenslustig gewesen, bewies ein Brief, den man bet Treuenfels fand." „Was enthielt der Brief?" forsclste Gertrud zitternd. „Ein Liebesbckenutnis!" sagte Suse verächtlich. „Sie bat ihm alles ab, und sie sagte, jetzt müsse das Leben erst lustig werden, lustig und toll!" „Sie war eine Wahnwitzige!" schrie Gertrud auf. „Möglich!" gab Suse zu. „Aber deshalb durste er sie noch nicht töten. — Siehe, Kind, wenn sie denn selbst sollte das Gift genommen haben, warum hat er sic nicht zu retten gesucht? Es ist kein Arzt zu ihr geholt worden, er hat ihr kein Gegenmittel eingegeben . . . Wie reimt sich also das mit Mensch lichkeit zusammen? Nein, ich bleibe dabei: Treuenfels ist ein MörderI" „Er muß sich doch verteidigt haben! Erzähle mehrl" forderte Gertrud. „Ach, laß mich, Goldherz," wehrte die Alte ab. „Du mußt ins Bett. Du bist ja schneebleich! Und die Gerichtsverhandlung, die habe ich dazumal wohl gelesen, aber, du lieber Himmel, in einer Zeit, wo in jeder Stunde eine schreckliche Tat passierte, da vergißt man manches." ss „Wie lang« ist es her, daß die Geschichte passierte?" forschte Gertrud. „An die 14, 16 Jahre doch wohl'," rechnete Suse nach. Sie machte sich saust und zärtlich frei von den sie umklammernden Armen des fast fiebernden Mädchens, stand auf und trippelte an ihren alten, wurmstichigen Sekretär — Hausrat der Hellwigs — und kramte in einem seiner Fächer herum. — Mit einem blitzblanken Glasteller voll süßen Gebäcks kam sie wieder zu Gertrud. „Iß, Herzchen, ich bringe dich dann zu Bett!" schnieichelte sie jetzt. „Nein! Nein!" rief Gertrud, den Teller unsanft beiseite stoßend — sie war ein kleines Leckermäulchcn, und diese Abwehr der berühmten Schoko ladenwaffeln machte Suse völlig bestürzt. — „Ich mag nichts essen, ich kann auch nicht schlafen I Das ist zu schrecklich! Einen Menschen so um die Ehre zu bringen, ihm so das Leben verwüsten! Ich fasse es nicht!" „Du glaubst nicht an seine Schuld?" fragte Suse bedachtsam. „Niemals!" brauste Gertrud auf. „So wie er sieht wohl ein Unglück licher aus, doch kein Schuldiger . . . Gute Nacht, Suse!" — „Du willst doch nicht allein . . .?" „Warum nicht?" fragte sie trotzig. „Es wird kein Ritter Blaubart kommen. Sie war aufgesprungen und stand schon an der Tür. Aber sie zitterte wie Espenlaub vor Furcht und Grauen. So ließ sie eS denn geschehen, daß Suse kopfschüttelnd die Kerze ansteckte und ihr voran in die Dunkelheit des Korridors hineinging. Aber sie nahm SufeS Begleitung nur bis zur Tür ihres Zimmers an. Gertrud sagte zerstreut nochmals „Gute Nacht", dankte und trat über die Schwelle. Die Hängelampe brannte unter dem rotseidenen Schirm. ES war behaglich warm in dem Gemache, eine gut geschulte Dienerin hatte sorg lich darin gewaltet. — Gertrud würde, wie sonst auch, mit einem großen Glücksgefühl im Herzen ihr weiches Lager aufgesucht haben. Aber die Lebenssphinx hatte ihr heute daS eherne Antlitz gezeigt, und däS weichmütige, des Leidens ungewohnte Kind war zu Tode erschrocken vor der Summe von Schuld und Elend, die in den Rätselfrogen deS gewaltigen Ungetüms ver- SkiHnet ficht, i,- , ». ».», . . — 17 — Hellwigs bewohnten ihre Villa allein, Gertrud hatte also nicht zu be- fürchten, auf ihrer Wanderung durch die Dunkelheit auf Unbekannte zu stoßen. Dennoch schlug ihr Herz heftig, als sie die Treppe zu dem Giebel- stübchen emporstieg. Hier wohnte eine langjährige Dienerin des Hauses, die alte Suse, welche einst Gertruds Wärterin gewesen und auch späterhin ihre Dienste der Ltaufmannsfamilie gewidmet hatte, jetzt aber, alt und auch kränk- lich geworden, das Gnadenbrot von Hellwigs erhielt. Leise und behutsam öffnete Gertrud die Türe zum Gemach der alten Frau. Leise und behutsam trat sie in das einfach möblierte, gut durchwärmte und traulich erleuchtete Stübchen. Auf dem breiten, bequemen Sofa saß die Gesuchte schlafend, und sie lächelte über das ganze runzlick)« Gesicht, als Ger trud sie mit Liebkosungen weckte. „Mein Engel, Lu? So spät kommst du herauf?" fragte sie freudig er staunt zu Gertrud eruporblickend. „Und wie schön du aussiehst I Gerade wie ein EngelchenI Ich glaube, ich träume noch, TrudchenI" „I bewahre I" lachte das Mädchen und nahm neben der hübschen, nett und sauber gekleideten alten Frau Platz. „Ich bin es wirklich! Fasse mich doch an! Ich komme aus dem Theater direkt zu dir. Nicht einmal zum Essen habe ich mir Zeit genommen, habe nur eine Tasse Tee getrunken und bin durch die pechrabensckpvarze Finsternis zu dir geeilt. Ich bin nicht müde uirh möckste gern noch ein bißchen mit dir plaudern. Und nachher gibst du mir ein paar von deinen selbstfabrizierten Schokoladenwaffeln, bringst mich hinunter und ziehst mich aus. Denn ich graue mich, zur Geisterstunde allein durchs Haus zu gehen! Horch nur, wie der Sturm heult!" „Du bist doch kein Kind mehr, das man mit Liedern und Märchen zur Ruhe bringt, TrudchenI" meinte die Alte lächelnd, indem sic Gertruds Hände zärtlich streichelte. „Und die Mama hat's auch nicht gern, wenn du zu nach schlafender Zeit noch in mein Stübchen schleichst. Du bist nun eine schöne und große Dame geworden, für die es sich nicht schickt, noch stundenlang bei einer alten Dienerin zu sitzen. So denkt die Mama. Und ich nwchtc sie nicht gerne erzürnen. Liebchen." . „Ja, hast du mich denn nicht mehr gern, daß du mich lvegschicken willst?" fragte Gertrud beinahe betrübt. „Ich bin so lange fort gewesen, in der Pen- sion, wo es mir lange nicht so gut gefallen hat wie zu Hause, und nun ich wieder ganz die alte sein möchte, dein wildes, verzärteltes Trudelchen, da sprichst du weise Worte zu mir und drückst nnch hübsch beiseite. Ist das An hänglichkeit, ist das Freundschaft, meine liebe Suse?" „Ach, du süßer Kindskopf!" rief Suse ganz stolz und hocherfreut. „Ich dich nicht gern haben! Durchs Feuer ginge ich für dich! Aber dos wird nicht nötig sein! Mein Trudchcn kommt nie und nirgends in Lebensgefahr, daS heiratet unseren bildhübschen Herbert und lebt selig und in Freuden mit ihm, wie eS im Märchen heißt." „Detter Herbert heiraten! Hahahal" lachte Gertrud laut auf. „Fällt mir ja im Traume nicht ein, Altchen! Nein — Herbert ist nicht der „Rechte" für mich, das glaube mir nur. Viel eher würde ich erneu „Ritter Blaubart" zum Manne nehmen, der mindestens zehn Frauen die Köpfe abgeschlagen hat. .Lsber so was gibt'S ja gar nicht mehr!" wie Herbert immer zu sagen geruht." ..pv >'. »Unker schtoekeß AnklckM.*