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Nr. 188 — S. Jahrgang Sonntag de» 14. August LV1V Ericheint täglich nachm. «U «ru«na-»e der Sonn- und Festtage. »«»«ab« Witt .Die Zelt »n Mort und Bild- rtertelsShrltch 2.lO X. In Trerden durch Bote» 2,4V ^c. In ganj Deurschlluch>e« Hau« 2.8» vulaabe «.r Ohne Illustrierte Beilage diertels 1,80^» I» Dreiden d. Bote» 2,kV In ganz Deutschland srci Hau« 2.S2 - «iuzel-istr. IO ^ — ZettungrpreiSI. »!r. ««Lj. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserat» werden die «gespaltene »etilzeiie oder deren Raum mit »8 ^.Reklamen mit 20 I die Zeile berechnet, bei Wiederholungen entsprechenden Rabatt. Vnchdrnckeret, Redaktion »ad tiiesch.ist-stcllc, »resvea. Pilluitzer ««raste 4». - S'rnsprecher l»v« kkürRüikgabe unverlangt. Schristftiiike keine Verbindlichkeit Redaktion«-Sprechstunde: II 12 Uhr. Lpfpisoiisud und labend Opedo- ^isbeecen pfuncl 15 Dfsnmgs. CerÜng 8- stocicstrosi, Dreien. dilseiselak'-n In »IIsn 8t.»6ttsllsn. itid Ussts Louu^uquollo! ,7^7 Varrüxllekv HVU8 und ^vtirnuetltn, ttllv Ilolr- und 3t.rl»rlon snvli« n»et» 2si<t>nun^ «k- von 00 Ln lUvnixn >u««lnUI, ^ttnatik?« ^nill^vise, tiobvi Xa»«or»r»d«»t1 l Hlvt-I'luova t ^vk»vll-<i«orgvo-4ttev 1L Mariä Himmelfahrt. Festtag ist im Himmel und auf Erden. Die Mutter- gottes ist hcimgekehrt. Engel haben sie ins Paradies ge tragen, auf den Knien liegen die Märtyrer, und SalemS Tore stehen offen. Willkommen! Am Ziel bist du, Jungfrau, Königin, am Ziel! Nach langer Wanderung über Berg und Tal, durch Not und Tod — am Ziel! Aufgegangen ist die Liliensaat, Ostersonue leuchtet. Trockne deine Tränen, Schmerzensreiche! Tein ist die Palme, dein der Lorbeer und die Amarantenkrone. „Llaxuikieat rrniimr man Dominum. Hoch preiset meine Seele de» Herrn!" So die Mutter. Auch der Kinder Seelen sind voll L'l'bt und Melodie. Gedanken gehen in uns auf wie Sterne, wie Sonnen hell und klar. Es regt Unsterblichkeit die weißen Flügel, der Geist erhebt sich aus dem Erdental und schwingt sich aufwärts, adlerglcich dorthin, wo die Ver klärung wohnt. Erhaben über Menschenworte sind heute unsere Ge- fühle. Wir sind wie Pilger, die wandermüde ruhen im Schatten der Marienlinde. Es rauschen ihre Zweige, sie rannen von verklungenen Gebeten, von Jahrhunderten, die hier Trost gesucht, nun ewig überwunden, Licht und Ruhe haben. — Aveglöckleiu läutet. — Sehnsucht faßt unser Herz. — Traun! Daß wir fliegen könnten ins goldgekrönte Abendrot! Es mag der Christcnseelo frommen, bei dieser Mystik fürder zu verweileir. Doch die Not der Zeit ruft uns auf die Schanzen. Nicht Mystik, Apologetik ist ihre Sprache und ihr Bedürfnis. Diese Geisteswaffe darf heute weniger denn je in der Scheide ruhen. Nicht sowohl, um Andersgläubige zu überzeugen. Wir wissen, daß u»sere Worte im Sturme verloren gehen, wissen, daß Ueberzeugen für gewöhnlich nicht des Menschen, sondern Gottes Sache ist. Vielmehr, um uns selbst Gerechtigkeit und freie Bahn zu schaffen und den lästigen Schwarm der Hetzer zu vertreiben, der ohne Nast dem Pilgerzug der Kirche in de» Rücken fällt. Zahlreich sind die Einwände gegen unseren .Kult. „Daß die Bibel so wenig über Maria redet!" sage» die einen. „Daß gar so klein im Vergleich zu Jesus ihre Nolle ist!" meinen die anderen. Wir entgegnen: Konnte das Evangelium mehr und größeres von Maria sagen als dieses: „Mutter Ies u?" „Mutter Gottes sein," schreibt Luther, „ist ctn so hohes, so unermeßtiches Vorrecl-t, daß es alle Fassungskraft mber- steigt. Keine Ehre, keine Seligkeit kann einer solchen Er- habenhcit nahe komme» . . ." Mutter Jesu! Das war ihre Ehre und ihr Beruf. Dreißig Jahre >var der Sohn der Mutter untertan, dann beginnt sein Amt. Hier schweigt Maria, Jesus redet. Beide Berufe, der der Mutter und der des Sohnes, habe ihre Art und Weise, ihre Zeit und Spracl-e. Ter Stern geht unter, wenn die Sonne scheint. Mutter Jesu! Das wissen wir und wir wissen alles. Aber hat der Herr ans der Hochzeit zu Kana nicht aller Marienverehrung das Urteil gesprochen? — „Was ist mir uird dir, Weib?" ') Nickst Mutter, Weib, Frau wird sie genannt. Verlassen scheint sie von dem Sohne, wie am Kreuz der Sohn vom Vater wird verlassen sein. Aber sie, die weder stolz noch niedergeschlagen, immer Magd des Herrn und Braut des heiligen Geistes ist, die stille, edle Dulderin, sie überwindet eine Prüfung, der einst Himmelsfürsten zum Opfer gefallen sind, eine Prüfung jener Würde, die, wie August Nicolas sagt, ihre Größe und ihre Gefahr ausmacht. Sie liebt den Geber mehr als die Gabe. Nur das Große kann sich demütigen, weil nur dw Demut wahrhaft groß ist. Gottessohn — gekreuzigt. Got tesmutter — gedemütigt, liegt nicht das ganze Geheimnis der Erlösung in diesen Worten? Was wird der Heiland seiner Mutter gesagt haben, indem er ihre Bitte erfüllte, wenn er der Kanaaniterin zuricf: „O Weib, dein Glaube ist groß! Dir geschehe, wie du willst." Oder wird er ge schwiegen, nur gedacht haben niit großen, göttlichen Ge danken? Vielleicht! Tenn ihre Zeit war der Demut, ihre Ewigkeit dem Triumph geweiht. Es ist das Los der Marienverehrung immerfort ange griffen zu werden. Wundert euch das? Steht nicht ge- ») Die LrNSruug dieser «Ilielstelle (Joh 2. 4) ist »ei den einzelnen kathol. Theologen verschieden. Indem wir «ine derselben, die de- Kardinal- Maurh (I?8»»i sur I ZIogiionoo <is I» okairs) kurz erwähnen, wolle» wir sie ketne-weg- die beste und einfachste vevnen. Man vergleiche dt« meisterlichen Ausführungen bet AlovS ctft'. schrieben: „. . . Und Feindschaft will ich setzen zwiscl-en dir und dem Weibe . . . ."? Ist dies nicht der Lebenslauf aller Wahrheit: „Gekreuzigt, gestorben und begraben"? Aber immer noch heißt es weiter: „Am dritten Tage wieder auf erstanden von den Toten." „Der blinde Eifer gegen eine der gebeiligste» Wahr heiten des Evangeliums" ist ebenso sehr die Erfüllung pro- phetijcher Worte wie das unsterbliche Ave Maria. Unser Marienkultus hat zu viel vom Herzblut des Christentums, als daß man ihn ohne Lebensgefahr für den gaiizen Organismus entfernen könnte. Friedrich Naumann, der in seinem Werke „Gotteshilfe" diese Gefahr sieht, findet nicht die Kraft, ihr zu entrinnen. Das Schöne, Ergreifende, teilweise das Berechtigte und Segensvolle des katholischen Glaubens zugebend, zugebend, daß auch in der Bibel der Protestanten das Ave stehe, scheint sein letztes Wort zu sein: . . Für uns kein Gegenstand kirchlicher Verehrung." Es ist ein Verhängnis des Protestantismus, eingesogen mit der Muttermilch, daß er rücksichtslos die Gedanken abschneidet, wenn sie aiifaiigen. ihm unangenehm zu wer- den. Sowohl auf der positiven, wie auf der negativen Seite bleibt er stets ans halbem Wege stehen. Dabei ist er nicht verlegen, aber auch nicht gerade wählerisch, den Stillstand zu begründen. Derselbe Friedrich Naumann gibt dafür einen sprechenden Beweis. Er schreibt: „Wir freuen uns unserer protestantischer Pflicht der geschichtlicl)en Prüfung auch da, wo sie unser Empfinden trifft .... Wer in Nazareth war. verlor dort die deut schen Marienbilder uird wurde gezwungen, noch einen Schritt weiter auf dem Wege zu gehen, den Luther ihn führte. Maria war eine Morgenländerin, hold selig im Geist und Sinn der Frommen jenes Landes. Sie war nicht holdselig, wie ein blon des, sanftes deutsches Mädchen, das im weichen nordisclM Sonnenschein fleißig am Fenster sitzt. Ihre Art und Natur war asiatisch. Niemand von uns hat eine klare Vorstellung von ihr, nur (!) wissen wir, daß sie die Mutter des Heilandes war.... Maria von Na z a r e t h, M 11 t t e r I e s n Christi, wir brin gen es nicht fertig, vor deinem Altar zu knieen, wir wissen, daß du nicht unserer Art warst . . . ." („Gotteshilfe" S. U> und 17). Eine seltsame „geschichtliche Prüfung"!! Heute so und morgen: „Christus — nicht unsere Art!" Vielleicht treffen auch hier die Worte jenes christliclM Den- kers: „Man sagt immerfort, um zu glauben, müsse man seine Verminst opfern: man könnte eher sagen, um nicht zu glauben." ES kommt in unseren Tagen für »ns Katholiken alles darauf au. nicht mir die Psychologie der Wahrheit, sondern auch — allgemein gesprochen — die Psychologie der Welt und ihrer Kinder zu studieren, ruhigen, klaren Blick, Kennt nis und Verständnis unserer Kircl-e zu bewahren, sich zu überzeugen, wie tief gegründet und verankert alle ihre Leh ren sind, nicht zu vergessen, daß unsere materialistischen Zeitgenossen den Sinn für Geist »nd Ewigkeit verloren haben. Was sie nicht sehen, greife», essen, trinken, aufs Brett zahlen und in den Taschen klimpern können, das gilt und zählt wie nichts. Das ist die Regel. In der Ausnahme ist zn beobachte», wie einzelne Philosophen einen neuen Erdteil entdeckt zn haben glauben, wenn sie die reale Macht der „Impondera bilien" des Christentums erkannt und erlebt haben. „Land. Land!" rufen im wogenden Meere moderner Erziebungs- theorien diese kühnen Schiffer und was sie finde», ist das alte, gottqesckxrffene Christenland. Es wird eine Zeit kommen, wo unsere Gegner eine Marienverehrung finden oder erfinden werden, um der Wahrheit und der Seelen willen, die ohne ihre Kraft ver loren gehen. Gerade wegen der sozialen und ethi schen Werte des Marie nkultus, wegen sei ner hervorragenden pädagogischen Bedeu tung, die zu tief liegt, als daß die Oberflächlichen einer flüchtigen Zeit sie sehen, wird man nach ihr verlangen wie nach einer Arche ins der Flut der Sünde. Die katholische Kirche hat für die Marienverehrung einen Kampf gekämpft, der mit seinen jahrhundertelangen Mühen fast ohne Gleichen ist. Sie tat das in der tiefen und ausgesprockMen Ueberzeugung, daß der Kampf unter dieser Fahne ein guter und in des Wortes eigentlichsten: Sistne christlicher Kampf ist. Wir müssen die Weisheit und Ausdauer der Kirche be wundern, die für eine Sache durchs Feuer geht, die, ober flächlich betrachtet, fast unwesentlich und gering scheint, die aber einem erleuchteten Denken das ist. was die Kirche stets von ihr gehalten hat: Ein Teil jener Burg, über dessen Tore der ewige Name Christus steht. Laßt »ns diese große Wahrheit mit dem Sonnenscl)ein des Festes in die Seele nehmen, und während die Flannnen- zeicl>e» einer ernsten Zeit am Himmel stehen, wollen enger wir die Reihen schließen. Maria ist die Hilfe der Christen, .Auxilnrm Obrintirr- i-orum." Es ist eine geschichtliche Tatsache, daß die Siegs der Kirck>e an den Namen der Mnttergottes geknüpft sind. Möge uns die Himmelskönigin auch den letzten und ent scheidenden Sieg erflehen, die Gnade, „in dem Kuß des Herrn zu sterben", heimzukehren wie sie: Im Sommerabend- gotd . .. austöiieiid wie eine Vesperglocke und aufsteigend wie ein Magnisikat, schon verwischt mit den Jubelklängen einer ewigen Glückseligkeit. 8. zz. Tagung des Verbandes kath. kaufm. Vereinigungen Deutschlands. t'po. Würzburg, den 12. August 19 lO. Tie 33. Generalversaimiiliing des Verbandes katholi scher kaiifiiiäniiischer Vereiniguiigeri Deutschlands nahnl heute früh !> Uhr hier im Platzsclien Garten ihren Anfang. Die Teilnahme aus alten Teilen Deutschlands ist sehr stark. Würzbnrg hat zu Ehren der Kongreßteilnehmer Flaggen» schmuck angelegt. Zn Präsidenten der Versammlung wer den Gröningen-Aachen und Haab-Kaiserslautcrn gewählt. Namens der Königlichen Regierung begrüßt Negierungsrat Giesel die Generalversammlung. Die Regierung betrachte! cs als ihre Aufgabe, den Kaufmannsstand leistungsfähig und stark zu erhalten. Darum bringe sie den Verhandlun gen großes Interesse entgegen. (Beifall.) Kommerzienrat Hilken-Wnrzburg begrüßt die Versammlung namens der Handelskammer des Kreises Unterfranken. Die gesetzgebe rischen. wirtschaftliche» und sozialen Fragen der Tagesord nung interessierten besonders die Handelskammer. (Bei fall.) Ter Würzburger katholisclie kaufmännische Verein Konstantia bieß durch seinen Vorsitzenden Bauch die Aus wärtigen herzlich willkommen. Das Stadtoberhaupt von- Würzbnrg, Bürgermeister Ningelinaim, der beute durch eine Magistratssitziing verhindert ist, hatte schon gestern auf dem Vegrüßungsabende die Gelegenheit ergriffen, um den Verband unter Anerkennung seiner sozialen Bestrebungen herzlich willkommen zn beißen. Auch hatte aus dem Be» grüßungsabende der Reichstagsabgeordnete für Würzburg, Justizrat Dr. Thaler, in einer A»sprack)e die gesetzgebe rische» Fragen des Kaiisinannsstaiides berührt. Zunächst wurde in der heutigen Sitzung die Aufnahme von LI neue» Vereinen unter lebhaftem Beifall gutgeheißen, Als soziales Programm des Verbandes werden dann fol gende Beschlüsse proklamiert: Der Verband verlangt für de» selbständigen Kaufiiinnnsstand: 1. eine Reform der Ctenergesetzgebiiiig, eine der Leistungsfähigkeit entsprechende Besteuerung der Warenhäuser, Bazare, Versandtgeschäfte, Filialgeschäfte und Konsumvereine: 2. eine Reform des GeiwssenschaftSgesetzcs, insbesondere ein gesetzliches Verbot der Beamtenkonsumvereine und Unterlassung jeder behörd lichen Unterstützung der Konsiimvereiiie: 3. Schutz des seß haften Detailhandels durch Verbot der Wanderlager und Verschärfung der gesetzlichen Bestimmungen über de» Ge werbebetrieb im Umberzieben (Hausierhandel): 1. eine Re form der KoiikiirSordniing: ü. eine Reform der Gerichtsvoll» zieherardnimg: (>. Schutz gegen unlautere Koiikiirreiiz: 7. eine der Bedeutung des Detailhandels entsprechende Ver tretung i» de» Handelskammern durch reichsgesetzliche Rege lung der Organisation der Haiidelskamniern mit allgemei nem, gleichen! Wahlrechte: 3. Förderung der Verkehrsbe- dürfnisse des Detailhandels. Insbesondere wird verlangt: Beseitigung der Fahrkartenstciier, Wiedereinführung des PostaiikiinstSstempels, Beibehaltung der jetzige» Fernsprech- gebührenordniing, Ermäßigung des PortoS für Postkarten im Ortsverkehre auf 3 Pfennig. Für den kalifmännischeni Angestellte» verlangt der Verband: Erhöhten Schutz deck Dienstbertrages durch Ergänzung des Handelsgesetzbuches, »nd zwar dahin, daß der Handlungsgehilfe, der durch un verschuldetes Unglück an der Leistung der Dienste verhin dert ist, seinen Anspruch auf Gehalt und Unterhalt aus die Dauer von sechs Wochen behält und Bezüge ans einer Kran ken- und Unfallversicherung nicht abzugsfähig sind. Ferner verlangt der Verband, daß das Zeugnis schon am Tage nach der Kündigung beansprucht werden kann. Eine Abänderung der Bestimmungen betreffend Konkurrenzklausel soll dahin gehen, daß Konkurrenzklauseln mit Angestellten, die ein Gehalt bo» nicht über 3<XX) Mark beziehen, nichtig sind, datz die vereinbarte Konventionalstrafe die Hälfte des JahreS- Scharfer .Die «oste-maNer in der Heiligen Schrift'. Münster 1VOO. Wege« de- Feste- Mariä Him«elfahrt erscheint die nächste Nummer erst Dienstag den 16. August nachmittags.