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18 Augenblick liing sein Leben, seine ganze Zukunft ab. Er faltete langsam die Serviette znscunmen n»d erbeb sich. — „Herr Tßwaldl," sagte er, nnd seine Stimme begann leise zu zittern. „Herr t suoaldt. ich nuiß Ihnen ein Geständnis machen: ich bin wohl schnld an Gisas Verlegenheit „Sie? Ich versiebe nicht." „Ich habe mich soeben mit Gisa verlobt — nnd ich bitte nm (Mas Hand —" Tln Förster snbr sich langsam Uber die Stirne nnd sagte dann ernst nnd bedächtig: „Herr Leutnant, Iniben Sie anch wohl bedacht, was Sie getan haben?" „Alles habe ich bedacht, lind ich schrecke vor nichts zurück, weil ich Gisa aber alles liebe." „Herr Leutnant," sagte der Förster, „ich Hab' Sie minier gern gehabt. Ich kenne Sie von Jugend ans nnd weise dag Sie ein ehrlicher Mann und fester Ebaratter sind. Nnd wäre» Sie ein bürgerlicher Mann, dann würde ich nichts Lieberes lnn, als Ihre nnd Gisas Hände ineinanderlegen und sprechen. Seid glückliehl So aber ist der Abstand ;n gros;. Ihr Herr Vater wird niemals seine Zustimmung zu dieser Verbindung geben, und Ihnen stehen schwere Kämpfe bevor. Noch ist es Zeit -- treten Sie zurück, Herr Leutnant! Es ist besser für Sie und für Gisa.". „Ith fürchte diese Kämpst nicht," sagte Erich. Ein Zug von Troh und Bitterkeit legt' sich uni seinen Mund. „Man hat mich gezwungen, einen Berns zu wählen, zu dem ich weder Anlage noch Neigung hatte. Aber nie mand soll mich cwiugen, einem Glücke zu entsagen, das mir als das Höchste ans Erdei' erscheint. Ich will dem Zuge meines Herzens folgen nnd alles tragen, Inas anch lummen mag." „Sw unterschöben wohl den Widerstand Ihres DaterS nnd denken, das; er zwar erst eine Zeitlang Wettern und dann endlich doch nochgeben werde. Saran glaube ich nicht. Diese Heirat würde einen Bruch mit Ihrer ganzen Familie zur Folge haben und davor möchte ich Sie bewahren, lind auch mir nnd meinem Linde möchte ich den Frieden erhalten - " „So sagen Sie Nein?" brauste Erich ans. „llcberlegen Sie sich Ihr Vorhaben noch einmal, Herr Leutnant." „Was gibt es da zu überlegen? Ich liebe Gisa, sie erwidert meine Liebe, und Nur werden glücklich sein. Gisa bat mein Wort, und ich werde es einlösen. Ich habe keinen höheren Wunsch, als das; sie meine Gattin wird — und ich litte Sie seht »och einmal um die Hand Ihrer Tochter. Bedenken Sie, Herr Förster, ein Mann spricht zu Ihnen, der weis;, Inas er tut und was cr will." Der Förster ging mit bekümmertem (Besicht in der Stube auf und ab. „Ich weis; nicht, was ich sagen soll. Man wird uns den Vorwurf machen, nur hätten Sie angelockt - " „Was kümmert es mich, was die Menschen sagen!" rief Erich. „Wenn unr ww vor uns selber rein dastehn. So klein denken Sie nicht, Herr Ohwaldt, das; Sir auf das hören, was die Leute sagen. Ich habe mir ans freien Stücken meine Braut gewählt, und keiner soll mir darum einen Vor wurf machen, llnd wer es wagt, auch nur den leisesten Schatten auf die Ehren haftigkeit meiner Braut und ilues Vaters zu werfen, den werde ich vor die Spille meines Degens fordern." lind nun redete er von der Zukunft, von seiner Stellung, und daß er Gisa gewiß glücklich machen werde Er solle nicht hart sein, sondern sein Jawort geben. Ta streckte ihm der Förster beide Hände hin und sagte: „In Gottes Namen denn: nimm das K'nd, Erich! Keinem gönne ich sie lieber als dir. Tu bist ja immer mein Liebling gewesen. Aber mach' sic mir glücklich. Ser gut zu ihr! Sie ist so zart, so schüchtern —" Tie beiden Männer hielten sich fest bei den Händen und sahen sich lange in die Augen. Tann löste Erich seine Hand aus der des Försters und legte sie auf sein Herz: „Ich will das Kind lieben und schützen mein Leben lang. Sie soll mir ein Heiligtum sein, das Kleinod meines Lebens. Das schwöre ich vor Gott dein Allwissenden." Ter Förster nickte ihm zu. „Ich glaube dir, Erich. Und nun will ich das Kind holen." Er ging hinaus und rief Gisas Namen. Tann führte er Gisa an der Hand herein; sie war mit Purpur übergossen, als der Förster sagte: „Dieser Mann bat um dich geworben, Gisa. Hast du ihn denn auch lieb, Kind? So lieb, daß diese Neigung ein Leben lang standhält — in Freud nnd Leid, in Not und Sorge —" „O Papa — wenn du wüßtest, wie lieb ich ihn habe." „Es ist ein ernster Schritt, Kind! Es ist ein neues Leben, in das du hineintritlst. Es werden dir auf deinem Wege nicht immer Rosen blühen — es werden auch die Dornen nicht fehlen " „Inj fürchte sie nicht, Papa, wenn e r mich führt und an meiner Seite geht." — „Nun denn — so lege ich eure Hände ineinander. Gott segne euren Herzensbund. Seid stets eingedenk, daß wahre Liebe aus dem Himmel stammt — und zum Himmel führt." G'ia schlang den freien Arm um den Hals des Vaters. „Ach, du lieber, lieber Papa — ich bin unsäglich glücklich!" Tenn Förster wurden die Augen feucht, als er das stille Leuchten in den Augen seines Kindes sah. Er küßte sie auf die Stirne und sagte: „Dein Platz ist nun dort — am Herzen des Mannes, dem du zum Altäre folgen sollst." lind er löste ihren Arm sanft von seinem Halse. Da schlang sie ihre beiden Arme um Erichs Nacken und rief: „Hab' du mich immer lieb, dann ist alles gut." Und ihr Haupt ruhte an seiner Brust wie das Köpfchen eines scheuen Waldvogels, der endlich sein Nest ge funden hat. Ihre Liebe machte sie froh und heiter. Sie setzten sich zusammen an den Tisch, ihre Gläser klangen zusammen, und sie tranken auf ihr Glück, auf die Zukunft, auf ihre junge, selige Liebe. Draußen stand der Herbst in buntem Kleide, mit wehendem Haar und goldenen Augen: in ihrem Herzen aber sproßte ein Frühling mit tausend Blüten, mit all seiner Schönheit und seinem süßen, keuschen Duft. — „Meine Braut! Meine schöne, junge, süße Braut!" flüsterte Erich immer wieder und schaute ihr voll Liebe in die Augen. llnd sie lächelte ihm zu, schüchtern wie ein Kind, und verschämt wie eine zum Weibe erwachte Jungfrau. —