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Sächsische Volkszeitung : 23.12.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192112231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19211223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19211223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-12
- Tag 1921-12-23
-
Monat
1921-12
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.12.1921
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Nachrichten aus Sachsen Lipinski dementiert Zu der Meldung des mehrheitssozialdeinokratischcn Dresdner Blattes läßt Herr Lipinski folgenden Widerruf verbreiten: „Die durch die Presse lausende Notiz, das; Minister Li- pinsti angeblich die Absicht habe, den Landlagsabg. Menke auf einen AmtöhauptinaunschaftSposten zu berufen, entbehrt jeder Begründung." Was von diesem Dementi zu lullten ist, das beweist die Stellungnahme des »lehrheitssozialdemokra- tischen Blattes, das dazu folgende« in Nr. 296 schreibt: „Wirklich? Wir waren darauf gesagt, dag ein solches Dementi kommen würde; aber sollte Lipinski darin nicht das Wörtchen „jetzt" vergessen haben? Wir freuen uns aber, das; nunmehr der Gemeinde Heidenau ihr neuer Gemeindevorstand erhalten bleibt, und bedauern, das; sich Herr Lipinski für die durch Dr. LempcS Abgang verwaiste AmtshauptmannSstellung in Dresden-Neustadt einen anderen Kandidaten suchen »ins;." Wir haben zu dieser Abfuhr, die das NegiernngSblatt Herr» Lipinski zuteil werden lägt, nichts zu bemerken, als: Horatio, Wirtschaft, Horatio! X Revisionen der Sparkassen Die veränderten wirtschaftlichen Verhältnisse, das Sinke» des Geldwertes, die Fiiianzschwierigkeitc» der Gemeinden und die Gesetzgebung der nnestcn Zeit haben nicht nur de» Gcldver- kehr bei den Sparkassen erheblich vergrößert. sondern auch die Aufgaben für die Svarkasscuverwaltungen bei der ordnuiigSiiiäßi- gen Anlage ihrer Mittel außerordentlich erschwert. Auch haben die Steuergesetzgebnng, die Verwahrung und Verwaltung frem der Wertpapiere und noch anderes mehr die Ursache zu einer Nrbeitsnnhänfnng gegeben, die geeignet ist, den scrnere» ge ordneten Geschäftsgang insbesondere bei Kassen mit weniger geschulten Vcanite» und Hilfskräften in Frage zu stelle». Es wird den verantwortlichen Organen oft nicht mehr leicht sein, die volle Gewähr für den ordnungsmäßigen Geschäftsgang sicher,tustelle». DaS ist aber in den jetzigen Zeiten notwendiger als je. Vorsichtige Sparkassenverwaltungen und Sparkassenans- schnsse werden sich die auf ihnen liegende schwere Verantwortlich keit zweckmäßiger Weise dadurch erleichlern, das; sie ihre Kassen durch sachverständige NevijionSbeamte, namentlich diejenigen deS Sächsischen SparkassenverbandeS nachprüfe» lassen. Insoweit die Sparkassen sich nicht bereits einem Kassenrevisionsverbande an geschlossen Iiaben oder nicht einem eigenen Gcmeinderechnnngs- amte unterstehen, empfiehlt jetzt das sächsische Ministerium des Innern den Sparkasseiivcrwaltnngen dringend, von der Einrich tung des Sächsischen Sparkasscnvcrbandes Gebrauch zu machen. Es scheint aber auch nötig, dass die Aufsichtsbehörden der Frage der Revisionen der Sparkassen jetzt ihre volle Anfiuerksamkeit zuwenden und von den Spartassengenieinden und Sparkassenvcr- bände» die letzten Prüfungsberichte von Nevisionsbeamten sich vorlege» lassen und diejenigen Spariasseiiverwaltungen, die solche Prüflingsberichte nicht verlegen können, auffordern, solche Prüfungen nngesäumt vornehmen zu lasse». Falls aber Prü fungsberichte nicht innerhalb angemessener Frist vorgelegt wer den, ist sofort eine eingehende Prüfung seitens der Aufsichts behörde dnrchznftihre». Nenn sich dabei Unklarheiten nnb technische Zweifel ergeben, so inöchten die Aufsichtsbehörden die Prüfung durch einen sachverständigen Rcvisioiisbeaiiiten auf Kosten der Sparkasse anordiien. Walchensee — Keastslrom für Sachsen! Nach einer Mitteilung des früheren sächsischen Finanz- Ministers Dr. Neinhold soll das im Ban befindliche Großtrast werk in Böhlen bei Leipzig, das selbst 120)000 Kilowatt er zeugen wird, mit dem Walchensee-Kraftwerk verbunden werden. Dieses soll nach Sachseil in der Zeit Strom liefern, wo es bil lige Wasserkraft zur Verfügung habe, während umgekehrt Böhlen Bahcrn bei ungünstigem Wasserstand anshelsen werde. DaS Böh- lener Wert wird die westsächsische Industrie mit Hilfe der dortigen Braniikohlenlager etwa 00 Jahre lang versorge!: können. Zwnugi Pensionierung dev ältesten Lehrer in Sachsen Tie Direktionen und Schnlkoniiiiissioilen der höheren Un» terrichrsanstaliei! sowie die Bezirksschnlämter sind, wie uns aus Dresden gemeldet wird, vom Kultusministerim» veranlasst wor den, denjenigen Lehrern, die bis zuin 3t. März 1022 das 05. Lebensjahr vollenden, die sosortige Einreichung der Anträge ans Versetzung in den Ruhestand anfzugeben. — Die Arbeitsmarktliige in Sachsen blieb in der letzten Woai' im allgemeinen noch weiter günstig, wenn auch der wieder einsetzende Frost eine starke El»schrä»ku»g in der Beschästigungs- möglichkeit der Antzenbernfe bedingte. Teilweise hat der lebhafte Stellenwechsel nachgelassen und damit auch die Vermittlungs» tätigkcit eine Eiiischränkuiig erfahren. Im einzelnen sind säst keine Veränderungen gegen früher zu verzeichnen. J»i Spinn- stoffgewcrbe ist der Beschäftigungsgrad zwar noch günstig, doch haben die Anforderungen neuer Arbeitskräfte nachgelassen. Die Zigarettenindnstrie arbeitet zum Teil noch verkürzt. — Streitgcfahr in der keramischen Industrie. Dieser Tage haben in Dresden, einem uns von dort Angehenden Bericht zu folge, Verhandlungen über ein Lohnabkommen für die keramische Industrie Deutschlands stattgefunden, die völlig ergebnislos ver lausen sind. Nach ei. : Mitteilung des Porzellanarbeiterverba»d:s ist infolgedessen in der nächste» Zeit mit umfangreichen Arbeits niederlegungen zu rechnen sowohl in der Porzellan-als auch i» der Stcingutindustrie. Gemeinde- und Vereinsnüchrichte« 8 Leipzig. „K r e u z b ü ii d n i s", Verein abstinenter Ka tholiken. Am zweiten Weihnachtsseierlage veranstaltet die Gruppe St. Trinitatis ihre Weihiiachtsscier in dem Lokal „Voltswohl- heiin", Löhrstraße 7, Vorderhaus, Parterre. — Unsere Inng- boriierinneii werden schöne Weihnachtslicder singen, auch kommt ein Weihnachtsspiel: „Zurück znni Mnttcrherze»" zur Aussülp ru»g. I» den. Pausen findet eine Weihuachtsvcrlosiiug statt. Der Beginn ist aus Punkt 7 Uhr festgesetzt. — Jeden Donnerstag abends 8 Uhr: Arbeitsgemeinschaft. Die Versammlungen der Gruppe St. Trinitatis finden regelmästig am 2. und -1. Sonntag eines Monats im Volkswohlheime statt, um fleißigen Besuch derselben wird srcundlichst gebeten. Oio ststiS stsiASnäsn IInIeoLdsa bscsinAsn sins wüitsrs W« !>!l WM Lrrsors 6io Osbüsirsa llsv msistsn Z.'s,c;os20ltun>^sn bo'r woitoiii mesit srrvic:t>sn6on Lsilonprsiss sntssrirscstrsn oistlt mstir 6sn lisutitrgn Vsrliültnissvn, so «1g.I1 wir 2U sinor nootimgU^eri Lrtrötinncr cisr ^ukugtims- gcrbükron ASAwnncrvn sind. Ls stsllsn siolr M rellenprelse sb 2. ^ Mlisr IM auf 3 R. — Pf. für« LesekZItssr-reigen 2 „ 75 „ „ familienJnrLigEN 2 „ 50 „ „ Veneinsanreigen 6 „ — „ „ T^exfk'eklame. Veilsg üer HSclisiselien Volkrrellllng. tz W«.'--dau. Den Neigen der Wcihi'achtsscicru in »»lerer Gemeinde cröff-ete ani 18. Dezemtnr F n » g - C ä e i l i n. Eine ivabce W-ttnachldsti r! Fein, dnftia licbl und lieb, durchweht bon dcutichci» Gcniül und christlicher Fiömniigkeit. Aber auch der Humor fehlte nicht: der lappige, struppige »nd doch hcrcensgu'e Knecht Ruprecht, der biedere Weihnachtsmann, Zwerge und Waldgeister. Zwei Tina er- stücke, passende Ged cht: und kostbare Peilen deulichcr Weibuachls- musik aus Kiiidcrmnn' boten sponn-nde und staunende Uuteiha'tuug. Feierlich war zu Anfang der F-estl chkeit der Einzug der Engel, köst lich in der Mille des P,ogiamnis c>:e Ankunsl des alle» Müllerleins aus dem Errgebirge: Fränl. Jsa Eeriuak, die voüstümlich zu sichle» uud vor:utra>cn verstand. Ihr ni d ihrer Schwester: Frau!. Adele Ceimak der opferwilligen Lcilcrin de» K-nderchors. g- bührt der giösilc Dank. Dank aueli dr Gründciin deS Vereins, der ehrw. Schwester Piathiive ans Straschiua, die in der Zeit des Krieses die es FiiedenSheim für die katholischen Kinder Werdaus ge'chaffen hat- .Hainrp. Kürzlich veranstaltete niiscre katholische Schule einen äußerst gut besuchten Thealerabend im Jugendheim zu Großpvstwitz, wobei „Mein Tässchen" vorr Fr. Nagler zur Ans führnng gelangte. Die Gesänge waren von Heren Lehrer N ö t s ch k e treffsicher und klang',chön eingeübt worden, während die schauspielerischen Vorbereitungen in den bewährten Händen des Herrn Lehrer Bell lagen. Am Klavier bcgleiteie Lehrer Seifer t. Der Reingewinn von 800 Mari wurde dein De»! malssonds des Katholischen Lehrerseminars zu Bautzen über wiesen. * Ncu-Leutersdorf. Am Sonntag, den 13. Dezember wurde durch die Schulkinder Carl Englers wunderhübsches Mär- chenspiel „Fm Reiche des Waldkönigs" gelungen zur Anssührnng gebracht. Es hrnterlreß bei allen Anwesenden einen starten Ein druck, trotzdem nicht einmal eine Bühne zur Vcrsügnirg stand. Besonderen Dank denen, die uns die prächtigen Gewänder für Ruprecht und sein Gefolge und namentlich sür die Elsen zur Verfügung stellten. Nach de» Feiertagen ist eine Wiederholung des Stückes geplant. Zur Deckung der Urrlosteu wurden 74,20 Mark gesammelt. Aus der katholischen Mett Die Arbertersreundlichkeil des Hl. Vaters In der „Schweizer K i r ch e n z e r t u n g " lesen wir: Am 1. Dezember, anläßlich einer Audienz eines römische» Ver eins. Ajsociazione Caitoliea Ariijtieo Lpersis di Earite reciproce", der die maierielle und moralische Unterstützung der Handwer'er und Arbeiter zum Ziele hat, sprach sich der Hl. Vater wieder über die Enzyklika „Nernirr novarum" rn folgenden Worten aus: „Es gibt ein Studium, für das auch die Söhne oer Arbeit eine be sondere Neigung haben müssen. Es ist das Slndinm der sozialen Frage im allgemeine» und der Arbeiterfrage urr besonderen. Wir können es nicht verschweige», wie ivohl es Uns tat, zu ver nehmen, daß Ihr erneut den Vorsatz gefaßt habr, diese SOidien z» fördern und sich in ihm leiten zu lassen von de» Richtlinien, die Leo XIII. selig.» Andenkens in seiner nnsterblichen Enzykli ka „Rerum novarum" vorgezeichnet hat. Tie Bewunderung die ser Magna Charta der wahren christlichen Demokratie darf aber nicht steril, nicht nur theoretisch sein. Nein, praktisch muß sie sei» und eben so praktisch »ruß auch das Bekenntnis zu den Lehren dieieS päpstlichen Erlasses über die Arbeiterfrage sein. Dann werden auch die Söhne der Arbeit ihre legitime» Ansprüche er- snllr sehen: die Handwerker und Arbeiter werden sehen, daß der Erfüllung ihrer Pflichten auch der Genuß »»leugharcr Mechle entspricht und auf der anderen Seite werde» die Arbeitgeber und die Kapitalisten lernen, daß sie nicht ihrer Rechte sich erfreuen können, wenn nichl auch sie unveräußerliche Rechte der arbeiten- de» Klasse heilig Hallen." Wie der Sprecher des Vereins, der sein 60jährigcs Jubiläum feierte, milletlte. gehör! der HI. Vater dem Verein schon seit 20 Fahren an und wie ans den Protokolle» hertiorgcht, nahm er atS Vrälat regelmäßig a» den bedeutenderen Anlässen des Vcreins persönlich teil. Als Papst beförderte er angelegentlichst den Plan des Vereins, eine Schule für Elektrotechniker zu eröffnen, und v-r fünf Fahren wurde unter seinem hohe» Protektorate ein zweijähriger Kurs für Elektromoiitenre eröffnet, der zur Zeit bon 250 Schülern besncbt wird. So bat Benedikt XV. seine Arbeiter- freimdlichkeit durch die Tat bewiesen. Zahlreich sind die Audien zen, die der Papst schon Arbeitervereinen »nd Arbeitervertretern gcwäbrt hat. So fand ans Anlaß de? Fnbüänms der Arbeitec- enzykltt-' n»ch in diesem Jahre ein Empsang von Tailsenden von Arbeitern in de» Vatikanischen Gärien statt. Lanban. Am Montag, den 10. Dezember, wurde hier der verewigte Stntspropst und Geistliche Rat, .Herr Stadtpsarrer Franz B n ch a l i, zu Grabe getragen. Ter Sarg war in der Klosterkapelle nnfgebnhrt. Gegen 0 l!br versammelten sich dvrl die nächsten Angehörigen des Verstorbenen mit der Geistlichkeit. Diese sang das Toieuofsizinm. Nach einem Liede des überan» lcistniigssähigeu Kirchencbores wurde der Sarg r» die stimmungs voll geschmüclte Pfarrkirche übertragen, die von den Gläubigen dichtgedrängt besetzt war. Das Requiem zelebrierte Herr Erz Priester Peter aus Kath. Hennersdorf unter Assistenz des Herrn Kaplan Nawrot und Herrn Domvikar Tr. Dnboiv». Nach dem Requiem setzte sich der Leichen,zng nach dem Friedhof in Be wcgnug. Eine große Menschenmenge gab dem Sarge das Ge leit; darnnler der Militärverein, dessen Ebrenmitglied der Ver storbene war, mit Fahne, desgleichen dis religiösen Vereine, die Granen Schwestern, die Laieiischwestecu der Magdalenerinnen, 45 Geistliche, Vertreter der Stadt und des Kreises. Am Grabe sprach nach den kirchlichen Gebeteil und herrlichen Liedern des Kirchcnchores Herr Erzpriester Peter rin Namen der Angehöri gen und des KlosterstisteS tie'L»ips:iudene Worte des Tankes. Eine Leichenrede hatte der Verstorbene nicht gewünscht. Die großartige Beteiligung an der Beerdigung hat noch ein mal die große Hochschätznug seiner Perm» und Wirksamkeit, weithin sichtbar gemachl: möge diese Hochühu ung ilnn nberr- Grab hinaus bewahrt bleiben rm sürbilterrden Geber säe seine Seele. Ans dem Vatikan. Die Nerwrd«nr«g dar bri'srnisch'r Archive, die Kardinal G- auel vor drei Fahre» begänne» hall-, ist jetzt zu einem gewitzen Abschluß gelangt. Tie Archivschätz' sind bereits der Oessenüichieit in weit höherem Maße zugänglich gemacht worden als vorher. Bei einem Besuche in England er zählte der Kardinal einem Berichterstaüer der „Times", daß die vatikanischen Archive täglich von 60—60 wissenschafilichcii Arbei tern besucht würden. Unter diesen seien regelmäßig die Hälft. Deutsche. Der Kardinal sägte dieser Bemerkung bei, die deutschen Gelehrten bebanpie» ilnen Ruf sorgfältiger, vollendeler tliue-. siichnngSarheit, den sie schon vor dein Kriege balie, auch heute noch. Qui rmq Für den Kathol. Preßvercnr in Sachsen gingen ant Seitendors 20 Spenden ein. Habsucht*) Von Abt Bonifaz Wöhrmüller O. S B. Die ewige Liebe warnt uns vor der Habsucht, wie mail vor einem Eiudriiigliiig warnt, der stets in der Nähe ist und schließ lich unter irgend einem Vorwand, unter irgend einer Verkle.- dniig sich in liiiser Haus Eintritt zu verschaffen weiß. Es 'st notwendig, sich dieses Wesen genau zu besehen, um nicht von ihm getäuscht zu werden. Habsucht hat viel Aehnlichkeit mit Erwerbsinn und Spar samkeit iiiid ist doch etwas ganz anderes. Erwerbsinn und Spar samkeit sind ein Teil der natürlichen, gottgewollten Selbstliebe in uns; sie sind in uns hineingclegt, um unser Dasei» und unser Wohl zu betreuen, sie sind uns auch gegeben zum Wohl der ge samte» Menschheit, da ohne Eigentum und oy»e Neichinm d e Menschheit stets auf der untersten Stufe der Kultur verbleiben müßte, und niemals jene den ganzen Menschen erhebender Schöpfungen der Kunst, jene segensreichen Arbeiten der Wissen schaft, jene so bcdcntlingsvolle» Erfindungen und Betriebe der Technik, des Handels und des Etcwerbes zustande gekommen wären. Der Staatsmann Gladstone nannte einmal rn einem Aufsatz „Das Evangelium des Reichtums" diesen geradezu d e große „Triebfeder der Welt" — bester würde man vielleicht »och den Erwerbsinn selbst als eine der große» Triebfedern bezeichnen können, die an der Maschinerie des Menschheitslebens nicht fehlen können. Es kann also an sich noch nicht als etwas Schlechtes, etwa als die von Christus gebrandmarkte Habsucht be zeichnet werden, wenn einer nach Geld, nach Neichtümern. ja selbst nach einem Milliardenvermögen trachtet. Die Habsucht strebt freilich nach demselben Ziel, aber aus andere» Gründen und mit anderen Mitteln. Sie strebt nach Rerchkstm auch mit schlechten Mitteln, sie ruiniert rücksichtslos fremde Existenzen, vernichtet Konkurrenten, beiitet Arbeiter und Diener arrS und kennt als Richter ihres Handelns nur den weitherzigen Gott Erfolg. Und mit diesen Mitteln strebt der Habsüchtige nicht nur nach dem, was notwendig oder nützlich ist für sein Leben, für die Entfaltung seines Wesens oder für irgend ein Interesse der *) Wir entnehmen diesen Essai mit freundlicher Erlaubnis deS Verlags dem Werke „DaS königliche Gebot" von Pater Bonr, faz Wöhrmüller O. S. B.. Abt deS Benediktinerstistes St. Bon-- faz-München, das demnächst tm Verlag Josef Kösel und Friedrich Pustet, Komm. Ges. Verlagsabteilung Kempten erscheint. Allgemeinheit, sondern nach allem, was er eben haben kann. Reichtum ist nicht der Weg zu seinem Ziel, sondern das- Ziel seiner Wege. Daher manchmal das Darbe» und Sparen mitten im Ueberfluß. Als Kornelius Vanderbilt im Sterben lag und der Arzt ein paar Tage vor seinem Tod Schaumwein verordnet!, antwortete der Besitzer von 106 Millionen Dollars mit unsrohein Blick: „Sodawasser wirds auch tun, denk ich." Wohl glaubt mancher, das; er noch mehr haben müsse; aber dieser Glaube ist nur ein Trug seiner Leidenschaft, die immer noch mehr in ihre Gewa't bringen möchte. Wer denkt da »ich! an jene erschütternde russische Erzählung: „W'e viel Erde braucht der Mensch?" Der Bauer Pachom glaubte nie genug zu haben. Einst hatte er von den Ba'chkiren die Erlaubnis er hallen, gegen ein gewisses Entgelt so viel Land in Besitz zu nehmen, als er bis Sonnenuntergang umgehen könne. Und er zieht ans, geht mit raschem Schritt, eilt, läuft, zieht iinme: weitere Kreise; dieses Feld möchte er noch Hatzen und jenen Hügel — es wird Nachmittag — Abend —, schon ist die Sonne nahe am Horizont. Pachom rennt triumphierend in einem letzten wilden Lauf dem Zelt der Baschkiren zu und — stürzt zu Boden. „Das hast du gut gemacht." ruft man ihm zu, „viel Land hast du gewonnen!" Pacboms Knecht läuft herbei, m» seinem Herrn auf die Beine z» helfen Pachom aber ist tot, und ans seinem Mund rinnt Blut. Der Knecht nahm eine Hacke, grub ein Grab, genau so lang als PachomS Körper' war — drei Ellen — und verscharrte seinen Herrn. So viel Erde braucht der Mensch! , „Hütet euch vor der Habsucht," vor dreier Urfeindin der Liebe. Es ist, als wollte Christus saeren: Die Habsnckit meint es nicht gut mit euch; sie mackrt euch nicht reich, sie gibt euch nich'S. sie leiht euch nur. Eines Tages- wird euch wieder ahgeirommcn, was die Habsucht euch versckafft, am Tage des Todes, wenn »ich! schon eher, und selbst ein Rotschild oder Morgan gebt arm w'e ein Bettler aus der Todesstunde hinan?, wie ein armer Narr arrS dem Asibermittwockrarrfang. nachdem er während der Fast, nacht sich einen Königs-flitter geborgt. Reich macht »ns nur das, was wir nicht verlieren könne», und darum gilt von allen Hab süchtigen daS'Wort der geheimen Offenbarung: „Du sprichst: icb bin reich . . . und weißt nicht, daß du elend und erbärmlich bist, arm. blind, nackt." sOffb. .8. 17.) Die .Habsucht leiht nur, und zwar borgt sie gegen höchste Zinsen: sie ist eine Wuchcrin. Nicht nur, das; wir einmal alles Geliehene bis gum letzten Pfennig zrirückgeben müssen, sondern die Habsucht nimmt dem Menschen auch alles, was er an sich hatte, den wahren und eigentlichen Reichtum seines Lebens, dar Gold der Seele. Sie nimmt ihm das Gold der Nächstenliebe — wer von der Habsucht geleitet ist, wird bald keine Rücksicht, kein Mitleid, keine Freigebigkeit, keine Liebe zu den Menschen mehr kühlen; sie stehen ihm ja »nr im Weg bei seinem Renne» nach mehr Neichinm. Er wird auch die Liebe zu Golk hingeben — man kan» nicht zwei Herren dienen, Gott und dem Mammon: den eine» wird inan haßen müssen, wenn man den anderen liebt: „Wenn einer die Welt liebt, so ist die Liebe zum Vater nicht in ihm." fl. Job. 2, 16.) Mit der Liebe zu Gott aber ist auel Gott selbst verloren. Ein Habsüchtiger ist gottlos-, gottcsleer, er hat ihn verloren, der allein die große Goldader ist im Ges! ::' des- Seienden. Elend steht dann ein so'cher am Ende seines Le bens, nicht wie ein nnschiildig Armer, sondern wie ein Lenhtiiiini ger, der mit Wucherern alles- Hab und Gn! vertan. Bo» jeher lat es die Menschheit erkannt, wie verhängnisvoll die Habsuch' ist. Die alte Zeit hat das- Wor! „von, Fluch des- Goldes",, vom „verfluchten Goldhnnger" geprägt, und auch i» unserer Zeit ha: inan es oft genug geschildert, wie ei» Mensch an seine»! zusa.u mcirgerafften Reichtum perarine», verhiinaer-i und erstatt» kaum Vor allem Christ»? aber, wie einmal einer lO. Wil-.e) sagt, er kannte es, daß Reichtum eine größere Tragödie sür den Men schen ist als Ärmitt. Wenn er den renben Jüngling anssocdi rtt „Verkaufe, was du hast, und gib es de» Armen!" ,Ml. >0, 21), so denkt er k-ab.-s »ickn an die Lym der Arme», sondern an di Seele des Fi'niglings, die liebliche See.e, die mttcr dem R- 1 tum Not leidet. Fa, er appelliert nicht so 'ebr an die Liebe -.n de» Menschen, sondern an liniere Selbstliebe, wen» er »ns zu- ruft: „Hütet euch vor der Habsucht!" «ßiiS r 6s?i csg-, ßubli. Xincior- Hoi'm« unck ciov 12 AsiHoiisnkZttilan Zog ?sk>rrbs2irkg8 trittst stsvslistr um sin VS8 lutlioilllks I vlismM. «MMt kr. 8 kostsetisok-Xr. 29711 ^mt I-c>>p2iA.
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