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Sächsische Volkszeitung : 22.04.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192104227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210422
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-04
- Tag 1921-04-22
-
Monat
1921-04
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.04.1921
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Fieit^ de« « April »AHM«, »«NS»,»,«», «r. «L. Seite 1 Die Wirtschaftslage im März Nach dem Bericht de» ReichSarbeitSblatte« ist die Lähmung der deutschen ArbeUSkrast, die seit Monaten trotz der Erleich terung der Rohstofsversorgung unter dem Drucke der Kohlen» not infolge des Zwanges, an mit Kohle übersättigte Länder Brennstoss zu liefern, wie unter der Unsicherheit der WährungS- Verhältnisse, wie der wirtschaftlichen Lage überhaupt und unter den Rückwirkungen der Weltwirtschaft fortbestand, im März durch zwei neu-- Auswirkungen verschärft worden, einmal durch die kommunistischen Unruhen und zweitens durch die Sanktio nen. Die Gewaltmatznahmen der Entente stehen erst im An fangsstadium, haben aber gleichwohl schon schwere Störungen verursacht, trotz der zurückhaltenden Durchführung der „Sank tionen" und der an de» europäischen Börsen beobachteten fran zösischen und englischen SkützungSkänfe der Mark, die anscheinend bezwecke» sollen, die Tragweite jener Mastnahmen in den wirt schaftlichen und vor allem in ihre» sozialen Auswirkungen nicht sofort in voller Schärfe in Erscheinung treten zu lassen. Für die weitere Bcrschlcchtcrnng der wirtschaftlichen Lage rin März sprich! die starte Abnahme des industriellen Kapitalbedarfs. Er ist nach einer Stanstik der Bankfirma Stenger, Hoffmann u. Co. von 168 t Millionen Mark im Januar und 2863 Millionen Mark im Februar aus 866 Miktionen Mark im März zurückgesunkcn. Nach den Berichten der Landesäniter für Arbeitsvermitt lung haben »m März die Arbeiierentlassungcn und BeiriebSein- fchränkungen in Groß-Berlin. Westfalen, im Rheinland, in Otdcnbura. Württemberg und Bade» weiter Angenommen. In Brandenburg, Sachsen, Oldenburg »nd Baden konnte durch land« Wirtschas.liebe und Notslandsarbciten eine Berminderung der Arbeitslosigkeit erzielt werden, F» tstpreusten führte der Be darf der Landwirtschaft, Belebung der Bautätigkeit und Jnan- griisnobme oder Fortführung von Rotstandsarbeiten einen Rück gang der Arbeitstosigkeii berbci, ebenso in Schlesien. Auch für Pommern, Hannover nnd den Augsburger Bezirk sind Bcssc- rungtn der Lage der Saisongewerbe eingetreten. Der Steintohtenbergban des Nuhrgebieles erlitt mit der Einslellniig der lieberschichten einen scharfen FörderilngSrückgaiig- Die Förderung betrug vom 1.—24. März 6,48 Millionen Ton nen gegen 6.61 Millionen Tonne» in der gleichen Zeit im Fe bruar. Fm obcrichlesischen Swinkoblengebict ging die durch- schniltlichc Tagesleistung von 122 666 aus 107 866 Tonnen im Marz zurück. Auch die Förderung im niederschlesischen Stein kohlenrevier und iiu Mitteldeutschen Braunkohlenbergbau gingen zurück Fm Erzbergbau bat die schlechte Lage zu einem Krisen« stadiuin geführt. Große Arbcüerenilassnngen nnd selbst gänz liche Einstellung von Bergwerken stehen bevor. Die Lage im Kalibergbau zeigt keine Besserung. Die Zurückhaltung der Käu fer des Auslandes hot sich infolge der Sanktionen verstärkt. Der Beschäftigungsgrad in der Großeiseinndiißrie bat einen derartigen Tiefstand erreicht, dost teilweise Liefen ansgcblasen und Eirosteu süllgelegt werden wustten. Infolge des Wettbe werbes deS Auslandes soll die Eisenindustrie kaum noch in der Lage seiti, nach dein Ausland nennenswerte Abschlüsse zu täti gen. Fn der Alnm!»inmind»strie ist nach Handclskammerbe- rtchlc» die Lage unverändert schlecht Auch von den dein Reichs- arbeitSblatt berichtenden Kupfer-, Messina- und Walzwerken wird keine Vcründcruno oer schlechten Geschäftslage gemeldet. Fn der Kleineisrnindnsirie ha' die anaedrohte Einführung der VOprozemigen Einfuhrabgabe eine Stockung nn Ansfnbrgeschäft zur Folge gehaot. Der Beschäftigungsgrad im Maschinenbau Wird von den Betrieben für 81 v. H. ns? gut, für 80 v. H. als befriedigend und für 80 v. tz. als schlecht bezeichnet. Gut find Lokoinotivban, Waggon- nnd Schiffsbau beschäftigt, befriedigend der allgemeine Maschinenbau, schlecht der Werkzeugmaschinen bau, der Ban von landwirtschaftlichen Maschinen nnd die Fein mechanik. Fn der chemischen Industrie hat der Abschlust von Aus landsgeschäften infolge der Sanktionen anfgehört. Die Görlitzer Handelskammer schildert die inländische Nachfrage nach chemi schen Präparaten in, März als ausreichend. Fn der Textilindustrie scheint das Auslandsgeschäft völlig ins Stocken gekommen zu sein. An? Glaucha» und Thüringen kommen Nachrichten über Einschrönknngen der Arbeitszeit. Auch in Brandenburg, Sachsen Anhalt SrbleSwig.Holstein ist eine Zu nahme der Kurzarbeit und der Arbeiterentlassnngcn zu beob achten Die Bauinwollsvinnereien arbeiteten im Februar zu etwa 72 v. H. der vorhandene» Spindeln, die Baumwollwebe- reien zu 67 v. sh, der vorhandenen Webstühle. Ein Teil der Garne nnd Fertigwaren innstte dennoch ans Lager genommen werden. Baumwolle war genügend vorhanden, die Banmwoll- garnvreise hoben weiter nacbgegeben. Die Nicderlaiisitzer Tnch- industrie bot im leisten Biertelsabre noch ausreichend zu tun ge habt, zumal bei der Herstellung von OnalitätSware, doch waren Aufträge immer nur ans kurze Sicht zu erbalten nnd oon einer gleichmöstigen Beschäftigung konnte keine Rede sein. Die Lage der Leinenindnltrie zeiat in der östlichen Lausitz wie in Westfalen keine Beröndernno. Sächiiscbe Volkszciinng — Nr. 62 — 22. April 1021 Der Schimmelreiter ! IN t28. Fortsetzung.) „Das beistt," entgegneie Hanke, „der neue Koog geht dich nichts an; und darum sollte er nicht existieren. Das ist deine eigene Schuld! Ader wenn wir Lahnungen legen müsse», um den alten Teich zu schützen, der grüne Klee hinter dem neuen bringt das übermäßig ein!" „Was sagt Ihr, Dcichgras l" riesen die Gevollmächtigten; „Lahnungen? Wie viele denn? Ihr lieln es, alles beim teuer sten Ende anznfassen!" Die Karten lagen nnbeiührt auf dem Tisch. „Ich will'S dir sogen, Deichgraf." 'agie Ole Peters und stemmte beide Arme auf, „dein neuer Koog ist ei» fressend .Werk, was du uns ge» stiftet bost' Noch laboriert alles a» den schweren Kosten deiner breiten Deiche; nun sristt er uns auch den alten Deich, und wir sollen ibn verneuen! — Zum Glück ist's nicht so schlimm; er t u diesmal gebalien und wird es auch noch ferner tun! Steig nur morgen wieder auf deinen Schimmel und sich es dir noch ein mal an!" Hanke war ans dem Friede» seines Hauses hierher gekom men hinter den immerhin noch gemätziglcn Worte», die er eben l" lag er konnte es nicht verkennen - ein zäher Wider stand, ihm war, als scble ihm dagegen noch die alte Kraft. „Ich will In», wie d» es rätst, Ole." sprach er; „nur fürcht ich, ich wcrd es finden, wie ich es heut gesehen habe." - Eine unruhige Nacht folgte diesem Tage; Hauke wälzte sich schlaflos in seinen Kissen. „Was ist dir?" fragte ihn Elke, welche die Sorge in» ihren Mann wachhiclt; „drückt dich etwas, so sprich es von dir; wir haben'S ja immer so gehalten!" „Es hat nichis auf sich, Elko!" erwiderte er, „am Deiche, an den Schleusen ist was zu reparieren; du weistt, daß ich das allzeit nach:- in mir zu verarbeiten habe." Weiter sagte er nichiS; er wollte tzch die Freiheit seines Handelns Vorbehalte»; ihm unbewusst war die klare Einsicht und der kräftige Geist keine» WcibeS ihm in seiner augenblicklichen Schwäche ein Hin dernis, dem er unwillkürlich auswich. — — Am folgenden Vormittag, als er wieder auf den Deich hinauskam, war di« Welt ein« ander«, al» wie er sie tag» Der Beschäftigungsgrad de» Bekleidungsgewerbe» Hat sich »erschirden gestaltet. In de« Herren- «nd Knabenkonfektion brachte da» Osterfest reger« Nachfrage, zu wünschen übrig Netz dagegen der Geschäftsgang in der Damenkonfektion. In der Schuhindustrie hat die Zahl der Arbeiter nicht ganz unwesentlich abgenommen. Die Teigwaren- und Nährmittelfabriken klagen über Roh. stoffmangel. Die NuSlandSrohstosfe sind im allgemeinen zu ieuer, um daraus absatzfähige Waren Herstellen zu können. Die Be- schäftigungslage hat sich infolge des Absatzmangels verschlechtert. Die Zuckerindustrie zeigt in der VetriebSzeit 1080/81 ei» günsti geres Bild als im Vorjahr. In der Tabakindustrie ist ein Nach, lassen der guten Beschäftigung zu bemerken. AuS Schlesien, Sachsen nnd Brandenburg kommen Nachrichten über Arbeiter- entlassungen. Das Baugewerbe zeigte im März eine Belebung. Das Baustoffgewerbe weist eine wesentliche Veränderung nicht auf. Der Abruf an Kalk seitens der Landwirtschaft und deS Bauge werbes hat im Frühiahr ziemlich rege eingesetzt. Die schlechte Beschäftigung der Eteinbrüche hat sich im März etwas gebessert. Fm Aolzgewerbe ist infolge der Lrnktionen die Absatz- fchwierigkeit so groß geworden, dost ei» vollkommener Stillstand zu befürchten ist. Der .Holzverkehr vom Osten Deutschlands nach dem Westen hat nahezu anfgehört. Die BefchäftigungSlape der Glasindustrie hat sich Weiler verschlechtert. Die Tafelglasindnstrie bat wegen der noch lonc.r nicht normalen Bautätigkeit wenig Absatzmöglichkeit tm Inlands Noch weniger aber nach dem AuSlandc, denn Frankreich hat selbst Neberflnh an Fensterglas nnd Belgien vereitelt durch seine überaus große Erzengnng jedes Eindringen fremder Erzeug- nisse in sein Absatzgebiet. Die Ausfuhr nach anderen Ländern wird hauptsächlich durch den Wettbewerb der -Tkchecho-Slowakei bcbindert. Die Hohlglasmdustric weist eine ähnliche Lage auf. Nur die Weißhohlglasfabriken babcn noch leidlich zu tun. Nicht viel bester ist die Lage der Leder- nnd Gunimiindnstrie und in den Papierfabriken. lieberall in Dentschland ein trauriges wirtschafilicheS Bild. Hfm. Gemeinde- und Ve^einsnatdri^ien 8 Dresden« kütstadt. Marie «Verein. Am Sonntaa, den 84. Avril, findet abends 7 Ubr im Gescllcn'ouie ein Lichtbilder» vo rti<ig statt. Ilm rccht zahlreiches Elschftncn der. werten Mil» g:ic nr w 'd ocbct' ». * Chemnitz l. Die Kalholikcn von Chemnitz blicken aber- malS zurück ans Tage religiöser Vertiefung und Förderung. In der C a r i t a d - H a u p t v e r sa m m l u n g am 11. April be» ricbtele der Vorsitzende des Verbandes über die christliche Liebe?» tätigkeit im verflossenen Jahre und betonte die Pflicht eines jeden wahren Christen, im Geiste Jesu Werke der Barmherzig keit zu vollbringen. Rechtsanwalt Dr. Hille-Dresden wie» mit bei edlen Worten auf die Aufgaben hin. welche die christliche Enrilos nach Abschluß des Friedens von Versailles zu vollbringen habe. — Am 18. April veranstalteten die beiden Kongregationen deS Pfarramtes I eine» Jngendabend im großen Saale der „Thalia" für die erste Gemeinde. — Am 14., 18. »nd 17. Avril wurde von den beiden Oblatenpatres Langer und Ahlrichs in beiden Pfarrkirchen das Tri du um zu Ehren des HI. Josephs gehalten. Erhebend war der letzte Tag des Tri- dunni in der ersten Pfarrkirche, weil an diesem nicht nur die Geineindc Gencralkommnnion feierte sfrüh 6.80 Ilhr). sondern weil auch 166 Kinder in der zweiten Frühmesse feierlich zu ihrer ersten bl. Kommunion geführt wurden. Wir zählten an diesem Tage über 700 hl. Kommunionen. Die Kirche konnte kaum die Andächtigen faste». Auch das feierliche Levitenamt mit Fest predigt des Paters Langer, sowie abends die eindrucksvolle Schlnßprcdigt desselben Redners waren stark besucht. Für die Erstkommunikanten wurde nachmittags um 3 Ilhr in der Pfarr- kirche »nd nm 4 Uhr im Kinderheim zu Alt-Cbemnitz, welches 17 Erstkommunikanten ankwcisen konnte, besondere SegrnSandacht mit Ansprache gehalten. — Montag den 18. April versinnmelten sich die Angehörigen der Pfarrkirche I mit lieben Gästen zahl reich im großen Saale der „Goldenen Kugel" nnd lauschten mit gespanntester Aufmerksamkeit den tiefdnrchdachten Worten des Pater Langer über „Die katholische Frömmigkeit". Pfarrer Schewt schik machte einige statistische Angaben anS dem Jahre 1020 über Taufen, Trauungen nsw. und wies auf die schrecklichen Folgen der Mischehen hin Aber auch manches höchst Erfreu- ließe konnte berichtet werden, insbesondere das Erstarken des religiösen Geistes, die Eröffnung des schönen neuen Kinderheims nnd der Erwerb eine? geeigneten Grundstücks für gottesdienstliche Zwecke in Limbach Fra» Gosdmeirr erfreute die Gemeinde mit einigen köstlichen Liedergaben. Ein kurzes Tänzchen ward von der zahlreich erschienenen Jugend aufs freudigste begrüßt. 8 Chemnitz I. Am 18. April veranstalteten die beiden Marian. Kongregationen in der „Thalia" ihren Iugcndabend. In den VegrnßnngSwvrten wies Kaplan zuvor gefunden hatte; zwar war wieder hohl Ebbe, aber der Tag war noch im Steigen, und eine lichte Frühlingssonne lieh ihr» Strahlen fast senkrecht auf die unabsehbaren Watten fallen; die weißen Möwen schwebten ruhig hin und wieder, und unsichtbar über ihnen, hoch unter dein azurblauen Himmel sangen die Ler che» ihre ewige Melodie. Hanke, der nicht wußte, wie »ns die Natur init ihrem Reiz betrügen kann, stand auf der Nordweslecke des Deiches und suchte nach dem neuen Bett deS Priehlcs, daS ihn gestern so erschreckt hotte; aber bei de», vom Zenit herab schießenden Sonnenlichte fand er cS anfänglich nicht einmal; erst da er gegen die b'endcndc» Strahlen seine Angen mit der Hand beschattete, konnte er es nicht verkennen; aber dennoch, die Sckmiten in der gestrigen Dämmerung mußten ihn getauscht haben; es kennzeichnete sich jetzt nur schwach; die bloßgelegte Mänsewirtschast mußte mehr als die Flut den Schaden in dem Deiche veranlaßt haben Freilich, Wandel mußte hier geschafft werden; aber durch sorgfältiges Anfgraben, »nd wie Ole PeterS gesagt hatte, durch frische Soden »nd einige Ruten Strohbe- stickung war der Schaden aasznheilen. „ES war so schlimm nicht," sprach er erleichtert zu sich selber, „du bist gestern doch dein eigner Narr gewesen!" - Er berief die Gevollmächtigten. und die Arbeiten wurden ohne Widerspruch beschlossen, was bisher noch nie gescheben war Der Deichgraf meinte eine stärkende Ruhe in seinem noch geschwäch ten Körper sich verbreiten zu fühlen; und nach einigen Wochen war alles sanber ausgefübrt. Da» Jahr ging weiter, aber je weiter es ging nnd je un gestörter die nengelcgten Rasen durch die Strohdecke grünten, um so unruhiger ging oder ritt Hanke an dieser Stelle vorüber, er wandte die Augen ab. er ritt hart an der Binnenseite deS Deiches; ein paarmal, wo er dort hätte vorüber müssen, ließ er sein schon gesatteltes Pferd wieder in den Stall zurückführen; dann wieder, wo er nichts dort zu tun hatte, wandert« er, um nur rasch nnd ungesehen von seiner Werfte fortzukommen, plötz lich und zn Fuß dahin; manchmal auch war er umgekehrt, er hatte es sich nicht zumute« können, die unheimliche Stelle auf» neue zu betrachten; nnd endlich mit den Händen hätte er alles wieder anfreißen mögen; denn wie ein Gewissensbiß, der außer ibm Gestalt gewonnen batte, lag dies Stück de» Deiches ihm vor Augen, lind doch, feine Hand konnte nicht mehr daran rühren; und niemanden, selbst nicht seinem Weibe, durfte er davon reden. So war der September gekommen; nacht» hatte «in mäßiger Sturm getobt und war zuletzt nach Nordwest umgefprungen. Am trüben Vormittag danach, zur Ebbezeit, ritt Hauke auf den Deich hinaus, und «O durchfuhr ihn, al» er fein« Augen übe« Kretschmer darauf hin, daß die Jugend fei unser aller Freude und Hoffnung in dieser schweren Zeit. Doch man müsse sich zwingen, wenn Hoffnungen erfüllt werden sollen. Freiheit und Gleichheit seien zwar schöne Won-, aber imm müsse sie verstehen in christlichem Sinne. Die Zugehörigkcu >n den Kongregationen wird der Jugend diese Güter in ihrer reinen Form vermitteln helfen. Nachdem die Klänge de» Liede» „Ei» Bild ist mir ins Herz gegraben", verhallt waren, gelangte bat dreiaktige Schauspiel „Dein Sohn wird mein Rächer sein" von R. Bertram zur Aufführung, eine Belrhninz über das vier!« Gelot. Frl. Hoffmann sang schön das >al!e!upi" von Hom. mel mit Klavierbegleitung des Herrn Lehrer Vegt. Ein Lust, stück ging noch über die Bühne „Wenn die Katze branßcn sti", lelboft gespielt von Mitgliedern der Inngcranenkongreg.ition. Alb Mitarbeiter, vor allem auch di- Spe.er de» Haupljlückc?, treue. eifrige Mitglieder der Junzmänneckvngreganvn, holen ihre Aufgabe gelöst und sei ihnen der h rz tchstr Dank gesagt. Möchten doch noch recht viele LebenSernst und reine Lebens, 'rcndt suchen in unseren Kongregalionen. Mcnschenfiircht ab. lei»» die Reihen schließen, damit ein Hiit und eine .Herde Werre ß Grunan-Schönseld. Am Sonntag den 17. d. M. berscnn- melten sich Mitglieder unserer ZentrumsortSgruppe nnd auch unseres Volksvereins in Krauses Gasthaus. Nach Eröffnung der sehr gut besuchten Versammlung durch den Bor. sitzenden Herrn H e r m a n n - Schönfeld erhielt Herr Ortsvtar. rer Kielmann das Wort zn seinem kür diesen Abend geplan. ten Vortrage. Er nahm Stellung zu zwei erst kürzlich in Ostrih von Freidenkern gehaltenen Vorträgen, die unter anderen auch den Leuten die Abstammung des Menschen vom Affen glaubhaft zu machen suchten. In bekannt packendem Vortrage führte »ul der Herr Pfarrer zurück zum Bibelwort: „Lasset uns den Men schen machen", behandelte nun im Lichte unseres Glaubens, Wissenschaft und Somatologie zu Hilfe nehmend, di« Fragen; Stammt der Mensch vom Affen ab? Was war der Nrmenscb? .Halbtier oder Vollmensch? (Säckel.) Kann ein Affe Mensch werden? (KautSk» und Frohme.) Der Redner führte uns den Unterschied des Menschen vom Affen im Skelett, in der Schädel bildung, der Stellung der Hände, was ja die Wissenschaft bs- stätigt, vor Angen; ferner zeigte er uns den wesentlichen ll„. terschied, den wir selber beobachten können, den stets aufreckilcn Gang des Menschen, besten Sprache nnd Verstand, die Elfin- dnngen des Menschengeistes, den Fortschritt in seinen Mecken, die Religion, was wir alles nur beim Menschen, nicht aber beim Tiere finden können, und kam nach höchst spannenden AuSsüh- rungen zu dem Schlüsse: Der Urmensch war ein Vollmcnjch, geschaffen von Gott, dem Körper nach aus Erde, um wieder zu Erde, dem Geiste nach ein .Kind Gottes, um Erbe des Himmels zn werden, nnd forderte alle Anwesenden in begeisternden Wor ten auf, sich nicht durch moderne Schlagworie irre machen z» lasten im alten Glauben an Gottes Wort, daö uns die Bibel kündet. Reicher Beifall lohnte die Mühe de? Redners, eine leb hafte Debatte, die gehörten freisinnigen Vorträge inii heran- ziehend, zeigte, mit welcher Spannung man den Ansinhiunaca des Herrn Pfarrers gefolgt war, wie anregend sie wirkten. Fer ner gedachte der Herr Pfarrer in warmen Worten deS Tot S unserer ehemaligen Kaiserin, besonders ihrer vorbildlichen ca i- tativen Tälinkeit. Hierauf wurde noch eine den Mitgliedern >— betene Aufklärung über „Kirchenfienern" abgegeben, Geschäft» licheS, unsere Ortsgruppe betreffend, erledigt nnd mit berzli-6 n DankeSworten nn den Redner des Abends schloß der Herr V"» sitzende die Versammlung. 8 Alpsentwrf. DolkSverrinSgründung An Sonntag sah das katholische VereinShauS eine stark besuchte Pc-, sammlung, tu N'r Kochschnlseelsorger Beier-Leipzig in packenden, von - sittlichem Ernst getragenen AnSsvh- rnngen sprach nb" .Die Lebenskräfte im Katholi zismus zum Wiederaufbau". Nach aufinnnterndcn Worten deö Bezirksvertreters, Lehrer Henke, konnte Pfarrer Schulz den Beitritt von über 80 Mitgliedern znm Volksen.in kür das katholische Deutschland feststellen. Die wacker-n Rascher Sänger und Sängerinnen, die den Weg von Rositz »ich* gcsck > at hatten, verschönten die Gründungsfeier mit ihren Sanoesgal'-n. Herzlichen Dank allen' der neuen Ortsgruppe aber ein bost. nungSfroheS „Glück auf!" Aus der katholischen Welt Beisetzung dr» Bischof» Dr. Kirftcin Am 10. April vormittag gegen halb 10 Ilhr erfolgte in Mainz die feierliche Ileberfuhrung der Leiche de? Bisch-fts Dr. Kirstein vom bischöflichen Palais zum Dom, wo die Mi. setzung stattfand. Auf den Straßen hatte sich eine große Mcn- schenmenge angesammelt, als der Traucrzug mit zahlreiche» Schulen, Vereinen und Abordnungen und geistliche» Wnrd, - trägern sich in Bewegung setzte. Der Dom war gesvern. bis der Leichenzug anlangte. Die Trauerrede hielt Domdekan Bendix. Darauf erfolgte die feierliche Beisetzung in der Fo. hanniskapellr deS Dome». die Watten schweifen ließ; dort, von Nordwcst herauf, scib er plötzlich wieder, und schärfer und tiefer ausgewühlt, dos gc- spensiische neue Bett deS Priehlcs; so sehr er seine Augen on- strengte, eS wollte nicht mehr weichen. Als er nach Hanse kam, ergriff Elke seine Hand: „Bio- Hast du, Hanke?" sprach sie, als sic in sein düsteres Antlitz j„b; „es ist doch kein neues Unheil? Wir find jetzt so glücklich; mir ist, du hast nun Frieden mit ihnen allen!" Diesen Worten gegenüber vermochte er seine verwonmi« Furcht nicht in Worten kundzugeben. „Nein, Elke," sagte er, „mich feindet niemand au; ee isi nur ei» verantwortlich Amt, die Gemeinde vor unsres Herrgeüs Meer zu schützen." Er machte sich los, um weiteren Fragen des gcliebien Weibes anszuweichcn. Er ging in Stall und Scheuer, als ob cr alles revidieren müsse; aber er sah nichis um sich her; ec war nur beflissen, seinen Gewissensbiß zur Ruhe, ihn sich selber o!S eine krankhaft übertriebene Angst zur lleberzeugnng zu brino. „DaS Jahr, von dem ich Ihnen erzähle," sag'e noch einer Weile mein Gastsrennd, der Schnlmeister, „war das Folc 1786, das in dieser Gegend nie vergessen wird: im Hause Häuft Haiens brachte es eine Tole. Zu Ende des September r n in der Kammer, die ihr in der Scheune eingeräuml war, die so'i 00jährige Tricn' Jans am Sterben. Man hatte sie nacb ißocni Wunsche in den Kissen aufgerichtet, nnd ihre Augen gingen d h die kleinen bleigekaßten Scheiben in die Ferne: eS nmßw brri am Himmel eine dünnere Luftschicht über einer dichlereu li z c : denn eS war hohe Kimmung, und die Spiegelung hob in bfts.iu Augenblick das Meer wie einen flimmernden Silberstrcise über den Rand des Deiches, so daß eS blendend in die Kammer schim merte; auch die Südspitze von IeverSsand war ficknbar. Am Fußende dcS Bettes kauerte die kleine Wienke »ob hwlt mit der einen Hand sich fest an der ihres Vaters, der dau bcn stand. In das Antlitz der Sterbenden grub eben der Tod Las hippokratische Gesicht, und da» Kind starrte atemlos ans d e un heimliche, ihr unverständliche Verwandlung dcS unschönen, aber ihr vertrauten Angesichts. „Was macht sie: Was ist da». Vater?" flüsterte sie angstvoll und grub die Fingernägel in ihres VatcrS Hand. „Sie stirbt!' sagte der Deichgraf. „Stirbt!" wiederholt« das Kind und schien tn verworrenes Ginnen AU verfallen. Eortsrtzun, soi«^
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