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Sächsische Volkszeitung : 01.10.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-191110010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19111001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19111001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-01
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 01.10.1911
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Mandant erwiderte, er sei nicht in der Lage, dieser Auf forderung n ächz u ko in inen und lehne die Nebergabe ent schieden ab. Daraus ordnete der Vizekonsnl ttzalli die Ein schiffung der Italiener, die sich auf dein Konsulat versam melt hatten, auf einen Dampfer m. Ein Zwischenfall hat sich bisher nicht ereignet. Am Freitagabi-nd 10 Uhr wurden Truppen ansgeschifft und gingen an Land. Italienische Kreuzer haben 2 türkische Transportdamvfer, die Truppen- ladunaen an Bord hatten, verfolgt und beschossen. Die tnrknchen Schiffe haben sich nach der Küste von Prevesa im türki'.nxm Epyrns geflüchtet. Italienische Panzerschiffe sind vor Smyrna und Saloniki erschienen. Ein italienischer Kreuzer hat ein türkisches Kanonenboot im Hafen von Pre- vefa zerstört und Truppen gelandet. Die Militärbehörde lösch ein Bataillon Soldaten nach Prevesa abgehen. «c o n st a n t i n o p e l, 30. September. Tic italienische Nole mit der (iriegserklärung, die während des Minister- rates übergeben wurde, führt aus: Da die Frist abgelaufen ist, ohne eine befriedigende Antwort z» bringen, was den sch lew! en Willen oder die Schwäche der Pforte beweist, ist Italien genötigt, selbst für die Wahrung der Rechte und Interessen, der Würde und Ehre des Staates Borsorge zu treffen. Tn die freundschaftlichen und friedlichen Beziehun gen zwischen beiden Staaten unterbrochen und, betrachtet sich Italien im Kriegszustände gegenüber der Türkei. Tripolis, .30. September. Tie türkische Bevölke- inng bewahrt eine musterhafte Haltung. L o n d o n , 30. September. Ter frühere Gouverneur von Bombay Lord Lami»gton gab die Zusage, den Vorsitz einer demnächst in London abzuhaltenden Knndgebnng zu übernehme», um die Sympathie des englischen Volkes für die Türkei ,nm Ausdruck zu bringen und den König zu bitten, in der gegenwärtigen Krisis für die türkischen In teressen einzntreten. Die Kiindgebnng wird von Dr. Masid. dem Präsidenten des inoSleinitischen Brüderschaft für den Fortschritt, geleitet. K o n st a n t i n o p e l, 30. September, 2 Uhr früh. Der Minislerrnt bleibt im Palais versainmech. Die Pforte richtete einen Appell an die Mächte, in dem sie ihre pein liche Ueberraschung über das Vorgehen Italiens ansspricht und sich an die friedlichen Humanitären (befühle der Mächte inendet, damit ei» unnützes Blutvergießen verhindert werde. P a ris, 30. September. Trotz der Kriegserklärung herrscht in vielen Morgenblättern die Ueberzcugnng vor, die Türkei werde sich der Landung italienischer Truppen und der Okkupation nicht mit Waffengewalt widersetzen. Dem .Matin" wurde von bestantorisierter italienischer Quelle in Paris gestern abend folgendes erklärt: Offiziös ist uns von einer derartigen Erklärung nichts bekannt. Wen» die türkische Regierung sich nicht mit Waffengewalt widersetzt, sind wir bereit, ibm materiell und moralisch wei ten (benngtnnng zu gewähren. Wir werden in diesem Falle die Souveränität des Sultans anerkenne» Wir werden eine iebr bedeutende Summe als Entschädigung i chlen und alles tun, was in unseren Kräften steht, um der Türkei und ans Rücksicht ans die (Großmächte, mit denen wir um jeden Preis Verwickelungen vermeiden wollen. Ter „Figaro" schreibt: Man begreift, daß die türkischen Staatsmänner es sich zweimal überlegen werden, bevor sie sich ans einen so un gleichen Kampf einlassen. Der Beschluß, nicht mit den Waffen zu widerstehen, wäre die Weisheii selbst, um so mehr, als die Eröffnung der nur lokale» Feindseligkeiten eine wsvrtige Rückwirkung auf die benachbarten Inseln und >treta hätte. o n st a » t i n o p e l, 30. September. Ein italieni sches Kriegsschiff griff gestern mittag bei Prevesa zwei tür kische Torpedoboote an, von denen das ei-e g troffen tvurde und strandete, »'ährend das andere entkam. Die Mann- ichast des gestrandeten Torpedobootes wurde gerettet. Wie vier verlautet, soll ein italienisches Kriegsschiff bei Tripolis gestrandet sein. London, 30. September. Die englischen Zeitungen beschäftigen sich allgemein mit der Tripolis-Angelegenheit. Sie verurteilen einstimmig das italienische Vorgehen und bosn» durchwegs, daß die Mächte noch einschreiten, nn> das «n-'lie! des .Konfliktes einzugrenzen. PüMiche RuMchau. Dre den. den 8 . Sep.embcr 1S11. Der Landtag des Herzogtums Meiningen ist auf den .17. Oftober einbernfen worden. — Im Großhrrzogtnm Oldenburg fanden am 20. d. M. die Lcmdtagswahlen zum ersten M «le nach dem allgemeinen, gleichen Wrhliechte statt. Endgültig gewöblr si d biSber drei Vertreter der Rechten, drei Natioil.iUlb-'rato, zwei Lib'cale, fünf Veitreter des Zentrums und fünf Sozial- demokraten, — Bei der Reichen,zSstichwahl in Düsseldorf am 29. September wm-de Haberland (Soziald.) mit 30 204 Stimme» gegen Dr. Friedrich (Zentrum), d-r 36 IN Stimmen erhielt, gewählt. Deiitschlaiid und die neue Lage. Der „Köln. Ztg." wird offiziös ans Berlin geschrieben: „Die Meldungen ans Row lassen erkennen und keine» Zweife! mehr darüber be stellen, daß die tripolitanische Frage die öffentliche Meinung Italiens in so starkem Maße erregt, daß auch die Negierung sich derselben nicht entziehe» kan». Tretz der benii- rnlügenden Meldungen über Flottenhewegnng und Mobili sierungen darf man jedoch erwarten. Riß die italienische Regierung sich des Ernstes der Lage bewußt bleibt. ES muß als ausgeschlossen gelte», daß die Türkei der Wegnahme Pon TrivoliS nur einen platonischen Widerstand entgegensetze» würde, wie seinerzeit die Wegnahme Pon Tunis durch die Franzosen, Tunis war nur durch lose Bande mit der Türkei verknüpft, während Tripolis eine regelrecht verwaltete und beherrschte Provinz der Türkei darstellt. Zur Zeit der Weg nähme bau Tunis war daS nationale Gefühl der Türken noch nicht so entwickelt und so empsindl' h wie beute. Bei einem Verstoß gegen Tripolis würde» die Italiener daher ans icharfen Widerstand stoße» und eS bestände dabei die Gefahr, daß die ganze orientalische Frage mit all ihren un liebsamen Begleiterscheinungen und »»übersehbaren Folgen ins Nolle» geriete, Alle Mächte haben ein Interesse daran, daß die Ruhe in Europa bewahrt bleibe, auch Italien, das sich jetzt in einem Stadium wirtschaftlichen Aufschwunges befindet und diesen nicht durch einen Krieg unterbrechen sollte. Gerechterweise muß man anerkennen, daß Italien infolge seiner geographischen Lage ein besonderes Interesse an Tripolis hat und es nicht gleichgültig betrachten könnte, wenn eine andere Macht sich in den Besitz von Tripolis setzen wollte. Eine solche Gefahr besteht aber nicht. Die Türkei sollte die Interessen, die Italien in Tripolis hat, anerkennen und einer kulturellen Erschließung des Landes durch Italien keine Hindernisse in den Weg legen, schon um den jetzt be stehenden Schwierigkeiten die Spitze abzubrechcn und die öffentliche Meinung in Italien zu beruhigen." — Tic Zertrümmerung der Türkei, zu welck-er das Vorgehen Italiens gegen Tripolis die verhängnisvolle Ein leitung bildet, ist mit Recht von vornherein als ein Unter fangen bezeichnet worden, das den Frieden Europas auf das Aergste gefährde, besonders aber auch an erster Stelle Oesterreichs Stellung in Mitleidenschaft ziehe. Tie öster reichischen Staatsmänner werden dafür sicherlich nicht un empfänglich sein; um so seltsamer erscheinen uns Aus führungen, die das Wiener „Vaterland" ohne Bemerkung einem italienischen Annexions-Hetzblatt, dem „Corriere della Sera", entnimmt. Man liest da zur Haltung Oester reich-Ungarns: „Der Mailänder „Corriere della Sera" ist von autori tativer Seite zu folgender Erklärung über die Haltung Oesterreich-Ungarns in der tripolitanische» Frage er mächtigt: „Es ist unrichtig, daß Oesterreich-Ungarn in der tripolitanischen Frage Italien gegenüber eine oppositionelle Haltung einnimmt. Im Gegenteil haben wir allen Grund, mit der Haltung der verbündeten Monarchie zufrieden zu sein. Es ist allerdings richtig, daß Oesterreich-Ungarn darauf aufmerksam gemacht hat, daß durch die Haltung Italiens gegenüber der Türkei gewisse Vernicklungen ent stehen könnten. Dies geschah jedoch nicht in der Absicht, »in gegenüber Italien eine oppositionelle Haltung einzn- nehmen. Tie Haltung Oesterreich-Ungarns gegenüber Italien ist sogar bedeutend günstiger, als du Deutschlands, welches durch die jetzt aufgerollte Frage seine Interessen in Kleinasien bedroht erachtet. Aber auch bezüglich der Hal tung Deutschlands ist zu erwarten, daß es keine Italien gegenüber ablehnende Stellung einniinint. Ties um so mehr, als inan sowohl in Wien als in Berlin sehr gut weiß, daß die Haltung der italienischen Presse von der über wiegenden Majorität der öffentlichen Meinung Italiens be einflußt wird. Man wird es bestimmt vermeiden, daß in Italien der Gedanke anfkominen könnte, daß das König reich Italien bei der Verteidigung seiner Mittelnieerinter- essen ans seine Freunde, und nicht ans seine Alliierten an gewiesen ist." Hat sich Italien so bewährt, hat man es so nötig, daß eine angebliche „autoritative Seite" in Wien so sprechen, so die Lage znrcchtstntzen mußte? So wenig wie Italien in Algeciras ans Treivnndswegen wandelte, w wenig tut es das jetzt in der Tripoliskrisis', heute wie damals hält es mit den Treibnndgegnern: was es heute unternimmt ist dem Bünd- niSgedanken nicht nur fremd, sondern den Bündnisinter essen direkt zuwider, die eine unangetastete Türkei ver lange». Der deutsche Militärbevollinächtigte in St. Peters burg hat eine ganz besondere Stellung, die vielleicht zu den einflußreichsten in der Welt gehört, wenn es die Oeffent- lichkeit auch nicht so recht erfährt. Bekanntlich besteht von vltersher zwischen dein deutsche» und dem russischen Kaiser hofe die Regel, daß die beiden Monarchen, abgesehen von der offiziösen Vertretung durch ihre Botschafter, in ihre persönliche Umgebung einen höheren Offizier der anderen Armee anfnehnien. Diese Offiziere sind natürlich in der Lage, Wünsche ihrer Monarchen direkt zu überinitleln, und ibr dauernder Ansenthnlt in ihrer nächsten Nächste des fremden Monarchen gibt ihnen auch Gelegenheit die poli tische Stimmung zu sondieren, lieber die Zweckmäßigkeit der Einrichtniig ist schon öfters gestritten und Non manchen behauptet worden, daß dem deutschen Botschafter in Peters- bnra dadurch seine Funktion erschwert werde Namentlich als der beim Zaren so sehr beliebte Kontreadmiral v, Hintze von seinem Posten znrncktrat, wurde diese Frage wieder er örtert, Tie in dieser Hinsicht geäußerten Bedenken dürften jedoch nicht den Tatsachen entsprechen. Den» bei »ns ist jedenfalls angeordnet, daß die Berichte l es der Person des Zaren attachiertc» Offiziers noch dem An-rwärtsaen Amte zugänglich gemacht werden. Generalmajor v. Lanenstcin bat den Posten nur sehr kurze Zeit inne gehabt: er wurde erst im Januar dieses Jahres nach der Newastadt geschickt, und man glaubte allgemein, daß sich der verdienstvolle Offi zier. der ans der Artillerie hervorgegangen ist, gerade für die delikate Stellung am russischen Kaiserliche eignen würde, zumal er schon früher Militärattache- in Pep'rsbnrg gewesen war und an dem russisch-japanischen Kriege teilgenoiiiinen batte. Die Gründe zu seiner plötzlichen Abberufung dürften wobt interner Natur sein. Jedenfalls gebt seinem Nach folger, dein Grafen Dohna-Schlobitten, nicht mir der Ruf eines tüchtigen Offiziers, sondern auch der eines sehr ge wandten und diplomatisch geschickte» Mannes voraus. Der Graf steht nnscreni Kaiser besonders nahe, und ein Beweis seines Vertrauens war es auch, als er ibn mit der Be gleitung des Kronprinzen ans dessen Indienreise betraute. ' Er wurde bereits 1007, obwohl noch junger Generalmajor, mit der Führung der Garde-Kavalleriedivision beauftragt, ein in den letzten Jahren eigenartiaer Fall in den Avaiice- n:e»tsverhält»issen der Armee. Als- Vertreter des Zaren ist Generalmajor Tatischtschew der Person des deutschen Kai sers attachiert. Diese Militärbevollinächtiglen haben das Recht direkt mit den Monarchen unter Umgehung des Diplo maten zu verkehren und wichtige politische Angelegenheiten zu behandeln. Ans sie sind inanche militärpolitische Maß nahmen ziirUckziisühren, welche die Diplomaton nie erreicht hätten. Das Zentrum im neuen Reichstage. Ans dem Zen- iimmsparteitage für den Wahlkreis Düsseldorr führte Abgc- j ordiietcr Trimborn in einer glänzenden Rede n. a. fol- , gendc'S ans: „Mögen die anderen sich nnn entscheiden, wie sie I wollen: wir weiden unsere volle Pflicht und Schuldigkeit I tun. Der Kampf und sein Ausgang kann uns nicht schaden, den Schaden tragen andere Parteien und daL Vaterland. Auch im neuen Reichstage wird das Zentrum im Verein mit anderen Parteien positive, fruchtbare Arbeit zu leisten sich bestreben. Die taktische Position einer Partei, die über mindestens achtzig sichere Wahlkreise verfügt bleibt immer eine günstige, zumal bei einer starken sczialdemokratischen Partei. Anderseits kann es uns nur erwünscht sein, wenn über die .Haltung der nationalliberalen Wählerschaft Klar heit geschaffen wird. Wir wissen dann, wo wir dran sind, und werden uns danach einrichten. So ist ja auch dis Demaskierung des Hansabundes von großem Gewinn. Das wird sich bald zeigen. Drum, ungebrochenen Mutes von neuem in den Kampf für unsere glorreiche Partei" — Millivnknausgaben der Sozialdemokratie. Der be- kannte sozialdemokratische Schriftsteller Schulz hat soeben eine Schrift über die Schulreform der Sozinideinokratie er scheinen lassen. Wir wollen uns nur mit der. Forderungen der Sozialdemokratie nach der nationalen Sefte hin befassen lind man kann dabei diese Schrift um so mehr gebrauchen, als sie vielfach stimmt mit dem, was die Genossen, zum Bei spiel im württembergischen Landtage gefordert haben. Da fordern die Sozialdemokraten ruhigen Blutes Millionen und Abermillionen. Heinrich Schulz, der gewesene Lehrer, sagt zum Beispiel mit der größten Kaltblütigkeit: „Läßt sich auch bei 10 oder 20 Schulkindern noch keine achtklassige Schule errichten, so aber doch schon eine mehrklassige, min destens eine dreiklassige, die die Kinder in drei größere Ab teilungen scheidet und sie getrennten Klassen und beson- deren Lehrern zumeist. Wenn dadurch Klassen von 6 bis 10 Schülern geschaffen werden, so ist das pädagogisch kein Nach teil. . . . Leider liegen den herrschenden Gewalten im heu tigen Staate sachliche pädagogische Erwägungen fern, so daß sie hohnlachend über unseren Vorschlag hinweggehen." (178.) Wie das auf den braven roten Urwähler wirken muß! Namentlich, wenn Schulz noch hinzusetzt, daß die Sozialdemokratie „ans dem schnellsten Wege die skandalöse Klnsseiiüberfüllung beseitigen wird" (62). Rechnerisch sieht die Sache etwa so aus: 1906 kamen in Deutschland auf jeden Volksschnllehrer 68 Schüler. Das machte eine Auf wendung von 62.3 Millionen nötig. Mittlerweile sind die Ausgaben für die Schulen übrigens enorm gestiegen. Nun richtet sich letzten Endes naturgemäß der ganze Schuletat nach der Klasseiifreqiieiiz. Je kleiner die kestgesetzte Nor- malfregneiiz, um so mehr Klassenräume, Schulen und Lehr personen sind nötig. Je mehr Schulen und Lehrpersonen, um so größer natürlich auch das Seminarwesen, sowie der ganze Anfsichtsapparat bis oben hinaus. Man kann bei spielsweise ruhig annehwen, daß sich der Etat verdoppeln würde bei Halbierung der Freguenzzifser. An einer Stelle (181) spricht Schulz dann auch von der in der Theorie viel geforderten Nornialbcsetznng von 30. Das würde mithin einen Etat von rund einer Milliarde ansmachen. Diese Normalfregnenz ist Schulz aber zu hoch, wie wir oben zeig ten, Selbst wenn wir nnn nicht die Rechnung auf jene Spitze treiben wollen, zu der er mit fernen Klassen von 6 bis 10 Kindern verlockt, so will er doch an Stelle aller ein- klassigen und Halbtngsschulen mindestens dieiklassigc, bei einer Schülerzahl von etwa 80 also mindestens vierklassige. Das würde natürlich direkt eine weitere große Vermehrung der Klassen mit den oben angedeuteten Konseguenzen zur Folge habeu. Denn in Preußen zum Beispiel sind drei Fünftel aller Schulen, also über die. Hälfte, einklassige bezw. Halbtagsschnlen (20 006 von .37 761 in 1006X Bei vorsich- tiger Rechnung würde also somit der Etat auf mindestens 1260 Millionen, gleich °/Z Milliarde wachsen. Nebenbei be merkt, gibt es der öffentlichen einklassigen Volksschulen mit nur 20 und noch weniger Kindern weit wehr als man aiiiiehmen sollte: in Preußen allein nämlich rund 000. Nun käme» die zahlreichen einklassigen Schulen mit 20 und 30 lis RI Kindern: für alle diese verlangt Schulz „mindestens drei Lehrkräfte". Aber dazu kommen noch Ausgaben, die mindestens ebenso hoch sind: Schnlspeisinig der Kinder und Kleidung auf Staatskosten, mindestens 600 Millionen Mark iisw. Schulz kommt auf über 3 Milliarden Mark Mehr ausgaben. Nnn sehe man sich außerdem den Etat für die deutsche Landesverteidigung an und vergleiche ihn mit den sozialdemokratischen „Forderungen" an die Schulreform. 1011 gab Deutschland für die Landcsvertcidiaung, das heißt für Heer und Flotte znsamniciigenomm n, 12 000 000 Mark, also stark eine Milliarde, ans. Die Gesamtausgaben für die Flotte betragen für 1871 bis 1008 einschließlich 3 082 006 300 Mark, also rund 4 Milliarden. Schulz dagegen tut es nicht unter einer laufenden Ausgabe, deren jährliche Höhe mit 4 Milliarden bei weitem nicht erreicht ist. Mit Berechnun gen hält er sich natürlich nicht ans: er sagt einfach: „Wohl wäre» beim Etat und den maßgebenden Parteien wichtige äußere Vorbedingungen (für eine Schulreform) vorhanden. Z» diesen gehört vor allen Gingen das Geld. So hohe Kosten eine durchgreifende Schulreform auch erfordern würde, so brauchte ihre Höhe an sich ein Staatswesen nicht zu schrecken, das jährlich ein Milliardenbudget für die krie gerische Nüstniig anfstellt" (254). Nnn *ällt aber das Mili tärbudget im sozialistischen Staate keineswegs einfach fort! Schulz will eine „Volkswehr" (168 ff.). Freilich wird sich die militärische Ausbildung bei einem sozialdemokratisch erzogenen Volke „in so viel Monaten bewirken lassen, wie jetzt Jahre nötig sind, und dabei werden die Resultate in Zukunft so glänzend sein, wie sie jetzt mangelhaft sind." Wer wollte daran zweifeln? Aber Geld kostet doch auch die zwei- bis dreiinonatliche Ausbildung, namentlich, wo dann Beköstigung, Löhnung und Kleidung und Ka'eriiierung ent sprechend großzügig sein werden. Bei der Neichsversiche- rnngsordiiiing hätte die Annahme der roten Anträge zwei Milliarden Mark gekostet, die Schnlanträge kosten 3 Mil- liarden Mark. Solchen hirnverbranntei: Ideen kann nur die Sozialdemokratie Unterschlupf gewähren. — Das zerfetzte rote Programm ist in keinem einzigen Stück mehr ganz: alle Programmpnnkte sind verlassen und nur die breite Masse der Wähler wird mit den alten Schla gern noch gefüttert. Wo man das Papier auch ansaßt, geht es in Brüche, wie ein zerschlissener Nock. Kompensations- theorie. Das Programm spricht von versinkenden Mittel schichten und nennt als Beispiele ausdrücklich Kleinbürger und Bauern. Es behauptet eine Zunahme des Elends,
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