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Landwirtschaftliches. I Pflüget die Stoppelfelder im Herbste. In manchen Gegenden kommt es leider noch ziemlich oft vor, daß man die Stoppelfelder im Herbste überhaupt nicht Pflügt. Das ist aber ein arger Betriebsfehler, dessen Folgen sich im nächsten Jahre gewiß immer zeigen. Wenn man die Stop pelfelder im Herbste pflügt, dann verkleinert der Winter- frost die Schollen, daß sie mürbe werden und wir haben dann im Frühjahre eine lockere und fruchtbare Ackerkrurne. Der Frost vernichtet aber auch viel Insektenbrut und viel Unkrautsamen, wenn der Acker im Herbste gepflügt worden ist. Das Pflügen im Herbste ermöglicht aber auch die Un terbringung des Stallmistes und der mineralischen Dünger zur richtigen Zeit. Das Thomasmehl, im Herbste auf die rauhe Erde gestreut, hat während des Winters genügend Zeit, sich zu zersetzen, so daß es dann im Frühjahre den Pflanzenwurzeln sofort zur Verfügung steht. Wer im Herbste seine Felder Pflügt, kann aber auch im Frühjahre viel eher anbauen als ein anderer, der seine Felder unge- pflügt liegen läßt. Die gepflügten Felder trocknen viel leichter aus; die Körnerfrucht wird daher auf solchen Fel dern auch viel früher reif, ivas für Gegenden mit rauhem Klima oder für Höhenlagen von großer Wichtigkeit ist. Es rede sich also keiner aus, daß er nicht Zeit habe, im Herbste leine Felder zu pflügen. Gepflügt ist halb gedüngt, sagt ein alter Vauernspruch. In der Tat nimmt ein ge pflügter Boden die Nährstoffe aus der Luft viel leichter auf, es wird auch die für die Fruchtbarkeit der Aecker so notwendige „Gare" hergestellt. Ein gepflügter Boden be- hält die Grundfeuchtigkeit auch viel besser als ein nicht ge pflügter. Er trocknet wohl schneller ab, aber in oen unte ren Bodenschichten hält sich die Feuchtigkeit trotzdem recht gut. Bauer, pflüge deshalb deine Stoppelfelder noch im -Herbste! Vermischtes. V Geld riecht nicht. Der Lüdenscheider Bürger- schützenvereiu gab eine Anzeige über sein Jahresfest nicht nur in die bürgerlichen Blätter, sondern auch in die sozial- demokratische „Volksstimme". Sie erschien auch in der selben, aber aus dem Programm fehlte der Satz: Toast auf Se. Majestät den Kaiser und König Wilhelm II., denn dieser wurde von der Redaktion gestrichen. Als aber der Vorstand des Schützenvereins der „Volksstimme" erklärte, daß sie auf Bezahlung nicht zu rechnen habe, wenn der eigenmächtig gestrichene Satz nicht in der nächsten Nummer eingefügt wird, wurde der Toast auf den deutschen Kaiser sofort ausgenommen. Es geht eben nichts über die rote Prinzipienfestigkeit. v Ein entsetzliches Unglück hat sich in Syra- cuse im Staate Neuyork ereignet. Anläßlich der dort statt findenden Staatsausstellung fand ein über 50 Meilen füh rendes Automobilrennen statt, dessen Anfang Präsident Taft beiwohnte. Bei der 43. Meile durchbrach plötzlich ein Knorwagen, der von dem bekannten amerikanischen Fahrer Lee Oldfield geführt wurde, bei einer Kurve die Umzäu nung und fuhr mit großer Geschwindigkeit in die dichtge drängten Zuschauerinassen hinein. Die Wirkung war furcht bar. Sechs Personen wurden sofort getötet und drei erlitten so schwere Verletzungen, daß sie bald darauf im Kranken hause starben. Außerdem wurden 14 Personen schwer verletzt. v Ein Verein der E l e fa n t e u f r e u u d e be steht in Paris, der es sich zum Ziele gesetzt hat, der immer größer werdenden Gefahr der völligen Ausrottung der Ele fanten eutgegenzutreten. In dem jüngsten Nuffnse, der hervorbebt, daß jährlich auf Erden gegen 50 000 Elefanten getötet werden, wird darauf hingewiesen, welchen Nutzen die klugen und gutmütigen Dickhäuter nach Erfolg der Zäh mung in den afrikanischen Kolonien stiften könnten, wenn nran beizeiten die Massenschlächtereien verhindere, durch die allein infolge der Gier nach Elfenbein die nützlichen Dick häuter der Gefahr völliger Ausrottung nahegebracht wor den sind. v Der Farmer George L. Still ni an von. Westerly, It. ck., fing dieser Tage eine grcße Schildkröte, auf deren Rücken er die Inschriften „Paul Maxson, 1793",, „Adam Stillman, 1808", und „Joseph Stillmau, 1865" oor- fand. Die beiden letzteren Namen sind die seines Groß vaters und Vaters. Er fügte seinen eigenen Namen und die Jahreszahl 1911 zu und setzte die Schildkröte dis nach den Inschriften über 118 Jahre alt sein muß wieder in Freiheit. Dresden, Gesamtuerband der christlich. Kewerkschasten Deutsch!. Sekretariat für das Königreich Sachsei,, Dre-Kcn-N., Dammweg 4. (shemnih, .Sachs. Sekretariat d. christl. Metaltarbeiterverbandes Logcnstraße II, 2. Leipziger Dolksbureau, Hrimmailcher Ateiuweg t5. 2. lEt. OefftrlliiSe gemeinnüy.g.' "usknwtss-.elie Leipzig. Zohannispl. 8,2.. kemerkverein -.Heimarbeiterinnen vekretartat für Lachsen. Lehr- und Belrlcbsmerküätle Meisten, Soziale ^nskllnltstielte der christlich. Gemerkschaflen. potd. Attellenh^u-'. Hir'gwe^g trotz 7. — Lwechstr» de jede» Sonntag von ' ius h-,12 tlbr. Miau. Sachs. Sekretariat des christl. tlertilarbeiterverbandes Baußaer Straße IS, 2. in töeiatl, 8titiil, 81 der, Lolö. Vorrüglictik Aecke kvrmenscdüne Ketisuse in allen Preislagen. 8slon-, Kiiciien-, Vieokee-. Kontor-, Kuckuck - citme» 2 kakre Karanlie. :: Lilllge koste Preise. SN tili,KN, Kolli- uns silbervroren jklier Art. 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Gute Zeit!" „Alter Grobian!" brummte Kliugcnberg ihm nach. „Aber ein wackerer Kerl ist ,r doch und versteht sein Metier. — O, dieser Dunst!" Er griff nach der Klingel. In dem großen, hohen, Helle», mit Stuck gezierten Saale war die Tafel gedeckt, und da sich zu den vorzüglichsten Speisen die erlesensten Weine ge sellten, herrschte bald eine animierte Stimmung. Herr v. Sonnenberg vergaß darüber seine Sorgen und Pläne und war heiter: alcr er übersah ostentativ seinen Sohn Erich und trank ihm weder zu, noch richtete er das Wort an ihn. Er konnte ihm den Fehlschuß nicht verzeihen und sah das Versehen Erichs durch das Vergrößerungsg as seines Zornes als eine unauslöschliche Schmach an. Der sunge Offizier, den diese Zurücksetzung anfs tieiste kränkte, fühlte sich inmitten der fröhlichen Gesellschaft recht einsam, da sich keiner um ihn kümmerte. Nur Graf Wangenheim trank ihm einige Male zu und richtete das Wart au ihn, wofür ihm Erich vo» Herzen dankbar war. Susi bildete den Mittelpunkt der Unterhaltung und war nie so ge sprächig und liebenswürdig gewesen wie heute. Erich staunle. Er kannte seine sonst so stolze und kalte Schwester, die nur immer an sich selber dachte, kaum nieder. War das ihr wahres Wesen oder war es Absicht? Ver folgte sie einen bestimmten Zweck? Die Art. wie sie mit Wangenheim ver- kehrte, gab ihm z» denke». Fast schien eS. als fühle sie sich hier als Herrin. Und mit einem Male >r>ar ihm alles klar, dieses ganze klug angelegte Manöver lief auf Berechnung, ans Spekulation hinaus. — Einer der jungen Eleven stieß seinen Nachbar an, deutete beimtich aus den Grafen und sagte leise: „Das gibt hier wohl bald eine HochzeitI" So leise es auch gesprochen war, — Erich hatte es doch gehört. Nun ärgerte und verletzte ihn Susis Benehmen. War denn die ganze Welt falsch, betrog esiier den anderen? Susi liebte den Grafen nicht, das wußte er. Oft hatte sie in Erichs Gegenwart über ihn gespottet und ihn lächerlich gemacht — und »uu heuchelte sie eine Intimität, die unmöglich echt sein konnte. Waren denn alle Sprossen von Haus Sonnenberg dazu verdammt, vor dem goldenen Kalbe zu tanzen? — Das Mahl schien kein Ende nehmen zu wollen: jeder neue Gang brachte eine Ueöerraschung, und immer neue Flaschenbatterien ließ der Graf auffah- ren. Die Herren rühmten die Kunst der Köchin, und der Gutsbesitzer machte cme Anspielung , daß es doch endlich Zeit für den Grafen sei, du» Schlosse eine Herrin zu geben. — 33 — „Mein Gott, was ist geschehen?" rief der Graf, machw vorsichtig üre Büchse srei und hob mit Hilfe der anderen den Liegenden aus. Dieser hatte die Augen geschlossen, und erst, als er auf die Füße gestellt war. öffnete er sie und stieß einen brunnentiefen Seufzer aus: „Ich bin tot!" Da lachten alle mit einem Make laut hinaus beim Anblick dieses Jam mergesichtes. ..Donner noch mal, was gibt's da zu lachen?" rief Klingenberg. „Gebt mir wenigstens was zu trinken —" Wangenheim hatte noch Wein in der Flasctie und bot ihn dem Baron, der gier? z trank. „Was ist denn eigentlich passiert?" fragte der Graf. „Ja. wenn ich das wüßte!" sagte Klingenbecg kläglich „Auf einmal schlug's »ich auf den Boden hin. - Die verdammte Büchse' Eben als ich die letzte Seite des „Stadtboten" lese, gebt sie los — und die ganze Ladung mir w den Bücken." Nun platzten sie alle fast vor Lachen. „Also den .Stadtboteu" haben Sie ge! wn? Das ist nicht übel! Statt Böcke zu schießen, steat er seine Nase :n die Zeitung und schießt sich selber an." „Ja ibr habt gut lachen! Aber ich!" Er stöhnte und fuhr sich vor sichtig über den Rücken. „Gatt diese Jammermiene," spottete der Hauptmann. „Zum Kuckuck, soll ich vielleicht lache», wenn mein Rücken wie Feuer brennt. Hundert Schrote habe ich mindestens im Leibe!" „Na. w schlimm wird es wohl nicht sein," tröstete Wangenheim. „Wir wollen meinen Jagdwagen hierher führen lassen und Sie bequem hinem- placiereu. Und der Arzt soll sofort ins Schloß kommen." Er bat die beiden Eleven, die Aufträge zu besorgen und diese machten sich schleunigst davon. Wangenheim blieb bei dem Baron, der bei jeder Bewegung, die er wachte, ziisammenzuckte und leise Schmorzensschreie ausfti-'ß Tie anderen besichtigten das Wild, das zur Strecke gebracht worden war. Es war kein glänzendes Resultat: vier Böcke und ein Dutzend Häslecn. Tee schauste Bock war durchgebrocheu. „Durch deine Schuld." tagte ü-c Hauptin i>» grimmig zu Erich. „Unsere Jugend ist nichts mehr nütze! Ohne mich hättet ihr keinen Bock zur Strecke gebracht." Und innerlich wütend aut leinen ?vhu ging er au ihn vorüber und maß ihn mit einem verachtungs vollen Blicke. Der Oberförster überwachte die Verladung des Wildes, das, mit grü nem Ei>l>eulaub geschmückt, auf den Wagen gebracht wurde. Nmhdem auch Baron Klingeuberg auf dein Jagdwagen des Grafen wohl gebettet worden war, trat der Zug den Rückweg an. Sie waren alle sin wenig verstimmt und sckjweigsam, weil der Jagdzug so wenig glänzend aus gefallen und dazu noch ein kleines Unglück passiert tr»ar, das hätte verhäng- nisvoll werden können. Die Hunde liefen mit lautem Gekläffe um den Wagen, der das Wild barg, als hätten sie den größten Ruhm von dem Erfolge des Tages, und die Treiber trabten lachend hinterdrein und freuten sich auf den reichen Jagd- schmaus, der ihrer im Schlosse wartete. „Haus Sonnenberg"