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den. nach dein jeder Deputierte einen Monatsgehalt von 500 Franken ausbezahlt erhält. Das Parlament wurde schon am 10. Juni eröffnet, hat aber bisher noch nichts geleistet. Die Negierung hat das Derfassiingsgesctz nicht vorgelegt und das Staatsbudget ist noch nicht abgeschlossen, weil der Finanzminister Belvas sich niit anderen Sachen, nur nicht mit den Finanzen befaßt. Tic Pertreter der fremden Mächte erheben angesichts einer solchen Wirtschaft die Hände zum Himmel. Und doch will man, daß das Ausland das neue Regime anerkenne. Einen besonders blutrünstigen Antrag hat kürzlich der Oberjakobiner Alvaro de Castro eingebracht', er fordert nämlich daß alle, die mit der Waffe in der Hand arretiert werden, einfach standrechtlich erschossen werden sollen. Ist das nicht geradezu ein Hohn auf die Freiheitlichkeit und Gerechtigkeitspflege eines Landes, das das erste war, das die Todesstrafe abgescl>afft hat?! poltMüre LLuüdjlhaa. Dresden, den 2<j. Juli 1911. Nachdem der Kaiser vormittags noch einen Spazier gang an Land unternommen hatte, trat die Kaiserflottille heute mittag von Balholmen aus die Heimreise an, wobei dem Kaiser seitens der Bevölkerung und der zahlreichen Sommergäste ein überaus herzlicl>er Abschied bereitet wurde. Gegen 9>/7 Uhr traf dis Flottille auf die zu Uebungszwecken in hiesigen Gewässern weilende deutsche Hochseeflotte, deren Schiffe nach Abgabe des .Kaisersaluts die Hohenzvllern in Kiellinie passierten. Ankunft in Ber gen erfolgt um >/-,d Uhr. — Der deutsche Kronprinz hat auf eine Einladung des Königs Viktor Emanuel seinen Besuch in Racconigt anfangs August zur Jagd zugesagt. — Bei der bayrischen Landtagswahl in Günzburg hat das Zentrum ein LandtagSmandat verloren. Der frühere radikal dlindlerische Vertreter des Wahlkreises, Bürgermeister Dirr von Auhofs», hat mit 2200 Stimmen gegen den ZmtrumLkaumdaten Lchceii>erinelsk:r Laummeber in Gliaz- rwrg grsiegl, der nur 2087 SUmmeu erhallen hat. Gegen die H mpiwahl von 1007 hat das Zentrum um 457 Stimmen abgeuointnen, der Bauernbund um 007 Stimmen zu- geiivnunen. Das Zeiuruni hat also 275 Stimme» wenluer wie der Bauernd»! d. mit dem die Liberale» und Sozial- deuwlrateu gestimmt haben. Wie in Bayern stets vor 1005 sind in diesem Wahlkreise Liberale und Sozial- demoklate» niit den Bnndlern zusainuiengegangen. Der Graßblork ist in Bayern wieder aufgestanden und es wird gut sein, energisch und beizeiten in allen agiiatlonS- und organtlatioiiLschwacheii Wahlkreisen die Konsegnenz daraus zu ziehen. Der Wahlkreis kann bei der Hanptwahl lei ht wieder erobert werden, wenn dis Agitation einsetzt, die diesmal ganz vernachlässigt wurde. - Die Fianuucnzeichc« rauchen. Eine Jatho-Versamm- lung in Kassel hat vor kurzem die Trennung von Staat und Kirche verlangt. Hierzu nimmt ein Protest. Pfarrer in Nr. 100 der in HUdbnrghausen e scheinenden „Dorf zeitung" Stellung. Auch er entscheidet sich für die „Tren nung von Staat und Kirche oder, wie es richtiger heißen müßte, für die Entstaatlichung der Kirche, und zwar in» der Freiheit der Religion lind um der Gerechtigkeit willen gegen die. die eine abweichende religiöse lleberzengnng haben. Die znknnstige Eniwickelniig des Kircheuwesentz in Deulschiand wird ganz wesentlich davon abhängcn, ob der freier gerichtete P, otestantisnins in seiner Gesamtheit sür die Idee der Entstaatlichung der Kirche sich gewinnen läßt. Für diesen Gedanken läßi sich eine P.ailanr schassen, die zwar ans ve>schiedcncn Elementen besieht, aber stark und stoßk'ästig sei» wird. Denn bekanntlich ist er eins Pro- ! grammsorderuug nicht nur der sozialdemokratische», sondsin auch der liberalen Partnern Daß die letzteren nicht energischer dafür eingctrctcn sind, lag einfach daran, daß sie keilen Weg zur V.rwirktict.mig dieses Zi lcS iahen. Denn die Probleme, ie hier vorliegen, sind groß und schwer. Es handelt sich darum, die Entstnatlichnn i der Kirchen so zn gestalten, daß nicht die katholische Kirche durch die größere Freiheit, die sie nach der En'.staat- lichung haben wird, sich zn einem, die freie Entwickelnnq des Staats- und Knltnilebens gefährdenden Machtsattor answächsl Owm Einsender unterstrichen» und daß nicht in den evan zelische» Kirchen die herrschenden Synodal majoritäten cvergl. Preuße») alle Macht und allen Besitz an sich reißen und die freier gerichteten Mwocstäien hinaus- drängen oder unterdrücken". Das sind ja reizende Ge ständnisse. Kirche und Staat sollen getrennt werNn, „um der Freiheit der Religion willen '. Diese Fre heit soll aber nur gelten sür die liberale Richtung im Pmlest nrtisnins, jede Ortboder-e soll in Fessel geschlagen werden. Freiheit für de» llmstnrz Knechtung sür die katholische Kirche! Nur. weil der Weg zur Durchführung noch nicht gefunden ist. haben die liberalen Parteien diese Prograinmsorderung noch nicht verwirUicht. Aber mit Unterstützung der Sozial demokratie hofft der liberale Protestantismus seine Ziele zu erreichen. Sind wir schon so nahe an Portugal? Unsere Antwort lautet: Netnl Eine militärisch« Demonstration in einer Berliner Kirche. In der Luisenkircl>e zu Charlottenburg vollzog sich am letzten Sonntag ein eigenartiger Vorfall. Pastor Kraatz der eben aus dem Urlaub zurückkehrte, predigte über den Fall Jatho. Er führte dabei u. n. aus: „Was ist das, das Wort Gottes? Du bist über diese Frage vielleicht erstaunt und doch ist sie begründet. Früher, etwa vor IW Jahren noch, war dir Antwort sehr leicht zu geben. Gottes Wort war die heilige Schrift, alles ohne Ausnahme, was in ihr stand. Denn die ganze Bibel galt als von Gott inspiriert, das heißt eingegeben. Aber heute hat man diese Anschauung aufgegeben. Sie gilt längst als veraltet. Die Bibel ist für uns nrcht mehr ein göttliches Buch in dem Sinne, daß jedes Wort darin dem Menschen von Gott diktiert wäre, sondern ein Buch vo» Menschen verfaßt, freilich von gottbegnadeten und gottbegeisterten Menscln'n, die daher nicht nur die großen, edlen göttlichen (bedanken nieder schrieben, die Gott ihnen ins Herz hinein gab, sondern auch ihre inenschlichrn Ansichten und Meinun gen. Deshalb unterscheidet man heutzutage überall zwi schen den göttliche» unvergänglichen Wahrheiten in der Schrift auf der einen Seite, dem eigentlichen Wort Gottes, und den menschlich vergänglichen Anschauungen auf der an deren Seite." Hier verließen die Offiziere mit der Soldaten die Kirche, so daß die Predigt unterbrochen werden mußte. Nun will Pastor Kraatz Klage wegen Störung öffentlichen Got tesdienstes einleiten. Pfgrrer Kraatz meint, die Offiziere hätte» sich über seine Predigt beschweren können, aber sie hätten nicht den Gottesdienst verlassen dürfen. Das ist »ach der „Deutschen Tageszeit»." „eine merkwürdige Ansfassung von der Freiheit und der Macht des religiöse» Gefühls. Niemand kann einem gläubigen Christen zuinnten, daß er sich ruhig von der Kanzel ans Tinge sagen lassen soll, die sein christliches Gewisse» und Cinpsinde» ans das peinlichste und verletzendste berühren. Ferner: gewiß wird der ge bildete Mensch es, soweit es seinem Cinpsinde» möglich ist, stets vorziehe», eine vorübergehende Störung seines Ge fühles ruhig zn tragen und nicht sichtbar vor der Oeffent- liehkeit zn äußern. Aber die Offiziere des Elisabeth-Grc- »adierregimentes waren nicht als Privatpersonen, sondern sie waren als Vorgesetzte der Mannschaften in der Kirche, mit denen sie znm Gottesdienste besohlen waren. Als sie sahen, daß dort den Soldaten keine .religiöse Crbannng, sondern eine Darlegung geliefert wurde, die namentlich den schlichten Glaube» des einfachen Mannes r.nfs tiefste ver wirre» muß, da innßie sich ihnen allerdings die Frage ans drängen, ob sie die Berantwortnng dafür noch weiter tra gen könnten, daß die Soldaten eine derartige Predigt an» hörten, deren Autorität sür sie durch die Konunandierung znm Gottesdienste doch noch erhöht wurde! Schickt die Armee die Mannschaften in die Kirche, dann trägt sic mit der ganz ungeheure» (beinalt, die ihr gegenüber den Mann schaften zn Gr hole siebt, die aktive Verantwortung dafür, daß die religiöse und militärische Autorität vereint nichl das religiöse Gefühl im Heere stärken, sondern de» Glau ben der ihm anvertranten Soldaten nntergrabe». Von die sen» Standpnnlte ans ist der Vorfall in der Lnisenkirche. zn betrachten: deshalb glauben »vir in» Namen von Tausen den und Aberiansenden gläubiger Christen zu sprechen, wenn wir den beteiligten Offizieren die Anerkennung und den Dank dafür ansdrückcn, daß sie ans dem hohen Ver- antwortlichkeitsgefühle heraus, das das köstlichste Gut un serer Armee ist. i» einem so besonders schwierigen Falle ihre Pflicht aetan habe»!" Man kann ans den weiteren Verlauf der Angelegenheit gespannt sei»». — Sozialdemokratie und Gewerkschaften. Unter den sozialdemokratischen Blättern, die den Berliner Zritcmgsst,ik und seine Rückwirkungen ans den Buchdruckerverband dazu benütze», die Massen gegen die geiverkschastlichm Führer auszupeilschen, siebt die Eibcrfelder „Freie Presse" in der vordersten Reihe. Sie hat u. a. wö tiich geschrieben: „Ein derartiges Schindluderspiel, wie eS die Buchdnickerverbaiids- oberbonzen »nt den Arbeiterinteresscn getrieben haben, zu brandmarken, wird nach wie vor die Ausgabe der Arbeiter- presse sein. Ganz gleich, ob es den Tarissanatikern recht ist oder nicht." Nachdem das Buchornckerorgan diese Tonart gebührend zurückgeiviesen, veröffentlicht das Organ deS sozialdemokratischen BanarbeiterverbandcS („Der Grund stein") die nachstehende beachtenswerte Auslassung: „Wir betrachten es nicht allein als eine Pflicht der gesamten GewerkschaslSpresse. gegen diese nichtswürdigen gebiiissei» der Natnrinisienlehaste» Rechnung trage, »nobel ihm die Beniiimg ans die moderne Cntwickelnngslehre Dienste leisten muß. sei noch hnigewiese» auf Werke natur wissenschaftlichen Inhaltes, die diese modernen Fragen be- »ücksichtige». Neben den Schriften von WaSmaiin sei hin- gewiese» ans den „Grundriß der Biologie" seines OrdcnS- genossen Muckermaii» (Freilnirg >000, Herder), da ans dem Hamburger Monistenkongresse biologische Fragen nn- geschnitte» werde», nn» die Einheit der Natur gerade mit der Biologie zu erweisen. Ein Kreuz für den Monismus, da zwischcn totem Stoff und lebenden Wesen eine Kluft liegt, die nicht enger, sonder» durch die Wissenschaft iiiiiner breiter gemacht wird. Mit der Ciitivickeliingslebre befaßt sich das Buch von Camillo Schneider „Die (Grundgesetze der Deszendenz theorie in ihrer Beziehung znin religiösen Standpunkte" Freitmrg 1010. Herder). Seine Darlegungen (00 f.) gip- sein in dein Gedanken, daß die Cntwicklnng als Cntfaltnng innerer Anlagen zn betrachten ist und daher durch de» Zweck beherrscht ist. „Plötzlich kommt Absicht in ei» scheinbares Cbcws, als das heutzutage die Lrganisinenivelt fast allge mein beurteilt wird. Welchen Ursprung gaben nun aber die Anlanen nnd demgemciß auch die Finalität der Ent nickelung. die an sie anknüpst? Alle Absichtlichkeit setzt ein Bewußtsein vonms, dieses Bewußtsein aber . . . kann nur das göttliche Bewußtsein sein, denn wir kennen kein anderes in der Natur, das hier in Frage käme. Sowohl die An lagen wie auch die in ihrer Entfaltung sich offenbarende Absicht sind mir ans der Eristenz des Schöpfers zu bcgrei- ie». Svmit schlägt rechtverstandene Entwickelnngslehre mit Notwendigkeit eine Brücke zur Religion." Jedoch sei bemerkt, daß bei Schneider seine besondere philosophische Richtung — er gibt sich als Platoniker — zu berücksichtigen ist. e Ter Frage »ach der Abstammung des Menschen ist Pro fessor Dr. Al. Schmitt in seinem Buche „Der Ursprung des Menschen" (F'cibnrg Herder lOl l ) in ausführlichen Unter suchungen nachgegaiigen. in denen er das unlogische Ver jähren mancher AbstaimimngSfanatiker dartnt. Auch die natnrwissenschaftlichen Werke seien sür den .Kampf gegen len Monismus empfohlen. Wir werden ja gelegentlich des Hainbnrger Monistenkongresses, bei dem Svante Arrhenins ein Anhänger der Anschauung von der Verbreitung des Lebens im Weltenrauni und der Ameri kaner Jacques Loeb mit seinen mcclianisc »chemischen Er- tlärnngsversnchcn des Lebens der Zelle alsi Referenten anftrctcn wollen, wieder das alte Lied von der Einheit der Natur, den man mit einer Abstammungsthevrie an die Tierwelt anschließcn will, zu hören bekommen. Solchen Treibereien gegenüber biete die Verbreitung positiver Kenntnisse der Natnrdinge den stärksten Damno Beschimpfungen den nachdrücklichsten Einspruch zu erheben, sondern sind der Meinung, daß. wenn die örtlichen Partei- instanzen jener Blätter versagen, der Parteivorstand sich veranlaßt sehen sollte, die betreffenden Redaktionen zur Ordnung zu rufen. Wo soll da- hinaus? Wir lassen keine Gelegenheit vorübergehen, die gewerkschaftlich organi sierten Arbeiter der Partei näher zu bringen, sie zum Lesen der Parteipresse zu bewegen, und dann sollen sich die Gewerkschaften von derselben Presse, für die sie wirken, solche Beschimpfungen gefallen lassen? ... Dieser Fall rückt auch noch etwas anderes ins Licht, nämlich den Abstand, der sich zwilchm der gewerkschaftlichen Praxis und dem größten Teile der sozialdemokratischen TageSpublizistik aufgetan hat, und der leider gar keine Miene macht, wieder zu verschwinden, sondern im Gegenteil immer größer wird. Bet jeder neuaustauchenden Frage offenbart sich dieser Abstand. In diesem Falle zeigt sich, daß die letzten 6—8 Jahre der Entwicklung des TariswesenS an dem Teile der Parteipresse, den wir im Auge haben, ganz spurlos vorübergegangen sind " Man steht also, daß der alte Streit noch immer nicht ausgetragen ist. — Eine Prophezeiung, die sich erfüllt Hot. In einem Briefe vom 11. Dezember 1877 schrieb der Generalprästdent der Vinzenzkonferenzen in Paris, Baudon, an den Kanoniker Schobert in Freibur« i. S.: „Nach meiner Meinung wird die große Bedeutung der Presse von den Gläubigen nicht entsprechend gewürdigt. Man denkt an die Errichtung von Kirchen, die Gründung von Kongregationen, die Vermehrung der Waisen- und Armenhäuser; alles gut und recht, aber man verhehlt sich, daß über all diese Sorg»n durch den Zwang der Verhält nisse eine hervvrragen muß, nnd da« ist die Verbreitung der katholischen Presse. Wenn sie nicht genug unterstützt, ermutigt und zn der Höhe gebracht wird, die ihr gebührt, bleiben die Kirchen leer, die Kongregationen werden umso eher verjagt, je größer ihre Macht wird, und die Häuser christlicher Nächstenliebe sowie selbst die Schulen »vcrden der Religion, die sie gegründet, entrissen werden." Oestervetrd-A — Das österreichische Abgeordnetenhaus wies am Dienstag die Bankvorlage dein Baiikansschttsse zu. Die Interpellation wegen der Fleischnot beantwortend, setzte der Ministerpräsident Freiherr v. Gautsch die Rechtslage gegen über Ungarn auseinander und stellte fest, daß keinerlei Ge heimabkommen mit Ungarn bestehe. Er sei bemüht, Wege»» der weiteren Einfuhr argentinischen Fleisches in den näcl» sten Tagen mündliche Verhandlungen mit Ungarn einzu- leiten. Ter Ministerpräsident erklärte die gegen die frühe ren Ministerien, insbesondere gegen den früheren Handels minister Weißkirchner vorgebrachten Anwiirse mr pollkom me» »»»»begründet. (Beifall.) Der Ministerpräsident führte weiter ans, daß die bisherigen Erfahrungen mit dem argen tinische» Fleische nicht dnrchwcg günstige waren und legte dar, daß.durch die bisherigen Fleischeinfnhrcn die hohen Viehpreise nicht ermäßigt und die landwirtschastlichcn In teresse» nicht geschädigt worden seien. Auch wären wegen der Ansnützniig der nähergelegenen Fleischbezugsquellen Verhandlungen mit Ungarn eingeleitet. Freiherr von Gautsch kündigte eine Tarifermäßigung für Fleijchseiidun- gen nach großen Konsninorten auf den Stantsbahnen an. sowie Maßnahmen gegen die Milchteuerimg und besprach eingehend die Aktion zur Hebung der inländischen Viehzucht. — Zur porlamciitarijchcn Lage. Die V o l k S n ol iv e n d i g k e i t e n, die in der Wahlschlacht das Stecken pferd aller Wiedereroberer Wiens bildeten, sind plötzlich in Vergessenheit geraten und für bessere Zeiten aufgehoben; eS wäre auch wirklich zn grausam, von den Kapitalisten Friedman» nnd Genossen zu verlangen, sie sollen sich mir argentinischen Ochsen b-fassen. Diese Wackeren, die bei Sacher ans nnd ein gehen, haben sür ein solches „Volksfiit- ter" kein Verständnis. — Es heißt allgemein: „Neue Besen kehren gut!" Die wenigen Sitzungen des neuen Hauses haben >edoch das alte Sprichwort Lügen gestraft. Von einer Arbeit keine Spur, von einem Verständnis für die Bedürf nisse des Volkes keine Ahnung. Ten Hxk, Friedman», Waber, Zenker nnd Konsorten liegt ganz anderes am Her zen: der Knltnrkampf. Wenn man alle Ankrägc durchlieft, »ie von den Freisinnigen nnd den Genossen eingebracht wurden, dann kann man sich so recht eine Vorstellung von der znküiiftigen Tätigkeit des iienen Hauses »uachen. Un friede, Ncligions- nnd Nationalhaß, Chauvinismus erster Sorte. — Ter springende Punkt der letzten Sitzung ist der offene Bruch zwischen den tschechischen nnd deutschen Ge- nossen. Das erste Auftreten der tschechischen Separatisten zeigt deren vollständiges Einlenkcn in das national-radikale Fahrwasser. So radikal wie heute der Genosse Vanck hat selbst der nationalsoziale Klofac noch sielten gesprochen. Perfien. — DaS neue Kabinett dürfte Dienstag abend mit Samsain es Saltaneh, Ministerpräsident und Kriegsminister, gebildet werden. In maßgebenden Kreise» wird der Meinung Ansdruck gegeben, daß Großbritannien und Ruß land sich zu der Erklärung vereinigen sollten, dem Schah werde unter keinen Umständen gestattet werden, den Thron wieder einzimebmen. — I» Persien, das in letzter Zeit verhältnismäßig wenig von sich reden machte, ist ganz unerwartet der frühere Schah, der im Juli 1009 durch einen Aufstand entthront lind außer Landes gejagt wurde, bei Asterabad wieder auf getaucht. hat Turkmenen, Schahsewenen und Kurden für sich gewonnen und »narschiert auf Teheran los. Dort haben sich zwar die streitenden Parteien iin Augenblicke der Ge fahr geeinigt, aber ihre Hauptstütze sind die kriegerischen Bachtiaren. So werden sich schließlich die verschiedenen Stämme um die Besetzung des persischen Thrones streiten, während die eigentliclym Perser militärisch kaum in Be tracht kommen. Für eine Verfassung nach westeliropäischem Muster haben sich diese Orientalen nicht reis erwiesen. Es scheint, daß eine aufgeklärte nnd humane Despotie dort im Osten vorläufig noch die angemessenste NegierungSform ist. Die Hygiene Ausstellung. Da» «rar deutsche vymuasttk Lystrm Sommer-Nubehauu wird in seiner Anwendung auf da» weibliche Geschlecht