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Nr. L«» — L«. Jahrgang Donner-tag »en Ä7. Jnli 1VL1 »ilchrl»! täaltch nachm. mU «usnahme d»r Sonn- und Festtage. «ueaade 4 mit »Die Zeit In Wort und Bild' dtcrteljLbrlich ^,>0 In Dresden durch Bolen 2 4O ^ In ganz Deutschland ftei HauS 2.K2 in Oesterreich 4,4» L AuSaabe » odne Multrierte Beilage dierteljLkirlich 1,»M F». ckn Dresden durch Boten 2,IO I» ganz Deutschland frei HauS 2,22 in Oesterreich 4.V7 L — kinzel.Sir. 10 4. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit » Inserate werden die ^gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 4L Reklamen mit KO 4 die Zeile berechnet, hei Wiederholungen entsprechenden Rabatt, Bnchdrulterei, Redaktion und SicfchäftSstellei Dresden, Vtünitzer Strafte 4». — Fernsprecher l»«O Für Rölkgabe unverlangt. Schrtftstllike kein» «erbtudltchket« RcdaklionS-SprcHsiunae: 14 bis 12 Uhr. Für die Monate August u. September abonniert man auf die „Sächsische Volks zeitung" mit der täglichen Romanbeilage sowie der wöchentlich erscheinenden Beilage „Feierabend" zum Preise von 1.SV Mk. (ohne Bestellgeld), durch den Boten ins Haus L.4V Mk. Der Bezugspreis auf die Ausgabe mit der illustrierten Unter- Haltungsbeilage „Die Zeit in Wort uud Bild" erhöht sich monatlich um 10 Pfennig. An die Gewehre! Den hochinteressanten Artikel in der letzten Sonntags- iiiliiiiner der „Sachs. Volkszeit,s." mit der Ueberschrift „Ein trauriges Kapitel" werden wohl alle Leser mit großer Be friedigung deshalb verfolgt haben, weil hier endlich ein- mal mit dankenswerter Unerschrockenheit auf Mißstände hingewiesen wird, die wahrlich auf die Dauer unerträglich werden, doppelt unerträglich für uns Katholiken in Sach sen, Wer von uns hat es nicht schon oft genug schmerzlich empfunden, daß uns im privaten und öffentlichen Leben ein offenes oder verdecktes Mißtrauen entgegengebracht wird, als ob wir nicht auf dem Boden der vaterländischen Gesetze stehen, als ob wir uns absondern wollten von den Aufgaben, die der Staat uns stellt als ob wir Eindringlinge, Fremd linge wären im eigenen Vaterlande und uns unserer Pflich ten gegen dasselbe nicht bewußt wären und diese Pflichten nur widerwillig erfüllten. Dieses uns von protestantischer Seite aus oft entgegengebrachte Mißtrauen ist drückend. Wenn uns deutschen Katholiken aber nunmehr auch in religiöser Beziehung von römischen und französischen Ueber- eifrigen Mißtrauen entgegengcbracht wird und unlautere Bestrebungen unterschoben werden, so weisen wir diese Verdächtigungen von vornherein mit aller Entschiedenheit zurück, schon deshalb, weil wir Deutsche sind: Wir sind in dieser Hinsicht vielleicht empfindlicher, als die Herren jenseits der Alpen und Vogesen glauben. Das ernste tiefe Empfinden, das Suchen und Streben nach Wahrheit, die Liebe zur deutschen Scholle, Gemütstiefe und Begeisterung für Edles und Hohes — das ist Erbgut aller richtigen Deutschen, ob Katholiken oder Protestanten, und hierin fühlen sich alle Deutschen umschlungen von einem gemein samen Bande, dem Bande der deutschen Eigenart. Da her auch das einmütige Zusnmmenstehen aller Tentschen, sobald politische Fragen gegenüber dem Auslände z» er- örtern sind. Wir Katholiken wünschen unsere deutsche Eigenart aber auch in religiösen Fragen zur Geltung zu bringen und wir wenden uns gerade in diesen wichtigen Dingen an unse ren Episkopat, weil wir wissen, daß unsere Bischöfe deutsche Männer sind und deutsche Art und deutsche Verhältnisse besser zu würdigen verstehen, als ein Ausländer irgend- welcher Nationalität. Es liegt iw Wesen des Deutschen, einer einmal aufge- griffenen Sache bis auf den Grund zu gehen. Wenn in unserer „modernen" Zeit religiöse Fragen mit allen mög lichen modernen Hilfsmitteln einer oft einseitigen Kritik unterzogen werden, so ist es doch selbstverständlich, daß der artige Angriffe auf unsere Religion auch wiederum mit den modernsten geistigen Waffen zurückgewiesen werden müssen. Mit mittelalterlichem Nüstzeuge konimen wir nicht weit. Die moderne» geistigen Waffen zu schmieden, werden dein deutschen Katholiken die Uebereifrigen, die päpstlicher ge sinnt sind als der Papst, vergeblich zu verbieten suchen. Da zu hat er seine Religion viel zu lieb, dazu ist er in seinem Denken viel zu selbständig geworden. Man vergißt offenbar vielfach absichtlich im Auslande, daß wir weder wirtschaftliche noch wissenschaftliche Lazzaroni haben. Und ganz besonders vergißt inan den Kainpfesmut, die Kampfes- frcndigkeit und die Opferwilligkeit des Deutschen, sobald es sich um seine ureigenste innere religiöse Ueberzengung handelt. Nur der wird vom Geiste der Religion beseelt sein, der von der Wahrheit derselben überzeugt ist, Ueberzeugen kann man sich nur durch eigenes Abwägen und Vergleichen, finden kann man die Wahrheit nur, wenn man sie sucht. Gerade dieses Suchen nach Gott und Wahrheit, dies Bestreben, die modernen wissenschaftlichen Errungenschaften in Einklang zu bringen mit unserer Religion ist das Kenn zeichen des modernen Katholiken, aber keineswegs schon das Kennzeichen eines Moderniste». Das Vorsagen und Auswendiglernen religiöser Wahr heiten mag für den einfachen Bewohner der ungarischen Pnßta oder der römischen Campagna genügen, der nicht fortgesetzt Angriffen gegen seinen Glauben ansgcsetzt ist. Dem deutschen Katholiken aber mit seiner gediegenen Schul bildung, der tagsüber hundertfach Berührungspunkte hat mit Andersgläubigen, kann ein äußerer religiöser Firnis nichts nützen, nur religiöse Ueberzengung und eingehende Kenntnis religiöser Fragen; ansonst ist er den Gegnern in Schrift und Wort mcht gewachsen; es dürfte sein religiöser Firnis gar bald abbröckeln. ' Daher der Schrei des deutschen Katholiken nach in o - dernen religiösen Waffen, die ihn befähigen, seinen Glauben den spitzfindigen Einwänden moderner Kritik gegenüber jederzeit verteidigen zu können. Und wenn nun unsere deutschen Bischöfe und Professoren uns in diesem Kampfe, der von den Lehrstühlen und der Kanzel sich fort pflanzt Tag für Tag auf allen Gassen, beistehcn wollen dann kommen Fremdlinge mit Verdächtigungen gegen Per sonen, die uns teuer, gegen Bestrebungen, die uns heilig sind. Soweit durfte cs kommen! Wahrlich, von diesen Leuten mit ihren religiösen Aenßerlichkcitcn trennt uns ein Wall von himmelanstrebendcn Bergen! Es ist hohe Zeit, öffentlich auszusprechen, daß wir Ka tholiken in unserer gärenden Zeit treu halten zu unserem deutschen Episkopat und unserem deutschen Klerus, weil wir wissen, daß sie Blut haben von unserem Blute, weil wir erkennen, daß sie unsere Eigenart verstehen, weil wir wissen, .daß sic »ns nicht verraten. Die Benigni, Cavallanti, Scottoni sollen wissen und erfahren, daß die deutschen Katholiken wie ein Mann hinter ihren Bischöfen stehen und sie gegen gemeine Anwürfe und Verdächtigungen sehr wohl zu verteidigen wissen. Wir wollen deutsche Katholiken sein und deutsche Ka tholiken bleiben: für Anfpfropfung fremder Eigenart haben wir kein Verständnis Die Liebe zu unserem Vaterlande ist bei uns unausrottbar, die Liebe zum reinen Wesen und wabrcn Kern unserer katholischen Religion ist bei uns un zerstörbar! Tr. M. Hohenadel. Die gefährdete Republik. Aus Lissabon wird uns geschrieben: Die Aufregung infolge der monarchistischen Gegenbe- wegung ist ungeheuer. 20 000 Mann sind mobilisiert: bei den Truppen herrscht außerordentliche Rührigkeit; trotzdem wird gesagt, diese Maßregel diene bloß zur Beruhigung der Oeffentlichkeit. Herr Alfred» de Magalhaes aber, der mit dem Minister des Innern noch lange nicht eines Sinnes ist, wie allenthalben angenommen wurde, berichtete im Parla mente, daß die Ereignisse, die sich an den Grenzen Portu gals vorbereiten, sich langsam auch auf die nördlichen Pro- viiizen der Republik auszudehneii beginne», wodurch die Sicherheit der Nation uud der Republik gefährdet werde und ein rasches Handeln notwendig sei. Denn schon vor einigen Monaten versuchten die Monarchisten in Spalissa militärische Banden zu bilden und es unterliege keinem Zweifel mehr, daß diese Arbeit schon lange währe und daß ein Einfall nach Lnago, Melagaco und Gerez beabsichtigt sei. Diese Banden besitzen Waffen und Munition zur Ge nüge und warten nur ans das Zeichen znm Losschlagen. Der Kriegsminister hat aber erkannt, daß es mit den der Republik zur Verfügung stehenden Kräften geradezu un möglich ist, den Einfall zu verhindern, um so mehr, als dos Offizierkorps der im Norden stehenden Truppen durchaus der monarchistische» Partei angehört und sogar der Kom mandant mit derselben fraternisiert. Deshalb hat man sich entschlossen, vorerst wichtige strategische Punkte z» befesti gen. Tatsache ist, daß die Republik in kurzer Zeit einen erbitterten Kampf gegen die Monarchisten zu führen haben wird, der, so lange er im Norden spielt, zugunsten der Mon archisten aiisfallen dürfte, denn dieser Landstrich ist von einer Wildheit der »ach Berichten der Offiziere, was Un- gangbarkeit anbelangt, sich mit den Gebirgen Afrikas messen kann. Im Parlamente wurde unlängst die Frage aufgewor fen, warum es jetzt inehr Monarchisten gebe als früher. Diese Frage ist leicht beantwortet. Die Republik hat eben durch ihre Rücksichtslosigkeit und ihre Geseyessiberschreitnn- gen sich selbst gerichtet und dem Lande großen Schaden ge bracht. Das Volk läßt sich nicht mehr länger täuschen. Ter ehemalige Artilleriehaliptmann Eoncciros, der die Gefahren der Republik gleich zu Anfang erkannt und die Führer gewarnt hatte, ihre Stellungen zu mißbrauchen, ist jetzt der militärische Anführer der Monarchisten. Er wird in der Negierungspresse als Verräter beschimpft, wäh rend die Regierung selbst vor ihm eine solclje Angst hat, daß Antonio Josäe Alineida iw Parlamente forderte, man solle den tapferen Soldaten töten. Der Preis aber, der auf Eoncciros Haupt ausgesctzt ist, ist noch nicht gewonnen! Welch traurige Zukunft bereitet sich der Minister des Innern vor, der mit seinen Schwindeleien und Brutalitäten sich aller Sywpathic beraubte und jetzt noch obendrein von seiner eigenen Partei verflucht wird. « * Die Vorkommnisse im Parlamente sind der beste Spie gel für die furchtbare Erregung, die im Lande herrscht. Eine Lärmszene folgt der anderen, jeden Augenblick muß die Sitzung unterbrochen werden, schließlich beruhigen sich die erhitzten Gemüter doch wieder und das dann, wenn über die Diäken der ausgehungerten Volksvertreter verhandelt wird Es ist ein typisches Zeichen der Nevnblik, daß die Magenfrage der Abgeordneten vor den Staatsnotwendig keiten rangiert. Es soll nämlich ein Gesetz beschlossen wer- Wasfen gegen den Monismus. Nicht bloß Häckel, der gleich die christlichen Kirchen in Museen und Tempel der Monistengöttin „Allmutter Natur" nmwandeln möchte, auch andere Monisten träumen von dem bald bevorstehenden Siege des Monismus über das Christentum. Drews, der noch nicht lange ein Sammel werk mit Aufsätzen verschiedener Wortführer des Monis mus herausgcgeben hat, wünscht, daß der Monistenbnnd für die monistische Weltanschauung als solche und nicht für eine besondere sHäckelsche) Art des Monismus eintrete, um seine Agitation erfolgreicher zu gestalten. Denn, so meint er, „daran kann kein Zweifel sein: dein monistischen Ge danken gehört die Welt, und seine siegreiche Standarte wird dereinst auf den Höhen der religiösen und wissenschaftlichen Weltanschauung flattern und von der Wahrheit jenes Ge dankens zeugen, auch wenn die sämtlichen Formen des heu tigen Monismus nur mehr der geschichtlichen Erinnerung angehören werden". (S. 46.) Aehnliche Töne wird man ja wohl auf dem geplanten Hamburger Monistenkongreß zu hören bekommen. Man könnte sagen, daß bei diesen Sprüchen der Wunsch des Ge dankens Vater sei; das ist richtig. Aber man würde sich schwer täuschen, wollte man die Gefahr oder den Kampf, mit dem der Monismus das Christentum bedrohen will, bei der in diesen Kreisen vorhandenen Kampsesstimmung gering einschähen! Es wird vielmehr ein Kampf sein, „der." wie ein Kenner urteilt, „an Menge und Schärfe der Waffen sowie an Zahl der Gegner und ihrer Anhänger schaft alle Kämpfe überbietet, in welche der christliche Glaube bisher verwickelt worden ist". (Stcude, die mo nistische Weltanschauung, Gütersloh 1808, S. 8.) Bei solcher Lage der Dinge ist es für alle, welche zu den Fahnen des Christentums und der Kultur und Wissen schaft stehen wollen, ernsteste Gewissenspflicht, sich über den neuen Gegner zu orientieren; nur dann kann er erfolgreich bekämpft werden. Da verweisen wir mit Vergnügen und in allererster Linie ans das große inhaltreiche Werk von F. Klimke 8. .7. „Der Monismus und seine philosophischen Grundlage», Beiträge zu einer Kritik moderner Geistesströmungen", Freibnrg 1011, Herder. Hier tverden all die verschiedenen Arten des Monismus einer eindringenden Kritik unter worfen. Monismus ist nämlich nicht ein einfaches System, das Wort besagt an sich gar nichts zur Charakteristik. Denn das Wort Monismus bedeutet zunächst nicht mehr, als den Versuch, die Welt und die Gegensätze und Verschiedenheiten, die sie umschließt, auf ein Prinzip zurückzufsihren. Die Verschiedenheiten beginnen erst bei der Frage, welches denn das letzte eine Prinzip sein soll. So ist der Name Monis mus sozusagen ein weiter faltenreicher Mantel, der recht Verschiedenartiges umschließen konn und tatsächlich auch umschließt. In Drews oben erwähntem Sammelwerke haben sich bloß 14 Arten von Monismus zum Worte gemel det, die sich teilweise gegenüberstehen wie Ja und Nein!! lieber alle diese monistischen Systeme belehrt Klimke seine Leser und läßt sie an der Hand der monistischen Schriften Dank seiner außerordentlichen Belesenheit die monistische Gedankenwelt kennen lernen. Und er kann am Ende seines langen Weges, den er die Leser durch diese Literatur geführt hat, urteilen: „Hierin liegt ein großes Verdienst Heraklits, Hegels, Hartmanns und des Monismus, überhaupt insofern, als er nachgcwicscn hat, daß die Pantheistisch monistische Welt anschauung nur dann festgehaltcn werden kann, wenn man den Widerspruch, also das Unlogische und das Unmögliche, zum Prinzip des Seins erhebt. Aber eben damit muß der Monismus auch klar bekennen, daß er sich einfach jenseits von Wissenschaft und Vernunft stellt und in dieser Stel lung allerdings nicht widerlegt, aber auch nicht bewiesen tverden kann" (.082). Was den Monismus anziehend macht, ist der Umstand, daß er dem Streben nach Einheit, das tief in der Natur des Menschen begründet ist, verspricht, in höchster Weise ge recht zu werden. Demgemäß wird cs darauf ankommen, zu zeigen, wie einzig und allein der Gottes- und Schöpfer gedanke des- Christentums den Anspruch auf den Namen des echten und wahren Monismus erheben kann, weil bei diesem Gedanken die Verschiedenheiten und Gegensätze in Natur und Welt nicht ignoriert werden wie bei diesen Monisten, wie eben echte Wissenschaft nicht vor den Tatsachen flieht, sie auch nicht leugnet, sondern anerkennt. KlimkeS Werk dürfte daher auf dem Arbeitstische keines Mannes fehlen, der in dem Kampfe der Geistes Mitkämpfer sein will. Weil aber der Monismus sich gern in das Gewand der Naturwissenschaft kleidet und tut, als ob er nur den Er-,