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Sächsische Volkszeitung : 10.03.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192203107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220310
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-03
- Tag 1922-03-10
-
Monat
1922-03
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 10.03.1922
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Freitag den 10. März 1022 Sächsische VoltSzeitung ' Nr. 58, Seite 3 Offener Brief »n de»» Pottzriprüftdenten von Budapest, Herrn Er. Hetenny, Budapest Hochverehrter Herr Polizeipräsident! Leider ist mein am 2l. Februar an Sie gerichteter Brief ohne eine Antwort geblieben, obwobl Ihre Behörde und Sie selbst von ihm Kenntnis erhalte» hatten. Sie werden es ver. stehen, dos-, Ihr Schweigen auf meine sechs sehr präzis gehalte nen Anfragen nunmehr säst den Schluß zulägt, bah 1. die Polizei in Budapest den wochenlangen Aufenthalt der Erzbcrger-Mördcr in Budapest gekannt hat, L. die Polizei auch von dem Umzug der Mörder nach Ose» Kenntnis hatte. 3. wirklich die Mordwaffe noch» im Besitze der Mörder war, 4. die Bndapester Polizei bei der Verhaftung selbst mit'virite, 5. die Mörder neue fatsche Pässe mit Ihrer Unterschrift er hielten, 6. ein deutscher Beamter, der an der Verhaftung tätigen Anteil halte, aus Ungarn ausgewiesen worden ist. I» den vergangenen vierzehn Tagen haben ungarische Be hörden durch einen nicht ganz klaren Kanal nur eine Erklärung hiuausgehen lassen, von der Sie, Herr Polizeipräsident, be: Ihrer genauen Kenntnis der Sachlage doch nicht anuehinen. dass auch nur ei» lzalbwegS vernünftiger Mensch sie glaube» könne. ES ist gesagt worden, die in Deutschland verbreiteten Nachrich ten über den Aufenthalt der Mörder in Ungarn seien aus bol schewistische Quellen zuriickzusühren. Ich halte Ihnen, Herr Po lizeipräsident, entgegen, das; Wort siir Wort meiner Anschuldi gungen gegen Sie. gegen Ihre Behörde und gegen Ihr Epstein lautere Wahrheit sind. Ich sehe nur noch eine Möglichkeit für Sie, Ihre nun vollkommen erschütterte moralische Stellung wie der zu gewinnen; es könnte das nur nocb dadurch geschehen, dag Sic sich bis Mitte April der StaatSanwaltsckzast in Lsfenbnrg als Zeuge anbieien, um daun unter dem Eid, der Ihnen viel leicht »och einen Rest von Ehrfurcht von der Wahrheit abznrin- gcn vermag, zu sprechen und mich der Unwahrheit zu zeihen. Vielleicht erkundigen Sie sich inzwischen, damit Ihre Aus sage» keine Lücken ausweisen, beim Auswärtigen Amt in Buda pest nach dem Inhalt einer »ach Berlin angegangene» Note. d>e sich mit dcr Frage einer AuSlicscrniig der Herren Schulz und Tillesen beschäftigt. Warum ist eine solche Note nach Berlin ge kommen? Halle man in Budapest lediglich das Bedürfnis, einen solchen Fall theoretisch zu erörtern? Sie wissen nicht, Herr Polizeipräsident, wie mich e» schmerzt. Sie so erbärmlich bloßstellcn und Sie als Helfershelfer bon Mördern vor aller Welt bezeichne» zu müssen. Wenig Hoff nung habe ich auf ein ebrlichcs Eingeständnis IbrerwitS; gleich wohl zeichne ich achtungsvoll Dr. Alfons Steiger. Ta'ttvq der deutschen Nrbeitieberve»bände Köln. 8. März. Im Anschlus; an die mit stürmischem Bei fall ausgeuommene Begrüßungsrede des Vorsitzenden Dr. Sorge bei der Tagnna der deutschen Arbeitgeberverbände in Köln fotz te» die BcgrUsu'Ngsnnspeacbc» dcr Vertreter der Behörde». Ge- neralsirekior Müller-Kö!n betonte darauf in seiner Ansprache, das; unser Wirtschaftsleben die Erschütterung durch große Streiks nicht länger erftanen könne. Weiterhin folgten Referate von Männern a»S Wissenschaft und Praxis. Dr. Ottmar Spann- Wien hielt einen Vortrag über die wisiciftchaktliclie Uebcrwin- duttg des Marxismus. An zweiter Stelle sprach Landiags-abge- vrdneter Direktor Tr. Kalle über die Wirtschaft?- und Sozial politik iin Dienste des Volksgcmeinschastsgedankens. An dritter Stelle sprach Vorsitzender dcS NetchSwirtschastsrateS Edler von Braun über die Einwirkung d-.'S Versailler Vertrages und der Reparationen auf die Sozialpolitik. Nachrich'en aus Sachsen Au'k Srung des Leipziger Leichensundes Die Kriminalpolizei hat nunmehr ermitteln können, daß der Ermordete, der im Lindentbal bei Leipzig wohnha't gewesene 63 Fahre alte Rentner und sriihere Kürschnermeislcr llomad ist. Als dcr Tat drin, end verdächtig ist eine Frau Hoffman» an« Leipzig- Bolkmmsdorf verhaftet worden. Auch die veiden Gepäckuäger Der wahre Sinn der pädagogischen Forderung: vom Kinde aus Lieber Leser, du hast sicher schon einmal Gelegenheit ge habt, dein Bild in einem Kngclspicgel oder Hohlspiegel zu be trachten. Hättest du Lust, ein solches Bild von dir aus der photographischen Platte fcstgehalten zu sehen? Würdest du diese Photographie einrm Slolleiibewcrvungsgcftich oder einem Hci- ratsangebot beilegen? Du hältst einen solchen Gedanken sür einen Faschil'gSsckerz, gelt? Aber im Leben wird oft, wa? in dem einen Falle als Scherz erscheint, in einem anderen bitterer Ernst. Jede Neue rung wird in einem Zerrbild und in einem wahren Bilde ge boten. Auch von der pädagogischen Forderung: „vom Kinde aus" kann ich ein Zerrbild und ein wahres Bild entwerfen. Ich will versuchen, den WahrheitSkcrn dieser Forderung -n erfassen. Tann sollst d», lieber Leser, urteilen, ob diese Neuerung streng pädagogischem und katholischem Geiste zu ent sprechen vermag. Dann wirst du selbst einsehen, ob die Forde rung von vornherein als hohles Schlagwort zu bekämpfen ist, oder ob ihr ei» Wert inncwohnt? Was heißt: „vom Kiicde a»S"? Etwa das Kind als Götzen ans den Altar heben und aus den Lichtern und Schatten, die die Sonne ans des Götzen Gesicht malt, scine Stimmung ab- lesen, um alle Launen z» erfüllen? Ter Erzieher tanzt nicht nach der Pfeife dcS Kindes. Er darf aber auch nicht sein Wachstum hemmen, noch die geschlossene Knospe mit roher Hand anscinandersalten, ehe sie Wind und Lichtflut verträgt in ihrem Innern. Vereinzelte Ilrbertreibnngen und Entgleisungen darf man doch nicht als Regel hinstcllen. Einem gewisicnhaften Erzieher ist das Kind weder Götze noch Spielzeug. Wir Katholiken sehen in dem Kinde ein Hei- ligtum von unendlichem Eigenwerte, das Eigentum des ewigen, heiligen Schöpfers. Einmal werden wir sür jede dieser anvcr- tramen Seelen Rechenschaft abzulegen haben. Da werden wir erschauern vor der Donnerstimme: «Tie und die Seele hattest du zu führen. Hast du getan, was du konntest?" „Hast d»i getan, was du konntest?" Aus dieser GcwissenS- frage heraus muß auch der katholische Pädagoge die Forderung stellen: „Vom Kinde ans". Doch wird er sie krönen mit dem Ziele: zu möglichster Vollkommenheit nach dem Willen Gottes. Verschieden sind die Kinder in der Grundlage ihrer An- lagen und Kräfte, verschieden in der Scclenfärbung und Be. wegbarkeit ihrer Kräfte, dem Temperament. Eins bat Kräfte im Werte von 10 Talenten, eins nur im Werte von 5 Talenten, ein drittes nur im Werte von einem Talent, um mit Jesu Wor ten zu reden. AuS dem Scclenarnnde wachsen die Anlagen und Kräfte hervor wie die Keime a>i>S der» Boden. — Das; auch dcr Leib seinen Anteil an dem Wachstum hat. setze ist als selbstver ständlich voraus. — Wie Grösst und Schönheit und Daner und Fruchtbarkeit einer Pflanze vom Baden, von der Belichtung und Pflege abbängt, so richtet sich mich Entfaltung-sreichtum »nd EiilfaltungSkraft der menschlichen Anlagen nnd Kräfte nach dcr allgemeinen Grundlage, dem Temperament und dcr Pflege. Der Gärtner studiert seine Pflanzen und hütet sich vor llcberciliing und falscher Behandlung. Sie würden ihm verkümmern. Nur der Erzieher »nd Bildner soll seine Maßnahmen nicht de» Be- dürknissen des KindeS anpasscn dürfen? Wartet nicht auch die erkannten in dcr Frau Hoffmann die Auflraggeberin wieder. A» den Aeinieln i!>rer Hausjacke sind große Blnftlcck.'sestgeiteUt worden, jerner gibt sie zu einen Sack mir Geröll in die Pleiße ».morsen zu haben. Man nimmt an, daß es sich hiervei um den Kopf des Erworc etcn l andelt. Rack, den Schnittspur-n am Hals lumpj des Eiinordeie» zu »»teilen, scheint ixm ine,U l lc durchschnitten worden zu sein, nachdem er vorher durch einen Schlag au den Kopf bettiuvr woide» war. ZLie Hojsinaiin l at ein Halses Gcständni«, angelegt. Das Motiv der Tat ist »och ungeklärt. Kurze Zetl vor dein Morde halte sich die Fian Hojftnann vci Betannte» cunach ertundigt, ob man wohl mit einem Rajnrmeiier ten Hals etnes Menschen bis auf den Wic0e!k»ochrn durchschinioeii könne. — Zwickau. Zur Stadtverordnete »mahl am l 2. März. Im große», leidlich besetzten „Schwaiienschloß"- Laale hielt am Montag abend Herr Abgeordneter Heßtein einen Vortrag über die äußere und innere poliiische Lage uns die Ttadlvcrordnetenwahlen. Herr Heßlei» ging davon aus. das; den Eemcindewahlc» leider auch in Zentruinskrcisen früher n cht die nötige Beachtung gcschenti wurde, weil inan sagie, tue Politik gehöre nicht ins Rathaus. Es habe sich jedoch hecausge- stcllt, daß man auch in kommunnlpolittschcn Fragen seinen Nock nicht ansziehcn könne, und heute koinine dazu, daß alle Fragen mehr oder minder abhängig sind von der Außenpolitik. In der jetzige» Zeit des Links- und RcchtSraditalismus könne nur eine Politik dcr Mitte eine Besserling berbeisühren. Die innerpoti- lische Atmosphäre ist vergiftet durch eine Auflassung, die im Briese des Putschsührers Kapp zum Ausdruck kommt, wenn er sagt, die jetzige Negierung leite ihre Macht von einem Hoch- und Laiidesvelrat her. Diese Auflassung ist grundfalsch. Es sollte doch bekannt sein, daß die Negierung ans Grund der von der ordnungsmäßig gewählten Nationalversammlung geschaffene» Verfassung besieht. Wer es mit seinem Paterlande gut meint, muß sich ans den Boden der Velsassung steilen uiid wird dann dazu beitragen, die bestehenden Gegensätze zu vermindern. Auf die Abhängigkeit Deutschlands voin Friedensdiktat von Versailles und die damit zusammenhängende» Fragen (Kredithilfe der In dustrie, Anslandskredit, EanneS Genua) eingehend, bezeichnest eö Herr Heßlein als unbestreitbares Verdienst des Reichskanz lers Dr. Wirth, im Auslande einiges Vertrauen zu Deutschland geschaffen zu haben. Es sei ein Verbrechen, wenn rechtsstehende Kreise eine weitere Besetzung Deutschlands sür besser ballen, als eine Erfüllung soweit als möglich. Die letzten Entscheidungen würden scdoch in Washington fallen. Tie Ortsgruppe Zwickau sei die Listenvcrbinduiig mit den nichtsottalisftscbcn Parteien ein- gegangcn, weil sie die Tinge vom Standpunkte des kleineren klebet? ans betrachte. Nachdem die Mchrheitssozialdcmokratic sich mit den die Verfassung bekämpfenden Kommunisten, sowobl i» Sachsen als auch bei der Zwi.kauer Stadtverordnete »mahl verbrüdert habe, was mit der Reichspolitik der SPD. nicht in Einklang zu bringen ist. so müsse selbstverständlich dagegen Stei lung genommen werden. Recht interessante Mitteilungen machte Herr Heßlein über sächsische Vcrhäiinisi'e, indem er besendcrs die NcgicrnngSIäligkcit der Herren Minister Lipinski und Fleiß- ner einer Kritik unterzog. ES gehe nicht an, daß eine Günst lingswirtschaft bei Vergebung von Neinter» einreißc, ebenso wenig, wie Herr Fleißner i» der Frage der Abmeldung vom Re- ligionsuiilerricbte schalten und walten könne wie er wolle. ES gebe doch schließl'ch mebr zu tun, als die Gläubigen fortgesetzt zu schikanieren. Die Politik dcr sächsischen Linksparteien sei außerordentlich zu bedauern, weil die unab'aß'igen sächsischen Anfragen in Berlin kaum mebr beachtet werden. Da die Ge meind-» im Anlcblps; an die Reichs- und Lcindespolitik große Ausgaben zu erfüllen babcn, werde das Zusammengehen der uichtsozialislischen Parteien nötig, besonder-?, wo es sich darum handelt, ob Zwickau eine sozialistische oder nichlso,'statistische Mehr heit erhält, und im Zusammenhang damit, ob die (nieist sozia listischen) Vororte nach Zwickau einverleibt und eine dauernde sozialistische Mehrheit hierdurch ge schasse» werden soll. Dcr christliche Arbeiter dürfe die Wahl nicht nur von persönliche» und wirtschaftlichen Gesichtspunkten aus betrachten, sondern müsse bedenken, daß anch kulturelle Fragen in? Auge zu fassen sind. Das seit 50 Iabren bewäbrte Zeiitrumsprogramm sehe von jeher eine gesunde Politik der Mitte zum Ausgleich der Ge gensätze vor, und die zum letzte» NeichsnarteitcTg ausgestellten Richtlinien haben ohne Unterschied der Stände begeisterte Zu stimmung nnd größte Einigkeit gefunden. Einig nnd geschlossen wie im Reiche stelzen wir anch in Sachsen, wie die Landesvor standssitzung am Sonntag wieder gezeigt hat. Mit dcr Auffor derung. mit doppelter Kckast an die Wahlarbeit zu gehen, ein- gcdeur de? Parleimahtspruches: Für Wahrheit, Freiheit und Recht! schloß Herr Abgeordneter Heßtein seine von starkem Bei fall gefolgten Ausführungen. Ter erste Dcbatteredner trat sür Einberufung einer Versammlung dcr Lebensbernssslände ein und befürwortete Maßnahmen gegen die Hochwassergefahr, wäh rend dcr zweite die Kurzsichtigkeit der Rechtsparteien in Besol- dnngssraaen der »n'ere» Beamten beleuchtete. Im Schlußwort behandelte Herr Heßlein znnächst die Beamtenfragc nnd wies dann ans den Rcich-wirtschailsrat lals Vertretung der Lebens, bernfsständel hin. Ei» politisches Parlament sei nicht zu ent. bchre». Nach Stellungnahme zur Neicksnrändcnstnwabl forderte Herr Heßlein die Anwesenden ans, sür die Partei Opfer zu bringe» nnd am 12. März ans jeden Fall nnd bestimmt Zentrum zu wählen, schon in, Hinblick ans die bevorstebende Lösung der Schutfrage. — Wählt alte Liste 7! Fascl-Baper-Nachtmann! —n— — Vauston. Aul E'n'adnng des Säckissiclic» Landbi.ndeS fand bwr "M M ttn'och ein etttcr Oberlniisitzer Vaneriftag statt, der einen >il»r>nscke»d starken Bestickt aM'nwei'e» batst E- waren rund 7> 00 Landwirte ans allen Teile» der Lausitz, zu,,, Teil mit ihre» Frauen, eilchieiien, so das; die Tagung gar nick» in e nein Saale sigtftnideii -omtte Die größte Verianiwlung iand sich in den geräumigen Kronesäle» zina»>men, weiter tagt » nir gleichen Zeit Pa'gllelver'awmlnngen >>n Bürge,garten und m Sch tz-»ba»s. Hiesige nnd auswärtige GelchästSlente benutzen die G legenbeit zur Ansstclttin ' ibrer Erzeug» sie. bcsoitteiS an landwirls.ba tlichen Maschinen, >o daß die ganze Stadt im Zeichen der Tagimq stand. In den Versammlungen sprachen nacheinander die Herren Geh. Rat Tr Mehnert, Landtagsabgcordneter Pagenstecher, ter erste Vorsitz »de des Säckni'chen LandbundeS, Geschicks ül»er Barth-Berlin, Ge chälts iihrer von Borberg-Bautzen und Schrickleiter Tanzmalin von der Baiieriihockischltte in He'lercm Das Ergebnis der Taiung wurde in einer E'stsckststßnng zusammen« gelaßt, die sich tür das Hilsweik der deutschen Lanvwir schatt ans- Iprlcht »nd zur Durch ülirurn dieleö Gedankens vollkommene Be wegung? reihest, Ambcbnug der Zwangs > ft Ischnst, Aufrechterhaliung von Ruhe und Ortmlug. Belasst»,» de« landwirticha tttchen Betriebs kapitals ui d Abl hn»»g aller SoziattsiernngSveriuche tordert. Es wird zngelagt, tue Er rngnisie des Bodens und dcr Viebwirtscba t an, das höchstmöglnbe M b zu steige-n und weiter gegen die Au - rechtcrhaltiing der Nwlagen nnd gegen d e Turchtnhiung einer Zwangsanleihe S cttnng genommen. Tie. Regierung wird um Mai nahmen c egen die Leute ot ersucht. Anizerdenr wird c egen das Anelieieruiigsverlangen der Entente Stellung genommen. In einer zweiten Entschließung wendet sich die Lausitzer > andwtrt'ckiail gegen da« dem Bautzener Kr ishauptmaun von 'osinldemotrcttiicher Seite ansgesprockiene Mtßttauensvcnui». Lediglich polckiichcr Mcichtduntel könne die Triebzedcr zu solchen unberechtigten Angriffe» lei» Gerade die Verbrancherkieiie hätten am wenigste» Anlaß sich über die Amts nhrung des KteiSliauptmamis m be lagen. Das Bestreben, im Bautzener Kreise einen einicitigcn Parteniinnir zum obersten Beau ten zu erheben, würde die Landwirtschatt zw» gen. die Ickniriste Kninpiftelluiig eiiizlniebincil. Sie «ordert, dag der jetzige Kreis- hgupttnanii, der sicv durch seine »iiparle>i>che AuttssüttNing das Vertrauen der weiiestni Bevvlkcrungsschichlcn erworben habe, in seinem Amte verbleibe. Bautzen. 3. März. Am Freitag 3. März 1022 fand der letzte politische Büdnngsabend des Windtborstbundes „Jnng- Zentrnni", Bautzen, statt. Ta Redner, Herr Stadlrat Pruger, verhindert war, zu sprechen, haben sich in stcvcnSwürdigcr Weise Herr Studienrat Dr. Jehne und Herr Semina rist Weis bereit erklärt, die Referate sür diesen Aveno zu übernehmen. Zuerst sprach Herr Studien'.at Tr. Jehne über ..Wohnungsnot in Gegenwart und Vergangen heit (Altertum)", ging dabei näher ans das Reichsinieten. geseh ein nnd versuchte eine analoge Periode iin Altertum, vor allein in der römischen Kaiscrzeit, nachzuweisen. — Daraus sprach Herr Seminarist Joses Weis über „Koinmunismus". Sein Vor trag hat gut aiigesprochen. Zunächst clwrakteristerte er i» trcfl- licher Wcise den Kommunismus lind entwickelte den Begriff Gemeinschaft. Darauf verstand er cS. in kurzen Züge» nachzu- weiscn, daß der jetzige Kommnuisinius, wie er von den Elemen ten der äußersten Linken augcstrcbt wird, nicht der wahre sei, daß ihm die wirkliche Basis fehle, nämlich die „wahre Nächsten liebe". Zum Schluß spricht er den Wunsch ans. daß einmal die ser falsche, erlogene Kommunismus besiegt werden würde, aber nicht durch Gewalttätigkeiten, sondern durch den Heroismus der vernünftige Kindcrpstegerin erst geduldig ab, bis das Kind seinen ersten Sitz- und Gehversuch macht. Durch verfrühte Versuche könnte ja das Kind ein Krüppel werde». Das Kind schreitet fort von Stufe zu Stufe gemäß seiner zunehmende» Kraft: Schwer, suche mit Hilfe hingehaltcner Hände, freies Sitzen, Stehver suche mit Hilfe, dann ohne Hilfe, ebenso Gehversuche, endlich Lausen, Steigen, Klettern ans Stühle, Springen. Nenne», Schwimmen, als Vollendung die Bewegungen im Takte. Jede der Anlagen und Kräfte jm Kinde durchläuft solche Stufen des Fortschritts, angesangen vom »»bewußten Erproben dcr Kraft bis zum bewußten, planinäßigen Anslrengcn und Einsetzen aller Kräfte. Diese Enlfaltungc-stnfen will dcr Erzieher und Bildner jetzt erforschen durch Beobachtung der Kinder und Erinnerung an seine eigene Entwicklung, »m nichts zu vcrsrnhcn, nichts zu gefährden, nichts zn versäumen. Aber ans jeder Stufe soll die Kraft geübt nnd gestählt werden, damit sie die nächste Stufe erreiche. In seinem Denken nnd Beobachten lernt da-S Kind Dinge nnd das Tu» kennen, wieder erkennen, unterscheiden von an deren. allwäblich die richtige Neihensolge angelst». Wesentliches von Nebensächlichem unterscheiden. Ursache und Wirkung finden, äußere und innere Gründe erkennen, llrsachcnkettcn rückwärts verfolgen und Folgcukcttcn vorwärts. Schließlich versucht das Kind von sinnlich wahrnehmbarem Geschehen aus sittliches und religiöses- Geschehen zu schließen. Mit deni Denken ist die Phantasie verwandt. WaS wir beim Kleinkinde gewöhnlich Phantasie nennen — ein Stück Holz ist ihm liebes Püppchen, sein Kind — entspringt zunächst nur seinem Racbahmnnastrieb. ferner seiner sclbstcrlangtcn Abnung und nnbcgrisfcnen Erfahrung, daß cS lebt und will, nnd falschen, verworrene» Vorstellungen. Beim sogenann ten nüchternen Praktiker kommt die Zeit, wo diese Phantasie sich verliert, weil Klarheit geworden ist. Bei anderen mit tiefem Gemüt Begabten cntnnckett sich die Phantasie gcsüblsbcgtcitct immer mehr. Dock, sind die Er'e»gnisse dieser Phantasie — Ge schichten. Zeichnungen, Spiele, Tänze — durchaus nicht sinnlos. Sie halten einer Prüfung durch den Verstand stand. Bei Ncber- windnng technischer Schwierigkeiten ragen sie in das weite Ge biet dcr Kunst hinein. — Auch an krankhafter Phantasie, die vielleicht die Folge körperlicher Mängel oder besonderer Ent- wickstlngSzuslände ist, wird dcr Erzieher nicht achtlos vorüber- gehen. — Mit dem Denken bringt man anch das Gedächtnis in Ver bindung. Gewiß ist ein gutes Gedächtnis eine wertvolle Gabe. Ist eS aber -in mechanisches Gedächtnis, das nur Morte nnd Zahlen behält, ohne gleichzeitig den Inhalt zu erfassen, dann ist es oft nur eine Tünche für den Menschen, die den Mangel des Denkens zndcckt. Dein aufmerksamen Denker wird jeder den Vorzug geben vor dem GedächtniSsportlcr. Wie oft bat ein gute? Gedächtnis einen schlechten oder schwachen Denker zu einem Musterschüler gestempelt! Das Leben brachte dann die Wahrheit zutage. Wo Begriffe fehlen, stellt bei einem „Gedächtnisinenschen" daS leere Wort sich ein: der Denker kommt in solchem Falle,1n eine Klemme. Das geht Erwachsene» nnd Kinder» so. Kinder wollen jedoch unbewußt Begriffe erlangen, darum greifen sie noch allein, was sie sehen, fahren daran herum, machen die Dinge entzwei, mn sie wieder zusammen nfletzc». machen sie in Spiel und Beschäftigung nach. Dieser kindliche Trieb ist abermals ein Fingerzeig für den Erzieher nnd Bildner, ihn mehr als bisher ans allen Stufen zn benützen. Darum ver bindet er mit der Forderung „vom Kinde aus" die Forderung der Handvetätigung. Darstellende Handbetätignng ohne geistige Arbeit ist jedoch unmöglich. So bilden sich Körper- und Geistes kräfte gleichzeitig. Wie schon gesagt, stehen ansangs alle Anlagen und Kräfte ans der Stufe des unbewußten KrasitricbeS. Tann tritt die Absicht, dcr Wille zum Trieb hinzu. Anch dcr Wille dnrchläcflt Stufen. Dcr klemkiudlicke Eigensinn ist zunächst nick,:? an deres als eine triebhafte WillenSlrastä»ßern»g wie das- Sckrcien eine Lnngeiiübung ist. Furcht und Gewohnheit zügeln den Wille». Größerer Erkenntnisdrang lenkt ihn vom Neberschäuinen ob. Später zügelt sich der Wille, besonders der ans das Sitt liche gcrichlcle, selbst durch Liebe und Einsicht, teils verstandeS- mäßige. teits- sittlich-religiöse. Das Gemüt erfassende, be geisternde Gründe, »nd Ziele drängen endlich den Willen zur Beilsthalliing einer Richtung. Charakter nnd Persönlichkeit tre ten immer deutlicher hervor. Ein wichtiges Moment ist die Entfaltung der religiösen Anlage. Nncli sie bcoinnt mit dein Nack>alimnngSlricb. Das Kleinchen faltet die Händchen, wie cS die Mutter tut, lallt das Gcbctchen. erzählt später dem lieben Gott Freud und Leid. End lick, wird sich das Kind dcr Ahnung vom guten Gott bei»,ißt; eS will ihm gefallen, sucht ik>m i» andäcbtigcni Gebete, bis e? zu gegebener Zeit ans eigenem ehrlich frommem Antrieb und Willen sich in der hl. Kommunion oft mit dem lieben Heiland ver einigt. Ei» Hinch der Perklcwung liegt über einem solchen Kinde. Du fühlst es heraus. Lieber Leser, das sind einige EntwicklnngSstnsen einiger An lage». Du 'ärmst dir die Sotten nickst cinsdeitten: du kannst sie nur am Kinde beobachten. D» fragst dich, auf welche Alters stufe die Entwicklnngsstufcit wahrzuncbmen sind. Welche treten gleichzeitig ans? Wie kstgintttiaen oder be-nmen d'>' Gntw-ckinnaS- stnfcn dcr verschiedenen Anlagen einander? Kann dcr Er-- ziebcr und Bildner m kräftiger'''' Eitt>"'ckl""g - Kann er die Entwicklung hemmen? Wodurch? Du erkennst, daß alle Stndicrzjminerweishcit nichts nützt. Das Kind muß selber weiter können. Wenn eS ibm an Kraft gebricht, richtest du mit aller Kunst nichts aus. ES kann nicht die nächste Stifte erreichen. Aber es soll tun. was cS kann. Ein Vorbild muß ihm leuchten wie die Sonne, die die Keime aus dcr Erde ziehst Jedem Kinde das rechte Vorbild zu geben das seiner Eigenart entspricht und sic zn veredeln vermag, nur da? kann Aufgabe des Erziehers sein. Das Emnorranlcri mns; das Kind selber besorgen, selber belorgen wollen. Zu diesem Wachsen nnd Wollen kommt das Kämp fen gegen alle? Unrechte. Da kann der Erstel- r ! >»r vor. machen, dazu begeistern. — tun muß cs das- Kind ans seckicr ver- süabaren Kraft heraus unter Bcnützung alle .Giften Diese Hilfen zu zeigen, ist eine weitere Ausgabe dcS Erzi e b e r S. Ist da? „Ickck'.fttnS", den solches Erzielst» »nd Bitte» treibt? Wird nicht vielmehr die Pfl'ckit betont? Ist die Forderung: „vom Kinde ans" ein Unsinn, der die Welt regieren will, de» nur Ka tholiken meide» müssen? Muß nicht gerade die Entwicklung der rcligiösen Anlaae, auf die wir ein so große? Gewicht legen, unS zwingen, initziiforlck'en und Wege der Erziehung z» finden, da- mit der Zögling 'ich erbebe z» erkannter und freiwilliger Pflicht erfüllung gegenüber sich selbst und glten Geschöpft» nnd Gott durch beharrliche Hebung. Das ist der wahre Sin» der Forderung: vom Kinde au? Sie spricht für sich. A n t. Schaefer.
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