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Zweies Blatt SäKsküie vom 16. Oktober 14*1" Nr. 237 Die Verschärfung des türkisch- griechischen Konfliktes. (Do- uns-rem Kcnstonlwooler MUnibelter.) Der Abreise des griechischen Gesandten Gryparis von Konstantinopel gingen folgende Ereignisse voraus: Der öku- meiiische Patriarch Joachim VII. hatte bekanntlich trotz des ausdrücklichen Verbotes der türkiscl-en Negierung zum 1./14. September nach dem Phanar die Nationalversammlung der griechischen Kircl-e der Türkei berufen. Tic Pforte erklärte diese Versammlung deshalb für ungesetzlich, weil die ortho doxe griechische Kirche keine nationale, sondern eine kirchliche Organisation sei, die keine Nationalversammlung einberufen könne. ES gebe in der Türkei nur osmanische Staatsbür ger, die nur nach Glaubensbekenntnissen getrennt werden können. Die griechische Nationalversammlung trat trotzdem zusammen, vertagte sich jedoch, ohne in irgend welche Ver handlungen einzutreten. Gleichwohl wurden 30 Mitglieder der Versammlung beim Verlassen des Phanas verhaftet. Es wurden unter Vermittelung einiger griechischer Mit glieder des türkischen Parlamentes Verhandlungen zwischen dem Patriarchat und der Negierung geführt, die einen gün stigen Verlauf nahmen. Da die Nationalversammlung gar nicht getagt hatte, wollte sich der Justizminister mjt der Erklärung des Patriarchen begnügen, daß die Mitglieder nur zu einer privaten Versammlung gekommen seien, die wdoch in Wahrheit gar nichts verhandelt habe. Dann wäre der ganze Vorgang als ein Mißverständnis angesehen wor den und die Negierung bätte die Freilassung der Verhafte- ten angeordnet. Plötzlich aber schlug, wie man auf türki- scher Seite behauptet, auf eine von Athen gekommene Wei sung hin die Stimmung um. Ter Wortlaut der Erklärung des Patriarchen war bereits zwischen beiden Parteien ver einbart, als das Laienkollegium der griechischen Synode gegen die Erklärung Protest erhob und die Fortsetzung der einmal eröffneten Nationalversammlung verlangte. ES wurde dieser Beschluß auch schriftlich dem Justizminister mit geteilt, worauf dieser telegraphisch die Verhaftung aller für die Nationalversammlung gewählten oder bestimmten Teil nehmer in allen Provinzen des türkischen Reiches anordnete Die weitere Folge war die Abreise des griechischen Gesandten unter Hinweis auf diesen Vorgang, der staatsrechtlich ja den türkischen Staatsbürger betraf und eine innere Angelegen heit des türkischen Reiches ist. Weiterhin nun wird in türkischen Blättern behauptet, der Streit um die Zuteilung der Kirchen an die Patriar- chatskirche und die bulgarische Exarchatskirche in Mazedo nien und Trakien, wegen dessen die griechische Nationalver sammlung einberufen worden war, sollte jetzt zwischen Griechen und Bulgaren auf friedlichem Wege geschlichtet werden. Die beiden Negierungen in Athen und Sofia hät ten sich über die Frage verständigt und würden das Patriar chat, sowie Exarchat nötigen, sich diesem Uebereinkoinmen zu fügen. Die türkische Regierung erblickt darin einen wei teren Eingriff Griechenlands in die inneren türkischen An gelegenheiten, ebenso ist man natürlich in Konstantinopel über die plötzliche Freundschaft -wischen Griechen und Bul garen sehr ausgebracht. Aus Stadl und Land. (Korweyrina auS Kauvttilati.) —* Die Bestrebungen des Landesvereins Sächsi scher Heimatschutz wurden auch in der vorgestrigen Stadtverordnetensitzung anläßlich eines vorliegenden Ge suches dieses Vereins lebhaft besprochen. Der Verein hatte um die Gewährung eines einmaligen Beitrages von 1009 Mark aus der Stadtkasse zu den Kosten eines Wettbetverbs- Ausschreibens zur Gewinnung von Plänen für städtische Kleinwohnnngsbauten gebeten. Herr Vizevorsteher Präsi dent Dr. Vogel beantragte, diesen Betrag auf 2000 Mark zu erhöhen, um die Bestrebungen des Vereins möglichst wirkungsvoll zu unterstützen. Der Antrag Dr. Vogel wurde nach längerer Debatte mit großer Mehrheit ange nommen. —* Mit der Erweiterung der Fürsorge für Veteranen durch die Erhöhung des bis her aus der Stadtkasse zu Beihilfen be willigten Beitrages von 12-100 Mark auf 20000 Mark jährlich beschäftigte sich vorgestern das Dresdner Stadtverordnetenkollegium. Es trat den Beschlüssen des Rates bei. nach denen der vorhandene Betrag auf 20 0li0 Mark erhöht wird und daß insgesamt 50 Renten zu je 80 Mark, 90 Renten zu je 60 Mark und 265 Renten zu je -10 Mark gebildet werden sollen. Auch im Haushaltplane für das Jahr 1911 soll der Betrag von 20 000 Mark für der artige Ehrenrentcn eingestellt werden. Herr Stadtverord neter Kaufmann Nippe wies darauf hin, daß zur Unter stützung der Kriegsinvaliden seinerzeit aus der französischen Kriegsentschädigung ein Fonds von 582 Millionen Mark gebildet worden sei. Leider sei dieser Fonds auch mit zu anderen Zwecken verwendet werden. Die Fürsorge für die bedürftigen Kriegsteilnehmer sei ja eigentlich Saclie des Reiches, doch habe dieses bis jetzt noch nichts nach dieser Richtung hin getan. Um so größer werde die Freude sein, daß sich jetzt die Stadt Dresden anschicke, die bisher von ihr den alten Kriegern bewilligten Renten zn vermehren und zn erhöhen. Für die Erhöhung der Renten stimmten auch die sozialdemokratischen Mitglieder des Kollegiums. —* Ter Einfluß der Dresdner Billett steuer, die bekanntlich vom Rate zu Dresden seit dem vorigen Jahre erhoben wird, macht sich hier bereits nach ver schiedenen Richtungen hin bemerkbar. Die neue Stene-' wurde bekanntlich seinerzeit in den Kreisen der hiesigen Gastwirte, der Konzertgeber und der zahlreichen Vereine nicht gerade mit besonderer Freude begrüßt, da sie als eine Erschwerung für alle künstlerischen und geselligen Veran staltungen angesehen wurde. Bekanntlich ist ja auch der Steuersatz nicht gerade niedrig bemessen und steigt von 5 Pf. pro Billett an bis zn 80 Pf. und noch höher.. Dieser letzi genannte Satz wird zum Beispiel bei einer Eintrittskarte erhoben, die 10 Mark kostet. In der Hauptsache haben die Konzertveranstalter und Vereinsleiter usw. die Steuer aus das Pubilkum abgewälzt und erheben fast durchgängig zu ihren Eintrittskarten einen entsprechenden Zuschlag, der dann an das Stadtsteueramt abgeführt wird. Nur die so genannten Redaktionskartell, die von den Vereinen und den Leitern künstlerischer Veranstaltungen zum Zwecke der Be richterstattung und Kritik ausgegeben werde», sind von der Steuer befreit. Ebenso genießen die Königlichen Hoftheater den Vorzug, daß sie keine Billettsteuer zu bezahlen brauchen. Wenn die Steuer nun auch manche Unbequemlichkeiten und namentlich eine Verteuerung der Konzerte, Vorträge und Vercinsvergüngnngen hervorgernfen hat, so hat sie zweisel los auch manches Gute mit im Gefolge. Bekanntlich ver schwanden Ende vorigen JahreS hier eine Anzahl kleinerer minderwertiger Kabaretts, und zwar deshalb, weil sich durch die Erhebungen der städtischen Steuerbeamten herausgestellt hatte, daß diese Kabaretts wcuig oder gar keine Eintritts karten verkauften, sondern das die meisten Besucher freien Eintritt hatten. TSr Wirt deckte seine Unkosten lediglich aus dem Erlöse der Speisen und Getränke, die in dem be treffenden Lokale verzehrt wurden und in einigen derselben hatten die Künstlerinnen noch die Aufgabe, die Gäste zum Trinken zu animieren. Da nun diese Kabaretts selbstver ständlich keinerlei Anspruch auf künstlerische Qualität machen konnten, untersagte die Königliche Polizeidirektion den Weiterbetrieb. Den betreffenden Wirten wurde jedoch nach gelassen, Konzerte von kleineren Kapellen zu veranstalten. Zweifellos braucht man diesen „Kunststätten" keine Träne nachzuweincn. Auch dei den zahlreichen .Künstlerkonzerten, die jetzt täglich hier stattfinden, zeigt sich der Einfluß der Billettsteuer in eigenartiger Weise. Dresden leidet be kanntlich an einer wahren Hochflut derartiger Konzerte, die von den Künstlern oft nur veranstaltet werden, uni eine gute Kritik zn bekommen, die sie dann in anderen Städten als Aushängeschild benutzen können. Tie Säle wurden bis her oft mit Inhabern von Freibilletts gefüllt und nach außen hin machte ein derartiges Konzert immer noch einen ganz respektablen Eindruck. Besondere Kosten waren mit der Ausgabe zahlreicher Freibilletts nicht verbunden. Dies ist jetzt jedoch airders geworden, denn auch für die Freikarten muß die Billettsteuer entrichtet werden und da diese auch, wie man im Volksmunde sagt, ins Geld läuft, so sind manche der früheren stark besuchten Künstlerkonzerte jetzt recht leer. Wahrscheinlich wird nun der Erfolg der sein, daß auch die Zahl dieser manchmal recht überflüssigen Reklamekonzerte s.ch verringert, und dieser Erfolg der Billettsteuer wäre pdenfalls auch nur mit Freude zu begrüßen. —' Die Ausgestaltung des Königs ufers in Dresden-Neustadt wurde in der vorgestrigen Stadtverordnetensitznng wieder behandelt. Der Rat teilte dem Kollegium mit, daß er nach Kenntnisnahme von dem Ergebnisse des WettbewerbSausschreibens für die Ausge staltung des Königsnfers beschlossen habe, Herrn Stadt- baurat Professor Erlwein mit der weiteren Ausgestaltung des von ihm eingereichtcn Entwurfes einschließlich der Be schaffung eines Modells zu beauftragen und hierzu weitere 5000 Mark aus dem Verschöuerungsfonds der Dr. Güntz- schen Stiftung zu bewilligen. Sobald diese neuere Planung von Herrn Stadtbanrat Professor Erlwein fertiggestellt sein werde, solle sie nach Befinden mit einem entsprechend. .1 Nachtrage zur Bauordnung den zuständigen Körperschaften vorgelegt werden. Nach einer kurzen Debatte, in der für und wider die Beseitigung des Narrenhäuschens gesprochen wurde, nahm das Kollegium von den Mitteilungen des Rates Kenntnis. X Ter Große Wartxn war schon oft für manchen jener unglücklichen Menschen, die mit dem Lcbsn ab geschlossen haben, der Ort, wo er sitoem iroischen Dasein durch Gift oder durch die Reoo'oerkugel ein vorzeitiges Ende bereitete. Seit einiger Zeit findet man am frühen Morgen auf den Bänken sestgeklebt ein gedrucktes Plakat, das die Ueberschrist „Sehr ernste Warnung!" trägt und folgenden Wortlaut hat: „Entleibe» Sie sich niemals, unter keinen Umständen! Nur der Dummkopf glaubt, daß er nach dem scheinbaren Erschießen, Hängen usw. tot sei. Der Aufgeklärte, Vorsich- tige weiß längst, daß man sich überhaupt nicht tot machen kann. Nur die Hülle ist tot. Das gilt auch für die, welche im Kriege fallen: sie sind nicht tot und können cs nicht sein, weil ein Tod den Naturgesetzen zuwider ist. Was inwendig steckt, der Geist, der Dirigent, der Befehlshaber, der Herr und Bewohner des Gehäuses, muß bewußt ganz real weiter leben. Er nimmt alle guten und bösen Eigen schaften, die er sich im Erdenleben erworben hat, und alle Erinnerungen von Jugend auf mit hinüber ins ewige Leben. Dort wird er gefragt, was er getan, was er ge lernt. wie er sein Erdenlebcn genützt hat. Wer seine Hülle, sein Gehäuse selbst tötet, muß für seine schlimme und feige Tat sofort eine angst- und qualvolle Jenseitß-LeidenSzeit antretcn, die das Erdenlerd tausendfach verschärft und die Hunderte von Jahren dauern kann. Ein Menschenfreund." Der seltsame Menschenfreund erneuert seine War nungen an jedem Tage wieder, obwohl es bisher noch nicht geglückt ist, ihn zu Gesicht zu bekommen. Meißen. Aus den besten Lagen des Meißner Wein baues, Rittergut Rautenberg, Witwe Eulitz im Spargebirge und Müllers Weinberg in Meißen ist die diesjährige Ernte von Herrn Vinzenz Richter, Altdeutsche Brer- und Weinstube, angekauft und gekeltert worden. In dem gern besuchten Lokale findet der Ausschank des vorzüglichen Mostes statt; derselbe wog bei 14 Grad Neaumur geniesten 76 Grad nach OchSle. Gemeinde- und Vereinsnachrichten. 8 Dresden. Der kathol. Frauenbund hat schon seit Jahren eine Organisation ins Leben gerufen, die den Namen „ I u g e n d b u n d " trägt, und bezweckt, jüngere Kräfte für die Vereinstätigkeit heranzubilden, ihnen Verständnis und Interesse für die Aufgaben der Jetztzeit nahe zu brin gen, und sie theoretisch und praktisch zu schulen: — damit sie einst ihre Lebensaufgabe — möge diese nun in oder außer dem Hause liegen — gerecht werden können. Im vorigen Winter fanden in den monatlichen Versammlungen kleine Vorträge über die wirtscliaftliche Entwickelung des deutschen Volkes und die damit zusammenhängende Frauenfrage statt. Diese sollten eine Anregung geben, den sozialen Fragen und Arbeiten der Gegenwart Verständnis und Interesse ent gegenzubringen, und zur Mitarbeit anspornen. Außerdem fanden wöchentliche Führungen im Albertinum durch die Der TNord im Kloster Czenstochau. Die Entdeckung eines in den Räumen des Paulaner- klosters in Czenstochau verübten, in seinen Motiven noch in ein mysteriöses Dunkel gehüllten Mordes dürfte nicht allein unter der polnischen Bevölkerung, sondern in der ganzen zivilisierten Welt berechtigtes Aufsehen Hervorrufen. Ob und inwieweit dieser geheimnisvolle Mord mit der mit gro ßer Verwegenheit ausgeführten, bisher noch nicht aufgeklär ten Beraubung des wundertätigen Marienbildes in Zu sammenhang gebracht iverden kann, steht noch dahin. Ende Juli dieses Jahres erregte die Auffindung eines SofaS in einer Ausbuchtung der Warthe bei Klomnice in der Nähe von Czenstochau, in dem bei näherer Durchsuchung eine ver stümmelte Leiche männlichen Geschlechtes entdeckt wurde, ungeheures Aufsehen. Nach langen Bemühungen wurde die Leiche als diejenige des seit Juli dieses Jahres vermißten Postbeamten Waclaw Maczoch aus Granica rekognosziert. Alle Bemühungen der Ermittelungsbehörden, das geheim nisvolle Dunkel zu lüften, erwiesen sich als erfolglos, bis endlich am letzten Dienstag die Behörde auf die Spur der Verbrecher gebracht wurde. Hierüber sind in den Warschauer polnischen Blättern nachstehende Einzelheiten enthalten: Die Identität der bei Klomnice gefundenen Leiche wurde am Donnerstag durch seinen Vater und seinen Bru der Franz Maezoch, sowie durch daS frühere Dienstmädchen und die Kollegen des Ermordeten festgestellt. Zur Ent deckung führten folgende Umstände: Die Polizeibehörde in Czenstochau hatte erfahren, daß einer der dortigen Drosch kenkutscher gesehen hätte, wie einer seiner Kollegen in seiner Droschke eine Ladung beförderte, die in einem Ueberzuge verdeckt, einem Sofa ähnelte. Dies geschah am Abend de? 24. Juli, dem Tage des Mordes; schließlich verriet der Droschkenkutscher, daß er im Aufträge eine? Klosterdieners vor das Hintere Tor des Klosters gefahren wäre, wo zwei Männer in Begleitung eines Mönches ein schweres Sofa auf die Droschke luden. Nachdem sie einige Werst von Czen- stochau gefahren waren, in einer zweiten Droschke fuhren die Personen, bat der erste Droschkenkutscher den Mönch, umkehren zu dürfen, da seine Pferde übermüdet wären. Er wurde nüt sechs Rubel entlohnt und der Mönch setzte sich dann in die Droschke Nr. 36, auf der das Sofa verladen war und auf der auch ein Klosterdiener Platz genommen hatte. Der Kutscher fuhr bis Zawady, wo die Warthe eins weite Ausbuchtung macht. Dort wurde das Sofa in das tiefe Wasser geworfen. Der Mönch führte den Droschkenkut scher in eine nahe Schonung und nahm ein Kruzifix und ließ ihn knieend schwören, daß er unter keinen Umständen ver raten dürfe, was er gesehen und woran er sich beteiligt habe, eS geschehe dies zum Wohls der Kirche. (?) Diesen Schwur leistete auch der Droschkenkutscher. Für die Fahrt erhielt er 30 Rubel, worauf er den Mönch mit dem Bruder nach Neu-RadomSki fuhr. Von hier kehrten beide mit der Bahn nach Czenstochau zurück. Als die Untersuchungsbehörde diese Einzelheiten er fahren hatte, ordnete sie die Verhaftung des Paters Damazy Maezoch und die deS .Klosterdieners Stanislaus Zaloga an. Der Haftbefehl konnte aber nicht ausgeführt werden, weil die beiden im Kloster nicht auffindbar waren. Pater Da mazy Maczoch hatte bereits vor zwei Wochen das Kloster ver lassen, angeblich, um in einer Parochie in der Nähe von Warschau eine Stellung als weltlicher Priester anzunehmen. Er hatte eine diesbezügliche Eingabe mit einem zweiten Ordensbruder Isidor an das Warschauer Konsistorium ge richtet. worauf er «ine Zusage erhalten haben sollte. Pater Damazy hatte den Abschied unter einem gewissen Drucke nehmen müssen, weil er schon früher wegen leichten Lebens wandels und Nichtbeachtung der Klostersittcn schlecht ange schrieben war. Eine amtliche Entlassung wurde dadurch verhindert, weil der neugewählte Prior Welonski von der russischen Regierung nicht bestätigt worden war. Es bestand gegen den Pater Damazy schon feit längerer Zeit unter den älteren Patres eine Opposition. Man übte auch auf den Prior Reiniann einen Druck gegen ihn aus, ihn aus dem Kloster zu entfernen. Dies unterblieb aber, weil der leicht sinnige Mönch der Liebling des Priors war. Dies führte dazu, daß bei der Priorwahl für Neimann nur vier Stim men, für seinen Gegenkandidaten Welonski acht Stimmen abgegeben wurden. Maczoch wurde später in Krakau verhaftet und hat den Mord bereits eingestanden. Es herrscht die überwiegende Meinung, daß das Motiv des Verbrechens in seiner eroti schen Natur zu suchen ist. Er hatte mit der Frau eines Vetters Helene Maczoch, schon bevor diese Ehe zustande kam. ein Liebesverhältnis unterhalten, das er auch während der Ehe fortsetztc. Der Vetter soll Pater Damazy während eines Besuches Vorhaltungen gemacht haben, daß er ihn mir einer leichtfertigen Person verheiratet habe, und in der Hitze des Wortgefechtes dem Pater eine Ohrfeige versetzt haben, worauf dieser nach einer kleinen Axt, die neben dem Ofen stand, griff und mit dieser den Vetter im Zorne erschlug. Nach einer anderen Version soll er den Vetter, nachdem er ihn trunken gemacht hatte, ini Schlafe getötet haben. Das Motiv soll Eifersucht und gekränktes Ehrgefühl gewesen sein, weil der Detter sich über die Geistlichen und speziell über die Klosterinsassen lustig gemacht haben soll. Es heißt auch, daß der Vetter als Komplice des großen Klosterraubes von Gewissensbissen gepeinigt, seine Schuld den Behörden offenbaren wollte und daß Pater Damazy als Mitschuldiger, um das zu verhindern, ihn ermordet habe. Der furchtbare Mord hat ganz Polen in tiefe Trauer gehüllt. Czenstochau ist das polnische Nationalheiligtum, das durch die schnöde Mordtat entweiht Warden ist. Die Paulanerpatres kündigten eine große Sühneandacht an. Sie veröffentlichen in den polnischen Blättern folgende Er-