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cdc'lung des Stuhles erstrebt, sehr erhebliche Summen auf- nervandt. Alls der Schiffsbautechuischen Ausstellung im Zoologischen (harten erregen zurzeit die von seinen Werken nach dein patcntgeschiiyten Verfahren hergestellten Produkte unter Fachleuten Aufsehen. Indessen wollte es bisher nicht gelingen, für dieses Oualitätsinaterial genügenden Absatz zu finden, und es liegt deshalb der Gedanke sehr nahe, das Produkt auf Panzerplatten und andere kriegstechnische her- vorragcnd beanspruchte Fabrikate zu verarbeiten. Die Ver suche in dieser Richtung haben, wenn man aus den paar be schossenen Stahlplatten im Zoologischen (harten einen Schluß ziehen darf, befriedigende Ergebnisse gezeitigt. Es steht andererseits auch unzweifelhaft fest, daß die Neugrlln- düng eines Werkes für die Fabrikation von Panzerplatten usw. allgemeine Beachtung verdient, haben doch die Aeuße- rnngen der Regiernngsvertreter im Parlamente nichts an der Tatsache zu andern vermocht, daß Krupp bis hellte noch für das Deutsche Reich ein Monopol auf eine Anzahl für die Landesverteidigung nnentbehrlichr Artikel besitzt. Das gilt insbesondere vom Panzermaterial. Es ist deshalb ver ständlich, daß nicht nur die Regierung, sondern auch der Steuerzahler dem Entstehen eines Werkes sympathisch gcgenübersteht, welches durch einwandfreie Lieferungen sich zu einem ernsthaften Konkurrenten der Essener Firma zu entwickeln vermag. Es ist höchst erstaunlich, daß sich in den Jahren des letzten großen Konjnnkturaufschwunges, in denen .es den deutschen Großkaprtalisten gewiß nicht an Unternchmermnt gefehlt hat, kein Unternehmen daran ge macht hat, das Monopol Krupps auf dem Gebiete der Pan- zerplattenerzengnng ernsthaft zu bekämpfen. Nahezu alle anderen Staaten haben eine Konkurrenz auf diesem Ge biete, nur in Deutschland fehlt bisher eine solche vollständig. — Die französische Post- und Telegrapyenverwaltung läßt zurzeit in Deutschland Studien und Beobachtungen über die Postpaketversendung anstellen, um diese lang erwünschte Reform in Frankreich eiuzuführen. Ein anderer böherer französischer Postbeamter ist damit betraut worden, den Dienst der Poslbureaus auf den deutschen Postdampfeni nach Neuyork eingehend zu studieren. — Gegen die Ausdehnung der Erbschaftssteuer auf Kinder und Ehegatten macht die „Deutsche Tageszeitung" scharf mobil. Sie will auf die Regierung damit Eindruck machen, daß sie behauptet, der Widerstand gegen die Aus- dehnung der Erbschaftssteuer auf Kinder und Ebegatlen gehe gar nicht so sehr von den Grundbesitzern aus als viel mehr von den Kreisen der Bauern und des städtischen Mittelstandes. Um ferner einem etwaigen Umfall der Konservativen vorzubeugen, weist das Blatt des Bundes der Landwirte darauf hin. daß sich die konservative Partei auf ihrem letzten Delegiertentage bereits mit völliger Deutlichkeit und Entschiedenheit gegen die Ausdehnung der Erbschaftssteuer in dem erwähnten Umfange festgelegt habe. Die „Deutsche Tageszeitung" erklärt zum Schluß: „Wenn man sagt, daß die Reichsfinanzresorm ein Kompromiß sei, bei dein auch die Agrarier Zugeständnisse machen müßten, so ist das bis zu einem gewissen Grade richtig. Die Agrarier dürsten auch bereit sein, aus manchem anderen Gebiete Zugeständnisse zu machen, soweit sie möglich und nötig sind. Aber was die Ausdehnung der Erbschaftssteuer anbelangt, so muß es hier heißen: „Die Hand weg!" Nach unseren Informationen wollen die Konservativen unbedingt die Erbschaftssteuer ablehnen, selbst aus die GZahr hin. daß die gesamte Reichsfinanzresorm zum Scheitern kommt. Man darf dabei nicht vergessen, daß auch das Zentrum schwerlich für diese Steuer stimmen wird, da sie gerade für den Mittelstand schwer belastend ist. Wenn der Vater starb und der Sohn den Hof über- nimmt, dann muß er schon genügend Lasten tragen; da kann die geringste Steuer zur Vermehrung der Schulden führen und das wollen wir nicht. Man vergesse nicht, daß das Blühen des Reiches aus einer gesunden Landwirtschaft beruht — Abgeordneter Dr. Müller-Meiningen nnd das VerrinSgesetz Aus Oberschlesien hat sich ein freisinniger Parteisekretär an den Abg. Dr. Müller-Meinigen in der Frage der Auflösung der Versammlung gewendet und dann von diesem folgenden Bescheid erhalten: „ES ist im all gemeinen, vom koukretkn Fall ganz abgesehen, ein wahrer Jammer, daß »ine beschränkte Bnreaukratie das Vereins gesetz wie alle anderen Gesetze in einer Weise anzuwenden versucht, daß die gesetzgebenden Faktoren immer von neuem die Kurzsichtigkeit und Verständnislosigkeit bedauern müssen. Es ist die höchste Zeit. daß. wie in Süddeutschland, auch in Preußen dafür gesorgt wird, daß die bündige Zusage des Staatssekretärs des Inneren durch entsprechende Aus- sührnngSbestimmungeu vollzogen werde. Den Kampf gegen die Bnreaukratie aufznnehmeu haben heute der leitende Staatsmann und seine Kollegen (soweit sie nicht dem elstenm ein Bein zu stellen versuchen) ebenso alle Veran lassung wie die VolkSverKeter; denn jene Bnreaukratie pfeift auf die Minister und ihre Politik. Ich will offen einräumen, daß wir von Anfang an wußten, daß dieser Kumpf um eine liberale Ausführung des liberalen Gesetzes uns nicht erspart bleiben würde, denn die Beschränktheit und die Kosakerei gewöhnt man diesen» alten System über Nacht nicht ab. Dazu gehört Geduld und Ausdauer! Sie die Landrats- rmd Polizeiwirtschaft, wir die Kaplano- kratie! Trotz „Block" noch keine Lust in Deutschland zu leben!" Abg. Dr. Müller Meiningen kann cs nicht lassen, seinem „aniiultrauioutaneu Eifer" Ausdruck zu geben, auch wenn der Kaplan mit der Sache gar nichts zn tun hat. Aber köstlich ist die Bemerkung, daß die Freisinnigen von Anfang an wußten, daß das neue Vereinsgesetz schlecht an- gewendet werde» würde; trotzdem haben sie alle Anträge des Zentrums auf eine freiheitliche Ausgestaltung abgelehnt. Da zeigt sich so recht die ganze Heuchelei des Liberalismus in dieser Sache. — Obstruktion auf dru» roten Parteitag. Die „Münchener Post" bringt unter dein Titel: „Die Wahl- Politik" den Bericht des „Vorwärts" von der General- Versammlung des 2. Hamburger Reichstag-Wahlkreises, der beschlossen hat, noch einen 8. Delegierten zu entsenden, und fährt dann fort: „Dieses Beispiel ist in einer Reihe Nord deutscher Wahlkreise vor- und nachgeahmt worden. Kreise mit einer ganz geringen Organisiertenzahl haben — auf w sscn Koster,? — 3 Delegierte gewählt. Damit hat sich der Parteivorstund auf den Standpunkt des Polizei- ausgcbois gestellt. Druck, die MasflndUegationen von Parteigenossen, die. ohne die Gründe der süddeutschen Parteimitglieder zu kennen, bereits e,n gebnnberre» Mandat haben, hat man den sachlichen Boden völlig verlassen und die brutale Gewalt an die Stelle parleigei,äffischer Dis kussion gerückt. Unter diesen Umständen erscheint cs nötrg, daß die süddeutschen Parteigenossen erwägen, ob sie sich überhaupt noch an dem Parlertag beteiligen uns das Objekt einer solchen unwürdigen Polizeikornösrc bilden wollen." So schreibt ein Parteiblnrt über die eigene Parteiinstanz; man kann daraus entnehmen, welcher Hitze grad unter den Genossen herrscht. Das wird in Nürnberg einer» 2. Dresdener Jungbrunnen geben. — Evangelische „Domherren" in Preußen. Durch den Tod des Wirklichen Geheimen Rates von Lucanus, der dein Domkapitel zu Merseburg als Senior angehörte, und des Kaiserlichen Geheimen Negierungsrates a. D. Grafen Ernst zn Solins-Laubach der vor Jahresfrist an Stelle des verstorbenen Staatsmrnistcrs v. Boetticher zum Dom herrn in Naumburg ernannt worden war, sind zwei der bestdotierten preußischen Toinherrenstellen frei geworden. Tie Toinherrenstellen der Domkapitel zu Merseburg und Nauinbirrg, deren Verwaltung zum Ressort des Ober- präsidenten der Provinz Sachsen gehört, sind nämlich nicht nur mit einem jährlichen Einkommen von 2—3000 Mark dotiert, sondern gewähren ihrem Inhaber auch das Recht zur Benützung einer „Tomkirrie", d. h. eines großen, nahe den» Tom gelegenen Hauses, das der Domherr, falls er es nicht selbst bewohnt, zn vermieten pflegt. Domdechant des Merseburger Domkapitels ist schon seit langen Jahren der frühere Regierungspräsident in Merseburg, Wirklicher Ge heimer Rat v Diest. Domkapitular ist seit kurzem der Generaloberst v. Lindequist. Er ist Nachfolger des ver storbenen Admirals v. d. Goltz. Tie Würde des Naunr- brrrger Tomdechanten bekleidet der jetzt auch dort wohnende Staatsministei Gras Posadowsky, Senior des Domstiftes ist der in Weimar lebende frühere General inspektor der Fnßartillerie General der Artillerie Edler von der Planitz, während der verstorbene Graf zu Solms- Lmibnch als Toinkapitrrlar fungierte. Auch die Tomherren stellen des dritter» evangelischer» Tonistifts irr Preußen sind vom Kaiser Staatsmännern nnd Offizieren als Pfründen verlieben worden. Zu den Mitgliedern des Domkapitels zn Brandenbnrg, dessen Verwaltung dem Minister des Innern obliegt, gehört der Reichskanzler Fürst v. Blllow, der Staatsminister Gra» Botho zu Eulenburg, der von 1373 1381 und dann 1392 Minister des Innern war und 1392 als Nachfolger Eaprivis das Ministerpräsidinni Preußens inire hatte, der Generalfeldinarschall v. Haynke, der Generaloberst Graf Schlieffen, der Generalinspekteur der dritten Armeeinspcktron General der Infanterie v. Bock und Polach, der General der Kavallerie v. Massow, zuletzt Präsident des Reichsmilitärgerichts, und der Admiral v. Knorr. Domherren des Brandenburger Dom- stifts sind ferner der Oberhofprediger Exzellenz Dryander, die Generalsuperintendenten Köhler nnd Faber, der Haupt ritterschaftsdirektor v. Buch, und altem Herkommen gemäß der Direktor der Brandenburger Ritterakademie nnd ihr Kurator, zurzeit ein Herr v. Stülpnagel-Liirdhorst. Es braucht für unsere Leser nicht erst erwähnt zu werden, daß die Einkünfte dieser Domherren ehemaliges katholisches Kirchengnt sind. — Zuwachs an neuen Tarifverträgen. Das Kaiser lich Statistische Amt hat im Anschluß an seine Publi kationen vom Jahre 1900 eine neue dankenswerte Arbeit über die Tarifverträge und derer» Weiterbildung erscheinen lasser». An der Hand des Tarifmaterials ist hier der Ver such gemacht, zu zeigen, welche Lösung eiire Reihe seitens der Wissenschaft viel erörterter Einzelfragen des Tarif vertrages in den Tarifen selbst gefunden hat. Im An schluß daran ist ein Ueberblick über diejenigen Rechts fragen des Tarifvertrages, welche gegenwärtig in den rechtswissenschastlichen Erörterungen die entscheidende Nolle spielen, sowie über die Vorschläge der Rechtswissen schaft zur Gesetzgebung und über die Stellring der Reichs- Verwaltung nnd des Reichstages gegeben. Das letzte Kapitel behandelt den gegenwärtiger» Stand der inter nationalen Gesetzgebung. In einem Anhang ist ansge- wähltes Tarifmaterial charakteristischer Tarife dem Bande beigegeben, wodurch der juristischen nnd der volkswirt schaftlichen Forschung neuer Stoff zugeführt worden ist. Nach wie vor ist die Form der kollektiven Vertrags- schließrmg nach dem „Neichsanzeiger" nicht in die fünf Großgewerbe der dentschen Volkswirtschaft eingedrrrngen, den Bergbau, die Maschinenindnstrie, die elektrische In dustrie, die chemische Industrie nnd die Textilindustrie, mit gewissen größerer» Ausnahmen. In der Metallindustrie ist der Tarifvertrag nicht mehr ans die handwerklichen Be triebe beschränkt, sondern hat begonnen, auch einzelne kleinere Oiebiete der Großindustrie zu ergreifen. Ins besondere trifft dies für die Eisengießerei zu, die Gelb gießerei, die Solinger Gewerbe nnd die Edelinctall- indnstrie sind indessen von der Tarifvertragsbewegung noch wenig berührt. Soweit Tarife in diesen Gewerben abge schlossen werden, sind es noch Ausnahmen nnd zumeist Firmentarife. Es ist bekannt, daß die Arbeitgeber dieser Gewerbe, abgesehen von grundsätzlichen Erwägungen, über wiegend ans dem Standpunkte stehen, daß die Form des Tarifvertrages bei ihren Gewerben mit sehr verwickelter Technik nicht zweckmäßig ist. Die zweite bedeutsame Er scheinung ist die Entwickeliing von der örtlichen zur zu- saiiimeiifassenden einheitlichen Regelung der Arbeits bedingungen in einer großer» Reibe von handwcrkschaft- lichen nnd industriellen Gewerben. Während im Jahre 1905 in Deutschland nur fünf nationale Tarife bestanden, die sämtlich in die Gruppe der graphischen Gewerbe fallen, hat seitdem irr einer Reihe von Gewerben eine Bewegung eingesetzt, die auf einheitliche Festsetzung der tariflichen Ab machungen hinziclt. Oefterreich.U«s«r». — Der Kaiser empfing den Erzherzog Ludwig Viktor der ihm seine Gllückwünsche anläßlich de» Regierung«- jubiläum» kbcrbrachte, in rtr.stünoigcr Audienz. — Zn paclamentarijchen Kreisen geht da- Gerücht uni, daß Kultus- minister Dr. Marchet irr seiner Audienz beim Kaiser n Ischl um seine Entlastung nachgesucht haben soll. Dr. Marchet ist ein ausgesprochener Liberaler, dessen wankelmürrge Stellung im Falle Wahrmund ihm die Sympathien r> cht nur der christlich gesinnten Abgeordneten sondern auch der Mittelparleien vericherzt hat. — Der Ackerbaumiuister Ebenhoch hat dm Minister- Präsidenten davon in Kenntnis gesetzt, daß er mit Rücksicht auf die gesanustaatlichen Intercssen bet Akirvieruvg des serbischen Handelsvertrages zwar mitgewirkt habe, jedoch im Hinblick auf die Stimmung in agrarischen Kreisen nicht mehr glaube, sich deren Unterstützung bei Vertretung ihrer Interessen erfreue» zu können. Ec sehe sich daher oec anlaßt, seine Demission anzubieten. — Die in einem an das „Prager Tageblatt" gerich teten Schreiben des Zentraldirektors Kostranek aufge stellte Behauptung, daß der Abgeordnete Brdlik für eine von ihm zn gründende Schraubenfabrik um Vergünsti gungen beim Eisenbezug ersucht und daß der Sektionschef des Handelsministeriums Rößler in dieser Angelegenheit Pressionen ausgeübt habe, werden in einer offiziellen Be kanntmachung als unrichtig bezeichnet. Von einer Be günstigung für die Budweiser Fabrik war mit keinem Wort die Rede. Es handelte sich vielmehr darum, daß der Bud weiser Fabrik seitens des Eisenkartells das notwendige Eisenmaterial unter den gleichen Bedingungen wie allen anderen Schraubenfabrikcn geliefert werde. — Ueber die Prager Skandale liegt folgende Meldung vor: Der jungtschechische Abgeordnete und Stadtverordnete CzernohorSky und sein Bruder, ein Großholzhändler, waren die Unterhändler bei Kestranek. Czernohorsky hat sein Mandat niedecgelegt und mit seinem Bruder Prag der- lasten. ES gehen Gerüchte, daß Czernohorsky am Wörther See Selbstmord begangen hat. Der Vertreter der Prager Stadlgemeinde. Abgeordneter Dr. Sebauer, hat die Klage des Prager Stadtrates und des Verwaltringsrate» der Wasserwerke gegen den Zentraldireklor Kestranek beim Strafgericht eingereicht. Die juridische Sektion des Prager Stadtrates wird mit Rücksicht auf die neue Beschuldigung KestranekS, ein Stadtverordneter, nicht ein Stadtrat habe mit ihm wegen der Provision bei der Röhrenlieferung ver handelt, beschließen, daß auch die 60 Stadtverordneten die Klage gegen Kestranek erheben. Dr. Kramarsch, der auf seinen Gütern in der Krim weilt, wurde telegraphisch von KestranekS Angriff in Kenntnis gesetzt. «»«Hl«»». — Ein Berliner Blatt schreibt, die österreichisch- ungarische Regierung sei zu der Ueberzeugung gekommen, daß der gegenwärtige Augenblick besonders günstig sei, um die Annexion von Bosnien und der Herzegowina durch- znführen. Dieser und zwei in englischen Monatsschriften erschienene Artikel, in denen ausgcführt wird, daß Groß britannien durch die von der Revolution in der Türkei hcrvorgerufenen Umwälzungen nicht in der Lage sein werde, seine gegenwärtige Position in Aegypten zu be haupten, veranlaßt die Londoner Presse, auf die sonst gern gemiedene ägyptische Frage zu kommen. „Daily News" meint, das Schicksal von Bosnien und der Herzegowina müsse hier in England jedenfalls besonderes Interesse er regen, da ein Vergleich mit Aegypten immer naheliegt. Das genannte Blatt ist der Ansicht, daß, wenn sich die Ver fassung in der Türkei weiter halten sollte, Aegypten eine ähnliche Konstitution von England nicht verweigert wer den könne. Die Hauptsache für Großbritannien sei also, auf freundschaftlichem Fuße mit der hohen Pforte zu bleiben, ebenso mit Aegypten, da sonst eine Beherrschung des Suezkanals unmöglich sein würde. Stuftland. — Ter deutsche Botschafter in Petersburg, Graf von Pourtales, tritt beute eine Reise nach Kiew, Poltawa, Charkow, Sebastopol und der Krim an. Türkei. — Reschad Effeadi, der türkische Thronerbe, hat znm ersten Male seine monatliche Apanage von 200000 Piaster (— 40000 Mk.) ausgezahlt erhalten. Der Prinz soll sich nunmehr mit den Staatsangelegenheiten vertraut machen, den Manövern beiwohnen und sich in der Oeffentlichkeit zeigen. — Der ueuernannte türkische Botschafter in Berlin, Osman Nizami, ist ein Sohn des ehemaligen Gesandten in Wien. Seine Mutter ist eine Oesterreicherin; er spricht fließend deutsch. — Die demokratische Liga der serbischen Ottomanen in Uesküb erließ ein Manifest, worin sie erklärt, sie entsage den bisherigen revolutionären Organisationen in der festen Ueberzeugung. daß die jetzt erkämpfte Ver fassung eine genügende Garantie für die weitere Ent wickelung des Vaterlandes biete. Das Ziel sei die Er haltung deS jetzigen vereinigten ottomanijchen Reiches und dessen Verteidigung gegen etwaige feindliche Elemente. Der Weg. auf dem sie es erreichen wollen, sei ein ans- richtiges Zusammenarbeiten mit allen ottomanischen Staats- bürgern ohne Unterschied der Nationalität und Religion. Persien. — Der Versuch Persiens, bei England. Rußland oder Frankreich eine Anleihe aufzunehmen, ist endgültig ge- scheitert, da der Schah die geforderte europäische Kontrolle au» Furcht, kein Geld in die Hände zu bekommen, ablehnte. Japan — Der frühere Minister des Aeußern, Baron Kato, ist zum Nachfolger des Grasen Komrrra auf dem Botschafter- Posten in London ausersehen. Marakk». — Die Haltung Frankreich» zeigt eine vollständige Ruhe gegenüber dem weiteren Verlauf der neuen Phase, die in der marokkanischen Frage cingetreten ist. Das in der marokkanischen Sache zwischen Frankreich und Spanien bestehende enge Einvernehmen bewährt sich auch gegen- wärtig in vollem Umfange und wird von den beiden Re- gterungen mit Loyalität festgehalten werden. Hinsichtlich der Besetzung von Casablanca, de» Schauja-GebietS und der Stadt Udjda wird nach der in Pari» herrschenden Ueberzeugung eine übereilte Räumung dieser Punkte seiten»